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Aus der Stiftung Nördlich der A24 Südlich der A24

Wüstenschiff in Sicht!

Intendant Frank Düwel hat das Geheimnis gelüftet: Der KulturSommer am Kanal (KuSo) feiert Premiere. Erstmals startet das Festival auf dem Land. Dafür rückt der KuSo direkt an die Wasserstraße heran. Zwischen Berkenthiner Schleuse und Maria Magdalenen-Kirche lädt Düwel zum Salz-Fest.

Das Publikum darf sich auf einen bunten Nachmittag freuen, der das Motto des KulturSommers „Das Wasser – das Salz – die Seele“ mit Leben füllt. Düwel serviert den Gästen am 15. Juni ein Klangtheater mit Musik, Tanz und bildender Kunst als Hauptzutaten. Es soll ein Fest für die Sinne werden, das durch die Kulisse – den Platz an der Schleuse – seine spezielle Würze erhält. Als Chiffre für den Eröffnungsgang und alle weiteren Gänge hat der Storm-Preisträger die Begriffe „Lauschen – sehen – fühlen“ gesetzt. Bilder, Töne und Gerüche sollen die Sinne in Schwung versetzen und den Geist zum Reflektieren bewegen.

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn im Frühsommer an der Wasserstraße getanzt und musiziert wird. Man muss dafür nur kurz die Augen schließen. Da lacht die Sonne, die Bäume sind grün, es riecht nach Schilf und Wildpflanzen.

Wo aber ist das Salz in dieser Fantasie? Der Titel „Salz-Fest“ allein weckt da noch keine Geister. Auch die Tatsache, dass der Elbe-Lübeck-Kanal Teil der alten Salzstraße ist, weckt beim Menschen des 21. Jahrhunderts keine Erinnerungen. Die Berufsschiffer, die Richtung Lübeck oder Richtung Elbe unterwegs sind, haben vieles – aber ganz bestimmt kein Salz – geladen.

Der Regisseur hat sich deshalb etwas einfallen lassen. Frei nach John Irving lässt er die Kamele los. Die Wüstentiere übernehmen die Rolle der Lastkähne und bringen das Salz herbei. Mit anderen Worten: Es wird spektakulär. Die Kulturfreunde sollten sich den Termin unbedingt im Kalender notieren – Salz-Fest in Berkenthin, 15. Juni – Willkommen bei der Eröffnung des KulturSommers am Kanal 2019!

Foto: TouristService Stecknitz-Regio

Mehr zum KuSo-Programm 2019 unter

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/11/der-kuso-hat-nochmal-richtig-fahrt-aufgenommen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/11/das-wasser-das-salz-die-seele/

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Wortmächtig und tatkräftig durch die Zeit

Nach dem Veranstaltungsjahr ist vor dem Veranstaltungsjahr – das gilt auch für die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh. Im ersten Halbjahr 2019 warten Geschäftsführer Dr. Ulrich Lappenküper und sein Team mit diversen Events, Vorträgen und Filmvorführungen auf. Der Veranstaltungsreigen startet am Freitag, 4. Januar, um 19 Uhr mit dem Neujahrsempfang. Auf dem Programm steht ein Vortrag von Stiftungsmitarbeiter Dr. Maik Ohnezeit mit dem Titel „Politik mit Hinz und Kunz oder: Monarchen-Diplomatie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs“.

Am 17. Januar steht dann ein weiterer Vortrag auf dem Programm: Prof. Dr. Helmut Loos von der Universität Leipzig spricht ab 19.30 Uhr über „Felix Mendelssohn Bartholdy als Chronist seiner Zeit“.

Weitere Veranstaltungen folgen. Am 14. März um 19.30 Uhr berichtet Prof. Dr. Heike Bungert von der Universität Münster über „Die Festkultur der Deutschamerikaner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts-Konstruktion einer deutsch-amerikanischen Ethnizität“.

Mit einem ganz anderen Thema befasst sich der Film „Im Westen nichts Neues“, den die Stiftung am 20. März in der Reihe „Bahnhofskino Literatur spezial“ zeigt. Die preisgekrönte US-Verfilmung des berühmten Antikriegsromans von Erich Maria Remarque zeigt das Grauen des Ersten Weltkrieges. Die Vorführung beginnt um 19 Uhr.

Die Protagonisten dieser Geschichte sind der Abiturient Paul Bäumer und seine Klassenkameraden, die sich im Sommer 1914 aus patriotischen Motiven heraus freiwillig zum Einsatz an der Front melden. Die nach der militärischen Grundausbildung in den Köpfen der jungen Kriegsfreiwilligen noch vorhandenen romantischen Vorstellungen vom Krieg werden rasch von der Wirklichkeit in den Schützengräben an der Westfront eingeholt.

Den politischen Folgen des Ersten Weltkrieges widmet sich Prof. Dr. Jörn Leonhards Buch „Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918-1923“. Der Autor stellt sein Werk am 28. März um 19.30 Uhr vor.

Den Sprung in die Gegenwart unternimmt am 11. April Prof. Dr. Martin Sabrow (ZZF Potsdam). Er spricht ab 19 Uhr über den „Globalen Wettbewerb der Narrative. Geschichtspolitik im Zeichen von Fake News“. Veranstaltungsort ist das Warburg-Haus, Heilwigstraße 116, in Hamburg.

„Das Ende des Ersten Weltkriegs in den deutschen Kolonien“ ist das Thema eines Vortrags, den Dr. Michael Pesek von der Humboldt-Universität Berlin am 16. Mai in Friedrichsruh hält. Die Rückkehr in die Zeit des Ersten Weltkrieges beginnt um 19.30 Uhr.

Den Internationaler Museumstag am 19. Mai nimmt die Stiftung zum Anlass, um sich der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Zwischen 10 und 18 Uhr stehen diverse Führungen – unter anderem Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ – auf dem Programm.

Wieder zurück in die Zeit rund um den Ersten Weltkrieges geht es am 22. Mai im Bahnhofskino. Zum 100. Geburtstag des Frauenwahlrechts zeigt die Stiftung ab 19 Uhr den Film „Suffragette – Taten statt Worte“, der die Geschichte der jungen Wäscherin Maud Watts und ihrer Mitstreiterinnen erzählt. Watts schließt sich im Jahr 1912 der britischen Frauenbewegung „Suffragettes“ an, die mit Anschlägen versucht das Wahlrecht für Frauen durchzusetzen.

 Ins 19. Jahrhundert entführt dann Prof. Dr. Jan Rüger von der Universität London sein Publikum. In seinem Vortrag widmet er sich der Insel Helgoland. Rüger ist am 13. Juni um 19.30 Uhr in Friedrichsruh zu Gast.

 In die Zeit des Barock entführt der Film „Der König tanzt“, der am 19. Juni im Bahnhofskino zu sehen ist. Der Kostüm- und Musikfilm dreht sich um den Lebensweg des aus Florenz stammenden Komponisten, Musikers und Tänzers Jean-Baptiste Lully. Die Vorführung beginnt um 19 Uhr.

Zum Abschluss des Halbjahresprogramms lädt die Otto-von-Bismarck-Stiftung am 23. Juni ab 14 Uhr zum Sommerfest ein. Jung und Alt dürfen sich auf Musik und Unterhaltung freuen.

Die Otto-von-Bismarck-Stiftung hat ihren Sitz am Am Bahnhof 2 in Friedrichsruh. Das Museum befindet sich in direkter Nachbarschaft, Am Museum 2. Es hat von Oktober bis März zwischen 10 und 16 Uhr, von April bis September zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Montags ist das Museum geschlossen.

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„Obama hat sich bei Obamacare auf Bismarck berufen“

Ulrich Lappenküper ist seit 2009 Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung, die in Friedrichsruh ihren Hauptsitz hat. Der gebürtige Westfale ist habilitierter Historiker und ein Experte der Bismarck-Zeit. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit ihm über sein Aufgabenfeld, den großen Kanzler und über die Aufgabe moderner Geschichtsschreibung.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Lappenküper, wie sind Sie zur Bismarck-Stiftung gekommen? Haben Sie schon immer ein besonderes Interesse an Otto von Bismarck gehabt?

Ulrich Lappenküper: Ich habe über Bismarcks Russlandpolitik der frühen 1870er Jahre promoviert. Der Betreuer der Arbeit, Prof. Dr. Klaus Hildebrand, war Fachmann für internationale Beziehungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Durch seine Lehre erhielt ich natürlich eine gewisse Prägung. Bismarck wurde dadurch für mich zu einer wichtigen Gestalt – ich sage bewusst nicht Lichtgestalt.

KP: Wie ging es dann für Sie weiter?

Lappenküper: Ich habe habilitiert und in Bonn gelehrt. Als meine Zeit dort auslief – an den Universitäten gibt es dieses merkwürdige Konstrukt der Beamtenschaft auf Zeit – bewarb ich mich 2005 in Friedrichsruh auf die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters.

KP: Hätten Sie nicht an der Uni bleiben können?

Lappenküper: Die Stelle in Friedrichsruh fand ich spannend, und die Otto-von-Bismarck-Stiftung war das einzige Institut, das mir eine Dauerstelle anbot. Außerdem war die Aussicht, mich mit 46 Jahren, Frau und drei Kindern mit Jahresverträgen über Wasser zu halten, nicht so erquicklich.

KP: Mittlerweile sind Sie Geschäftsführer der Stiftung…

Lappenküper: Die Dinge haben sich für mich positiv entwickelt. 2009 ergab sich die Möglichkeit, die Geschäftsführung zu übernehmen. 2012 folgte der Aufstieg in den Vorstand.

KP: Was macht man als Geschäftsführer der Bismarck-Stiftung?

Lappenküper: Als der Bundestag 1997 die Stiftung als eine Stiftung des öffentlichen Rechts gründete, hat er ihr zwei zentrale Aufgaben übertragen: Bismarck und seine Zeit zu erforschen und historisch-politische Bildungsarbeit zu leisten…

KP: Welche Rolle kommt Ihnen dabei zu?

Lappenküper: Der Geschäftsführer legt die Grundsätze, Zielsetzungen und Strategien der Stiftungsarbeit im Bereich von Forschung und historisch-politischer Bildungsarbeit fest. Ihm obliegt außerdem die Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben sowie die korrekte Verausgabung der Bundesmittel. Unterstützt werde ich in Friedrichsruh von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter, einem Museumspädagogen, fünf Verwaltungskräften und vier studentischen Mitarbeiten. Eine weitere wissenschaftliche Mitarbeiterin leitet das von der Otto-von-Bismarck-Stiftung betreute Bismarck-Museum in Schönhausen und wird von einer Museumspädagogin unterstützt.

KP: Das klingt nicht unbedingt so, als bliebe Ihnen da noch allzu viel Zeit für die eigene Forschungsarbeit…

Lappenküper: Mit einer 40-Stunden-Woche schaffen Sie das nicht. Bei 60 Stunden sieht es anders aus. Da gelingt es Ihnen schon, auch noch eigene Forschung zu betreiben. Gerade liegt ein Buch über Bismarck und Frankreich beim Verlag. Außerdem organisiere ich Konferenzen, gebe Tagungsbände heraus und schreibe Aufsätze.

KP: An der Universität haben Sie auch unterrichtet. Wie steht es damit?

Lappenküper: Vor dem Hintergrund unserer Arbeit ist es für mich unabdingbar, dass die Stiftung Kontakt zur universitären Welt und Forschung hält. Ich bin deshalb als außerplanmäßiger Professor an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg tätig und lehre dort für zwei Trimester-Wochenstunden.

KP: Herr Lappenküper, kommen wir auf das Forschungsgebiet der Stiftung zu sprechen. Besteht nicht die Gefahr, die Bedeutung Bismarcks zu überhöhen und Dinge zu einseitig zu bewerten?

Lappenküper: Nein, das sehe ich nicht so. Als Stiftung befassen wir uns ja weiß Gott nicht nur mit Bismarck. Und persönlich interessiere ich mich vornehmlich für die Geschichte der internationalen Beziehungen im 19./20. Jahrhundert, nicht zuletzt für das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich. Ich habe auch ein Buch über François Mitterrand geschrieben und mich damit wissenschaftlich bis an die Grenze des 21. Jahrhunderts gewagt.

KP: Ausgangspunkt ist – wie Sie bereits sagten – die Bismarckzeit. Womit wir beim großen Kanzler wären: Wie bewerten Sie diesen Mann?

Lappenküper: Bismarck war ambivalent und vielschichtig in seinem Wesen. Leistungen wie die Einigung Deutschlands, die Gründung des Nationalstaats und die Sozialgesetzgebung werden heute noch zurecht positiv gesehen. Sie galten damals und auch heute noch als vorbildlich. US-Präsident Obama beispielsweise hat sich bei Obamacare auf Bismarck berufen. Auf ihn zurück geht auch die Begründung einer europäischen Friedensordnung.

KP: Sie bezeichnen Bismarck als „ambivalent“ und „vielschichtig“. Was war denn nicht so toll an ihm?

Lappenküper: Der Kampf gegen die „Reichsfeinde“, gegen die Sozialdemokratie, Katholizismus, ethnische Minderheiten. Neben allen Leistungen dürfen wir als Wissenschaftler die Fehlleistungen nicht verschweigen und müssen dabei zugleich stets den Bogen in die heutige Zeit spannen. Es geht uns nie nur um den einen Akteur in seiner Zeit. Es geht auch immer darum, was er uns heute zu sagen hat. Wo sind die Verbindungslinien in die Gegenwart? Wie können wir Lehren für die Zukunft ziehen?

KP: Das ist das Ideal. In der internationalen Politik hat man heute das Gefühl, dass diese Lehren ignoriert werden und sich mehr und mehr autoritäre Herrschaften herausbilden. Ist es da nicht nur eine Frage der Zeit, bis sich das auch in der Geschichtsschreibung widerspiegelt? Ich denke da konkret auch an einen Aufsatz, den ich in Ihrem Begleitbuch zu Ihrer Ausstellung „Geburtstag der deutschen Demokratie?“ gelesen habe“. Der Historiker Frank-Lothar Kroll* stellt da die politische Verfasstheit des Kaiserreichs als extrem positiv heraus.

Lappenküper: Was mein Kollege Kroll geschrieben hat, ist nicht falsch, m. E. aber recht einseitig. Er hat die positiven Seiten der staatlichen Verfasstheit des Kaiserreiches zu stark verabsolutiert und die negativen Seiten weitgehend ausgeblendet. Ein Beispiel: Es gab in Deutschland seit 1871 das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht und damit das modernste Wahlrecht der damaligen Zeit. Aber kann man allein aus dem Wahlrecht den Grad der Demokratie eines Gemeinwesens ableiten? Kroll unterlässt es außerdem, darauf hinzuweisen, dass in Preußen das Dreiklassenwahlrecht** galt.

KP: Wie bewerten Sie das Kaiserreich?

Lappenküper: Zunächst einmal ist festzustellen, dass es in jüngster Zeit die Tendenz in der Geschichtsschreibung gibt, die positiven Seiten des Reiches herauszuheben. Zurecht. Es war nicht der Obrigkeitsstaat, als der er lange galt. Das Kaiserreich war kulturell und wirtschaftlich hochmodern und hätte sehr wohl eine Zukunft haben können, wenn die Eliten in Politik und Militär nicht im Herbst 1918 versagt hätten. Selbst Friedrich Ebert*** beispielsweise konnte sich noch am 31. Oktober 1918 den Erhalt der Monarchie vorstellen.

KP: Herr Lappenküper, ich danke Ihnen für das Gespräch.

*Essay: „Demokratische Teilhabe im preußisch-deutschen Obrigkeitsstaat: Verfassung und Politik im späten Kaiserreich“, Frank-Lothar Kroll. Der Text ist ein Teil des Begleitbuches, das die Otto-von-Bismarck-Stiftung zur Ausstellung „Geburtstag der Demokratie“ herausgegeben hat.

**In Preußen wurden die Wähler in drei verschiedene Steuergruppen eingeteilt. Das Stimmengewicht orientierte sich an der Steuerleistung.

***Friedrich Ebert war seit 1913 Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei und amtierte von 1919 bis zu seinem Tod 1925 als Reichspräsident der Weimarer Republik.

Mehr zur Otto-von-Bismarck-Stiftung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/29/warten-auf-die-baugenehmigung/

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Spooß bi Siet – de Börnsen kümmt nach Gülzow!

De Börnsen kümmt nach Gülzow! Du weetst nich, wat dat vör di heten schal? Dat du an‘n Friedag, 23. November, en Termin hest. De Niederdüütsch-Biraat vun de Stiften Herzogtum (Lauenburg) – un dor höört de Börnsen mit to – laadt di in to‘n Talk op Platt in‘n Markttreff na Gülzow. Loos geit dat üm Klock halvig acht (19:30).

Börnsen heet he. Thorsten mit Vörnaam un he hett dat Leit vun dat Plattdüütschzentrum för Holsteen. An’n 23. snackt ünner annern mit den Börgermeester Wolfgang Schmahl. Vun em will he weten, wat besünders un eenmalig an sien Dörp is. Aver dat is nich allen: „De Biraat het sik överleggt, dat Helga Eggers kamen schall“, seggt Börnsen. Fru Eggers het sik an ehr Jugendtiet erinnert und en Book doröver schreven. Dorvun will se de Lüüd vertellen.“

Börnsen maakt kloor, dat dat jümmers noch nich allens is. Manfred Sahm leest en Geschicht un Peter Paulsen maakt Musik. He singt plattdüütsche Lieder. Und Monika Lahann vertellt över de Flüchtlingsarbeit in Gülzow.

„Ich besnack mit de Lüüt vörher, wat interessant sien kann“ seggt Börnsen dorto. Und dat Flüchtlingsthema is wichtig, finndt he. De Talk op Platt is för em op jeden Fall en „klassisches Talkshow-Format“, mit dat he de Lüüd mit rintrecken will. För ju het, du kannst di torüchlehnen in dien Stohl un tohören. Veel Spooß dorbi!

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„…die DDR innerlich nicht anerkannt“

In politisch bewegten Zeiten hat Rüdiger Kass, Vorstandsvorsitzender der Otto-von-Bismarck-Stiftung, die Deutschlandpolitik der Bundesrepublik an maßgeblichen Stellen mitgestalten können. Tiefe Einblicke in seine beruflichen Erfahrungen in der Ständigen Vertretung bei der DDR und im Bundeskanzleramt von 1976 bis 1991 bietet er am Dienstag, 13. November, in der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh). Sein Vortrag trägt den Titel „… er hat die DDR nicht innerlich anerkannt“. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Anmeldungen für den Vortrag nimmt die Otto-von-Bismarck-Stiftung, Am Bahnhof 2, in Friedrichsruh unter der Telefonnummer 04104-97710 oder per Mail unter info@bismarck-stiftung.de entgegen.

Weitere Infos und Veranstaltungen zur deutschen Teilung und zur Wiedervereinigung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/der-wegbereiter/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/12/der-weg-zur-deutschen-einheit-2/

 

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Warten auf die Baugenehmigung

Mit seinem Museum und dem stattlichen Haupthaus ist die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh eigentlich gut aufgestellt. Eigentlich. Denn alles gut ist damit noch lange nicht. Zwei Probleme brennen Geschäftsführer Ulrich Lappenküper unter den Nägeln, wobei eines davon weniger mit der Stiftung zusammenhängt. Früher hielten regelmäßig Züge vor der Tür. Heute ist dies nur noch am Wochenende der Fall. Wer werktags vorbeischauen möchte, muss mit dem Pkw anreisen oder vom Bahnhof Aumühle aus mit dem Bus weiterreisen. Komfortabel ist das nicht. Der Einfluss, daran in absehbarer Zeit etwas zu ändern, ist allerdings gering.

Anders sieht es mit Problem Nummer 2 aus: Die ständige Ausstellung ist in die Jahre gekommen. „Sie ist im Mai 2000 eröffnet worden“, sagt Lappenküper, „und bedarf unbedingt einer Überarbeitung.“ Geplant sei, sie komplett neu zu konzipieren. Eine „partielle Modifizierung“ sei schlicht nicht möglich. Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, braucht es allerdings eines neuen Veranstaltungsgebäudes. „Der Bund hat uns dafür 3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt“, sagt Lappenküper. Allerdings fehle bislang die Baugenehmigung. Vor diesem Hintergrund gebe es derzeit nicht mehr als ein „Grobkonzept“. Auf jeden Fall wolle man den geänderten Sehgewohnheiten Rechnung tragen. Zudem würden neue Themen wie der Kolonialismus sowie Bismarck in Friedrichsruh hinzukommen.

Mehr zur Otto-von-Bismarck-Stiftung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/29/obama-hat-sich-bei-obamacare-auf-bismarck-berufen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/29/oktober-reformen-waren-kein-bluff/

 

 

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„Das Image Geesthachts zu verbessern, bleibt unser Ziel“

Renate Lefeldt ist Mitbegründerin und Sprecherin der Gruppe „Geesthachter Kulturvisionen“, deren Ziel der kulturelle Aufbruch Geesthachts ist. Im Januar sprach Kulturportal-Herzogtum.de (KP) erstmals mit ihr über die Ziele der Gruppe. Damals drehte sich vieles um die ungeklärte Zukunft der alten Teppichfabrik, die zum Verkauf stand. Ein Deal schien nicht in Sicht. Mittlerweile ist das Areal verkauft. KP sprach mit ihr darüber und über die aktuelle Lage des Kulturstandortes Geesthacht.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Lefeldt, das letzte Mal haben wir vor knapp einem Dreivierteljahr über den Kulturstandort Geesthacht und die Ziele Ihrer Gruppe gesprochen. Wie sieht es aus – hat sich seitdem etwas getan?

Renate Lefeldt: Ja, auf jeden Fall. Anfangs haben wir gesagt, dass wir gerne einen Kulturverantwortlichen für Geesthacht hätten. Mit Frank Kaldenbach haben wir das erreicht. Er kümmert sich und ist Ansprechpartner für uns. Bei der Organisation der „Ersten Geesthachter Kulturnacht“ hat Herr Kaldenbach mit der Gruppe fruchtbar zusammengearbeitet.

KP: Das klingt sehr erfreulich. Sind Sie noch an anderer Stelle Ihren Zielen nähergekommen?

Lefeldt: Wir wollten gerne, dass das Kulturbudget der Stadt aufgestockt wird. Auch das ist geschehen.

KP: Wo sehen Sie Nachholbedarf?

Lefeldt: Was bislang nicht in Arbeit ist, ist ein Kulturkonzept.

KP: Ein wichtiges Anliegen Ihrer Gruppe war auch, das brachliegende Gelände der alten Teppichfabrik für Kunst und Kultur zu nutzen. Mittlerweile hat der Möllner Unternehmer Kurt-Peter Gaedeke das Areal und die darauf befindlichen Gebäude gekauft. Wie bewerten Sie den Deal?

Lefeldt: Wenn er das, was er plant, realisiert, ist das ein Glücksfall für Geesthacht. Das sind Dimensionen, die die Stadt gar nicht hätte wuppen können.

KP: Befürchten Sie nicht, dass Kunst und Kultur zu kurz kommen könnten?

Lefeldt: Das muss man abwarten. Klar ist schon jetzt, dass ein Gebäude zum Veranstaltungsort umgebaut werden soll. Herr Gaedeke plant dort unter anderem für SHMF-Veranstaltungen*.

KP: Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie Museen und Künstler in dem Areal eine Heimat geben.

Lefeldt: Unsere Wünsche melden wir beim Bürgermeister an, damit er das weiterverhandelt. Mir schweben schon noch ein oder zwei kleinere Gebäude für die Kultur vor.

KP: Kommen wir zum Schluss noch mal auf die Geesthachter Kulturvisionen zu sprechen. Wie hat sich die Gruppe entwickelt?

Lefeldt: Leider nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hatte. Der Kreis der Mitstreiter, die kommen, wird kleiner. Ich hatte gehofft, dass sich mehr Vertreter aus den Schulen und Kirchen und auch die Geesthachter Künstler beteiligen. Da läuft aber nicht viel. Auch hatte ich mir gewünscht, dass ein paar Politiker Interesse zeigen. Schließlich wollen wir ja etwas für Geesthacht bewirken. Im Moment strebe ich an, unsere Gruppe im Bildungsausschuss vorzustellen.

KP: Wenn ich mich recht erinnere, plante Ihre Gruppe sogar eine Imagekampagne für die Stadt. Was ist daraus geworden?

Lefeldt: Die Imagekampagne liegt zur Zeit auf Eis, weil der Initiator sich ganz zurückgezogen gezogen hat und weil die Planung der Kulturnacht Priorität hatte. Aber das Image der Stadt Geesthacht zu verbessern, bleibt eines unserer Ziele.

KP: Frau Lefeldt, vielen Dank für das Gespräch!

*Schleswig-Holstein Musik Festival

Weitere Infos zur Teppichfabrik, den Geesthachter Kulturvisionen sowie über kommende Veranstaltungen in der Stadt:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/die-zukunft-nimmt-form-an/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/new-york-london-moskau-geesthacht/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/30/die-teppichfabrik-ist-vergangenheit-und-zukunft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/04/kulturaufbruch-fuer-die-wachsende-stadt/

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Die Zukunft nimmt Form an

Ende Januar hatte Kulturportal-Herzogtum.de noch mit „Kein Deal in Sicht“ getitelt. So schien es zumindest: Das Gelände, auf dem die Norddeutsche Teppichfabrik steht, schien ein Ladenhüter zu sein. Die Stadt Geesthacht hatte für das 22 Hektar große Grundstück samt der darauf befindlichen Gebäude 800.000 Euro geboten. Insolvenzverwalter Udo Müller (Hannover) lehnte ab und zauberte Ende April mit Kurt-Peter Gaedeke einen Investor aus dem Hut.

Der Möllner Unternehmer will 150 Millionen Euro in das Gelände stecken. 700 Wohnungen sollen entstehen, Platz für Betriebe geschaffen werden. Gaedeke verfolgt für das Areal einen „Drittel-Plan“: Ein Drittel Gewerbe, ein Drittel für den Wohnungsbau und ein Drittel Natur.

Der Investor hat der Stadt bereits ein Modell seiner Pläne vorgestellt und ist damit auf ein wohlwollendes Stadtoberhaupt gestoßen: Er sei ganz zufrieden mit dem, was Herr Gaedeke vorgestellt habe, so Bürgermeister Olaf Schulze. Kein Wunder – Schulze hatte vorab einen „Drittel-Plan“ angemahnt.

Bevor die Bagger anrücken, muss allerdings noch einiges an Hausaufgaben erledigt werden. Unter anderem fehlt es an einem Bebauungsplan. Derzeit ist die Fläche noch als Industriegebiet ausgewiesen. Unternehmer Gaedeke rechnet nicht vor Ende 2020 mit dem ersten Spatenstich.

Die Norddeutsche Teppichfabrik wurde 1951 von dem aus der DDR stammenden Teppichfabrikanten Hubertus Rösel gegründet und war zeitweilig Geesthachts größter Arbeitgeber. Die Produktion erfolgte in den Räumlichkeiten der ehemaligen Düneberger Pulverfabrik. Ob zumindest Teile der Fabrik unter Denkmalschutz stehen, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Weitere Infos über die Teppichfabrik und die Ziele der Geesthachter Kulturvisionen sowie eine Auswahl kultureller Veranstaltungen in Geesthacht:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/das-image-geesthachts-zu-verbessern-bleibt-unser-ziel/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/new-york-london-moskau-geesthacht/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/30/die-teppichfabrik-ist-vergangenheit-und-zukunft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/04/kulturaufbruch-fuer-die-wachsende-stadt/

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„Die Teppichfabrik ist Vergangenheit und Zukunft“

Renate Lefeldt lebt seit 17 Jahren in Geesthacht. Als Vertreterin der Grünen sitzt die pensionierte Lehrerin in diversen Ausschüssen der Geesthachter Ratsversammlung. Obendrein engagiert sie sich für einen kulturellen Aufbruch der Kommune an der Elbe. Lefeldt ist Mitbegründerin und Sprecherin der Gruppe „Geesthachter Kulturvisionen“. Eine von mehreren Mitstreiterinnen und Mitstreitern an ihrer Seite ist Gundel Wilhelm. Sie arbeitete, bis sie in den Ruhestand ging für die Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt (GKSS), heute Helmholtz-Zentrum. Wilhelm zog vor 55 Jahren nach Geesthacht. Das Kulturportal unterhielt sich mit beiden Frauen über die Ziele ihrer Gruppe.

Kulturportal: Frau Lefeldt, wie kam es überhaupt zur Gründung der Gruppe?

Renate Lefeldt: Da muss ich ein wenig ausholen. Während des Landtagswahlkampfes hatten wir uns als Grüne entschlossen, das Thema Kultur auf die Tagesordnung zu setzen und zu der Veranstaltung „Kultur im Dialog“ ins SmuX eingeladen. Die Resonanz war überraschend gut. Es wurde sehr lebhaft diskutiert. Ich schlug deshalb vor – falls das Interesse bestünde –, den Dialog fortzusetzen. Dafür konnten sich die Teilnehmer in eine Liste eintragen.

KP: Was hat Sie und Ihre Mitstreiter so bewegt, dass Sie sich jetzt regelmäßig treffen?

Gundel Wilhelm: Anfangs ging es nur um die Teppichfabrik und wie wir das Areal nutzen können, um das Image Geesthachts über die Kultur aufzuwerten.

KP: Ist das Image der Stadt so schlecht?

Wilhelm: Das Geesthacht-Image könnte besser sein. Das hat auch mit diesem Gelände zu tun. Während des Zweiten Weltkrieges schufteten dort in einer Munitionsfabrik 20.000 Zwangsarbeiter. Die Menschen wurden schlecht behandelt, waren unterversorgt.

KP: Diese Geschehnisse liegen immerhin mehr als 70 Jahre zurück. Sind die wirklich noch so präsent?

Wilhelm: Wir wollen zu unserer Vergangenheit stehen. Aber die Gruppe, das muss ich zugeben, ist da durchaus gespalten. Die eine Seite ist stark auf die Vergangenheit fixiert, die andere blickt mehr in die Zukunft.

Lefeldt: Ich persönlich wünsche mir ein Kulturkonzept für die Stadt, in der auch die Vergangenheit ihren Platz hat. Im Übrigen gibt es bei uns noch eine dritte Gruppe, die sich nur für Teppichfabrik interessiert.

Wilhelm: Die Teppichfabrik ist Vergangenheit und Zukunft!

KP: Frau Lefeldt, Sie sagten gerade, dass Sie sich ein Kulturkonzept für Geesthacht wünschen. Fehlt es der Stadt an Strukturen?

Lefeldt: Auf jeden Fall. Die Stelle des Kulturdezernenten wurde vor Jahren gestrichen. Wir brauchen aber einen Kulturverantwortlichen, einen Kulturetat – und ein Kulturkonzept.

KP: Und ist das alles in Sicht?

Lefeldt: Einen Etat gibt es bereits. Ein Kulturverantwortlicher soll kommen. In der Gruppe haben wir über die Entwicklung eines Kulturkonzeptes nachgedacht. Aber ganz ehrlich: Wenn man sich die Konzepte anderer Städte ansieht und den Arbeitsaufwand, den das bedeutet, ist das für uns nicht zu schaffen. Diese Aufgabe ist im Rathaus besser aufgehoben.

KP: Finden Sie dort Gehör?

Lefeldt: Ja, unbedingt. Wenn Bürgermeister Schulze kann, nimmt er an unseren Sitzungen teil…

Wilhelm: Er ist sehr engagiert…

Lefeldt: …und aufgeschlossen, wenn es um unsere Vorschläge und Ideen geht.

KP: Apropos Ideen. Was plant Ihre Gruppe aktuell, um den Kulturstandort Geesthacht zu stärken? Was wird aus der Teppichfabrik?

Lefeldt: Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie da der Stand ist. Der Insolvenzverwalter verlangt 3 Millionen Euro…

Wilhelm: … und ist nicht kooperationsbereit. Es wird gepokert. Das Ganze steht auf des Messers Schneide.

KP: Angenommen Sie könnten einen Teil der denkmalgeschützten Gebäude für die Kultur nutzen, was würden Sie machen?

Lefeldt: Es gibt in Geesthacht viele kleine Museen und Vereine wie das Heimatmuseum, das Geesthacht Museum, den Heimat- und Geschichtsverein oder den Förderkreis Industriemuseum, die man dort unter einem Dach unterbringen könnte.

Wilhelm: Ich weiß von drei Privatleuten, die ihre Sammlungen zur Verfügung stellen würden. Allerdings nur, wenn deren Ausstellungen Hand und Fuß haben.

Lefeldt: Ein weiterer Vorschlag ist es, ein Kultur- und Begegnungszentrum mit Proberäumen für Bands und Ateliers für Künstler zu etablieren. Aber das alles liegt für mich derzeit in weiter Ferne und ist bei unseren letzten Treffen auch nicht Thema gewesen.

KP: Was war denn Thema?

Lefeldt: Wie wir das Image von Geesthacht aufwerten können und wie wir Leben in die City bringen. In der Adventszeit hat Frank Kaldenbach in der Fußgängerzone erstmals einen Weihnachtsmarkt organisiert, der gut angenommen wurde und dieses Jahr wiederholt werden soll. Am 9. Juni plant die Stadt mit unserer Unterstützung eine große Kulturnacht mit Lesungen, Musik – auch für Kinder, Vorträgen und Sketchen.

Wilhelm: Die Veranstaltungen finden alle citynah statt, sind also fußläufig zu erreichen.

Lefeldt: Solche Events sind natürlich erst ein Anfang. Um das Image der Stadt zu verbessern und die Stadt überregional bekannter zu machen, werden wir noch einiges tun müssen.

Mehr zum Thema lesen Sie unter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/31/kulturaufbruch-in-der-wachsenden-stadt/

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Kulturaufbruch für die wachsende Stadt

Geesthacht hat ein schlechtes Image. Mit dieser Aussage wird schnell konfrontiert, wer mit Einheimischen über die Stadt an der Elbe ins Gespräch kommt. Die Gründe liegen für viele in der Vergangenheit. Geesthacht ist ein alter Industriestandort. Hier stellte Alfred Nobel Dynamit her, hier ließen die Nazis Zwangsarbeiter Waffen produzieren, hier steht das Atomkraftwerk Krümmel.

In diesen Tagen zeigt sich, dass ausgerechnet die Vergangenheit, Kräfte freigesetzt hat, sich von dem schlechten Image zu befreien. Den Stein des Anstoßes hatte die Gruppe „Geesthachter Kulturvisionen“ mit der von ihr angeregten Diskussion um die alte Teppichfabrik, die auf dem Gelände des alten Industriegebietes liegt, geliefert. Zwar ist die Nutzung von Räumlichkeiten an der Düneberger Straße aktuell kein Thema, aber längst haben die Gespräche eine Eigendynamik entwickelt. Es geht um die ganz großen Fragen: Was macht Geesthacht lebenswert? Wie lässt sich das Leben in der Stadt attraktiver gestalten? Was für ein Kulturangebot braucht es dafür?

Bei Bürgermeister Olaf Schulze läuft die Gruppe mit ihren Fragen und Anregungen offene Türen ein. Das Stadtoberhaupt hat im vergangenen Jahr den Kulturaufbruch ausgerufen. „Geesthacht ist eine wachsende Stadt“, sagt er. Um noch mehr Menschen anzulocken, brauche es auch ein entsprechendes, kulturelles Angebot. Passend dazu hat die Kommune den Posten für Veranstaltungen in diesem Jahr um 5.000 auf jetzt 15.000 Euro erhöht. 2018 gebe die Stadt insgesamt 50.000 Euro für die Kultur aus, so Schulze. Darüber hinaus solle eine weitere Stelle im Bereich des Stadt- und Kulturmanagements geschaffen werden. Über die Jobbeschreibung werde allerdings noch diskutiert.

Von einer Stelle profitiert Geesthacht schon jetzt: Die Rede ist von Tourismusmanager Frank Kaldenbach. Der gebürtige Westfale ist ein alter Hase in seinem Beruf. Das schlechte Image der Stadt hat ihn nicht geschreckt, als er im Juli 2017 seinen Job antrat. „In Deutschland kämpft man immer mit dem Image“, erklärt er nüchtern. Er selbst sei begeistert gewesen, als er sich das erste Mal in Geesthacht umsah. Die Fußgängerzone, in der es keinen Leerstand gebe, findet Kaldenbach „hervorragend“. Dort hat er im Dezember einen Weihnachtsmarkt organisiert – eine Premiere für Geesthacht. Am 9. Juni plant er nun mit Unterstützung der Gruppe „Geesthachter Kulturvisionen“ in der Innenstadt eine Kulturnacht. Zudem stehen in der Zeit vom 30. Mai bis 22. August alle 14 Tage Konzerte am Hafen auf dem Programm. „Hier“, ist er überzeugt, „kann man was bewegen.“

Diese Aussage, die klingt wie ein Motto, dürfte dem Bürgermeister gefallen. Vielleicht würde er angesichts erster Fortschritte das Wörtchen „kann“ streichen. Weitere Fortschritte – auch in anderen Bereichen – sollen folgen. Schulze schwebt beispielsweise eine Imagekampagne in den S- und U-Bahnen Hamburgs vor. Und dann gilt es noch ein besonders dickes Brett zu bohren. Geesthacht mit seinen 30.000 Einwohnern hat keinen Bahnhof.  „Wir sind die einzige Kommune dieser Größenordnung, die nicht an das Schienennetz angeschlossen ist“, sagt er. Das soll sich ändern. Eine Machbarkeitsstudie ist in Auftrag gegeben. Das Ergebnis steht noch aus.