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Nördlich der A24

Grenzgeschichte zum Nachfahren

Wie war das eigentlich damals – wenn Menschen raus wollten aus der DDR? Diese Frage stand im Mittelpunkt der jüngsten Fahrrad-Grenztour des Grenzhus Schlagsdorf. Wolfgang May geleitete fachkundig durch den Parcours und hatte dabei die eine oder andere Fluchtgeschichte aus der Zeit der deutschen Teilung parat.  Die Tour führte über eine Strecke von 37 Kilometer – beidseitig der ehemaligen Grenze. Der Wettergott meinte es gut mit den Teilnehmern, nur wenige Tropfen fielen.

Die Flucht vom „Grenzbach“ 1986 bildete den Auftakt. Ein 25-Jähriger hatte sich dort spontan entschlossen, in den Westen zu fliehen. An seine Geschichte erinnert heute eine Stele am Nordufer des Mechower Sees. Was dort nicht steht: Er kehrte wenige Wochen später auf demselben Weg in die DDR zurück.

In Mechow gab es einen kurzen Stopp, um an der neu errichteten Erinnerungs-Stele zum Barber-Lyaschenko-Abkommen etwas über den Gebietsaustausch zu hören. Zur Gruppe gehörte auch eine Redakteurin vom WDR, die an einem Radiobeitrag über das Abkommen arbeitet und am 13. November auf NDR-Info in den „Zeitzeichen“ gesendet werden soll. Von dort ging es über Mustin nach Dutzow. Dort berichtete May von Fluchten am Goldensee und vom Beobachtungsturm bei Dutzow. Thema war zudem der für den Seeadler eingerichtete Luderplatz auf dem zugefrorenen Goldensee (1985).

Am Mahnmal für den 1983 getöteten Harry Weltzin, westlich von Kneese, schilderte May die Umstände für dessen gescheiterten Fluchtversuch. Auf der Rückfahrt ging es dann über Groß Thurow zur B 208. Hier erinnerte May an eine Flucht aus dem eisigen Januar 1982. Der Flüchtling schaffte es trotz lebensgefährlicher Verletzungen durch die SM 70 in den Westen. Aus den 1970er Jahren stammte der Grenzzwischenfall, als ein Bundesbürger an den Zaun ging, um eine DDR-Grenzsäule auszugraben. Im Jahr darauf schossen DDR-Grenzer auf einen Bundesbürger, der „den Zaun anfassen“ wollte, weil er meinte, dies wäre die Grenze. Zum Schluss ging es natürlich auch um die Grenzöffnung am 12. November 1989. Hier wartete May mit einigen sehr persönlichen Geschichten auf. Für viele Ratzeburger wohl ein unvergesslicher Tag – vielleicht auch einer der schönsten überhaupt.

Nach einem Abstecher ins Außengelände des Museums waren alle pünktlich wieder um 16 Uhr am Museum. Wegen der großen Nachfrage bietet das Grenzhus zwei weitere Fahrradtouren an: Am 29. Juli geht es rund 30 km rund um den Lankower See auf Grenzgeschichte. Am 16. August startet die Tour zu den Fluchtgeschichten nördlich von Schlagsdorf. Wieder begleitet ein Zeitzeuge die Gruppe. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Personen begrenzt. Start ist jeweils um 11 Uhr am Grenzhus. Anmeldungen sind notwendig und werden unter Tel. 038875-20326 oder per Mail unter info@grenzhus.de entgegengenommen.

Text: Wolfgang May/KP, Foto: Grenzhus