Es war der Hut. Der fröhliche rote Hut von Ulrike Bauschs Freundin, mit dem diese vor einem Jahr im Evangelischen Gemeindezentrum erschien, um sich die „Dörfer zeigen Kunst“-Ausstellung „nebulös!“ anzusehen. Eine Schau zur Farbe Rot, ging es Bausch durch den Kopf, das wär´s.
„Rot“, sagt sie, „ist die erste Farbe, die Babys sehen können“. Rot stehe für die Liebe, die Revolution, das Blut. Die Vieldeutigkeit der Farbe ist seit dem 20. Juli in Groß Grönau zu bewundern. Die Künstlerkolleginnen und -kollegen der Gemeinde, elf an der Zahl, haben Bauschs Idee für gut befunden und zeigen unter dem Motto „Rot sehen“ mindestens ein Kunstwerk, in dem diese Farbe eine entscheidende Rolle spielt.
„Rot steht ja auch für die Wut“, meint Bausch. Die Endfassung des Mottos gehe auf ihren Mann zurück, der Feuer und Flamme für ihren Vorschlag gewesen sei. Siegfried Bausch ist mit dem Bild „Five paßt Three“ (Titelfoto) sowie mehreren Objekten in der Schau vertreten. In Kristin Wickerts abstrakten Bildern dominiert die rote Farbe. Jürgen Blenk hat sich rote Tulpen als Motiv gesucht.
„Einige schwelgen in Rot“, sagt Bausch, „andere gehen sparsam mit der Farbe um“. Sie selbst zeigt in der Ausstellung einen Sonnenuntergang, eine Rose sowie abstrakte Bilder, die sich Themen wie „Getroffen“ und „Herzenslust“ widmen.
Zudem legt sie verbal noch kräftig nach: Am Sonnabend, 27. Juli, trägt Bausch inmitten der Ausstellung „Gedichte ums Rot“ vor. Hinter dem Titel verbirgt sich eine kleine Reise durch die Literaturgeschichte: Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Storm, Friedrich Hebbel, Rainer Maria Rilke, Ricarda Huch, Gottfried Benn, Günter Grass, Bertolt Brecht, Sarah Kirsch – sie alle kommen durch die Künstlerin zu Wort.
Die Idee, diese Lesung zu halten, war für sie naheliegend. Bausch mag Gedichte, setzt sie bisweilen sogar in Kunst um, und sie besitzt ein kleines Reclam-Heftchen mit dem Titel „Rote Gedichte“. Auf die stütze sie sich. Welche sie ausgewählt hat, erfährt das Publikum am 27. Juli. Die Lesung beginnt um 17 Uhr.
„Gedichte ums Rot“, Lesung, 27. Juli, Evangelisches Gemeindezentrum, Berliner Straße, Groß Grönau, 17 Uhr
Ausstellung „Rot sehen“: Wie alle anderen „Dörfer zeigen Kunst“-Schauen ist sie sonnabends und sonntags (bis zum 11. August) von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Mit Gisela Andres (Malerei), Jürgen Blenk (Fotografie), Ursula Blenk (Schmuck), Ingelies Gaertner-Hagelstein (Meditationsgewebe), Marianne Haltermann (Malerei), Dr. Thorsten Philipps (Videoinstallation und Fotografie), Klaus Schwinge (Malerei), Uwe Werth (Skulpturen), Kristine Wickert (Malerei), Peter Wickert (Skulpturen, Bildhauerei), Siegfried Bausch (Malerei, Objekte) und Ulrike Bausch (Malerei) sind im Ev. Gemeindezentrum zwölf Künstler vertreten.