Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie in den kommenden Wochen auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Den Anfang macht Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, für die die zehnjährige Ratzeburgerin in ihrer Altersgruppe den ersten Preis erhielt.
Die alte Schreibmaschine
Mimi saß mit ihren Freundinnen in ihrem Lager. Sie redeten über Bücher von berühmten Autoren. Plötzlich hatte Klara eine Idee. „Wir könnten doch selbst Bücher schreiben!“ Alle waren begeistert bis auf Mimi.
„Uns fehlt es an praktischer Erfahrung im Schreiben“, meinte sie.
„Dann zieh dich doch zurück, damit du Erfahrung sammeln kannst, du Schreibchampion!“ scherzte Marie.
„Gute Idee, ich miete mir gleich ein Haus auf dem Land.“
Sobald sie zu Hause war, telefonierte sie: „Hallo, hier ist Mimi Strauß. Wer ist denn da?“
„Vermietung Landei, schönen guten Tag. Ich vermiete ein Haus an sie“, flötete es aus dem Telefon. Da klingelte es an der Tür. Mimi machte auf, doch niemand war da, nur ein schmaler Umschlag und ein Schlüssel. Verwundert überlegte Mimi: „Hm, wahrscheinlich für das Haus. Aber ich hätte mich gern noch bedankt. Ach, was soll`s, umso schneller bin ich da.“
Schnell packte sie ihre Sachen und radelte los. Nach ungefähr fünf Kilometern erreichte sie ihr Ziel. „Puh, war das anstrengend.“ Vor dem Haus befand sich eine rostige Schaukel und ein Schaukelstuhl. „Die Einrichtung ist schön. Gut so.“
Auf einem alten Tisch stand ein grauer Computer. Mimi machte sich einen Kakao und fing an zu schreiben. ‚Es war eine düstere und stürmische Nacht‘ … Äh, nein. Das ist ein reichlich abgedroschener Anfang. Vielleicht so: ‚Die schweren Schritte der finsteren Gestalten hallten durch die Nacht.‘ Ach nee, das ist auch nicht gerade neu. ‚Blitze zuckten und hüllten den Tatort in gespenstisches Licht…‘ Schön und gut! Aber wie geht es dann weiter?
Zwei Stunden später saß Mimi immer noch mit leerem Bildschirm am Tisch. „Also gut, dann schaue ich mir eben das Haus. Was ist das denn?“
Sie ging auf einen großen geheimnisvollen Schrank zu. An seinen Türen gab es viele Muster, die aussahen wie geflochtene Ranken. Mimi öffnete ihn und rief überrascht: „Oh, eine schöne alte Schreibmaschine!“ Stöhnend hob sie die schwere, staubige Schreibmaschine auf den Tisch. „Ob die noch funktioniert?“
Plötzlich erschienen Wörter auf dem Blatt die sie gar nicht geschrieben hatte.
„NATÜRLICH FUNKTIONIERE ICH NOCH!“
Da sagte Mimi: „Huch, was war das? Oje, jetzt schreibt sie schon weiter.“ Sie beobachtete verwundert, wie auf dem Papier wie von Geisterhand Buchstaben geschrieben wurden. Die Tasten bewegten sich, als würde jemand darauf drücken. Doch niemand war zu sehen. Schnell stellte Mimi die Maschine auf den Tisch.
„ICH KANN DIR WEITERHELFEN. WAS HÄLTST DU DAVON? Klara und Marie saßen auf einer Brücke, als diese plötzlich zu wanken begann…“
„Das ist doch Quatsch, oder doch nicht? Ich rufe sie mal an. Mist, sie sind nicht zu erreichen. Dann fahre ich halt zu ihnen“, sagte sie.
Mimi fuhr zur einzigen baufälligen Brücke der Stadt. Davor saßen Klara und Marie und machten ein Picknick. Auf einem Schild stand: Betreten verboten, baufällig. „Seid ihr auf die Brücke gegangen?“, keuchte Mimi.
„Nein, wir können ja das Schild lesen.“
Zurück im Haus rief Mimi: „Du hast mir einen Streich gespielt!“
„HIHI, TUT MIR LEID. ABER JETZT: Klara verfuhr sich im Wald. Dort stand ein Schild, auf dem stand: Villa Grabstein.“
Mimi lachte: „Das Märchen der alten Witwe kenne ich doch längst.“
In diesem Moment klingelte das Telefon. „Wer mag das sein?“ wunderte sich Mimi. „Hier ist Mimi Strauß.“
„Hallo, hier ist Klara. Ich habe mich verfahren. Könntest du mir helfen? Hier ist nur ein Schild, da steht Villa Grabstein.“
„Um Himmels Willen, rühr dich nicht vom Fleck. Ich komme sofort.“
Schnell lief sie zum Fahrrad und stieg auf. Da Mimi wusste, wo das Schild der Villa stand, war Lara schnell gefunden. Das alte Eisentor war mit Figuren verziert, die geheimnisvoll aussahen. Bei diesem Anblick lief Mimi und Klara ein kalter Schauer über den Rücken. Ängstlich und trotzdem neugierig gingen sie auf die Villa zu.
„Hier ist es ganz schön gruselig“, sagte Mimi.
Klara sagte: „Komm, wir wir gehen lieber schnell weg.“
Als Mimi zum Haus fuhr, dachte sie über die Ereignisse der letzten Stunden nach. Angekommen, rief sie zur Schreibmaschine: „Du hast mir schon wieder einen Streich gespielt!“
„HAT ES DIR ETWA KEINEN SPAß GEMACHT?“
„Nein, hat es nicht. Ich hatte Angst. Ich fahre lieber nach Hause, ich brauche keine verrückte Schreibmaschine die alleine schreiben kann.“
Verärgert verließ sie das Haus. Später erzählte sie alles ihren Freundinnen Klara und Marie. Klara meinte: „Darüber könnten wir eine gute Geschichte schreiben.“
Nach langer Arbeit und viel Spaß schickten die drei ihre Geschichte an einen Schreibwettbewerb. Nach ein paar Tagen bekamen sie die Nachricht, dass sie gewonnen hatten.
„Siehst du, deine Erfahrungen mit der verrückten Schreibmaschine haben sich wirklich gelohnt.“
Magdalena Franz