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„Der KulturSommer beflügelt die Menschen“

Ilsabe von Bülow hat aus dem ehemaligen Viehhaus auf dem Gutshof Segrahn einen Veranstaltungsort gemacht. Die Kulturmanagerin, die Kunstgeschichte studiert hat, organisiert dort seit 2010 regelmäßig Konzerte, Theateraufführungen und Feste. Darüber hinaus hat das Viehhaus mittlerweile als Bühne für die „Oper auf dem Lande“ seinen festen Platz im Programm des KulturSommers am Kanal. In diesem Jahr wird dort „Die schöne Magelone“ gespielt. Die Aufführung ist am Sonnabend, 7. Juli.

kulturportal-herzogtum.de sprach mit Ilsabe von Bülow über ihre Liebe zur Kunst, die Verwandlung des Viehhauses und den KulturSommer am Kanal.

Kulturportal: Frau von Bülow, wie erklären Sie sich Ihre Leidenschaft für die Kunst?

Ilsabe von Bülow: Ich hatte am Christianeum in Othmarschen gute Kunstlehrer, die uns Schüler sehr gefördert haben. Als ich zwölf war, bin ich zudem einmal die Woche mit der S-Bahn zur Kunstschule der Hamburger Kunsthalle gefahren. Dort sah man sich ein Bild an, zu dem man dann Aufgaben gestellt bekam.

KP: Durften Sie auch zum Pinsel greifen?

Von Bülow: Ja. Ich erinnere mich, wie wir Aufgaben zu Paul Klees „Der goldene Fisch“ gestellt bekamen und dabei in Farben badeten.

KP: Schauen Sie sich Kunst lieber an oder liegt Ihre Priorität beim Machen?

Von Bülow: Beim Machen. Malen hat für mich etwas Meditatives. Klar ist es interessant, sich Fragen zu Kunstwerken zu stellen. Aber das Kreative brauche ich.

KP: Hand aufs Herz: Hegen Sie neben Ihrer Liebe zur Bildenden Kunst noch eine heimliche Liebe? Armin Mueller-Stahl beispielsweise hat mal erzählt, dass er lieber Musiker als Schauspieler geworden wäre.

Von Bülow: Nein. Trotzdem ist mir jede Kunstrichtung wichtig und es ist für mich immer wieder spannend, sich in etwas Neues einzuarbeiten – so wie ich es für mein Buch über den Architekten Joseph Christian Lillie getan habe. Was die Musik anbelangt, muss ich zugeben, dass ich da nicht so erfolgreich war. Das ist ja auch eine Fleißfrage und da war ich nicht fleißig genug.

KP: Frau von Bülow, Kunst zu kreieren, ist eine Sache. Ein altes Viehhaus zu renovieren und daraus einen Veranstaltungsort zu machen noch mal etwas komplett anderes. Wie kam es, dass Sie sich dieser Herausforderung gestellt haben?

Von Bülow: Vor 2010 war das Viehhaus eine Ruine. Da die Milchviehhaltung seit 1979 abgeschafft war, hätte es keinen Sinn gemacht, den Stall zu erhalten. Ein Abriss kam für uns aber nicht in Frage. Damit hätten wir das biedermeierliche Ensemble des Gutshofes zerstört. Hinzu kam, dass unsere Kinder aus dem Haus waren und wir Lust und Zeit hatten, etwas aufzubauen.

KP: Die Zeit für die Umwidmung des Gebäudes war quasi reif.

Von Bülow: Ja. Unser Plan war es, einen Raum zu schaffen, an dem die Gudower und Menschen aus der Region feiern können. Man lebt heute ja vielmehr mit dem Dorf als früher. Das fängt schon damit an, dass unsere Kinder hier zur Grundschule gegangen sind. Das Viehhaus trägt weiter zu dieser Öffnung bei. Hier finden Feuerwehrfeste und Hochzeiten statt.

KP: Bei den Hochzeiten und Festen ist es nicht geblieben. Die „Oper auf dem Lande“ im Rahmen des KulturSommers am Kanal findet immer bei Ihnen statt. Sogar das Schleswig-Holstein Musikfestival (SHMF) hat schon im Viehhaus Station gemacht.

Von Bülow: 2015 war die Pianistin Claire Huangci hier. Im Zeitalter der perfekten Aufnahmen ist so ein Auftritt allerdings ziemlich aufwändig. So musste der Flügel drei Mal gestimmt werden. Im Grunde gehört so eine Veranstaltung eher nach Wotersen. Wir sind hier mehr für das Regionale zuständig.

KP: Für solche Kulturveranstaltungen gibt es ja per se keine Erfolgsgarantie und dass man mit einem Konzert oder einer Theateraufführung einen Gewinn macht, ist eher die Ausnahme als die Regel. Trotzdem trauen Sie sich und stellen jedes Jahr aufs Neue ein Programm auf die Beine. Das braucht schon einen gewissen Mut.

Von Bülow: Ja, den braucht es. Vor den Veranstaltungen habe ich immer ein bisschen Bauchweh. Man fragt sich: Kommen auch genügend Leute?

KP: Zumal die Konkurrenz heute riesig ist.

Von Bülow: Ja, in Hamburg beispielsweise gibt es so viel, dass meine dortigen Bekannten gar nicht mehr hier rauszukommen brauchen. Bei den Veranstaltungen geht es grundsätzlich darum, ein Gleichgewicht zwischen schwächerem und gutem Besuch zu finden. Darüber hinaus gibt es immer einen Herbstmarkt, bei dem ich mir durch den Kaffee- und Kuchenverkauf ein kleines Pölsterchen verschaffe.

KP: Sie haben gerade gesagt, dass Sie mehr für das „Regionale“ sind. Das „Regionale“ schlechthin ist für mich der KulturSommer am Kanal. Wie sehen Sie das Festival und wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass das Viehhaus regelmäßig als Veranstaltungsort dabei ist?

Von Bülow: Mein Mann und ich sind viel unterwegs, um uns die Kunst der Leute in ihren Häusern anzusehen. Auch zu Konzerten gehen wir. In Schwarzenbek haben wir vor ein paar Jahren die Auftritte von acht verschiedenen Chören angehört. Sie alle klangen auf ihre Art schön. Das Festival gibt all diesen Leuten die Chance, sich zu zeigen. Das beflügelt. Der KulturSommer rückt Menschen und Orte in den Mittelpunkt.

KP: Ein Ort – um darauf zurückzukommen – ist das Viehhaus Gutshof Segrahn, wie es offiziell heißt. Wie kam es dazu?

Von Bülow: Ich habe Frank Düwel mal auf einer Bahnfahrt getroffen und ihm erzählt, dass wir das Viehhaus herrichten wollen. Seine Reaktion war: Da machen wir bestimmt mal was zusammen. So ist es dann ja auch gekommen.

KP: In diesem Jahr wird „Die schöne Magelone“ aufgeführt…

Von Bülow: Die Regisseurin war neulich hier. Wir haben über den Flügel und die Verdunkelung gesprochen.

KP: Es gab noch keine Proben vor Ort?

Von Bülow: Bislang noch nicht. Bei den Proben bin ich aber, wenn es irgendwie geht, gerne dabei. Die Entstehung eines Stücks zu verfolgen, ist spannend. Außerdem macht mir der Umgang mit den jungen Leuten einfach Spaß. Ich koche Kaffee und besorge – wenn nötig – auch Requisiten.

KP: Frau von Bülow, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen für „Die schöne Magelone“ viel Spaß und ein volles Haus.

Mehr zum KulturSommer:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/06/25/die-liebe-ist-die-antithese-zur-optimierung/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/06/26/stimmungsvoller-auftakt-nach-taktloser-ouvertuere/