Kategorien
Aus der Stiftung

Der KuSo kann kommen

Fröhliche Kinder im Matrosenanzug winken mit roten Fähnchen, begeisterte Erwachsene und ein paar gestandene Prahmkameraden genießen die Vorfreude, umgeben von saftigen Wiesen am Elbe-Lübeck-Kanal: Der bevorstehende KulturSommer am Kanal hat in Berkenthin seine ersten offiziellen Signale ins Land geschickt. Dort wird am 15. Juni – erstmals seit 14 Jahren auf einem Dorf – mit einem großen Salzfest der Auftakt zu dem beliebten Festival stattfinden. „Wir sind stolz darauf, als erstes Dorf eine Eröffnung direkt am Kanal zu machen“, sagte Bürgermeister Michael Grönheim bei der offiziellen Programmvorstellung. Es werde theatralisch und poetisch, verriet Grönheim, Die Eröffnungsfeier an der Berkenthiner Schleues ist eine von 90 Veranstaltungen, die KulturSommer-Intendant Frank Düwel mit seinen Partnern und Mitstreitern unter dem Motto „Das Wasser – das Salz – die Seele“ auf die Beine gestellt hat.

Ein Opening an der Berkenthiner Schleuse, auf dem Land und direkt am Kanal – einen perfekteren Schauplatz für die Inszenierung des Mottos kann Frank Düwel sich kaum ausmalen. „Hier zu arbeiten, macht große Freude – die teilnehmenden Künstler leben für das Projekt“, merkt er an und freut sich darauf, die Natur und poetischen Orte mit Kunst und Kultur tanzen zu lassen. Dabei im Blick zu haben, dass wir Teil einer großen Welt waren und sind. Im Mittelpunkt soll „Das Märchen von der Salzprinzessin“ stehen, das Anna Malten in seiner arabischen Gestalt erzählt, inklusive einer Salzkarawane mit (Berkenthiner) Kamelen. An den umgebenden Ufern wächst Kunst, im moorigen Stecknitzpark rücken Sumpfpflanzen und Skulpturen ins Licht. Das Pastorat gibt zwei Ausstellungen Raum und lässt LandArt in den alten Garten. Kinder und Erwachsene können sich kreativ ausprobieren, dazu läuft ein großes Programm mit viel Musik und Tanz auf einer Bühne an der Schleuse. Mit einem fantastischen Konzert des Rotary Clubs Geesthacht-Hohes Elbufer klingt der Eröffnungsabend aus: In der Lauenburger Hitzler-Werft führt Prof. Wolfgang Hochstein mit Instrumentalisten, Gesangssolisten und zwei Chören Karl Jenkins‘ Friedensmesse „The Armed Man“ auf. Neben Frank Düwel dürften sich mehr als 1200 Zuhörer auf „einen philharmonischen Akt besonderer Güte“ freuen.

Power und Begeisterung haben auch an vielen anderen Orten Gelegenheit, sich auszubreiten. Ein Potpourri an schönen und ungewöhnlichen Events und Aktionen wird einmal mehr zeigen, dass der KulturSommer „das Festival schlechthin ist, wenn es darum geht, Geschichten unter freiem Himmel und inmitten von Landschaften zu erzählen“, sagt Frank Düwel. Musikliebhaber kommen bei 35 Konzerten auf ihre Kosten, für Kunstfreunde zeigen 38 Künstler in Ausstellungen und Ateliers, was Herzen und Hände, Farben und Formen hergeben. Die Kunst wird den Fußball treffen und die medizinische Rehabilitation aktivieren. Das Programm für und mit Kindern wächst, das plattdeutsche Angebot erhält mit einer Schleusenfahrt eine eigene Note von Landschaftserleben. Erstmals kann das Kanu-Wander-Theater an zwei Tagen aufgeführt werden, das Gut Segrahn ist Gastgeber für die Operette mit Bistrocharme, junge Sänger wetteifern mit Trommlern. Sogar die Bundesgartenschau Heilbronn kooperiert – dort und in Berkenthin zeigen ein schwäbischer Chor und norddeutsche Bläser, wie man Musiktheater auf der Wiese aufführt.

Schon seit zehn Jahren zünden Nachwuchskünstler aus der Region regelmäßig ein besonders Feuerwerk: Das junge Bühnenformat „Beat`n`Dance“ feiert dieses Jahr sein Zehnjähriges. Noch immer sei jede Probe spannend, der Entstehungsprozess so aufregend wie die Gruppendynamik, berichtet Janina Peters. Die junge

Kulturwissenschaftlerin, die selbst bei Beat`n`Dance mit Singen angefangen hat und zurzeit ihre Bachelorarbeit schreibt, betreut das Format als Regieassistentin. „It`s Me or Fantasy“ heißt die diesjährige Show. Längst wird eifrig geprobt, 25 Stücke stehen momentan auf dem Plan – von Re-Interpretationen über Eigenkompositionen bis zu Tanz mit sphärischen Musiken. Nicht nur junges Publikum lässt sich gern darauf ein. „Man spürt die große Lust aller Mitwirkenden – und ein solches Konzept ist wirklich nicht alle Tage zu finden“, betont die Studentin, die sich von so viel kreativer praktischer Arbeit faszinieren lässt.

Längst hat der KulturSommer auch unter den Künstlern einen guten Ruf. „Man scheut sich nicht mehr, in die Provinz zu gehen, um mit uns zu arbeiten“, freut sich der Intendant, der jüngst einen Regiewechsel beim Kanu-Wander-Theater verschmerzen musste – und zügig Ersatz gefunden hat. „Zum Glück haben wir inzwischen ein Standing in der Theaterszene.“

15.000 Reisebegleiter mit dem ausführlichen Programm sind gedruckt und erhältlich bei allen Tourist-Informationen, Filialen der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg. Weitere Infos zum KulturSommer am Kanal 2019 unter www.kultursommer-am-kanal.de sowie unter www.kulturportal-herzogtum.de.

Text + Fotos: EvaAlbrecht

Kategorien
Aus der Stiftung

„Kiel könnte neidisch werden“

Neben Intendant Frank Düwel äußerten sich im Rahmen der KulturSommer-Programmvorstellung mehrere Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft und Politik zu Themen und Events rund um das Veranstaltungsflaggschiff im Kreis Herzogtum Lauenburg. Hier ein paar Stimmen:

Klaus Schlie,Landtagspräsident undPräsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, über das Eröffnungskonzert am 15. Juni in Lauenburg:
„Kiel könnte neidisch werden auf eine 1200 Menschen aufnehmende Kulturstätte wie die Hitzler-Werfthalle.“

Frank Düwel, Intendant, über die Veranstaltung „Mannschaftsaufstellung am 16. Juni in Groß Grönau:
„Ich bin ein Freund von Fußball, genauer gesagt ein Fan von Trainern. Wie stellt man ein Team so auf, dass alles gut läuft? Das ist auch von sozialer Bedeutung. Darüber werden wir nach einem G-Jugend-Spiel in Groß Grönau plaudern.“

Meinhard Füllner,Präsident des Kreises Herzogtum Lauenburg:
„Die Werftkonzerte in Lauenburg sind gigantisch.“

Dr. Stefan Kram,Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg:
Der Reisebegleiter hat eine extreme Qualität, man spürt regelrecht die Energie. Dass die Kinder abgeholt werden, ist besonders schön. Es gibt nicht nur Programm für Kinder, sondern auch Teilhabe von Kindern.“

Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS):
„Bei den Reisemessen und Hafengeburtstagen in Hamburg hält die Nachfrage an: Der KulturSommer hat sich als Name und Reiseziel etabliert.“

Kategorien
Aus der Stiftung

Da ist das Ding!

Kein KulturSommer am Kanal ohne Reisebegleiter. Das Heft, in dem alle 90 Veranstaltungen übersichtlich und optisch ansprechend aufgeführt sind, gibt es seit kurzem bei allen Tourist-Informationen des Kreises. Zudem liegt das Programm in den Filialen der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg zum Mitnehmen aus. Die Auflage liegt bei 15.000 Exemplaren.

Dass im Kreis ab sofort auf den Reisebegleiter zugegriffen werden kann, ist das Werk der vielen fleißigen Hände der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Sie schleppten Kartons, wuchteten die Reisebegleiter in ihre Pkw und fuhren die Programm an die diversen Bestimmungsorte. Darüber hinaus wurden zig Reisebegleiter einzeln eingetütet und zur Post gebracht.

Deshalb ist an dieser Stelle mal ein dickes Dankeschön fällig. Zumal all das irgendwie „nebenbei“ – neben den laufenden Veranstaltungen – durchgezogen werden musste…

Kategorien
Aus der Stiftung

Präsident in schwerer Stunde

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg trauert um Paul Martin Rossa.  Der Familienvater und Jurist starb am 21. Februar dieses Jahres im Alter von 82 Jahren. Rossa fungierte von 1987 bis 1991 als Präsident der Stiftung. Auch danach blieb er ihr eng verbunden. Bis 2011 gehörte er dem Vorstand an, übernahm unter anderem als Vizepräsident Verantwortung.

In der von der Familie im Herrenhaus des Stadthauptmannshofes ausgerichteten Trauerfeier erinnerte Stiftungsvorstand Detlev Werner von Bülow an diesen großen ehrenamtlichen Einsatz. Rossa sei schon früh – noch vor seiner Zeit als Präsident – als stellvertretender Vorsitzender der Fördergesellschaft an der Arbeit für die Stiftung beteiligt gewesen. Als die Stiftung 1987 durch den Tod Uwe Barschels – einem ihrer Gründer – plötzlich ohne klare Führung dastand und zudem wegen der mit ihm verbundenen politischen Querelen in den Fokus der Kritik geriet, habe er sich als Präsident zur Verfügung gestellt. Dies sei wahrhaft keine leichte Aufgabe gewesen, unterstrich Bülow. Es habe damals „herbe Kritik“ gegeben, unter anderem wegen „fehlender Transparenz“ sowie wegen zum Teil „unklarer Satzungsbestimmungen“.

Rossa habe die anstehenden Aufgaben „mit großem Einsatz“ angepackt, so Bülow. Unter Rossas Ägide sei der Sitz der Stiftung nach Mölln verlegt, die Satzung reformiert, die Stiftungsgremien auf eine breitere personelle und gesellschaftliche Basis gestellt und der Grund für die finanzielle Konsolidierung nach dem Wegfall öffentlicher Förderung gelegt worden.

„Wenn wir in der Rückschau nach 30 Jahren heute die Stiftung und ihre Arbeit sehen; das Ensemble des Stadthauptmannshofes, die Akademie, den Naturschutz, den Kultursommer am Kanal und die breite Verankerung in unserem Herzogtum Lauenburg, dann verdanken wir dies in besonderem Maße der Arbeit und dem couragierten Einsatz von Paul Martin Rossa. Wir verneigen uns am heutigen Gedenktag vor dieser Leistung und erlauben Sie mir bitte, mit einer Abwandlung des berühmten Wortes von Matthias Claudius zu schließen: ‚Wir haben einen guten Mann begraben, doch uns war er mehr!‘“ schloss von Bülow seine Trauerrede.

Im Rahmen der Trauerfeier hatte die Familie Rossa um Spenden für die Stiftung Herzogtum Lauenburg gebeten. Dem kamen viele Gäste – etwa der Lions Club Lauenburg, der 1.000 Euro für das Jugendkunstprojekt „Entdecke die Kunst“ gab – nach.

Kategorien
Aus der Stiftung

Neu in der Stiftung: Johanna Saupper

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg freut sich über eine neue Mitarbeiterin: Auf Ehrenamtsbasis unterstützt seit kurzem Johanna Saupper das Team. Die 25-Jährige hat an der Leuphana Universität Lüneburg ihren Bachelor in Kulturwissenschaften sowie Digitalen Medien/Kulturinformatik gemacht. Für die Stiftung übernimmt sie in Teilzeit vor allem organisatorische Aufgaben. Zuletzt kümmerte sie sich um die Neuauflage des Veranstaltungsflyers „Interkulturelle Begegnungen“.

Aktuell ist sie in die Organisation des Nachwuchsschreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*innen“ mit eingebunden, der am 25. April mit der feierlichen Siegerkür im Möllner Stadthauptmannshof endet. Darüber hinaus repräsentiert die Kulturwissenschaftlerin die Stiftung bei Veranstaltungen, etwa bei die „Akademie geht aufs Land“.

„Die Arbeit macht unheimlich viel Spaß“, sagt Johanna Saupper. Das Team sei freundlich, offen und bei Fragen stets bereit, zu helfen.

Schön sei auch, dass sie sich von Anfang an einbringen konnte und damit gleich mittendrin im kulturellen Geschehen war. Dies sei ein positiver Kontrast zur Studienzeit, in der Themen wie kulturelle Bildung und die Organisation von Veranstaltungen zumeist nur theoretisch behandelt wurden.

Trotz der Freude an der praktischen Arbeit plant Johanna Saupper, ihr Studium zu vertiefen. „Ich möchte noch meinen Master machen.“ Inhaltlich will sie sich dann verstärkt den Bereichen Interkulturalität, der Stadtteilforschung sowie in der Kinder- und Jugendkultur zuwenden. Parallel dazu möchte sie aber, um den praktischen Bezug zu wahren, weiter für die Stiftung arbeiten.

Kategorien
Aus der Stiftung

„Das Wasser – das Salz – die Seele“

So ein bisschen lässt sich Intendant Frank Düwel denn doch schon in die Karten schauen: Neun der mehr als 80 Veranstaltungen, mit denen der KulturSommer am Kanal 2019 (KuSo) lockt, hat er kürzlich auf der Messe Reisen (Hamburg) vorgestellt. Auch ein Flyer ist bereits erschienen. Das Motto „Das Wasser – das Salz – die Seele“ heißt es darin, sei inspiriert durch die Funktion des Elbe-Lübeck-Kanals als „Teil der alten Salzstraße“.

Der Startschuss für den KulturSommer am Kanal fällt am Sonnabend, 15. Juni, um 14 Uhr in Berkenthin. An der Kanalschleuse steigt ein Dorffest mit Musik, Tanz und bildender Kunst zum Erleben und Mitmachen. Am Abend des 15. Juni zieht das Festival dann in die Stadt Lauenburg um. Dort steigt dann ab 19 Uhr in der Hitzler-Werft das Eröffnungskonzert. Zu hören ist die Friedensmesse „The armed Man“ von Karl Jenkins. Es handelt sich um einen kraftvollen Appell für den Frieden, für den alte und neue Musikstile miteinander verwoben werden.

Am darauffolgenden Wochenende drängen sich dann Meerjungfrauen, Nixen und Wassermänner in den Vordergrund. Das Kanu-Wander-Theater widmet sich in diesem Jahr den Sagenfiguren der Weltmeere, die sich nach menschlichen Gefühlen sehnen. Die gute Nachricht für alle Freunde dieses Formats: Erstmals stehen gleich zwei Aufführungen auf dem Programm. Das Publikum, das für die Aufführung über den Schaalsee, den Salemer See und den Pipersee eine acht Kilometer lange Strecke bewältigen muss, sticht am Freitag, 21. Juni, um 15 Uhr und am Sonnabend, 22. Juni, ab 11 Uhr in See.

Ein weiterer Höhepunkt folgt dann nachmittags um 15 Uhr im Möllner Kurpark. „In den Gärten“ heißt das Musiktheater, das dort ab 15 Uhr auf dem Programm steht. „Von barocker Gartenlust inspiriert, verlieben, verlieren und finden sich junge Menschen in den Gärten der Liebe“, heißt es dazu im KuSo-Flyer. 50 junge Sängerinnen und Sänger des Kammerchores vom Mönchsee-Gymnasium Heilbronn bevölkern dafür die Bühne. Die Begleitmusik spielt die Big Brass Company Mölln. Die Aufführung ist eine Produktion der Bundesgartenschau 2019, die in diesem Jahr in Heilbronn stattfindet.

Einen Tag später – am Sonntag, 23. Juni – lädt der KuSo auf Schloss Wotersen zum „Festival der Kreismusikschule“. Mit fünf Stunden Live-Musik und rund 400 Musikern begeht die Einrichtung ihren 60. Geburtstag. Auf drei Bühnen erwartet das Publikum unter anderem Aufführungen des Bläserensembles, des Gitarrenorchesters sowie der Auftritt des Violinenchores. Darüber hinaus bietet die Kreismusikschule Musikworkshops und Mitmachaktionen an.

„Mit allen Wassern gewaschen“ heißt es am selben Tag in der Christuskirche Geesthacht. Ab 18 Uhr geben dort 40 Trommelkinder der Oberstadt- und der Grüppental-Trommler im Zusammenspiel mit dem Chor von „fun & klang“ den Takt vor.

Musik vor romantischer Kulisse erklingt am Sonntag, 30. Juni, in Behlendorf im Rahmen von „Singen am See“. Los geht es um 15 Uhr.

Unter dem „It´s me or fantasy“ feiert Beat’n’Dance im Rathaus Schwarzenbek am 30. Juni zehnten Geburtstag. Zum Jubiläum widmen sich die Nachwuchsmusiker Legenden wie David Bowie oder Gegenwartstars wie Rihanna. Los geht es um 19 Uhr.

Einen festen Platz im KulturSommer am Kanal hat mittlerweile auch die Operette auf dem Lande. Unter dem Titel „LiebesEiferSucht“ wird das Viehhaus Segrahn (Gudow) am Sonnabend, 6. Juli, zu einem Ort voller Intrigen, Lust und Leidenschaft. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.

Mehr zum KuSo 2019:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/11/der-kuso-hat-nochmal-richtig-fahrt-aufgenommen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/11/premiere-erstmals-auf-dem-land/

 

 

Kategorien
Aus der Stiftung

Daten, Bilder, Diskussionen

Medien und Politik haben das Thema Künstliche Intelligenz (KI) für sich entdeckt. Kaum ein Tag vergeht mehr ohne eine brandaktuelle Reportage über die Macht der Algorithmen oder ein neues Dossier aus den Ministerien. Die in Gang gekommene Debatte ist überfällig. Auch die Stiftung Herzogtum Lauenburg möchte dazu ihren Beitrag leisten und bietet deshalb im ersten Halbjahr 2019 eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema KI an.

Warum ist die Debatte so wichtig? KI drängt mehr und mehr in alle Bereiche unseres Lebens vor. Digital gesteuerte Melkanlagen, automatische Gesichtserkennung, digitale Akten in den Betrieben, Roboter in der Medizin, selbstfahrende Autos. Die Kernfragen, die all diese technischen Errungenschaften mit sich bringen, lauten: Wollen wir in Zukunft wirklich alles den Maschinen überlassen? Was bedeutet das für unsere Arbeitswelt und für unser Zusammenleben? Wird der Mensch der Zukunft gläsern und unselbständig? Oder gelingt uns der Spagat zwischen Selbstbestimmung und Techniknutzung?

Diese Kernfragen sind Thema eines Kulturtalks, zu dem die Stiftung Herzogtum Lauenburg am Donnerstag, 28. März, um 19.30 Uhr im Stadthauptmannshof einlädt. Auf dem Podium sitzen mit dem Medienwissenschaftler Roberto Simanowski (Rio de Janeiro), Computer Bild-Chefredakteur Dirk Kuchel (Hamburg) und dem Digital-Experten von Bündnis 90/Die Grünen Konstantin von Notz (Mitglied des Bundestages) drei Experten, die aufgrund ihrer Profession einen speziellen Blick auf die Debatte haben. Der Talk startet mit der Frage, was „Künstliche Intelligenz“ eigentlich ist, ehe sich das Trio der Zukunft der digitalen Gesellschaft zuwendet.

Gedanken über KI und die Gesellschaft machen sich nicht nur die Experten, auch Künstler treibt das Thema um: Bereits am 21. März eröffnet das Künstlerhaus Lauenburg die Ausstellung „Revisit“. Zu sehen sind dort Bilder des Fotokünstlers Harald Popp. Popp spielt mit digitaler Ästhetik und der Möglichkeit der Manipulation.

Ab dem 28. März – also am Tag des Kulturtalks – sind im Herrenhaus des Stadthauptmannshofes unter dem Titel „Wohl und Wehe der Künstlichen Intelligenz“ Werke von Christiane Leptien (Geesthacht) und Jürgen L. Neumann (Büchen) zu sehen. Beide zeigen Bilder in Öl. Neumann präsentiert zudem ausgesägte Holzreliefs und Farbzeichnungen.

Den politischen Konsequenzen durch den Siegeszug von KI und Big Data widmet sich Prof. Dr. Utz Schliesky am Dienstag, 2. April, im Stadthauptmannshof mit seinem Vortrag „Digitalisierung – Herausforderung für den demokratischen Verfassungsstaat“. Schliesky, Direktor des Schleswig-Holsteinischen Landtages, skizziert die Gefahren, denen der demokratische Staat durch KI ausgesetzt ist. Vor diesem Hintergrund plädiert er für eine Weiterentwicklung des Systems, um es gegenüber Entwicklungen, die die offene Gesellschaft bedrohen, „wetterfest“ zu machen.

Eine offene Gesellschaft, die an der digitalen Revolution zu scheitern droht, nimmt der Dave Eggers-Bestseller „The Circle“ ins Visier. Die Verfilmung des Buches (U. a. mit Tom Hanks) ist am Dienstag, 14. Mai, im Burgtheater Ratzeburg zu sehen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge Frau, die für einen Digitalkonzern arbeitet und dafür nach und nach ihre Privatheit aufgibt und damit andere dazu animiert, es ihr gleichzutun. In ihrem Schicksal spiegeln sich die Ambitionen eines Unternehmens, mit Hilfe von Kameraüberwachung, Medien und Big Data die Gesellschaft nach eigenen Vorstellungen zu formen. Im Anschluss an den Film laden Ole Märtens(Kreis Herzogtum Lauenburg) und Ulf Kassebaum (Diakonie Ratzeburg) zur Diskussion.

Den Blick nach China richtet Klaus Schlie mit seinem Vortrag „China im digitalen Aufbruch“ am Dienstag, 29. Oktober, im Geesthacht Museum (Krügerisches Haus). Der Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg berichtet von den Erfahrungen, die er in seiner Funktion als Landtagspräsident bei zwei Reisen in den fernen Osten gemacht hat.

Die Termine im Überblick:

21. März – 7. April Ausstellung Fotokünstler Harald Popp, Künstlerhaus Lauenburg

28. März – Kulturtalk „Künstliche Intelligenz“, Stadthauptmannshof, Mölln

28. März – „Wohl und Wehe der Künstlichen Intelligenz“, Ausstellung mit Bildern von Christian Leptien und Jürgen L. Neumann, Herrenhaus, Stadthauptmannshof

2. April – „Digitalisierung – Herausforderung für den demokratischen Verfassungsstaat“, Vortrag Prof. Dr. Utz Schliesky, Stadthauptmannshof, Mölln

14. Mai – „The Circle“, Filmvorführung Burgtheater Ratzeburg, im Anschluss Diskussion mit Ole Märtens(Kreis Herzogtum Lauenburg) und Ulf Kassebaum (Diakonie Ratzeburg)

29. Oktober – „China im digitalen Aufbruch“, Vortrag von Klaus Schlie, GeesthachtMuseum im Krügerischen Haus (Geesthacht)

Weitere Infos zum Thema KI und zum KI-Talk unter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/11/wer-spricht-denn-da-ki-talk-im-stadthauptmannshof/
https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/11/ki-ein-weites-feld/

Kategorien
Aus der Stiftung

Wer spricht denn da? – KI-Talk im Stadthauptmannshof

Es ist ein ziemlich ungleiches Trio, das da am 28. März im Möllner Stadthauptmannshof zum Kulturtalk über Künstliche Intelligenz (KI) zusammenkommt. Das spiegelt sich schon in der Anreise wider. Dirk Kuchel wird sich in Hamburg ins Auto setzen, Konstantin von Notz vermutlich mit dem ICE aus der Hauptstadt anreisen und Roberto Simanowksi, der eigentlich in Rio de Janeiro zu Hause ist, braucht auf jeden Fall den Flieger, um in die Diskussion einsteigen zu können.

Kuchel, Chefredakteur von Computerbild, schlägt sich von Berufs wegen mit den vielfältigen Möglichkeiten von KI und deren Weiterentwicklung herum. Alles, was da ist und wird, muss von seinen Mitarbeitern getestet und den Lesern vorgestellt werden. Das erwartet das Publikum, das ist der Anspruch an sich selbst – sozusagen die DNA des Blattes. Computerbild marschiert immer an der Spitze der Bewegung. Ob Drohnen, selbstfahrende Autos, Sprachassistenten – das Blatt trägt die Fackel des Fortschritts. Ist da Platz für Zweifel? Bestimmt. Kuchel, geboren in Neustadt (Holstein),  ist ein ruhiger, nachdenklicher Mann, kein Haudrauf, sondern einer, der zugänglich ist für Argumente. Und er ist ein Mann vom Fach: Er hat die Springerschule durchlaufen und für verschiedene Blätter des Verlages gearbeitet. Dem Journalismus zugeneigt war er schon parallel zu seinem Studium an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.

Für den Bundestagsabgeordneten von Notz (Grüne) ist der Kulturtalk als Möllner ein Heimspiel. Einerseits. Andererseits widmet er sich in Berlin auf großer Bühne den großen Themen. Dazu gehören der Datenschutz und die Digitalisierung. Als Parlamentarier gehört es zu seinen Aufgaben, einerseits Fortschritt zu ermöglichen und andererseits einen ordnungspolitischen Rahmen zu entwerfen. Dinge, die aus dem Ruder laufen, gilt es wieder einzufangen. Ein plastisches Beispiel gefällig? Drohnen sind ohne Frage eine tolle Erfindung. Wenn sie jedoch Starts und Landungen ziviler Flugzeuge oder gefährden, muss jemand wie von Notz darüber nachdenken, wie das ausgeschlossen werden kann.

KI, die eng mit Big Data – also dem massenhaften Sammeln und Nutzen von Daten – verbunden ist, wirft unzählige solcher Probleme auf und täglich kommen neue hinzu. Hier nicht den Überblick zu verlieren und das Wissen in politisches Handeln umzumünzen, ist eine echte Herausforderung. Von Notz stellt sich ihr und kann als Jurist dabei in Sachen Gesetzgebung und Gesetzesauslegung auf seine eigene Fachexpertise zurückgreifen. Wie Computerbild-Chefredakteur Kuchel ist er dabei jemand, der die Argumente abwägt. Dafür genießt er Anerkennung über die eigene Partei hinaus. Kreispräsident Meinhard Füllner (CDU) etwa wurde kürzlich in den Lübecker Nachrichten mit den Worten zitiert: „Alles, was er (von Notz) sagt, hat Hand und Fuß.“

Das Kulturtalk-Trio komplett macht der Medienwissenschaftler Simanowski. Sein Hauptaugenmerk hat der Forscher zuletzt auf die massenhafte Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. gelegt. Es wird gedaddelt, gechattet, gestreamt und geklickt, aber kaum jemand macht sich ernsthaft darüber Gedanken, was hinter der Nutzeroberfläche geschieht, so seine Kernthese. Für Simanowski ist der Rechner eine Blackbox, „die ihre Operationsweisen verheimlicht und uns mit einem Ergebnis konfrontiert, dessen Zustandekommen wir nicht nachvollziehen können“. So schreibt er es in seinem 2018 erschienenen Buch „Stumme Medien“. Der Computer entziehe sich der Erkenntnis, was den Medienwissenschaftler mit Sorge erfüllt. Zudem beklagt er, dass der ständige Einsatz des Smartphones zu einer „Kultur der Ungeduld“ geführt habe, in der „der Fleiß des Einlesens, die Ausdauer bei Unklarheiten, die Anstrengung im Verknüpfen von These und Gegenthese“ weitgehend verloren gegangen sei. Stattdessen werde nach dem Motto verfahren: „Je weniger ich weiß, umso mehr bin ich überzeugt, Bescheid zu wissen“.

Dies gilt mit Sicherheit nicht für seine Gesprächspartner beim Kulturtalk. Sie kommen, um mit ihm über KI zu sprechen und darüber nachzudenken, wie diese Technik genutzt und dabei die offene Gesellschaft bewahrt werden kann.

Foto: konstantin-von-notz.de

Weitere Infos zur Veranstaltungsreihe Künstliche Intelligenz unter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/25/digitalisierung-die-herrschaft-des-rechts/
https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/25/pixelwesen-eseleien/



Kategorien
Aus der Stiftung

„Die Geschichten waren alle der Hammer“

Nein, der reine Zufall war es nicht, dass Marie Schröder zu jenen neun Auserwählten gehörte, denen im Amtsrichterhaus eine große Bühne bereitet wurde. Einmal abgesehen davon, dass es sich beim Zufall um einen Begriff handelt, den der Mensch ersonnen hat, um über undurchsichtige Zusammenhänge nicht weiter nachdenken zu müssen. Marie hatte beim Wettbewerb „Wanted: Junge Autor*inn*en“ mitgemacht, und wenn man bei so etwas mitmacht, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass man am Ende die Nase vorn hat. Tatsächlich kürte die Jury Maries Geschichte „Besuch bei Uroma“ zur Nummer 1 der Altersgruppe der 17- bis 23-Jährigen.

Ein Jahr Monate später denkt die 20-Jährige noch gerne an die Preisverleihung zurück. Sie erinnert sich an die „sehr persönliche Atmosphäre“, das Ambiente der Veranstaltung und an die Texte der anderen Preisträger. „Die Geschichten waren alle der Hammer“.

Ihrer eigenen Story zu lauschen – die Texte wurden von zwei Profis vorgetragen – empfand sie allerdings als merkwürdig. „Man liest die Geschichte sonst ja eher für sich selbst.“ Als Verfasserin habe sie zwar die Charaktere und Situationen im Kopf, aber wenn man dann einer fremden Stimme lausche, habe man plötzlich einen anderen Film vor Augen. Die Geschichte entwickle ein Eigenleben.

Der Ablauf der Ereignisse bei „Besuch bei Uroma“ bleibt indes derselbe und der ist natürlich nicht rein zufällig entstanden. „Meine Oma war dement“, sagt Marie. Einiges, was sie schildere, habe sie selbst erlebt. Die Nachwuchsautorin beschreibt einen Familienausflug. Uroma hat Geburtstag. Vater, Mutter und Kinder fahren mit dem Auto ins Seniorenheim, um die alte Dame zu besuchen. Marie zeichnet das typische Bild so einer Situation. Quengelnde Kinder. Gestresste Eltern. Die Vorfreude hält sich in Grenzen, und die demente Uroma weiß nicht einmal, dass sie Geburtstag hat. Das alles verortet Marie im Hier und Jetzt. Kein Erzähler, der dem Leser irgendetwas erklärt. Man ist schlicht dabei, wenn es passiert.

Die Nachwuchsautorin hat das ganz bewusst so gemacht. „Ich wollte mich nicht nur auf eine Sichtweise beschränken“, sagt sie. Alle sollten einen Standpunkt bekommen. „Dem Leser soll klar werden, wie schwierig es in so einer Situation ist, die Familie am Laufen zu halten.“

Marie verlässt sich beim Schreiben nicht allein auf ihre Intuition, und sie arbeitet daran, noch besser zu werden. „Ich belege zur Zeit einen Fernlehrgang im kreativen Schreiben“, betont sie. Ein Resultat dieses Engagements bekommen die Literaturfreunde womöglich am 25. April im Möllner Stadthauptmannshof zu hören, wenn die Sieger der zweiten Auflage von „Wanted: Junge Autor*inn*en“ gekürt werden.

Kategorien
Aus der Stiftung

KI – ein weites Feld

Künstliche Intelligenz (KI) – was ist das überhaupt? Gute Frage. Menschen, die sich für das Thema interessieren, aber nicht vom Fach sind, geraten hier schnell an ihre Grenzen. Eine einfache Antwort lautet: KI basiert auf Algorithmen, das sind mathematische Rechenformeln, die in genau festgelegten Schritten eine Aufgabe erfüllen. Sie sagen dem Prozessor im Rechner, wie er den einlaufenden Datenstrom verarbeiten soll. Beispiel Spracherkennung: Apples Sprachassistent „Siri“ versteht nicht im Sinne des menschlichen Bewusstseins, was wir ihm sagen, aber er zerlegt das gesprochene Wort in Einzelteile und gleicht es mit schon mal erkannten Wörtern ab, entschlüsselt sie und gibt sie wieder. Der Algorithmus „lernt“. Je mehr Daten er entschlüsselt, desto besser wird er.

Diese Form der KI dominiert derzeit die technische Weiterentwicklung von Computern. Ein Schattendasein fristet dagegen die von Forschern angestrebte Schaffung eines maschinellen Bewusstseins. Immerhin gibt es bereits Ingenieure, denen es gelungen ist, Rechner mit Nervenzellen zu bestücken. Diese erzeugen elektrische Erregungen und lösen Signale aus, die zu Denkprozessen führen. Reine Zukunftsmusik ist bislang das, was Henry Markram vorhat. Der Forscher versucht sich in der Königsdisziplin der KI. Er will eine Maschine bauen, die funktioniert wie der Mensch. Dafür arbeitet er an einem Nachbau des Gehirns am Computer – Nervenzelle für Nervenzelle, Synapse für Synapse.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das menschliche Gehirn besteht aus 100 Milliarden Nervenzellen und 100 Billionen Synapsen. Der erste große Erfolg von Markrams Arbeit ist die Nachbildung einer „kortikalen Säule“, ein Grundbaustein der Hirnrinde. Sie setzt sich aus 10.000 nachgebauten Nervenzellen zusammen, die alle miteinander verbunden sind. Ein 3D-Puzzle aus Schaltkreisen. Mit einem Gehirn hat das noch wenig zu tun. Das menschliche Denkorgan besteht aus einem Großhirn für das Sehen, Denken und Sprechen, einem Zwischenhirn für die Koordination des Körpers, einem Kleinhirn für das Nervensystem und einem Stammhirn für wichtige Reflexe wie die Atmung oder den Herzschlag.

Infos und Veranstaltungen der Reihe Künstliche Intelligenz:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/11/daten-bilder-diskussionen/
https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/11/wer-spricht-denn-da-ki-talk-im-stadthauptmannshof/