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Vorfahrt für die Jugend

„Bei uns muss sich niemand verstellen“

Knapp anderthalb Jahren ist es jetzt her, dass Hanna von ihrer Freundin Sophie gefragt wurde, ob sie nicht mitmachen will bei der „Kultur-Community“, dem Jugendbeirat der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Ihre speziellen Fertigkeiten könnte die Gruppe gut gebrauchen. „Hast du nicht Lust, für uns Logos und Grafiken zu entwerfen?“ fragte Sophie.

Hanna sagte „ja“. Eine Entscheidung, die sie richtig froh gemacht hat. „Die Kultur-Community ist eine Gruppe, wo jeder so angenommen wird, wie er ist“, sagt sie. Das habe ihr vom ersten Moment an ein Gefühl von Freiheit und Geborgenheit vermittelt. „Bei uns muss sich niemand verstellen.“

Der Wohlfühlfaktor scheint zudem für eine gehörige Portion Mumm und Motivation zu sorgen. Von Anfang galt es für die 20-Jährige, sich an Aufgaben heranzuwagen, die mit Logos und Grafik in etwa so viel zu tun haben wie die Mathematik mit der Malerei. Statt beständig vor dem Bildschirm zu hocken, musste Hanna raus vor die Tür. Sie suchte nach Sponsoren für das Pegasus-Festival – also für das Event der Kultur-Community schlechthin. „Da habe ich richtig Klinken geputzt“, sagt sie. Das gesamte Möllner Gewerbegebiet habe sie abgeklappert und immer wieder gefragt: „Möchten Sie uns nicht unterstützen?“

Und dann hat Hanna sich auch noch um Bands gekümmert. Immerhin: Eine durchaus naheliegende Aufgabe, da Hannas größtes Steckenpferd das Fotografieren ist und da vor allem das Fotografieren von Bands. „Musik fand ich immer schon toll. Genauso wie die Bilder, die auf den Schallplatten- und CD-Covern zu sehen waren. Da floss vieles zusammen“, erinnert sie sich. „Fotos, Grafiken, Songs.“

Mittlerweile ist das Pegasus-Festival 2017 abgehakt, aber die nächste Auflage steht bereits wieder vor der Tür. Auch da möchte sich Hanna wieder einbringen. Obwohl für sie wieder einmal eine neue Zeit angebrochen ist, von der sie heute noch gar nicht weiß, was sie so alles mit sich bringt. Hanna hat sich in Lüneburg für das Studium der Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben. Das Semester hat gerade begonnen. In Lüneburg hat sie auch erstmals ihre eigenen vier Wände bezogen.

So schnell ändern sich Lebensumstände. Als ihre Freundin Sophie sie vor anderthalb Jahren fragte, ob sie nicht bei der Kultur-Community mitmachen will, hätte sie Breitenfelde und das dazu gehörige Umfeld am liebsten hinter sich gelassen. Sie war nicht glücklich. Sie hatte das Gefühl, dass sie in der Gegenwart der Menschen, mit denen sie damals zu tun hatte, nicht sie selbst sein konnte.

Nun, da sich ihr Lebensmittelpunkt von Breitenfelde, dem Wohnort ihrer Eltern, nach Lüneburg verschiebt, ist sie glücklich, dass sie in der Kultur-Community so gute Freunde gefunden hat. „Es gibt niemanden in der Gruppe“, betont sie, „von dem ich sagen würde, den mag ich nicht.“

Zudem mag Hanna die Landschaft vor der eigenen Haustür. Die Seen, der Kanal. „Hier kann man viel unternehmen, sich einiges angucken“, sagt sie. Trotz alledem – verklären tut sie ihre Heimat nicht. Für ihre Generation sieht sie durchaus Nachbesserungsbedarf: „Es gibt hier nur wenige Clubs und dementsprechend wenige Konzerte für junge Leute. Es wäre schön, wenn man mehr Live-Bands sehen könnte.“