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Aus der Stiftung Ausstellungen

Ottonische Geschichte fühlen, sehen und anfassen

Geschichte hören, fühlen, sehen und gelegentlich auch Anfassen kann, wer sich an die Fersen von Lothar Obst heftet. Der Möllner hat sich aufgemacht, das Herrschergeschlecht der Ottonen einer möglichst breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. 2019 paart er seine Vorträge mit zwei Exkursionen. Sein Weg führt ihn nach Quedlinburg, Gernrode und Magdeburg und es geht nach Hildesheim.

Anlass für den Veranstaltungsreigen ist ein runder Geburts- und Gedenktag: 1.100 Jahre ist es in diesem Jahr her, dass der erste Herrscher der ottonischen Dynastie auf den Thron gelangte. Heinrich I. wurde 919 zum ersten Sachsenkönig im ostfränkischen Reich gewählt, aus dem sich später das Heilige Römische Reich Deutscher Nation entwickelte.

Die Obst-Exkursion folgt Heinrichs Spuren am Wochenende des 25. und 26. Mai. Mit dem Bus geht es ran die historischen Stätten in Quedlinburg, Gernrode und Magdeburg. Die Reise ist also auch etwas für Geschichtsinteressierte, die nicht so gut zu Fuß sind. Ebenso wenig braucht es große Vorkenntnisse. „Die Teilnehmer bekommen von mir Handreichungen – Stammbäume, Chronologie, Wissenswertes über Heinrich I. und Otto I.“, sagt Obst. „Man benötigt auch keinen Reiseführer oder Stadtplan.“

Grundsätzlich schade es aber nicht, sich im Vorfeld ein wenig mit der Geschichte der Ottonen und den Orten, an denen sie wirkten, auseinanderzusetzen. Denn, gibt der Leiter der Exkursion zu bedenken, man sehe nur, was man wisse. Diese Binsenweisheit stamme nicht von ihm, fügt er an, sondern von Theodor Fontane. Gelegenheit, sich im Vorfeld der Exkursion mit der ottonischen Geschichte zu befassen, gibt es am 21. Mai im Möllner Stadthauptmannshof. Dort referiert Obst ab 19.30 Uhr über die erste große Königsdynastie der Deutschen.

Schon jetzt freut sich der Exkursionsleiter auf die Reise nach Sachsen-Anhalt. Er freut sich auf Quedlinburg, wo sich Heinrich I. bevorzugt aufhielt und seine Frau ein adliges Damenstift gründete. Er freut sich auf die Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode, das einzige noch unversehrte Bauwerk der Ottonik, auf den Magdeburger Dom mit dem Kaisergrab und auf das Prämonstratenser-Kloster St. Marien. „Hier gibt es sogar eine Verbindung in unsere Region“, sagt Obst. Das Kloster St. Marien sei das Mutterkloster des Ratzeburger Prämonstratenser-Klosters.

„So riesige Gebäude zu schaffen, war das Ergebnis einer hervorragenden Architektur und einer hervorragenden logistischen Leistung“, mein Obst. Den Zeitgenossen, die in Holzhütten oder Lehmhütten lebten, müssten sie wie „Weltwunder“ vorgekommen sein.

Neben den historischen Stätten besuchen die Exkursionsteilnehmer die Sonderausstellung „919 – Plötzlich König – Heinrich I. in Quedlinburg“ sowie die Dauerausstellung „Ottonianum“.

Eine weitere Exkursion steht dann im Herbst auf dem Programm. Für die Tagestour „Ottonische Gottesburgen und Bernwardinische Kunst“ führt Obst die Teilnehmer nach Hildesheim. Besichtigt werden dort der Dom, die Domschatzkammer mit dem berühmten tausendjährigen Domschatz sowie die Michaeliskirche mit der Bernwardskrypta, ein Hauptwerk der Ottonik. Neben diesem kunstgeschichtlichen Schwerpunkt geht es politisch um die Regierungsjahre Ottos II. und seines Sohnes Ottos III. von 973 bis 1002.

Anmeldungen für die Exkursion nach Quedlinburg, Gernrode und Magdeburg nimmt die Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur in Mölln, erreichbar unter Tel. 04542-87000, Fax 04542-87061 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de, entgegen.

Mehr zu den Ottonen und zum Mittelalter unter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/erste-deutsche-mit-roemischer-kaiserkrone/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/von-wegen-finster-2/

 

 

 

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Ausstellungen

Ein Herz für Stiere

Künstler machen Ausstellungen. Normalerweise. Bei Meinhard Füllner ist dem momentan nicht so. Sein prallgefüllter Terminkalender lässt ihm wenig Zeit für die Kunst und damit auch für die öffentliche Präsentation. Immerhin: Wer dennoch eine Arbeit von ihm in Augenschein nehmen will, kann sich die Skulptur „S-tierliebe“ im Haus der sozialen Dienste der Lebenshilfe im Grambeker Weg (Mölln) ansehen.

Apropos Stier: Die Tiere habe es dem 77-Jährigen angetan. „Mit ihren vielfältigen ausdrucksstarken Möglichkeiten begeistern und inspirieren sie mich“, erklärt er, warum er sich immer wieder daran macht kunstvolle Varianten dieser Spezies zu kreieren. „Bei den großen Skulpturen handelt es sich um geschweißte Stahlkörper – geschliffen oder lackiert mit Autolack. Die Gehörne bestehen aus schichtverleimten massiven Mahagoniholz.“

Mehr über Füllners Kunst und ein Interview mit ihm über die Kultur im Kreis unter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/21/schoepfer-makelloser-linien/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/21/12242/

 

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„Oktober-Reformen waren kein Bluff“

Vor der November-Revolution kamen die Oktober-Reformen, die unter der Führung von Reichskanzler Prinz Max von Baden auf den Weg gebracht wurden. Sie bedeuteten die offizielle Einführung eines parlamentarischen Regierungssystems. „Lange Zeit wurde behauptet, dass das ein Bluff war“, meint Maik Ohnezeit von der Bismarck-Stiftung. „Ich sehe das dezidiert anders. Diese Sichtweise wird den Mehrheitsparteien nicht gerecht.“

Ohnezeit hat die Ausstellung „Geburtstag der deutschen Demokratie?“ konzipiert und organisiert, die sich mit eben diesen Reformen und dem Novemberumsturz von 1918 befasst. Ausgehandelt haben diese Änderungen die Mehrheitsparteien im Reichstag – dazu zählen unter anderem die SPD und das Zentrum. „Es lag sogar schon ein Initiativantrag für das Frauenwahlrecht vor“, ergänzt Ohnezeit. Grundsätzlich sei es ihm darum gegangen, aufzuzeigen, dass die Demokratie nicht am 9. November über die Deutschen gekommen sei und dass man damals nicht in einer Diktatur gelebt habe.

Unbestritten ist indes, dass die Oberste Heeresleitung unter General Erich Ludendorff gegen Kriegsende darauf drängte, die Parteien stärker in die Verantwortung zu nehmen und vom eigenen Versagen abzulenken. Ludendorff und seine Mitstreiter arbeiteten bereits an der Legende des Dolchstoßes – der unsinnigen Behauptung, das deutsche Heer sei aufgrund politischer Agitation, Streiks und Demontage hinter der Front besiegt worden.

Eine – wie sich herausstellen sollte – schwere Hypothek für die dem Kaiserreich nachfolgende Weimarer Republik.

Die Sonderausstellung zum 100. Geburtstag der Novemberrevolution in der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh) widmet sich schwerpunktmäßig der vermeintlichen „Revolution von oben“ (Oktoberverfassung von 1918). Sie enthält jede Menge alte Fotos und Postkarten sowie einzelne Exponate wie eine Granate und die Dienstmütze eines Matrosen. Zudem gibt es eine Multimediastation. Mehrere großflächige Info-Plakate erklären die Ereignisse. Am Ende wirft die Schau einen Ausblick auf die unmittelbar nachfolgenden dramatischen Ereignisse im Winter 1918/19 bis zur Wahl der Nationalversammlung im Februar 1919 und ordnet diese in den historischen Kontext ein.

Die Sonderausstellung ist noch bis zum 12. Mai im Bismarck-Museum, Am Museum 2, in Friedrichsruh zu sehen. Das Haus hat von Oktober bis März jeweils zwischen 10 und 16 Uhr und von April bis September jeweils zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.

Mehr zur Otto-von-Bismarck-Stiftung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/29/obama-hat-sich-bei-obamacare-auf-bismarck-berufen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/29/warten-auf-die-baugenehmigung/

Weitere Infos unter Tel. 04101-977110 oder per Mail unter info@bismarck-stiftung.de.

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Ausstellungen

Wie aus zwei eins wurde

Den Weg zur Deutschen Einheit zeichnet eine Ausstellung nach, die noch bis zum 30. November im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen ist. Auf Info-Tafeln werden in Text und Bild die historischen Ereignisse vom Sommer 1989 bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 und darüber hinaus nachvollzogen. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung ist eine von mehreren Veranstaltungen der Stiftung Herzogtum Lauenburg zur Deutschen Einheit. An der Schau beteiligt sind zudem die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, das Auswärtige Amt in Berlin sowie das Grenzhus Schlagsdorf.

Die Ausstellung ist montags bis freitags zwischen 8.30 und 13 Uhr zugänglich. Zusätzlich kann sie an den Wochenenden am 17. und 18. November sowie am 24. und 25. November besichtigt werden.

Weitere Infos zur deutschen Teilung und zur Wiedervereinigung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/der-wegbereiter/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/die-ddr-innerlich-nicht-anerkannt/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/30/ich-war-vom-sozialismus-ueberzeugt/

 

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November 1918 – Geburtsstunde der Demokratie?

Zum 100. Geburtstag der Novemberrevolution zeigt die Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh) die Sonderausstellung „Geburtsstunde der deutschen Demokratie – Oktoberreformen und Novembersturz 1918“.

Die Schau verdeutlicht, dass es im Kaiserreich neben den überkommenen obrigkeitsstaatlichen Elementen bereits demokratische Entwicklungen gegeben hat. Sie widmet sich schwerpunktmäßig der vermeintlichen „Revolution von oben“ (Oktoberverfassung von 1918), die das Deutsche Reich in eine parlamentarische Monarchie umformte. Am Ende wirft sie einen Ausblick auf die unmittelbar nachfolgenden dramatischen Ereignisse im Winter 1918/19 bis zur Wahl der Nationalversammlung im Februar 1919 und ordnet diese in den historischen Kontext ein.

Die Sonderausstellung ist vom 16. Oktober bis zum 12. Mai im Bismarck-Museum, Am Museum 2, in Friedrichsruh zu sehen. Das Haus hat von Oktober bis März jeweils zwischen 10 und 16 Uhr und von April bis September jeweils zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.

Weitere Infos unter Tel. 04101-977110 oder per Mail unter info@bismarck-stiftung.de.

Weitere Links zum Thema:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/15/novemberrot/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/15/der-traum-von-freiheit-und-einheit/

 

 

 

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Augen auf beim Bummel – Pop-Up, Baby!

Wehe, man versäumt es, beim Stadtbummel die Augen offen zu halten. Wie leicht kann man da mit jemandem zusammenrasseln oder ins Stolpern geraten oder einfach Dinge übersehen, die scheinbar aus dem Nichts erwachsen sind. So wie die Maea Art Gallery von Floriana M. Ohldag in der Möllner Hauptstraße 57*.

Seit dem 11. August ist die da, aber sie ist da nicht hingekommen, um zu bleiben. Die Maea Art Gallery ist eine Pop-Up-Gallery. Das heißt auf Deutsch: Ein Ort der Kunst, der urplötzlich auftaucht, wieder verschwindet, um an anderer Stelle erneut aufzutauchen.

„Ich möchte mit der Maea Art Gallery ein wenig urbanes Leben in die Kleinstadt bringen“, sagt Ohldag. Viel Zeit, dieses Ansinnen in die Tat umzusetzen, bleibt ihr in der Hauptstraße 57 nicht mehr. Die Uhr tickt. Natürlich. Ist halt Pop-Up, Baby! Ende Oktober muss sie wieder raus sein. Eigentlich schade: Ohldag hat den Raum frisch renoviert. Die Wände leuchten weiß. Es gibt eine Bank und einen Tisch und natürlich Kunst. Kunst an den Wänden, Kunst im Schaufenster. Es ist einladend hier.

Kein Wunder, dass sich die Künstlerin über mangelnden Besuch nicht beklagen muss. Die Leute seien sehr interessiert, meint Ohldag. Viele blieben stehen und suchten dann das Gespräch.

Wer das bislang nicht getan hat, hat jetzt noch bis zum 31. Oktober Gelegenheit dazu und kann zudem Kunst im Klein- und Großformat erwerben. Beispielsweise Fotogramme, Briefpapier und Bilder.

Die Maea Art Gallery hat donnerstags, freitags, sonnabends von 12 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Verabredung geöffnet.
Desweiteren lädt Floriana Ohldag am Freitag, 5. Oktober, und Freitag, 19. Oktober, jeweils von 19 bis 20 Uhr zu zwei Vernissagen ein. Weitere Infos gibt es unter Tel. 0151-70879770 oder per Mail unter pr@maea.gallery.

Sollte jemand den gesamten Oktober verhindert sein, so sei noch mal daran erinnert, dass Maea Art Gallery natürlich jederzeit an einem anderen Ort wieder auftauchen kann. Der Name ist da im übrigen Programm: Maea ist ein Wort der Maori – der Urbewohner Neuseelands – und bedeutet „auftauchen“ oder „in Sicht kommen“.

Weitere Infos über Floriana Ohldag und ihre Kunst:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/10805/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/positives-fuer-die-welt/

http://www.maea.gallery

www.facebook.com/maeagallery

*Zwischen Reformhaus Waldorf und Ernsting’s Family

Foto: Ohldag

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Ausstellungen

Etwas Positives für die Welt erschaffen

„Im Grunde ist alles, was ich schaffe, von dem Wunsch durchdrungen, Positives zu erschaffen“, sagt Floriana M. Ohldag über ihre Kunst. Sie hat sich geschworen, „in einer Welt, in der es so viel Erschreckendes gibt, etwas Gegenteiliges in die Waagschale zu werfen“.

Dabei hat sie sich für das „Wie“ keine Grenzen gesetzt. Ohldag malt und zeichnet, sie arbeitet mit dem Fotoapparat, sie baut Mobiles, schafft Skulpturen und kreiert Trophäen. Die Motive, die sie wählt, verraten eine Liebe zum Detail. Das Kleine, das so gerne übersehen wird, inspiriert sie. Eine Baumrinde etwa, Risse in einem Fundament oder die Blüten einer Pflanze.

Die Liebe zum Detail spiegelt sich bisweilen auch bei der Wahl der Materialien wider. Bei der Gestaltung der EU-Umwelt-Trophäe entschied sie sich für zwei verschiedene Holzfurnierarten. Die Beschriftung wurde in den Steinsockel gelasert, dann mit Champagnerkreide hervorgehoben. Das Ergebnis ist ein filigraner „Umwelt-Oscar“, ein Preis, der ganz nach dem Geschmack von Ohldag ist. Er steht für Nachhaltigkeit („Den Leim kann man sogar essen!“) und verweist damit auf etwas Positives in der Welt.

Während die EU-Umwelt-Trophäe von Kopf bis Fuß „durchdesignt“ ist, erlaubt sich die Künstlerin an anderer Stelle, ihre Kreation mit einer Prise des Zufalls in unerwartete Formen zu gießen. Ohldag fertigt Fotogramme an. Diese Technik stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die Bilder, die sie auf diese Weise kreiert, entstehen in der Dunkelkammer. „Bei dieser Arbeit platziere ich Objekte zwischen Beleuchter und Fotopapier“, so die 40-Jährige. „Das ist eine sehr intuitive Arbeit. Das Papier bleibt die ganze Zeit über weiß. Der visuelle Inhalt entsteht dann innerhalb weniger Sekunden Belichtungszeit. Was ich gemacht habe, sehe ich erst beim Entwickeln.“

Es geht aber auch langsamer: „In der Dunkelkammer kann ich diese Sekunden über Stunden hinweg hinauszögern.“ Für sie sei das beinahe so, als gelänge es, die schnelllebige Gegenwart zu entschleunigen. Dementsprechend verwendet sie für diese Kunst das Wortspiel „re-L-accelerate“. Es handelt sich um eine Zusammensetzung der englischen Wörter „relax“, das bedeutet entspannen, und „accelerate“, was mit „beschleunigen“ übersetzt wird.

Infos über Floriana Ohldag und ihre Maea Art Gallery unter

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/10805/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/pop-up-baby/

http://www.kunst.land

http://www.kofloriana.com

Fotogramm: Floriana M. Ohldag

 

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„Brustkrebs – gemeinsam stark“

Für Melina Waliczeks Fotoprojekt trafen sich vor einem Jahr 18 Brustkrebs-Patientinnen für ein Fotoshooting. Ausgewählte Porträts dieser Aktion sind sechs Wochen lang im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg zu sehen. Die Vernissage im Glasgang des Reha Klinikums beginnt am Donnerstag, 6. September um 18.15 Uhr.

Im Rahmen des ganztägigen Fotoshootings vor rund einem Jahr entstanden nicht nur beeindruckende Frauenporträts. Es veränderte sich auch die Selbstwahrnehmung der Frauen in der Auseinandersetzung mit ihrem Körper und im Erleben dieses außergewöhnlichen Tages, der für die damals 18-jährige Fotografin ebenso unvergessen bleibt.

Zur Ausstellungseröffnung schildern Melina Waliczek und zwei ihrer damaligen Fotomodels ihre Eindrücke und sprechen darüber, was die Erlebnisse ausgelöst haben. Dr. Jan Schmielau, Chefarzt des AMEOS Reha Klinikums Ratzeburg, und die Psychoonkologin Angelika von Aufseß beschreiben, auf welche Weise eine Rehabilitation Brustkrebspatientinnen bei der Verarbeitung und Bewältigung der Krankheitsfolgen unterstützen kann. Anschließend gibt es noch die Gelegenheit zum Austausch mit der Fotografin und den beiden Teilnehmerinnen.

Foto: AMEOS

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„Ich war vom Sozialismus überzeugt“

Andreas Wagner, Jahrgang 1964, leitet seit 2013 das Grenzhus in Schlagsdorf. Er wuchs in der DDR auf, war Mitglied der SED und leistete drei Jahre Armeedienst. Von 1985 bis 1990 studierte er Geschichte und Marxismus-Leninismus. Als sich der Widerstand gegen das SED-Regime formierte und in Leipzig Ende der 80er Jahre die Montagsdemonstrationen stattfanden, blieb er zunächst auf Distanz. Wagner, Kind einer Arbeiterfamilie, glaubte noch an die DDR. Nach der Wende lernte und forschte er in Rostock und Hamburg.

Im Interview mit Kulturportal-Herzogtum.de spricht er darüber, wie der „alte“ Andreas Wagner den jungen heute sieht und welche Rolle seine Biografie für das Grenzhus spielt.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Wagner, was haben Sie am 9. November 1989 gemacht?

Andreas Wagner: Das weiß ich nicht mehr.

KP: Das wissen Sie nicht mehr?

Wagner: Die Reisefreiheit war eine schöne Sache, aber mir war es damals wichtiger, wie es mit der DDR weitergeht, wie man einen besseren Sozialismus entwickeln kann.

KP: Was haben Sie in der Zeit gemacht?

Wagner: Ich habe in Leipzig studiert…

KP: …wo im Herbst ´89 die Montagsdemonstrationen gegen die SED stattfanden.

Wagner: Genau. Montags habe ich damals immer in einem auswärtigen Archiv geforscht. Die Vorbereitungen für die Demonstrationen bekam ich auf den Weg zum Bahnhof mit. Am 7. Oktober 1989 musste ich mit ansehen, wie Menschen vor der Nikolaikirche von der Polizei auseinandergetrieben wurden. So eine Gewalt hatte ich bis dahin nicht erlebt. Entsprechend angespannt war die Atmosphäre in der Stadt vor dem Durchbruch am 9. Oktober. Bei der übernächsten Demonstration bin ich dann mitgegangen.

KP: Warum nicht vorher?

Wagner: Ich habe über viele Dinge damals anders gedacht als heute. Ich war von der Idee des Sozialismus überzeugt. Gleichzeitig war mir klar, dass sich etwas in der DDR verändern muss. Aber ich habe das bestehende System nicht in Frage gestellt. Ich hätte damals kritischer auftreten können, als ich es gemacht habe. Das beschämt mich heute.

KP: Worüber denken Sie heute anders?

Wagner: Über vieles. Aber im Rückblick ist mir bewusst, welche geringe Bedeutung damals Begriffe wie Individualität, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit für mein Denken hatten.

KP: Welche Vorstellung hatten Sie vom Sozialismus?

Wagner: Angestoßen durch die Perestroika-Politik von Gorbatschow wuchs meine Hoffnung auf einen dritten Weg, einen demokratischen Sozialismus, in dem Mitbestimmung, Offenheit und Meinungsstreit möglich sind. Doch in der DDR bewegte sich kaum etwas. Es war eine bleierne Zeit. Wirtschaftlich wuchsen die Schwierigkeiten. Die Gebäude zerfielen. Die Atmosphäre war wie verriegelt und zugemauert. Wir stritten um Begriffe, weil wir nicht mehr mit den alten Losungen auf die 1. Mai-Demonstration gehen wollten. Wir merkten gar nicht, wie die Zeit darüber hinwegging.

KP: Und dann kam die Wende und schließlich das Ende der DDR. Sie waren ausgebildeter Lehrer für Marxismus-Leninismus.

Wagner: Letztendlich war es ein Geschichtsstudium und mich lockte die Forschung. Trotz mancher Einschränkungen haben wir das Handwerkszeug eines Historikers gelernt. Davon zehre ich heute noch. Das Studium hat mir inhaltlich und fachlich viel gegeben. Wir hatten Lehrer, die auch international mitreden konnten.

KP: Trotzdem stelle ich es mir schwierig vor, sich unter diesen Vorzeichen in der sich mit einem Schlag ändernden Forschungslandschaft zu behaupten. Es gab doch bestimmt Vorbehalte.

Wagner: Vorbehalte spielten weniger eine Rolle. Für junge Leute boten sich viele neue Chancen, zum Beispiel durch Sprachkurse, Studienaufenthalte im Ausland und die neuen Forschungsfreiheiten. Schwieriger wurde es nur, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen und nach der Ausbildung einen bezahlten Job zu finden. Vorbehalte habe ich kaum gespürt, am Anfang gab es sogar ein großes Interesse an den DDR-Lebenserfahrungen. Für viele Bundesdeutsche war es ein fremdes Land. Ich habe überwiegend einen respektvollen Umgang kennengelernt. In Hamburg wollte mein betreuender Professor wissen, was ich an der Leipziger Uni gelernt hatte, das war wichtiger als meine DDR-Prägungen.

KP: Heute sind Sie promovierter Historiker und seit 2013 Projektleiter im Grenzhus. Welche Rolle spielen Ihre persönlichen DDR-Erfahrungen in der Arbeit?

Wagner: Die spielen eher eine untergeordnete Rolle. Die museale Arbeit orientiert sich an wissenschaftlichen Kriterien. Unsere Erkenntnisse müssen belegbar, überprüfbar und in historische Zusammenhänge eingebettet sein. Wir wollen zu einem (selbst-)kritischen Nachdenken über Geschichte und Gegenwart beitragen. Im Unterschied zur DDR-Erinnerungspolitik geht es uns nicht um Bekenntnisse zu politischen Vorgaben, sondern um Fragen an die Geschichte. Wir wollen zeigen, welche Konsequenzen das Handeln von Menschen hatte, damit wir zukünftig sensibel dafür sind.

KP: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Grenzhus?

Wagner: Ausgangspunkt unserer Erinnerungsarbeit sind die Opfer des DDR-Grenzregimes. Wir erzählen diese Schicksale, damit sich solche Menschenrechtsverletzungen nicht wiederholen. Gleichzeitig fragen wir nach den Funktionsmechanismen des Systems. Dabei geht es um Zwang und Angst, aber auch Identifikation und Mitmachen und um die vielen Zwischenstufen, die das Leben in einer Diktatur ausmachen. Und wir wollen dazu beitragen, Trennendes zu überwinden. Die ideologische Konfrontation im Kalten Krieg sowie der Umbau Ostdeutschlands haben Gräben hinterlassen. So wollen wir auch einen Beitrag zur Überwindung von Mauern in den Köpfen leisten, gerade an der ehemaligen Trennlinie zwischen Ost und West.

KP: Und erreichen Sie die Menschen? Gibt es Rückmeldungen

Wagner: Viele sagen uns, dass wir so weitermachen sollen. Einige melden sich im Nachhinein und sagen: „Das habe ich damals gar nicht so gesehen.“

KP: Herr Wagner, ich danke Ihnen für das spannende Gespräch.

Infos zur neuen Dauer- und einer weiteren Ausstellung im Grenzhus:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/20/multimediale-grenzgeschichten-fuer-die-naechste-generation/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/20/heimat-ich-bin-ein-mensch-2/

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Multimediale Grenzgeschichte(n) für die nächste Generation

Seit Anfang August ist der Umbau im Grenzhus Schlagsdorf abgeschlossen. Die Besucher dürfte es freuen: Sie bekommen eine moderne und höchsten Ansprüchen genügende Ausstellung zu Gesicht. Dabei punktet sie sowohl optisch als auch inhaltlich. Medienstationen mit Filmen sowie Schautafeln mit aussagekräftigen Bildern und Texten sind übersichtlich miteinander verzahnt. Diverse Zeitzeugen kommen zu Wort, es gibt Exponate und bewegte Bilder von der Grenzöffnung in Mustin.

„Ausgangspunkt für die Neugestaltung war uns die Frage“, sagt Grenzhus-Leiter Andreas Wagner, „wie führen wir die nächsten Generationen an das Thema heran? Wir müssen uns ja darauf einstellen, dass dann Leute kommen, die keine eigenen Erfahrungen mit der deutsch-deutschen Geschichte gemacht haben.“ Deshalb enthalte die Schau einen Prolog, der in diesen Teil der deutschen Vergangenheit einführt, und einen Epilog, der das Geschehene noch mal Revue passieren lässt und sich fragend der Gegenwart nähert: Welche Rolle spielen Grenzen in unserem heutigen Leben? „Bis 2013 war die politische Botschaft schließlich ein grenzenloses Europa“, erinnert Wagner. Dieser Blick auf Grenzen habe sich mittlerweile geändert. Plötzlich hätten Grenzen eine Schutzfunktion.

Doch bevor der Besucher in den Dialog mit dem Epilog tritt, durchläuft er die Ausstellungsräume, die inhaltlich in fünf verschiedene Schwerpunkte aufgeteilt sind. Darunter befindet sich auch das Thema „Natur und Grenze“. Die Einbettung der Natur in die Grenzgeschichte sei neu, so Wagner. Sichtbares Zeugnis sei das im Grenzgebiet entstandene „Grüne Band“.

Die weiteren Schwerpunkte, die dem Besucher chronologisch vermittelt werden, sind das Alltagsleben im Grenzraum, Grenze und Machtsicherung, die Durchlässigkeit und die Grenzöffnung.

Insgesamt mehr als eine Million Euro wurden in die Neugestaltung investiert. Unterschiedliche Fördergeber haben sich an der Finanzierung beteiligt: der Bund, das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Europäische Union sowie die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Darüber hinaus haben Netzwerkpartner, Leihgeber und Archive zum Gelingen beigetragen.

Die Ausstellung, die den Titel „Eingrenzen und Ausgrenzen. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze zwischen Ostsee und Elbe“ trägt, ist montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 16.30 Uhr sowie sonnabends und sonntags zwischen 10 und 18 Uhr zugänglich. Weitere Infos gibt es unter www.grenzhus.de.

Foto: Grenzhus

Grenzhus-Leiter Andreas Wagner im Interview und Infos zu einer laufenden Ausstellung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/20/ich-war-vom-sozialismus-ueberzeugt/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/20/heimat-ich-bin-ein-mensch-2/