Im Zuge der großen Ausstellung „und legte ihn in eine Krippe“, die derzeit im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen ist, setzt sich Organisator und Leihgeber Lothar Obst in Vorträgen mit den verschiedensten Aspekten des Weihnachtsfestes auseinander. Am Donnerstag, 21. Dezember, widmet er sich der Frage, seit wann die Christenheit Weihnachten feiert. Zudem stellt er unter dem Motto „Wenn Zeitzeugen reden könnten“ Gedankenspiele an, indem er sich in die Rolle von König Herodes, des Herbergswirtes und des Hirtenjungen hineinversetzt. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr. Im Anschluss führt Obst seine Gäste durch die Krippenausstellung.
Das Weihnachtsfest gehört zu den jüngsten Festen der Kirche. Von der Ur-Christenheit wurde es überhaupt nicht gefeiert, Geburtsdatum und Geburtsjahr Christi waren nicht wichtig und schlichtweg nicht bekannt. Als Erste begannen christliche Gemeinden in Kleinasien und Ägypten das Epiphanias-Fest zu feiern, das Fest der Erscheinung Christi am 6. Januar. Die abendländische, europäische Kirche kam zu einer anderen Deutung: Ausgehend vom spätrömischen Kalender, dem Fest des syrischen Sonnengottes „Naturalis Solis Invicti“, und beeinflusst durch die persische Mithra-Religion, die von römischen Legionären ins Reich gebracht worden war, hatte die Datierung der Geburt Christi vor allem religionspolitische Gründe, indem die früheren volkstümlichen, heidnischen Licht- und Winterfeste vom Christentum aufgefangen und umgewandelt wurden.
Auch die Kalenderreformen hat das Weihnachtsfest jahrhundertelang beeinflusst. Lange Zeit bildete es den Jahresanfang. Erst Papst Innozenz XII. legte 1691 den Neujahrstag auf den 1. Januar, und im Heiligen Reich Deutscher Nation dauerte es sogar bis 1776, ehe durch ein kaiserliches Dekret von Maria-Theresia und ihrem Sohn Josef II. der 1. Januar allgemein als Jahresbeginn vorgeschrieben wird. Es ist das gleiche Jahr, in dem Thomas Jefferson die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verfasst.
In seinem Vortrag erklärt Lothar Obst auch die Entstehung der jüdischen Woche, die zunächst römischen und dann germanischen Namen der Wochentage, das auf dem Sonnenkalender beruhende römische Jahr, den mondabhängigen Ostertermin sowie die sich daran ausrichtenden beweglichen Feste des Kirchenjahres, eine fast 2.000 Jahre alte kalendarische Ordnung von Festen und Werktagen, von Arbeitszeit und Freizeit.