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Vorfahrt für die Jugend

Schneiden, basteln, hämmern und sägen

Die Ferienaktivitäten im und am „Pavillon“ an der Schlosswiese gehen weiter. Nach dem „Markt der (Un)Möglichkeiten“ im Sommer veranstaltet die Stadtjugendpflege Ratzeburg vom 1. Oktober bis 12. Oktober eine Ferienwerkstatt. Eine Anmeldung ist nur am Freitag, 5. Oktober erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Im Vordergrund steht montags bis freitags jeweils zwischen 14 und 17 Uhr das Basteln und Werken. Das Motto lautet „Alles fliegt“. Los geht es am Montag, 1. Oktober, um 14 mit dem Angebot „Bau von Nistkästen und Vogelhäusern“. Es stehen verschiedene Modelle zur Auswahl, je nach Erfahrungen im Umgang mit Werkzeugen. Damit alle Teilnehmer auch ihr Werk fertigstellen können wird das Angebot am Dienstag, 2. Oktober fortgesetzt. Ein Neueinstieg am Dienstag ist nicht möglich.

Die „Drachen“ sind am Donnerstag, 4. Oktober und Montag 10. Oktober los. Aus verschiedenen Materialien werden einfache Drachen gebaut und Natürlich auch ausprobiert. Das Angebot reicht vom gefalteten Papierdrachen bis hin zu Drachen aus dem modernen „Tyvek“, das sich hervorragend farblich gestalten lässt. Auch dieses Angebot geht über zwei Tage und ebenfalls ist ein Einstieg am zweiten Tag nicht möglich.

Eine „digitale Stadtrallye“ findet am Freitag, 5. Oktober statt. Die gute alte Schnitzeljagd machen wir heute digital. Die App „Action Bound“ führt durch Ratzeburg und stellt Fragen und Aufgaben. Voraussetzung für die Teilnahme ist Android-Handy oder Tablet auf dem die App „Action Bound“ bereits installiert ist. Das Angebot richtet sich an Junge Menschen ab zwölf Jahren und eine Anmeldung unter brandt@ratzeburg.de ist für eine bessere Planung erforderlich. Start der digitalen Rallye ist um 14 Uhr am „Pavillon“.

Am Dienstag, 9. Oktober, und Mittwoch, 10. Oktober, wird ein toller Balsa-Gleiter gebaut und gestaltet. Auch dies ist ein zweitägiges Angebot. Erforderliche Arbeiten sind Schneiden, Sägen, Kleben, und dann das Austrimmen. Das Angebot richtet sich an Kinder ab 8 Jahren. Beginn ist an beiden Tagen um 14 Uhr.

Einen spannenden Wettkampf um tolle Preise findet am Donnerstag, 11. Oktober statt. Das große „Cornhole-Herbst-Turnier“ beginnt um 14 Uhr. Es können Einzelspieler oder Zweierteams teilnehmen. Eine Anmeldung wäre für die vorbereitende Planung von Vorteil, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Conhole ist ein Wurfspiel mit einfachen Regeln und sofort spielbar. Es sind keine besonderen Fähigkeiten erforderlich.

Sollte das Wetter nicht mitspielen, werden im „Pavillon“ andere tolle Spiele Angeboten.

Ein Ferienprogramm geht auch mal zu Ende. So ist es auch mit dem Herbstferienprogramm der Stadtjugendpflege Ratzeburg. Zum Abschluss wird nochmals gespielt und gebastelt, eine gemütliche Klönrunde bei „Kakao & Kuchen“ und einem Besuch eines Gastes klingt das Ferienprogramm aus. Der Gast zum Ende des Ferienprogramms ist kein geringerer als „Rainer Zufall“ ein Close-Up-Zauberer. Ein Close-Up-Zauberer kreiert mittendrin, ganz nah am Publikum eine magische Atmosphäre. Taschenspielertricks und visuelle Zauberei, direkt vor den Augen und sogar in den Händen der Zuschauer, versprechen Spaß und Spannung.

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Mit den Kids ran an die größten Hits

„Sing man to“ heißt es am Sonntag, 28. Oktober, in der Möllner St. Nicolai-Kirche. Kantor Thimo Neumann lädt zusammen mit dem Jugendchor zu einem offenen Singen ein. Ob Jung oder Alt, ob Groß oder Klein – wer Lust hat, seine Stimme erklingen zu lassen, ist herzlich willkommen. Los geht es um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Alle singen gemeinsam“, stellt Thimo Neumann klar. Bange machen gilt also nicht. Zumal das Liedrepertoire die Sache ziemlich einfach macht. Gesungen werden Songs aus den Hitparaden sowie Evergreens der Beatles.

Wer sich dennoch nicht durchringen kann, mitzusingen, ist auch als Zuhörer willkommen.

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Vorfahrt für die Jugend

„In Japan sind die Geschichten allgegenwärtig“

„Ich habe als Junge angefangen, Mangas zu lesen“, erinnert sich Lennart Schütt. „Die lagen bei uns in der Bücherei aus.“ Beim Lesen ist es nicht geblieben. Der 21-Jährige ist mittlerweile auch ein begeisterter Zeichner geworden, der sein Können und seine Leidenschaft anderen gerne vermittelt. Am 28. und 29. September lädt er deshalb zu einem Workshop in der Kulturwerkstatt des Robert-Koch-Parks.

Was ist es, was ihn so fasziniert an den Mangas? „Dass die Geschichten in Schwarz-Weiß erzählt werden“, meint der gebürtige Geesthachter. Zudem sei die Machart eine ganz andere als die von Comics. Mangas werden dynamischer erzählt, beanspruchen weniger Zeit, so Schütt. Der Unterschied liege „nicht so sehr im Zeichenstil“.

Dies spiegele sich letztendlich auch in der Art und Weise wider, wie die Geschichten dargeboten werden. In Japan gebe es Manga-Magazine wie die „Weekly Fhonen and Jump“, sagt Schütt. „Das sind reine Wegwerfprodukte, gedruckt auf billigstem Papier. Unterirdisch“. Unbeliebte Serien, die darin laufen, würden sehr schnell abgesägt.

Sind Mangas dann so eine Art „Fast Food“ für Comic-Freunde? Natürlich nicht, stellt Schütt klar. Serien, die gefallen, wie etwa „Dragon Ball“, mit der im Übrigen Schütts Leidenschaft begann, gibt es auch in Buchform. „Liebevoll gestaltet“, ergänzt er. Persönlich hat er zuletzt eine Vorliebe für Inio Ansanos „Coming of Age“-Geschichten entwickelt – also für Geschichten, bei denen es um das Erwachsenwerden geht. Ansanos Geschichten, in denen es um unglückliche Menschen gehe, seien „superrealistisch“.

Grundsätzlich gebe es Mangas für alle Altersgruppen, erklärt Schütt, dem in diesem Zusammenhang noch ein weiterer Grund einfällt, warum es ihm ausgerechnet diese japanische Erzählform so angetan hat. „Die Geschichten sind dort allgegenwärtig.“

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Gebrauchsanweisung für neunjährige Jungen

Der folgende Text trägt den Titel „Gebrauchsanweisung für neunjährige Jungen“ und stammt aus der Feder von Steffen Stieler (Foto). Im Rahmen des Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“, initiiert von der Stiftung Herzogtum Lauenburg, erhielt er für seinen Beitrag in der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen eine Auszeichnung.

Für alles gibt es Gebrauchsanweisungen, nur nicht für neunjährige Jungen. Aber zum Glück wurde das jetzt geändert. Mit dieser Gebrauchsanweisung erfahren Sie, wie Sie Ihre Neunjährigen gegen die gefährliche Krankheit „Langweilinitis“ schützen können, wie Sie für immer gute Stimmung sorgen und sich selbst nicht ärgern müssen.

  • Bei Neunjährigen dürfen Erwachsene nur dann schimpfen, wenn sie sich wirklich sicher sind, dass das Kind absichtlich etwas Schlechtes getan hat. Das ist ein höchst seltener Fall. Das kann die Erwachsenen freuen, denn sie können ihre Stimme schonen.
  • Erwachsene sollten Neunjährige nicht zu kritisch anblicken. Kritik sollte nie größer als das Kind sein. Da Neunjährige noch nicht ausgewachsen sind, darf auch die Kritik nicht ausgewachsen sein.
  • Neunjährige Kinder sollten genügend Spielzeug haben, da sonst die gar nicht seltene Krankheit „Langweilinitis“ ausbrechen könnte. Sie tarnt sich manchmal als Traurigkeit. Sollte es zu dieser unangenehmen Krankheit kommen, hilft es zum Beispiel, gemeinsam in ein Autohaus zu fahren.
  • Auch für Neunjährige ist Obst gesund, keine Frage. Aber ein Tag mit weniger als drei Schokobonbons o.ä. ist offiziell gefährlich! Warum? Na, Schokolade sorgt für genug Zucker, Zucker ist wichtig fürs Denken, und denken müssen Neunjährige sehr viel, z.B. wie der neue Legobausatz gebaut werden muss, wie der Papierflieger schneller fliegt und wie die Kuckucksuhr funktioniert.
  • Neunjährige sollten immer Musik machen dürfen, weil sie guten Klang ins Leben bringt. (Könnte sein, dass es für die Erwachsenen nicht immer gut klingt, dafür gibt es Ohrenstöpsel).
  • Wenn ein Neunjähriger eine Schwäche hat, darf man ihn auf keinen Fall mit anderen Kindern vergleichen, die diese Schwäche nicht haben. Man sollte sie niemals mit Kindern vergleichen, die immer ihr Schulbrot aufessen, immer die Hausaufgaben aufschreiben, und immer, immer, immer die Hausaufgaben in Turbogeschwindigkeit erledigen.
  • Noch schädlicher ist es, die Neunjährigen immer zu hetzen. Die arme Zeit der Neunjährigen mag das nicht. Sonst fängt der Hetzeratis an zu glühen. Ihr wisst nicht, was ein Hetzeratis ist? Da müsst ihr euch gedulden, in Hetze findet ihr das nie heraus.
  • Wenn Erwachsene ihren Neunjährigen nicht genügend zuhören, erfahren sie nie, dass der BMW i 8 sein Lenkrad einfahren kann, wo Geheimverstecke und die tiefsten Pfützen sind.
  • Neunjährige sollten so viel träumen dürfen, wie sie wollen. Es sollte nie heißen, dass das erste Auto kein BMW i 8 sein wird.
  • In der Schule sollte es Fächer geben, wo man sich die Themen selbst aussuchen kann: Roboter bauen, Schaltungen ausprobieren, … Und während dieser Stunden darf man hüpfen und ruckeln und muss nicht still sitzen.

Was für eine schöne Welt für Neunjährige wäre das denn!

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Wie zeichnet man Mangas?

Wie zeichnet und gestaltet man Mangas? Wie baut man Figuren und Geschichten auf? Worauf kommt es bei diesen Comics im japanischen Stil an? All das können Mangafans am Freitag, 28. September, und Sonnabend, 29. September, im Rahmen eines zweitägigen Workshops lernen.

Die Leitung des Workshops hat Lennart Schütt, der sich ausdrücklich an alle Interessierten wendet: „Für Mangas muss man kein perfekter Zeichner sein“, stellt der 21-Jährige klar. Die japanischen Comics seien an keine Stilformen geknüpft. Zudem können man seine Geschichte frei erzählen.

Schütt vermittelt im Rahmen des Workshops das „Handwerkszeug“. Mit viel Zeit zum Zeichnen bringt er Einsteiger ihren eigenen Figuren und Stories einen großen Schritt näher. Darüber hinaus können sich Fortgeschritten ihren Feinschliff abholen.

Veranstaltungsort ist die Kulturwerkstatt Robert-Koch-Park. In der Hindenburgstraße 15. Am 28. September beginnt der Workshop um 17 Uhr, das Ende ist für 20 Uhr vorgesehen. Am 29. September geht es dann von 14 bis 20 Uhr weiter.

Den Workshop für Jugendliche und Junggebliebene veranstalten die Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow gGmbH und die Stiftung Herzogtum Lauenburg gemeinsam.

Bild: Lennart Schütt

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Aufpassen hat auch Vorteile

Der folgende Text stammt aus der Feder von Leni Nörenberg (Foto). Im Rahmen des Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“, initiiert von der Stiftung Herzogtum Lauenburg, belegte sie mit ihrem Beitrag in der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen den ersten Platz.

Die alte Uhr gab ein leises ticken von sich. Gelangweilt blickte ich durch die Fensterfront. Ich sah die blätterlosen Äste im peitschenden Wind tanzen. Beim Zurücklehnen knarrte der jahrealte Holzstuhl fürchterlich und so alt wie er aussah fühlte er sich auch an. Zudem ging er im Partnerlook mit dem Tisch. Es herrschte diese grausame Stille in der man anfängt irgendwelche Stimmen zu hören und sich über alles Mögliche den Kopf zerbricht. Letztendlich bereue ich es dann auch. Spätestens wenn ich drangenommen werde. „Anika!“ Meistens bekommt man in diesem peinlichen Moment kein Wort mehr aus seinem Mund. „Anika, erläutere bitte die Situation in dem Roman mit deinen eigenen Worten“, krächzte Frau Stelzinger. Ich schluckte und suchte völlig ratlos den Anfang: Ähm…ich fand…also es war.“ Sie blickte mir enttäuscht direkt in die Augen. Ihr Blick war kühl und hart, irgendwie tat es weh sie anzusehen. Auf ihrer Stirn bildeten sich mehrere Falten und sie zog langsam ihre rote, kreisrunde Brille auf die Nasenspitze. Sie schüttelte den Kopf und dann war ich wieder weg. Nicht wie immer, es war irgendwie anders. Ich sah schwarz und versuchte mich aus dieser Situation zu schreien, aber es kam nichts heraus. Kein Ton. Nur ein keuchen. Bis ich hart mit dem Rücken auf den Boden aufschlug. Kurze Zeit plagten mich starke Atemprobleme. Als ich langsam zu mir kam und meine Augen öffnete wollte ich wieder kreischen. Ich war zwar aus dem Unterricht heraus, ich glaube kaum das zu sagen, aber ich wünsche mich zurück! Blutrote Augen starrten mich an. Der Gesichtsausdruck der Bestie war fast so schrecklich wie Frau Stelzingers. Aber nur fast. Etwas Sabber tropfte auf meine Wange. Angewidert wischte ich es hinunter und begann mich Stück für Stück auf allen Vieren zurück zu bewegen. Mühsame Arbeit vor allem, weil die Bestie immer wieder nachrückte. Mittlerweile kam es immer näher. Sein Atem stank zum einen fürchterlich und außerdem drohte mein Herz aus meiner Brust zu springen. Ich hatte schreckliche Angst und suchte verzweifelt einen Weg aus dieser verzwickten Lage. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir ja nicht mal Gedanken darüber gemacht wie ich mich eigentlich vom Deutschunterricht in Sekundenschnelle in einem Urwald wiederfinden konnte. Direkt unter dem Maul einer riesigen Bestie mit messerscharfen Reißzähnen, die durch das jetzige aufreißen sehr bedrohlich wirkten und so würden sie sich bestimmt auch anfühlen. Ausprobieren wollte ich es verständlicherweise nicht. Also kroch ich noch etwas schneller und noch ein bisschen. Ich presste meine Augenlieder fest zusammen. Vielleicht würde ich so zurückkommen, aber Fehlanzeige.

Während mir die Angst zu Kopf stieg verzweifelte ich immer mehr. Ich suchte krampfhaft einen Ausweg bis… Sich der Boden unter mir auflöste. Zentimeter für Zentimeter ging das Gras in einem Meer aus schwarzen Flecken unter. Aufgeregt tätschelte ich über das noch übrig gebliebene des Untergrundes. Neugierig schob ich meine Hand in eines der Löcher. Kreischend musste ich feststellen, dass mein Arm verschlungen wurde. Unter Panik versuchte ich mich aus dem Loch zu zerren. Ich wurde immer tiefer hinuntergerissen. Bis ich bis zur Schulter weg war. Es fühlte sich an als würde mein Arm abgerissen werden. Ich holte tief Luft, denn der Sog war so stark, dass mein Kopf nun im Loch hing. Bevor ich mich retten konnte verschwand ich völlig. Ich schlug Purzelbäume und Pirouetten. Schwerelos flog ich durch einen violett leuchtenden Tunnel. Ich war so fasziniert von den bunten Farben, dass ich auch das Schreien aufgehört hatte. Als die Schwerkraft leider ohne Vorwarnung zurück kehrte schlug ich erneut hart auf und rieb mir schmerzerfüllt den Kopf. Ich war weder in diesem komischen Urwald noch in Deutsch. Mein Kopf dämmerte und ich konnte einige Minuten nicht klar denken geschweige denn gerade laufen. Das einzig Gute war, dass man dort nicht gefressen wurde. Es war eigentlich gar nicht so schlecht dort im Vergleich zu meinem vorherigen Aufenthaltsort. Langsam wurde ich wirklich hungrig, aber jetzt schien kein guter Zeitpunkt dafür zu sein. So sahen das scheinbar auch die zwei die auf mich zu kamen. Sie waren nicht sehr hübsch, wirkten unhygienisch und sahen nicht besonders sympathisch aus. Zudem waren sie völlig identische Kopien von einander, was mich leicht beunruhigte. In den meisten Filmen sieht man, dass Zwillinge gruselig sind und dich gelegentlich umbringen wollen.

,,Hey, ich bin Marielynn und das ist Marieann. Willst du mit uns spielen?“, die zwei hatten auch noch diese psychisch kranke Stimme, die mir die Haare sträubte. Apropos Haare, die der beiden waren blond, braun mit einem leichten grün Stich. Sie waren verfilzt, bildeten große Klumpen und standen willkürlich von ihren kleinen Köpfen ab. Ihre Gesichter waren kreideweiß und sie hatten bis auf die Knochen magere Finger auf denen man jede Ader sah. Ich wich einen Schritt zurück. Marielynn und Marieann streckten ihre kurzen Arme aus, die zarten Stöckchen ähnelten. ihre sumpfgrünen Augen waren weit aufgerissen. Sie lächelten und hielten ihre wohlgeformten Köpfe leicht schräg. Mit großen Schritten kamen sie näher. Sie waren unglaublich schnell und als ich unglücklicherweise über einen Stein stolperte, was im Übrigen sehr schmerzhaft war, hielten sie ihre Köpfe über meinen. Ich keuchte und zwang mich nicht auf zu schreien. Ihre Händchen griffen meinen Hals und quetschten meine Kehle fest zusammen. Ich schnappte nach Luft während ich versuchte mich aus ihren festen Griffen zu befreien. Für so magere zwei Mädchen waren sie außerordentlich kräftig, aber nachdem ich ihnen einen festen Tritt gegen die Schienbeine verpasst hatte ließen sie von mir ab. Meine Chance, die ich auch ausgiebig nutzte, indem ich aufsprang, ihnen wirklich nur aus Sicherheit und vielleicht einem Fünkchen Wut noch einmal auf die Füße trat und mich anschließend aus dem Staub machte. Als ich beim Umdrehen bemerkte, dass sie mich gar nicht verfolgten verlor ich etwas an Tempo. Trotz dessen flüchtete ich hinter einen Felsen. Dort war es ziemlich grau. Schwarze Bäume erstreckten sich hoch in den Himmel, aber von Blättern keine Spur. Vor Nebel konnte ich nicht zwei Meter weit schauen.

Ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Ich fühlte wie sie näherkamen, ihr warmer Atem hing mir im Nacken und als ich mich langsam drehte überfiel mich ein Schock. „Anika! Hallo Anika!“ Ich schlug vor Schreck mit dem Kopf auf den Tisch. „Was fällt dir ein? Es ist Unterricht, das gibt ein Gespräch mit deinen Eltern.“ ,,Nur ein Traum!“ rief ich erleichtert und meine Klasse brach selbstverständlich vor Lachen zusammen. Frau Stelzinger verstand allerdings keinen Spaß und blieb knallhart. Ich bekam einen Heidenärger, den ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschte. Also ich kann euch nur ans Herz legen: egal wie müde ihr seid, egal wie langweilig der Unterricht auch ist haltet euch wach sonst wisst ihr was euch blüht und falls es doch passiert: hoffe ich ihr träumt wenigstens gut und bekommt nicht allzu viel Ärger.

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Wie zeichnet man Mangas?

Wie zeichnet und gestaltet man Mangas? Wie baut man Figuren und Geschichten auf? Worauf kommt es bei diesen Comics im japanischen Stil an? All das können Mangafans am Freitag, 28. September, und Sonnabend, 29. September, im Rahmen eines zweitägigen Workshops lernen.

Die Leitung des Workshops hat Lennart Schütt. Der in Geesthacht aufgewachsene erfahrene Mangaka vermittelt das „Handwerkszeug“ in der Theorie und vor allem in der Praxis. Mit viel Zeit zum Zeichnen bringt er Einsteiger und Fortgeschrittene ihren eigenen Figuren und Stories einen großen Schritt näher. Der Workshop für Jugendliche und Junggebliebene ist eine Kooperation mit dem Lebenshilfewerk Mölln – Hagenow gGmbH.

Veranstaltungsort ist die Kulturwerkstatt Robert-Koch-Park. In der Hindenburgstraße 15. Am 28. September beginnt der Workshop um 17 Uhr, das Ende ist für 20 Uhr vorgesehen. Am 29. September geht es dann von 14 bis 20 Uhr weiter.

Bild: Lennart Schütt

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Der 18. Geburtstag

Der folgende Text stammt aus der Feder von Anabel Puth (Foto). Im Rahmen des Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“, initiiert von der Stiftung Herzogtum Lauenburg, erhielt sie für ihren Beitrag in der Altersgruppe der 17- bis 23-Jährigen eine Auszeichnung.

Der Tag meines 18. Geburtstages war ausgerechnet der schönste Tag des Sommers.

Das Wetter war so gut wie seit langem nicht mehr. Tagsüber war es angenehm warm gewesen – nicht zu heiß, nicht zu kalt. Und trotzdem hatte ich mich die ganze Zeit in meinem abgedunkelten Zimmer verkrochen und jeglichen Kontakt zur Außenwelt vermieden.

Jetzt am Abend war der Himmel feuerrot. Hier und dort trieben ein paar rosafarbene Wolken im lauen Wind. Es fühlte sich an, als hielte man mir einen Föhn ins Gesicht. Die warme Luft verursachte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Es war das schönste Abendrot, das ich jemals gesehen hatte. Doch den riesigen Kloß in meinem Hals konnte es nicht vertreiben.

Mit unsicheren Schritten schob ich mein klappriges Fahrrad den Feldweg entlang. Weiter hinten konnte ich bereits die Weggabelung sehen, bei der ein schmaler Trampelpfad links in den Wald hineinführte. Ich war auf dem Weg zu unserem Treffpunkt. Luke hatte mir gesagt, ich solle am Abend vorbeikommen. Weshalb wusste ich nicht. Er hatte keine Ahnung, dass ich Geburtstag hatte. Ich hatte es ihm nicht erzählt und er hatte nie gefragt. Und das war auch gut so. Mir fiel es schon schwer genug, mich an diesem Tag überhaupt aus dem Haus zu trauen.

Geburtstage waren nicht mein Ding. Sie waren es noch nie gewesen. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie man es feiern konnte, dem Tod ein Stückchen näher zu sein.

Der Druck auf meinem Hals wurde mit jedem Schritt größer und ich atmete tief die rauchige Waldluft ein. Am liebsten wäre ich umgekehrt. In meinem Kopf herrschte dichter Nebel. Doch Luke wartete auf mich. Deshalb ging ich weiter. Als ich den Wald verließ, stand ich am Fuß eines Hügels. Normalerweise verirrte sich keine Menschenseele hierhin. Soweit ich wusste waren wir die einzigen, die diesen Ort kannten. Ich hatte ihn damals in der vierten Klasse entdeckt, als ich mich im Wald verlaufen hatte. Orientierungslos und verzweifelt war ich von Baum zu Baum gelaufen, von Lichtung zu Lichtung, und hatte schließlich unter Tränen diesen Ort gefunden. Steht man ganz oben auf dem Hügel, kann man weit hinten am Horizont die Hauptstraße sehen. Seitdem war dieser Ort unser Treffpunkt.

Ich schaute auf meine Armbanduhr. 21:50. Ein letzter tiefer Atemzug und entschlossen stapfte ich mit meinem Fahrrad den Hügel hinauf. Ich hatte ja nichts zu befürchten.

Luke war bereits da. Er stand mir abgewandt an einen ausladenden Apfelbaum gelehnt und beobachtete den Sonnenuntergang. Vorsichtig stellte ich mein Fahrrad ab. Es machte ein schepperndes Geräusch und Luke drehte sich um. Seine Miene erhellte sich. Mit einer einladenden Geste breitete er die Arme aus und kam auf mich zu. In seiner rechten Hand hielt er eine Flasche Wodka. Feierlich rief er: „Riley, da bist du ja! Alles Gute zum Geburtstag!“

Meine Gesichtszüge entgleisten mir. Er hatte es also doch herausgefunden. Wie? Es gab nicht viele, die von meinem Geburtstag wussten. Als Luke vor mir stand, griff er mir mit der freien Hand in den Nacken, zog mich zu sich und küsste mich, doch ich wandte mich in seinen Armen. Er ließ mich los.

„Was?“ Er lachte. „Glaubst du, ich wusste nicht, dass du Geburtstag hast? Ich bin dein Freund, Riley, ich finde sowas heraus.“

„Hätte ich gewollt, dass du es wüsstest, hätte ich es dir erzählt.“

Stirnrunzelnd streckte er erneut seine Hand aus und streichelte mir sanft über die Wange. „Was ist los, Riley? Schau doch, was ich für dich vorbereitet habe.“ Mit der Wodkaflasche in der Hand deutete er auf eine Stelle ein paar Meter abseits des Baumes. Dort hatte er im hohen Gras eine karierte Picknickdecke ausgebreitet, auf der bereits einige Kissen und ein großer Picknickkorb standen.

Ich schluckte und bekam ein schlechtes Gewissen. Er gab sich so viel Mühe, mir Freude an einem Tag zu bereiten, den ich am liebsten aus dem Kalender gestrichen hätte. „Gar nichts. Ich bin nur kein Fan von Überraschungen, geschweige denn von Geburtstagen.“

„Diese Überraschung wirst du lieben! Ich habe dir extra einen Kuchen gebacken.“ Er legte einen Arm um mich und schob mich voran. „Mach dich mal locker. Heute ist schließlich dein großer Tag! Nimm mal einen Schluck“, sagte er und hielt mir die halbvolle Flasche hin. Ich schüttelte den Kopf.

„Bist du jetzt etwa sauer, weil ich mir Gedanken um dich mache?“

Ich seufzte. „Du verstehst das nicht. Du freust dich darauf, erwachsen zu werden und unabhängig zu sein.“

„Du etwa nicht?“ Er lachte. Ich wusste, er würde es nicht verstehen. Inzwischen bereute ich es beinahe, nicht doch umgekehrt zu sein. Luke griff nach meiner Hand und zog mich vorwärts. Ich seufzte nur. Wir ließen uns auf der Decke nieder und ich legte meinen Kopf auf eines der Kissen. Es war ein Albtraum. Ich wollte nicht daran erinnert werden, nun ein Jahr älter zu sein.

Luke griff nach dem Picknickkorb und holte einen Kuchen heraus. Sogar eine Kerze hatte er hineingesteckt, die er nun anzündete. „Wünsch dir was.“

Ich schüttelte den Kopf. „Lieber nicht.“

„Doch, Riley. Das macht man so.“

„Ich mache das nicht so.“

„Dann wirst du es ab jetzt so machen. Komm schon, ich habe mir wirklich Mühe gegeben.“ Er grinste mich mit einem seiner schiefen Lächeln an. Ich konnte nicht wiederstehen, ich musste tun, was er wollte.

Widerwillig holte ich Luft und blies die Kerze mit dem ersten Versuch aus. Luke klatschte und ich lief rot an. „Lass das, das ist albern.“

Luke schien meinen Kommentar zu ignorieren. „Was hast du dir gewünscht?“

„Das darf man doch nicht verraten, sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.“

„Natürlich geht er in Erfüllung! Ich bin dein Freund, ich habe ein Recht darauf zu wissen, wie du dich in deinem Inneren fühlst“, witzelte er, während er ein Stück Kuchen abschnitt, es auf einen Pappteller hievte und mir reichte. Sein belustigter Tonfall machte mich verrückt. Mir war so gar nicht nach guter Laune zumute.

Mürrisch nahm ich den Kuchen entgegen. „Müssen wir darüber reden? Ich würde meinen Kuchen gerne in Ruhe essen.“

Er kicherte nur, doch er sagte nichts mehr. Schweigend biss ich eine Ecke meines Stückes ab.

„Und, schmeckt er dir?“

„Ja, tut er. Ich wusste gar nicht, dass du backen kannst.“

„Ich auch nicht. Ich bin froh, dass er essbar ist und ich uns nicht vergiftet habe.“ Er brach in Gelächter aus. Luke war bekannt dafür, seine eigenen Witze besonders gut zu finden.

Während ich schweigend meinen Kuchen aß, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass er mich beobachtete. „Was ist?“, frage ich mit vollem Mund.

Er schüttelte nur lachend den Kopf. „Ich kann immer noch nicht verstehen, wie du nicht 18 sein möchtest.“ Luke war drei Monate vor mir volljährig geworden. Ich war auf seine Party eingeladen gewesen und dort waren wir zusammengekommen.

„Es geht mir nicht um die Zahl…“

„Worum dann?“, unterbrach er mich.

Ich seufzte. „Um alles, was mit dieser Zahl verbunden ist. Führerschein, Eherecht, volle Strafmündigkeit…“

„Du hast doch nicht etwa vor, kriminell zu werden, oder?“ Luke lachte. Beschämt schaute ich zur Seite. Ich hatte das Gefühl, er wollte mich gar nicht verstehen.

„Natürlich nicht. Aber von nun an bin ich für mein Leben selbst verantwortlich. Was ist, wenn ich noch nicht soweit bin?“

„Du bist soweit, Riley. Du bist der reifste Mensch, den ich kenne.“

„Dann kennst du mich aber nicht besonders gut“, schnaubte ich verächtlich. Sofort spürte ich, dass ich ihn gekränkt hatte. Ich warf ihm einen unsicheren Blick zu und sah, dass er mich bestürzt musterte. Ich bereute, was mir herausgerutscht war. Ich wollte etwas sagen, doch ich wusste nicht was.

Vorsichtig rückte Luke ein bisschen näher und legte mir eine Hand auf das Knie, während ich mir ein Gänseblümchen um den Finger wickelte. „Ich versuche ja, dich besser kennenzulernen, doch bei jeder Frage, die ich stelle, verschließt du mehr von dir.“

Ich wusste, er erwartete eine Antwort von mir, doch ich wusste keine. Ich sagte nichts, sondern lehnte mich nur vor und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Entschuldigen fiel mir nicht leicht. Dies war meine Art, es auszudrücken.

Zu meinem Erstaunen grinste er. „Weißt du was? Es ist Zeit für dein Geschenk. Augen zu, Liebling“, sagte er und stand von der Decke auf, noch bevor ich meine Augen schließen konnte. Nach einiger Zeit spürte ich ein kleines Päckchen in meinen Händen.

„Augen auf.“ Als ich ihn wieder ansah, strahlte er über das ganze Gesicht. „Pack schon aus.“

Ich schüttelte den Kopf. Der Kloß in meinem Hals schwoll weiter an.

„Los, mach schon!“

„Ich kann nicht.“

„Wieso nicht?“

„Vielleicht weil ich dich nicht darum gebeten habe, mir etwas zu schenken! Ich habe nicht darum gebeten, Geburtstag zu haben!“ Mir stieg die ganze Sache zu Kopf. Ich verspürte einen einschnürenden Druck auf meinen ganzen Körper. Egal, wie sehr ich es versuchte: Alles was Luke tat, erinnerte mich an das Älterwerden. Ich spürte, wie mir die Tränen kamen. Sie ließen sich nicht aufhalten.

Zornig sprang ich auf und stieß dabei den Picknickkorb um, der neben mir stand. „Du verstehst es nicht! Es wird nie wieder so sein, wie es war oder jetzt ist! Ich komme dem Tod Sekunde zu Sekunde näher und ich möchte nicht feiern, dass schon wieder ein weiteres Jahr vergangen ist!“ Ich stürmte davon. Doch nach ein paar Schritten machte ich kehrt. Die Flasche Wodka stand neben Luke. „Gib das her!“, brüllte ich, ohne ihm in die Augen zu sehen, und stampfte weiter. Ich lief bis zur entgegengesetzten Seite des Hügels und ließ mich dort im Gras nieder. Ich nahm einen gierigen Schluck und kippte mir die Hälfte auf die Brust. Ich schämte mich vor mir selbst, aber so handeln Menschen nun mal, wenn sie mit ihren Ängsten konfrontiert werden: Sie schreien und trinken, um zu vergessen.

Rücklinks streckte ich mich auf dem trockenen Boden aus. Inzwischen war die Sonne untergegangen und die ersten Sterne funkelten am Firmament. Während ich versuchte, sie zu zählen, wünschte ich mir, ich könnte einer von ihnen werden.

Irgendwann hörte ich ein Rascheln hinter mir und danach Schritte, die auf mich zukamen. Kurz darauf erschien Lukes Kopf in meinem Blickfeld. Er sagte nichts, sondern setzte sich nur seufzend neben mich. Die Stille zwischen uns war unangenehm, nicht so wie sonst. Ich wusste nicht, ob ich etwas zu ihm sagen sollte, und wenn ja, was. Also starrte ich weiter in den Himmel.

Schließlich räusperte Luke sich. „Du hast also Angst vor dem Älterwerden“, stellte er fest.

Ich schluckte hart, doch nickte letztendlich. Dann wurde es wieder still. Nach einer Weile seufzte er erneut und legte sich ächzend neben mich ins Gras. Unsere Schultern berührten sich und er griff nach meiner Hand, die ich mit seiner verschränkte. „Kennst du dich mit Sternenbildern aus?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Das da“, sagte er und hob den Arm Richtung Norden, „ist der Große Wagen. Das hast du bestimmt schon mal gesehen. Aber eigentlich ist der Große Wagen gar kein Sternenbild. Eigentlich gehört er nämlich zu einer anderen Konstellation, dem Großen Bären. Siehst du die drei Sterne weiter unten? Das soll das Vorderbein sein, glaube ich. Und das da ist dann das Hinterbein.“ Er ließ seinen Arm wieder sinken. „Weißt du, Sterne sind mehrere Millionen Jahre alt. Wir alle bestehen aus Sternenstaub und wenn wir sterben, werden wir wieder zu welchem. So ist das Leben. Jedes Lebewesen stirbt einmal. So ist es nun mal.“ Er drehte sich auf die Seite, stützte seinen Kopf auf seinen Arm und sah mich an. „Aber du hast dein ganzes Leben doch noch vor dir! Du bist 18 Jahre alt! Du hast die Schule bald hinter dir. Jetzt folgt die beste Zeit deines Lebens! Die Zeit, in der du endlich zu dir selbst findest, in der du dich verwirklichen kannst. Die stehen alle Türen offen!“

„Aber das ist gar nicht so leicht, wenn man die ganze Zeit im Hinterkopf hat, dass das Leben endlich ist. Ich habe den Druck, jede Sekunde auszukosten. Und wenn ich auch nur einmal meine Zeit verschwende, bereue ich es. Weil ich weiß, dass mir nichts geschenkt wird. Ich werde arbeiten und einen Job machen müssen, der mich nicht erfüllt, aber getan werden muss, um Geld anzuschaffen. Einmal geblinzelt und schon werde ich dreißig sein. Und dann werde ich Mitte vierzig und irgendwann bin ich zu alt, um das alles hier noch Leben zu nennen. Dann ist es nur noch ein Überleben.“ Meine Stimme brach. Ich war den Tränen nahe. Sanft drückte Luke meine Hand

„Riley, denk nicht so viel nach. Dein Ziel sollte es nicht sein ein langes, sondern ein erfülltes Leben geführt zu haben. Das geht aber nicht, wenn du dir über jede einzelne Sekunde den Kopf zerbrichst. Wer sagt denn, dass deine Jugend mit 18 vorbei ist? Wer sagt dir, wie du dein Leben zu leben hast? Du hast nun die Wahl! Du hast nun die Chance, dein Leben nach deinen Vorstellungen zu gestalten. Lass sie dir nicht entgehen.“

Luke erhob sich. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich meiner Freundin nun gerne dabei zusehen, wie sie ihr unglaublich tolles Geburtstagsgeschenk auspackt, für das ihr Freund sein halbes Erspartes hingeblättert hat“, witzelte er wieder und hielt mir seine Hand hin. Meine Glieder drückten schwer in den Boden. Auf einmal fragte ich mich, wie ich die ganze Zeit über nur so einen pessimistischen Blick auf das Ganze haben konnte. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Ich suchte im Sternenhimmel nach dem Großen Wagen, fand das Vorderbein des Großen Bären, dann sein Hinterbein, und ich wusste, dass Luke immer für mich da sein würde.

Dann ergriff ich seine Hand, zog mich an ihm hoch und war bereit, mir die letzte Chance, den Rest meines 18. Geburtstages zu genießen, nicht entgehen zu lassen.

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410

Der folgende Text trägt den Titel „410“ und stammt aus der Feder von Dennis Tschernich (Foto). Im Rahmen des Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“, initiiert von der Stiftung Herzogtum Lauenburg, erhielt er für seinen Beitrag in der Altersgruppe der 17- bis 23-Jährigen eine Auszeichnung.

Tropfenweise tropfte der Schweiß von meiner Stirn, Die Dunkelheit, die mich wie eine Schale umzog, wurde von einem starken Lichtstrahl durchbrochen. Diese Gegend kam mir sehr bekannt vor, es sah nach einem Tunnelausgang aus… bin ich… ? Mein eigener, starker Atemzug zerstörte die Illusion, ich saß in meinem Zimmer vor dem Computer. Ich konnte es fühlen, wie mein Körper das Bilden von Schweiß einstellte, die negativen Gedanken, die als Auslöser dafür dienten, waren in Kürze vergessen. Was für welche waren das? Worum ging es da? Auf diese Fragen konnte ich mir keine Antworten geben, bräuchte ich auch nicht, das einzige, was ich in dem Moment wollte, war Wasser. Beim Aufstehen gelang es mir, meinen alten Holzstuhl umzukippen und damit eine Glasflasche zu zerschlagen. „Scheiße…“ , murrte ich in die Nässe unter mir,

. seit wann steht die…?“. Plötzlich taucht der Kopfschmerz auf, rasch durchlief es alle meine Hirnzellen und verging genauso schnell, wie es auftauchte. Ich konnte es mir nicht leisten, weiter Zeit zu verlieren, schnell driftete ich durch die Dunkelheit, die in meiner ganzen Wohnung herrschte, in die Küche. Als hätte sie auf mich gewartet, stand eine Plastikflasche mit Wasser auf dem Küchentisch. Während ich meinen Durst löschte, wurden meine Gedanken etwas klarer; alles, was mich bis jetzt nicht interessiert hatte und ich in Frage gestellt hatte, bekam nun plötzlich einen gewissen Platz in meinen Gedanken. Mein Handy, das sich in meiner Hosentasche befand, konnte mir die ersten zwei Fragen beantworten. „2. Februar, 2:47″. Weitere Fragen waren leider schwerer, alleine dadurch, dass ich sie nicht in Worte fassen konnte, ich konnte sie nur mit Angst und Verlust verbinden… vielleicht ist es auch besser so. Dem Gedankenflug konnte ich nicht länger folgen, ich wurde durch das laute Magenknurren in die Realität zurückgerissen.

Ich schaute einen Moment in den Kühlschrank, der leer war wie eine Wüste. Ich schaute ihn so an, als ob er ein Mensch war, ein Freund sogar, der mich verraten hatte. Meine Aufgabe war klar: ich musste mir etwas kaufen gehen. Ich machte mich auf den Weg zu einem 24-Uhr-Laden, der in der Nähe meiner Wohnung lag. Schon bereit angezogen, stand ich im Flur, einem schmalen, langen Flur. Ich beobachtete mich selbst im Spiegel, durch den Lichtmangel konnte ich mein eigenes Aussehen nicht wirklich beurteilen, aber ich konnte mir genau vorstellen, wie ich in dem Moment aussah. Spontan versuchte ich mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal draußen oder überhaupt einfach nur aus der Wohnung herausgekommen war. Ich wusste einfach nur, dass ich nicht immer so war, ich hatte mehrere Freunde, ich ging auch in eine Universität, ich hatte auch eine…. Mein Bauch knurrte wieder, ich packte meinen Schlüssel in die Jackentasche, machte die Tür auf und sah das Treppenhaus, welches mit alten Fliesen ausgelegt war, ein schwaches Licht schien von einer Straßenlampe in das Treppenhaus, was mir zeigte, wo der Ausgang war. Ich drehte mich um, um die Tür zu schließen, hob meinen Kopf hoch und sah eine Gestalt. Eine Gestalt, genau so groß wie ich, stand ein paar Meter von mir entfernt; in dieser Sekunde war mein Kopf absolut leer, ich stand wie eine Eisskulptur und schaute dieses Wesen an. War es vielleicht nur meine Fantasie? Ein Dieb? Wie war er dann in meine Wohnung hineingekommen? Langsam reduzierte die Gestalt den Abstand zwischen uns immer mehr und mehr, ich schmiss die Wohnungstür mit voller Kraft zu und rannte aus dem Haus.

„Wie konnte ich nur es vergessen!?“ , mein Schrei durchdrang alle Häuser in der Nähe, doch keiner hörte ihn. Mein Handy lag genau da, wo ich es gelassen hatte, bei mir zuhause auf dem Küchentisch. Ich fühlte mich hilflos, ohne weiter zu denken folgte ich meinem Anfangsplan weiter, ich ging zu dem Laden. Der Schnee knirschte unter meinen Füßen, die großen Schneewehen reflektieren das gelbe Straßenlampenlicht, die Atmosphäre beruhigte mich ein bisschen, ich hatte mich von dem Geschehenen innerlich entfernt.

In der Ferne konnte man den Laden schon gut erkennen, er war klein und stand allein, vielleicht damit er nicht von den großen Wohnhäusern verdeckt würde.

Erst jetzt bemerkte ich, wie meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, schon vor der Eingangstür bekam ich Kopfschmerzen, ich konnte mich nicht im Laden orientieren, ich merkte, wie die Gänge immer schmaler wurden, sie wollten mich zerdrücken, sie…

„Hi“ , eine zarte Stimme, die ich schon kannte, beruhigte mich in der Sekunde. Ich schaute sie an, eine Figur aus meinem alten Leben, blonde Haare mit einem Zopf, eigentlich ein strahlendes Gesicht, welches mich mit Leid anschaute, und ein schöner Name, den ich schon lange vergessen hatte.

„Alles ok bei dir?“ ,sie ging rasch auf mich zu.

„Ja, alles gut…“ Ich vergrößerte den Abstand zwischen uns.

„Na… bist du aus deiner Höhle raus?“, an der Aussprache konnte man erkennen, wie sie im Gespräch mit mir verzweifelt passende Worte suchte.

„Ja, ich… wollte mir was zum Essen kaufen“, ich wollte nach Hilfe suchen, aber ich traute ihr nicht, ich fühlte, dass sie daran Schuld war, was aus mir geworden war.

Ich saß in einer U-Bahnstation, draußen war es zu kalt, ich wagte mich nicht, wieder nach Hause zu gehen und in dem Laden wollte ich auch nicht bleiben. Mein Plan war es, auf den Tag zu warten, falls bei mir zuhause doch irgendwelche Diebe waren, müssten sie dann schon längst weg sein, und falls es doch keine Diebe waren…. „Sowas kann nicht existieren, es ist von Natur aus unmöglich! Gestalten, die sich einfach so im Raum bilden, pah!“

Ich bekam Gänsehaut. Ich versuchte, mich nochmal an diese Gestalt zu erinnern, aber ich hörte sofort damit auf. War die Angst davor zu groß? Ja. Ich versuchte, ein bisschen zu schlafen, um mich zu beruhigen, aber es gelang mir nicht, ich lag einfach so auf einer Bank, mit geschlossenen Augen und plante meine Invasion weiter.

9:37

Erschrocken sprang ich von der Bank auf, ein weiterer schrecklicher Traum besuchte meinen Kopf, der Inhalt blieb vor mir verdeckt, nur Gefühle, starke, wilde Gefühle zeigten sich offen. Ich schaute mich um und sah die U-Bahnstation, aber keine Menschen. Die Station war leer, absolut leer. Ich konnte mich nicht an den Wochentag erinnern, aber es war mir bewusst, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich wollte mich nicht weiter mit dieser Frage beschäftigen, ich verließ die Station und ging in Richtung meiner Wohnung .

Tagsüber schien in dem Treppenhaus das Sonnenlicht, man konnte kaum eine Fläche finden, wo Schatten war. Ich stand vor meiner Tür, an der Wand fehlte eine Fliese, da sie nun ihren Platz auf dem Boden gefunden hatte. „Wahrscheinlich ist sie abgegangen, als ich die Tür zuknallte.“, dachte ich. Ich fand es irgendwie lustig, keine Ahnung wieso, ich suchte vielleicht nach Ausreden, nicht die Tür aufzumachen, ich versuchte, die Zeit hinauszuzögern . Nach einigen Minuten war ich bereit, ich steckte den Schlüssen ins Schloss, drehte ihn einmal nach rechts, riss die Tür auf und sprang zurück. „Ich bin so dämlich.“ dieser Satz erschien in meinem Kopf, vor ein paar Minuten hätte ich wahrscheinlich darüber gelacht, aber jetzt nicht, jetzt ging es mir praktisch um mein Leben, zumindest hatte ich so ein Gefühl. Der Flur… die Wohnung insgesamt war gut durch das Sonnenlicht beleuchtet, falls die Gestalt doch nur eine

Gedankeninterpretation war, konnte ich es gut nachvollziehen. Ich kroch langsam in die Wohnung hinein. Nichts war zu hören, ich schaute kurz nach links, in die Küche rein, mein Handy lag auf dem Tisch, ansonsten war alles normal, genauso, wie ich es gestern zurückgelassen hatte. Ich kroch zu meinem Ziel, dem Schlafzimmer.

Unaufgeräumtes Bett, ein Computertisch mit einem Computer, ziemlich viel Müll, alles wie immer. Ich ging erschöpft zur Tür, verschloss sie und stand eine Weile vorm Spiegel. Ich durchlebte alles nochmal gedanklich und kam zu der Schlussfolgerung, dass ich einen schlimmen Tag erlebt hatte, und trotzdem war ich froh, dass er so geendet hatte. Ich sah einen wochenlang nicht ausgeschlafenen, nicht geduschten und unrasierten jungen Mann im Spiegel, ich zog die Jacke aus und sagt zu mir: „Man, siehst du Scheiße aus…“

„Für mich bist du aber immer noch schön“.

Ich erstarrte zu Eis.

Eine sanfte Stimme erklang in meiner Wohnung, Schweiß floss von über meinen Rücken, ich war alleine und doch konnte ich die Stimme deutlich hören. Ich beobachtete in den Spiegel, wie sich ein Schatten hinter meinen Rücken bildeten, so dunkel, dass er sogar außerhalb seiner Grenze noch das Licht in sich zog, eine Art Hand zog sich aus dem Schatten heraus, je weiter sie von dem Schatten weg war, desto menschlicher sah sie aus. Ich konnte mich nicht bewegen, ich konnte nicht schreien, ich konnte nicht blinzeln, ich konnte meinen Körper nicht beherrschen, ich stand nur da und wartete darauf, was auf mich zukam. Bilder entstanden in meinem Kopf, als die Hand mich berührte, Bilder, die alle meine vorherigen Fragen erklärten, ich sah die schreckliche Wahrheit, sie umarmte mich, der Tag wurde zur Nacht, der letzte Sonnenstrahl verließ mich, alles war dunkel.

Meine Schale aus Dunkelheit wurde von einem Lichtstrahl durchbrochen, ich saß vorm Computer und atmete stark. „Es sah wie ein Tunnelausgang aus.     ich versuchte mich an den Traum zu erinnern, der mich so zum Schwitzen gebracht hatte, aber ich konnte es nicht. Nach dem Aufwachen hatte ich nur eines im Sinn, das Durstgefühl loszuwerden.

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Vorfahrt für die Jugend

„Beat and Dance”

Zum neunten Mal haben sich junge Akteure aus dem gesamten Herzogtum Lauenburg und darüber hinaus aufgemacht, um die Show „Beat and Dance“ im Schwarzenbeker Rathaussaal zu realisieren. Am Sonntag, 1. Juli, um 19 Uhr ist es endlich wieder so weit. Das pulsierende Netzwerk aus jungen Menschen die Singen, Tanzen, Ton bearbeiten, Filme drehen und Grafiken für diese Show erstellen, präsentieren nach einem dreiviertel Jahr harter Proben die Ergebnisse ihrer Arbeit. In Kooperation mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie dem Regisseur und Intendanten des Kultursommers am Kanal, Frank Düwel,  produziert die Jugendpflege in Schwarzenbek die Show.

In diesem Jahr steht Beat and Dance unter dem Motto; „Beginners in Love, Rhythm of my live“.  „Ich habe festgestellt, dass sich ganz allgemein ein Optimierungskult entwickelt hat. Nach dem Motto: Wenn ich mich gut ernähre, Sport treibe und wenn ich nur raffiniert und klug genug bin, habe ich Erfolg. Die Liebe ist die Antithese zur Optimierung. Die Liebe ist das Lebendige, Nichtkontrollierbare. Die Liebe ist das Medium, mit dem man seine Schwächen versöhnen kann“, beschreibt Frank Düwel, als Regisseur der Show den Gedanken, der ihn zur Auswahl des Themas bewogen hat. In der Diskussion mit den am Projekt teilnehmenden Kids, ist darüber hinaus das Thema Rhythmus als tragendes Element der Show hinzugekommen. Die Jugendlichen haben sich intensiv darüber Gedanken gemacht, dass das Leben in großen Teilen durchgetaktet ist und der pulsierende Rhythmus des Lebens den Menschen überall hin begleitet. Dieses Spannungsfeld zwischen der Liebe mit all ihren Begleiterscheinungen und dem Takt des Lebens, zieht sich als thematischer roter Faden durch die ganze Show. In diesem Jahr ist es darüber hinaus gelungen, drei Tanzkompanien mit mehr als 30 Tänzerinnen und Tänzern für die Aufführung zu gewinnen. Ein weiteres Highlight in diesem Jahr ist der Auftritt der Hamburger Opernsängerin Merlind Phol, die zusammen mit den Hip-Hoppern der Lauenburger G-Breaker, die Habanera aus der Oper Carmen performen wird. Der besondere Charme der Show kann jedoch nur entstehen, weil alle Teilnehmer sich als Einheit verstehen. Sie helfen und begleiten sich bei den Vorbereitungen und der Aufführung gegenseitig.

Stadtjugendpfleger Norbert Lütjens, der zusammen mit seinem Team die Show seit inzwischen neun Jahren produziert, berichtet davon, wie komplex das Projekt inzwischen geworden ist. In einem pulsierenden Netzwerk arbeiten annähernd 100 junge Menschen über ein dreiviertel Jahr miteinander, komponieren Musik, stellen visuelle Projektionen für einzelne Themen her, proben, arrangieren gemeinsam Showabläufe und müssen sich dafür verlässlich miteinander absprechen. Unterstützt durch professionelle Rahmenbedingungen bei der Inszenierung, der technischen Umsetzung oder dem Coaching der Akteure, entsteht so Jahr für Jahr eine unglaubliche Show, die sowohl bei den Teilnehmern als auch dem Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlässt.