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Auf den Stier gekommen

Als es für den KulturSommer am Kanal in die Wolken ging, war der Verein „KunstWerk Mölln und Umgebung“ längst auf dem Weg nach Europa. „Die Vorbereitungen waren schon so weit fortgeschritten“, sagt Almuth Grätsch, „dass für uns, umzukehren, nicht mehr in Frage kam.“ Dementsprechend setzt sich eine ganze Reihe von Bildern und Skulpturen im Ausstellungsraum des Robert-Koch-Parks mit dem Kontinent auseinander. Die Ausstellung „Europa im Blick?“ ist damit quasi ein Relikt: Sie erinnert an die Zeit vor der Pandemie, als der Kulturbetrieb weitgehend unbeschwert vor sich hin schnurrte und der KulturSommer am Kanal zig Veranstaltungen unter dem Motto „Europa – Bilder und Klänge“ plante.

Für Wilfried Ohldag, Bruno Kluß und Jürgen Knischewski bekommt es der Kontinent mit einem wildgewordenen Stier zu tun. Ihre gewaltige Holzfigur in Blau, versehen mit goldenen Sternchen, ist ein Blickfang für die Besucher. Für das Künstler-Trio hat der Kontinent die Nerven verloren und läuft jetzt Gefahr auf die Hörner genommen zu werden.

Während der Stier bedrohlich daherkommt, gibt Sabine Stahlkopf den Besuchern, ein Instrument an die Hand, Europa mit Muskelkraft zu entdecken. Im Gang vor dem Ausstellungsraum steht ein mit proeuropäischen Utensilien übersätes Fahrrad. Das bevorzugte Material: Strickwolle. Almuth Grätsch gefällt, was Sabine Stahlkopf macht. Die Künstlerin habe da ihren Stil gefunden, meint sie.

Wie Dinge ganz allgemein ins Rutschen geraten können, zeigen die Bahnhofsrequisiten von Jürgen Knischewski. Am Gleis Eriwan steht bei ihm der Schaffner mit einer Signalkelle, die sich pandemiebedingt in ein Geduldspiel mit Ball verwandelt hat.

Stück für Stück schreitet Almuth Grätsch die Werke ab. Wartet immer mal wieder mit spannenden Infos auf – wie bei den Exponaten, die auf der Eingangsseite des Ausstellungssaals zu bewundern sind. „Für diese Bilder hatten die Maler nur zwei Stunden Zeit“, erinnert sie sich.

Den Besucherinnen und Besuchern von „Europa im Blick“ gewähren die Organisatoren glücklicherweise mehr Stunden. Die Ausstellung ist am 23., 24., 25., und 30. Juni zwischen 9 und 16 Uhr sowie am 28. Juni von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Darüber hinaus ist die Schau am 1. und 2. Juli von 9 bis 16 Uhr zugänglich.