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Südlich der A24

Online-Konzert mit dem Alberto Sanchez Lounge Orchestra

Für ein Online-Konzert macht das Alberto Sanchez Lounge Orchestra am Freitag, 24. Juli, im Amtsrichterhaus Schwarzenbek Station. Zusammen mit dem Sänger Anibal Portillo und dem Gitarristen Alessandro Galas liefern Alberto Sanchez (Harfe) und Johannes Köppen (Saxofon) den Beweis, dass ein Mix aus Klassik, Jazz und Funk einen mitreißenden Sound erzeugen kann. Das Konzert wird ab 19.25 Uhr auf Youtube übertragen.

Alberto Sanchez wuchs in Paraguay auf und spielte von Kindesbeinen an Harfe. Mittlerweile ist er ein wahrer Virtuose an seinem Instrument. Der Musiker lebt seit ein paar Jahren Hamburg.

Johannes Köppen kommt ebenfalls aus der Hansestadt. Er lernte Klavier, studierte Flöte und Saxofon. Inzwischen blickt er auf eine lange Karriere als Saxofonist zurück. Johannes Köppen ist in der Rock- und Pop-Musik ebenso zu Hause wie im Jazz.

Das Konzert wird exklusiv nur für jene gestreamt, die sich auf dem YouTube-Kanal unter https://youtu.be/StIxt6hGAhQ einloggen. Danach wird es nicht mehr online sein. „Etwas live zu erleben ist etwas Besonderes. Es birgt ein Risiko, es ermöglicht Überraschungen und es gibt dir das Gefühl, dabei zu sein“, betont Johannes Köppen.

Alberto Sanchez Lounge Orchestra & Friends, 24. Juli, Amtsrichterhaus, Körnerplatz 10, Schwarzenbek, 19.25 Uhr

Foto: Günter Flenner/feinerkonzerte.de

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Nördlich der A24

Grenzgeschichte zum Nachfahren

Wie war das eigentlich damals – wenn Menschen raus wollten aus der DDR? Diese Frage stand im Mittelpunkt der jüngsten Fahrrad-Grenztour des Grenzhus Schlagsdorf. Wolfgang May geleitete fachkundig durch den Parcours und hatte dabei die eine oder andere Fluchtgeschichte aus der Zeit der deutschen Teilung parat.  Die Tour führte über eine Strecke von 37 Kilometer – beidseitig der ehemaligen Grenze. Der Wettergott meinte es gut mit den Teilnehmern, nur wenige Tropfen fielen.

Die Flucht vom „Grenzbach“ 1986 bildete den Auftakt. Ein 25-Jähriger hatte sich dort spontan entschlossen, in den Westen zu fliehen. An seine Geschichte erinnert heute eine Stele am Nordufer des Mechower Sees. Was dort nicht steht: Er kehrte wenige Wochen später auf demselben Weg in die DDR zurück.

In Mechow gab es einen kurzen Stopp, um an der neu errichteten Erinnerungs-Stele zum Barber-Lyaschenko-Abkommen etwas über den Gebietsaustausch zu hören. Zur Gruppe gehörte auch eine Redakteurin vom WDR, die an einem Radiobeitrag über das Abkommen arbeitet und am 13. November auf NDR-Info in den „Zeitzeichen“ gesendet werden soll. Von dort ging es über Mustin nach Dutzow. Dort berichtete May von Fluchten am Goldensee und vom Beobachtungsturm bei Dutzow. Thema war zudem der für den Seeadler eingerichtete Luderplatz auf dem zugefrorenen Goldensee (1985).

Am Mahnmal für den 1983 getöteten Harry Weltzin, westlich von Kneese, schilderte May die Umstände für dessen gescheiterten Fluchtversuch. Auf der Rückfahrt ging es dann über Groß Thurow zur B 208. Hier erinnerte May an eine Flucht aus dem eisigen Januar 1982. Der Flüchtling schaffte es trotz lebensgefährlicher Verletzungen durch die SM 70 in den Westen. Aus den 1970er Jahren stammte der Grenzzwischenfall, als ein Bundesbürger an den Zaun ging, um eine DDR-Grenzsäule auszugraben. Im Jahr darauf schossen DDR-Grenzer auf einen Bundesbürger, der „den Zaun anfassen“ wollte, weil er meinte, dies wäre die Grenze. Zum Schluss ging es natürlich auch um die Grenzöffnung am 12. November 1989. Hier wartete May mit einigen sehr persönlichen Geschichten auf. Für viele Ratzeburger wohl ein unvergesslicher Tag – vielleicht auch einer der schönsten überhaupt.

Nach einem Abstecher ins Außengelände des Museums waren alle pünktlich wieder um 16 Uhr am Museum. Wegen der großen Nachfrage bietet das Grenzhus zwei weitere Fahrradtouren an: Am 29. Juli geht es rund 30 km rund um den Lankower See auf Grenzgeschichte. Am 16. August startet die Tour zu den Fluchtgeschichten nördlich von Schlagsdorf. Wieder begleitet ein Zeitzeuge die Gruppe. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Personen begrenzt. Start ist jeweils um 11 Uhr am Grenzhus. Anmeldungen sind notwendig und werden unter Tel. 038875-20326 oder per Mail unter info@grenzhus.de entgegengenommen.

Text: Wolfgang May/KP, Foto: Grenzhus

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Nördlich der A24

Kurz notiert – unterwegs im Nordkreis

Kulturfestival: Veranstalter aufgepasst: Ab sofort können sich auch private Bühnen und Häuser für das „Kulturfestival Schleswig-Holstein“ bewerben. Mehr darüber erfahrt ihr unter https://verwaltung.kulturfestival.sh/pages/bewerbung-locations/. Grundlegende Infos zum Kulturfestival gibt es https://kulturportal-herzogtum.de/2020/07/08/kulturfestival-schleswig-holstein-jetzt-bewerben/.  

Sponsorensuche: Für das „Ratzeburger Eisvergnügen“ sucht die Stadt Ratzeburg Sponsoren. Damit verbunden ist die Möglichkeit der Bandenwerbung an der Eisbahn, aber auch andere Werbemöglichkeiten sind gegeben. Ab 200 Euro erhalten Spender von der Stadt eine Spendenbescheinigung. Interessenten melden sich bis zum 31. August unter der Telefonnummer 0454-/8000-885 oder per Mail unter jester@ratzeburg.de melden.

Seminar: Wissenswertes über die Klöster im Kreis Herzogtum Lauenburg erfahren Historiker und Geschichtsinteressierte am Sonnabend, 5. September, im Möllner Stadthauptmannshof. Dort laden unter Wissenschaftler aus Schleswig-Holstein zu einem Tagesseminar inklusive Busexkursion. Die Veranstaltung beginnt um 9 Uhr. Anmeldungen werden bis zum 14. August unter Tel. 04542-87000 oder info@stiftung-herzogtum.de entgegengenommen.

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Nördlich der A24

Unter freien Himmeln

Dieser Artikel schiebt jetzt mal ganz locker Regenwolken und Tiefausläufer zur Seite. So. Zack. Und jetzt? Jetzt zeigt sich, dass im Kreis die Zeit der Entdeckungen angebrochen ist. Wanderer kommst du nach Lauenburg – kannst du die alte Salzstraße, historische Städte und Dörfer, Museen und Galerien, Wälder, die Seenlandschaft und noch viel mehr entdecken.

Für Urlauber ist das die übliche, gute Nachricht.  Für die vielen Einheimischen, die wegen der Pandemie zu Hause bleiben, ist es womöglich eine neue, gute Nachricht. Es ist die Chance, die eigene Umgebung für sich zu entdecken. Es ist die Chance, das Naheliegende zu tun, was man eben, weil es so naheliegt, bislang immer unterlassen hat. Das heißt beispielsweise: Am Sonnabend gibt es statt Weinschorle auf Mallorca eine Stadtführung durch Ratzeburg.

Ja, Stadtführungen, die gibt es wieder. Ein Stück Normalität also. Es gibt aber weit mehr als das. Der Kulturbetrieb hat längst vom reinen Krisenmodus einen Gang hochgeschaltet. Das heißt: Auch wenn viele traditionelle Veranstaltungen 2020 ausfallen müssen, gibt es Aktionen, Konzerte und Events. Zumeist kurzfristig und auf Sicht geplant – und vor allem unter freiem Himmel.

Die Open Air-Kultur hat wegen Covid-19 zuletzt richtig Fahrt aufgenommen. Besser ist halt draußen und auf Abstand. Ratzeburg zelebriert deshalb hinter dem Rathaus den „Musiksommer“ (Initiiert hat ihn Jens Butz als Ersatz für „Musik in der Scheune“). Das Norddeutsche Freiluftkino ist unterwegs. Das Grenzhus auch – mit dem Rad. Und viele Künstler im Kreis packen schon mal die Sachen: Weil sie in der Zeit vom 1. bis 30. August auf der Open Air-Bühne im Stadthauptmannshof zu Gast sind.

Tausend gute Gründe also, um auf Achse zu gehen. Auf geht´s – nur Mut und viel Spaß!

Helge Berlinke

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Mit dem Rad Grenzgeschichte erfahren

Den Spuren der deutsch-deutschen Grenzgeschichte folgt am Sonnabend, 16. August, eine von der Tourist-Information, dem Stadtarchiv Ratzeburg und dem Grenzhus Schlagsdorf organisierte Fahrradtour. Gestartet wird um 13 Uhr. Treffpunkt ist das Rathaus Ratzeburg.

40 Jahre teilte Deutschland eine tödliche Grenze. Ein Abschnitt dieser Grenze verlief zwischen Ratzeburger See und Schaalsee. Erst mit der friedlichen Revolution 1989 wurde möglich, was damals vielen Menschen unvorstellbar schien: die Grenzöffnung und die deutsche Einheit. An die Stelle des Todesstreifens trat die Lebenslinie des Grünen Bandes.

Die Teilnehmer der Radtour fahren unter anderem über Bäk und Mechow zum Grenzhus nach Schlagsdorf. Dort sind eine Pause im Café Grenzstein und eine Führung des Außengeländes eingeplant. Über Wietingsbek – entlang des Lankower Sees – und Ziethen geht es zurück nach Ratzeburg. Während der rund 18 Kilometer langen Tour erhalten die Teilnehmer jede Menge Infos über historische Ereignisse und Schicksale.

Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt, Anmeldungen sowie Kontaktdaten nimmt die Tourist-Information Ratzeburg, erreichbar unter Tel. 04541-8000886 oder per Mail unter tourist-info@ratzeburg.de, entgegen. Mitzubringen ist ein Mund-Nasen-Schutz, da im Grenzhus Maskenpflicht besteht.

Fahrrad-Grenztour, 16. August, Rathaus, Unter den Linden 1, Ratzeburg, 13 Uhr

Foto: Gert Hüfner

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Hereinspaziert in die gute Stube!

Die Zukunft von Flora und Fauna steht im Mittelpunkt eines Waldspazierganges in Farchau, zu dem der Kreis Herzogtum Lauenburg am Donnerstag, 23. Juli, einlädt. Los geht es um 17 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Führung übernehmen Annekatrin Kohn von den Kreisforsten und Henner Niemann, Leiter des Fachbereiches Forst, Naturschutz, Jagd und Waffen. Sie berichten unter anderem von multifunktionaler Waldbewirtschaftung und der Vernetzung ökologisch wertvoller Biotope. Dabei zeigen sie auf, wie naturschutzfachliche Aspekte ineinandergreifen. Im Rahmen des Waldspazierganges gibt es zudem genügend Zeit für Fragen und Gespräche rund um das Thema Wald.

Anmeldungen nimmt Annekatrin Kohn, erreichbar per Mail unter kohn@kreis-rz.de oder unter der Rufnummer 04541-861545 entgegen. Der Rundgang dauert rund 2 Stunden. Der Treffpunkt wird bei der Anmeldung bekannt gegeben.

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Stauffenbergs Bombe

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Stiftung Herzogtum Lauenburg hatte für dieses Jahr eine Reihe zum „Widerstand im Dritten Reich“ geplant, die sich schwerpunktmäßig dem studentischen und militärischen Widerstand widmet. Initiator der Reihe ist Lothar Obst. Es geht um die Menschen, die sich nicht angepasst oder nur hinter vorgehaltener Hand Kritik geübt haben. Es geht um den Schritt vom kritischen Gedanken zur tatsächlichen Opposition, zur Handlung. Die Themen standen bereits fest, die Termine waren schon vereinbart: Wegen der Corona-Pandemie werden die Veranstaltungen allerdings aufs nächste Jahr verschoben. Doch Sie müssen nicht komplett auf Inhalte und Informationen verzichten: Kulturportal-Herzogtum.de wird (übers Jahr verteilt) mit Lothar Obst Podcasts erstellen, die geeignet sind, das Interesse an den verschobenen Veranstaltungen zu wecken. Darüber hinaus wäre es auch zu schade, völlig ersatzlos auf die Reihe zu verzichten bzw. bis nächstes Jahr warten zu müssen.

Nachdem es in den ersten beiden Podcasts um die „Weiße Rose“ und um Claus Schenk Graf von Stauffenberg ging, zeichnet Lothar Obst in dieser Folge das Geschehen vom 20. Juli – dem Tag des gescheiterten Hitler-Attentates – nach. Das Gespräch mit Lothar Obst führte Anett Helbig.

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Stiftung Herzogtum Lauenburg · 15.07.20, 13 – 01

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„Klassisches“ mit Saxofon

Im Rahmen des Orgelsommers spielen am Sonnabend, 18. Juli, der Wahl-Berliner Robin Danaher und Domorganist Christian Skobowsky epochenübergreifende Kompositionen. Das Konzert im Ratzeburger Dom beginnt um 18 Uhr.

Der Abend beginnt mit Arrangements spätmittelalterlicher Musik, die Raum für improvisatorische Elemente eröffnet. Nach einem Szenenwechsel vom Altarraum mit Chororgel zur gegenüberliegenden Großen Dom-Orgel erklingen „klassische“ Werke. Robin Danaher spielt auf seinem Alt-Saxophon Stücke von Johann Sebastian Bach und Alexandre Guilmant. Begleitet wird er dabei von Christian Skobowsky, der beides mit dem symphonischen Choral a-Moll von César Franck verbindet.

Musikalisch geht es auch am Sonntag, 19. Juli, zu. Im Klosterinnenhof lädt die Domgemeinde ab 10.15 Uhr zum Gottesdienst, in dem Mitglieder des Domchores, Robin Danaher (Saxophon) und Christian Skobowsky (Piano) zu hören sein werden. Die Predigt hält Pastorin Anne Gidion (Pastoralkolleg).

Orgelsommer-Konzert Robin Danaher & Christian Skobowsky, 18. Juli, Dom, Domhof 35, Ratzeburg, 18 Uhr

Musikalischer Gottesdienst, 19. Juli, Klosterinnenhof, Domhof 35, Ratzeburg, 10.15 Uhr

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Grenzgeschichte erfahren

Den Spuren der deutsch-deutschen Grenzgeschichte folgt am Mittwoch, 15. Juli, eine von der Tourist-Information, dem Stadtarchiv Ratzeburg und dem Grenzhus Schlagsdorf organisierte Fahrradtour. Gestartet wird um 13 Uhr. Treffpunkt ist das Rathaus Ratzeburg.

40 Jahre teilte Deutschland eine tödliche Grenze. Ein Abschnitt dieser Grenze verlief zwischen Ratzeburger See und Schaalsee. Erst mit der friedlichen Revolution 1989 wurde möglich, was damals vielen Menschen unvorstellbar schien: die Grenzöffnung und die deutsche Einheit. An die Stelle des Todesstreifens trat die Lebenslinie des Grünen Bandes.

Die Teilnehmer der Radtour fahren unter anderem über Bäk und Mechow zum Grenzhus nach Schlagsdorf. Dort sind eine Pause im Café Grenzstein und eine Führung des Außengeländes eingeplant. Über Wietingsbek – entlang des Lankower Sees – und Ziethen geht es zurück nach Ratzeburg. Während der rund 18 Kilometer langen Tour erhalten die Teilnehmer jede Menge Infos über historische Ereignisse und Schicksale.

Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt, Anmeldungen sowie Kontaktdaten nimmt die Tourist-Information Ratzeburg, erreichbar unter Tel. 04541-8000886 oder per Mail unter tourist-info@ratzeburg.de, entgegen. Mitzubringen ist ein Mund-Nasen-Schutz, da im Grenzhus Maskenpflicht besteht.

Fahrrad-Grenztour, 15. Juli, Rathaus, Unter den Linden 1, Ratzeburg, 13 Uhr

Foto: Gert Hüfner

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„Wir spielen bei jedem Wetter“

Seit Anfang Juli sind Martin Turowski, Chef des Burgtheaters, und Theaterleiterin Annika Tonn mit dem Norddeutschen Freiluftkino auf Open Air-Tournee. Nach erfolgreichem Auftakt – unter anderem in Breitenfelde und in Ratzeburg – macht das Duo am Freitag, 17. Juli, im Stadthauptmannshof Station. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit ihnen über die Situation des Kinos im Angesicht der Krise und das Möllner Gastspiel, bei dem sie „Lindenberg! Mach dein Ding“ zeigen.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Turowski, Sie trotzen der Krise gerade mit Open Air-Kino und Auto-Kino und wirken sehr optimistisch. Täuscht das?

Martin Turowski: Ich bin ein optimistischer Mensch und Kino ist eines der schönsten Kulturerlebnisse, die es gibt. Deshalb wird es Kino auch immer geben. Das Autokino in Ratzeburg war ein tolles Erlebnis und das hat uns gezeigt, dass wir nun in die OpenAir-Saison starten müssen.

KP: Der Kino-Branche insgesamt geht es aber laut Medienberichten richtig schlecht. Es wird befürchtet, dass viele Häuser dichtmachen. Geht da gerade eine ganze Kultur flöten? Bleiben am Ende nur noch Netflix und Co. übrig?

Turowski: Da muss ich korrigieren. Netflix und Co. können niemals die Kino-Kultur ersetzen. Das ist eine ganz andere Art. Zu Haus sehe ich Filme, im Kino erlebe ich Filme auf der großen Leinwand. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Viele Filme werden eben für das Kino gemacht und brauchen diesen Raum auch. Aber natürlich kann es zu einer Marktveränderung kommen. Es wird sich zeigen, wer es schafft mit Kino-Kultur am Markt zu bleiben. Eine starke Bindung zum Publikum kann da sehr hilfreich sein.

Annika Tonn: Außerdem sind diejenigen, die viel Netflix nutzen, auch diejenigen, die viel ins Kino gehen. Die Menschen sehen sich Filme sowohl in den Kinosälen als auch später noch einmal zu Hause an. Netflix wird das Kino auf keinen Fall ersetzen können. Es hat sich herauskristallisiert, dass Filme im Streaming nicht so erfolgreich sind wie im Kino.

KP: Kommen wir noch mal auf die Krise zurück. Es gibt die Klage von Kino-Betreibern, dass sie bis heute keine Hilfe von der öffentlichen Hand bekommen haben…

Turowski: Es gab zwar die Sofortprogramme des Bundes und der Länder, die zumindest einen kleinen Teil abfedern konnten. Einige sind da aber komplett durchs Raster gefallen. Unabhängig davon müssen unbedingt weitere Hilfen für die Kinos kommen.

KP: Ein weiteres Problem ist, dass die Dreharbeiten mit Ausbruch der Epidemie gestoppt wurden. An den Sets konnte nicht weitergemacht werden. Gehen den Kinos jetzt womöglich die Filme aus?

Turowski: Das Problem mit den fehlenden Neustarts haben wir tatsächlich schon jetzt. Ein Teil der Filme konnte nicht zu Ende gedreht werden. Einige fertige Produktionen werden von den Amerikanern zurückgehalten, weil sie darauf warten wollen, bis der Markt wieder voll verfügbar ist. Selbst deutsche und europäische Verleiher schauen danach, dass möglichst viele Menschen die neuen Filme gucken können. Das wiederum könnte irgendwann zu einer Filmschwemme führen. Was an neuen Filmen verfügbar ist, präsentieren wir natürlich im Burgtheater.

KP: Kann man denn momentan überhaupt ohne Bedenken ins Kino gehen?

Turowski: Aber natürlich! Das Kino ist so sicher wie kaum ein anderer Ort. Die Abstandregeln können in den Sälen problemlos eingehalten werden, Plätze haben wir genug. Außerdem haben die Kinos sehr gute Lüftungssysteme.  

KP: Sie selbst sind ja gerade mit dem Norddeutschen Freiluftkino unterwegs. Worauf dürfen sich die Zuschauer in der Region denn freuen?

Turowski: Zunächst einmal darauf, dass wir ihnen ein schönes Erlebnis geben. Dafür kommen die Zuschauer schon zwei Stunden vorher. Das schafft nur das Freiluftkino. Wir zeigen erstklassige Filme und geben dazu noch Zeit, um sich auszutauschen und etwas zu verzehren. Deshalb haben wir auch die Pause beibehalten, obwohl wir längst digital spielen.

KP: Und welche Filme zeigt das Norddeutsche Freiluftkino?

Turowski: Beispielsweise „Nightlife“, „Das perfekte Geheimnis“, Der Junge muss an die frische Luft“, und „Bohemian Rhapsody“. Wir wollen außerdem „Die Känguru-Chroniken“, Mamma Mia“ und die neue „Blues Brothers Extended Version“ in 4K zeigen.

Tonn: Ich würde gerne „Systemsprenger“ zeigen. Das ist ein Film, den man gesehen haben muss. Er war ein Überraschungserfolg bei der Berlinale und thematisiert das Leben eines Kindes, das durch alle Raster fällt und dadurch jedes System sprengt. Der Film hat mich emotional berührt wie fast kein anderer und obwohl er kein typischer Freiluftkino-Film ist, würde ich ihn daher gern noch einmal in dieser Atmosphäre erleben.

KP: Am 17. Juli ist das Norddeutsche Freiluftkino im Stadthauptmannshof. Ist eine Vorführung in so einem historischen Ambiente etwas Besonderes?

Turowski: Auf jeden Fall. Die Kulisse ist sehr schön. Sehr interessant ist auch die Tonqualität. Die Zuschauer werden es merken. Weil es sich um ein geschlossenes Gebäude-Ensemble handelt, wird die Vorführung ein ganz besonderes Bild- und Sounderlebnis.

KP: Sie zeigen „Lindenberg! Mach dein Ding“. Haben Sie ein Faible für Udo?

Turowski: Ich mag seine Musik. Ich war natürlich auch bei der Premiere des Films dabei und habe Udo und den Darsteller Jan Bülow getroffen. Da ist ein Werk entstanden, das seinesgleichen sucht. Es zeigt eine Geschichte Udos, die nicht jeder kennt. Interessant ist beispielsweise, dass der Film die Entstehung des Liedes „Cello“ erklärt.

KP: Vor der Filmvorführung tritt das Lindenberg-Double Dominik Feist auf. Haben Sie keine Sorge, dass da vor lauter Begeisterung das Hygiene-Konzept zur Makulatur werden könnte?

Tonn: Nein. Wir haben die maximale Begrenzung von 250 Zuschauern. Bis zu zehn Personen dürfen in Gruppen zusammensitzen, wenn sie es möchten. Alle anderen Zuschauer müssen den gewohnten Abstand zueinander haben. Jeder bringt seine eigene Sitzgelegenheit mit und hat damit einen festen Platz. Eine Maske muss nur beim Kauf von Getränken und Snacks getragen werden. Weitere Regeln und Einschränkungen gibt es nicht. Schließlich sind wir an der frischen Luft. Wichtig ist: Wir spielen bei jedem Wetter!

Turowski: Wir freuen uns, den Menschen ein Stück Normalität zurückbringen zu können.

KP: Ich glaube, dass ist ein gutes Schlusswort. Ich danke für das Gespräch.