Aus dem von der Pandemie wolkenverhangenen Himmel zurück ans Wasser: Unter dem Motto „Am Ufer – die Freiheit“ veranstaltet die Stiftung Herzogtum Lauenburg vom 5. Juni bis 5. Juli 2021 den 16. Kultursommer am Kanal. Für die laufende Programmplanung freuen sich Intendant Frank Düwel und Managerin Farina Klose über Anregungen und Ideen von den Kulturschaffenden im Kreis.
Fest steht bereits, dass der KulturSommer am Kanal 2021 in Büchen startet. Dort werden sich die Besucherinnen und Besucher mit dem Fahrrad auf eine Kunsterlebnis-Tour begeben. Zudem darf das Publikum sich erneut auf „Kunst am Wegesrand“ freuen. Nachgeholt wird die abgesagte Kanu-Wander-Theater-Aufführung von Shakespeares „Was ihr wollt“. Neu ist unter anderem die Open Air-Konzertreihe „Klanggärten“.
„Wir möchten im kommenden Jahr an möglichst vielen Orten im Kreis Kunst und Kultur anbieten“, sagt dazu Düwel. Unabhängig von der Pandemie arbeite man hart daran, den KulturSommer am Kanal weiterzuentwickeln. Gleichwohl spiele Covid-19 bei den Planungen für 2021 eine wichtige Rolle. „Hygiene und Abstandsregeln sind für uns die Grundlage eines erfolgreichen Festivals“, so der Intendant.
Anregungen und Ideen nimmt das KulturSommer-Team per Mail unter kultursommer@norden-theater.de entgegen. Redaktionsschluss ist der 28. Februar.
Corona, Covid-19, Lockdown, Shutdown, Impfstoff, Kontaktverbot, AHA-Regeln, Maskenpflicht, Homeoffice, Homeschooling, Triage – die Liste der Wörter, die aufgrund der Pandemie Eingang in die Alltagssprache gefunden haben, ist lang. Jedes für sich Teil eines Puzzles, das zusammengefügt das Bild einer verwundeten Gesellschaft ergibt.
Darin hat alles seinen Platz. All die Toten, die fern der Liebsten einsam gestorben sind. Die Ärzte, die Krankenschwestern, die Pfleger. Menschen, die bis zur Erschöpfung, ja, bis zum Umfallen ihren Dienst getan haben (und in diesem Augenblick immer noch tun). Die gestressten Lehrer, die gestressten Eltern, die Kinder, die Kulturschaffenden, die Einzelhändler, die Alten, die Obdachlosen. In diesem Gewimmel, in dem bisweilen das Chaos regiert und wo jeder für sich auf seine eigene Art mit dem Virus zu kämpfen hat, ist es schwer, den Überblick zu bewahren. Das Virus – dieses vermaledeite Virus – hat sämtliche Lebenswelten auf den Kopf gestellt. Seither liegen – wo immer man hinschaut – Anforderung, Herausforderung und Überforderung im permanenten Gefecht miteinander.
Puzzleteil für Puzzleteil formen sich Schicksale. Jedes für sich ein Schrei nach Verständnis, ein Flehen um Hilfe. Selbst die Coolsten und Erfahrensten auf dem sich abzeichnenden Bild starren mit offenem Mund in die Welt. Man sieht die Kanzlerin. Emotional. Die Ministerpräsidenten. Steuern und Umsteuern auf Sicht.
„Wir alle werden uns viel verzeihen müssen!“ Was wäre dieser Ausspruch Jens Spahns für ein ausgezeichneter Puzzletitel. Ein Satz wie ein Monument. Nur bleibt er leider unsichtbar im sich abzeichnenden Bild. Einsicht und Selbstkritik haben keine Konjunktur. Dafür drängen viele, allzu viele ins Bild, die meinen, recht zu haben. Jene etwa, die das Twittergewitter vor die Tür gelockt hat. Menschen, denen nichts ferner ist, als die Einsicht in die eigene Schwäche und Fehlbarkeit. Schulter an Schulter stehen sie. Auf engstem Raum. Vereint in einem Feldzug, der der keine Toten kennt. Leidend am Pippi Langstrumpf-Syndrom machen sie sich die Welt, wie sie ihnen gefällt.
Die letzten Szenen sind seit Dienstag im Kasten. Auf den letzten Metern haben wir uns nicht mehr vom Weg abbringen lassen. „Wo ist Loors“ ist rechtzeitig fertiggeworden! Puuh. Da muss man sich erstmal den Schweiß aus dem Gesicht wischen. So ein Spielfilm hält so einige Fallstricke für einen bereit, wie wir erleben durften. Egal. Jetzt heißt es nur noch Vorhang auf… eh – Film ab für „Wo ist Loors?“.
Die Stiftung Herzogtum Lauenburg wünscht viel Spaß und frohe Weihnachten!
Spazieren: Den Lockdown für einen Strandspaziergang nutzen – das schlägt der Geopark Nordisches Steinreich in Kehrsen vor. Mit ein bisschen Glück findet man dabei noch Bernstein. Wie die Suche gelingen kann, erfahren Interessierte unter www.geopark-nordisches-steinreich.de. (Foto: GeoPark Nordisches Steinreich)
Leihen: Die Stadtbücherei Mölln schließt bis zum 10. Januar ihre Pforten. Automatisch verlängert sich damit die Leihfrist für die ausgegebenen Bücher & Medien. Säumnisgebühren entfallen für diesen Zeitraum. Weitere Infos unter stadtbuecherei@moelln.de.
Lesen: Seit kurzem gibt es frischen Lesestoff für geschichtsinteressierte Lauenburger. Unter dem Titel „Erdgeschichte des Herzogtum Lauenburgs“ ist die 33. Sonderveröffentlichung der „Lauenburgischen Heimat“ erschienen. Herausgeber der Zeitschrift ist der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg. Erhältlich ist der neue Titel für 18,50 Euro im Kreismuseum Ratzeburg, im GeesthachtMuseum, im Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg sowie in den Buchhandlungen Am Markt (Ratzeburg), Lesezeit (Schwarzenbek), Weber (Mölln) und LeseSpaß (Mölln). Vereinsmitglieder erhalten das Sonderheft kostenlos.
Mit einem mehrteiligen Filmprojekt erinnert das Grenzhus Schlagsdorf an das vor 75 Jahren zwischen Briten und Sowjets ausgehandelte Barber-Ljaschtschenko-Abkommen. Beitrag Nummer 4 befasst sich mit Albrecht von Bernstorff.
Im ersten Teil hatten Grenzhus-Leiter Andreas Wagner und Kreisarchivarin Dr. Anke Mührenberg über das Abkommen an sich gesprochen. Der zweite Filmbeitrag beschäftigte sich mit der Entstehung des „Grünen Bandes“. Beitrag Nummer drei widmete sich der historischen Spurensuche.
Worum geht es beim Barber-Ljaschtschenko-Abkommen? Am 13. November 1945 unterzeichneten die beiden Generalmajore Colin Muir Barber und Nikolai G. Ljaschtschenko in Gadebusch die Vereinbarung über einen Gebietsaustausch zwischen der britischen und der sowjetischen Besatzungszone. Die Gebiete A und B mit den Gemeinden Dechow, Thurow und Lassahn wechselten von der britischen zur sowjetischen Besatzungszone und umgekehrt kam das Gebiet X mit den Gemeinden Ziethen, Mechow, Bäk und Römnitz von der sowjetischen Besatzungszone in die britische. Dieser Gebietsaustausch hatte langfristige Folgen für die Menschen, die teilweise bis nach der deutschen Einheit andauerten.
Lothar Obst ist nicht nur in der antiken Geschichte bewandert, er ist auch ein Kenner des Neuen Testaments. Zuletzt hat er sich aus der Perspektive des Historikers intensiv mit diversen Fragen rund um die Geburt Christi befasst. Im Folgenden widmet er sich Bethlehem und Nazareth und der Reisezeit zwischen den beiden Orten zur Geburt Christi. Kulturportal-Herzogtum.de veröffentlicht den Text in mehreren Abschnitten. Hier lesen Sie Abschnitt IV.
„… und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“
Wenn wir uns streng an Lukas halten, dann berichtet er uns – neben der Geburt Jesu natürlich – nur zwei weitere Fakten, die Maria und Joseph in Bethlehem passieren (Lk 2,7):
1. Es gibt s o n s t keinen (anderen) R a u m in der H e r b e r g e
2. Maria legt ihren neugeborenen Sohn in eine K r i p p e
Das heilige Paar trifft also auf eine ausgebuchte Herberge. Diesen Umstand hat man lange Zeit darauf zurückgeführt, dass der 500-Seelen-Ort wegen der „Schätzung“ von heimgekehrten Auswanderern überschwemmt gewesen sei, solange man diese „Schätzung“ als Volkszählung übersetzte bzw. interpretierte. Doch damit ist – wie wir in einem der vorderen Kapitel gesehen haben – in Wirklichkeit eine Steuererhebung auf Grundbesitz gemeint. Ein anderer Umstand war historisch also entscheidend: Damals wie heute begegnen sich in Bethlehem uralte Wege vom Norden in den Süden und die Karawanen-Straße von Gaza am Mittelmeer durch die Wüste Juda nach Südosten zur Oase En Gedi, der Festung Massada am Toten Meer, der Felsenstadt Petra und zur Weihrauchstraße im Osten Arabiens. In und in der Nähe von Bethlehem treffen mithin wichtige Handelsstraßen aufeinander. So ist dort schon seit dem Jahr 587 v. Chr. eine Karawanserei bekannt. Die Herberge wird ein vor 2000 Jahren typischer Khan gewesen sein, d.h. ein von einer rechteckigen Mauer umfriedeter Platz mit einem Brunnen, wo die Tiere ausgespannt wurden. Auch dieses Haus wird – wie wir oben gesehen haben – zweigeschossig ausgeführt worden sein. Im Untergeschoss wurden die Tiere untergebracht und im Obergeschoss befanden sich die Schlafplätze für die Gäste. In der Regel gab es nur jeweils einen Raum für die Frauen und die Männer. Beide Räume waren offensichtlich aber überfüllt.
Luther übersetzt den griechischen Urtext dahingehend, dass es s o n s t keinen (anderen) Raum in der Herberge gab. Wo die Familie übernachtete, berichtet Lukas nicht. War es auf freiem Feld oder in einer der für diese Gegend charakteristischen natürlichen Höhlen oder Felsgrotten, die vielfach künstlich erweitert wurden. Aber: Finden wir dort eine K r i p p e, einen Futtertrog für das Vieh ?
Oder könnte es nicht doch ganz plausibel im erdgeschossigen oder angebauten Viehstall der Herberge gewesen sein, in der es s o n s t keinen anderen Raum für eine hochschwangere Frau gab, die kurz vor der Entbindung stand und bei der wohl schon die Wehen eingesetzt hatten ? Und damit würden wir auch den Wirt rehabilitieren, wird er uns doch in jedem Krippenspiel und bei jeder Darstellung der Herbergssuche üblicherweise als der barsch abweisende, herzlose Herbergsvater vermittelt, obwohl Lukas gar nichts über ihn schreibt. Fast schon eine an übler Nachrede grenzende Spekulation der Neuzeit! Nach 10 bis 12-tägiger beschwerlicher Reise wird eine hochschwangere Frau an der Herbergstür abgewiesen! Skandal! Vorstellbar oder unvorstellbar? Das hätten doch auch andere Übernachtungsgäste wahrgenommen und protestiert.
Kann es nicht vielmehr so gewesen sein: Der Wirt war gerade nicht abweisend, sondern ein zugewandter, mitfühlender Mensch. Sein Beruf war es ja, Menschen zu beherbergen, zu verpflegen und zu bedienen. Und er erkannte die Situation des Paares. Aber ausgebucht war eben ausgebucht. Ihm waren die Hände gebunden. Und so kommt er auf die Idee, dem Paar einen Platz im Viehstall bei den Tieren anzubieten. Dort ist es auch etwas separiert. Denn
s o n s t gibt es ja keinen anderen Raum im Hause. Unterstellen wir – was ja gar nicht so fern liegt -, dass der Mann die Herberge zusammen mit seiner Frau bewirtschaftete, dann wird diese die Situation Mariens auch erkannt haben. Also holt man Wasser aus dem Brunnen, bringt Decken und Felle für die kalte Nacht im Stall, entzündet ein Feuer zum Aufwärmen. Und im Stall finden wir auch unser zweites Faktum: Die K r i p p e. Philologisch leitet sich das althochdeutsche Wort „crippa“, mittelhochdeutsch „krippe“ oder „kripfe“ von einem geflochtenen Futterkorb für das Vieh ab, danach wird es sinnverwandt als „Wiege“ oder „Kinderbett“ gebraucht. Ursprünglich ist die Krippe die Futterstelle für das Vieh, der Trog im Stall oder im Freien. Und Joseph ist Handwerker, also praktisch veranlagt und richtet das Provisorium her. Alles sehr naheliegend und situationsgerecht. Nichts Außergewöhnliches. Doch darüber – oder vielleicht auch gerade deshalb – schweigt sich Lukas aus.
Dann geschieht das eigentliche Wunder der Geschichte, der Kern des Heils, der für Lukas auch wieder berichtenswert ist. Die Geburt des Kindes in der Nacht. Und natürlich ist hier kein Bettchen. Aber hier steht ein Futtertrog für das Vieh, die Krippe. Und Maria legt ihren Sohn in diese Krippe, weil ja sonst kein anderer Raum für die Drei da war. Damit sind wir beim zentralen Geschehen dieser Nacht angelangt, dem, was wirklich wichtig ist.
Gänzlich still und leise wollen die Ratzeburger Dommusiken das Weihnachtsfest dann doch nicht an sich und der Gemeinde vorbeiziehen lassen: Aus diesem Grund hat Organist Christian Skobowsky Bachs Weihnachtsoratorium für ein vierköpfiges Ensemble zusammengefasst. Diese kürzere Version, eingespielt im Ratzeburger Dom, ist nun am Heiligabend auf Youtube zu sehen und zu hören – im Rahmen eines Weihnachtsgottesdienstes.
Eigentlich hatte der Ratzeburger Domchor das Weihnachtsoratorium von Johan Sebastian Bach am 4. Advent live für die Gemeinde singen wollen. Die Pandemie machte den Sängerinnen und Sängern allerdings einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen zeichnete ein Kamerateam die Weihnachtsansprache von Domprobst Gert-Axel Reuß, die Lesungen und Gebete von Anne Gidion (Rektorin des Ratzeburger Pastoralkollegs) sowie die Bachsche Musik auf. Der Hamburger Tenor Mirko Ludwig singt dabei die Partie des Evangelisten und eine Auswahl von Chören, Arien und Chorälen. Begleitet wird er von Anna Reisener (Violoncello), Julius Lorscheider (Orgelpositiv) und Christian Skobowsky (Chororgel). Der Domorganist steuert im Abspann die Hirtensinfonie in einer an der Großen Domorgel eingespielten Fassung bei.
Der Youtube-Link zum Video findet sich unter www.ratzeburgerdom.de. Wer an den Feiertagen persönlich in den Dom gehen will, hat dazu am 25., 26. und 27. Dezember jeweils um 11 Uhr Gelegenheit. In überschaubarem Rahmen bieten die evangelischen Gemeinden gemeinsame Festgottesdienste für 50 Teilnehmer an, in denen der Sorge um die Sicherheit der Besucher durch sehr großzügige Abstände Rechnung getragen werden kann. Dafür ist im Dombüro, erreichbar unter Tel. 04541-3406 oder per Mail unter domkirchgemeinde@ratzeburgerdom.de, zwingend notwendig. Anzugeben sind der vollständige Name, die Anschrift sowie Telefonnummer oder eine Email-Adresse.
Weihnachtszeit ist Kulturzeit. Gleich mehrere Beiträge stehen in den kommenden Tagen auf dem Programm. Zum Auftakt am Mittwoch, 23. Dezember, sendet Kulturzeit aus Ratzeburg um 15 Uhr „Weihnachten auf Amerikanisch“. Es folgt am Freitag, 25. Dezember, um 16 Uhr „Weihnachten im alten Ostpreußen“ – ein Beitrag, der zum Teil in Mundart ausgestrahlt wird.
Anschließend widmet sich Kulturzeit der Literatur. Am Sonntag, 27. Dezember, wird ab 17 Uhr in einem ersten Teil aus Adalbert Stifters „Bergkristall“ gelesen. Diese Sendung wird am Dienstag, 29. Dezember, um 9 Uhr wiederholt. Am Donnerstag, 31. Dezember, steht dann ab 17 Uhr ein zweiter Teil auf dem Programm.
Zu empfangen ist Kulturzeit auf der Frequenz 98,8 MHz (106,5 Kabel) und als Direktsendung im Internet unter www.okluebeck.de.
So etwas wie eine Saure-Gurken-Zeit für die schreibende Zunft gibt es in Wirklichkeit gar nicht – auch wenn das gemeinhin gerne behauptet wird. Irgendwas ist ja immer los in der Welt. Im Moment ist es ein Virus, das alle auf Trab hält und das dazu beiträgt – dass es dann doch so etwas wie eine Saure-Gurken-Zeit gibt – nämlich in der Kulturszene.
Die Kulturszene ist und bleibt vorerst lahmgelegt und die Berichterstattung somit mühselig. Deshalb werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, in den kommenden Wochen auch mit weniger Berichten, Meldungen, Interviews und Essays versorgt werden, als Sie es auf Kulturportal-Herzogtum.de gewohnt sind.
Veranstaltungen, die es nicht gibt, lassen sich schlecht ankündigen. Und weil die Redaktion die für 2020 übriggebliebenen Urlaubstage noch nehmen muss, muss eben auch die darüber hinaus gehende Berichterstattung zwischen dem 24. Dezember und 10. Januar heruntergefahren werden. Ausnahmsweise. Immerhin: Die eine oder andere Meldung erwartet Sie auch in den kommenden Tagen und wie gewohnt geht montags ab 11.02 ein neues Thema der Woche online. Und: Ab dem 11. Januar sind wir dann wieder wie gewohnt für Sie da.
Für die kommende Zeit empfiehlt die Redaktion auch mal den Blick zurück. Trotz Krise gab es auf Kulturportal-Herzogtum.de das ganze Jahr hindurch Interessante Menschen und Kunstwerke aus der Region zu entdecken. Hier eine kleine Textauswahl:
Lothar Obst ist nicht nur in der antiken Geschichte bewandert, er ist auch ein Kenner des Neuen Testaments. Zuletzt hat er sich aus der Perspektive des Historikers intensiv mit diversen Fragen rund um die Geburt Christi befasst. Im Folgenden widmet er sich Bethlehem und Nazareth und der Reisezeit zwischen den beiden Orten zur Geburt Christi. Kulturportal-Herzogtum.de veröffentlicht den Text in mehreren Abschnitten. Hier lesen Abschnitt III. Zu Abschnitt II geht es hier.
Das antike Straßennetz als Pilgerwege für die jüdischen Wallfahrtsfeste
Den Ausbau des antiken Straßennetzes von Galiläa durch Samarien nach Judäa müssen wir nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Fernhandels von Syrien nach Ägypten, sondern auch im Rahmen der alljährlichen jüdischen Wallfahrtsfeste sehen. Im 23. Kapitel des Buches Leviticus des Pentateuchs beschreibt Mose die Gesetze über den Sabbat und die jährlichen Feste, welche im Einzelnen sind:
PASSAH (3. Mose 23,5-8)
Fest der ungesäuerten Brote
14. bis 22. Nisan (ca. März/April)
Erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten
SCHAWUOT (3. Mose 23,16-22)
Wochenfest
6. bis 7. Siwan (ca. Mai)
Erinnert an den Wiederempfang der zehn Gebote
ROSCH HA-SCHANA (3. Mose 23,23-25)
Neujahrsfest (Jahrestag der Schöpfung)
1.bis 2. Tischri (September)
Erinnert an die Erschaffung der Welt
(nach dem jüdischen Kalender am 6. Oktober 3761 v. Chr.)
JOM KIPPUR (3. Mose 23,26-32 und 16,29)
Versöhnungsfest (höchster jüdischer Feiertag)
10. Tischri (September)
SUKKOT (3. Mose 23,33-43)
Laubhüttenfest
15. bis 23. Tischri (September/Oktober)
Erinnert an die 40-jährige Wanderschaft der Israeliten durch die Wüste
Nach dem Buch Deuteronomium sind das Passahfest (5. Mose 16,1-8), das Wochenfest (5. Mose 16,9-12) und das Laubhüttenfest (5. Mose 16,13-15) zugleich Wallfahrtsfeste zum Tempel nach Jerusalem („Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist in deiner Mitte, vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen, an der Stätte, die der Herr erwählen wird“, vgl. 5. Mose 16,16). König Salomo ließ den ersten Tempel in einem Ausmaß von 30 m Länge, 10 m Breite und 15 m Höhe auf dem Tempelberg erbauen, der im Jahr 586 v. Chr. durch die Babylonier unter Nebukadnezar II. zerstört wurde. Es kam zur Entführung und Verbannung der hebräischen Oberschicht nach Babylon (sog. Babylonische Gefangenschaft). Nach der Rückkehr der Hebräer wurde unter dem persischen Statthalter Serubbabei 515 v. Chr. der Tempel wieder aufgebaut (Zweiter Tempel), der nach dem jüdisch-römischen Schriftsteller Flavius Josephus schon 145 m lang und 45 m breit und damit deutlich größer als der Tempel Salomos war. In den Jahren 167 bis 164 v. Chr. schändeten die Griechen den jüdischen Tempel, entfernten die Leuchter und stellten einen Altar für ihren Göttervater Zeus auf. Nach dem erfolgreichen Aufstand der Makkabäer und der Befreiung von den Griechen wurde der alte Tempelkult wiederhergestellt, der Zeus-Altar entfernt und nur noch ein siebenarmiger Leuchter (Menora) aufgestellt. An diese Einweihung des zweiten Tempels 164 v. Chr. (= im jüdischen Jahr 3597) erinnert das auch heute noch gefeierte Lichterfest CHANUKKA vom 25. Kislew bis 2. Tevet (ca. Dezember). König Herodes schließlich ließ in den Jahren 21 bis 19 v. Chr. das Plateau des Tempelberges deutlich erweitern. Der Herodianische Tempel war trapezförmig und hatte mit einer Gesamtfläche von ca. 140.000 Quadratmetern riesige Ausmaße (über 400 m x rund 300 m); davon steht heute nur noch ein kleiner Teil der westlichen Umrandungsmauer (Klagemauer).
Die jahrhundertelangen Wallfahrten zum Tempel nach Jerusalem brachten alljährlich Tausende jüdische Männer auf die Straßen und führten zu einem Ausbau des Wegenetzes nach Jerusalem, im Wesentlichen über eine Westroute entlang des Mittelmeeres, eine Ostroute entlang des Jordantales und eine dritte quasi Transitstrecke durch Samarien nach Judäa. Maria und Joseph dürften im Jahr 7/6 v.u.Z. genau diese Transitstrecke genutzt haben wie viele Jahre und Jahrhunderte vor ihnen Pilger zum Tempel nach Jerusalem zu den drei jüdischen Wallfahrtsfesten.
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