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„Die Geschichten waren alle der Hammer“

Nein, der reine Zufall war es nicht, dass Marie Schröder zu jenen neun Auserwählten gehörte, denen im Amtsrichterhaus eine große Bühne bereitet wurde. Einmal abgesehen davon, dass es sich beim Zufall um einen Begriff handelt, den der Mensch ersonnen hat, um über undurchsichtige Zusammenhänge nicht weiter nachdenken zu müssen. Marie hatte beim Wettbewerb „Wanted: Junge Autor*inn*en“ mitgemacht, und wenn man bei so etwas mitmacht, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass man am Ende die Nase vorn hat. Tatsächlich kürte die Jury Maries Geschichte „Besuch bei Uroma“ zur Nummer 1 der Altersgruppe der 17- bis 23-Jährigen.

Ein Jahr Monate später denkt die 20-Jährige noch gerne an die Preisverleihung zurück. Sie erinnert sich an die „sehr persönliche Atmosphäre“, das Ambiente der Veranstaltung und an die Texte der anderen Preisträger. „Die Geschichten waren alle der Hammer“.

Ihrer eigenen Story zu lauschen – die Texte wurden von zwei Profis vorgetragen – empfand sie allerdings als merkwürdig. „Man liest die Geschichte sonst ja eher für sich selbst.“ Als Verfasserin habe sie zwar die Charaktere und Situationen im Kopf, aber wenn man dann einer fremden Stimme lausche, habe man plötzlich einen anderen Film vor Augen. Die Geschichte entwickle ein Eigenleben.

Der Ablauf der Ereignisse bei „Besuch bei Uroma“ bleibt indes derselbe und der ist natürlich nicht rein zufällig entstanden. „Meine Oma war dement“, sagt Marie. Einiges, was sie schildere, habe sie selbst erlebt. Die Nachwuchsautorin beschreibt einen Familienausflug. Uroma hat Geburtstag. Vater, Mutter und Kinder fahren mit dem Auto ins Seniorenheim, um die alte Dame zu besuchen. Marie zeichnet das typische Bild so einer Situation. Quengelnde Kinder. Gestresste Eltern. Die Vorfreude hält sich in Grenzen, und die demente Uroma weiß nicht einmal, dass sie Geburtstag hat. Das alles verortet Marie im Hier und Jetzt. Kein Erzähler, der dem Leser irgendetwas erklärt. Man ist schlicht dabei, wenn es passiert.

Die Nachwuchsautorin hat das ganz bewusst so gemacht. „Ich wollte mich nicht nur auf eine Sichtweise beschränken“, sagt sie. Alle sollten einen Standpunkt bekommen. „Dem Leser soll klar werden, wie schwierig es in so einer Situation ist, die Familie am Laufen zu halten.“

Marie verlässt sich beim Schreiben nicht allein auf ihre Intuition, und sie arbeitet daran, noch besser zu werden. „Ich belege zur Zeit einen Fernlehrgang im kreativen Schreiben“, betont sie. Ein Resultat dieses Engagements bekommen die Literaturfreunde womöglich am 25. April im Möllner Stadthauptmannshof zu hören, wenn die Sieger der zweiten Auflage von „Wanted: Junge Autor*inn*en“ gekürt werden.