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Südlich der A24

Der Plan von der Abschaffung der Schwerkraft

Kein Kanu-Wander-Theater, kein „Was ihr wollt“, kein Shakespeare – zumindest nicht im KulturSommer am Kanal 2020. Die Enttäuschung darüber hat Hanne Lenze-Lauch längst von sich geschoben. Sie hat schlicht keine Zeit, um zu trauern. Die Arbeit ruft. Also hat sie den Werktisch freigeräumt und von vorne angefangen. Statt in Neo-Barock-Kostüme macht die Bühnen- und Kostümbildnerin jetzt in Wolken und in Kunst.

Nach der Covid-19-Vollbremsung hatte Intendant Frank Düwel sie angerufen und klargemacht: Hanne, wir brauchen dich! Der KulturSommer am Kanal wird laufen – trotzdem. Anders. Vor allem digital. Mal schauen, was sonst noch geht. Das Motto ist luftig, doppeldeutig: „In den Wolken“ lässt sich in der Not auf Einsen und Nullen reduzieren, auf Streams, Videos und Podcasts. Es lässt aber auch Raum für mehr. Kein Himmel ohne Landschaft und die Landschaft ist die Kulisse des KulturSommers.

Also hat Hanne angefangen: Zu nähen, zu sägen und zu malern. Das Ergebnis – so viel steht schon mal fest – wird es zur Berühmtheit bringen: Die bauschigen Wolken sind eine wandelnde Kulisse, die sofort ins Auge fällt. Sie passen ins Studio und in die Landschaft. Und sie sind ein Signal: Hier ist der KulturSommer!

Rund zwei Wochen habe sie für die Materialbeschaffung und die Fertigung der Kissen und Holzaufsteller gebraucht, sagt Hanne Lenze-Lauch. „Netto waren es drei bis vier Tage“, ergänzt sie und hat dabei immer auch einen Blick auf ihre kleine Tochter. Wie so viele Frauen muss sie in diesen Tagen beides unter einen Hut bringen – die Betreuung des Nachwuchses und die Arbeit. „Das stresst schon“, sagt sie. Sie müsse nach Zeitfenstern Ausschau halten – gucken, „wann es geht“.

Nach den Wolken hat sich Hanne Lauch nun zwei weiteren KulturSommer am Kanal-Projekten zugewandt. Für die Eröffnung arbeitet sie an einer freien Kunstinstallation. Da sei sie gerade dabei, sagt sie. Dafür habe sie sich bei Ebay kleine und große Figuren gekauft. Ihnen gemein ist, dass es sich um keine perfekten Kunsthandwerke handelt. Hanne Lenze-Lauch will sie nutzen. Sie aufwerten, indem sie die Figuren in ihren eigenen ästhetischen Kontext integriert.

Eine knifflige Aufgabe, aber nicht so knifflig wie die zweite, die ihr Intendant Düwel angetragen hat: Sie soll Kanus zum Fliegen bringen. Es ist der Plan von der Abschaffung der Schwerkraft.