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Virtuosen im Wintersalon

Kein lauwarmes Lüftchen, sondern ein frischer Luftzug – das ist die „Kleine Kulturbrise“, für die Gwendolin Fähser bereits zum fünften Mal ihren Wintersalon (Ritzerau) öffnet. Zum Auftakt spielt dort am Sonntag, 23. Februar, das Duo „Liebertango“ Stücke von Piazolla, Mores und Co. Es folgen Auftritte von „Barocco Blue“ am 29. Februar und der Gastgeberin mit dem Jazzgitarristen James Scholfield am 1. März.

Angel Garcia Arnés und Alfons Bock bilden das Duo „Liebertango“. Im Wintersalon präsentieren sie am Sonntag, 23. Februar, ab 17 Uhr unter anderem Stücke ihres neuen Albums „Diálogos“. Der Name kann durchaus als Programm für die Live-Auftritte des Duos durchgehen. Mit Gitarre und Bandoneon entwickeln sie einen musikalischen Dialog und geben dem Tango eine eigene Note. Hinzu kommen Fingerspitzengefühl und ein Händchen für klangliche Nuancen.

Eine musikalische Begegnung der besonderen Art verspricht am Sonnabend, 29. Februar, der Auftritt von „Barocco Blue“ (Foto). Die drei Musiker lassen die Stimmen ihrer Instrumente miteinander wetteifern und nehmen die dem Barock innewohnende Einladung zur jazzigen Improvisation an. „Barocco Blue“ sind Stefan Back (Saxophon und Klarinette), Gerd Bauder (Bass) und Massoud Godemann (Gitarre, Komposition). Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Jazzige Töne sind auch am Sonntag, 1. März, im Wintersalon zu hören. Der Gitarrist James Scholfield improvisiert zu „Peter Schlemihls wundersamer Geschichte“. Scholfield zeigt dabei seine Vielschichtigkeit und die Fähigkeit, Themen aufzunehmen, zu variieren und überraschende musikalische Räume zu erschließen. Vorgetragen wird die Erzählung von Gastgeberin Gwendolin Fähser. „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ handelt von einem Mann, der seinen Schatten verkauft. Geschrieben hat das Stück der Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso im Jahr 1813. In seinem Text bringt er Romantik, Forschungsdrang und Märchenhaftes zusammen. Kooperationspartner der Veranstaltung ist die Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Der Wintersalon liegt zwischen Ritzerau und Duvensee. Er ist umgeben von Wald und Wiesen. Die exakte Anschrift ist Forstgehöft 2, 23896 Ritzerau.

Anmeldung für die Veranstaltungen unter gwen.faehser@posteo.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04543-7026.

„Liebertango“, 23. Februar, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 17 Uhr

„Barocco Blue“, 29. Februar, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 20 Uhr

James Scholfield & Gwendolin Fähser, 1. März, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 17 Uhr

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Mehr Informationen
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/13/otto-von-bismarck-stiftung-friedrichsruh-programmuebersicht/
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/13/events-priesterkate-2020/
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„Musik zur Christnacht“

Unter dem Motto „Musik zur Christnacht“ erklingen am Heiligabend (24. Dezember) im Ratzeburger Dom Werke von Johann Sebastian Bach, Alexandre Guilmant und César Franck. Gespielt werden sie von Domorganist Christian Skobowsky. Das Konzert beginnt um 23 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bei den Kompositionen handelt es sich um Pastoralen, die die Situation der Hirten auf dem Felde bei Bethlehem einfangen. Die Pastorale oder Pastorella ist eine Gattung der Instrumentalmusik – vor allem im Barock. Die aufbrechende Weihnachtsfreude zeigt sich zudem verhalten in einer neoklassischen Vertonung Olivier Messiaens („Die Jungfrau und das Kind“), einem elsässischen Weihnachtlied und Johann Sebastian Bachs Melodie „Ich steh an deiner Krippen hier“.

Christian Skobowsky musiziert die überwiegend romantischen Werke auf der Großen Domorgel, Bachs Musik auf der barock disponierten Chororgel.

„Musik zur Christnacht“, 24. Dezember, Dom, Domhof 35, Ratzeburg, 23 Uhr, freier Eintritt

Quelle: Wikipedia

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Der Traum vom Weihnachtsmann

Ich weiß, dass das nicht gerade nett ist. So kurz vor Heiligabend. Aber das muss jetzt einfach mal raus: Dieser unrasierte Kerl mit seinem speckigen roten Mantel! Dieser aufgeblasene Fettwanst! Dieser Rentierschinder! Diese Erfindung eines amerikanischen Getränkeherstellers!

Und jetzt kommt mir bitte nicht mit der Mär, dass er doch nur Geschenke verteilen will. Um den Menschen eine Freude zu machen – dass ich nicht lache! Genauso gut könnte man behaupten, dass Löwen Kuscheltiere sind und Antilopen nur zum Spaß fressen.

Die „Geschenke“ der fetttriefenden Speckbulette sind genau das Problem. Damit verdreht er den Leuten seit einer gefühlten Ewigkeit den Kopf. Alle Jahre wieder wird ihnen gegeben. Kein Wunder, dass der eine oder andere Erdenbewohner mittlerweile meint, dass er 365 Tage im Jahr rund um die Uhr Anspruch auf ein „All-Inklusive-Paket“ hat. Von wegen Geiz ist geil. Das wahre Motto lautet: Alle denken an sich, nur ich denk‘ an mich!

Ins Englische übersetzt heißt das: Make Amerika great again! Was es auf brasilianisch, türkisch, ungarisch oder polnisch heißt, fällt mir gerade nicht ein. Tatsache ist aber, dass immer mehr Erdenbewohner von Weihnachtsmännern regiert werden wollen. Und das Schlimme ist – das muss ich leider zugeben – die liefern: Zölle, Steuergeschenke, Propaganda, Fremdenfeindlichkeit, Fracking, Waffen, Zäune. Sicherlich – das eine oder andere Geschenk liegt den Beschenkten schon mal quer im Magen. Etwa dass man in Ungarn per Gesetz pro Jahr mindestens 400 (!) Überstunden machen darf*.

Geschenkt! – Werden Freunde und Follower sagen. Ein Weihnachtsmann meint es schließlich immer gut. Und da wo jemand frech wird, holt er einfach die Rute raus. Jawoll! Also, jetzt mal nicht unken oder gar defätistisch werden. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. Sogar bei uns in Deutschland, wo es dieses Jahr zum Fest ein dickes, fettes Klimapaket gibt. Darüber sind (fast) alle froh. So lange es der Nachbar ist, der seinen SUV in der Garage stehen lässt.

Und wehe es kommt anders! Dann sind wir Deutschen verschnupft und wählen uns einfach unseren eigenen Weihnachtsmann!

Helge Berlinke

*Das Gesetz wurde im Dezember 2018 vom ungarischen Parlament beschlossen. Es erlaubt Arbeitgebern zudem, sich mit der Bezahlung der Überstunden drei Jahre Zeit zu lassen. Offizieller Urheber des Gesetzes ist die Regierungspartei Fidesz, deren Vorsitzender Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán ist.

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Frohe Weihnachten!

Was macht Weihnachten froh? Doch nicht der passende Rahmen, das traditionelle Grün Rot Gold oder die Glamour Glitzer Deko mancher Freaks? Hübsch, gemütlich, stilvoll, spektakulär, liebvertraut kann das alles sein. Das Prädikat „erhebend“ wäre mir schon zuviel.

Manche sind schon froh, wenn sie familiär einigermaßen friedliche Weihnachten erwarten dürfen. Nach dem Motto: „Hoffentlich kommen wir einigermaßen heil durch.“ Aber heilfroh ist nicht erlöst froh, es ist nur ein „Glück gehabt“, wieder einmal davongekommen.

An erster Stelle kommt die Botschaft: Euch ist ein Kind geboren.

Wer dieser Botschaft Hoffnung entnimmt, wird froh.

Mit einem Kind fängt etwas Neues an. Zumal mit diesem Kind Jesus.

In ihm wurde Gott geboren, was ja eigentlich unmöglich ist. Denn Mensch ist Mensch und Gott ist Gott. Und der Abstand unendlich.

Aber die Botschaft behauptet Gottes Anwesenheit in Menschengestalt in Jesus Christus. Man kann es deuten als Gottes bedingungsloses Ja zum Menschen.

Gott sagt eindeutig „Ja“ zum Menschen, indem er selbst Mensch wird (aber auch Gott bleibt; nun ja, des Streitens wird kein Ende sein natürlich, weil dieses ein Glaubenssatz ist).

Vielleicht sage ich es anders: „Gott ist ganz und gar hier.“

Allerdings wie ein Baby, bedürftig, angewiesen, ausgeliefert. Gott braucht unsere Sorge, unser Behüten und Pflegen. Er ist uns in den Schoß gelegt.

Wissen Sie, wie ein Baby Eltern und Großeltern motiviert, dass sie es umsorgen?

Allein dadurch, dass seine Hilflosigkeit offensichtlich ist. Und dadurch, dass die Bezugspersonen wissen, sie helfen zum Leben, zum Wachsen, zur Entwicklung.

Mit dem Anfang haben alle schon das Künftige vor Augen, den entwickelten eigenständigen Menschen. Bei der Geburt ist schon alles in Erwartung mit dabei. Aber nicht festgelegt, sondern offen.

Euch ist ein Kind geboren, das bedeutet Erfüllung und Hoffnung, Aufgabe und Arbeit. Wenn Gott unser Kind ist, lieben wir es dann ganz besonders, oder bleibt es uns fremd? Wollen wir Eltern sein, die keine Mühen scheuen, die ganz vernarrt sind in ihr Kleines, die seine Zukunft schon erträumen voller Vorfreude?

Helft Gott, groß zu werden (da fällt sicher jedem etwas ein).

Ein wenig enttäuscht sind vielleicht alle, die zu Weihnachten nur selbst das Kind sein möchten („Es muss alles so sein wie damals, als ich Kind war. Ganz genauso. Sonst habt ihr mich nicht lieb.“). Nehmt das doch nicht so wichtig. Gott ist geboren.

Dieses Baby heißt Freude, Friede, Leben, Liebe. Helft ihm zum Wachsen.

Wenn klar ist, dass die Weihnachtsdeko, geschmackvoll oder eigenwillig, Kinderzimmerausstattung ist, na dann. Im Übrigen: Frohe Weihnachten!

Pastorin Kerstin Engel-Runge

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Wir haben es uns schon mal gemütlich gemacht!

Ab heute regiert im Möllner Stadthauptmannshof die Stille. Die Stiftung Herzogtum Lauenburg riegelt am 23. Dezember die Türen zu und macht einfach mal blau. Bis zum 1. Januar gönnen wir uns eine Schaffenspause.

Vorab wünschen wir schon mal einmal ein frohes Weihnachtfest.  Wir hoffen, Sie sehen es uns nach, dass wir es uns kurz vor Heiligabend schon mal auf dem Sofa gemütlich gemacht haben. Nach Neujahr sind wir dann wieder mit voller Kraft und Motivation für Sie da. Versprochen!

Bis dahin: Machen Sie es gut und genießen Sie die Festtage!

Ihr Team von der Stiftung Herzogtum Lauenburg

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„Mit jedem Tod wird man daran erinnert, dass man sterblich ist“

Am 24. November ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Traditionell ist es der Tag, an dem an die Verstorbenen erinnert wird – der Totensonntag*. Kulturportal-Herzogtum.de hat dies zum Anlass genommen, um sich mit der Möllner Pastorin Hilke Lage über den Tod, die Toten und das Sterben zu unterhalten. Die Seelsorgerin hatte Ende August zur 4. Auflage der „Langen Nacht des Friedhofs“ eingeladen.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Lage, als Pastorin haben Sie von Berufs wegen mit Tod und Sterben zu tun. Muss man dafür ein besonderer Mensch sein?

Hilke Lage: Ich finde nicht. Man muss empathisch und offen sein für das, was einem an Gefühlen entgegenkommt. Dafür brauche ich erst einmal nicht qualifiziert sein. Das sind menschliche Kernkompetenzen.

KP: Sagen Sie. Viele Menschen entwickeln Berührungsängste, wenn sie mitbekommen, bei dem oder der ist jemand gestorben und trauert. Weil sie nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen…

Lage: Das stimmt. Menschen haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Oder gar keine Worte zu finden und ziehen sich dann von den Trauernden zurück. Dabei hilft es schon, wenn man sagt: Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Manchmal ist die Situation so schlimm, dass man ohnehin nicht trösten kann. Da kann man nur zeigen: Du bist nicht allein. Ich halte mit dir aus. Das ist auch der Grund, warum ich Pastorin geworden bin. Ich glaube, auch Gott hält mit uns aus.

KP: Das hört sich an, als hätte der Tod in Ihrem Leben schon immer eine besondere Rolle gespielt…

Lage: Er hat mich schon immer fasziniert. Als Jugendliche habe ich mich gefragt, was kommt danach. Ich habe Kübler-Ross‘** Interviews mit Sterbenden gelesen und ich war fasziniert von den Gemälden des Hieronymus Bosch, in denen die Verstorbenen von den Engeln ins Licht geführt werden.

KP: Mit diesem Interesse bewegen Sie sich nicht gerade im Mainstream. Was meinen Sie: Wird der Tod von der modernen Gesellschaft ausgegrenzt?

Lage: Ich nehme wahr, dass der Tod in Filmen eine größere Rolle spielt als früher, aber im Alltag weniger vorkommt.

KP: Woran machen Sie das fest?

Lage: Früher wurde ich zum Beispiel häufiger zu einer Aussegnung gerufen, bevor der Bestatter den Verstorbenen abholte. Das kommt heute nur noch selten vor.Es ist schade, dass diese Kultur des gemeinsamen Abschiednehmens verschwindet. Ich beobachte das auch auf dem Friedhof, wenn der Trauerzug von der Kapelle zum Grab geht. Früher haben Leute, die gerade die Gräber ihrer Angehörigen pflegen, dann kurz innegehalten. Heute arbeiten sie einfach weiter.

KP: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Lage: Mit jedem Tod wird man daran erinnert, dass man sterblich ist. Es ist menschlich, das verdrängen zu wollen.

KP: Sind die Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart wirklich so groß? Oder gehört die These von der zunehmenden Verdrängung womöglich ins Reich der Legenden verbannt?

Lage: Früher hatten die Menschen zumindest mehr Kontakt mit Toten. Die Verstorbenen wurden von der Familie gewaschen. Das gibt es kaum noch. Die Menschen sind schneller und meist zuhause gestorben, weil die medizinische Versorgung eine andere war. Die Müttersterblichkeit und die Kindersterblichkeit waren höher.

KP: Als Pastorin haben Sie zwangsläufig – etwa durch den Konfirmandenunterricht – auch mit jungen Menschen zu tun. Wie gehen die mit dem Thema um?

Lage: Ich erlebe da ein gleichbleibend großes Interesse. Seit einigen Jahren gehen wir mit den Konfirmanden zu einem Bestatter. Da kommen dann alle möglichen Fragen, beispielsweise wie tief der Verstorbene in der Erde liegt und was der Bestatter mit den Verstorbenen macht. Der Bestatter erzählt ihnen dann, dass die Toten gewaschen und die Körperöffnungen verschlossen werden. Ich bin davon überzeugt, dass die Beschäftigung mit diesen Fragen den Jugendlichen etwas Sicherheit gibt, wenn sie selbst mit dem Tod eines Menschen konfrontiert sind – auch wenn der Tod meist schrecklich bleibt.

KP: Losgelöst von Ihrem Unterricht – bedürfte es nicht ganz allgemein eines anderen, offensiveren Umgangs mit dem Thema – um Berührungsängste abzubauen, aber auch um eine gewisse Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten?

Lage: Ich persönlich sehe es nicht als meine Aufgabe an, einen Kulturwandel herbeizuführen. Ich sehe meine Aufgabe darin, Räume zu schaffen, um sich Tod und Trauer nähern zu können. Unsere ‚Lange Nacht des Friedhofs‘*** ist ein gutes Beispiel dafür – es ist ein niedrigschwelliges Angebot, mit dem wir offenbar einen Nerv getroffen haben. Beim letzten Mal hatten wir 500 Besucher, die sich Lieder und Lesungen überAbschied, Sehnsucht, Trauer und Hoffnung angehört und die anrührende Atmosphäre genossen haben. Es war schön zu beobachten, wie Gäste mit einem Weinglas in der Hand zu den Gräbern ihrer Angehörigen und danach zum nächsten Künstler gegangen sind. Die Verstorbenen waren plötzlich Teil des Lebens. Das zeigt mir: Die Sehnsucht, sich mit dem Tod zu beschäftigen, ist da. Meine Aufgabe als Pastorin ist es, Räume dafür zu öffnen, in denen dann auch die Hoffnung aufscheint, dass Gott das Leben weiterbegleitet. Das gilt für die, die wir verloren haben und auch für uns selbst.

KP: Frau Lage, ich danke Ihnen für das spannende Gespräch.

*Die Einführung des Totensonntags geht nicht etwa auf die evangelisch-lutherische Kirche, sondern auf Friedrich Wilhelm III. von Preußen zurück. Die Anordnung erfolgte am 24. April 1816

**Elisabeth Kübler-Ross, schweizerisch-amerikanische Psychologin

***Die „Lange Nacht des Friedhofs“ findet alle drei Jahre auf dem Möllner Friedhof in der Hindenburgstraße statt. Zuletzt hatte die Kirchengemeinde am 30. August 2019 eingeladen.

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Der Mann der Friedhöfe

Ein Unbekannter ist er im Friedhofs-Metier nicht: Über drei Jahre unterstützte Bernd K. Jacob den mit dem Taspo-Award ausgezeichneten Friedhof der Kirchengemeinde Lauenburg/Elbe in Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit, setzte Akzente, unter anderem mit verschiedenen Veranstaltungen oder der Einrichtung des Kunstpfades, der sich über den Gottesacker bis in die Altstadt der Schifferstadt zieht. Für ihn ist ein Friedhof nicht nur die Ruhestätte der Toten, sondern viel mehr: ein Ort zum Innehalten, für ein lautloses Zwiegespräch und auch ein Ort der Begegnung, ein Verbleib in der Gesellschaft.

Seit Juli ist der 52-Jährige der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Das heißt, er kümmert sich um alle 49 Friedhöfe zwischen Travemünde und Lauenburg/Elbe. Zuvor übte dieses Amt Dirk Abts vom Kirchenkreis Hamburg-Ost aus. „Er zeigt mir die Dinge, die ich noch wissen muss“, berichtet Jacob. „Und er ist auch mein Mentor“. Neu zu wissen ist beispielsweise der Umgang mit der Verwaltungssoftware „Hades“, die nach und nach zum Einsatz in den Friedhofsverwaltungen – ob klein oder groß – kommen kann und die Vernetzung untereinander sowie mit der Verwaltung in Lübeck ermöglicht. „Das erleichtert die Arbeit sehr. Was früher in den Kirchenakten und Karteikarten stand, wird heute digital erfasst, angepasst an die Datenschutzrichtlinien. Einträge werden nach einer bestimmten Zeit anonymisiert“, informiert der Wahl-Lauenburger. Auch eine Art Service-Stelle für die Friedhofsmitarbeiter und Unterstützung in der Vor-Ort-Präsenz sind wesentliche Aufgaben.

Seinen neuen Job übt er mit 75 Prozent einer Stelle aus, in der verbleibenden Zeit betreut der gelernte Grafik-Designer unter anderem auch den Gemeindebrief der Kirchengemeinde Lauenburg. „Wir hoffen, auch in diesem Jahr wieder den Gemeindebriefpreis der Nordkirche zu gewinnen“.

Doch das Hauptaugenmerk liegt auf der Friedhofsarbeit, und nach den ersten Wochen zieht Jacob ein kleines Resümee: „Ich bin total begeistert, welch vielfältiges Spektrum an Friedhöfen wir haben“. Die Bandbreite von idyllischen Blumenwiesen oder schützenden Wäldern bis hin zu stadtnahen Bürgerparks, von historisch-romantischen Anlagen bis hin zu moderner Kunst ist bemerkenswert. „Insgesamt gibt es im Kirchenkreis knapp 70 Hektar Friedhofsfläche; die kleinsten umfassen eine Fläche von 0,2 Hektar und der größte liegt mit ca. 5,8 Hektar im Sachsenwald.“ Auch die Bestattungsarten sind vielfältig: im Sarg, in der Urne, auf der Wiese, am See, im Wald, unter einer Linde, mit und ohne Grabstein.

Text + Bild: Steffi Niemann

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Jazz-Größe Iiro Rantala kommt nach Ratzeburg

Mit Iiro Rantala macht einer der großen Künstler der internationalen Jazzszene in Ratzeburg Station. Am Sonnabend, 16. November, präsentiert er in der Stadtkirche St. Petri sein aktuelles Soloprogramm „My Finnish Calendar“. Konzertbeginn ist um 20 Uhr.

Iiro Rantala ist ein musikalischer „Tausendjazza“, dem Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart ebenso geläufig sind wie die Musik von John Lennon oder die melancholischen Melodien der skandinavischen Volksmusik. Als „ein Naturereignis an den Tasten“ wurde er kürzlich von einem Kritiker („Jazzthing“) bezeichnet.

Mit seinem neuen Solo-Programm „My Finnish Calendar“ präsentiert der finnische Pianist in Ratzeburg zwölf Kompositionen. Für jeden kalendarischen Monat stellt er ein eigenes Stück vor. Erstmals werden seine Kompositionen mit Videos untermalt.

„My Finnish Calendar“ ist nicht nur eine Hommage an sein Heimatland, sondern auch eine mit viel Humor durchzogene psychologische „Studie“: Rantala zeigt auf, welchen Einfluss die einzelnen Monate mit ihrem Licht und ihren Stimmungen auf die Menschen haben können und wie die Menschen in den unterschiedlichen Jahreszeiten reagieren.

Da ist – wie immer bei Rantala – sehr viel Augenzwinkern dabei.

Veranstalter sind der Jazzverein Ratzeburg und die Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Wer Rantala kennt, der rennt – um Eintrittskarten. Wer ihn noch nicht kennt, sollte erst recht rennen, Karten gibt es im Vorverkauf bei der Ratzeburg Touristinfo sowie im Rathaus Ratzeburg, erreichbar unter Tel. 04541-8000886.

Iiro Rantala, 16. November, Stadtkirche St. Petri, Schrangenstraße, Ratzeburg, 20 Uhr

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Ein Revolutionär, der von der Revolution nicht lassen kann

Rainer Eppelmann ist ein Aufrüttler, ein Wachmacher, ein Mahner. Einer, der weiß, wovon er redet, wenn er das Wort Diktatur in den Mund nimmt. Und er ist 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch ein Revolutionär, der von der Revolution partout nicht lassen kann und will. Jene Revolution, die das Ende des SED-Staates bedeutete und zu einem geeinten demokratischen Deutschland führte, treibt ihn heute noch an. Und wer ihm und seiner glänzenden Rhetorik im vollbesetzten Herrenhaus des Stadthauptmannshofes folgt – Eppelmann ist ein Meister der Pausen und Pointen –, dem wird schnell klar: Davon bräuchte es mehr, um Hetzern vom Schlage eines Björn Höcke Paroli zu bieten.

Eppelmann, der auf Einladung der Stiftung Herzogtum Lauenburg nach Mölln gekommen ist, bringt die Gegenwart selbst beim Einstieg in den Vortrag ins Spiel: Er vermisst den Einsatz für die Demokratie im Land. Mehr als zwei Drittel im Land würden sagen, dass es ihnen gut geht. Diese zwei Drittel würden schweigen, wenn andere über die Straße gehen und sagen „alles ist zum Kotzen“, moniert er. „Wir schweigen dazu. Wie lange noch? Bis sie unsere Demokratie zerredet haben?“

Dem kritischen Einstieg folgt ein knackiger historischer Abriss – Weltkrieg, Teilung, der Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953, der Mauerbau –, ehe er zur dramatischen Schilderung der Ereignisse Ende der 80er Jahre kommt. Eppelmann betont, wie wichtig es war, dass die Opposition in der DDR gewaltfrei blieb, dass gewissen Spielregeln befolgt wurden („Wir haben nur nach Feierabend demonstriert.“). Und er vergisst nicht die Portion Glück zu benennen, die es manchmal braucht, um seine Ziele zu erreichen. Als am 9. Oktober 1989 in Leipzig 70.000 Menschen demonstrierten, waren die Sicherheitsorgane auf diese große Zahl nicht eingestellt. Sie trauten sich nicht, einzugreifen. An diesem Abend habe die Angst die Seiten gewechselt, so Eppelmann.

Honecker selbst hatte kurz zuvor die Order ausgegeben, Demonstrationen künftig zu unterbinden. Es kam anders. Es kam das Ende der DDR. „Hoffnung“, zitiert Eppelmann zum Ende seines Vortrags ein zweites Mal den tschechischen Schriftsteller Ex-Präsidenten Vaclav Havel: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht!“ Es ist ein indirekter Appell: an sich selbst und an alle, die es mit der Demokratie halten, für sie einzustehen – was immer auch geschieht.

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„Wir sind nicht still!“

Unter dem Motto „Wir sind nicht still“ wird am Reformationstag (31. Oktober) in Ratzeburg demonstriert. Die Kundgebung gegen um sich greifende Menschenfeindlichkeit startet um 11.30 Uhr am Ratzeburger Rathaus.

Parallel dazu sind diverse Kunstaktionen geplant. Unter anderem wurden für ein politisches Bühnenprogramm Ideen gesammelt und umgesetzt, um der Vielfältigkeit der Themen und Meinungen Ausdruck zu verleihen. So startet unter dem Motto „Wir sind nicht still“ eine Plakataktion, auf denen einzelne Menschen den Mut fassen, sich und ihre Meinung öffentlich zu präsentieren. Anstoß dazu gab der Verein Miteinander leben, der seit dem Sommer Menschen anspricht und einlädt, auf diese einfache Weise Gesicht und Haltung zu zeigen und perspektivisch daraus auch eine Dauerausstellung entwickeln möchte.

Auch Künstler und Kulturpreisträger Ebrahim Sharghi bereitet eine Kunstaktion zu den zentralen Themen der Kundgebung vor. Er möchte symbolisch die Last zeigen, die sich durch die verschiedenen Phänomene der Menschenfeindlichkeit auf die Gesellschaft legt und dabei Ideen sammeln, wie sie überwunden werden kann. Mit „hoher Kunst“ werden junge Stelzenläufer den Demonstrationszug begleiten. Sie wollen nach einem Workshop im Ratzeburger Jugendzentrum „Gleis21“ erstmalig ihr Können zeigen. Auch Kinder werden künstlerisch eingebunden und können mit Malkreide den Ratzeburger Marktplatz mit ihren Träumen von einer Welt des Friedens verschönern. Gesine Biller von der integrativen Kunstwerkstatt der Ratzeburger Volkshochschule wird dazu einladen und animieren.

Musikalisch wird die Kundgebung begleitet vom neugegründeten Chorprojekt „POLITICALied“, das insbesondere den Demonstrationszug zum Mitsingen animieren möchte. Ebenso werden am Streckenverlauf junge Trommler vom „DrumSound-Projekt“ des Diakonischen Werkes erste Rhythmusakzente setzen und so auf den großen „DrumCircle“ von Helga Reihl vorbereiten, der bereits auf dem Marktplatz wartet. Unter behutsamer Anleitung werden dort mit zahllosen Schlaginstrumenten Rhythmen angestimmt, mal laut, mal leise und immer wieder wechselnd, so dass sich ganz viele einbringen und beteiligen können. Musiker Lukas Kowalski wird die Kundgebung schließlich mit einigen Liedbeiträgen abrunden.

„Die Kunstaktionen spielen in unserem Konzept der Kundgebung eine ganz wichtige Rolle. Sie animieren Menschen, aktiv zu werden, mit zumachen, sich einzubringen, auch in den Dialog miteinander zu treten und so ganz ohne Scheu, ihren Meinungen Ausdruck zu verleihen“, sagt Mark Sauer von der Stadt Ratzeburg, erfreut über die Vielfalt von künstlerischen Ideen mit politischer Aussagekraft.

„Wir sind nicht still“, Demo & Kunstaktionen, 31. Oktober, Rathaus, Unter den Linden 1, Ratzeburg,  11.30 Uhr