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Nördlich der A24

„Blauer Montag“ ohne blaue Lippen

Vielleicht ist es besser, dies für all jene, die nicht dabei waren, erstmal vorwegzuschicken: Nein, es ist niemand erfroren. Es gibt also keinen Grund, sich Sorgen um seine Angehörigen zu machen. Aber kalt war es zum Abschluss des KulturSommers am Kanal. Lausig kalt. Und ja: Mit dem „Blauen Montag“ fand das Festival ein kurzweiliges und gelungenes Ende. Mit anderen Worten: Wer den Weg in den Stadthauptmannshof angetreten hatte, musste sich warm anziehen – und brauchte sein Kommen nicht bereuen.

Weit mehr als 100 Besucherinnen und Besucher hatten sich im Garten der Kulturremise versammelt. Die Jacken bis zum Hals zugeknöpft lauschten sie den Darbietungen. Das von KulturSommer-Intendant Frank Düwel und seinem Team auf die Beine gestellte Programm erwies sich als ein perfektes musikalisches Ablenkungsmanöver. Mochten den Gitarristen auch die Finger klamm werden und den Sängern die Stimme heiser – das Publikum hing ihnen an den Lippen und spendete warmen Applaus.

Intendant Düwel offerierte an diesem Abend zunächst eine Art „Best of“ Lauenburgs Folk und „Beat’n’Dance“. Günter Klose und Lorenz Stellmacher zauberten mit Nyckelharpa und Schifferklavier unbekannte schwedische Melodien aus dem Hut. Liedermacher Klaus Irmscher zeigte sich mit einem satirischen Rap über kollektive Körperertüchtigung im Zeitalter des Smartphones auf Augenhöhe mit der Gegenwart, während Jörg-Rüdiger Geschke mit Bertolt Brechts „Lied von der Moldau“ die Vergänglichkeit ins Visier nahm. Dimitry Ivanov wiederum sang die russische Sehnsuchtshymne „Pozovi Menja“.

Dieses Lied bildete den Abschluss des ersten Programmteils und einen guten Anlass, blauen Lippen am „Blauen Montag“ vorzubeugen und ins Herrenhaus umzuziehen. Dort ging es nach einer kurzen Pause weiter – unter anderem mit „Beat’n’Dance“-Sänger und (Song-)Schreiber Helmut Hoffmann, der sein Gedicht „Die Relativität des Seins“ vortrug, und Auszügen der von Daniela Viktoria Kiesewetter inszenierten Operette auf dem Lande. Wie schon bei der Premiere in Segrahn begeisterten Ana Carolina Coutinho (Sopran), Dustin Droszdiok (Tenor), Darsteller Ingmar Grapenbrade und Pianist Andrey Denisenko mit Liedern wie Franz Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ und Paul Abrahams „My golden Baby“.

Ein würdiges Finale für den „Blauen Montag“ und den KulturSommer. Wie 2018 sei die Marke von 20.000 Besuchern geknackt worden, freute sich Intendant Düwel. Ein besonderes Dankeschön richtete er an die Künstler, die ihre Ateliers geöffnet hatten, und an die Gemeinde Berkenthin für die gelungene Eröffnungsfeier an der Schleuse.

Schon jetzt steht fest, dass der KulturSommer am Kanal im kommenden Jahr in Büchen eröffnet und der Intendant Düwel heißen wird. „Hätten wir nicht so einen Menschen gefunden, wäre das Festival nur die Hälfte wert oder würde womöglich schon gar nicht mehr stattfinden“, hatte Wolfgang Engelmann, Vizepräsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Düwels Bedeutung für die Veranstaltung bereits zu Beginn des „Blauen Montags“ deutlich gemacht und offiziell die Verlängerung der Zusammenarbeit mit ihm um zwei weitere Jahre verkündet.