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Kennenlernen im Online-Modus

Julia Dombrowski hat sich keine leichte Zeit für ihren Start „ausgesucht“. Die frischgebackene Stadt- und Kulturmanagerin Geesthachts übernahm im Dezember – in der Zeit des „Lockdown light“ – ihren neuen Job, um kurz darauf im harten Lockdown zu landen.

Julia Dombrowski hat sich keine leichte Zeit für ihren Start „ausgesucht“. Die frischgebackene Stadt- und Kulturmanagerin Geesthachts übernahm im Dezember – in der Zeit des „Lockdown light“ – ihren neuen Job, um kurz darauf im harten Lockdown zu landen. Live-Musik, Ausstellungs- und Theaterbesuche, die ohnehin schon untersagt waren, rückten in noch weitere Ferne.

Totenstille und tote Hose statt Bühnenaction. Wie soll eine Stadt- und Kulturmanagerin da in die örtliche Kunstszene eintauchen und jenen Menschen begegnen, die letztendlich der Grund ihrer Anwesenheit sind? Wenn jemand da ins Grübeln und Hadern käme, könnte man das verstehen. Aber der Typ Mensch scheint Dombrowski nicht zu sein. Sie sieht sehr wohl Möglichkeiten, mit den Kulturschaffenden ins Gespräch zu kommen. „Mit der guten alten E-Mail oder dem Telefon lassen sich durchaus erste Kontakte knüpfen“, so Dombrowski. Zudem gebe es Optionen wie Jitsi, die Videokonferenzen auch mit mehreren Menschen ermöglichen. Sie habe begonnen, persönliche Termine für die kommenden Monate auszumachen. Umgekehrt freue sie sich über jede Person, die mit ihr Kontakt aufnehme.

Dombrowski sieht in der Pandemie auch eine Chance für den Kulturbetrieb. „Sie ist ein Ideenkatalysator und zwingt Kulturschaffende, aber auch Stadtverwaltungen, Stiftungen und all die, die im weiten Feld der Kultur agieren, neue Wege zu beschreiten.“ Sie sei immer wieder erstaunt, wie die Beteiligten sich in den letzten Monaten bewegt haben. „Zahlreiche Akteurinnen und Akteure haben sehr flexibel und kreativ auf die Situation reagiert“, meint Dombrowski. Es seien neue Formate, Netzwerke und Möglichkeiten entstanden.

Die Geesthachter Kulturmanagerin denkt da vor allem an die digitalen Möglichkeiten, die Kulturschaffende in der Krise für sich entdeckt haben. Sie selbst bezeichnet sich als „sehr digitalaffin“ und hofft, „dass sich kulturelle Angebote auch nach Corona vermehrt digitale Räume erschließen und damit auch neue Zugänglichkeiten ermöglicht werden“. Dombrowskis Auffassung nach ist die strikte konzeptionelle Trennung von einem digitalen oder einem „analogen“ Raum überholt. „Beide Bereiche sind untrennbar miteinander verbunden und ich wünsche mir sehr, dass Kulturangebote diese Schnittstellen in Zukunft vermehrt mitdenken“, betont sie.

Und was bedeutet das nun alles für den Kulturaufbruch Geesthacht? Hat sie sich darüber schon Gedanken gemacht? Dombrowski möchte zunächst einmal ein „innovatives, kommunikatives Umfeld und Netzwerk“ aufbauen. Ein Kulturkonzept könne grundsätzlich nur in Kontakt mit den Kulturschaffenden entwickelt werden. Zugleich seien solche Konzepte für sie aber nie in Stein gemeißelt. „Es gilt, sie immer wieder zu überprüfen und anzupassen – wie beispielsweise in Zeiten von Corona“, betont sie.

Erst einmal heißt es für Dombrowski aber, sich einzuarbeiten und die Stadt kennen zu lernen. Ausgangspunkt dafür ist das Büro, das sie im Krügerischen Haus bezogen hat. Das ist insofern praktisch, als neben dem Kulturmanagement die zeitgenössische Museumsarbeit ein weiterer Schwerpunkt ihres Jobs ist. In diesem Bereich hat sie eine große Portion Erfahrung mit nach Geesthacht gebracht. Neun Jahre lang arbeitete Dombrowski am „Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt“ (MARKK). Mitgenommen hat sie von dort die Maxime, dass sich Vermittlungsarbeit an alle Altersgruppen richten sollte.

Bürgermeister Olaf Schulze hat sie mit diesem Ansinnen schon mal überzeugt. Er freue sich auf die Impulse, die von Julia Dombrowski ausgehen werden, so Schulze bei ihrer Vorstellung. Dies gilt im Übrigen auch für Christoph Raneberg, der im Krügerischen Haus kürzlich sein Amt als Stadtarchivar übernommen hat.