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Aus der Stiftung

Zeichen gegen Rechtsextremismus

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg setzt ein Zeichen gegen den Rechtsextremismus und schließt sich der vom Landeskulturverband auf den Weg gebrachten „Erklärung der Vielen für Schleswig-Holstein“ an. Hintergrund sind die Versuche der Rechten, den Pluralismus in der Gesellschaft durch Einschüchterung und Skandalisierung zurückzudrängen. Jüngstes Beispiel ist Charly Hübners Dokumentarstreifen „Wildes Herz“, in dem es um die Band „Feine Sahne Fischfilet“ geht. Der Film sollte im Rahmen der schleswig-holsteinischen Kinowoche für Schulen in Bad Schwartau gezeigt werden. Die Vorführung wurde dann aber wegen einer anonymen Droh-Email abgesagt.

„Wir müssen uns diesen Entwicklungen entgegenstellen“, sagt Andrea Funk, Geschäftsführerin der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Andernfalls drohe der Verlust der künstlerischen Freiheit und damit auch der gesellschaftlichen Toleranz.

Die „Erklärung der vielen für Schleswig-Holstein“ reiht sich ein in eine bundesweite, vom Verein „Die Vielen“ gestartete Kampagne. Hier die Erklärung im Wortlaut:

„Als Aktive der Kulturlandschaft in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Künstler*innen.

Heute begreifen wir die Kunst und ihre Einrichtungen, die Museen, Theater, Ateliers, Clubs und urbanen Orte als offene Räume, die Vielen gehören.

Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten!

Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteure dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur.

Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Künstler*innen, mit allen Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.

Wir als Unterzeichnende der Schleswig-Holsteinischen Theater, Kunst- und Kultureinrichtungen und ihrer Interessensverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung:

Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechte Strategien. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln.

  • Alle Unterzeichnenden bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda.
  • Wir wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
  • Wir verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!“

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Aus der Stiftung Nördlich der A24

(Kunst-)Zeichen für den Frieden

Der Kulturpreisträger des Jahres 2018 heißt Ebrahim Sharghi. Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, und sein Stellvertreter Wolfgang Engelmann überreichten dem gebürtigen Iraner die Medaille am vergangenen Sonnabend im Möllner Stadthauptmannshof. Sharghi erhielt die Auszeichnung unter anderem für sein Friedensschild-Projekt, für das der Künstler von Gemeinde zu Gemeinde zieht, um zusammen mit den Bürgern Kunstwerke zu entwickeln, die für Offenheit und Menschlichkeit stehen.

Stiftungspräsident Schlie bezeichnete die Preisverleihung als „ein deutliches Zeichen gegen Intoleranz, politischen Populismus und Fremdenfeindlichkeit“. Er verortete Sharghi als 25. Kulturpreisträger in einer klaren Tradition. „Unsere Preisträger verkörpern künstlerische Kreativität, gepaart mit Toleranz und Weltoffenheit – Merkmale, Geisteshaltungen, die unsere bundesrepublikanische Gesellschaft gerade jetzt mehr denn je als gelebte Wirklichkeit auf allen Ebenen braucht, so Schlie.

„Herr Sharghi bringt mit seinen Kunst-Projekten Menschen zusammen. Auf diese Weise wird Kunst zum Katalysator“, lobte Jörg-Rüdiger Geschke, Vorsitzender der sechsköpfigen Jury und Mitglied des Stiftungsvorstandes, die Arbeit des Preisträgers. Neben der hohen künstlerischen Qualität sei genau dies – die Bindung des Preisträgers an die Region und seine Menschen – ein Kriterium für die Auszeichnung gewesen.

Mit seinem Friedensschild-Projekt war der frischgebackene Kulturpreisträger bereits in Mustin und Ratzeburg. Derzeit arbeitet er mit den Bürgern in Kittlitz an einem weiteren Kunstwerk. Die Sorge um den Frieden in der Welt treibt Sharghi um. Neuerdings verfolgt sie ihn auch in Deutschland. Vor kurzem habe er sich das noch nicht vorstellen können, weil hier doch alles in Ordnung sei und es keinen Grund gebe, Groll gegeneinander zu hegen. Dies habe sich aber seit der Flüchtlingskrise verändert.

Einen Sonderpreis für sein Lebenswerk erhielt am Sonnabend Prof. Dr. Eckardt Opitz. Die Akademie der Stiftung würdigte hier insbesondere seine kenntnisreichen und unermüdlichen Forschungen zur Geschichte des Herzogtums Lauenburg.

Der Förderpreis für den Nachwuchs ging an Florian Klein. Klein engagiert sich in der Kultur-Community der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die unter anderem das Pegasus Open Air Festival organisiert. Darüber hinaus spielt er erfolgreich in den Bands „About Blank“ und „Fatal4You“.

Den Sonderpreis für junge Künstler vergab die Stiftung Herzogtum Lauenburg an Melina Waliczek. Die junge Fotografin hatte krebskranke Frauen porträtiert und die Bilder über eine Wanderausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Weitere Links und Infos zur Kulturpreisverleihung 2018:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/flammende-appelle-fuer-eine-bessere-welt/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/von-karl-lorenz-bis-ebrahim-sharghi/

Außerdem gibt es unter www.kulturportal-herzogtum.de unter der Rubrik Blitzlichtgewitter noch eine Bildergalerie zur Preisverleihung.

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Aus der Stiftung

Flammende Appelle für eine bessere Welt

Schon als Junge legte Ebrahim Sharghi gerne Feuer. In Windeseile fegten die Flammen über das Papier und verwandelten die Welt, so wie er sie sah, in Kohlestriche. Blumen, Sträucher, Menschen, Tiere, Gebäude. Nichts war vor ihm sicher.

Damals in den Straßen von Teheran entdeckte der kleine Ebrahim seine „Lust am Zeichnen“, die ihn bis heute nicht verlassen hat. „Da brennt was“, sagt er und holt einen kleinen Block mit Skizzen hervor. Zwei Minuten brauche er für eine Zeichnung. – Wenn er einen Bleistift zur Hand hat. Mit dem Kugelschreiber funktioniert es nicht.

Die flammenschlagende Skizze. Es ist das Staunen über die Welt und der Versuch, sie auf Papier zu bannen. Eine Selbstvergewisserung, dass das, was er sieht, auch da ist. Dass diese Form, sich dem Hier und Jetzt zu widmen, etwas Besonderes sei, sei ihm nicht klar gewesen, meint Ebrahim Sharghi. „Ich war in der Schule zwar der Beste im Fach Kunst, aber ich dachte, das Talent dafür haben alle.“ Auch habe er als Kind nicht darüber nachgedacht, was das eigentlich ist – Kunst.

Die Zeit dafür findet er schließlich an der Universität. Aus dem Jungen, der einfach loslegt, wird ein Kunststudent. Ein Meister seines Fachs bringt ihn voran. Er lernt – will sich an alles heranwagen, kein Motiv auslassen und muss feststellen: Im Reich der Mullahs, die mittlerweile das Land regieren, geht das nicht. Das Training, dem er sich verschrieben hat, um sich weiter zu entwickeln, fällt aus. Wie, fragt er sich, könne er da den nächsten Schritt machen: eine Kunst erschaffen, die den Menschen etwas sagt?

Ebrahim Sharghi kehrt der Heimat den Rücken und geht nach Deutschland. Mehr als zwei Jahrzehnte später sitzt er an einem grauen Novembertag im Möllner Stadthauptmannshof und spricht über seine Arbeit, für die ihn die Stiftung Herzogtum Lauenburg mit dem Kulturpreis 2018 auszeichnet. Die Freude darüber ist groß. Sie steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er staunt wie ein kleiner Junge. Ich? Ich soll den Preis bekommen? Ja, er soll, er wird. Am kommenden Sonnabend ist es so weit.

Die Aussicht, plötzlich so in der Öffentlichkeit zu stehen, setzt dem 53-Jährigen ein wenig zu. Man möchte ihm zurufen: Nur Mut, es wird schon. Aber man weiß es ja von sich selbst, die Nervosität – Vorbote des unbekannten Terrains – lässt sich nicht besprechen wie eine Warze.

Immerhin lenkt das Gespräch hier ein wenig von dem großen Ereignis ab. Momentan arbeite er mit den Kittlitzer Bürgern an einem Friedensschild. Es sei das Dritte, das im Kreis Herzogtum Lauenburg entstehe. In Ratzeburg gebe es schon eins. Und in Mustin. „Wir wollen den Ort und seine Kultur schätzen“, sagt Ebrahim Sharghi.

Kittlitz – was ist das überhaupt? Mit Bürgern recherchiere er über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten des Ortes. Dabei gehe es nicht um die bloße Darstellung und Anhäufung von Fakten, sondern darum, gemeinsam Entwicklungen zu Tage zu befördern, die im Alltag verschütt gegangen seien. „Wir entscheiden alles zusammen“, betont er. „Die Farbe, die Platzierung. So bekommen die Leute eine größere Beziehung zu dem Projekt.“

Gemeinsam die Welt schöner machen, damit möchte Ebrahim Sharghi einen Kontrapunkt gegen die Gewalt setzen. Gewalt geht für ihn vom Individuum aus. Täter ist immer der Einzelne. Ob nun im Syrischen Bürgerkrieg oder bei einem Selbstmordanschlag wie auf dem Berliner Weihnachtsmarkt 2016.

Die Brandherde dieser Welt machen ihm zu schaffen. Jahre lang haben sie in ihm gearbeitet. Warum gehen wir Menschen nicht respektvoller miteinander um – wie wir es beispielsweise mit der Rose tun, fragt er sich. Diese Blume sei so prächtig, dass wir ihre Dornen nicht so ernst nehmen. Ebrahim Sharghi hat seinen Weg, seine Idee gegen die sich immer weiter hochschaukelnde Gewaltspirale gesucht und schließlich in seinem Friedensschild-Projekt gefunden.

Dieser Weg hat ihm nun den Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg eingebracht. Für ihn ist das Ansporn, nicht müde zu werden und weiter zu machen. Seine Idee endet dabei mitnichten an den Grenzen des Kreisgebietes. „Ich denke nicht lokal, sondern global“, stellt der Preisträger klar. Gerade habe er den Chemnitzer Bürgermeister wegen eines Friedensschildes angeschrieben.

Weitere Links und Infos zur Kulturpreisverleihung 2018:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/kunst-zeichen-fuer-den-frieden/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/von-karl-lorenz-bis-ebrahim-sharghi/

Außerdem gibt es unter www.kulturportal-herzogtum.de unter der Rubrik Blitzlichtgewitter noch eine Bildergalerie zur Preisverleihung.

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Aus der Stiftung

Der Wegbereiter

Mit Horst Teltschik ist am Montag, 19. November, einer der Wegbereiter der Deutschen Einheit im Stadthauptmannshof (Mölln/Haupstraße 150) zu Gast. Im Rahmen der Reihe „Zeitzeugen Deutscher Geschichte“ spricht er über „Das Wunder des Jahres 1989/90 –Was machen wir daraus?“. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr.

Horst Teltschik hat sich den Ruf eines „tragenden Steins im Fundament der Regierung Helmut Kohls“ erarbeitet. Er gehörte als stellvertretender Chef des Bundeskanzleramtes fast zwei Jahrzehnte zu den „engsten und wichtigsten Mitarbeitern und Beratern“ des Kanzlers der Einheit.

Er war ein loyaler und ambitionierter Berater des Kanzlers in außenpolitischen Fragen und wirkte im Hintergrund -aber mit großem Einfluss- gestaltend an der deutschen Wiedervereinigung mit.

Prof. Dr. Teltschik wird wie kaum ein anderer als unmittelbar Beteiligter an diesem historischen Prozess Einblicke in diese für unser Vaterland so schicksalhafte, historische Phase geben. Was aber genauso wichtig ist, ist der Blick in die Zukunft. Was machen die Deutschen mit dem Geschenk der Einheit? Wo stehen wir, wo wollen wir hin? Wie bettet sich diese Phase unserer Geschichte in den europäischen Einheitsprozess ein und wohin steuert Europa? Auch diese Fragen hat Horst Teltschik auf dem Zettel, der als einer der angesehensten Analysten in allen außen- und sicherheitspolitischen Fragen gilt.

Wer zu dieser herausragenden Veranstaltung kommen will, sollte sich aufgrund des zu erwartenden Andrangs per Telefon unter der Rufnummer 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de anmelden.

Begleitend zum Vortrag zeigt die Stiftung Herzogtum Lauenburg auf dem Atelierboden des Stadthauptmannshofes die Sonderausstellung „Der Weg zur deutschen Einheit“.

Weitere Infos und Veranstaltungen zur deutschen Teilung und zur Wiedervereinigung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/der-weg-zur-deutschen-einheit-2/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/die-ddr-innerlich-nicht-anerkannt/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/30/ich-war-vom-sozialismus-ueberzeugt/

 

 

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Aus der Stiftung

Grenznah und Grenzen los

Unter dem Titel „Grenznah und Grenzen los“ widmet sich Lothar Obst am Sonnabend, 10. November, im Möllner Stadthauptmannshof der Zeit, als der Eiserne Vorhang das Leben der Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg mitprägte. Die Veranstaltung beginnt um 15.30 Uhr. Der Vortrag ist einer von mehreren Begleitveranstaltungen zur Ausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“, die vom 6. bis 30. November im Stadthauptmannshof zu sehen ist.

Die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik war die am stärksten befestigte Grenze der Welt. Der Überwachungsaufwand war immens. Es gab eine Sperrzone, Kontrollstreifen sowie Signal- und Metallgitterzäune. Hinzu kamen Bunker, Wachtürme, Minen und zum Teil Selbstschussanlagen, die das Ganze perfektionierten. Von den 1.393 Kilometern des innerdeutschen Hochsicherheitstraktes erstreckten sich 86 Kilometer vom Priwall bis zur Elbe. Damit waren die Hansestadt Lübeck die einzige deutsche Großstadt und das Herzogtum Lauenburg der einzige schleswig-holsteinische Landkreis, die direkt an der Grenze lagen.

Lothar Obst beschreibt das regionale Grenzregime der zwischen Ostsee und Elbe zuständigen Grenzregimenter 6 (Schönberg) und 8 (Grabow), deren Truppengebäude auch heute oftmals noch sehr gut in der Landschaft erkennbar sind. Er schildert ferner Entstehung, Verlauf und Ausbau der Sperranlagen, berichtet von aufsehenerregenden Grenzzwischenfällen und spektakulären Fluchten und erinnert an die Opfer von Stacheldraht und Schließbefehl: Grenzerfahrungen im Herzogtum Lauenburg zwischen Mauerbau und Mauerfall.

Veranstalter ist die Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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Aus der Stiftung

Von Karl Lorenz bis Ebrahim Sharghi

Das erste Mal – die Premiere – das war 1978. Mit Karl Lorenz nahm der damalige Möllner Kirchenmusikdirektor den Kulturpreis in Empfang. Rund ein Jahr nach ihrer Gründung hatte die Stiftung Herzogtum Lauenburg die Auszeichnung für Kulturschaffende oder auch für Menschen und Institutionen, die sich um die Kultur verdient machen, aus der Taufe gehoben.

40 Jahre später kann man mit Fug und Recht sagen, dass der Kulturpreis mittlerweile selbst den Status einer Institution hat. 25 Gewinner gab es seither. 2016 fiel die Wahl der Jury auf den Möllner Liedermacher Klaus Irmscher. Zwei Jahre zuvor ging die Auszeichnung an den Filmclub Burgtheater Ratzeburg. 2018 ist es nun mit Ebrahim Sharghi ein bildender Künstler.

Diese kurze Auflistung der letzten drei Gewinner zeigt, wie unterschiedlich deren Arbeit und Wirken sind. Entscheidend sind letztendlich ihr Engagement und das, was sie damit erreichen. Strukturen, die es beispielsweise Nachwuchskünstlern ermöglichen, schöne Bilder zu malen oder zu präsentieren, sind für die Jury per se nicht minder wichtig als die schönen Bilder selbst.

Weitere Links und Infos zur Kulturpreisverleihung 2018:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/kunst-zeichen-fuer-den-frieden/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/flammende-appelle-fuer-eine-bessere-welt/

Außerdem gibt es unter www.kulturportal-herzogtum.de unter der Rubrik Blitzlichtgewitter noch eine Bildergalerie zur Preisverleihung.

 

 

 

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Aus der Stiftung

„Eine Zeit der Grundsatzentscheidungen“

Das Mittelalter scheint heute unendlich weit weg. So weit, dass der eine oder andere gar nicht mehr weiß, wann diese Zeit überhaupt gewesen sein soll. Es gibt aber auch Leute wie Lothar Obst, die das ganz genau wissen und die sich darüber unterhalten können, als seien Karl der Große oder Otto der Große Männer, die bis vor kurzem noch die Geschicke des Landes geführt hätten. Wer sich davon überzeugen will und sich obendrein für das Mittelalter interessiert, dem sei die Veranstaltungsreihe „1.100 Jahre Ottonen (919-2019): Als Norddeutschland zum Zentrum des Reiches wurde“ empfohlen, die am 27. September mit einem Vortrag im Möllner Stadthauptmannshof startet.

Lothar Obst wird dann über Otto den Großen sprechen. Was reizt ihn daran, sich mit dieser weit zurückliegenden Epoche der deutschen Geschichte zu befassen? „In dieser Zeit entstand das, was wir heute in Deutschland und Europa vorfinden“, erklärt Lothar Obst sein Interesse. Eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Reiches komme dabei den Ottonen zu. Mit ihren „staatspolitischen Grundsatzentscheidungen“ hätten sie zur Entstehung des deutschen Föderalismus beigetragen.

Wie sahen diese Grundsatzentscheidungen aus? Nachdem er den Widerstand gegen seine Herrschaft in den einzelnen Regionen– wie etwa in Sachsen – gebrochen hatte, habe Otto das Reich dauerhaft befrieden hatte, führt Lothar Obst aus. Dafür habe er versucht über Hochzeiten, „Herzogtümer mit Brüdern und Schwestern zu besetzen“. Man müsse sich vorstellen, so der Experte, dass es damals keinen Beamtenapparat und Staat, wie wir ihn heute kennen, gab. Doch Ottos Hochzeitspolitik scheiterte. Die Herzogtümer blieben stark. Um seine Macht zu sichern, habe der König deshalb das „ottonische Reichskirchensystem“ etabliert. Er benannte Bischöfe und übertrug ihnen weltliche Macht. Diese sei wegen des für die Geistlichen geltende Zölibats auf Zeit angelegt gewesen. Gleichzeitig habe Otto mit der Hofkapelle eine Kaderschmiede für Bischöfe begründet. Hier habe er aus den Reihen des Adels Nachwuchs für Besetzung oder Neubesetzung von Bischofsämtern gewonnen.

Doch es sei nicht nur die politische Grundlegung, die ihn am Mittelalter fasziniere, betont Lothar Obst. Ihn fasziniere auch die starke Verbindung von Politik und Religion in dieser Zeit. Im Mittelalter sei das politische Programm der Herrscher das Christentum gewesen, auch wenn es den Königen und Fürsten zweifelllos um „knallharte Machtpolitik“ gegangen sei. Gleichzeitig habe das Christentum der Politik Stabilität gegeben.

Kirchengeschichtlich habe die Verquickung von Christentum und Politik immer wieder dazu geführt, dass die Kirche sich „entgeistigte“. Die Folge sei die Entstehung des Zisterzienser-Ordens im 11. Jahrhundert oder im 13. Jahrhundert die Begründung der Franziskaner und der Dominikaner gewesen. Auch Luther und die Reformation würden sich so erklären lassen.

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Aus der Stiftung

Novemberrot – ein Essay von Helge Berlinke

1918.  Noch so ein runder Geburtstag, der zum Rückblick einlädt. Wer will, kommt aus dem Gedenken gar nicht mehr raus. Es gab und gibt immer genügend Tote, an die man erinnern kann. Nur – wen interessiert es? Und wenn es interessiert, wer versteht es? In einer Welt, die von den Trumps, Putins, Orbans und Erdogans regiert wird, beschleicht einen in diesen Tagen das Gefühl, dass es nicht allzu viele sind. Das kollektive Gedächtnis scheint mancherorts ausradiert. Andererseits: Aufgeben ist keine Option. Ohne Gedenken verkäme auch die demokratische Gesellschaft zur vergessenen Geschichte.

1918 also. Das Jahr, in dem der Erste Weltkrieg zu Ende geht. Ausgelöst haben ihn letztendlich ein übler Mix aus Nationalismus, Größenwahn und Gier. Es braucht nur die Ignoranz und Dummheit der Regierenden, um die Lunte zum Glimmen zu bringen. Im August 1914 ist es soweit. Und die Völker Europas? Berlin ist eine Wolke. Die Masse ist begeistert, jubelt dem Inferno entgegen. Nicht anders ist es in Paris, London oder Wien.

Vier Jahre und 10 Millionen Tote später sieht es anders aus. Ob Soldaten oder Zivilisten – die Menschen haben die Schnauze voll von dem Gemetzel, möglich gemacht durch die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts. Kein Kanonenfutter mehr sein – davon träumen insbesondere die deutschen Einheiten an der Westfront. Die Männer sind physisch und psychisch am Ende. Wracks in Uniform. Ausgemergelt und ausgehungert sehen sie sich seit dem Kriegseintritt der Amerikaner einer menschlichen und materiellen Übermacht gegenüber.

Der Schriftsteller Erich Maria Remarque hat die Lage der Soldaten in seinem Roman „Im Westen nichts Neues“ eindrücklich beschrieben: „Sommer 1918 – nie ist schweigend mehr ertragen worden als in dem Augenblick des Aufbruchs zur Front“, schreibt er. Und weiter: „Die wilden und peitschenden Gerüchte von Waffenstillstand und Frieden sind aufgetaucht, sie verwirren die Herzen und machen den Aufbruch schwerer als jemals.

Sommer 1918 – nie ist das Leben vorne bitterer und grauenvoller als in den Stunden des Feuers, wenn die bleichen Gesichter im Schmutz liegen und die Hände verkrampft sind zu einem einzigen: Nicht! Nicht! Nicht jetzt noch! Nicht jetzt noch im letzten Augenblick.“

Die deutschen Soldaten wissen, was los ist. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Feind die Front durchbricht. Im Oktober entscheidet die Marineführung schließlich, die Entscheidungsschlacht mit den Briten herbeizuführen. Womit sie nicht rechnen: Den Matrosen reicht es – sie halten das Vorgehen für sinnlos, wollen nicht noch im letzten Augenblick sterben und verweigern massenhaft den Befehl. In Kiel üben sie den Schulterschluss mit der Arbeiterschaft und gründen einen Arbeiter- und Soldatenrat. Von der Fördestadt breitet sich der Aufstand aus und mündet in der Novemberrevolution.

Am 9. November 1918 ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann vom Balkon des Berliner Reichstages die Republik aus. Einen Steinwurf entfernt proklamiert der Spartakist Wilhelm Liebknecht im Hof des Stadtschlosses „die freie sozialistische Republik Deutschland“. Es ist der Auftakt eines politischen Machtkampfes zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Liebknecht und seine Parteigenossen wollen die Revolution weiter anheizen und streben eine Räterepublik an. Die Sozialdemokraten unter der Führung von Friedrich Ebert fürchten, die Kontrolle über die Masse zu verlieren und ersuchen in dieser Stunde um Hilfe beim Heer. Wieder fließt Blut. Die Revolution wird niedergeschlagen. Der Publizist Sebastian Haffner* hat die Sozialdemokraten dafür später des Verrats bezichtigt, weil sie das Bündnis mit den kaisertreuen Militärs eingingen.

Warum „verrieten“ Ebert und seine Mitstreiter die Revolution? Waren sie nicht selbst Marxisten? Waren sie nicht gerade deshalb von Wilhelm II. drangsaliert worden? Ebert, so heißt es, habe sich davor gefürchtet, dass die Räte Lenins Vorbild folgen und Deutschland in einen bolschewistischen Staat umwandeln. Eine Furcht, die – wie die aktuelle Forschung zeigt – offensichtlich unbegründet war. Die Mehrheit der Menschen, die damals auf die Straße gingen, lehnten das sowjetische Modell ab**.

Dennoch entschied Ebert, die Revolution niederzuschlagen und bürdete damit dem neuen Staat eine schwere Hypothek auf. Die Toten und die begrabenen Träume der Aufständischen machten die Weimarer Republik, den ersten demokratischen Staat auf deutschen Boden, für einen Großteil der politischen Linken zum Hassobjekt, das es zu bekämpfen galt. Die politische Rechte wiederum haderte mit der Abdankung des Kaisers und der Weltkriegsniederlage. Sie sehnten sich ins Kaiserreich zurück.

Stellt sich die Frage für den Betrachter, ob da angesichts des blutigen Endes irgendetwas war, an das es sich zu erinnern lohnt? Die Antwort lautet ja. Als Erstes wären die Matrosen zu nennen, die sich dem Weiter-So des sinnlosen Mordens widersetzten. Vor ihrem Mut gilt es sich zu verbeugen. Und dann sind da noch all jene, die für Menschlichkeit und eine solidarische Gesellschaft auf die Straße gingen und dafür ihr Leben riskierten.

Zu gedenken ist auch jenen, die in Lenin ein Vorbild sahen. Irren ist schließlich menschlich und die Irrtümer des Sowjetkommunismus waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgebraucht. Ähnlich ließe sich für all die Konterrevolutionäre argumentieren. Auch sie waren Gefangene ihrer Zeit. Nur: Ein Recht auf Unrecht zu bestehen, wie es viele von ihnen taten, das gibt es nicht. Mord bleibt Mord.

Helge Berlinke

Veranstaltung und Ausstellung zur Novemberrevolution:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/15/geburtsstunde-der-demokratie-2/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/15/der-traum-von-freiheit-und-einheit/

 

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Aus der Stiftung

„Kulturbetrieb neue Impulse gegeben“

Die Stadt Husum hat Frank Düwel mit dem Storm-Preis 2018 ausgezeichnet. Laudator Christian Demandt, Geschäftsführer des Storm-Zentrums, würdigte die besondere Arbeitsweise des 55-Jährigen Regisseurs. Er verstehe es die verschiedensten Menschen – Laien und Profis – für Theaterprojekte wie den „Schimmelreiter“ zusammenzubringen und zu außergewöhnlichen Leistungen anzutreiben.

In seiner Rede berichtete Demandt auch von Düwels besonderem Verhältnis zu Theodor Storm. Der Preisträger, der in Meldorf aufwuchs, fand als Jugendlicher in der Welt um ihn herum „so ziemlich alles bescheuert“. Deshalb sei er häufig zum Deich hinausgelaufen, um seine Wut ins Meer hinauszuschreien. Erst durch die Lektüre von Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ habe er gemerkt: „Ich bin nicht allein.“

Lob für Düwel gab es auch von Lauenburgs Kreispräsidenten Meinhard Füllner: Die Auszeichnung mit dem Theodor-Storm-Preis sei „hochverdient“. Düwel habe – wie auch bei seiner Arbeit als Intendant des KulturSommers am Kanal – „dem Kulturbetrieb neue Impulse gegeben“. Er verstehe es, „verstaubte Literatur in neue Dimensionen zu führen und damit auch jüngeren Generationen Zugang zu verschaffen“.

Regisseur Düwel hatte 2017 anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers das Stück „Storm – das Meer – die Geister – Du“ mit zwei Laiendarstellergruppen in Hamburg und Husum aufgeführt. Weiter zurück liegt die dreiteilige Schimmelreiter-Inszenierung (2013-2015). In diesem Jahr hat er das Stück „John Riew“ inszeniert.

Bei der Preisverleihung im Alten Gymnasium (Husum) waren neben Laudator Demandt und Kreispräsident Füllner auch Husums Bürgermeister Uwe Schmitz, Bürgervorsteher Martin Kindl, Landtagspräsident Klaus Schlie sowie Wolfgang Engelmann, Vizepräsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, zugegen.

Foto: Stadt Husum

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Exkursionen in die Vergangenheit

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – 2019 jährt sich zum 1.100 Mal die Geburtsstunde der ottonischen Zeit. Anlässlich dieses Jubiläums laden die Stiftung Herzogtum Lauenburg und der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg zu Vorträgen und Exkursionen unter der Federführung des Experten Lothar Obst. Zum Auftakt der Reihe „1.100 Jahre Ottonen (919 – 2019): Als Norddeutschland zum Zentrum des Reiches wurde“ spricht der 61-Jährige am Donnerstag, 27. September, um 19.30 Uhr im Möllner Stadthauptmannshof über „Otto der Große und seine Bedeutung“. Weiter geht es am 29. November mit dem Vortrag „Theophanu, Ottos Kaiserin“, ebenfalls um 19.30 Uhr im Stadthauptmannshof.

Darüber hinaus sind drei Exkursionen geplant, in der das Wirken der Ottonen veranschaulicht werden soll. Eine mehrtägige Tour führt zur Wiege des Reiches nach Quedlingburg und Gernrode, wo Heinrich I. (919-936) zu Hause war. Darüber hinaus ist ein Besuch Magdeburgs geplant, wo Otto der Große (936-973), an der Erneuerung des römischen Imperiums arbeitete. Überdies geht es nach Hildesheim, zu den „Ottonischen Gottesburgen“. Bei diesem Ausflug stehen Otto II. und III. (973-1002) sowie die Bernwardinische Kunst im Fokus.

Zeugnisse dieser Kunst finden sich in Hildesheim, das heute das kulturelle Zentrum zwischen Harz und Heide, Weser und Elbe ist. Der Anfang der Stadtgeschichte ist untrennbar mit dem bischöflichen Krummstab verbunden. Erst der Bischofssitz ermöglicht das Entstehen einer Stadtgemeinde. In seiner Obhut siedeln Ritterschaft, Handwerker und Kaufleute. Am Schnittpunkt uralter Handelswege gründet 815 der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, das neue Bistum auf dem Domhügel.

Keine 200 Jahre später prägt Bernward, Spross eines sächsischen Grafen-geschlechtes, ein Mann von außergewöhnlicher Begabung, enger Freund und Berater Kaiser Ottos II. und dessen Ehefrau Theophanu und Erzieher von deren Sohn Kaiser Ottos III. als Hildesheimer Bischof von 993 bis 1022 eine kunstvolle Ära in Sachsen. Bernwardinische Kunst durchdringt die Schlussepoche der sächsischen Ottonen nach der Jahrtausendwende.

Die Architektur dieser Zeit bringt die sogenannten „ottonischen Gottesburgen“ hervor – das sind in Stein aufgerichtete Monumentalbauten mit wuchtigen Mitteltürmen über den klar ausgeschiedenen Vierungen, Treppentürmen an den Flanken der Querschiffe, zumeist doppelchörig als architektonischer Ausdruck der bipolaren Einheit von Kirche und Staat. „Bollwerke Gottes“ hat man diese geschlossenen Mauermassen des Steinbaus auch genannt, die architektonisch mehr einer Wehrburg denn einem Sakralbau gleichen. Drei mächtige deutsche Kaiser geben dieser Zeit ihren Namen, die als „Ottonik“ der Romanik in Deutschland unmittelbar vorangeht. St. Michael in Hildesheim ist das bedeutendste Bauwerk dieser Epoche, die vieles, was vordem aus der Antike übernommen worden war, von Grund auf und mannigfaltig bewegt und umgeformt hat.

Weitere Infos zur Ottonen-Reihe und zum Mittelalter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/10/zeit-der-grundsatzentscheidungen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/10/von-wegen-finster/