Es ist November. Es ist dunkel. Es ist die Zeit, in der sich die Sonne rarmacht. Kein Problem für einen Norddeutschen. Wir wissen ja, was auf uns zukommt. Geht man halt ins Solarium. Oder man trifft sich nach Feierabend mit Freunden auf ein Bier. Oder man geht irgendwo anders hin. Ins Kino, ins Theater. Wohin auch immer. Und am letzten November-Wochenende beginnt dann der Adventtrubel.
Normalerweise. Aber was ist in diesem Jahr schon normal? Der Advent, der auf die Weihnacht und damit auf das freudige Ereignis der Geburt Christi abzielt, wird sich 2020 vor allem in den heimischen vier Wänden abspielen. Die Solarien haben seit Anfang November zu. Kinos und Theater sind ebenfalls dicht. Ein Großteil der Weihnachtsmärkte ist bereits abgesagt.
Ein Winter ohne künstliche Vitamin D-Tankstelle ist ja Ok. Aber ein Advent ohne gemeinsamen Punsch, ohne Klönschnack und ohne Weihnachtslieder? Da wird’s dann zappenduster.
Was kann man tun – außer den Nadelbaum im Garten mit einer Lichterkette zu versehen, Sterne in die Fenster zu hängen und das Wohnzimmer festlich zu schmücken?
Eine Frage, auf die jede(r) Einzelne von uns 2020 eine Antwort finden muss. Covid-19 zwingt uns, zu (Über-)Lebenskünstlern zu werden. Dafür tanzen wird eine Art „Pandemie-Twist“. Wir drehen, wenden und winden uns. Wir versuchen das Virus in Schach zu halten. Und noch während wir das tun, drängt es uns, unter Menschen zu sein. Plötzlich ziehen sich Diensttelefonate hin. Auf der Straße kommen Passanten ins Gespräch. Der Gang zum Bäcker wird zum emotionalen Lichtblick. Ja, und wenn dann der Nachbar in der Tür steht, bitten wir ihn herein.
Die Sehnsucht aus der Dunkelheit herauszufinden – sie bahnt sich ihren weg, wann immer sie Gelegenheit dazu hat. Sie lässt sich von einem Virus nicht beherrschen. Das sollte uns Hoffnung machen.