An diesem Nachmittag hagelt es Einsen und Zweien. Klar gibt es immer irgendwas zu meckern. Das Essen könnte ein wenig besser sein in Tillhausen. Aber sonst? Alles super. Wutbürger sind hier nicht in Sicht.
Die Organisatoren haben eine Umfrage auf den Weg gebracht. Teamer und freiwillige Helfer, die am sogenannten VIP-Tag der Kinder-Kommune einen Besuch abstatten, sind ausgeschwärmt, um Antworten einzuholen. Acht Fragen auf einem Papierbogen. Die Benotung reicht von eins bis sechs. „Aber schlechter als eine Drei kommt selten vor“, sagt ein Teamer, der die Umfrage zum wiederholten Mal mit durchgeführt. Klar sei allerdings auch, wenn eine Sache nicht rund laufe, komme das bei der Umfrage heraus. Die Kinder seien da ehrlich.
Zum Glück läuft alles rund. Abgesehen davon – siehe oben -, dass das Essen noch besser sein könnte. Zumindest in der Theorie. Wenn es um den Speiseplan geht, sind die kleinen Bürger von Tillhausen nicht weniger eigen als die großen Bürger der Erwachsenenwelt. Zehn Menschen bedeuten meist zehn verschiedene Menüvorschläge. „Wir haben die Kinder darüber abstimmen lassen, was sie am letzten Tag essen wollen. Das Ergebnis war eine lange Diskussion um diverse Menüs“, sagt Wolfgang Engelmann, Ehrenbürger Tillhausens. Am Ende seien zwei Gerichte übrigblieben: Pizza und Schnitzel. Die anschließende Abstimmung endete Unentschieden. Engelmann schmunzelt: „Für die Entscheidung hat dann das DRK gesorgt. Die haben nicht genug Kapazitäten, um so viel Pizza zu machen. Deshalb gibt es jetzt Schnitzel.“
Die Teller werden am Ende so oder so leergegessen. Schließlich gehen die Kinder in Tillhausen Tag für Tag einer Arbeit nach. Und das Schuften ist auf Dauer ganz schön anstrengend und sorgt von ganz allein für Hunger – und der Hunger – das wissen die Erwachsenen aus ihrer Kindheit – treibt es rein.
Ihre Energie können die Jungen und Mädchen bei den verschiedensten Jobs lassen. Schließlich ist Tillhausen eine Stadt mit einer florierenden Wirtschaft. Strohpuppenbastler etwa beweisen hier ihr kunsthandwerkliches Geschick. Die Hersteller von Lederwaren kreieren Taschen und Geldbörsen. Die Bedienung der Caféteria muss sich sputen, weil sich die Kunden vorm Tresen drängeln. Selbst abseits des Stadtzentrums ist etwas los. Dort malern zwei Jungen. Sie sind konzentriert bei der Sache. Eine graue Fläche verwandeln sie in eine bunte mit vielen Farben und Figuren.
Trotz dieser anspruchsvollen Aufgabe und dem Feuereifer, mit dem sie ihr nachgehen, lässt sich einer der beiden dazu überreden, an der Umfrage teilzunehmen. Schnell geht er die acht Fragen durch. Es hagelt Einsen. Nur bei der Frage nach dem Essen hält der Junge kurz inne, um dann ganz langsam mit dem Kugelschreiber eine Zwei auf das Papier zu malen.