Helmut Hoffmanns Krücken spielen in der Show keine Rolle. Die Regie von „Beat’n’Dance“ macht sie für das Publikum im Schwarzenbeker Rathaus nahezu unsichtbar. Als sein erster Auftritt naht, wird es dunkel auf der Bühne. Dinge werden hin- und hergerückt, Requisiten platziert. Aus dem Halbdunkel zeichnet sich jemand ab, der sich mit Schwung abdrückt und plötzlich von einem Hocker aus auf den Saal blickt.
„Weil du dir meistens nicht gefällst“, singt Helmut*. Seinen ersten Auftritt an diesem Abend hat er mit „Alles Gute“ von Faber. Er singt kraftvoll, selbstvergessen – insbesondere wenn er in den Refrain hineingeht. Fabers Lied über das Alleinsein und die positive Haltung, die der Schweizer daraus zieht, sie sind auf Helmut übergegangen. Dazu kommt die Band – Gitarre, Bass, Schlagzeug –, die das Stück mit sehr viel Druck spielt. Die Melancholie aus den ersten Proben ist verflogen.
Apropos Band: Das, was Tim Seifert (Gitarre, Piano und Keyboard) mit seinen Kollegen bei dieser verrückten Fahrt durch den Pop mit mehr als 20 Songs anstellen, ist in Sachen Handwerk und Soundarbeit beeindruckend. Spielend leicht scheinen sie sich durch die Genres zu manövrieren. Metal? Swing? Folk? Alles kein Problem.
Die Band folgt der Bandbreite der Sänger, die bei „Beat and Dance“ vertreten sind. Da ist die begabte Wieny Shao, die Beyoncés „A Woman like me“ singt. Oder Elli Ni, die ihr Talent bei Stücken wie „You“ oder bei „Smooth sailing“ – im Duett mit Jannes – beweist („Smooth sailing“ ist ein Stück der Hard-Rock-Band „Queens of the Stone Age“). Und dann ist da Coralie Hungers Bowie-Cover von „Life on Mars“, Nick Caves Ballade „Where the wild roses grow“ – gesungen von Toyah Wagner und Ty – und, und, und.
Und weil „Beat’n’Dance“ unter dem Motto „It´s me or fantasy“ zehnten Geburtstag feiert, dürfen die Chefs auch noch ran: KulturSommer-Intendant Frank Düwel singt „As time goes by“ und Produktionsleiter Norbert Lütjens spielt dazu den Bass – welcome to the Show! Zu der gehören außerdem die G-Breaker, die einen akrobatischen Breakdance aufs Parkett legen und die leichtfüßigen Frauen von der Tanzwerkstatt Schwarzenbek.
Doch zurück nochmal zu Helmut: So kraftvoll sein „Alles Gute“, so leichtgängig, leichthändig und leichtfüßig die gesamte Veranstaltung über die Bühne geht, bleibt es ihm vorbehalten, mit seinem poetischen Text „Die Relativität des Seins“ ein wenig Sand ins Getriebe zu streuen. Wer bin ich? Bin ich überhaupt? Und wenn ja wie viele? Um diese Fragen kreist das Gedicht und sorgt beim applaudierfreudigen Publikum vorübergehend für nachdenkliche Stille.
Helge Berlinke