Wer mit Bundesrepublik und der DDR aufgewachsen ist, mag es kaum glauben. Der Fall der Berliner Mauer, Symbol der deutschen Teilung schlechthin, liegt mittlerweile 29 Jahre zurück –länger also als das Bauwerk existierte. Das Grenzhus Schlagsdorf wartet anlässlich des Jahrestages am 9. November* mit mehreren Veranstaltungen auf.
Am kommenden Freitag (9. November) stehen um 10 und 14 Uhr zunächst zwei öffentliche Führungen auf dem Programm. Am Abend hält dann der Jurist und Historiker Dr. Kaus Bästlein einen Vortrag mit dem Titel „Die politische Vorstellungswelt der DDR-Opposition zwischen mehr Sozialismus, Neutralismus und himmlischer Gerechtigkeit“. Los geht es um 18 Uhr.
Bästlein untersucht er die politischen Entwürfe und Zukunftsvorstellungen der DDR-Opposition. Darin versucht er auch eine Antwort auf den rasanten Bedeutungsverlust der Oppositionsbewegung im Prozess der deutschen Einheit zu finden. Bästlein war bei der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und den Landesjustizverwaltungen in Hamburg und Berlin tätig sowie 2008 bis 2018 beim Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.
Nach einer Pause mit Getränken und Snacks zeigt das Grenzhus den Dokumentarfilm „Komm in den Garten“ (D 1990) in Kooperation mit dem Filmbüro MV. Der Film erzählt die Geschichte dreier Freunde in Berlin-Prenzlauer Berg zur Wendezeit. Dieter, der Maler, verbrachte wegen „Arbeitsscheu“ zehn Jahre in Gefängnissen. Alfred, inzwischen zum stellvertretenden Chefredakteur avanciert, geriet durch die Zwickmühle von Aufbegehren und Alkoholismus in Gefängnisse und Psychiatrien. Michael, der in Moskau Außenwirtschaft studiert hatte, wurde aus der Akademie gefeuert und lebt heute vom Lampenbasteln. 40 Jahre DDR-Geschichte im Spiegel dreier Einzelschicksale. Der Film deckt ihre Lebensgeschichten auf und eröffnet dem Zuschauer, wie in der DDR aus etablierten Intellektuellen verarmte Lebenskünstler werden konnten. Ausgegrenzt im System zeigt das Portrait der drei Unangepassten auch das Scheitern des Sozialismus in der DDR.
*Stichwort 9. November: Vor 29 Jahren öffnete sich auch in Norddeutschland der Eiserne Vorhang. Mitten in der Friedlichen Revolution erzwangen die DDR-Bürger die Öffnung der innerdeutschen Grenze. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 setzte der nicht enden wollende Besucherstrom in die Bundesrepublik ein. Tausende Bundesbürger begrüßten die Ostdeutschen – ein euphorischer Moment in der deutschen Geschichte. Wenig später, am 12. November, wurde der erste neue Grenzübergang im Norden eingerichtet. An der B 208 zwischen Mustin und Roggendorf öffnete sich die Grenze um 13.00 Uhr. Der 9. November markiert einen Scheidepunkt im Leben vieler Menschen sowie in der deutschen und europäischen Geschichte – daran wollen wir mit unterschiedlichen Angeboten erinnern.
Foto: Fischer