Die Fotofreunde Schwarzenbek feiern 2022 ihr 20-jähriges Bestehen. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit Stefan Stauch, erster Vorsitzender des Clubs und Gründungsmitglied, über das Fotografieren und die Vereinsphilosophie.
Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Stauch, was ist ein gutes Foto?
Stefan Stauch: Das liegt immer im Auge des Betrachters. Wenn dir jemand sagt, der Wein hat 30 Euro gekostet – der muss gut sein – und er schmeckt dir nicht, dann ist das für dich kein guter Wein. So ist es auch mit einem guten Foto. Natürlich gibt es gewisse Regeln, warum ein Bild gut wirkt. Die kann man aber auch gerne mal brechen. Es gibt die kreative Fotografie und es gibt die Fotografie in bestimmten Sparten wie Architektur, Sport und Natur. Hier ist einer, der die Dinge sehr realistisch darstellt, dort ist jemand, der sich künstlerisch ausdrückt. Es kommt immer drauf an, wer sich die Bilder anguckt.
KP: Sie sagten, es gebe gewisse Regeln, auf die es ankommt. Welche sind das?
Stauch: Da ist zunächst einmal die Idee. Was will uns der Fotograf mit dem Bild sagen? Dann geht es um die Bildgestaltung. Das heißt: Wie ist das Bild aufgebaut? Wie hast du dein Motiv platziert? Hast du irgendwelche bildgestalterischen Mittel eingesetzt wie den goldenen Schnitt oder bestimmte Linien und Fluchten verfolgt. Als Drittes kommt die Technik ins Spiel. Wie steht es um die Belichtung, die Schärfe und die Farbgestaltung? Habe ich mit HDR – also mit hohen Kontrasten – gearbeitet oder mit Composing? Das Aufnahmegerät ist dabei gar nicht entscheidend. Sie können auch mit dem Handy Fotos machen. Die letzte Regel betrifft den Eindruck des Bildes. Wie wirkt das Bild auf die Welt?
KP: Und diese Kriterien brechen Sie dann auf die verschiedenen – Sie sprachen gerade von Sparten – Themenbereiche herunter?
Stauch: Ja, natürlich. Aber irgendwie bleibt man dabei immer ein Stück weit subjektiv. Jeder hat da sein Spezialgebiet und wird vielleicht sagen: Porträt langweilt mich, Tiere habe ich auch keinen Bock drauf. Sport auch nicht. Vorlieben beeinflussen den Juroren wie den Betrachter. Ich persönlich mag Architektur. Aber nicht nur. Ich bin flexibel und habe schon fast alles ausprobiert. Man muss sich einfach nur drauf einlassen.
KP: Sie sprechen die verschiedene Themenauswahl an. Wenn man auf die Internetseite der Fotofreunde schaut, liegen die Geschmäcker bei den Mitgliedern sehr weit auseinander.
Stauch: Das kann man da schon so rauslesen. Dennoch gestalten wir unsere Themen so, dass es uns erst einmal egal ist, ob eine Einzelperson keine Tiere oder keine Porträts fotografieren mag. Wir versuchen alle zu animieren, mitzumachen. Viele lassen sich auch drauf ein. Es gibt aber auch den einen oder anderen, der sagt, ich gehe nicht zum Fotografieren in den Zoo oder wohin auch immer. Gleichzeitig hat sich manch einer weiterentwickelt. Deswegen gestalten wir das Vereinsleben auch so abwechslungsreich wie möglich, damit für jeden was dabei ist und uns die Mitglieder nicht weglaufen.
KP: Sie sprechen gerade für die Gruppe. Würden Sie sagen, dass es eher ein Vorteil oder ein Nachteil ist, dass der Verein so unterschiedlich von den Themen her aufgestellt ist?
Stauch: Je mehr mit unterschiedlichen Interessen dabei sind, desto besser. Die Leute ziehen einen mit, können etwas zu anderen Themen sagen. Manchmal halten Fotofreunde Referate zu ihren Steckenpferden. Über Streetfotografie beispielsweise. Da werden uns dann ein paar Tricks verraten, wie man ordentliche Streetfotos machen kann, ohne dass man gleich von jedem eine Einverständniserklärung in der Tasche haben muss.
KP: Das klingt für mich, als würden sich die Mitglieder gegenseitig aus ihrer Komfortzone holen und dadurch fachliche und soziale Kompetenzen befördern.
Stauch: Das ist so. Man ist dann auch stolz, wenn man irgendwas hinbekommt oder etwas an andere vermittelt. Gleichzeitig stellt man sich mit seinen Bildern vor die Gruppe und setzt sich der Kritik aus. Der eine oder andere bekommt dann auch mal ein negatives Feedback. Aber daraus lernen wir ja – das befruchtet uns. Gerade junge Leute oder Mitglieder, die noch nicht so lange dabei sind, werden durch unsere Teamwettbewerbe und Team-Workshops mitgezogen. Da musst du dich dann schon mit dem jeweiligen Thema befassen, um was auf die Reihe zu bekommen.
KP: So herausgehoben vor der Gruppe in der Kritik zu stehen, stelle ich mir schwierig vor. Haben Sie da eine angemessene Tonalität für gefunden?
Stauch: Eigentlich ja. Klar gibt es auch mal jemanden, der einen schlechten Tag hat und mal irgendetwas raushaut. In erster Linie ist es aber so, dass man die Sachen mit Respekt betrachtet. Kritik soll konstruktiv und nicht vernichtend sein. Wir wollen eine ordentliche Stimmung und ein faires Miteinander haben. Sonst kannst du die Leute auch nicht halten. Letztendlich geht es um Fotos. Dementsprechend sachlich äußern wir uns.
KP: Für einen sensiblen Menschen ist das trotzdem gewöhnungsbedürftig.
Stauch: Man muss schon lernen, damit umzugehen. Das stimmt. Wenn sie da aber einen guten Modus gefunden haben, ist das auch ein Zeichen fürs Vertrauen – für die Gruppe, für Erfahrung miteinander.
KP: Sie nennen sich ja Fotofreunde Schwarzenbek und bezeichnen sich auf ihrer Homepage als Hobbyfotografen. Andererseits höre ich bei Ihren Aussagen eine gewisse Ambition raus, die über das bloße Hobbytum hinausgeht. Wie sehen Sie das? Wie sieht die Gruppe das?
Stauch: Wir sind ambitioniert. Wir schüren diesen Ehrgeiz auch, indem wir eine ganze Menge Wettbewerbe machen. Das Bild des Monats beispielsweise ist mittlerweile ein Klassiker, das am ersten Clubabend des Monats gekürt wird. Durch diese Wettbewerbe kriegen diejenigen, die nicht so erfolgreich sind, auch mit, woran das liegt. Sie stehen vor der Frage: Warum schaffe ich das nicht mal, so ein Bild des Monats zu machen? Auch bei den Ausstellungen gehen wir hart ran. Da ist jeder angehalten, gute Bilder zu liefern. Aber wenn dann nichts dabei ist, kann man auch nichts nehmen. Es geht nicht unbedingt darum, dass jeder zwei Bilder hinhängen darf.
KP: Da haben sie dann schon einen sehr hohen Anspruch.
Stauch: Bei ist uns niemand dabei, der nicht einen gewissen Ehrgeiz hat. Wer will denn Sachen machen, die am Ende keiner sehen will? Das ist doch deprimierend. Dann kann man es auch lassen. Uns war von Anfang an klar, dass wir keine Sachen machen wollen, die auf irgendwelchen Festplatten vergammeln. Wir wollen unsere Bilder auch zeigen. Dafür machen wir auch Ausstellungen – aktuell laufen sie digital.
KP: Stichwort „digital“. Haben Sie da als Verein eine klare Grenze gezogen, ab wann etwas keine Fotokunst mehr ist? Oder sind Sie da vollkommen offen?
Stauch: Wir sind da eigentlich völlig offen. Anfangs gab es bei uns Diskussionen wegen des Composings, weil das nicht alle konnten. Aber wir wollen und können uns nicht beschneiden, indem wir irgendwelche Sachen einfach weglassen oder ignorieren. Natürlich haben wir immer mal wieder Fotowettbewerbe, wo explizit gesagt wird, dass kein Composing erlaubt ist. Da sind wir dann auch sehr streng. Aber generell wollen wir der Kreativität nicht im Wege stehen.
KP: Herr Stauch, ich danke Ihnen für das Gespräch.
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