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Die Feste der Welt entdecken

Die Sorge um das Dasein begleitet den Menschen durchs Leben. Es braucht ein Auskommen, das zumeist mit harter Arbeit verbunden ist. Umso wichtiger sind die Momente der Erholung, des Durchatmens, des Abstandgewinnens. Feste – auch das ist den Menschen rund um den Globus gemein – bieten diese Momente. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hat sich dieses Themas angenommen und präsentiert vom 29. August bis 28. September die Wanderausstellung „Menschen – Feste – Schicksale“: Interkulturelle Feste – Ein Anker für die Seele“. Es ist der Aufgalopp für eine Vielzahl von Veranstaltungen, die im Rahmen der Interkulturellen Woche vom 23. bis 30. September auf dem Programm stehen.

Die Wanderausstellung ist das Ergebnis einer Projektarbeit des Diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein und war zuletzt in Norderstedt zu sehen. Um uns unbekannte traditionelle Feierlichkeiten aus anderen Erdteilen näherzubringen, hat die Journalistin Hanna Gieffers Gespräche geführt und Informationen gesammelt. Das Ergebnis ist eine spannende Schau mit Fotos, Info-Texten und Kochrezepten, bei der zudem neun Migranten zu Wort kommen. Die Kurdin Fatima Sheiki beispielsweise spricht über Newroz, das Neujahrsfest, das in ihrer Heimatstadt Hasaka gefeiert wird. Die 14-Jährige floh zusammen mit Ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Seit 2015 lebt sie in Norderstedt.

Newroz feiern die Kurden am Datum der Tag- und Nachtgleiche. Das Fest wird nicht nur in Syrien begangen, auch im Iran, in der Türkei, Albanien und Usbekistan gibt es Menschen, die das Neujahresfest zelebrieren. Die Kurden gedenken an diesem Tag zusätzlich dem Widerstand gegen die Unterdrückung ihrer Nationalität. Vor den Feierlichkeiten wird das Haus geputzt. Dieser Akt steht für das Erwachen der Natur nach dem Winter.

Die Ausstellung „Menschen – Feste – Schicksale“: Interkulturelle Feste – Ein Anker für die Seele“ ist in der Kreisverwaltung, Barlachstraße 2, in Ratzeburg zu sehen. Das Haus hat montags bis donnerstags in der Zeit von 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr geöffnet. Freitags ist es zwischen 8 und 12 zugänglich.

 

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Interkulturelle Woche? Interkulturelle Wochen!

Angefangen hat alles mit einem Gottesdienst. „Das war 2008“, erinnert sich Heiko Steiner, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg, an die erste interkulturelle „Woche“ seiner Einrichtung. Heute – elf Jahre später – hat dieser Gottesdienst Tradition gewonnen, ist aber nur eine Festivität unter vielen.

„Mittlerweile sind es so viele Veranstaltungen, dass es für uns schwierig geworden ist, sie alle in einer Woche zu bündeln“, sagt Steiners Kollegin Diana Bauder, die für den Fachbereich Migration und Integration zuständig ist. Deshalb habe das Diakonische Werk Herzogtum Lauenburg aus der „Interkulturellen Woche“ „Interkulturelle Wochen“ gemacht.

Offiziell steht die Interkulturelle Woche, die auf eine Initiative der Katholischen, der Evangelisch-Lutherischen und der Griechisch-Orthodoxen Kirche zurückgeht, bundesweit vom 23. bis 30. September auf dem Programm. Im Lauenburgischen gehen die Uhren nun – siehe oben – anders. Den Auftakt der Festivitäten bildet am Mittwoch, 29. August, die Eröffnung der Ausstellung „Menschen – Feste – Schicksale“ in der Kreisverwaltung, Barlachstraße 2, in Ratzeburg. Organisiert hat die Schau der Kreis Herzogtum Lauenburg.

Das Diakonische Werk startet seinen Veranstaltungsreigen drei Tage später. Am Sonnabend, 1. September, steigt auf dem Ratzeburger Marktplatz das „Markt-Soccerturnier*“. „Da treten gemischte Teams gegeneinander an“, sagt Geschäftsführer Steiner. Für Zugewanderte und Einheimische sei dies eine tolle Gelegenheit, um sich in lockerer Atmosphäre zu begegnen – ob nun als Zuschauer oder Aktive.

„Wir als Diakonie können die Brücke sein“, ergänzt Diana Bauder. Die diplomierte Sozialpädagogin unterstreicht, dass es dabei nicht nur um das Verhältnis zwischen Einheimischen und Migranten gehe, sondern auch um das Verhältnis der Migranten untereinander.

Um bei dieser Brückenarbeit voranzukommen, hat das Diakonische Werk in der ersten Septemberwoche weitere Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Am Mittwoch, 5. September, steht ab 10 Uhr in der Internationalen Begegnungsstätte (Mölln, Bahide-Arslan-Gang) ein Internationales Frauenfrühstück** auf dem Programm, bei der die Teilnahme kostenlos ist. „Wir freuen uns aber über Beiträge zum Buffet“, so Diana Bauder.

Gespannt sind Heiko Steiner und sie auf das Grillfest in Gudow***, das am Freitag, 7. September, am Kaiserberg 23 geplant ist. „Wir würden uns freuen, wenn da richtig viele Leute kommen. Dadurch dass wir das Fest direkt in der dortigen Gemeinschaftsunterkunft des Kreises machen, bewegen sich die Besucher mitten im Leben der Flüchtlinge“, betont Heiko Steiner. Das Grillen beginnt um 14 Uhr.

Einen Tag nach dem Grillen – am Sonnabend, 8. September – ist dann Musik Trumpf. Ab 19 Uhr gibt es im Petri Forum, Am Markt 7, in Ratzeburg orientalische Live-Musik und orientalischen Tanz****. Der Eintritt ist frei.

Während das Diakonische Werk Herzogtum Lauenburg im Nordkreis Interkulturelle Wochen organisiert, konzentriert sich im Südkreis die AWO auf die offizielle Interkulturelle Woche. Geplant sei, sagt AWO-Mitarbeiterin Ricarda Heil, vom 24. bis 30. September die Ausstellung „Kultur im Flur“ im AWO Integrations Center am Markt 26 in Geesthacht. Sie zeige Fotos, Ölmalerei und Bleistiftzeichnungen von Künstlern mit Fluchterfahrung. Die Vernissage ist am Montag, 24. September, um 13.30 Uhr. Darüber hinaus findet im AWO Integrations Center am Donnerstag, 27. September, ein „Internationaler Literaturabend“ statt, an dem Texte bekannter und unbekannter Autoren gelesen werden. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr. Weitere Infos gibt es unter Tel. 0160-7122851 oder per Mail unter ricarda.heil@awo-sh.de.

Das Diakonische Werk Herzogtum Lauenburg hat zu den Interkulturellen Wochen einen Flyer herausgebracht, den Interessierte sich unter http://diakonie-rz.de/cms/front_content.php?idcat=90 herunterladen können. Darin finden sich auch alle weiteren geplanten Veranstaltungen. Der Flyer liegt zudem in diversen Einrichtungen aus.

*Kooperationspartner und Veranstalter sind das Team Gleis 21/Stellwerk/JMD (Jugendmigrationsdienst), Kreissportjugend, Landessportverband S.H., Stadtjugendpflege, Straßensozialarbeit

** Kooperationspartner und Veranstalter sind die Migrationsberatung Mölln, die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Mölln, das Familienzentrum, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Mölln und das Amt Breitenfelde

*** Kooperationspartner und Veranstalter sind die Gemeinschaftsunterkunft Gudow und der Runde Tisch für Flüchtlinge Gudow

**** Kooperationspartner und Veranstalter sind die Beratungsstelle ehrenamtliche Flüchtlingshilfe und die Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Ratzeburg

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Wenn Leben gelingt

Zum Auftakt der Kultur- und Umweltwochen des Forums für Kultur und Umwelt gastiert am Freitag, 31. August, der bekannte Journalist Franz Alt im Kreismuseum Herzogtum Lauenburg (Ratzeburg). Sein Festvortrag trägt den Titel „Wenn Leben gelingt – Anleitung zum Glücklichsein“. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr.

Der bekannte Journalist und Philosoph Dr. Franz Alt wird über seine neueste Veröffentlichung berichten. Darin geht es unter anderem um ungelöste Probleme in Politik, Umwelt, Religion und Gesellschaft. Franz Alt erklärt, warum alles mit allem zusammenhängt. Auch wirft er die Frage auf, wo heute eigentlich der große Lebensentwurf geblieben ist. Viele Menschen fühlen sich abgehängt, andere wiederum wie in einem Hamsterrad gefangen. Er rät dazu, dass die von Menschen verursachten Probleme auch von Menschen gelöst werden sollten. Franz Alt vertritt die These: „Du kannst die Probleme selbst lösen. Nimm die Herausforderung an!“

Das Buch ist ein kleines Hoffnungsversprechen an alle, die sich vom Alltag und der heutigen Zeit überfordert fühlen. „Der Sinn unseres Hierseins ist doch, dass wir glücklich werden“, behauptet Franz Alt, aber auch: „Zu einem gelingenden Leben gehört, dass wir zum Glück nicht immer glücklich sein müssen.“

Foto: Bigi Alt

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„Mit Till würde ich kein Bier trinken gehen“

Martin Maier-Bode ist Kabarettist und Autor. Der gebürtige Rheinländer hat die Till Eulenspiegel-Festspiele 2018 inszeniert. Die Freude am Sprachwitz entdeckte er als Jugendlicher. Sein Vater drückte ihm damals einen Band mit Gedichten von Kurt Schwitters in die Hand. Dessen dadaistische Texte inspirierte seine Freunde und ihn zu einem öffentlichen Auftritt. Maier-Bode war davon so ermutigt, dass er anfing, eigene Texte zu verfassen und sich als Kabarettist auf die Bühne zu stellen. Mit Erfolg: Unter anderem ist er heute Chef-Autor des MDR-Kabarettformats „Kanzleramt Pforte D“. Zudem ist er Mitglied des Ensembles des Düsseldorfer Kom(m)ödchens und tourt mit seinem Soloprogramm „Kabarett alternativlos“ durch die Republik.

Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit ihm über Karneval, Till Eulenspiegel und über die Frage, ob Humor grenzen hat.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Maier-Bode, Sie sind gebürtiger Düsseldorfer – da denkt man sofort an Karneval. Sind Sie Karnevalist?

Martin Maier-Bode: Nicht so richtig. Es gibt da eine Alternative – eine sogenannte Sitzung. Sie heißt „Stunk“. An der stricke ich selbst mit. Da bin ich Autor und Regisseur.

KP: Was gefällt Ihnen nicht am Karneval?

Maier-Bode: Die verordnete Fröhlichkeit und dass er organisiert ist. Wenn sich Vereinsstrukturen entwickeln, ist die Gefahr groß, dass das eine völlig verkrampfte Veranstaltung wird. So etwas passt nicht zum wilden Humor.

KP: Karneval ist ja traditionell das Ereignis, wo der Obrigkeit mal so richtig die Leviten gelesen werden. Gefällt Ihnen das?

Maier-Bode: Ich finde das gehört zur demokratischen Kultur. In der Demokratie muss man Wort und Bild frei nutzen können. Wie beim Karneval oder auch bei den Satiresendungen im Fernsehen. Das alles sind zum Teil gute Ergänzungen zum Meinungsbild. Eine Sendung wie ‚Die Anstalt‘ beispielsweise ermöglicht, dass die Leute hinter die Strukturen schauen können.

KP: Wenn Sie das so sehen, müsste Ihnen Till Eulenspiegel ziemlich sympathisch sein.

Maier-Bode: Sympathisch? Was Eulenspiegel macht, ist eher zweischneidig. Sein Humor ohne Rücksicht auf den Stand der Person hat für mich schon etwas mit unserer Aufklärung zu tun. Da schimmert die Freiheit von Humor durch. Aber er setzt mir zu sehr auf Schadenfreude. Für mich ist das keiner, mit dem ich gerne ein Bier trinken würde.

KP: Ist Humor wirklich frei?

Maier-Bode: Da muss man immer über Funktionen nachdenken. So einer wie Eulenspiegel kann als Typ unheimlich viel bewegen. Am Ende besteht aber die Gefahr, dass da ein großer Zyniker drinsteckt. Das interessiert mich nicht als Mensch. Ich bin überhaupt kein Zyniker. Ich gehe da eher mit Kurt Tucholsky, der war nicht nur Satiriker, sondern auch Moralist. Auch ‚Die Anstalt‘ finde ich toll. Da merkt man, die wollen was, die schmeißen sich voll rein. Ich mag auch Jan Böhmermann – da steckt ein großer demokratischer Geist hinter.

KP: Ist Eulenspiegel ein Zyniker?

Maier-Bode: Er ist zumindest verantwortungslos und kein Menschenfreund. In meinem Stück finden wir ihn zunächst als zeitgenössischen Grobian auf und machen ihn dann zu einem zeitlosen Modell, indem er lernt, Menschen zu lieben.

KP: Als zeitgenössischer Grobian ist Eulenspiegel in die Geschichte eingegangen. Einerseits – andererseits ist er womöglich eine äußert aktuelle Figur. Ich denke da an den hässlichen, brutalen und menschenfeindlichen Humor, der sich in den sozialen Medien Bahn bricht und der mit Donald Trump seine politische Verkörperung gefunden hat.

Maier-Bode: Ich würde vielleicht sagen, Trump ist ein zu Macht gekommener Eulenspiegel. Eulenspiegel funktioniert aber nur, wenn er keine Macht hat – weil er jemand ist, der Fragen stellt. Was den menschenfeindlichen Humor anbelangt, so ist festzuhalten, dass man Verantwortung für das eigene Wort – die eigene Sprache hat. Das fehlt Trump. Das fehlt auch Seehofer, wenn er verniedlichend vom ‚Asyltourismus‘ spricht. Der Eulenspiegel-Humor wiederum kann für Engstirnigkeit stehen, aber auch dafür, dass alle Menschen gleich sind. Wir wollen, dass er für letzteres steht.

KP: Womit wir bei Ihrer Arbeit wären. Wie ist es zu Ihrem Engagement für die Eulenspiegel-Festspiele gekommen?

Maier-Bode: Der Regisseur der letzten Festspiele – Dominik Pätzholdt – ist ein guter Freund von mir. Der hatte gegenüber Kurdirektor Jochen Buchholz meinen Namen erwähnt. Als Herr Buchholz mich dann fragte, ob ich mir ein Engagement vorstellen könnte, war ich sofort interessiert. Eulenspiegel ist für einen Satiriker einfach eine spannende Figur.

KP: Wie ging es dann weiter?

Maier-Bode: Als Nächstes habe ich dann die Leute vor Ort kennen gelernt. Ich stieß da auf einen netten und engagierten Haufen, der für Leben im Ort sorgen will.

KP: Sie haben dann nicht nur den Posten des Regisseurs übernommen. Sie haben auch noch das Stück „Im Rausch der Zeit“ selbst geschrieben…

Maier-Bode: Ja, wobei das Schreiben weniger ein Problem war als die Inszenierung. Weil ich auch noch so viel spiele, haben wir das Konstrukt mit Sascha Mey als Co-Regisseur entwickelt.

KP: Und funktioniert es?

Maier-Bode: Ich hatte Sascha Mey in Krefeld mal als Regie-Assistent erlebt, aber dass die Zusammenarbeit so gut sein würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Uns beide kann man vermutlich nachts wecken und wir geben auf Fragen zur Inszenierung dieselbe Antwort. Das ist wirklich ein Geschenk!

KP: Sascha Mey und Sie sind beide Profis. Bei den Eulenspiegel-Festspielen haben Sie es mit einem reinen Laienensemble zu tun. Wie bewerten Sie dessen Leistung?

Maier-Bode: Unsere Darsteller haben allesamt ein sehr hohes Niveau erreicht. Das Stück basiert auf einem schnellen Dialogtext, was eine große Herausforderung bedeutet, weil die Darsteller das Timing einhalten müssen. Und das tun sie.

KP: Teilweise tummeln sich mehr als 30 Leute auf der Bühne. Ganz schön schwer als Regisseur, aber auch als Zuschauer den Überblick zu behalten. War die große Besetzung von vornherein geplant?

Maier-Bode: Nein. Wir haben Anfang September ein Casting gemacht. Das war insofern auch sinnvoll, weil ich mich noch mitten im Schreibprozess befand. Das Casting lief dann so gut, dass wir dann fast alle Menschen mitgenommen haben.

KP: Herr Maier-Bode, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Weitere Links:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/13/nicht-tot-zu-kriegen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/06/im-rausch-der-zeit/

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Nicht tot zu kriegen

So viel lässt sich nach mehr als 650 Jahren sagen: Dieser Mann ist einfach nicht totzukriegen. Auch wenn es Leute geben soll, die behaupten, er sei es. Nein, sein Tod ist nichts weiter als eine weitere Eulenspiegelei. Man muss nur die Zeichen, die er alle paar Meter hinterlässt, richtig deuten, und den Aufruhr, für den er in regelmäßigen Abständen sorgt.

Till, das ist die ewige Narretei. All jene, die in den kommenden Wochen auf den Möllner Marktplatz strömen, um die Eulenspiegel-Festspiele zu erleben, sollten sich das hinter die Ohren schreiben. Till, das ist der immerwährende Funke, an dem der Schabernack sich entzündet wie die Fackel an Olympias Flamme. Wer in seinem Namen spricht und seine Kappe trägt, dessen bemächtigt er sich und treibt ihn an zu Schabernack und bösen Streichen.

Das heißt im Klartext: Der Mann, der ab dem 9. August auf dem Möllner Marktplatz erscheint, schauspielert nicht. Er will nicht nur spielen, ihm ist es ernst und jeder, der mit ihm auf der Bühne steht oder seinem Treiben von der Tribüne aus zusieht, muss damit rechnen, Opfer seiner Eulenspiegeleien zu werden.

Vom Phänomen der ewigen Wiederkehr weiß schon der Lauenburgische Haushalts-Kalender zu berichten. „Wo so viele erlauchte Gestalten aus dem Dämmer der vergangenen Tage emporsteigen, wo so viel frohes Volk rumort, da duldet´s auch den einen, den Schalk nicht im Grabe an St. Nikolai. Vergnüglich lenkt er die Mähre von seinem Karren und wer seine Narrenschellen nicht erkennt, dem weist er sein Wappenzeichen, Eule und Spiegel, die ihm auch hier treu blieben“, heißt es in der Ausgabe des Jahres 1909. Anlass dieser Schilderung war ein Umzug im Jahr zuvor, mit dem die Lauenburger in der Stadt Mölln ihr Heimatfest begingen.

Die ersten Eulenspiegel-Festspiele gab es übrigens 1928. Die Handlung des Stücks, das damals aufgeführt wurde, war relativ simpel: Auf dem Marktplatz wird Till der Prozess gemacht und zum Tod durch Ertränken verurteilt. Das Urteil soll sogleich im Stadtsee vollstreckt werden. Dazu kommt es aber nicht.

Warum? Antwort siehe oben. Viel spannender ist an dieser Stelle ein Blick auf den Verfasser des „Dramas“: Er will Till umbringen! Um das zu deuten, muss man nicht Psychologie studiert haben. Der Mann hat schlicht Angst, Opfer von Tills Streichen zu werden. Leider sind sein Name, wie Stadtarchivar Christian Lopau versichert, und auch das Stück nicht mehr in den Archiven aufzufinden. Aber man kann sich vorstellen, dass Till ihn nicht ungeschoren davonkommen lassen hat. Womöglich ist die Tatsache, dass er dem Vergessen anheimgefallen ist, seine Strafe. Nach dem Motto: Wer mir, dem Eulenspiegel an den Kragen will, dessen Existenz „tillge“ ich von der Erde, so als hätte es ihn nie gegeben.

Martin Maier-Bode, Autor und Regisseur des Jahres 2018, erweist sich da als wesentlich klüger – wenn er auch wie so viele von der falschen Prämisse ausgeht, dass Eulenspiegel gestorben ist: Er kämpft darum, dass die Möllner „Nachwelt“ ihren Till für sich behält und dieser nicht etwa den Verlockungen der Ratzeburger erliegt.

Mehr zu den Till Eulenspiegel-Festspielen:

„Mit Till würde ich kein Bier trinken gehen“

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/13/nicht-tot-zu-kriegen/

 

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Im Rausch der Zeit

Carsten Döbbensen, der Stadtarchivar der Stadt Mölln muss handeln. Er hat ein Ratsprotokoll aus dem Jahr 1350 entdeckt, in dem beschrieben wird, dass Eulenspiegel und der damalige Stadtrat sich derart zerstritten haben, dass Eulenspiegel öffentlich angekündigt hat, Mölln zu verlassen.

Das würde bedeuten, Eulenspiegel wäre in Wahrheit gar nicht in Mölln beerdigt worden. Döbbensen weiß nur einen Ausweg: Es gibt da diesen seltsamen Professor Knörping, der angeblich an einer Zeitmaschine tüfftelt. Und tatsächlich: Der verrückte Professor will Döbbensen und seiner Assistentin eigentlich die Höllenmaschine nur zeigen, da drücken sie den falschen Knopf. Die Drei reisen in das Mölln des 14. Jahrhunderts.

Wird es den drei Zeitreisenden gelingen, Eulenspiegels mitunter böse Streiche gegenüber den Möllner Ratsherren in harmlose Scherze umzudeuten? Kein leichtes Unterfangen, wo doch ausgerechnet die Frauenwelt des mittelalterlichen Mölln ein Hühnchen mit dem unverschämten Charmeur zu rupfen hat. Es beginnt ein Verwirrspiel mit wechselnden Identitäten, überraschenden Wendungen und verwickelten Missverständnissen. Das Alles in einem mittelalterlichen Mölln, das der heutigen Eulenspiegelstadt in vielem verdächtig ähnlich ist…

Im Rahmen der Eulenspiegel-Festspiele sind zehn Aufführungen von „Im Rausch der Zeit“ geplant. Zu sehen ist es vom 9. bis 11. August, vom 16. bis 18. August sowie vom 23. bis 26. August. Die Aufführungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr.

Karten gibt es unter https://www.moelln-tourismus.de/e-eulenspiegel-festspiele-2018.

Weitere Infos und Berichte zu den Till Eulenspiegel-Festspielen:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/13/mit-till-wuerde-ich-kein-bier-trinken-gehen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/13/nicht-tot-zu-kriegen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/06/eulenspiegel-festspiele-es-ist-angerichtet/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/06/weiter-so-till/

Text: moelln-tourismus.de/Foto: kulturportal-herzogtum.de

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Eulenspiegel-Festspiele – es ist angerichtet!

Auf dem Möllner Marktplatz steht seit ein paar Tagen eine große Tribüne mit 485 Sitzplatzgelegenheiten. Von weitem wirkt es wie ein riesiges, schwarzes Tier, das sich angesichts der Hitze in den Schatten des Till Eulenspiegel-Museums verkrochen hat. Dieses Tier ist aus den Händen fleißiger Männer erwachsen. Zig Einzelteile haben sie dafür herangeschleppt – Betonplatten, Holzbretter, Metallscheiben, Metallstreben, Sitzschalen –, die dann von ihnen fachkundig miteinander verschraubt wurden.

„10.000 Kilogramm haben die hier bewegt. Beeindruckend bei den Temperaturen“, zollt Kurdirektor Jochen Buchholz den Handwerkern Respekt. Wenn am Donnerstag, 9. August, die Premiere von Martin Maier-Bodes Regiearbeit zu sehen ist, werden die Männer von der Bildfläche verschwunden sein. Deshalb ist hier – bevor die Schauspieler auf die Bühne stürmen – der Ort und die Stelle, um ein Lob auf die Arbeiter auszusprechen. Das gilt natürlich auch für all jene, die bei der Installierung der Licht- und Tonanlage beteiligt waren. 120 Theaterscheinwerfer, 48 Mikrofone haben sie aufgebaut. Und dann sind da noch die Kostümschneider, die 75 Garderoben genäht haben.

Ohne all diese Helfer wäre die Veranstaltung auf dem Möllner Markplatz pures Wunschdenken. Davon konnten sich auch die Sponsoren der Freiluftkomödie – die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg (Hauptsponsor), Stiftung Herzogtum Lauenburg, Damm Container Recycling, die Herzogtum Lauenburg Marketing Service GmbH, der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg e.V. sowie die Stadt Mölln – bei einem Rundgang überzeugen.

Für ein außergewöhnliches Theaterereignis ist alles angerichtet. Stand jetzt fehlt nur noch das passende Wetter und ein gut harmonierendes Ensemble.

Im Rahmen der Eulenspiegel-Festspiele sind zehn Aufführungen von „Im Rausch der Zeit“ geplant. Zu sehen ist es vom 9. bis 11. August, vom 16. bis 18. August sowie vom 23. bis 26. August. Die Aufführungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr.

Karten gibt es unter https://www.moelln-tourismus.de/e-eulenspiegel-festspiele-2018.

Weitere Infos und Berichte zu den Till Eulenspiegel-Festspielen:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/06/im-rausch-der-zeit/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/06/weiter-so-till/

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Weiter so, Till!

„Ratzeburg ist ein Problem“, schallt es über den Marktplatz. „Es liegt zu nahe an Mölln. Eigentlich müsste es zu Mecklenburg-Vorpommern gehören.“ Schmähungen von Möllns Nachbarstadt sind eine Zutat des von Regisseur Martin Maier-Bode verfassten Stücks für die Till Eulenspiegel-Festspiele 2018. Lacher sind da – zumindest seitens der Möllner – schon mal garantiert.

Maier-Bode sitzt auf der Tribüne und lächelt. Zumindest äußerlich ist bei ihm wenige Tage vor der Premiere von Nervosität nichts zu sehen. Richtig laut geworden ist er nur vor dem Probelauf. Das Mikro in der rechten Hand, mit dem linken Arm rudernd, hat er seinem Ensemble ins Stammbuch geschrieben: Wenn was schiefgeht, keine Diskussionen! Einfach weitermachen.

Die Darsteller geben ihm auch wenig Anlass, sich aufzuregen. Sie sind mit Eifer bei der Sache und haben offensichtlich Spaß. Statt „Mach´s noch einmal, Till!“ lautet das Motto zumeist eher „Weiter so“. Hier und da hapert es mal mit dem Text oder es bewegt sich jemand falsch auf der Bühne. In der Regel entpuppt sich das als eine Sache von Sekundenbruchteilen. Richtig ins Stocken gerät das Treiben auf dem mit einem Textil überzogenen Pflaster selten, was durchaus ein kleines Wunder ist, wenn man sieht, dass mitunter mehr als 30 Leute gleichzeitig auf die Bühne stürmen. Es herrscht ein scheinbar wildes Durcheinander, in dem sich Knäule bilden und auflösen, in dem die Schauspieler mal hierhin und mal dorthin flitzen, in dem krakelt und getuschelt wird.

Die Premiere am kommenden Donnerstag, 9. August – so viel wird an diesem Abend klar – ist nicht in Gefahr. Das Ensemble hat das Drehbuch augenscheinlich genau studiert. Was fehlt, ist nur noch der Feinschliff.

Im Rahmen der Eulenspiegel-Festspiele sind zehn Aufführungen von „Im Rausch der Zeit“ geplant. Zu sehen ist es vom 9. bis 11. August, vom 16. bis 18. August sowie vom 23. bis 26. August. Die Aufführungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr.

Karten gibt es unter https://www.moelln-tourismus.de/e-eulenspiegel-festspiele-2018.

Weitere Infos und Berichte zu den Till Eulenspiegel-Festspielen:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/06/eulenspiegel-festspiele-es-ist-angerichtet/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/06/im-rausch-der-zeit/

 

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Mit dem Rad auf Kunstkurs

Dass Archivar Christian Lopau im Amt Lauenburgische Seen (Ratzeburg) ein Büro hat, hat sich für „Dörfer zeigen Kunst“ als ausgesprochen nützlich herausgestellt. Er arbeitet damit quasi Tür an Tür mit Organisatorin Susanne Raben-Johns. Das Ergebnis sind die Radtouren, die Lopau seit mittlerweile neun Jahren anbietet und in deren Zentrum die Kunst steht.

Er suche immer möglichst reizvolle Strecken aus, wo man mit Blick auf den Autoverkehr gut fahren könne, meint Lopau. Hier und da erzähle er auch was von den Dörfern, durch die man komme. Aber grundsätzlich gehe es um die Kunst. An einigen Orten würden die Künstler sogar die Aufsicht führen und Einblicke in ihre Arbeit geben.

Die erste von zwei Radtouren startet am Sonnabend, 28. Juli, am Dorfgemeinschaftshaus Mustin. Von dort geht es zunächst nach Dechow und Kneese in Mecklenburg. „Da werde ich bestimmt etwas über den Gebietsaustausch zwischen Briten und Russen im November 1945 erzählen“, meint Lopau. Weitere Ziele sind Kittlitz und Salem, ehe die Reise an ihren Ausgangspunkt in Mustin zurückkehrt. Die Strecke umfasst 35 Kilometer. Start ist um 13 Uhr.

„Die Leute haben Spaß daran, auf verschiedenen Ebenen angesprochen zu werden“, sagt der Archivar. „Die Radtour verschafft ihnen die Möglichkeit, sich zu bewegen – und das in schöner Landschaft.“ Obendrein bekämen die Teilnehmer noch Informationen an die Hand. Bei „Dörfer zeigen Kunst“ gehe es vor allem um künstlerische Aspekte, bei seinen Geschichtstouren, die er ebenfalls anbiete, drehe sich eben alles um historische Sehenswürdigkeiten, Fakten und Ereignisse. Dank solcher Formate erreiche man auch die Leute, die nicht zu klassischen Vorträgen kämen.

Anmeldungen für die Radtour am 28. Juli unter Tel. 0151-55117371. Eine weitere Fahrt mit Lopau führt am Sonnabend, 4. August, vom Amt Lauenburgische Seen, Fünfhausen 1, in Ratzeburg aus über Behlendorf, Groß Disnack, Pogeez und Einhaus wieder zurück nach Ratzeburg. Gestartet wird ebenfalls um 13 Uhr. Anmeldungen werden unter der obigen Nummer entgegengenommen.

Mehr zur Veranstaltung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/07/23/sehe-mir-immer-alle-ausstellungen-an/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/07/23/jetzt-gehts-los/

https://www.doerfer-zeigen-kunst.de/index.php/startseite.html

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Ein KuSo-Sommertagstraum

Ein prachtvoller Sommertag am Strand des Behlendorfer Sees: Im Wasser tummeln sich fröhliche Badegäste, über der voll besetzten Wiese erhebt sich vielstimmiger Gesang. Bei zauberhafter Stimmung und Verbindung von Natur und Klang legt das „Singen am See“ eine vielversprechende KulturSommer-Premiere hin. Fünf ganz unterschiedliche Chöre aus der Region singen, swingen, jazzen und grooven für das Publikum unter strahlend blauem Himmel, umgeben von alten Bäumen. Die insgesamt fast 100 Sängerinnen und Sänger stecken die teilweise mitsingenden Zuhörer mit ihrer Begeisterung und Freude am gemeinsamen Singen an und überraschen mit einer erstaunlichen Vielfalt an Chorarrangements.

Der Initiator des experimentellen Musikformats, der Behlendorfer Burkhard Blanck, zeigt sich „restlos hin und weg“ von der runden Vorstellung, die aus seiner zunächst aberwitzig scheinenden Idee eines Chorfestivals am Badestrand entstanden ist. Sogar Bühne und Tontechnik werden aufgefahren, um den Stimmen eine gute Akustik und dem Publikum ein Optimum an Genuss zu garantieren. Und was kriegt es nicht alles zu hören: Psalmen, Kirchenlieder und Gospels aus mehreren Jahrhunderten, deutsche Volkslieder und Folklore aus Afrika und Südamerika, internationale Schlager und Welthits. Die Chorleiter wissen die Fähigkeiten ihrer Singgemeinschaften auch durch die Liederauswahl zum Klingen zu bringen. Getragenes und Rockiges, traditionell schöne und spannend neue Arrangements reichen sich die Hand. Unbeschwertes und Anspruchsvolles wechseln sich ebenso ab wie feines Singen und energiestrotzende Performance. Die Comedian Harmonists, Simon und Garfunkel, Leonard Cohen, Coldplay, Alice Cooper, Elvis Presley, Fugees, Bill Ramsey, George Michael, Beach Boys, Marianne Rosenberg, Bill Tolson und Jürgen Marcus lassen grüßen.

Das Publikum genießt den Mix und dankt für die engagierten Auftritte mit kräftigem Applaus und Bravorufen. Beim großen Finale mit gleich drei dreistimmigen Kanons gleichzeitig stimmen die großen und kleinen Zuhörer aus voller Brust mit ein. Bei so viel gmeinsamem Spaß hätte Shakespeare wohl gesagt: If music be the food of love, sing on! – Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, singt weiter! Den melodischen Genuss bei der Premiere von „Singen am See“ vermittelten der „heartChor“ Schiphorst (Leitung: Ingrid Kunstreich), der Schwarzenbeker VHS-Chor SingSangSong, der VHS-Chor „La musica“ Büchen-Gudow (beide Dimitri Tepljakov), der Kirchenchor Breitenfelde (Brigitta Basche-Bödecker) und der Chor der St.-Thomas-Gemeinde Grünhof-Tesperhude (Michael Schneider).

Text: Eva Albrecht/Foto: Antje Berodt