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Die Leiter zur Freiheit hinauf

Vermutlich war diese ästhetische Zweckentfremdung nur eine Frage der Zeit. Eine Künstlerin wie Anja Franksen, die regelmäßig und gerne auf Leitern steigt, um hohe Decken und Wände zu streichen – muss die sich nicht irgendwann fragen, warum sie das so gerne tut? Und steht erst diese Frage im Raum, ist dann nicht der Weg zu einer künstlerischen Auseinandersetzung quasi vorgezeichnet?

Vielleicht passt hier das Bild von der kreativen Explosion. Irgendwo im Hintergrund kokelt da etwas vor sich hin und plötzlich – zack! – ist da diese Millisekunde und die Sache fängt Feuer. So etwa muss man sich das Ganze bei Anja Franksen vorstellen. Doch dazu gleich mehr. Festzuhalten ist erst einmal, dass die Lübecker Künstlerin auf die Leiter gekommen ist. Zunächst für den KulturSommer am Kanal 2021 und nun für die Reihe „Sound Catching – Klänge am Wegesrand“. Unter dem Titel „Und dann wahrscheinlich geradeaus“ hat sie in der Basthorster Kirche eine multimediale Ausstellung kreiert.

„Wenn ich auf eine Leiter steige, den sicheren Boden verlasse und mich tastend in die Höhe bewege, dann ist das ein ganz tolles Gefühl. Es ist, als würde man frei schweben.“
Foto: Antje Berodt

Frei schwebt dort vom 31. Oktober bis zum 21. November im Kirchenraum eine Leiter. Gleichzeitig laufen auf einer Leinwand bewegte Bilder vom diesjährigen KulturSommer. Eine musikalische Collage, komponiert von Manfred Scharfenstein, rundet die Schau innerhalb der Kirchenmauern ab. Außerhalb stoßen die Menschen auf zwei weitere Leitern – Leitern, die aus der Tiefe ins Leere laufen.

Zunächst einmal wolle sie den Betrachter beziehungsweise die Betrachterin verstören, sagt dazu die Künstlerin. „Die Leitern sollen aus ihrem normalen Gebrauchskontext herauskommen.“ Sie verbinde damit einen Perspektivwechsel, was das Umfeld und die Platzierung der Leitern angehe.

Dass sie die Leiter nun, nachdem sie ihr jahrelang als Gebrauchsgegenstand diente, ausgerechnet im Jahr 2021 zum Kunstgegenstand gemacht hat, liegt im diesjährigen Motto des KulturSommers am Kanal „Am Ufer – die Freiheit“ begründet. „Ich habe mich deshalb so intensiv wie noch nie mit dem Begriff ‚Freiheit‘ beschäftigt. Ich habe mich gefragt: Was könnte metaphorisch für die Freiheit stehen?“ Es ist der Moment, die Millisekunde, die den kreativen Prozess unwiderruflich in Gang setzt. „Ich kam schließlich auf die Leiter“, sagt Anja Franksen.

Die Leiter als Metapher. Bei Anja Franksen geht diese Zuordnung über die reine Ratio hinaus. Natürlich weiß sie, dass die Leiter als Bindeglied zwischen metaphysischer und physischer Welt in vielen Kulturen auftaucht. Doch bei ihr gibt es da noch eine emotionale Ebene: „Wenn ich auf eine Leiter steige, den sicheren Boden verlasse und mich tastend in die Höhe bewege, dann ist das ein ganz tolles Gefühl. Es ist, als würde man frei schweben.“

Dass in Basthorst zwei der Leitern unter freiem Himmel zu entdecken sind, ist ebenfalls ein emotionales Statement: „Wirklich frei“, stellt Anja Franksen klar, „fühle ich mich in der Natur.“ Deshalb sei es für sie folgerichtig gewesen, die Leitern in der Landschaft zu verorten.

Die Multimedia-Ausstellung wird am 31. Oktober um 18 Uhr mit einem Gottesdienst eröffnet. Sie ist zudem bis zum 21. November freitags von 15 bis 18 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr zugänglich. Das für Freitag, 19. November, geplante Konzert mit dem Organisten Markus Schell findet aufgrund der steigenden Inzidenzzahlen nicht statt.

Die multimediale Ausstellung „Und dann wahrscheinlich geradeaus“ ist das mittlerweile vierte Event der Reihe „Sound Catching – Klänge am Wegesrand“. Zuletzt hatten Laura Gericke und Roland Wendling unter dem Titel „Schöneheit“ in Geesthacht ein Spiel aus Sprache und Musik inszeniert. Anna Malten hatte den Möllner Stadthauptmannshof vom 27. September bis 3. Oktober in ein Märchenland verwandelt.

Gestartet war die Reihe am 4. September mit zehn audiovisuellen Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die das Künstlerhaus Lauenburg in Kooperation mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg auf der Brachfläche Berliner Straße (Lauenburg) präsentierte. Diese Ausstellung ist mittlerweile digital unter www.kuenstlerhaus-lauenburg.de zugänglich.

„Sound Catching – Klänge am Wegesrand“ ist Teil des Projektes „Sommerkultur – Schleusen auf für Begegnung“, für das sich die Stiftung Herzogtum Lauenburg mit anderen Kulturschaffenden zusammengetan hat. Es wird im Programm „Kultursommer 2021“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus „Neustart Kultur“ gefördert.

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„Trotzdem Glück: Die andere Seite der Pandemie“

Es ist ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Stärke, dass so viele im Angesicht einer existentiellen Bedrohung den Mut nicht sinken lassen. Sie machen weiter. Sie wollen leben. Und doch ändert der Moment der Bedrohung und auch die Zeit danach vieles – selbst wenn die Bedrohung überstanden ist. 

In der Covid-19-Pandemie ist dies eine Erkenntnis, die die gesamte Gesellschaft betrifft. Jede(r) hat sein bzw. ihr Päckchen zu tragen, wie es so schön heißt. Das gilt auch für die jüngere Generation – die Kinder, die Jugendlichen und die jungen Erwachsenen. Wie es ihnen im langen Lockdown ergangen ist, darüber erfährt man nur wenig in der Öffentlichkeit. Immerhin die Ausstellung „Trotzdem Glück: Die andere Seite der Pandemie“, die vom 13. November bis 28. November im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen ist, nimmt diese Frage jetzt in den Blick.

Die Schau ist das Ergebnis des gleichnamigen Wettbewerbs, den Jörg-Rüdiger Geschke, Kreisfachberater Kulturelle Bildung, und das Forum für Kultur & Umwelt aus der Taufe gehoben haben. Für die Präsentation der Wettbewerbsbeiträge kooperieren beide Seiten nun mit dem Kulturknotenpunkt Südost, vertreten von der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Was war trotz der Pandemie schön? Woran wird man sich auch in den kommenden Jahren noch gerne erinnern? Die junge Generation findet höchst unterschiedliche Antworten auf diese Fragen. Auch die Art und Weise, wie sie ihre Sicht der Dinge mit Zeichenstift und Pinsel darstellen, ist sehr vielfältig.

Die Ausstellung im Möllner Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, ist immer sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr zugänglich. Die Vernissage am Sonnabend, 13. November, beginnt um 15 Uhr.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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Musikalische Matinee für Klaus Irmscher

Mit einer Matinee und einem Empfang würdigen der Folkclub Mölln und die Stiftung Herzogtum Lauenburg das Schaffen von Klaus Irmscher. Unter dem Motto „Sing my Song“ interpretieren am Sonntag, 7. November, im Möllner Robert-Koch-Park langjährige Weggefährten des Liedermachers eine Auswahl seiner Stücke. Das Konzert beginnt um 11 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Idee zu dieser Matinee hatte Frank Düwel. Der Intendant des von der Stiftung Herzogtum Lauenburg veranstalteten KulturSommers am Kanal wird auch durch das Programm führen. Klaus Irmscher hatte seinen Auftritt beim diesjährigen Festival aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. „Das war natürlich traurig und bitter“, so Düwel. „Wir hätten ihn sehr gerne bei uns auf der Bühne gesehen. Schließlich ist er jemand, der mit seinen Konzerten den KulturSommer in all den Jahren maßgeblich mitgeprägt hat.“

Im Rahmen der Matinee ist nun eine Auswahl seiner Songs zu hören. Eine Hommage an den Liedermacher liefern unter anderem Jörg Ermisch von „Liederjan“, Michael Jessen, Klaus Jahnke, Lorenz Stellmacher, Michael Lempelius und das Trio „Saitenbalg“. Humorvolles kommt von Entertainer Detlef Romey, der ebenfalls mit Klaus Irmscher auf der Bühne gestanden hat.

„Ich bin wirklich gespannt auf die Interpretationen, die wir da zu hören bekommen. Klaus Irmscher ist schließlich ein erstklassiger Songschreiber“, sagt Susan Sojak, Vorsitzende des Folkclubs Mölln. „Die Vielzahl und Qualität seiner Lieder bergen jede Menge kreatives Potential.“

Auf der Bühne vertreten sein wird zudem ein Musiker von „Beat and Dance“ – dem erfolgreichen Nachwuchsprojekt des KulturSommers am Kanal. „Darauf freue ich mich besonders“, meint Intendant Düwel. „Klaus Irmscher hat mit den jungen Leuten 2020 im Jugendzentrum Schwarzenbek Aufnahmen für den KulturSommer in den Wolken eingespielt. Das war für beide Seiten ausgesprochen inspirierend.“

Klaus Irmschers musikalische Karriere begann in den 60er Jahren als Gitarrist in einer Pfadfinderband. Nach ersten Gehversuchen im Genre Rock entwickelte er sich im Laufe der Jahre zum versierten Liedermacher. In den 2000ern tourte er als Mitglied von „Liederjan“ durch Deutschland. 2016 erhielt er schließlich den Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Aufgrund chronischer Gesundheitsprobleme hat er sich mittlerweile komplett von der Bühne verabschieden müssen.

Der Robert-Koch-Park liegt in der Hindenburgstraße 13 in 23879 Mölln. Anmeldungen für das Konzert nimmt der Folkclub Mölln, erreichbar per Mail unter info@folkclubmoelln.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04542-822472, entgegen.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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„Guter Instrumentalist, leiser Typ“

Günter Gall (Osnabrück/Sänger & Rezitator): Ich habe Klaus Irmscher auf einer gemeinsamen Tour mit Liederjan kennen gelernt. Da habe ich feststellen können, was für ein guter Instrumentalist er ist – und zwar nicht nur an der Gitarre. Eine schöne Stimme hat er auch – einen schönen Bariton. Er ist eine Bühnenpersönlichkeit durch und durch. Man merkt, dass er für seine Musik lebt. (Foto: Wolfgang Behnke)

Detlef Romey (Komiker & Autor): Der Koi-Song brachte Klaus und mich zusammen – den der akribisch suchende Schauspieler anders als alles bisher Gesungene präsentieren wollte. Sprach- und wortgewaltig wie wir sind, fanden wir – den – KOI, der, wie Klaus selbst, sich ruhig und kraftvoll durch den „Teich“ der Künstlerszene zu bewegen weiß und seinen Status stetig ausbaute. Ohne Allüren, denn die hat ein Koi nicht nötig. Feurig und dennoch gelassen wirkend, nicht ohne Humor, entdeckte er auch Eulenspiegels Geist von Neuem.

Detlef Romey.

Matthias Lage (Pastor Kirchengemeinde Mölln): Klaus beschreibt in seinen Liedern facettenreich das ganze Leben: Mit blitzenden Augen, wenn er seine alten und neuen Eulenspiegel-Lieder singt. Zu Herzen gehend in seinen Balladen über Liebe, Trennung und das Leben. Seine spirituellen Lieder sind Seelenbalsam. Es sind stärkende und mutmachende Glaubenslieder. Das alles verbindet er mit einem prickelnden Gitarrenspiel, das ich so nur von ihm kenne. Wie vielen Menschen wird er wohl schon so vieles zum Nachdenken, zur Anregung und zur Ermutigung mitgegeben haben!

Lorenz Stellmacher (Musiker): Bei Klaus Irmscher hat mich immer beeindruckt, dass er seine Bühnenauftritte bis ins Detail vorausgeplant hat. Er selbst hat diese Professionalität mal mir gegenüber so zum Ausdruck gebracht: „Wenn du einen Eimer auf die Bühne stellst, dann musst du mit dem Eimer auch was machen.“

Jörg Ermisch (Musiker, Bandkollege „Liederjan): Wie die meisten Menschen scheint Klaus ein Puzzle aus verschiedenen Bestandteilen zu sein. Er ist zunächst mal ein Mann mit einer Reihe von Begabungen. Er kann zum Beispiel in erstaunlich kurzer Zeit Sprachen lernen. Während andere Menschen für eine Reise eine Liste mit Ausrüstungsgegenständen zusammenstellen kann er – zumindest in groben Zügen die Landessprache des Reiseziellandes lernen. Dann ist er natürlich ein talentierter Musiker: Ein guter Gitarren- und Mandolaspieler und ein guter Sänger. Dazu ist Klaus noch ein famoser Stückeschreiber. Vielleicht hilft ihm da sein sensibles Wesen. Ein schmächtiger nicht sehr großer Mann mit einer mächtigen Stimme. Das passt nicht? Doch bei ihm passt das. Neben seinen einfühlsamen Stücken stehen auch sehr humorvolle Nummern. Passt auch. Nur mit einer Sache kommt er gar nicht klar: Alkohol. Das ist schon mal eine kleine Besonderheit in unserer Branche. Das müssen wir Anderen dann ausgleichen. Prost Klaus!

Lorenz Stellmacher.

Uwe Thomsen (Freund & Musiker): Klaus Irmscher ist sehr ein umgänglicher Mensch. Ich habe ihn ganz selten mal sauer erlebt. Er ist vom Naturell her milde und zurückhaltend – ein leiser Typ. Meinungen vertritt er niemals aggressiv. Was ich an ihm besonders bewundere, ist seine Sprachfähigkeit. Klaus spricht Französisch, Englisch und Spanisch. Japanisch beherrscht er immerhin so, dass er sich unterhalten kann. Hinzu kommen Plattdeutsch und einige Dialekte wie Bayrisch oder Württembergisch. Für mich ist er der einzige Literat der Region, der nicht nur handwerklich, sondern auch schöpferisch tätig ist.

Uwe Thomsen.

Helge Berlinke (Stiftung Herzogtum Lauenburg): Niemals werde ich meinen Hausbesuch bei Klaus Irmscher vergessen. In seiner Wohnung gab es so gut wie keinen Ort, wo nicht Spuren seines kreativen Schaffens zu finden waren. Überall klebten und hingen Songtexte und Noten herum. Es war, als hätte man einen besonderen kulturellen Kosmos betreten: den Kosmos Klaus Irmscher – klein, aber fein, mit enormen positiven Schwingungen.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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„Leeven un nich spöken“

Ein guter Liedermacher bleibt ein guter Liedermacher und so ist auch das jüngste Album, das Klaus Irmscher herausgebracht hat, ein Ausweis seines musikalischen und sprachlichen Könnens. 2019 kam seine CD „Leeven un nich spöken“ mit zwölf Songs heraus, getextet und gesungen allesamt in niederdeutscher Sprache.  

Die Stücke kommen mal rockig und mal folkig daher. Wie so oft schlägt sich Klaus Irmscher dabei mit Alltagsproblemen herum. Etwa wenn er darüber klagt, wie schwierig es ist für seinen „Huulbessen“ (Staubsauger) Beutel zu bekommen. Oder wie schwer es ihm fällt, wenn er auf Reisen ist, sich in Geduld zu üben und vom Alltagsstress herunterzukommen („Schalt af!“).

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„Was´ los, Deutschland!?“

Es gibt sie tagtäglich in Deutschland. Die kleinen und großen Tuscheleien, die grobschlächtigen Beleidigungen, die Benachteiligungen und die Gewalt gegenüber Migranten. Insbesondere wenn es sich um Muslime handelt. Der Alltag kann für diese Menschen bisweilen schwierig und hässlich sein. Dem Großteil der Gesellschaft jedoch bleiben diese Lebenswelten in der Regel verborgen.

Die Wanderausstellung „Was´ los, Deutschland!?“, die noch bis zum 3. November im Regionalen Berufsbildungszentrum Mölln (BBZ) zu sehen ist, soll einen Beitrag dazu leisten, das zu ändern. Sie macht dies, indem sie den Besucher beziehungsweise die Besucherin hineinstellt in diese Lebenswelten. Großformatige Pappfiguren und Pappgegenstände bilden dafür den visuellen Rahmen. Man bewegt sich quasi unter Leuten und wird Zeuge von Alltagsdialogen, die sich um Diskriminierungen, Vorurteile und Gewalt drehen.

Insgesamt zwölf Stationen kann man durchlaufen. Die Macher von der CD-Kaserne gGmbH Celle bezeichnen diesen Parcours als „eingefrorenes Theaterstück“. „Hier werden alle Themen angesprochen, die sich aus den Möllner Anschlägen ergeben und die wir mit jungen Menschen besprechen wollen“, so Mark Sauer bei der Eröffnung. Sauer sprach im Namen vom Verein Miteinander leben, der die Ausstellung nach Mölln geholt hat. Finanzielle Unterstützung für dieses Vorhaben kam von der „Partnerschaft für Demokratie Kreis Herzogtum Lauenburg“.

Wie wichtig das Thema für das Zusammenleben und den Zusammenhalt der Gesellschaft ist, machen die wenige Zahlen deutlich, die Bürgermeister Jan Wiegels bei der Eröffnung präsentierte. In Deutschland leben mittlerweile rund 5,5 Millionen Muslime. In Mölln bekennen sich 1.000 der 19.500 Einwohner zum Islam. Der Islam ist landauf, landab präsent. Er ist ein Teil Deutschlands.

Die Ausstellung „Was´ los, Deutschland!?“ ist für Einzelpersonen frei zugänglich. Schulklassen und Jugendgruppen müssen sich anmelden. Die Anmeldungen nimmt der Verein Miteinander leben, erreichbar unter Tel. 04541-206726 (nach 17 Uhr) oder per Mail miteinander.leben@t-online.de entgegen.

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Schwierige Matrix

Nein, dieses Wort genoss lange Zeit keinen guten Ruf. Vor allem der politischen Linken stieß es sauer auf. Der Nationalsozialismus hatte den Begriff „Heimat“ für seine rassistische Ideologie missbraucht und verbrannt. Dass es da manchem gesellschaftlichen Akteur in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg an Toleranz mangelte, ist nur allzu verständlich.

Mittlerweile liegt das Ende der Naziherrschaft 76 Jahre zurück und mit dem Fortschreiten der Zeit scheint auch ein Verständniswandel eingesetzt zu haben, dem Prof. Dr. Joachim Reichstein (Schleswig) am Donnerstag, 4. November, im Markttreff Gülzow nachgeht. Unter dem „Die neue Sehnsucht nach Heimat“ widmet er sich der Vergangenheit und der Gegenwart des Begriffs. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Der Referent will zeigen, dass nichts so verletzlich ist wie unsere Heimat; dass es keine abstrakte Heimat gibt, sondern dass Heimat – auch die in unserem Kopf – immer konkret ist und deshalb verletzlich. „Wir brauchen die universelle existentielle Matrix Heimat zum Leben wie die Atemluft“ sagt Prof. Reichstein. In der neuen Sehnsucht nach Heimat mache sich diese als Erfordernis bemerkbar.  

Für die Veranstaltung kooperiert die Stiftung Herzogtum Lauenburg mit dem Verein Heimatgeschichte Gülzow und dem Kreativausschuss MarktTreff. Anmeldung unter info@stiftung-herzogtum.de oder Tel. 04542 87000 ist erforderlich.

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Bedrohlicher Hass

Dieser Krieg kennt keine Pausen. Er tobt unentwegt. Tag und Nacht. Und er macht keine Gefangenen. Die Attacken laufen immerzu und auf die vollkommene Vernichtung des Gegners hinaus.

Willkommen in der Welt des 21. Jahrhunderts. DasZeitalter, in dem Gerüchte als Gewissheiten maskiert werden. Das Zeitalter, das die Pogromstimmung als Dauerzustand etabliert und das Wort „Nachsicht“ aus dem Lexikon gestrichen hat. In dieser Welt geht der Daumen hoch oder runter.

Unschwer zu erkennen, dass die Welt, von der hier die Rede ist, die digitale ist. Doch weil dieser Krieg nun schon diverse Jahre tobt, färbt er immer stärker auf die reale Welt ab. Hass findet seine Plattformen und treibt die gesellschaftliche Spaltung voran. In seinem Fahrwasser folgen Mord und Totschlag, Terrorakte von Menschen, die als sogenannte Einzeltäter durchgehen, aber im digitalen Raum „Freunde“ und Ermutigung gefunden haben.

Wie kann vor dieser Gemengelage Toleranz gedeihen? Dies ist eine der drängendsten Frage, vor der die Menschheit im 21. Jahrhundert gestellt ist. Toleranz – ein großes Wort und ein wichtiges Versprechen, das ein pluralistisch ausgerichtetes Staatswesen seinen Bürgerinnen und Bürgern mit auf dem Weg gibt. Nicht zu verwechseln mit Beliebigkeit. Zur Toleranz gehören auch Grenzen, meint etwa der Philosoph Rainer Forst. Beispielsweise ein No-Go bei der Verletzung von Menschenrechten.

Manches aber will, muss ausgeleuchtet und diskutiert sein. Es braucht den Willen, sich in andere hineinzuversetzen und Einstellungen und Verhalten hinzunehmen (sofern die Verfassung es zulässt). Denn, so argumentiert Philosoph Forst: Tolerieren können wir nur, was wir als falsch oder schlecht empfinden. Was wir befürworten, müssten wir ja gar nicht tolerieren.

Die Frage ist nur: Wird sich die Gesellschaft von morgen dessen noch bewusst sein, wenn die Menschen, die ihr angehören, in einem fortwährenden digitalen Krieg groß geworden sind? Mit der Beantwortung dieser Frage entscheidet sich womöglich auch das Überleben der Menschheit. Denn je mehr der Hass im Netz eskalieren kann, desto größer wird die Gefahr, dass aus einem digitalen Krieg ein physischer Vernichtungskampf wird: ein Dritter Weltkrieg.

Das Szenario ist zu weit hergeholt? Vielleicht. Hoffentlich. Auf jeden Fall können wir jeden Mann und jede Frau, die sich für ein tolerantes Miteinander einsetzen, gebrauchen. Mehr denn je.

Helge Berlinke

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Lächelnd durchs Gewusel

Die Tür in der Elbstraße 54 ist nur angelehnt. Ein leichter Stoß genügt und man steht im Hausflur – wenige Schritte vom Trubel entfernt. Das Künstlerhaus, das hier seinen Sitz hat, feiert in diesen Wochen seinen 35. Geburtstag. Und als wäre das noch nicht genug, nimmt mit jedem Tag die neue Stadtgalerie direkt nebenan Gestalt an. Ein doppelter Grund zum Feiern also. Salopp ausgedrückt fallen da Weihnachten und Geburtstag zusammen.

Den Trubel des Moments verursacht vor allem die heutige Lesung von Valentin Moritz. Der Schriftsteller, einstmals Stipendiat des Künstlerhauses, wird in knapp drei Stunden im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten aus seinem Roman „Kein Held“ lesen. Deshalb wuselt hier gerade das ehrenamtliche Team durch das Haus. Obendrein ist Marita Landgraf, künstlerische Leiterin in Elternzeit, für die Lesung vorbeigekommen. Auf dem Fußboden krabbelt ihr kleiner Sohn Charlie herum und meldet sich immer mal wieder quietschvergnügt zu Wort. Auch Landgrafs Vertreterin, Isabelle von Schilcher, ist schon da.

Durch die Tür kommt in diesem Moment auch Ulrike Mechau-Krasemann. Sie ist die Vorsitzende des Vereins Künstlerhaus Lauenburg und dessen Mitbegründerin. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich für die Einrichtung. Worüber freut sie sich angesichts des Geburtstages am meisten? „Darüber, dass sich die Idee einer Stadtgalerie verwirklicht hat“, antwortet sie, ohne lange nachzudenken.

Man sieht ihr an, dass sie den Trubel, der hier gerade herrscht, sichtlich genießt. Der Durchbruch zum Nachbarhaus sorgt für Aufbruchstimmung. „Die direkte Verbindung zwischen der Arbeitsstätte und der Galerie ist so ein sinnhaftes Konzept“, sagt von Schilcher. Beim „Rundgang“ um die Baustelle zeigt sie, was sie meint. Der Eingang zur Galerie wird über den Hauseingang der Nr. 52 erfolgen. Von dort führt eine Diagonale direkt zum Künstlerhaus. Der Blick wird auf deren Terrasse und die sich dahinter abzeichnende Elbe gelenkt.

Die Idee für diesen architektonischen Eingriff hatte Christian Helwing, ebenfalls ein ehemaliger Stipendiat. „Er ist Bildhauer“, sagt von Schilcher, „hat aber schon immer Architektur mit in sein Werk einbezogen.“

Die Stipendiatinnen und Stipendiaten – quasi die Antriebsquelle des Unternehmens Künstlerhaus – das ist nochmal so ein Thema für sich. Jahr um Jahr kommen sie nach Lauenburg, um ihre Kreativität und ihre Berufung auszuleben. Ein paar Monate sind sie vor Ort. Dann ziehen sie weiter. Können in so kurzer Zeit überhaupt dauerhafte Verbindungen entstehen?

„Auf jeden Fall“, sagt von Schilcher. Der Bildhauer Helwing sei ein Beispiel dafür.

„Durch uns wird Lauenburg für manch eine Künstlerin und manch einen Künstler sogar als Wohnort interessant“, fügt Mechau-Krasemann hinzu. Die Komponistin Noriko Kawakami lebe jetzt hier. Die Autorin Hanne Römer auch. Klar – nicht mit allen stehe man auch später noch in Kontakt, da sind sich von Schilcher und Mechau-Krasemann einig, aber doch mit sehr vielen. Das zeige auch das Jubiläumsprogramm, an dem gleich mehrere ehemalige Stipendiaten beteiligt seien.

„Dass sehr viele Stipendiatinnen und Stipendiaten dem Künstlerhaus verbunden bleiben“, meint von Schilcher, „liegt auch an dem tollen ehrenamtlichen Team, das sich hier engagiert.“

Im Vortragsraum taucht in diesem Moment Ingrid Bussmann, 2. Vorsitzende des Vereins Künstlerhaus Lauenburg, mit Schriftsteller Moritz Valentin im Schlepptau auf. Der Trubel und das Gewusel erreichen noch mal ein höheres Niveau: Alles muss jetzt irgendwie schnell und zusammengehen: der Gang mit der Presse über die Baustelle, die Begrüßung und Versorgung der Gäste, die Herrichtung des Vortragssaals und, und, und…

Schließlich sind es nur noch zwei Stunden bis zur Lesung. Inmitten des Trubels und Gewusels sieht man Mechau-Krasemann immer mal wieder lächeln. Die Unruhe kann sie offensichtlich nicht aus der Ruhe bringen. Zu groß ist die Freude über das, was hier zum 35. Geburtstag des Künstlerhauses Gestalt annimmt. Wunschlos glücklich ist sie aber nicht. „Wir könnten ein paar Planstellen gebrauchen“, sagt sie.

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Auf Party-Tour

Die Jubiläumsfeierlichkeiten im Künstlerhaus Lauenburg sind im vollen Gang. Zum Auftakt las der ehemalige Stipendiat Valentin Moritz aus seinem Roman-Debüt „Kein Held“. Es folgte die Eröffnung des „Sound Parcours“ im Lüneburger Kurpark und eine Führung durch den „Klang Parcours“ in der Stadt Lauenburg.

Weiter geht es am Sonnabend, 23. Oktober, mit einem Besuch auf der Baustelle: Das Künstlerhaus lädt um 15 Uhr zum Richtfest seiner Stadtgalerie. Sie stellt für die Einrichtung nicht nur visuell, sondern auch inhaltlich einen Durchbruch zur Elbstraße Nr. 52 dar. Die Einbeziehung des Nachbarhauses gibt dem Künstlerhaus mehr Raum, bildende Kunst zu zeigen.

Zum Richtfest gibt zunächst allerdings Yeongbin Lee den Ton an. Die junge Künstlerin präsentiert ihr Werk „Etüde elbab“, eine grafische Partitur für ein Streichtrio. Grundlage dieses Stücks sind Lees Skizzen, mit denen sie Geräusche und Bewegungen der Elbe festgehalten hat. Die Uraufführung beginnt um 16 Uhr.

Mit Musik gehen die Jubiläumsfeierlichkeiten am Tag darauf weiter: Am Sonntag, 24. Oktober, spielt das „LandesJugendEnsemble für Neue Musik Schleswig-Holstein“ in der Maria-Magdalenen-Kirche (Lauenburg) Werke von Kee Yong Chong, Jonas Baes, Septian Dwi Cahyo und Dieter Mack. Die Leitung hat Peter Veale. Das Konzert beginnt um 17 Uhr.

Zum Abschluss gastiert dann am Sonntag, 7. November, das „Zöllner-Roche-Duo“ im Künstlerhaus. Heather Roche (Klarinette) und Eva Zöllner (Akkordeon) präsentieren ihr Programm „Women on the Edge of Time“. Los geht es um 17 Uhr.

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