Das Wetter war ziemlicher Mist. Tobias Duwe sagt es nicht so, aber – wer zwischen den Zeilen lesen kann, weiß Bescheid. Im Frühsommer war der Künstler mit seinen Kollegen – den Norddeutschen Realisten – im Kreis unterwegs, um zu malen.
Das ist ihr Ding: Rausgehen, dem Gegenstand, der Natur, der Stadt – was auch immer – ins Auge schauen. Wenn´s plattert, kann das ganz schön hart sein. Doch Pardon wird nicht gegeben. „Wir wollen uns mit den Dingen, denen wir begegnen, auseinandersetzen. Wir wollen sie erleben und wollen bei unserer Kunst ein hohes Maß an Authentizität erreichen“, sagt Duwe.
Dabei sind die Motive frei für die Norddeutschen Realisten. „Es gibt keine gedankliche Schere“, stellt Duwe klar. „Das Empfinden entzündet sich an einer bestimmten Stelle.“ Und dann gibt es kein Vorbeikommen mehr. Wie im Falle des Silos im Möllner Hafen, den er und auch die Kollegen Till Warwas und Meike Lipp in den Fokus genommen haben. „Ich bin wegen der starken geometrischen Formen und der starken Grafik daran hängengeblieben“, sagt Duwe.
Er hat sich dem großen, hellen Gebäude von hinten angenähert. Der Blick ist nicht frei. Karge Bäume und Zweige drängen sich ins Bild. Vor dem aufschießenden Turm trotzen noch andere Industriegebäude dem Wind. Backsteinhäuser und große zylinderförmige Speicherbehälter. „Für mich hat das Szenario etwas Industrielles, aber auch etwas Romantisches“, meint der Maler.
Natürlich haben die Künstler noch mehr Dinge mit Händen, Fingern und Pinsel in Angriff genommen. Das alte Mölln zum Beispiel. Ratzeburg. Klar. „Das kannte kaum einer von den Kollegen – das war ein echtes Highlight.“ Und selbstverständlich haben sich die Maler der Lauenburgischen Landschaft gewidmet. Eine herrliche Landschaft sei das, schwärmt Duwe, die je weiter man in den Osten komme, noch imposanter werde.
Dass die norddeutschen Realisten trotz des „durchwachsenen Wetters“ – so die höfliche Umschreibung des Malers für das „Schietwetter“ – zum Teil einen Tag länger blieben als geplant, hatte auch mit der Gastfreundschaft der Lauenburger zu tun. So hatten die Maler etwa Zutritt zum Möllner Freibad, obwohl die Saison dort noch gar nicht eröffnet war. Ein besonderes Lob geht in diesem Punkt an Augustin Noffke: „Der hat sich für uns ordentlich ins Zeug gelegt. Zum Beispiel hat er dafür gesorgt, dass wir ins Naturschutzgebiet vorgelassen wurden.“
Die Bilder der Norddeutschen Realisten sind noch bis zum 3. September im Möllner Museum und in der Galerie AC Noffke zu sehen. Die Galerie am Domhof 41 in Ratzeburg hat sonnabends und sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet, das Möllner Museum montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 17 Uhr. Mehr Infos unter kulturportal-herzogtum.de/2017/07/07/hartgesottene-realisten.