Über „Die Lebenserinnerungen des Hamburger Architekten Martin Haller“ spricht am Donnerstag, 6. Februar, in der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh) der Historiker Dr. Claus Gossler.
Gossler,
der in Wentorf zu Hause ist, habe mit den Aufzeichnungen des Mannes, der unter
anderem die Laeiszhalle entwarf, „einen autobiografischen Schatz“ gehoben,
heißt es in der offiziellen Ankündigung der Stiftung. Die Veranstaltung beginnt
um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Martin
Haller (1835 bis 1925) war der führende Kopf des siebenköpfigen Hamburger
Rathausbaumeisterbundes. Er hat das Gesicht der Hansestadt nachhaltig geprägt. Er
baute unter anderem Bankhäuser und luxuriöse Privatvillen. Seine reichen
Lebenserinnerungen hielt er als Ruheständler handschriftlich in elf Kladden
fest. Darin schrieb er über seine Familie, seine Schulzeit am Johanneum, seine
Ausbildung in Potsdam, Berlin und vor allem Paris sowie über seine Rolle als Auftraggeber.
„Die
Lebenserinnerungen des Hamburger Architekten Martin Haller“, 6. Februar, Otto-von-Bismarck-Stiftung,
Am Bahnhof 2, Friedrichsruh, 19.30 Uhr, freier Eintritt
Langeweile dürfte für Gitta Neemann-Güntner ein Fremdwort sein und vermutlich auch ein Graus. Wenn die Büchenerin – die von sich selbst sagt, dass sie ein „Bewegungsmensch“ sei – nicht gerade ihrem Job in der Erwachsenenbildung nachgeht, ist die „Freizeit“ oft genug verplant. Für die Sozialdemokraten sitzt sie im Kreistag, hat das Amt der Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses inne und ist obendrein stellvertretende Kreispräsidentin. Zudem ist sie Mitglied im Rat der Stiftung Herzogtum Lauenburg und dann ist da noch ihr Faible für Fernreisen, Sport und Kultur. Hinzu kommen Interview-Anfragen wie die von Kulturportal-Herzogtum.de. Wir sprachen mit ihr über ihr politisches Aufgabenfeld und den Ist-Zustand von Kultur und Kulturförderung im Kreis.
Kulturportal-Herzogtum.de: Was
macht die Arbeit einer Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses
im Kreis Herzogtum Lauenburg aktuell aus?
Gitta Neemann-Güntner: Die
Arbeit im Ausschuss hat viele Facetten und ist sehr vielschichtig. In diesem
Jahr wird die Pflege ein großes Thema für uns und im August werden wir den
Kreisaktionsplan verabschieden. Da geht es um die Beteiligung von Menschen mit
Behinderung in allen Lebensbereichen. Im Bildungsbereich realisieren wir zum
Beispiel aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln und kümmern uns um Baumaßnahmen
an unseren Förderzentren in Mölln und Geesthacht.
KP: Wie oft kommen Sie mit ihren Kolleginnen
und Kollegen zusammen, um solche Dinge zu besprechen?
Neemann-Güntner: Wir
treffen uns alle vier Wochen und zwar immer bei unterschiedlichen Trägern und
Institutionen des Kreises. Wir wollen die Arbeit vor Ort kennen lernen und ins
Gespräch kommen.
KP: Kommen wir noch mal auf die
inhaltliche Ausrichtung des Ausschusses zu sprechen. Soziales und Bildung sind
sowohl finanziell als auch inhaltlich sehr bedeutsame Politikfelder. Wie groß
ist die Gefahr, dass die Kultur da unter die Räder kommt?
Neemann-Güntner: Sehr groß. Leider ist die Kultur immer der Bereich, wo am ehesten gespart wird. In der Politik haben andere Themen Priorität. Ich sehe das anders. Jeder in die Kultur investierte Euro bringt zwei Euro zurück. Nicht kurzfristig, aber mittel- und langfristig.
KP: Eine Möglichkeit, der Kultur
einen größeren Schub zu geben, wäre es, Bildung und Kultur sowie Soziales und
Kultur auch mal zusammenzudenken.
Neemann-Güntner: Das
wäre wünschenswert. Aber in der Bildungspolitik haben wir als Kreis
beispielsweise gar nicht die Zuständigkeit*. Allerdings werden Anträge aus dem Kultur-Bereich
vom Kreis auch separat bezuschusst, zuletzt gab es bei den Haushaltsberatungen 12.000
Euro für die Galerie im Künstlerhaus Lauenburg und 10.000 Euro für das Projekt
„Barlach GoYoung“*. Nicht zu vergessen sind die Mittel an die Stiftung
Herzogtum Lauenburg, zuständig für die Kulturarbeit im Kreis.
KP: Ganz allgemein gefragt: Wie
steht es um die Kultur im Kreis Herzogtum Lauenburg?
Neemann-Güntner: Wir
sind auf einem guten Weg. Als ich 2003 in den Kreistag kam und die Stiftung
Herzogtum Lauenburg die Kulturarbeit für den Kreis übernehmen sollte, sah alles
nach einer sehr einspurigen Kulturpolitik aus. Darüber haben wir lange und
heftig gestritten. Das Ganze hat sich allerdings im Laufe der Jahre zum
Besseren gewandelt. Das Team Engelmann/Schlie*** hat die Stiftung mehr geöffnet
und die inhaltliche Kulturarbeit in den Vordergrund gestellt. So gibt es
mittlerweile einige Angebote für Jugendliche Veranstaltungen im Südkreis. Wir sind
uns von allen Seiten in diesem Prozess
nähergekommen.
KP: Sie sehen aber noch
Nachbesserungsbedarf?
Neemann-Güntner: Mir
fehlen nach wie vor Angebote für junge Leute, etwas mehr als nur das Pegasus-Festival****
eben. Der Kreis-Ausschuss wird sich in diesem Jahr auch mit der Ausstattung
unserer Museen beschäftigen, dabei wird moderne Technik eine Rolle spielen
müssen, um auch jüngere Besucher anzusprechen. Auch die kulturelle Einbindung
der Geflüchteten muss besser werden. Es gibt hier und da immer mal wieder ein
Projekt, aber ohne Nachhaltigkeit, das ist sehr schade.
KP: Jenseits dieser Kritikpunkte:
Was zeichnet das kulturelle Leben im Kreis aus?
Neemann-Güntner: Wenn
ich im Ausland unterwegs bin, sind meine Lieblingsorte Wochenmärkte und Häfen. Das
bunte Treiben, die Offenheit und die Gerüche, die man dort antrifft, sind für
mich Türöffner für die Kultur eines Landes. Dazu kommt die Geschichte, Kirchen
und so weiter. Wenn ich das auf unseren Kreis runterbreche, haben wir Wasser
und Märkte, kulinarische Treffpunkte, Museen und Künstlerateliers, Kirchen und
eine interessante Historie. Das, worauf ich im Ausland neugierig bin, treffe
ich auch in unserem Kreis an. Das Problem ist nur, wenn der Besucher oder
Bürger in unserem Kreis etwas sehen und erleben will, muss er viel fahren.
Veranstaltungsorte wie das Viehhaus in Segrahn oder das Heubodentheater müssten
besser erreichbar sein – zum Beispiel über einen kleinen E-Bus. Dadurch würde
die Attraktivität von Kultur im ländlichen Raum gestärkt, zum Beispiel auch für
die ältere Generation, wenn ein kleiner Kulturbus zu Verfügung stünde.
KP: Wie wichtig ist Kultur für
eine Gesellschaft?
Neemann-Güntner: In einer Welt der Digitalisierung sind Kulturangebote das Salz in der Suppe. Gerade vor dem Hintergrund einer sehr oberflächlichen Betrachtung über soziale Medien halte ich eine Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur für sehr wichtig. Kunst und Kultur sind Balsam für die Seele und der Kitt der Gesellschaft. Deshalb ist es schade, dass das Interesse bei der jüngeren Generation nachlässt. Wir müssen Jugendliche stärker dazu bewegen, sich intensiver mit kulturellen Ereignissen auseinanderzusetzen.
KP: Kommen wir zu Ihnen und Ihren
kulturellen Interessen. Auf Ihrer Facebook-Seite habe ich Fotos von der HipHop
Academie Hamburg entdeckt. Sind Sie eine Hiphopperin?
Neemann-Güntner: Ich
bewege mich sehr gerne und bin oft auf modernen, interessanten Tanzevents wie zum
Beispiel nächste Woche auf Kampnagel bei „Romeo und Juliet“ von „The Rock
Ballet“.
KP: Was fasziniert sie am Tanz?
Neemann-Güntner: Die
Darstellung von Handlungen über Bewegung mit Musik und Fantasie. Es werden
Geschichten erzählt, es gibt viele Einblicke in die Kultur eines Landes und
durchaus auch Gesellschaftskritik. Die Inszenierungen können auch mal schrill
sein, Hip-Hop, klassisches Ballett, Tango oder ein Musical, ich bin da sehr
offen und neugierig.
KP: Frau Neemann-Güntner, ich
danke für das Gespräch.
*Für die inhaltliche Ausrichtung der Schulen ist das Land
Schleswig-Holstein zuständig. Der Kreis kann Baumaßnahmen unterstützen – wie
aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln – oder eigenständige
Kulturförderungen wie die Kreismusikschule auf den Weg bringen.
**Barlach GoYoung ist ein Projekt des Ernst Barlach Museums
Ratzeburg, in dem junge Menschen Kunst entwickeln und öffentlich präsentieren.
Dafür sollen Probleme der Gegenwart mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft
einbezogen werden.
***Gemeint sind Klaus Schlie, Präsident der Stiftung
Herzogtum Lauenburg, und Wolfgang Engelmann, Vizepräsident.
****Das Pegasus-Open-Air-Festival ist eine jährlich von der Kultur-Community der Stiftung Herzogtum Lauenburg organisierte Veranstaltung, bei der diverse Musiker verschiedener Genres wie Pop, Rock oder Hiphop auftreten.
Kurz nach dem Jahreswechsel lädt „da capo talento“ unter
dem Motto „Talente im Flow“ zum „Norddeutschen Jazzpegel“. Am 4. und 5. Januar
geben 19 Musiker in der Maria-Magdalenen-Kirche (Lauenburg) vier kostenlose
Konzerte. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit Bernhard Sdun, der den Verein
ins Leben rief, über dessen Entstehung, die Rahmenbedingungen von „da capo
talento“ sowie über das bevorstehende Festival.
Kulturportal-Herzogtum.de: Herr
Sdun, was bedeutet „da capo talento“ überhaupt?
Bernhard Sdun: Das
ist Italienisch umgangssprachlich und heißt soviel wie ‚Talent von Anfang an‘.
Wir wollen Kinder, Jugendliche und Studenten finden, die selbstbewusst sind und
sagen: Ich kann was auf meinem Instrument richtig gut. Ich will Zuschauern
zeigen, was ich kann. Lauenburg hat da zum Glück Ressourcen, die es gar nicht
nutzen kann. Wir haben Räumlichkeiten wie die Heinrich-Osterwold-Halle, eine
denkmalgeschützte und restaurierte Theaterhalle. Hier haben wir die ersten
Konzerte kostenlos ausrichten können.
KP: Das klingt fast zu schön, um
wahr zu sein. In vielen anderen Orten geht häufig die Klage, dass für die
Kultur kein Platz ist.
Sdun: Wir sind hier immer in einer
Situation gewesen, dass wir uns frei entwickeln konnten. Es folgten zwei
weitere Spielstätten, bis wir schließlich 2018 in der Maria-Magdalenen-Kirche
willkommen geheißen wurden. In einer belebten Studentenstadt wie Lüneburg wäre
das so einfach nicht vorstellbar.
KP: Die guten Bedingungen machen
noch keinen Verein. Wie kam es zur Gründung von „da capo talento“.
Sdun: Zunächst einmal möchte ich
sagen, dass „da capo talento“ heute ein gemeinnütziger, nicht eingetragener
Verein ist. Wir sind somit von vielen starren Vorschriften des e.V. entbunden
und können spontan agieren und reagieren. Hervorgegangen ist der Verein aus dem
Kinderatelier im Künstlerhaus, einer Stipendiatenstätte für Bildende Kunst und
Literatur, in dem ich mehrere Jahre im Vorstand gewesen bin. Dort hat sich über
das Kinderatelier eine Konzertidee entwickelt. Ich erinnere mich noch an den
Auftritt eines zwölfjährigen Cellisten aus Lauenburg. Die Zuhörenden waren
zunächst sprachlos und fragten: Wieso hören wir so etwas nicht öfter? In den folgenden
drei Jahren mit monatlichen ‚da capo talento‘-Konzerten mit dem Künstlerhaus als
Veranstalter wurde mir klar, dass wir uns trennen müssen, wollen wir diese
ausgelöste Dynamik nicht abbrechen. Kurz danach wurde der schon erwähnte Verein
gegründet.
KP: „da capo talento“ hat seit
2011 zumeist Einzelkonzerte veranstaltet. Vor rund anderthalb Jahren sind Sie
dazu übergegangen, Festivals zu veranstalten. Wie kam es dazu?
Sdun: Wir haben beobachtet, dass
die Kinder und Jugendlichen sich nicht gegenseitig zuhören. Auch an Hochschulen
soll das heute so sein. Man liefert seine Sache ab und bleibt dann weg. Das
wollen wir mit unseren Festivals durchbrechen.
KP: Woran liegt das Ihrer Meinung
nach, dass sich die Leute nicht zuhören?
Sdun: Ich glaube, es ist ein
tiefsitzender Konkurrenzstress bei Eltern wie Kindern. Letztere sind davon
oftmals richtig erschöpft und können nicht entspannen. Manchmal liegt es auch
daran, dass die Eltern ihre begabten Kinder in den häuslichen Alltag
integrieren müssen. Zusätzliche Zeit ist nicht vorhanden. Man hat keine Muße, um
zu bleiben und zu hören, was andere Talente leisten.
KP: Inwiefern kann ein Festival
das ändern?
Sdun: Es ändert sich, weil die
Kinder ohne Wettbewerbsdruck in Ensembles miteinander spielen. Dabei lernen sie
selbstverständlich aufeinander zu hören und Spaß aneinander zu entdecken.
KP: Beim Sommerfestival von
„Talente im Flow“ hatten Sie jede Menge klassische Interpreten im Programm. Im
Winter kommen Sie nun mit einem „Norddeutschen Jazzpegel“ um die Ecke. Lässt
sich das Zusammenspiel im Jazz leichter entwickeln oder warum haben Sie den
Schwerpunkt gewechselt?
Sdun: Tatsächlich lässt sich das mit Jazz leichter erreichen. Wir haben außerdem das Glück, dass unser künstlerischer Leiter Martin von Hopffgarten Kinder entdeckt hat, die Jazz spielen, sich dabei entwickeln und selbst produzieren. Der Jazz verdient grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit. Jazz hat es schwerer als beispielsweise die Klassik, die Strukturen des Konzertkonsums sind dort älter und vielfältiger.
KP: Kommen wir auf das Programm
zu sprechen. Auf Ihrem Plakat sind gleich mehrere Ensembles abgebildet. Stammen
diese Musiker alle aus der Region?
Sdun: Der Großteil der vier Profis
und 15 Semiprofis kommt aus dem Kreis, dem benachbarten Kreis Lüneburg in Niedersachsen
und vom Hamburger Rand. Das sind Entdeckungen, von denen Martin von Hopffgarten
richtig begeistert ist.
KP: Apropos Profis – wie
finanzieren Sie die Auftritte, wenn Sie keinen Eintritt nehmen?
Sdun: Wir haben die tolle
Situation, dass wir von der Hitlzer-Werft eine Immobilie zum Nießbrauch*
bekommen haben und zwei Ferienwohnungen vermieten können. Dadurch können wir
uns einen künstlerischen Leiter wie Martin von Hopffgarten sowie Taschengagen
und Profigagen leisten. In Bezug auf das Beethovenjubiläum in diesem Jahr wird er
anhand der Klaviersonate A-Dur, op. 101 zeigen, wie nah die Musik des späten
Beethoven am Jazz liegt. Jeder der Musiker, der im Ensemble zeigt, wie er von
Beethoven inspiriert wurde, kann seine Taschengage um 100 Prozent erhöhen. – Martin
von Hopffgarten wird im Rahmen des Jazzpegels einen Vortrag über diese Sonate
halten und die jazzartigen Ansätze an Beispielen erläutern. Auf dem Festival im
September erwarten wir dann die Ergebnisse.
KP: Herr Sdun, ich danke Ihnen
für das Gespräch.
*Das „Nießbrauch-Recht“ ermöglicht „da capo talento“ das Vermieten der Immobilie und das Erzielen von Einnahmen, ohne dass der Verein Eigentümer der Wohnung ist.
Das ist mal eine Ansage – das Veranstaltungsjahr 2020 startet im Kreis Herzogtum Lauenburg gleich mit einem echten Höhepunkt. Der Verein „da capo talento“ lädt am Sonnabend, 4. Januar, und Sonntag, 5. Januar, zum „Norddeutschen Jazzpegel“ in die Maria Magdalenen-Kirche (Lauenburg) ein. Jeweils ab 16 Uhr zeigen Nachwuchsmusiker ihr Können. Die künstlerische Leitung des Festivals liegt bei Martin von Hopffgarten (Foto). Der Eintritt ist frei.
Insgesamt 19 Musikerinnen und Musikern sind an beiden Tagen zu hören. Als Ensembles vertreten sind das „Saxophonquintett“ (Foto), das „Gospodinow Trio“, die „Dusty Trombones“, sowie das Duo Bela Meinberg und Lotta Sophie Harder. Letztere haben von Kindesbeinen an bei „da capo talento“-Konzerten gespielt. Mittlerweile sind die beiden am Ende ihres Musikstudiums angekommen.
Das Ergebnis einer solchen musikalischen Entwicklung live nachvollziehen zu können, dürfte ein ganz besonderer Höhepunkt für „da capo talento“-Freunde sein. Aber auch die anderen Formationen können sich wahrlich hören lassen. Wie etwa die „Dusty Trombones“. DAs Ensemble ist nach dem gleichnamigen Stück benannt. Die Musiker kommen mit der Erfahrung diverser Live-Auftritte nach Lauenburg. Darunter waren unter anderem Konzerte beim Tag der offenen Tür der Jugendmusikschule Hamburg (JMS), bei der Eröffnung der JMS-„Sommerserenade“ in der Laeiszhalle sowie ein Konzert in Dresden. Das Ensemble heimste in den Jahren 2014 und 2017 zwei dritte Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ ein.
Schon jetzt ist klar, dass der Jazzpegel – der aufspüren möchte, was sich in der Jazzmusik in Norddeutschland tut – auch 2021 stattfinden soll. „da capo talento“ sucht dafür Ensembles vom Trio aufwärts. Geplant ist die zweite Auflage des „Norddeutschen Jazzpegels“ vom 8. bis 10. Januar. Wer Interesse hat, schreibt an dacapotalento@gmail.com.
„Norddeutschen Jazzpegel“, 4./5. Januar, Maria Magdalenen-Kirche, Kirchplatz 2, Lauenburg, jeweils ab 16 Uhr, freier Eintritt
Weihnachten naht und für Markus Götze damit die Zeit des Feinschliffs. Seit 2003 ist er Kantor der Kirchengemeinde Schwarzenbek. Am 22. Dezember dirigiert er in der St. Franziskus-Kirche Johann Sebastian Bachs berühmtes Weihnachtsoratorium. Eine Aufführung mit Solisten, mehreren Chören und Orchester. Im Gespräch mit Kulturportal-Herzogtum.de spricht er über Weihnachten, Weihnachtsmusik und seinen Weg zum Kirchenmusiker.
Kulturportal-Herzogtum.de: Herr
Götze, wie klingt Weihnachten?
Markus Götze: Weihnachten klingt
nach „O du fröhliche“ und Advent nach „Tochter Zion“. Beides sind sehr
schwungvolle und festliche Stücke. Bei „O du fröhliche“ wartet das Publikum
immer darauf, dass der Zimbelstern in der dritten Strophe zum Einsatz kommt.
Wenn das nicht der Fall ist, werde ich darauf hingewiesen, dass dies beim
nächsten Mal doch bitte wieder so sein möge.
KP: Wie viel haben diese Klänge
mit dem Menschen Markus Götze zu tun?
Götze: Die Frage habe ich mir so
noch gar nicht gestellt. Ich verbinde mit dieser Musik eine volle Kirche. Die
Musik hat insofern mit mir selbst zu tun, dass ich es als etwas ganz Besonderes
empfand, als ich mit 18 als Organist anfing, mit so vielen Leuten, die ich
nicht einmal kannte, Musik zu machen. Ich erinnere mich auch, dass ich mit
einem Trompeter zu Andachten in Altenheimen gefahren bin und Musik gemacht
habe. Das fand ich reizvoll, winterliche Landschaften und Orte aufzusuchen. Das
gab es nur zu Weihnachten.
KP: Sind Sie deshalb Organist
geworden?
Götze: Nein. Organist wollte ich
werden, nachdem ich mich das erste Mal an die Orgel gesetzt hatte. Das war der
Auslöser für mich, Kirchenmusik zu studieren. Da war ich 17. Ich fand die Orgel
noch faszinierender als das Klavier.
KP: Kommen wir zurück zur
Weihnachtsmusik. Mein persönlicher Kindheitssound ist eine James Last-Platte
mit all den Klassikern wie „Jingle Bells“, „Fröhliche Weihnacht“ oder „Stille
Nacht“, die die Eltern zur Adventszeit und Heiligabend immer spielten. Wie sind
Ihre Kindheitserinnerungen?
Götze: Bei uns zu Hause war es zu
Weihnachten schön geschmückt, sowohl mit dem Adventskranz als auch mit
Fensterschmuck. Gesungen haben wir zu Hause aber weniger. Das Interesse an den
kirchlichen Weihnachtsliedern kam bei mir erst mit 17, als ich im Chor gesungen
habe. Ich erinnere mich aber auch gerne an meine Grundschulzeit, in der im
Advent morgens in der einen oder anderen Stunde bei Kerzenschein weihnachtliche
Geschichten vorgelesen wurden.
KP: Mögen Sie die
Weihnachtslieder überhaupt noch – oder haben Sie sich daran überhört? Für die
Adventszeit sind das ja regelrechte Evergreens, die in jedem Supermarkt aus
schlechten Lautsprechern scheppern.
Götze: Nein, das liegt daran, dass
ich das ganze Jahr über andere Lieder spiele. Weihnachtslieder sind für mich
nicht wichtiger als andere Kirchenlieder. Toll ist, dass die Motivation bei den
Chören noch höher ist als sonst.
KP: Womit wir bei Ihrem
Weihnachtsprogramm wären. Am 15. Dezember geben Sie mit den Kirchturmspatzen,
dem Jugendchor und dem Posaunenchor der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schwarzenbek
ein Adventskonzert. Worauf darf sich das Publikum freuen?
Götze: Der Jugendchor geht gerne
auch mal in eine andere Richtung. Viele der jungen Leute haben Lieblingslieder
aus dem englischsprachigen Bereich. Eigens dafür habe ich ein Liederbuch
angeschafft, in dem englische und deutsche Lieder, auch weihnachtliche,
gesammelt sind. Lieblingstitel sind momentan „Shout to the Lord“, „May the Lord
send Angels“ und „Amazing Grace“.Ich gehe aber immer wieder in den
klassischen Bereich, um die jungen Leute auch mit dieser Musik vertraut zu
machen. Hinzu kommt, dass die meisten Konzertbesucher die klassischen Advents-
und Weihnachtslieder besser kennen. Sie werden von uns ja auch zum Mitsingen
eingeladen. Der Posaunenchor wird für den kräftigen Klang sorgen.
KP: Ein Klassiker ist auch Bachs
Weihnachtsoratorium, was am 22. Dezember unter ihrer Leitung zu hören ist.
Warum ist diese Komposition so beliebt?
Götze: Es ist einfach ein tolles
Stück und lässt sich gut singen. Außerdem verbinden vieledas Stück mit
Weihnachten. Für die ist Weihnachten ohne Oratorium kein Weihnachten. Ein
Nebeneffekt ist: Kinder und Jugendliche sind beim Oratorium leichter zu
motivieren, mitzumachen. Das klappt besser als bei jedem anderen Stück.
KP: Sie sagen, dass sich das
Oratorium gut singen lässt. In meinen Ohren klingt es durchaus anspruchsvoll…
Götze: Die Choräle sind tatsächlich gut
singbar. Es gibt aber einige anspruchsvolle Chöre. Der Ehre-Chor zum Beispiel
ist schwer – wohl das schwerste Stück des Oratoriums und immer wieder eine
Herausforderung für jeden Chor.
KP: Sie sind aber, was die
Aufführung am 22. Dezember anbelangt, guter Dinge – oder?
Götze: Auf jeden Fall. Nach 2004,
2008 und 2014 ist es das vierte Mal, dass wir es aufführen. Viele kennen das
Oratorium schon, die Neuen schwimmen einfach mit. Das macht es einfacher. Es
wird in diesem Jahr auch eine Gruppe aus meinem Kinderchor und aus meinem
Jugendchor im Sopran der Kantorei mitsingen. Grundsätzlich besteht die Kunst
darin, zu fordern und nicht zu überfordern. Aber der Chor ist allgemein
ziemlich firm geworden. Natürlich gibt es mal Stücke, wo es schwer wird und man
sich fragt: Wie wollen wir das schaffen? 2015, als wir das Brahms-Requiem
gemacht haben, war es beispielsweise so. Aber die Motivation unter den Sängern
ist sehr groß. Deshalb hat es am Ende doch geklappt.
KP: Wie viel Zeit müssen die
Sänger für eine Aufführung wie das Oratorium investieren?
Götze: Wir proben regelmäßig zwei
Stunden die Woche. Dann gibt es noch eine Probefreizeit. Da singen wir von
Freitag bis Sonntagmittag. Das bringt immer sehr viel.
KP: Herr Götze, ich danken Ihnen für das Gespräch.
Die gute Nachricht von der Geburt Jesu kommt in Schwarzenbek in Form eines musikalischen Meisterwerkes daher: Am Sonntag, 22. Dezember dirigiert Kantor Markus Götze in der St. Franziskus-Kirche mit Chören, Orchester und Solisten Johann Sebastian Bachs berühmtes Weihnachtsoratorium. Aufführungsbeginn ist um 18 Uhr.
„Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ –
heißt es zu Beginn des Stücks. Es ist ein Vorgriff: Bevor Bach auf die Geschichte
von Maria und Josef und der Geburt des Heilandes zu sprechen kommt, lässt er einen
Chor schon mal die gute Nachricht verbreiten. In Schwarzenbek sind es die rund
50 Sängerinnen und Sängern der St. Franziskus-Kantorei, die dies tun.
Das Chorensemble hat für den 22. Dezember die Kantaten I bis III einstudiert. Das Gesamtwerk beinhaltet sechs Kantaten, die sich über den gesamten Rahmen des Weihnachtsfestes verteilen. Die einzelnen Teile wurden erstmals vom Thomanerchor in Leipzig in den sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertg 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und in der Thomaskirche aufgeführt.
Feierliche Eröffnungs- und Schlusschöre, die Vertonung der Weihnachtsgeschichte in den Rezitativen, eingestreute Weihnachtschoräle und Arien der Gesangssolisten prägen das Oratorium. Die Kantaten 1-3 gehören zu den eigentlichen Weihnachtsfeiertagen, die Kantaten 4-6 sind am Sonntag nach Weihnachten, am Neujahrstag und am Tag der Heiligen drei Könige (6. Januar), auch Epiphanias genannt, an der Reihe. Damit ist klar: Das Weihnachtsfest erstreckt sich vom 24. Dezember bis zum 6. Januar (und noch darüber hinaus).
Gemeinsam
mit der St. Franziskus-Kantorei auf der Bühne steht das Orchester Sinfonietta
Lübeck. Das Ensemble spielt vor allem in der Kantate I und III mit Pauken und
Trompeten. Die Trompeten gelten in der Barockmusik als Instrumente des Königs.
Sie künden von der Geburt Jesu. Die zweite Kantate erzählt die Geschichte der
Hirten. Als „Hirteninstrumente“ verwendet Bach zwei Flöten und vier Oboen. Die
Oboen stellen sich im Eingangssatz der zweiten Kantate in den Dialog mit den
Streichern.
Als
Solisten hat Markus Götze Armine Nersisjan (Sopran), Melina Meschkat (Alt),
Luca Raupers (Tenor) und Christoph Liebold (Bass) gewinnen können. Die Proben
für die Aufführung laufen seit August. Götze bescheinigt seinen Sängerinnen und
Sängern „eine großartige Leistung“ und blickt dem Konzert mit Vorfreude entgegen.
Finanziell
unterstützt wird die Aufführung vom Ev.- Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg
sowie vom Freundeskreis Schwarzenbeker Kirchenmusik.
Karten
im Vorverkauf gibt es im Kirchenbüro, Markt 5b, sowie in der Buchhandlung
LeseZeit, Markt 3, in Schwarzenbek.
Bachs Weihnachtsoratorium (I. bis III), 22. Dezember, St. Franziskus-Kirche, Compestraße 4, Schwarzenbek, 18 Uhr
Ein Unbekannter ist er im Friedhofs-Metier nicht: Über drei Jahre unterstützte Bernd K. Jacob den mit dem Taspo-Award ausgezeichneten Friedhof der Kirchengemeinde Lauenburg/Elbe in Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit, setzte Akzente, unter anderem mit verschiedenen Veranstaltungen oder der Einrichtung des Kunstpfades, der sich über den Gottesacker bis in die Altstadt der Schifferstadt zieht. Für ihn ist ein Friedhof nicht nur die Ruhestätte der Toten, sondern viel mehr: ein Ort zum Innehalten, für ein lautloses Zwiegespräch und auch ein Ort der Begegnung, ein Verbleib in der Gesellschaft.
Seit Juli ist der 52-Jährige der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Das heißt, er kümmert sich um alle 49 Friedhöfe zwischen Travemünde und Lauenburg/Elbe. Zuvor übte dieses Amt Dirk Abts vom Kirchenkreis Hamburg-Ost aus. „Er zeigt mir die Dinge, die ich noch wissen muss“, berichtet Jacob. „Und er ist auch mein Mentor“. Neu zu wissen ist beispielsweise der Umgang mit der Verwaltungssoftware „Hades“, die nach und nach zum Einsatz in den Friedhofsverwaltungen – ob klein oder groß – kommen kann und die Vernetzung untereinander sowie mit der Verwaltung in Lübeck ermöglicht. „Das erleichtert die Arbeit sehr. Was früher in den Kirchenakten und Karteikarten stand, wird heute digital erfasst, angepasst an die Datenschutzrichtlinien. Einträge werden nach einer bestimmten Zeit anonymisiert“, informiert der Wahl-Lauenburger. Auch eine Art Service-Stelle für die Friedhofsmitarbeiter und Unterstützung in der Vor-Ort-Präsenz sind wesentliche Aufgaben.
Seinen neuen Job übt er mit 75 Prozent einer Stelle aus, in
der verbleibenden Zeit betreut der gelernte Grafik-Designer unter anderem auch
den Gemeindebrief der Kirchengemeinde Lauenburg. „Wir hoffen, auch in diesem
Jahr wieder den Gemeindebriefpreis der Nordkirche zu gewinnen“.
Doch das Hauptaugenmerk liegt auf der Friedhofsarbeit, und nach den ersten Wochen zieht Jacob ein kleines Resümee: „Ich bin total begeistert, welch vielfältiges Spektrum an Friedhöfen wir haben“. Die Bandbreite von idyllischen Blumenwiesen oder schützenden Wäldern bis hin zu stadtnahen Bürgerparks, von historisch-romantischen Anlagen bis hin zu moderner Kunst ist bemerkenswert. „Insgesamt gibt es im Kirchenkreis knapp 70 Hektar Friedhofsfläche; die kleinsten umfassen eine Fläche von 0,2 Hektar und der größte liegt mit ca. 5,8 Hektar im Sachsenwald.“ Auch die Bestattungsarten sind vielfältig: im Sarg, in der Urne, auf der Wiese, am See, im Wald, unter einer Linde, mit und ohne Grabstein.
Unter dem Motto „Lauenburg im Wandel“ lädt das Künstlerhaus Lauenburg am Freitag, 25. Oktober, zu einer Podiumsdiskussion ins Haus der Begegnung ein. Der Debatte stellen sich Lauenburgs Stadtentwickler Reinhard Nieberg, Móka Farkas und Berndt Jasper vom Künstlerkollektiv Baltic Raw (Hamburg) und Kerstin Niemann, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich „Kultur der Metropole“ an der HafenCity Universität Hamburg tätig ist. Die Moderation übernimmt die Kunsthistorikerin Dr. Veronika Schöne. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.
Im Idealfall ist die Stadt ein attraktiver Lebens-, Wirtschafts-, Erholungs- und Kulturraum. Wie kann eine alltagstaugliche, qualitativ lebenswerte und nachhaltige Stadtentwicklung gelingen? Welche Art von Stadt wünschen sich die Bewohner und wie kann die Öffentlichkeit in planerische Prozesse einbezogen werden? Welche Kriterien – wirtschaftliche, soziale oder ökologische – werden der Stadtplanung aktuell zu Grunde gelegt und welche Möglichkeiten eröffnen künstlerische und interdisziplinäre Arbeitsansätze, um Stadt anders zu denken und zu bauen? Diese Fragestellungen sind fortwährend im Prozess und müssen bei allen Veränderungen im städtischen Umfeld immer wieder neu verhandelt werden.
In einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema „Stadt im Wandel“ lädt das Künstlerhaus Lauenburg zu dieser öffentlichen Podiumsdiskussion ein. Die Einrichtung will herausfinden, was die Menschen in der Stadt interessiert, welche Bedürfnisse und Visionen sie mit Blick auf die Zukunft ihrer Stadt haben.
Mit dem Offenen Atelier wie auch der Stadtgalerie im öffentlichen Raum begibt sich das Künstlerhaus Lauenburg seit 2017 immer wieder in den Stadtraum, um diesen mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern „neu“ zu erkunden und wahrzunehmen. Ziel ist eine Öffnung des Hauses hin in die Stadt und ein Dialog mit den Bewohnern. Daraus hat sich für 2019 und 2020 das Jahresthema „Stadttransformation – Stadt im Wandel“ herausgebildet. Die ständigen Veränderungen und Weiterentwicklungen denen der Stadtraum unterliegt, möchte das Offene Atelier des Künstlerhauses kontinuierlich mit verschiedenen Workshops und Veranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern jeden Alters begleiten.
„Lauenburg im Wandel“,
Podiumsdiskussion, 25. Oktober, Haus der Begegnung, Fürstengarten 29, Lauenburg,
19 Uhr,
Singer-Songwriter-Konzerte, Partys, Session & More,
Live-Rock – das alles steht Woche um Woche im SmuX auf dem Programm. Die Frau,
die hinter diesem Programm steht, steht gerade hinter dem Tresen und macht noch
mal schnell einen Kaffee: Susanne Voges hat dieses Haus mit dem rauen Charme
einer alten Werkhalle gegründet. Wie es dazu kam, erzählt sie im Interview mit
Kulturportal-Herzogtum.de.
Kulturportal-Herzogtum.de: Seit
wann gibt es das SmuX?
Susanne Voges: Seit
dem 9. August 2014.
KP: Fünf Jahre SmuX. Haben Sie
das gebührend gefeiert?
Voges: Nein. Dafür hätten wir alle
möglichen Sachen umschichten müssen. Wir haben ein Fass Bier aufgemacht. Wer
wollte, durfte vorbeikommen.
KP: Erinnern Sie sich noch, wie
das war, als es hier am 9. August 2014 für Sie losging?
Voges: Oh ja, der Anfang war von
vielen Unkenrufen begleitet. Was willst du denn im Gewerbegebiet, haben die
Leute gefragt. Da kommt doch keiner hin.
KP: Wie wir heute wissen, hatten sie
Unrecht. Wie waren denn Ihre eigenen Erwartungen?
Voges: Da muss ich weiter ausholen. Ursprünglich war
das SmuX als Werkstattcafé gedacht. Ich wollte mich hier um meine Glas- und Silber-Schmiedearbeiten
kümmern.
KP: Die regelmäßigen Konzerte und
Ausstellungen, die Sie hier heute anbieten, waren also gar nicht geplant?
Voges: Nein. Die Maler kamen auf uns
zu und fragten, ob wir nicht ihre Bilder aufhängen könnten, die Musiker, ob sie
nicht Musik machen könnten.
KP: Sie haben ja gesagt.
Voges: Dabei hatte ich mir früher
mal geschworen: Niemals Gastronomie! Es macht aber Spaß. Ich bin gerne
Gastgeber. Blöd ist nur, dass dabei das Kreative auf der Strecke bleibt.
KP: Wie sind Sie überhaupt auf
die Räumlichkeiten aufmerksam geworden?
Voges: Ich kannte das Gebäude vom
Vorbeifahren und ich bekam mit, dass der Besitzer der Karosseriewerkstatt
aufhören und die Räumlichkeiten vermieten will. Anfangs wollte ich hier noch
Kunsthandwerker mit reinnehmen. Aber die Erwartungen, die ich hatte, haben sich
nicht erfüllt. Ich habe keine Handwerker als Mieter bekommen. Dafür habe ich Sänger,
die hier Musikworkshops machen, und Künstler, die die Werkstatt für ein ganzes
Wochenende mieten, nur um zu malen.
KP: Beschränkt sich das Angebot
auf den kulturellen Bereich?
Voges: Nein. Wir haben auch Firmen als Kunden,
die hier Fortbildungen machen. Das SmuX hat keine normalen Öffnungszeiten. Wir
machen nur für Veranstaltungen auf. Das heißt tagsüber kann ich die
Räumlichkeiten für Vorträge, Schulungen, Workshops und Seminare vermieten. Mittlerweile
werden wir auch sehr oft für Privatfeiern gebucht und aus diesen Feiern rekrutieren sich
immer weitere Feiern.
KP: Öffentlich bekannt dürfte das SmuX vor
allem durch Konzerte und Musik-Events sein. Wählen Sie aus oder kommen die
Leute auf Sie zu?
Voges: Es melden sich sehr viele
Bands. Die Entscheidungen treffe ich. Persönlich mag ich Funk und Soul – schwarze
Musik. Da gibt es hier aber leider kaum Gruppen. Aber als jemand, der privat
keine Rockmusik hört, finde ich das live wirklich geil. Das ist ein ganz
anderer Schnack. Ich habe auch Blues und Deutschrock im Programm. Gerade freue ich mich, dass ich mit
Abi Wallenstein für den 15. August 2020 einen Auftrittstermin vereinbaren
konnte.
KP: Haben Sie für die Musik eine bestimmte
Zielgruppe im Kopf?
Voges: Bei uns fühlen sich die
Erwachsenen wohl. Der Kern ist zwischen 40 und 60 Jahre alt. Sie freuen sich,
dass sie nicht mit ihren Enkelkindern weggehen müssen.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten braucht es, um quasi aus dem Nichts ein „Haus“ für Veranstaltungen und Fortbildungen aufzubauen? Vermutlich gibt es da kein Patentrezept, aber Interessierte könnten da schon mal bei Susanne Voges – Gründerin des SmuX (Geesthacht) – nachfragen.
Susanne Voges ist eine Frau, die sich bietende
Gelegenheiten beim Schopfe packt. Eine Zupackerin. Das hilft natürlich,
Entscheidungen zu treffen. Und sie ist, wie sie von sich selber sagt, „eine
Netzwerkerin“. Sie sucht den Kontakt, spricht die Menschen direkt an, engagiert
sich – etwa bei den Geesthachter Kulturvisionen – und sie mischt sich ein. Wenn
man so aktiv ist, erhöht das natürlich die Wahrscheinlichkeit, Räumlichkeiten
wie die des SmuX zu finden. Zumal dann, wenn man wie die 54-Jährige bereits auf
der Suche ist.
Im Sommer 2014 fahndete Susanne Voges nach Räumen, um eine eigene
Werkstatt für Glas- und Schmiedearbeiten zu errichten. Das Gebäude in der
Lichterfelder Straße 5, in dem eine ehemalige Karosseriewerkstatt angesiedelt
war, kannte sie vom Vorbeifahren und als sie – zufällig – hörte, dass der
Besitzer aufhören wollte, griff sie zu. Als sie dann keine Handwerker als Mitmieter
fand – so wie ursprünglich von ihr geplant – half ihr eine weitere Charaktereigenschaft:
die Flexibilität. Sie, die viel durch die Welt gereist war, immer selbständig
gearbeitet und mit 20 Jahren ihre erste Firma gegründet hatte, erkannte einmal
mehr eine Gelegenheit und packte zu. Künstler und Musiker, die angefragt
hatten, ob sie bei ihr ausstellen und musizieren könnten, gab sie eine Chance.
Dies war die Stunde der Netzwerkerin. Denn wo Kunst und
Kultur ist, strömen viele Menschen zusammen. Lokale Zeitungen berichteten, dass
es in Geesthacht jetzt diesen Veranstaltungsort gibt. Die
Kommunikationsmaschine lief an. Vereine, Firmen, Politiker und weitere
Kulturschaffende wurden auf sie aufmerksam. Das bedeutete (noch) mehr
Gelegenheiten und damit neben den hauseigenen Events gebuchte Räume für
Vorträge, Schulungen, Workshops und Seminare.
Mittlerweile ist das SmuX eine Institution – dank der Entscheidungsfreude, Offenheit, Flexibilität und des Engagements der Zupackerin.
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