Kategorien
Vorfahrt für die Jugend

Gedanken zum Sterben

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2018 und 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Die Gewinnertexte wie Anna Franziska Stielers „Gedanken zum Sterben“ sind jetzt unter diesem Titel in einem Buch erschienen, das ab sofort bei der Stiftung Herzogtum Lauenburg und in einigen Buchhandlungen der Region erhältlich ist. Zudem kann „Wanted Junge Autor*inn*en“ beim Osburg Verlag nachbestellt werden.

Gedanken zum Sterben

Jedes Mal, wenn ich in Büchern einen Satz lese wie „Meine Eltern sind tot“, kommt es mir für einen kurzen Moment so vor, als gäbe es diesen Tod nur in Büchern, als würde er zwischen den Buchdeckeln stecken bleiben. Dann könnte man, genauso wie man zwischen Krimi, Roman und Science Fiction unterscheidet, solche Themen in die Kategorie „reale science fiction“ einordnen, den Darsteller bemitleiden, müsste aber nie darüber nachdenken, dass es jeden von uns treffen kann, immer und überall. Weil man sich nicht vorstellen möchte, dass der Tod zum Leben gehört. Weil man denkt, man sei abgesichert. So vieles kann man heutzutage berechnen, kontrollieren, vorhersehen. Aber das Leben und den Tod nicht. Es gibt keine Gewissheit, die dir zusichert „Dein Leben liegt noch vor dir“. Das Leben ist eine Formel: X, unbekannt.

Ich erinnere mich gut an den ersten Tod, der mir in Gestalt unseres Nachbarn begegnete. Er war alt und krank und ich war noch klein. Jedes Mal, wenn ich im Garten war, damals trug ich täglich einen Haarreif, lachte er herüber und sagte: „Was du für eine schöne Blume im Haar hast.“ An einem Wochenende im Frühling ist er gestorben. Ich war zum Fenster gegangen, hatte in den strahlenden Himmel geschaut und gedacht: „Jetzt bist du im Himmel.“ Natürlich war ich traurig, aber es war tröstlich, dass er ein langes Leben gehabt hat. Ich hatte das Gefühl, dass er immer noch vom Himmel auf die kleine lila Blume in meinem Haar lächelte. Er hatte gewusst, dass er sterben würde und ich ging davon aus, dass er es gewollt hatte. Er war doch alt, alles war doch in Ordnung. Ich dachte, dass er gut aufgehoben war. Viel später erst erfuhr ich, wie schwer es ihm fiel, zu sterben, wie gerne er noch geblieben wäre.

Ich war deutlich älter, als ich vom Tod einer weiteren Person erfuhr, auch wenn ich sie nie gesehen hatte: Der Vater einer Mitschülerin. Es war eine Mathestunde und die ganze Klasse saß müde und gelangweilt auf die Tafel starrend im Klassenraum, als es an die Tür klopfte und unsere Klassenlehrerin eintrat. Ich weiß noch, wie ich hoffte, dass irgendetwas Abwechslungsreiches passiert sei. Die Lehrerin begann dann ziemlich schnell zu reden, bemüht nach den richtigen Worten suchend. Dann machte sie eine Pause, während die ganze Klasse sie mit großen Augen anstarrte. „Der Vater eurer Mitschülerin ist gestorben“, sagte sie dann. Das war ein Moment, an dem es mir vorkam, als habe die ganze Welt sich verändert und ich hätte es nicht mitbekommen. Dieser Tod war nicht in Ordnung. Was war wohl das letzte Wort, das sie zu ihm gesagt hat? Wie es wohl für sie war, in sein Zimmer zu gehen? Sie konnte sich noch nicht einmal verabschieden. Nein, es war ganz und gar nicht in Ordnung, aber diese Unordnung kommt nur ganz, ganz selten vor, so hoffte ich damals.

Inzwischen erscheint es mir so, dass, kaum hat man einen Tod betrauert, ein nächster kommt. Wie eine Faust, die aus dem Dunkeln immer zuschlägt, wann sie will. Man sieht nicht, wann sie wieder zuschlägt, wen sie trifft, aber man spürt es.

Eine weitere Person, die aus dem Leben gerissen wurde, war eine Lehrerin an unserer Schule. Mitten in den Sommerferien bekam ich es mit. Irgendjemand hatte ein Bild eines Berichts über eine gestürzte Bergsteigerin in die Klassengruppe geschickt. Aber warum? Im Herunterscrollen fiel mein Blick auf ein Wort „Frau P.“ Ich las den Chat zweimal und konnte es immer noch nicht glauben. Sie war wirklich gestorben, unsere Lehrerin? Einfach gestürzt? War sofort tot? Was war ihr letzter Gedanke gewesen? Was hatte sie noch für Ziele gehabt? Hätte sie nur 5cm entfernt von der Kante gestanden, hätte sie noch ihr Leben. Als ich den Artikel gelesen hatte, hatte ich zunächst an eine unbestimmte Person gedacht. Irgendeine. Und für alle, die Frau P. nicht kannten, ist sie immer noch irgendeine Tote. Zurzeit habe ich in ihrem alten Klassenraum Unterricht und es fühlt sich immer noch komisch an. Ich sehe auf alten Plakaten ihren Namen oder Zettel von ihr an der Wand hängen, als wäre sie immer noch da. Als wolle ein unsichtbarer Geist einen daran erinnern, dass eine Person fehlt und nie wieder zurückkehren wird. Ein Geist, der uns mahnt, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Eigentlich müsste ich mein ganzes Leben lang dankbar sein, dass ich leben darf. Warum gerät das nur so schnell in Vergessenheit? Wir vergessen, dass das Leben kostbar ist, vergessen, dankbar zu sein und vergessen zu genießen. Wenn mein Leben gut geht, wird es vielleicht 85 Unendlichstel lang sein. Das ist zu kurz, um undankbar zu sein.

Der Tod ist wie ein Stein, der ins Wasser fällt. Die auslaufenden Ringe treffen jeden, der die verstorbene Person vermisst. Was habe ich für ein Glück, dass ich bis jetzt immer weit weg genug vom einschlagenden Stein stand. Hätten die Verstorbenen gewusst, dass sie so früh sterben, wie hätten sie ihr Leben dann gelebt? Wie würde ich mein Leben gestalten, wenn ich wüsste, dass es früh enden wird? Oder noch viel wichtiger: Wie würde ich Mitmenschen behandeln, die früh sterben? Wenn ich wüsste, dass sie bald wie von einem scharfen Messer von mir abgetrennt werden?

Der Tod gehört zum Leben, man kann versuchen ihn zu ignorieren, aber das hat wenig Sinn. Man kann ihm einen Sinn verleihen. Indem man sein Leben bewusster lebt.

Anna Franziska Stieler

Kategorien
Nördlich der A24 Südlich der A24

Kulturtalk der Stiftung Herzogtum Lauenburg – Live!

[vc_row][vc_column][vc_column_text]

Hier sind Sie richtig! Am Montag, 27. April, wird unter diesem Link der Kulturtalk der Stiftung Herzogtum Lauenburg aus dem Stadthauptmannshof übertragen. Zu Gast sind Christine Gerberding, Redaktionsleiterin des NDR-Kulturjournals, Astrid Schwabe, Juniorprofessorin für Public History und historisches Lernen im Sachunterricht an der Europa-Universität Flensburg, und der Hamburger Kunsthistoriker Eberhard Stosch, der den erkrankten Dr. Stefan Vöhringer vertritt. Die Moderation übernimmt Jörg Geschke.

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_raw_html]JTNDZGl2JTIwY2xhc3MlM0QlMjJ3cGJfdmlkZW9fd3JhcHBlciUyMiUzRSUzQ2lmcmFtZSUyMGNsYXNzJTNEJTIybGF6eS1sb2FkZWQlMjIlMjB0aXRsZSUzRCUyMkt1bHR1cnRhbGslMjAlRjAlOUYlOTQlQjQlMjBMSVZFJTIxJTIwJTdDJTIwU3RpZnR1bmclMjBIZXJ6b2d0dW0lMjBMYXVlbmJ1cmclMjAlN0MlMjBIRCUyMiUyMHNyYyUzRCUyMmh0dHBzJTNBJTJGJTJGd3d3LnlvdXR1YmUuY29tJTJGZW1iZWQlMkZsLUdCS3NWVWFCTSUzRmZlYXR1cmUlM0RvZW1iZWQlMjIlMjB3aWR0aCUzRCUyMjEyMjAlMjIlMjBoZWlnaHQlM0QlMjI2ODYlMjIlMjBmcmFtZWJvcmRlciUzRCUyMjAlMjIlMjBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW4lM0QlMjJhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW4lMjIlMjBkYXRhLWxhenktdHlwZSUzRCUyMmlmcmFtZSUyMiUyMGRhdGEtc3JjJTNEJTIyaHR0cHMlM0ElMkYlMkZ3d3cueW91dHViZS5jb20lMkZlbWJlZCUyRmwtR0JLc1ZVYUJNJTNGZmVhdHVyZSUzRG9lbWJlZCUyMiUzRSUzQyUyRmlmcmFtZSUzRSUzQ25vc2NyaXB0JTNFJTNDaWZyYW1lJTIwdGl0bGUlM0QlMjJLdWx0dXJ0YWxrJTIwJUYwJTlGJTk0JUI0JTIwTElWRSUyMSUyMCU3QyUyMFN0aWZ0dW5nJTIwSGVyem9ndHVtJTIwTGF1ZW5idXJnJTIwJTdDJTIwSEQlMjIlMjB3aWR0aCUzRCUyMjEyMjAlMjIlMjBoZWlnaHQlM0QlMjI2ODYlMjIlMjBzcmMlM0QlMjJodHRwcyUzQSUyRiUyRnd3dy55b3V0dWJlLmNvbSUyRmVtYmVkJTJGbC1HQktzVlVhQk0lM0ZmZWF0dXJlJTNEb2VtYmVkJTIyJTIwZnJhbWVib3JkZXIlM0QlMjIwJTIyJTIwYWxsb3clM0QlMjJhY2NlbGVyb21ldGVyJTNCJTIwYXV0b3BsYXklM0IlMjBlbmNyeXB0ZWQtbWVkaWElM0IlMjBneXJvc2NvcGUlM0IlMjBwaWN0dXJlLWluLXBpY3R1cmUlMjIlMjBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW4lM0UlM0MlMkZpZnJhbWUlM0UlM0MlMkZub3NjcmlwdCUzRSUzQyUyRmRpdiUzRSUwQQ==[/vc_raw_html][/vc_column][/vc_row]

Kategorien
Nördlich der A24 Südlich der A24

„Wir wollen da sein – und wir werden da sein!“

[vc_row][vc_column][vc_column_text]

Seit 2007 organisiert und inszeniert Intendant Frank Düwel für die Stiftung Herzogtum Lauenburg den KulturSommer am Kanal. Er kann dabei auf eine echte Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die Zahl der Besucher ist stetig gestiegen und geht mittlerweile in die Zehntausende. Parallel dazu sind künstlerische Qualität und die Anzahl der Veranstaltungen kontinuierlich nach oben gegangen. Längst hat der KulturSommer am Kanal mit seinen in die Landschaften eingebetteten Konzerten, Kunstperformances und (Musik-)Theateraufführungen einen Ruf erarbeitet, der weit über die Region hinausreicht.

Dieses Jahr wollte Düwel noch „einen“ draufsetzen. Mit Managerin Farina Klose, die seit einem Dreivierteljahr Hand in Hand mit ihm arbeitet, waren neue außergewöhnliche Veranstaltungsformate geplant. Die Corona-Pandemie hat nun vieles davon über den Haufen geworfen. Darüber – und wie der KulturSommer am Kanal stattdessen aussehen wird – sprach mit ihm Kulturportal-Herzogtum.de.

 

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von w.soundcloud.com zu laden.

Inhalt laden

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

Kategorien
Nördlich der A24 Südlich der A24

Abgehoben! KulturSommer steigt „In den Wolken“

Der KulturSommer am Kanal steigt 2020 „In den Wolken“. Statt in den Landschaften wird ein Teil des Festivals der Stiftung Herzogtum Lauenburg in der Cloud spielen.

„Wegen der Corona-Krise verwandeln wir unsere Homepage Kultursommer-am-Kanal.de in eine digitale Veranstaltungsplattform“, so Intendant Frank Düwel über das von ihm und Managerin Farina Klose kurzfristig umgeplante Programm. Auf Kultursommer-am-Kanal.de erwartet die Besucherinnen und Besucher jeden Tag ein Kulturereignis. Dazu gehören Auftritte vom Opern-Lieferservice Operando oder von Märchenerzählerin Anna Malten.

Düwels Botschaft dahinter ist klar und unmissverständlich: Es gibt einen KulturSommer am Kanal und er läuft wie geplant vom 7. Juni bis 6. Juli. Neben den vielen Events, in denen sich die Künstler, Musiker und Schauspieler aus der Region „In den Wolken“ präsentieren, haben der Intendant und sein Veranstaltungsteam auch einige Open Air-Veranstaltungen einfallen lassen. Dazu gehören die „Kunst am Wegesrand“ und die eigens für den KulturSommer kreierten „Soundwalks“. „Bei diesen Formaten können die Leute einzeln unterwegs sein“, so Düwel. Sie sind damit sozusagen „coronatauglich“.

Darüber hinaus möchte der Intendant den Elbe-Lübeck-Kanal in den Fokus der digitalen Kunst- und Kulturwelt rücken. Dafür wünscht er sich Beiträge von Schleusenwärtern, Schiffern und Spaziergängern, die in Wort, Bild und Film ihre ganz eigene Geschichte von der altehrwürdigen Wasserstraße erzählen.

Im Blick behalten will Düwel, wie sich die Gefahrenlage und damit die Auflagen zum Schutz gegen das Virus entwickeln. Sollten hier weitere Lockerungen folgen, kann sich der Intendant auch die Veranstaltung kleinerer Konzerte und sogar eine abgespeckte Fassung von Beat´n´Dance im Spätsommer vorstellen. Klar ist, dass das für die Eröffnung geplante Fahrradstationstheater in Büchen entfällt. Dafür wird die Gemeinde am 7. Juni unter anderem im Online-Programm in den Fokus gerückt.

Offen ist derzeit noch, wie es mit dem Kanu-Wander-Theater weitergeht. Auf dem Plan stünde eigentlich die Aufführung von Shakespeares „Was ihr wollt“. Definitiv nicht zu halten, sind die Ursprungstermine für die Aufführungen (12. und 13. Juni). Düwel hält sowohl eine Verschiebung in den Herbst als auch ins nächste Jahr für möglich.

Auch das Programm für den Nachwuchs kann nicht wie gewohnt stattfinden. Stattdessen bietet das KulturSommer-Team diverse Mitmach-Workshops an. Diese und alle weiteren Programmpunkte werden auf Kultursommer-am-Kanal.de als „Reisebegleiter in den Wolken“ veröffentlicht. Die Homepage wird für das digitale Festival einem umfassenden Relaunch unterzogen. Darüber hinaus wird für den KulturSommer eine eigene, kostenlose App entwickelt. Der Weg nach „Digitalien“, um „Europas – Bilder und Klänge“ zu erleben, wird also schnell und direkt.

Rückendeckung für die Planungen des Intendanten kommt vom Vorstand der Stiftung Herzogtum Lauenburg. „Die von Frank Düwel an den Tag gelegte Flexibilität ist das Gebot der Stunde, stellt Präsident Klaus Schlie klar. Hinter vielen Dingen stünden derzeit Fragezeichen, weshalb man nur auf Sicht fahren könne.

Vizepräsident Wolfgang Engelmann wiederum erinnert –  losgelöst von etwaigen Planungsszenarien – an die Bedeutung des Hauptsponsors: „Ohne die Unterstützung der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg würde es keinen KulturSommer am Kanal geben“. Die Stiftung sei froh und dankbar dafür, in diesen Zeiten solch eine zuverlässigen Partnerin an ihrer Seite zu wissen.

Über weitere Anregungen und Vorschläge für den KulturSommer am Kanal auf dem Weg in die Wolken freuen sich Intendant Düwel und Managerin Klose. Kontakt: kultursommer@norden-theater.de.

Foto: Antje Berodt

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/04/21/podcast-kultursommer-am-kanal-frank-duewel-moelln/
Kategorien
Aus der Stiftung

Frank Düwels & Farina Klose drehen Dogma 95-Film

Normalerweise rückt die Kunst beim KulturSommer am Kanal erst mit der Eröffnung des Festivals in den Fokus. 2020 ist sie allerdings wesentlich früher dran. Das liegt daran, dass diejenigen, die sonst den roten Teppich für andere ausrollen oder ihnen eine Bühne geben, plötzlich gezwungen sind, ihr eigenes Stück zu spielen. Es heißt „Covid-19“ und ist ein echter Straßenfeger. In den Hauptrollen: KulturSommer-am-Kanal-Intendant Frank Düwel und Managerin Farina Klose.

Beide bewegen sich, als wären sie einem dänischen Dogma 95-Film entsprungen. Die Kulisse ist das heimische Wohnzimmer, es gibt keine Requisiten, sondern nur notwendige Arbeitswerkzeuge wie das Smartphone oder den Computer. Es erklingt keine eingespielte Filmmusik. Stattdessen bimmeln die Telefone und es wird kommuniziert, improvisiert, gerätselt, mit rohen Eiern jongliert. Was darf ich sagen? Was darf ich nicht sagen? Was kann ich machen? Was kann ich nicht machen? Wer sagt das? Wo steht das geschrieben?

Die beiden Helden sind ausgezogen beziehungsweise zu Hause geblieben, um etwas Unmögliches zu machen – einen realistischen KulturSommer am Kanal zu veranstalten. Der findet jetzt – na, wo wohl? – „In den Wolken“ statt. Zum Teil auch mal da drunter. Manchmal vielleicht aber auch nicht. Die Halbwertzeiten von Gewissheiten schrumpfen in diesen Zeiten schon mal auf ein paar Tage zusammen. Sicher ist immerhin: Wer jetzt ein Kultur-Großereignis durchplant, muss mit beiden Beinen fest in den Wolken stehen.

Für zwei Macher wie Frank Düwel und Farina Klose ist das kein Problem. Und ganz nebenbei arbeiten sie die Kriterien ihres eigenen Dogma 95-Films ab. Sie agieren im Hier und Jetzt und kommen ohne zeitliche oder lokale Verfremdung aus. Dass sie weder Waffengewalt noch Morde zeigen, muss an dieser Stelle nicht weiter betont werden.

Helge Berlinke

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/04/21/podcast-kultursommer-am-kanal-frank-duewel-moelln/
Kategorien
Nördlich der A24

De Börnsen und sien Podcasts

Die Corona-Krise legt auch das plattdeutsche Kulturleben lahm. Viele Lesungen, Konzerte und Vorträge mussten zuletzt abgesagt werden. Damit die Plattschnacker in dieser schwierigen Zeit nicht auf ihre Spraak verzichten zu müssen, hat das Zentrum für Niederdeutsch in Holstein auf seiner Homepage eine kleine „Mediathek“ mit selbstproduzierten kostenlosen Beiträgen eingerichtet. Unter der Rubrik „Podcast“ finden sich aus der Reihe „Plattfunk“ vier kleine dialogische Hörstücke. In ihnen schnacken Zentrumsleiter Thorsten Börnsen und Mitarbeiter Nikos Saul über Gott und die Welt, und zwar jeweils einer auf Hoch- und der andere auf Plattdeutsch.

In der jüngsten Folge geht es zum Beispiel um Entdeckungen in Eutin bei Regen, einen Ladenbummel durch das Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf und einen Besuch im Lübecker Willy-Brandt-Haus. Der Podcast bietet durch seine Zweisprachigkeit auch den Hörern einen Einstieg, die sich im Plattdeutschen noch nicht ganz sicher fühlen, aber neugierig auf die Sprache sind.

In der Abteilung „Videos“ sind verschiedene Musikvideos versammelt, die aus der Kooperation „Platt together“ mit den niederländischen Partnern des Zentrums hervorgegangen sind. Entstanden sind Songs, die nicht nur Hip-Hop mit Pop- oder Rockmusik verbinden, sondern auch ganz verschiedene plattdeutsche Dialekte. Mit dabei ist zudem ein Lernvideo zum Thema „Fröhstück op Platt“ und Beiträge des plattdeutschen Songcontests „Plattbeats“.

20 kleine Texte, die sich mit alltäglichen Geschichten ebenso beschäftigen wie mit den Dingen, die im Großen in der Welt vor sich gehen, sind unter der Rubrik „Texte“ zusammengefasst. Das Zentrum wird darüber hinaus insbesondere während der Corona-Krise seine Online-Angebote regelmäßig aktualisieren und neue Beiträge auf die Website stellen. Es lohnt sich also, immer mal wieder reinzuschauen. Mit diesem Angebot möchte das Niederdeutschzentrum – trotz der schwierigen Umstände – für ein bisschen Spaß, Unterhaltung und Information op Platt sorgen. Für Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung.

Zur kleinen „Mediathek“ des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein geht es hier.

Kategorien
Nördlich der A24

Der Dom klingt – trotzdem!

Obwohl es auch im Ratzeburger Dom keine Gottesdienste, Konzerte und Chorproben gibt, klingt der Dom. Die Bewohner des Organisten-Hauses haben Ostermusik eingesungen und -gespielt. Die musikalischen Fragmente der Osternacht, bestehend aus Orgel- und Chormusik, Gregorianischen Gesängen und Osterliedern zum Mitsingen, können unter www.ratzeburgerdom.de in den kommenden Wochen der Osterzeit nachgehört werden.

Foto: Hans-Martin Petersen

Kategorien
Aus der Stiftung Ausstellungen

„Vier Frauen – vier Perspektiven“ im Film

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Stell dir vor, es ist Ausstellung und keiner sieht hin. Das möchte die Stiftung Herzogtum Lauenburg für die Kunstschau „Vier Frauen – vier Perspektiven“ unbedingt vermeiden. Zu gehaltvoll, zu wertvoll und zu abwechslungsreich sind die Werke, die Birke Kästner, Ute Wilke, Marianne Schäfer und Anke Meixner den Kunstfreunden im Stadthauptmannshof (Mölln) zeigen wollten. Deshalb gibt es jetzt einen kleinen Film mit erklärenden Worten von Kuratorin Antje Ladiges-Specht, die dem Wesentlichen dieser versammelten Kunst nachspürt.

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_video link=“https://www.youtube.com/watch?v=iagQBDqVH94″][/vc_column][/vc_row]

Kategorien
Aus der Stiftung Ausstellungen

Vier Frauen – vier Meinungen

Anke Meixner…

…über die brach liegende Ausstellung: „Das ist natürlich enttäuschend, dass sie niemand sehen kann. Aber ich bin dankbar für die schöne Eröffnung – auch für den Zuspruch, den wir bekommen haben. Mit einer Freundin bin ich in der Woche danach noch mal durch die Ausstellung gegangen. Das sind so schöne Räume und die Räume und die Dinge – gerade auch die Arbeiten von Birke Kästner und mir – passen so gut zusammen.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Einerseits habe ich die Ruhe genutzt und mich in meiner Papierwerkstatt vergraben. Andererseits sind die Existenzängste da. Wenn man nichts zeigt, kauft auch niemand was.“

Ute Wilke…

…über die brach liegende Ausstellung: „Das ist schon schade. Es steckt ja viel Herzblut drin. Ich hatte unmittelbar vor der Vernissage noch drei Arbeiten fertiggemacht. Auf der anderen Seite habe ich vor diesem Virus aber auch Respekt. Ich gehöre ja auch mit zur älteren Generation. Ich denke, die Entscheidung seitens der Regierung ist richtig, dass man Versammlungen meidet. Ich sehe mich da als eine von vielen, die ein Opfer bringen muss.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Zum einen beobachte ich das Weltgeschehen, die Natur – die ganzen Zusammenhänge. Die Situation ist ja auch ein Spiegel dessen, wie wir mit der Natur umgehen, wie wir beispielsweise Tiere essen. Ansonsten bin ich im Moment nur im Garten. Wenn ich den so weit habe, gehe ich wieder ins Atelier.“

Birke Kästner…

…über die brach liegende Ausstellung: „Man ist total traurig, weil es so eine wunderschöne Ausstellung ist, weil so viel Mühe und Arbeit dahintersteckt. Die Situation ist wirklich schwer aushaltbar. Ich hatte gehofft, dass man sich die Ausstellung weiterhin ansehen kann. So viele Menschen würden ohnehin nicht auf einmal hineingehen.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Das fällt mir nicht so schwer. Es ist ja fast ein natürlicher Zustand als Künstler, dass man sich seinen Rückzugsraum schafft. Da ändert sich nicht viel, weil jetzt der Alltag fehlt. Der Stillstand macht auf jeden Fall etwas mit einem. Für die künstlerische Arbeit ist er eher befruchtend – ein Geschenk.“

Marianne Schäfer…

…über die brach liegende Ausstellung: „Ich bin schon etwas deprimiert. Das ist eine so gelungene Ausstellung – und eine sehr frauliche, wie ich finde. Man fragt sich jetzt, wie soll es weitergehen. Aber das gilt ja für viele Kulturschaffende, egal aus welcher Richtung.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Momentan mache ich keine Kunst. Das blockiert mich total. Es ist ja nicht nur diese Ausstellung. Man weiß auch nicht, was mit dem Kultursommer ist. Da findet bei uns ja auch immer eine Ausstellung statt. Dafür habe ich schon eine Idee. Die Hälfte davon habe ich gefertigt, die andere Hälfte liegt brach. Mir fehlt da einfach der Mut.“

Kategorien
Vorfahrt für die Jugend

Das Alloliton ist ein Tier aus dem Herzen Afrikas

Seit 2018 gibt es unter dem Dach der Stiftung Herzogtum Lauenburg die Literaturwerkstatt für Nachwuchsschriftstellerinnen und Nachwuchsschriftsteller. Anstoß für die Gründung war der Schreibwettbewerb „Wanted Junge Autor*inn*en“. Nun liegt ein weiterers Ergebnis dieses Wettstreits auf den Tisch: Das Buch „Wanted Junge Autor*inn*en“ mit den Gewinnertexten der Jahre 2018 und 2019. Es ist ab sofort bei der Stiftung Herzogtum Lauenburg und in einigen Buchhandlungen der Region erhältlich. Zudem kann das Buch Wanted Junge Autor*inn*en“ beim Osburg Verlag nachbestellt werden. Anbei eine Kurzreportage aus der Literaturwerkstatt.

Thies ist fertig mit seinem Text. Wohin mit sich jetzt? Sein Blick wandert zur Decke. Dort oben ist er fix. Die anderen brüten noch über ihrem Papier. Die Kulturremise ist in diesem Moment Ort der stillen Konzentration. Ohne sie keine Ode an die Worte, die Hannah Rau – die die von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufene Literaturwerkstatt leitet – hier regelmäßig anstimmen lässt.

Anabel, Magdalena und Meike schreiben an einem Akrostichon. „Kennst du nicht, ne?“ fragt Hannah den Redakteur. Nöö. Keine Ahnung. Nie gehört. Klingt sperrig, ist aber ziemlich simpel. Es ist ein Gedicht oder Text, bei dem die Buchstaben der Zeilenanfänge ein Wort ergeben.

Thies hat ein Gedicht geschrieben. „Tage wie diese“, liest er.

Heute“

Irgendwie seltsames“

Esoterisches Verlangen“

Schreiben, schreiben bis die Welt auseinanderbricht“

„Das Esoterische passt gar nicht zu dir“, findet Hannah. Thies widerspricht nicht. Sein Text bringt ihn nach Hause. „Immer wenn ich etwas schreibe, höre ich: Ich verstehe das nicht.“

„Aber du versuchst es immer wieder“, sagt Hannah.

„Meiner Familie fehlt das literarische Verständnis. Dabei verschlingt mein Vater viele Bücher.“

„Wem lest ihr in der Familie vor?“ fragt Hannah.

„Ich lese keine Texte vor. Aber wenn, dann würde ich zu meiner Mutter gehen“, meint Anabel.

„Ich gehe zu meinem Papa“, stellt Magdalena klar, die mit Abstand die Jüngste in der Runde ist. Meike und Anabel sind schon volljährig, Thies ist 16. Magdalena hat offensichtlich ein Faible für Tiere: Maus, Affe, Giraffe, Dachs, Ameise, Lachs, Ente, Nashorn und ein Alloliton haben sich bei ihr auf dem Papier versammelt.

Alloliton? „Das ist ein Tier, das im Herzen Afrikas zu Hause ist.“ Nie gehört. Thies zückt sein Handy. Gibt es nicht. Reingelegt! Magdalena lacht.

Anabel und Meike sind bei sich selbst gelandet. Wer bin ich? Was bin ich? Niemals gemein, Alles andere als engstirnig, Bodenständig, Einfühlsam, Loyal steht auf Anabels Zettel. Meike verbindet ihre ausgemalten Großbuchstaben mit den Attributen Musikalisch, Ehrgeizig, Italienverliebt, Kreativ, Erzieherin.

„Akrostichon macht Spaß“, stellt Hannah fest. „Vor allen Dingen, wenn man nicht weiß, was man schreiben soll.“

Was die Arbeit mit ihren Nachwuchsliteraten angeht, gehen ihr die Ideen offensichtlich nicht aus. Schon jetzt steht fest: Wenn der Frühling kommt, möchte sie mit der Gruppe rausgehen. Über Till würde sie gerne schreiben lassen. Zum Beispiel. Jetzt aber ist erst einmal Zeit für ein Ungeheuer. Lange nichts gehört von Nessi. Ist der Klimawandel schuld? Die Umweltverschmutzung? Der Brexit? Wo ist das schottische Ungeheuer hin? Ist es vielleicht hier – im Schulsee?

Anabel, Magdalena, Meike und Thies nehmen die Stifte in die Hand. Die Kulturremise verwandelt sich wieder in einen Ort der stillen Konzentration. Geschichten wollen gefunden und erfunden werden. Die Vier machen, was sie so gerne tun – sie schreiben. Es ist Zeit für die nächste Ode an die Worte.