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Thema der Woche

Zeit und Raum für die Kunst

Berit Kröners & Mirja Schellbachs „Brachiale“ folgt Virginia Woolf

Am Anfang wird da nicht einmal das Wort sein. Am Anfang wird es da nur die Leere geben. Und die Stille, die Stille des Raums. Doch die gute Nachricht für Menschen, die Leere und Stille nicht ertragen können, dürfte nicht lange auf sich warten lassen: Die „Brachiale“ zieht es dorthin. Dort – das ist im 1. Stock des Lübecker Haerder-Centers, wo einst eine Budni-Filiale zu Hause war. Ab dem 1. März öffnet die Kunstgemeinschaftin diesem Leerstand einen Monat lang die „Produzentengalerie für Dialoge im Zwischenraum“.

„Wir gehen da rein und spannen da erst einmal ein Netz – in Form eines Maschendrahtzauns – auf“, sagt Berit Kröner, die die „Brachiale“ zusammen mit ihrer Kollegin Mirja Schellbach gegründet hat. „Und dann spielen wir Tennis und setzen die Unterhaltung fort, die wir eh schon die ganze Zeit führen. Das wird so eine Art Kunsthappening.“

Die Unterhaltung, die die beiden Frauen führen, dreht sich vor allem um zwei Fragen: Wie kann es ihnen als Künstlerinnen und Mütter gelingen, genügend Zeit für ihr Schaffen zu bekommen? Und: Wie können sie ungenutzte Räume und Flächen für ihre Kunst nutzen?

In beiden Fragen schlummert bereits das Label, mit dem sie nun an den Start gegangen sind: Ihre Kreativität lag aus familiären Gründen weitgehend brach, Orte lagen und liegen brach. „Brachiale“ haben die Frauen ihre Kunstgemeinschaftaber auch genannt, weil sie mit Nachdruck ihr Recht auf Zeit und Raum einfordern wollen. Kröner zitiert in diesem Zusammenhang die Schriftstellerin Virginia Woolf. „Eine Frau muss Geld haben und ein eigenes Zimmer, wenn sie Literatur schreiben will“, sagt sie. Dies gelte natürlich auch für Frauen, die Kunst machen. Die Alternative sei eine von männlichen Ideen dominierte Welt.

Dagegen setzen Kröner und Kollegin Schellbach nun ihre Kunst. Im Haerder-Center wird der Dialog der beiden Frauen auch in der gemeinsamen Präsentation ihrer Werke bestehen. Exponat um Exponat soll sich der rund 400 Quadratmeter große Raum füllen. Eine Art „Zwischenbilanz“ kann das Publikum am 17. März im Rahmen einer Midissage ziehen. Am 31. März endet das Gastspiel der „Brachiale“ dann mit einer Finissage.

Einen weiteren großen Auftritt planen die beiden Frauen im Juni. „Für den KulturSommer am Kanal habe ich in Ratzeburg die kleinen und mittleren Brachen ausfindig gemacht“, sagt Kröner. „Dafür bin ich mit einer Freundin durch die ganze Stadt geradelt.“ Entdeckt hat sie 15 Litfaßsäulen und den Pavillon der Schlosswiese, die mit Werken der „Brachiale“ bestückt werden sollen.

Aber erst einmal geht es in Lübecks Zentrum: Die „Produzentengalerie für Dialoge im Zwischenraum“ im Haerder-Center ist montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt es auf www.diebrachiale.de sowie auf https://www.instagram.com/diebrachiale/. Mehr über Berit Kröner können Interessierte unter https://beritkroener.de/ erfahren.

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