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Aus der Stiftung

Lothar Obst über die ersten Deutschen mit Kaiserkrone

Bevor es am 25. und 26. Mai auf historische Exkursion nach Quedlinburg, Magdeburg und Gernrode geht, gibt Lothar Obst Gelegenheit, das Wissen über das frühe Mittelalter noch einmal aufzufrischen. Unter dem Titel „Die Ottonen (919 – 1024) – Die ersten Deutschen auf dem römischen Kaiserthron“ berichtet er am Dienstag, 21. Mai, im Möllner Stadthauptmannshof über die berühmte Königsdynastie. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im Jahre 919 wird der Sachsenherzog Heinrich aus dem ausflussreichen Geschlecht der Liudolfinger in Fritzlar zum König des fränkischen Ostreiches, „in regno teutonicorum“, gewählt. Der Legende nach überbrachte ihm eine Delegation der Stämme unter Führung von Eberhard von Franken die Reichskleinodien, als er am Quedlinburger Finkenherd beim Vogelfang saß. Mit der Thronerhebung Heinrichs verbindet sich die Gründung des ersten deutschen Staates. Ihm gelang, was sein Vorgänger Konrad nicht durchsetzen konnte: Die Autonomiebestrebungen der Stammesherzöge erfolgreich zu bekämpfen und der äußeren Bedrohung durch die Ungarn-Einfälle Herr zu werden. Doch Heinrich blieb bescheiden, lehnte die Salbung der Kirche ab und ließ die Geschichte wissen: „Es genügt mir, wenn sie mich vor meinen Ahnen König nennen.“

Ganz anders hingegen war sein Sohn Otto I., dem die Geschichte den Beinamen „der Große“ verlieh: 936 lässt er sich in einer sorgfältig inszenierten Zeremonie über dem Grabe Karls des Großen in der Aachener Pfalzkapelle zum König krönen und nimmt auf diesem dem des Salomon ähnlichen Kaiserthrons Platz. Die „Renovatio imperii romanorum“, die Wiederherstellung des römischen Weltreiches unter der legitimierten Herrschaft der deutschen Könige als römische Kaiser in ihrer Funktion als Nachfolger der Cäsaren war fortan sein politisches Programm in der Traditionslinie von Karolingern und Römern.

„Ego Otto dei gratia romanorum imperator augustus“ – ich, Otto, von Gottes Gnaden erhabener Kaiser und Augustus der Römer – heißt es schließlich in den Urkunden des dritten der Ottonen. Er war der theokratischen Reichsidee Karls des Großen, dem Gottesgnadentum des Kaiserreiches, stark zugeneigt, war eine strahlende Erscheinung und beherrschte drei Sprachen, Deutsch, Griechisch und Latein. In der Philosophie war er ebenso zu Hause wie in der Mathematik, schrieb Gedichte, liebte die Musik, war den Gelehrten im Disput gewachsen und schließlich so umfassend gebildet, dass ihn noch seine Zeitgenossen als „mirabilia mundi“, als „das Wunder der Welt“, bezeichneten.

Auf dem römischen Palatin, dem vornehmsten der sieben Hügel der Tiberstadt, errichtete er sich einen Palast und machte Rom zur kaiserlichen Residenzstadt.

Soweit führt die Exkursion mit Lothar Obst am 25. und 26. Mai zwar nicht, aber Quedlinburg, Magdeburg und Gernrode mit ihren historischen Stätten sind auch so eine Reise wert. Anmeldungen für die Veranstaltung der Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur in Zusammenarbeit mit dem Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg nehmen  entgegen.

Anmeldungen zu den Reisen nimmt die Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur (Mölln), erreichbar unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de, in Zusammenarbeit mit dem Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg entgegen.

Mehr zur Exkursion nach Quedlinburg, Magdeburg und Gernrode und zum Mittelalter unter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/geschichte-hoeren-fuehlen-sehen-und-anfassen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/von-wegen-finster-2/

 

 

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Aus der Stiftung

KI trifft Ottonen

Konzerte, wissenschaftliche Vorträge, Ausstellungen, Niederdeutsch: Die Stiftung Herzogtum Lauenburg hat gemeinsam mit etlichen Kooperationspartnern ein Programm erstellt, das alle Teile des Kreises berücksichtigt. Neben dem Sitz der Stiftung im Stadthauptmannshof Mölln werden als Veranstaltungsorte auch andere Städte wie Lauenburg, Ratzeburg oder Schwarzenbek berücksichtigt, aber auch kleinere Orte wie Kollow oder Groß Sarau sind mit einbezogen.

Bei der Vielfalt des Programms setzt die Stiftung Herzogtum Lauenburg einerseits auf bereits etablierte und erfolgreiche Veranstaltungen wie beispielsweise das Pegasus-Open-Air und das Autorentreffen Niederdeutsch im Mai oder das Frühjahrskonzert des LandesJugendOrchesters im April. Aber auch zwei Veranstaltungsreihen mit übergreifenden Themen geben frische, aktuelle Impulse: „Künstliche Intelligenz“, „Fliehen – einst geflohen. Geschichten von Flucht und Vertreibung in Schleswig-Holstein“.

Die Frühjahrsausstellung der Stiftung im März widmet sich als Gemeinschaftsausstellung dem letzten der beiden Themen und führt KünstlerInnen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg zusammen. Das gesamte Projekt „Fliehen – einst geflohen“ unter der Leitung von Marianne Lentz läuft bis Ende September und umfasst Ausstellungen, Vorträge, Schauspiel, Konzerte, Filme, Literatur sowie Schulprojekte. Eine entsprechende Internetseite befindet sich noch im Aufbau. Ein Flyer wird erstellt.

Das Thema „Künstliche Intelligenz“, das regelmäßig in den Medien präsent ist, wird u.a. bei einem Kulturtalk mit drei Dirk Kuchel (Computerbild), Konstantin von Notz (Bundestagsabgeordneter Bündnis 90/Die Grünen) und Roberto Simanowski (Erziehungswissenschaften) am 28. März in Mölln diskutiert.

Die Vorträge der Lauenburgischen Akademie für Wissenschaft und Kultur behandeln die verschiedensten Themen aus der Perspektive der jeweiligen Fachgebiete (zum Beispiel spricht Prof. Dr. Joachim Reichstein über die Ortsgeschichte Kankelaus am 28. März oder Prof. Dr. Holger Behm über den Auerochsen am 23. März).

Der komplexen und besonderen Geschichte des Adels im Herzogtum Lauenburg widmet sich ein Tagesseminar am 1. Juni in Gudow. Mit Kurzvorträgen wird versucht, den vielseitigen historischen Verläufen gerecht zu werden.

Die 2018 begonnene Reihe „1.100 Jahre Ottonen“ (als Norddeutschland zum Zentrum des Reiches wurde) wird mit einem Vortrag und einer Wochenendexkursion Ende Mai in Kooperation mit dem Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg fortgesetzt.

Der Natur-/Umwelt-Bereich steht weiterhin im Fokus. Neben den im Frühjahr üblichen Kurzseminaren von Peter Schlottmann auf der Ratzeburger Streuobstwiese im Januar und April werden unterschiedliche Vorträge angeboten: zum Beispiel über den Kuckuck (Karsten Gärtner am 29. Januar) oder über die Nachtgreifvögel im Kreis (Thomas Neumann am 18. März). Übrigens ist der Eintritt zu wissenschaftlichen Vorträgen der Stiftung und der Akademie kostenlos.

Da die erste Auflage des Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“ sehr erfolgreich gewesen ist und ein großes Spektrum an kreativem Potenzial gezeigt hat, setzt die Stiftung dieses Format fort. Der Aufruf zu dem Schreibwettbewerb ist vor Kurzem erfolgt. Die besten eingereichten Texte werden vor Publikum am 25. April in Mölln prämiert und vorgelesen.

Da die Stiftung zu einem der Kulturknotenpunkte des Landes ernannt wurde, gibt es 2019 bisher vier damit zusammenhängende Veranstaltungen:

  • Poetry Slam in Mölln (11. Januar)
  • Treffen des Schul- und Jugend-Theaternetzwerks in Ratzeburg (15./16. Februar)
  • Gespräch im Glaspalast zum gedanklichen Austausch und zur Vernetzung aller Kultur-Interessierten in Mölln (26. Februar)
  • Pegasus-Festival in Mölln (18. Mai)

Die Reihe „Kultur auf Dorf-Tour“ wird ebenso fortgesetzt. Bei Redaktionsschluss standen vier Veranstaltungen fest, die sich abwechselnd zwischen den Genres Musik und Theater bewegen.

Der 14. KulturSommer am Kanal läuft im nächsten Jahr vom 15. Juni bis 15. Juli. Wie in jedem Jahr werden erste Höhepunkte des vierwöchigen Kulturfestivals im Februar präsentiert. Das Motto im nächsten Jahr lautet „Das Wasser – Das Salz – Die Seele“. Die Eröffnung des KulturSommers wird in Berkenthin gefeiert. Zu dem Kulturfestival erscheint ein eigenes Programmheft.

Die Stiftung ist stets an Kooperationen interessiert, besonders im ländlichen Raum. Die bereits lange bestehende Reihe „Die Akademie geht aufs Land“ bietet die Möglichkeit, historische Besonderheiten direkt vor Ort den interessierten Einwohnern nahezubringen. Bei Interesse wenden Sie sich an die Geschäftsstelle der Stiftung unter Tel. 04542-87000 oder info@stiftung-herzogtum.de. Wir prüfen dann, ob es zur angefragten Gemeinde passende Forschungsergebnisse gibt.

Das Programm des ersten Halbjahrs ist bereits jetzt im Stadthauptmannshof Mölln erhältlich. Ebenso wird es in den Tourist-Informationen des Kreises sowie bei den Kooperationspartnern ausliegen. Auf der Internetseite www.stiftung-herzogtum.de finden Sie eine PDF-Datei des Programms.

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Aus der Stiftung

Von wegen finster!

Zustände sind das – wie im finsteren Mittelalter!

Das Mittelalter, das ist die Welt der Grobiane, die Welt des Feudalismus, die Welt der Willkür. Es ist die Welt, in der das Recht des Stärkeren regiert, in der gefoltert, gemordet und gebrandschatzt wird.

Wer so denkt, tut so, als hätte sich etwas Wesentliches im Laufe der Jahrhunderte verändert: der Mensch. Dabei erleben wir jeden Tag aufs Neue, dass das mitnichten der Fall ist. Menschen können gut oder böse oder auch beides sein – in einem Moment humorvoll oder liebevoll und im nächsten schon brutal und unerbittlich. Wir alle tragen die komplette Palette menschlichen Verhaltens in uns. Das galt vor und nach dem „finsteren Mittelalter“, dessen Ende für Historiker mit der Entdeckung Amerikas (1492) oder Luthers Thesenanschlag (1517) einhergeht, und es gilt für alle weiteren Zeiten, die da waren und noch kommen.

Da wo der Mensch ist, sind Licht und Dunkel und manch ein Kapitel aus der Welt des Mittelalters ist so stark, das es bis heute Schatten wirft oder für Helligkeit sorgt. Die Inquisition etwa oder die Kreuzzüge sind finstere Ereignisse. Beide haben Tod und Verderben über Menschen gebracht. Gleichzeitig fallen sie in eine Zeit des Aufbruchs. Das Mittelalter brachte gewaltige Burgen und Festungen sowie schöne Kirchen und Städte hervor. Das Handwerk wuchs und gedieh in dieser Zeit. In den italienischen Städten entwickelte sich das Geld- und Kreditwesen. Im Frühmittelalter entstanden die ersten Universitäten. Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck und löste damit mittelfristig eine bildungspolitische Revolution aus und er sorgte dafür, dass Luthers Thesen nicht nur an der Wittenberger Kirchentür zu lesen waren. Aufklärer und Humanisten wie Pierre Abaelard oder der berühmte Erasmus von Rotterdam verrückten die Grenzen des menschlichen Denkens.

Man stelle sich vor, all dieses Wissen würde uns plötzlich weggenommen. Dann gäbe es keine moderne Welt. Kein Smartphone, mit dem es sich durch die Landschaft navigieren lässt, kein Wikipedia, in dem das Wissen der Altvorderen steckt. Wir wären auf uns selbst zurückgeworfen und würden feststellen, dass das Überlegenheitsgefühl gegenüber dem Menschen des Mittelalters einfach nur arrogant war.

Das Mittelalter – genauer gesagt die Ottonen – sind im Mai Thema einer Exkursion und eines Vortrags . Mehr dazu unter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/geschichte-hoeren-fuehlen-sehen-und-anfassen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/01/28/erste-deutsche-mit-roemischer-kaiserkrone/

 

 

 

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Aus der Stiftung

Zeichen gegen Rechtsextremismus

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg setzt ein Zeichen gegen den Rechtsextremismus und schließt sich der vom Landeskulturverband auf den Weg gebrachten „Erklärung der Vielen für Schleswig-Holstein“ an. Hintergrund sind die Versuche der Rechten, den Pluralismus in der Gesellschaft durch Einschüchterung und Skandalisierung zurückzudrängen. Jüngstes Beispiel ist Charly Hübners Dokumentarstreifen „Wildes Herz“, in dem es um die Band „Feine Sahne Fischfilet“ geht. Der Film sollte im Rahmen der schleswig-holsteinischen Kinowoche für Schulen in Bad Schwartau gezeigt werden. Die Vorführung wurde dann aber wegen einer anonymen Droh-Email abgesagt.

„Wir müssen uns diesen Entwicklungen entgegenstellen“, sagt Andrea Funk, Geschäftsführerin der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Andernfalls drohe der Verlust der künstlerischen Freiheit und damit auch der gesellschaftlichen Toleranz.

Die „Erklärung der vielen für Schleswig-Holstein“ reiht sich ein in eine bundesweite, vom Verein „Die Vielen“ gestartete Kampagne. Hier die Erklärung im Wortlaut:

„Als Aktive der Kulturlandschaft in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Künstler*innen.

Heute begreifen wir die Kunst und ihre Einrichtungen, die Museen, Theater, Ateliers, Clubs und urbanen Orte als offene Räume, die Vielen gehören.

Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten!

Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteure dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur.

Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Künstler*innen, mit allen Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.

Wir als Unterzeichnende der Schleswig-Holsteinischen Theater, Kunst- und Kultureinrichtungen und ihrer Interessensverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung:

Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechte Strategien. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln.

  • Alle Unterzeichnenden bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda.
  • Wir wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
  • Wir verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!“

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Aus der Stiftung Nördlich der A24

(Kunst-)Zeichen für den Frieden

Der Kulturpreisträger des Jahres 2018 heißt Ebrahim Sharghi. Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, und sein Stellvertreter Wolfgang Engelmann überreichten dem gebürtigen Iraner die Medaille am vergangenen Sonnabend im Möllner Stadthauptmannshof. Sharghi erhielt die Auszeichnung unter anderem für sein Friedensschild-Projekt, für das der Künstler von Gemeinde zu Gemeinde zieht, um zusammen mit den Bürgern Kunstwerke zu entwickeln, die für Offenheit und Menschlichkeit stehen.

Stiftungspräsident Schlie bezeichnete die Preisverleihung als „ein deutliches Zeichen gegen Intoleranz, politischen Populismus und Fremdenfeindlichkeit“. Er verortete Sharghi als 25. Kulturpreisträger in einer klaren Tradition. „Unsere Preisträger verkörpern künstlerische Kreativität, gepaart mit Toleranz und Weltoffenheit – Merkmale, Geisteshaltungen, die unsere bundesrepublikanische Gesellschaft gerade jetzt mehr denn je als gelebte Wirklichkeit auf allen Ebenen braucht, so Schlie.

„Herr Sharghi bringt mit seinen Kunst-Projekten Menschen zusammen. Auf diese Weise wird Kunst zum Katalysator“, lobte Jörg-Rüdiger Geschke, Vorsitzender der sechsköpfigen Jury und Mitglied des Stiftungsvorstandes, die Arbeit des Preisträgers. Neben der hohen künstlerischen Qualität sei genau dies – die Bindung des Preisträgers an die Region und seine Menschen – ein Kriterium für die Auszeichnung gewesen.

Mit seinem Friedensschild-Projekt war der frischgebackene Kulturpreisträger bereits in Mustin und Ratzeburg. Derzeit arbeitet er mit den Bürgern in Kittlitz an einem weiteren Kunstwerk. Die Sorge um den Frieden in der Welt treibt Sharghi um. Neuerdings verfolgt sie ihn auch in Deutschland. Vor kurzem habe er sich das noch nicht vorstellen können, weil hier doch alles in Ordnung sei und es keinen Grund gebe, Groll gegeneinander zu hegen. Dies habe sich aber seit der Flüchtlingskrise verändert.

Einen Sonderpreis für sein Lebenswerk erhielt am Sonnabend Prof. Dr. Eckardt Opitz. Die Akademie der Stiftung würdigte hier insbesondere seine kenntnisreichen und unermüdlichen Forschungen zur Geschichte des Herzogtums Lauenburg.

Der Förderpreis für den Nachwuchs ging an Florian Klein. Klein engagiert sich in der Kultur-Community der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die unter anderem das Pegasus Open Air Festival organisiert. Darüber hinaus spielt er erfolgreich in den Bands „About Blank“ und „Fatal4You“.

Den Sonderpreis für junge Künstler vergab die Stiftung Herzogtum Lauenburg an Melina Waliczek. Die junge Fotografin hatte krebskranke Frauen porträtiert und die Bilder über eine Wanderausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Weitere Links und Infos zur Kulturpreisverleihung 2018:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/flammende-appelle-fuer-eine-bessere-welt/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/von-karl-lorenz-bis-ebrahim-sharghi/

Außerdem gibt es unter www.kulturportal-herzogtum.de unter der Rubrik Blitzlichtgewitter noch eine Bildergalerie zur Preisverleihung.

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Aus der Stiftung

Flammende Appelle für eine bessere Welt

Schon als Junge legte Ebrahim Sharghi gerne Feuer. In Windeseile fegten die Flammen über das Papier und verwandelten die Welt, so wie er sie sah, in Kohlestriche. Blumen, Sträucher, Menschen, Tiere, Gebäude. Nichts war vor ihm sicher.

Damals in den Straßen von Teheran entdeckte der kleine Ebrahim seine „Lust am Zeichnen“, die ihn bis heute nicht verlassen hat. „Da brennt was“, sagt er und holt einen kleinen Block mit Skizzen hervor. Zwei Minuten brauche er für eine Zeichnung. – Wenn er einen Bleistift zur Hand hat. Mit dem Kugelschreiber funktioniert es nicht.

Die flammenschlagende Skizze. Es ist das Staunen über die Welt und der Versuch, sie auf Papier zu bannen. Eine Selbstvergewisserung, dass das, was er sieht, auch da ist. Dass diese Form, sich dem Hier und Jetzt zu widmen, etwas Besonderes sei, sei ihm nicht klar gewesen, meint Ebrahim Sharghi. „Ich war in der Schule zwar der Beste im Fach Kunst, aber ich dachte, das Talent dafür haben alle.“ Auch habe er als Kind nicht darüber nachgedacht, was das eigentlich ist – Kunst.

Die Zeit dafür findet er schließlich an der Universität. Aus dem Jungen, der einfach loslegt, wird ein Kunststudent. Ein Meister seines Fachs bringt ihn voran. Er lernt – will sich an alles heranwagen, kein Motiv auslassen und muss feststellen: Im Reich der Mullahs, die mittlerweile das Land regieren, geht das nicht. Das Training, dem er sich verschrieben hat, um sich weiter zu entwickeln, fällt aus. Wie, fragt er sich, könne er da den nächsten Schritt machen: eine Kunst erschaffen, die den Menschen etwas sagt?

Ebrahim Sharghi kehrt der Heimat den Rücken und geht nach Deutschland. Mehr als zwei Jahrzehnte später sitzt er an einem grauen Novembertag im Möllner Stadthauptmannshof und spricht über seine Arbeit, für die ihn die Stiftung Herzogtum Lauenburg mit dem Kulturpreis 2018 auszeichnet. Die Freude darüber ist groß. Sie steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er staunt wie ein kleiner Junge. Ich? Ich soll den Preis bekommen? Ja, er soll, er wird. Am kommenden Sonnabend ist es so weit.

Die Aussicht, plötzlich so in der Öffentlichkeit zu stehen, setzt dem 53-Jährigen ein wenig zu. Man möchte ihm zurufen: Nur Mut, es wird schon. Aber man weiß es ja von sich selbst, die Nervosität – Vorbote des unbekannten Terrains – lässt sich nicht besprechen wie eine Warze.

Immerhin lenkt das Gespräch hier ein wenig von dem großen Ereignis ab. Momentan arbeite er mit den Kittlitzer Bürgern an einem Friedensschild. Es sei das Dritte, das im Kreis Herzogtum Lauenburg entstehe. In Ratzeburg gebe es schon eins. Und in Mustin. „Wir wollen den Ort und seine Kultur schätzen“, sagt Ebrahim Sharghi.

Kittlitz – was ist das überhaupt? Mit Bürgern recherchiere er über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten des Ortes. Dabei gehe es nicht um die bloße Darstellung und Anhäufung von Fakten, sondern darum, gemeinsam Entwicklungen zu Tage zu befördern, die im Alltag verschütt gegangen seien. „Wir entscheiden alles zusammen“, betont er. „Die Farbe, die Platzierung. So bekommen die Leute eine größere Beziehung zu dem Projekt.“

Gemeinsam die Welt schöner machen, damit möchte Ebrahim Sharghi einen Kontrapunkt gegen die Gewalt setzen. Gewalt geht für ihn vom Individuum aus. Täter ist immer der Einzelne. Ob nun im Syrischen Bürgerkrieg oder bei einem Selbstmordanschlag wie auf dem Berliner Weihnachtsmarkt 2016.

Die Brandherde dieser Welt machen ihm zu schaffen. Jahre lang haben sie in ihm gearbeitet. Warum gehen wir Menschen nicht respektvoller miteinander um – wie wir es beispielsweise mit der Rose tun, fragt er sich. Diese Blume sei so prächtig, dass wir ihre Dornen nicht so ernst nehmen. Ebrahim Sharghi hat seinen Weg, seine Idee gegen die sich immer weiter hochschaukelnde Gewaltspirale gesucht und schließlich in seinem Friedensschild-Projekt gefunden.

Dieser Weg hat ihm nun den Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg eingebracht. Für ihn ist das Ansporn, nicht müde zu werden und weiter zu machen. Seine Idee endet dabei mitnichten an den Grenzen des Kreisgebietes. „Ich denke nicht lokal, sondern global“, stellt der Preisträger klar. Gerade habe er den Chemnitzer Bürgermeister wegen eines Friedensschildes angeschrieben.

Weitere Links und Infos zur Kulturpreisverleihung 2018:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/kunst-zeichen-fuer-den-frieden/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/von-karl-lorenz-bis-ebrahim-sharghi/

Außerdem gibt es unter www.kulturportal-herzogtum.de unter der Rubrik Blitzlichtgewitter noch eine Bildergalerie zur Preisverleihung.

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Aus der Stiftung

Der Wegbereiter

Mit Horst Teltschik ist am Montag, 19. November, einer der Wegbereiter der Deutschen Einheit im Stadthauptmannshof (Mölln/Haupstraße 150) zu Gast. Im Rahmen der Reihe „Zeitzeugen Deutscher Geschichte“ spricht er über „Das Wunder des Jahres 1989/90 –Was machen wir daraus?“. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr.

Horst Teltschik hat sich den Ruf eines „tragenden Steins im Fundament der Regierung Helmut Kohls“ erarbeitet. Er gehörte als stellvertretender Chef des Bundeskanzleramtes fast zwei Jahrzehnte zu den „engsten und wichtigsten Mitarbeitern und Beratern“ des Kanzlers der Einheit.

Er war ein loyaler und ambitionierter Berater des Kanzlers in außenpolitischen Fragen und wirkte im Hintergrund -aber mit großem Einfluss- gestaltend an der deutschen Wiedervereinigung mit.

Prof. Dr. Teltschik wird wie kaum ein anderer als unmittelbar Beteiligter an diesem historischen Prozess Einblicke in diese für unser Vaterland so schicksalhafte, historische Phase geben. Was aber genauso wichtig ist, ist der Blick in die Zukunft. Was machen die Deutschen mit dem Geschenk der Einheit? Wo stehen wir, wo wollen wir hin? Wie bettet sich diese Phase unserer Geschichte in den europäischen Einheitsprozess ein und wohin steuert Europa? Auch diese Fragen hat Horst Teltschik auf dem Zettel, der als einer der angesehensten Analysten in allen außen- und sicherheitspolitischen Fragen gilt.

Wer zu dieser herausragenden Veranstaltung kommen will, sollte sich aufgrund des zu erwartenden Andrangs per Telefon unter der Rufnummer 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de anmelden.

Begleitend zum Vortrag zeigt die Stiftung Herzogtum Lauenburg auf dem Atelierboden des Stadthauptmannshofes die Sonderausstellung „Der Weg zur deutschen Einheit“.

Weitere Infos und Veranstaltungen zur deutschen Teilung und zur Wiedervereinigung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/der-weg-zur-deutschen-einheit-2/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/die-ddr-innerlich-nicht-anerkannt/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/30/ich-war-vom-sozialismus-ueberzeugt/

 

 

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Aus der Stiftung

Grenznah und Grenzen los

Unter dem Titel „Grenznah und Grenzen los“ widmet sich Lothar Obst am Sonnabend, 10. November, im Möllner Stadthauptmannshof der Zeit, als der Eiserne Vorhang das Leben der Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg mitprägte. Die Veranstaltung beginnt um 15.30 Uhr. Der Vortrag ist einer von mehreren Begleitveranstaltungen zur Ausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“, die vom 6. bis 30. November im Stadthauptmannshof zu sehen ist.

Die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik war die am stärksten befestigte Grenze der Welt. Der Überwachungsaufwand war immens. Es gab eine Sperrzone, Kontrollstreifen sowie Signal- und Metallgitterzäune. Hinzu kamen Bunker, Wachtürme, Minen und zum Teil Selbstschussanlagen, die das Ganze perfektionierten. Von den 1.393 Kilometern des innerdeutschen Hochsicherheitstraktes erstreckten sich 86 Kilometer vom Priwall bis zur Elbe. Damit waren die Hansestadt Lübeck die einzige deutsche Großstadt und das Herzogtum Lauenburg der einzige schleswig-holsteinische Landkreis, die direkt an der Grenze lagen.

Lothar Obst beschreibt das regionale Grenzregime der zwischen Ostsee und Elbe zuständigen Grenzregimenter 6 (Schönberg) und 8 (Grabow), deren Truppengebäude auch heute oftmals noch sehr gut in der Landschaft erkennbar sind. Er schildert ferner Entstehung, Verlauf und Ausbau der Sperranlagen, berichtet von aufsehenerregenden Grenzzwischenfällen und spektakulären Fluchten und erinnert an die Opfer von Stacheldraht und Schließbefehl: Grenzerfahrungen im Herzogtum Lauenburg zwischen Mauerbau und Mauerfall.

Veranstalter ist die Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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Aus der Stiftung

Von Karl Lorenz bis Ebrahim Sharghi

Das erste Mal – die Premiere – das war 1978. Mit Karl Lorenz nahm der damalige Möllner Kirchenmusikdirektor den Kulturpreis in Empfang. Rund ein Jahr nach ihrer Gründung hatte die Stiftung Herzogtum Lauenburg die Auszeichnung für Kulturschaffende oder auch für Menschen und Institutionen, die sich um die Kultur verdient machen, aus der Taufe gehoben.

40 Jahre später kann man mit Fug und Recht sagen, dass der Kulturpreis mittlerweile selbst den Status einer Institution hat. 25 Gewinner gab es seither. 2016 fiel die Wahl der Jury auf den Möllner Liedermacher Klaus Irmscher. Zwei Jahre zuvor ging die Auszeichnung an den Filmclub Burgtheater Ratzeburg. 2018 ist es nun mit Ebrahim Sharghi ein bildender Künstler.

Diese kurze Auflistung der letzten drei Gewinner zeigt, wie unterschiedlich deren Arbeit und Wirken sind. Entscheidend sind letztendlich ihr Engagement und das, was sie damit erreichen. Strukturen, die es beispielsweise Nachwuchskünstlern ermöglichen, schöne Bilder zu malen oder zu präsentieren, sind für die Jury per se nicht minder wichtig als die schönen Bilder selbst.

Weitere Links und Infos zur Kulturpreisverleihung 2018:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/kunst-zeichen-fuer-den-frieden/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/19/flammende-appelle-fuer-eine-bessere-welt/

Außerdem gibt es unter www.kulturportal-herzogtum.de unter der Rubrik Blitzlichtgewitter noch eine Bildergalerie zur Preisverleihung.

 

 

 

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Aus der Stiftung

„Eine Zeit der Grundsatzentscheidungen“

Das Mittelalter scheint heute unendlich weit weg. So weit, dass der eine oder andere gar nicht mehr weiß, wann diese Zeit überhaupt gewesen sein soll. Es gibt aber auch Leute wie Lothar Obst, die das ganz genau wissen und die sich darüber unterhalten können, als seien Karl der Große oder Otto der Große Männer, die bis vor kurzem noch die Geschicke des Landes geführt hätten. Wer sich davon überzeugen will und sich obendrein für das Mittelalter interessiert, dem sei die Veranstaltungsreihe „1.100 Jahre Ottonen (919-2019): Als Norddeutschland zum Zentrum des Reiches wurde“ empfohlen, die am 27. September mit einem Vortrag im Möllner Stadthauptmannshof startet.

Lothar Obst wird dann über Otto den Großen sprechen. Was reizt ihn daran, sich mit dieser weit zurückliegenden Epoche der deutschen Geschichte zu befassen? „In dieser Zeit entstand das, was wir heute in Deutschland und Europa vorfinden“, erklärt Lothar Obst sein Interesse. Eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Reiches komme dabei den Ottonen zu. Mit ihren „staatspolitischen Grundsatzentscheidungen“ hätten sie zur Entstehung des deutschen Föderalismus beigetragen.

Wie sahen diese Grundsatzentscheidungen aus? Nachdem er den Widerstand gegen seine Herrschaft in den einzelnen Regionen– wie etwa in Sachsen – gebrochen hatte, habe Otto das Reich dauerhaft befrieden hatte, führt Lothar Obst aus. Dafür habe er versucht über Hochzeiten, „Herzogtümer mit Brüdern und Schwestern zu besetzen“. Man müsse sich vorstellen, so der Experte, dass es damals keinen Beamtenapparat und Staat, wie wir ihn heute kennen, gab. Doch Ottos Hochzeitspolitik scheiterte. Die Herzogtümer blieben stark. Um seine Macht zu sichern, habe der König deshalb das „ottonische Reichskirchensystem“ etabliert. Er benannte Bischöfe und übertrug ihnen weltliche Macht. Diese sei wegen des für die Geistlichen geltende Zölibats auf Zeit angelegt gewesen. Gleichzeitig habe Otto mit der Hofkapelle eine Kaderschmiede für Bischöfe begründet. Hier habe er aus den Reihen des Adels Nachwuchs für Besetzung oder Neubesetzung von Bischofsämtern gewonnen.

Doch es sei nicht nur die politische Grundlegung, die ihn am Mittelalter fasziniere, betont Lothar Obst. Ihn fasziniere auch die starke Verbindung von Politik und Religion in dieser Zeit. Im Mittelalter sei das politische Programm der Herrscher das Christentum gewesen, auch wenn es den Königen und Fürsten zweifelllos um „knallharte Machtpolitik“ gegangen sei. Gleichzeitig habe das Christentum der Politik Stabilität gegeben.

Kirchengeschichtlich habe die Verquickung von Christentum und Politik immer wieder dazu geführt, dass die Kirche sich „entgeistigte“. Die Folge sei die Entstehung des Zisterzienser-Ordens im 11. Jahrhundert oder im 13. Jahrhundert die Begründung der Franziskaner und der Dominikaner gewesen. Auch Luther und die Reformation würden sich so erklären lassen.