Es ist der erste Exodus, der da im 16. November 1945 von statten geht. Herden von Rindern, Schafen und Pferden drängen sich auf der Straße. Landwirtschaftliches Gerät wird abtransportiert. Hier und da ist das laute Donnern eines Panzers zu vernehmen.
Hab und Gut von Bauern, die östlich des Schaalsees zu Hause sind, verschwinden an diesem Tag Richtung Westen. Seit dem 14. November wissen die Menschen aus Lassahn, dass ihre Heimat ab dem 28. November zur sowjetischen Einflusszone gehört, die Dechower und Thurower erfahren es am Tag darauf. Im Gegenzug gehen Römnitz, Bäk, Mechow und Ziethen an die Briten. General Colin Muir Barber und Nikolai Grigorjewitsch Ljaschtschenko haben sich darauf geeinigt. Es ist ein von den Briten angeschobener Deal, weil die Gebiete östlich vom Schaalsee für sie nur schwer zu erreichen waren.
Der zweite Exodus startet eine Woche später: Die Menschen aus der Region östlich des Schaalsees verlassen in Scharen ihre alte Heimat. Allein aus Dechow fliehen mehr als 1.000 Menschen der 1.237 Einwohner. Offensichtlich schreckt es einen Großteil der Menschen ab, der Herrschaft Stalins ausgesetzt zu sein.
Rund 75 Jahre nach diesem Ereignis widmet sich das Grenzhus Schlagsdorf diesem Ereignis. Die Einrichtung sucht Zeitzeugen, die sich an das Geschehen in der Region Mitte der 40er Jahre erinnern. Welche Emotionen verbinden diese Menschen mit dem Barber-Ljaschtschenko-Abkommen? Wie blicken sie heute auf den Vertrag zurück? Was bedeutete das Abkommen kurz- und langfristig für die Region diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs? Auf diese und weitere Fragen hofft das Grenzhus Antworten zu bekommen.
Zeitzeugen können sich per Mail unter info@grenzhus.de sowie telefonisch unter der Rufnummer 038875-20326 melden. Weitere Infos zu der Einrichtung gibt es unter www.grenzhus.de.