Die Ausstellung „Goedtke in Afrika“ zeigt die Werke eines reifen Künstlers. Karlheinz Goedtke war zum Zeitpunkt seiner ersten Afrikareise im Jahr 1970 bereits 54 Jahre alt. Mit seinen plastischen Arbeiten hat er sich da bereits einen Namen gemacht. Dementsprechend souverän und selbstgewiss wirken Pinsel- und Zeichenstrich des Künstlers. Doch wer war dieser Mann? Und was für einen Lebensweg hatte er 1970 hinter sich?
Karlheinz Goedtke wird am 15. April 1915 in Kattowitz/Oberschlesien als Sohn eines Beamten und der Tochter eines ostpreußischen Gutsbesitzers geboren. Seine Kindheit verbringt er in Breslau. Bis 1930 besucht er das dortige Maria-Magdalenen-Gymnasium. In dieser Zeit entdeckt er bereits seine Freude am Zeichnen und Formen. „Als Siebenjähriger knetete ich mit großer Liebe und Ausdauer die Gestalten meiner Umgebung aus Plastilin. In der Schule erhielt ich meine besten Zensuren im Zeichnen“, so seine persönliche Erinnerung.
Nach Versetzung seines Vaters nach Stettin bekommt Goedtke an der Meisterschule des Kunsthandwerks seine handwerkliche und künstlerische Grundausbildung durch den Bauhausschüler Professor Kurt Schwerdtfeger. Gleichzeitig lernt er das Handwerk des Steinbildhauers, ist von da ab also sowohl mit plastischer und skulpturaler Arbeit wohlvertraut. Er absolviert die Abschlussprüfung an jener Schule erfolgreich und würde gern ein Studium aufnehmen, allerdings galt es zunächst, Arbeitsdienst und Wehrpflicht zu genügen.
Von 1938 bis 1940 kann er dann einige Semester an der Hochschule für bildende Künste in Berlin studieren, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wird. 1941 heiratet er Waltraut Stoike. 1943 kommt Tochter Ingrid-Kristina zur Welt. Nach Kriegsende nimmt er seine Arbeit in Farchau bei Ratzeburg wieder auf. Er hilft zunächst bei der Renovierung des großen Möllner Ratssaals. In den Jahren 1946-48 entsteht dann im Bereich des mittelalterlichen Dachstuhls ein neuer Ratssaal mit einer die ganze Breite überspannenden flachen Holztonne aus Kiefer, 15 Metern lang, acht Meter breit und fünf Meter hoch. Für die aufwendig gestalteten Paneele, Türen, Fenster und Möbel wird Eichenholz verwendet, deren Schnitzarbeiten der Bildhauer Karl Heinz Goedtke 1947 übernimmt. 1950 erhält er von der Stadt Mölln seinen ersten offiziellen Auftrag, den „Till Eulenspiegel“. Diese Arbeit macht Goedtke schlagartig bekannt. Weitere Aufträge für den öffentlichen Raum und für private Sammler folgen. 1951 zieht der Künstler nach Mölln über, wo er bis zu seinem Lebensende 1995 wohnen wird.
In den 50er Jahren ist Goedtke nun auch außerhalb Schleswig-Holsteins präsent. Er zeigt seine Werke in München, Stuttgart und anderen deutschen Großstädten. Kritiker und Kunstexperten loben seine Arbeiten.
Am 20. Mai 1959 gründet sich in Mölln der Lions Club Herzogtum Lauenburg. Ein Mitglied der ersten Stunde ist Goedtke. Mit dem Club unternimmt er später auch einige seiner Reisen nach Ostafrika.
Zeitlebens hat Karlheinz Goedtke mehr als 200 Großplastiken geschaffen, die vorwiegend im norddeutschen Raum, aber auch darüber hinaus zu finden sind. Für sein Werk erhält er diverse Ehrungen und Preise, unter anderem den ‚“Cornelius-Preis“der Stadt Düsseldorf (1954), die „Peter-Paul-Rubens-Medaille“ (1984), den „Kulturpreis Oberschlesien des Landes Nordrhein-Westfalen“ (1985), den „Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen“ (1988) und den „Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg“ (1993).