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„Wir müssen uns für den Erhalt der Sprache gerade machen“

An der Pandemie kam in den zurückliegenden anderthalb Jahren niemand vorbei. Das Virus drang nicht nur in menschliche Körper ein, es durchzog auch sämtliche gesellschaftlichen Bereiche – wie auch die Niederdeutsch-Community. Einer, der das privat und beruflich erfahren hat, ist Thorsten Börnsen, Leiter des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit ihm über das Plattdeutsche in Zeiten der Pandemie und das Aufwachsen mit einer zweiten Muttersprache.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Börnsen, das Frühjahr war ja vor allem eins: heimelig. Wegen des Lockdowns und der damit verbundenen Kontaktsperre waren wir alle zumeist gezwungen, uns in den eigenen vier Wänden aufzuhalten. Haben Sie sich in dieser Zeit überhaupt mal mit jemandem von Angesicht zu Angesicht auf Plattdeutsch unterhalten können?

Thorsten Börnsen: Gelegentlich ging das schon. Einige von meinen Freunden schnacken Plattdeutsch und dann gibt es da noch einige Plattakteure, mit denen ich mich ausgetauscht habe.

KP: Sprechen in Ihrem Umfeld viele Plattdeutsch?

Börnsen: Nein, viele sind das nicht – ich wohne ja in Hamburg – ein paar aber schon. Außerdem bin ich ja auch Plattdeutschlehrer und einige von meinen Schülern schnacken schon Platt. Und was ich sowieso als Prinzip vorantreibe, ist: Selbst wenn die Leute kein Plattdeutsch schnacken, schnacke ich mit ihnen Platt.

KP: Sie gehören zur Generation der Babyboomer, deren Eltern dem Niederdeutschen zumeist skeptisch oder wenigstens gleichgültig gegenüberstanden. Warum ist es bei Ihnen anders gelaufen? Wieso ist die Sprache so prägend für Sie geworden?   

Börnsen: Das ist mehr Zufall gewesen. Ich habe Geschichte und Religionswissenschaften studiert und später dann Niederdeutsch dazu genommen – ohne mir große Gedanken darüber zu machen. Ich habe gedacht – klingt ja interessant, so als Beifang. Und dann stellte sich heraus, dass ich für kein anderes Fach so viel tun musste wie für Plattdeutsch. Ich hatte plötzlich mit der Übersetzung von Hanseurkunden aus dem Spätmittelalter zu tun. Da schwelte mir dann doch ganz schön das Fell, weil das ein vollkommen anderes Platt ist. Auf diesem Weg habe ich die plattdeutsche Literatur überhaupt erst kennen gelernt, was die Sprache für mich interessanter gemacht hat. Meine Eltern haben zwar viel gelesen, aber kein Niederdeutsch. Das hat mir das Studium sozusagen „open mokt“.

KP: Was machte die Übersetzung der alten Urkunden denn so schwer?

Börnsen: Das kann ich Ihnen genau sagen: alles! Du verstehst da vom ersten Zeichen an kein Wort. Für alles musst du ein Wörterbuch benutzen. Und wenn du meinst, dass du etwas verstehst, ist es mit Sicherheit verkehrt…

KP: Weil die Wortbedeutung eine vollkommen andere ist?

Börnsen: Weil die Wörter anders sind. Weil die Wörter sich im Laufe der Zeit verändert haben. Du hast da mit Rechtstexten zu tun, mit Wörtern, die eine ganz bestimmte Bedeutung gehabt haben. Das ist wie mit dem Juristendeutsch von heute. Das kannst du nicht mal eben aus dem Lameng verstehen.

KP: Sie sagten gerade, dass Ihre Eltern keine niederdeutschen Bücher lasen. Wie sah es sonst mit dem Plattdeutschen in Ihrer Jugend aus?

Börnsen: Also schnacken, schreiben und lesen sind verschiedene Paar Schuhe. Das merkt man immer wieder – wenn jemand wunderbar plattschnackt, aber das überhaupt nicht schreiben kann und Probleme hat, plattdeutsche Texte zu lesen. Insofern sind viele Muttersprachler auch so ein bisschen Analphabeten, was die eigene Sprache angeht. Das ist auch bei mir so gewesen. Mit meiner Oma und meinem Onkel habe ich nur Platt geschnackt, mit meinen Freunden natürlich nicht.

KP: Und Ihre Eltern?

Börnsen: Meine Eltern haben in meiner Kindheit ziemlich viel Plattdeutsch mit mir geschnackt. Sonst könnte ich das auch nicht. Ich bin das, was man als „Native Speaker“ bezeichnet. Aber es gibt da nun mal diese Spaltung zwischen dem Gesprochenen und dem Geschriebenen. Das ist im Plattdeutschen eben schon sehr ausgeprägt, wie ich schon sagte.

KP: In meinem Elternhaus wurde auch Platt gesprochen, aber nur mit Leuten, die zu Besuch kamen. Mit uns Kindern hat niemand auf Niederdeutsch geredet. Es hieß, dass das dem Erwerb des Hochdeutschen schade. Heute würde so eine These wohl niemand mehr vertreten. Menschen wie Sie sind der sichtbare Beweis, dass dem nicht so ist. Sprechen Sie eigentlich mehr Niederdeutsch als Hochdeutsch?

Börnsen: Das hängt von der Phase ab, in der ich gerade stecke. Wenn ich in einem hochdeutschen Zusammenhang bin, bleibe ich auch im Hochdeutschen. Es gibt aber auch Phasen, wo ich Platt schnacke und wo es mir nicht so leichtfällt, zu switchen. Wenn ich den ganzen Tag Platt gesprochen habe und dann jemand etwas auf Hochdeutsch von mir will, dann muss ich erst einmal zurück auf die andere Schiene.

KP: Kommen wir noch mal zurück zur Pandemie. Was haben Sie unternommen, um das Schweigen zu durchbrechen – sowohl privat als auch beruflich?

Börnsen: Die Möglichkeiten waren ja sehr eingeschränkt, weil unsere Zielgruppen – die Theatergruppen, die Vereine und alle anderen Niederdeutsch-Akteure – nicht besonders digital unterwegs sind. Das hat sich erst im Laufe von Corona in beschränktem Umfang geändert. Es hat dann beispielsweise Videoschalten gegeben.

KP: Wie haben Sie das umgesetzt?

Börnsen: Ich haben angefangen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Hamburg, Spreekperlen zu organisieren – also Räume, in denen man frei sprechen kann.

KP: Und wie war die Resonanz?

Börnsen: Bei den Spreekperlen waren bis zu 15 Leute dabei. Das war durchaus schwierig. Wenn geschnackt werden soll, dürfen es nicht zu viele Leute sein.

KP: Wie lang waren diese Sprechperlen?

Börnsen: Das waren Intensivkurse über drei Stunden. Da mussten die Leute schon richtig ran.

KP: Gefällt Ihnen so ein Format?

Börnsen: Meine Spezialität ist das nicht und wird es wohl auch nicht werden. Aber man muss da natürlich auch ein bisschen weiterdenken. In vielen Regionen gibt es keine Plattdeutschlehrer mehr. Auf dem Land sagen die Leute oft: Wir würden so gerne einen Plattdeutschkurs anbieten. Wir können es aber nicht, weil wir keinen kennen, der das vor Ort machen kann. Da ist so ein digitaler Intensivkurs natürlich eine gute Lösung. Oder: Wenn ein Kind in der Grundschule Plattdeutsch gelernt hat und auf einer weiterführenden Schule ein Plattdeutschlehrer fehlt – dann ist der Online-Unterricht natürlich auch nach der Pandemie ein Segen. Insofern werden wir auf das Format nicht verzichten können.

KP: Wie haben denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf das Online-Angebot reagiert?

Börnsen: Für viele Plattakteure – gerade für die älteren – war das ein Schritt, um aus der Isolation herauszukommen.

KP: Sie selbst hatten vermutlich – trotz solcher Formate – im Lockdown viel Zeit für „Stillarbeit“. Wofür haben Sie die genutzt?

Börnsen: Zum Beispiel für unsere neue Broschüre: „Wi künnt ok anners – Platt ut Holsteen“. Da zeigen wir ganz unterschiedliche Plattakteure – vom Filmer bis zur jugendlichen Punkband –, die sich auf die eine oder andere Art mit der Sprache beschäftigen. Diese Menschen habe ich porträtiert. Zudem musste der „Niederdeutsche Autorentag“ vorbereitet werden. Corona war für mich auch noch mal eine gute Gelegenheit, sich in die Sprachgeschichte des Plattdeutschen einzulesen. Für so etwas finde ich normalerweise keine Zeit.

KP: Herr Börnsen, um das Niederdeutsche zu bewahren, braucht es die Jungen. Wie sieht es da aus? Hat sich die Lage wegen der Pandemie verschlechtert?

Börnsen: Soviel mal vorweg: Mittlerweile haben wir in Schleswig-Holstein 44 niederdeutsche Modellschulen, an denen zwei Stunden pro Woche Plattdeutsch unterrichtet wird. 2018 waren es noch 29. Aber natürlich bedeutet Corona einen Schlag für den Spracherwerb. Plattdeutsch war und ist in der Krise nicht das erste Fach auf der Liste. Deutsch, Mathe, Englisch – darauf hat man sich konzentriert, wenn man in den Online-Unterricht gegangen ist. Die eine oder andere Schule hat eine AG oder ein Projekt gemacht. Aber im Großen und Ganzen lief da nicht viel. In den Kitas war das Problem ähnlich. Die Kitas leben davon, dass plattdeutsche Spraakpaten sozusagen von buten in die Kitas kommen. Das ist natürlich das Erste, was ausgeblieben ist. Das machen in der Regel Senioren, die zu den Risikogruppen gehören. Da war Corona natürlich echt ein Schlag ins Kontor.

KP: Was kann denn, was muss denn jetzt getan werden, um dem entgegenzusteuern?

Börnsen: Meine Hoffnung ist, dass sich die Impfsituation verbessert. Dann können die Senioren in Schulen und Kitas auch wieder Plattdeutsch unterrichten. Grundsätzlich sehe ich es so, dass wir da auch keinen eingebauten Minderwertigkeitskomplex haben müssen: Plattdeutsch ist ein wichtiger Teil unserer Kultur und gehört einfach mit dazu – auch an den Schulen. Da müssen wir künftig einfach noch mehr Selbstbewusstsein zeigen und uns für den Erhalt der Sprache gerade machen.

KP: Herr Börnsen, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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„En lütt Programm in dit Johr“

Dass trotz Lockerungen noch nicht wieder alles rund läuft im Niederdeutschen Kultur- und Lehrbetrieb, lässt sich am Programm des „Plattdüütschen Harvst“ ablesen. Normalerweise bis Weihnachten ein nicht enden wollender Strom an Veranstaltungen, fällt er 2021 geradezu kurz und bündig aus.

„Wi hebbt wegen Corona blotsen en lütt Programm in dit Johr“, hat denn auch Helge Walsemann, Beauftragte des Kreises Herzogtum Lauenburg zur Förderung der niederdeutschen Sprache, den Flyer überschrieben. Nach all den Wochen und Monaten im Lockdown sollte das aber kein Grund zur Klage sein. Vielmehr ist es wohl für viele Plattdüütsch-Schnacker eine Freude, dass überhaupt mal wieder etwas stattfindet.

Für den laufenden Monat stehen noch zwei Veranstaltungen an. Am Freitag, 15. Oktober, gibt es um 20 Uhr im Lauenburger Hof in Sandesneben einen plattdeutschen Abend mit Laura Kruse und am Sonntag, 17. Oktober, um 15 Uhr steht in Mölln eine plattdeutsche Stadtführung auf dem Programm. Treff ist der Markplatz.

Der November startet am 7. ab 15 Uhr mit einem plattdüütschen Nachmittag im Kulturzentrum Witzeeze. Am 11. November um 19.30 Uhr sind dann Uli Gröhn und Heinrich Querfurt in der Alten Schule Wentorf zu Gast. Unter dem Titel „Dat Johr geiht to End“ tragen sie niederdeutsche Geschichten vor.

Der Rest des Monats steht schließlich im Zeichen der Niederdeutschen Volksbühne Geesthacht, die das Stück „Schummerstünn“ im kleinen Theater Schillerstraße (kTS) auf die Bühne bringt. Geplant sind acht Vorstellungen: am 12. November, 13. November (jeweils 19 Uhr), 19. November (20 Uhr), 20. November (15 und 20 Uhr), 26. November (20 Uhr) und 27. November (15 und 20 Uhr).  

Karten für „Schummerstünn“ gibt es im kTS oder bei Zigarren Fries.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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Danz op tweii Hochtieten

Nach einer digitalen Ausgabe 2020 gab es im Juni dieses Jahres wieder ein „analoges“ Niederdeutsches Autorentreffen. Die Pandemie war dennoch präsent – hygienetechnisch und literarisch. Bei Marianne Ehlers lugt das Virus durchs Fenster, während sie die gesellschaftliche Wandlung von Ehekonzepten in den Blick nimmt. Ihre Protagonisten trennen 100 Jahre und zum Teil Welten.

Mathilde un Johannes – Hochtiet 1921

De Kraag vun de swattsieden Bluus will nich so recht sitten. Mathilde steiht vör den ovalen Spegel un treckt ehr Kledaasch torecht. Nu noch Mudders Medaillonbrosch ansteken. Naher, wenn Johannes un se vun‘t Standsamt torüchkaamt, warrt de Fotograf al dor stahn. Johannes hett em glieks bestellt, as dat mit de Hochtiet kloor weer. Un de Kinner – schöllt de ok mit op dat Bild? Oder gifft dat twee Biller? Schaad, dat fallt ehr nu eerst in, se harr vörher mit Johannes doröver snacken schullt.

Alles is anners düt Mal. Vör teihn Johr droog se Witt mit en langen Sleier – in’n Mai 1911, un de Maiklocken in ehr Hand harrn so rüükt. De grote hölten Kuffer weer vull mit Handdöker un Dischdeken, Fedderbedden un Küssens. Wat weer se jung – un ehr Nikolaus ok. Dat Leven mitenanner
kunn losgahn. Lachen un Singen, Arbeiden un avends mööd un tofreden op de Goornbank sitten. De lütt Hans stevel al vergnöögt dör de Kaat, as sien beiden Süstern Marie un Sophie op de Welt kemen, veel to fröh. Een leev man twee Stünnen, de anner twee Daag. Mathilde schuddert – nich wenen nu …

As ehr twete Marie boren weer, weer de Eerste Krieg al in de Gang. Eenmal keem Nikolaus noch na Huus, denn nich mehr. Wo geern harr se em frische Maiklocken op’t Graff leggt, man dat weer so wiet weg. He leeg in frömde Eer, in Frankriek …, un de lütt Jung, de noch keem, kreeg den Naam vun sien Vadder. Se haalt deep Luft.

Blots noch swatte Tüüch af denn un arbeiden, arbeiden, de Kinner satt kriegen. Nachts wull de Slaap so männichmal nich kamen, denn full ehr dat Snacken so swoor an’n annern Dag.

Johannes vun’t Naverdörp keem un plöög ehr dat Land. He bu ehr dat ole Backhuus wedder op, so kunn se Broot för de ganze Week backen. Bald geev se em Bescheed, wenn de Sünndagskoken mit de letzte Hitten fardig backt weer.

Mathilde sinneert un kickt noch eenmal op den smallen gollen Ring vun Nikolaus. Naher warrt se twee Ringen an’n Finger dregen.
De hoge Kragen is so stiev – un woans geiht dat noch mal mit düssen Slips? Johannes steiht in de Köök un kickt in den lütten Spegel över den Utguss. Nu noch rin in dat Jackett un noch en Taschendook in de böverste Tasch. Ach, he is dat nich wennt mit „smucke Tüüch“. Man för düssen Dag mutt dat ween. Wat Mathilde em so lieden mag? Seker warrt se dat.

Allens is anners op eenmal. Fru un Kinner hebben, nienich harr he sik dat dacht. Bet nu en Eenspänner, 43 Johr oolt, kahl al de Kopp. In’t Lazarett harrn se em de Hoor afraseert, keeneen is wedder nawussen. Blots den Snoorboort, den pleegt he. „Wat wullt du mit so en olen Mann?“ suuster annerletzt en Naversch an’n Goorntuun. Johannes kunn Mathildes Anter nich klook kriegen. Oolt, wat bedüüdt dat? He harr nu mal noch nienich wat mit en Deern hatt un de Johren güngen
doröver weg.

He kickt op den Kalenner över den Kökendisch: 10. Mai 1921 – un övermorgen warrt Mathilde 28 Johr oolt. Denn is se keen Weetfru mehr, naher warrt se sien Fru. Un de Fotograf schall man twee Biller maken: een mit Mathilde un em – un een mit Hans, Marie un Nikolaus dorbi. Dat gefallt em. Mag ween, dat sien Mathilde en lütt Lachen in’t Gesicht kriegen deit, wenn Marie ehr swattsieden Bluus strakelt. Mag aver ok ween, dat se den ganzen Dag över eernst un still bi em sitt. Se hett toveel achter sik, so jung as se noch is. He süüfzt.

Wat he ehr Glück bringen deit? He weet dat nich. He kennt sik nich ut mit dat, wo de Lüüd „Leev“ to seggt. Man he kann nu mit ehr arbeiden, ehr Land plögen, dat Backhuus anböten un de Kinner mit grootmaken. Un wenn dat naher mal twee Slag Kinner geven schull, em is ok dat mit.

Johannes smuustert un bringt noch eenmal sien Snoorboort op Schick. In de Westentasch drückt em en lütt Pappschachtel mit twee gollen Ringen.

Tilda un Hannes – Hochtiet 2021

Dat witte Kleed is so slicht un smuck. Tilda steiht vör den groten Spegel mit de bunten Steens an beide Sieden un dreiht sik hen un her. Nu noch dat Spitzen-Taschendook vun Mama insteken. Naher, wenn Hannes un se ut de Döör bi’t Standamt rutkaamt, warrt de Fotograf ok al dor ween.
Hannes hett glieks sien Fründ Dennis fraagt, wat he Biller maken kunn, as he Tilda ehr „Ja“ infungen harr. Tilda smuustert vör sik hen – ehr Hannes…

Alles is anners, as se sik dat dacht harrn. Se mööt alleen rin in‘t Standamt – keeneen vun de Familie un vun de Frünnen dörv dorbi ween. Wat is dat doch argerlich un gemeen! Man as dat rutkeem, weren se sik eenig: se heiraadt liekers in düt Johr. Ehr Kleed weer torecht, de passlichen Schoh harr se ok al inlopen. Un nu hett se sik denn noch so en smucke Spitzenmask dorto köfft. Maakt doch nix – denn gaht se anner Johr na Kark un achterna is en grote Fier mit Musik un Danz. Wenn dat Kleed noch passt, will se dat noch eenmal antrecken. Un wenn nich? Denn treckt se en kommodig Fladderkleed an.

Un wenn denn al wat Lütts dor is? Tilda mutt en beten sluken. Kunn ja ok angahn. Mama wöör sik freuen. Un se hett ganz seker noch dat ole Dööpkleed in’t Schapp hangen. Un Hannes sien lütt Marie warrt sik wiss över en Broder oder Süster freuen. Wat Hannes woll an de Maiklocken denkt? De hett se sik wünscht för den Bruutstruuß. Wo leef se em doch hett! Se haalt deep Luft.

Toeerst weer dat nich eenfach ween. Se müss noch toveel an Nico denken. Veer Johr lang weren se en Poor, man denn harr he mit eenmal en anner Deern funnen. Man, wat weer se trurig un vertwiefelt do. Denn keem Hannes – un so ganz sinnig weer de Leev kamen bi ehr.

Tilda sinneert un kickt op ehr Hannen. Naher warrt se en Ring vun Hannes an’n Finger dregen. Dat Hemd dücht em mit eenmal en beten to eng – un mutt he würklich düssen Slips umtüdern? Hannes steiht in de Baadstuuv un kickt in den groten Spegel över dat Waschbecken. Nu noch rin in dat Jackett un noch en lütt Insteekdook in de böverste Tasch. Ach, he wörr doch lever in Jeans un T-Shirt losgahn un nich in düt „smucke Tüüch“. Man för düssen Dag is dat doch heel wichtig. Wat Tilda em so lieden mag? Seker warrt se dat.

Allens is anners in düsse Tiet. Man nu schall dat so lopen, he freut sik liekers op den Dag un op de feinen Biller, de Dennis seker maken warrt. Un de grote Hochtietsfier is denn even anner Johr, dat maakt doch nix. Un wenn denn al en Baby kümmt oder al dor is, em schall dat allens passen. He hett sien Tilda doch so leef. Un he versteiht ehr nu, se hett eenfach en Tietlang bruukt, ehr dat se Nico vergeten kunn. Un sien lütt Marie? He will versöken, ehr veel bi sik to hebben, villicht ok mal wat länger as blots an’t Wekenenn. Mona un he, se hebbt dat nich henkregen mitenanner. Vörbi, vörbi …, he schuddert. Nu man nich melanchoolsch warrn.

He kickt op den Kalenner över den Schrievdisch: 10. Mai 2021 – un naher is Tilda sien Fru. Tilda, de smucke blonne Fru mit de blauen Ogen. Mitünner dünkt em, dat se to eernsthaftig is, man vundaag will he ehr lachen sehn, ehr in’n Arm nehmen un vergnöögt mit ehr in de Kamera kieken. Tildas un sien Kinner schöllt doch laterhen en glücklich Bruutpoor to sehn kriegen. Kloor, de Tieden sünd snaaksch un anners, man dat warrt ok mal beter warrn. He süüfzt liesen.

Ach ja, he mutt ja ok en Mask mitnehmen hen na dat Standsamt. He will ehr woll Glück bringen un mit ehr tosamen twee, villicht dree Kinner grootmaken. De Arbeit warrt se sik delen, dat is al mal kloor.

Hannes smuustert un bringt noch eenmal sien Hoor mit en beten Gel op Schick. In de Jackentasch drückt em en lütt Etui mit twee gollen Ringen.

Marianne Ehlers