Zustände sind das – wie im finsteren Mittelalter!
Das Mittelalter, das ist die Welt der Grobiane, die Welt des Feudalismus, die Welt der Willkür. Es ist die Welt, in der das Recht des Stärkeren regiert, in der gefoltert, gemordet und gebrandschatzt wird.
Wer so denkt, tut so, als hätte sich etwas Wesentliches im Laufe der Jahrhunderte verändert: der Mensch. Dabei erleben wir jeden Tag aufs Neue, dass das mitnichten der Fall ist. Menschen können gut oder böse oder auch beides sein – in einem Moment humorvoll oder liebevoll und im nächsten schon brutal und unerbittlich. Wir alle tragen die komplette Palette menschlichen Verhaltens in uns. Das galt vor und nach dem „finsteren Mittelalter“, dessen Ende für Historiker mit der Entdeckung Amerikas (1492) oder Luthers Thesenanschlag (1517) einhergeht, und es gilt für alle weiteren Zeiten, die da waren und noch kommen.
Da wo der Mensch ist, sind Licht und Dunkel und manch ein Kapitel aus der Welt des Mittelalters ist so stark, das es bis heute Schatten wirft oder für Helligkeit sorgt. Die Inquisition etwa oder die Kreuzzüge sind finstere Ereignisse. Beide haben Tod und Verderben über Menschen gebracht. Gleichzeitig fallen sie in eine Zeit des Aufbruchs. Das Mittelalter brachte gewaltige Burgen und Festungen sowie schöne Kirchen und Städte hervor. Das Handwerk wuchs und gedieh in dieser Zeit. In den italienischen Städten entwickelte sich das Geld- und Kreditwesen. Im Frühmittelalter entstanden die ersten Universitäten. Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck und löste damit mittelfristig eine bildungspolitische Revolution aus und er sorgte dafür, dass Luthers Thesen nicht nur an der Wittenberger Kirchentür zu lesen waren. Aufklärer und Humanisten wie Pierre Abaelard oder der berühmte Erasmus von Rotterdam verrückten die Grenzen des menschlichen Denkens.
Man stelle sich vor, all dieses Wissen würde uns plötzlich weggenommen. Dann gäbe es keine moderne Welt. Kein Smartphone, mit dem es sich durch die Landschaft navigieren lässt, kein Wikipedia, in dem das Wissen der Altvorderen steckt. Wir wären auf uns selbst zurückgeworfen und würden feststellen, dass das Überlegenheitsgefühl gegenüber dem Menschen des Mittelalters einfach nur arrogant war.
Das Mittelalter – genauer gesagt die Ottonen – sind im Mai Thema einer Exkursion und eines Vortrags . Mehr dazu unter:
https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/geschichte-hoeren-fuehlen-sehen-und-anfassen/
https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/erste-deutsche-mit-roemischer-kaiserkrone/