Es sind aufregende Zeiten für Gloria Ituwe. Seit ein paar Monaten engagiert sich die junge Frau im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Doch es ist nicht nur der Job – etwa ihre Arbeit für das Frauenwerk –, der ihr Leben derzeit kräftig durcheinandergewirbelt hat, sondern auch das Land, in dem sie diesen Job ausübt. Für die Tansanierin ist Deutschland schlicht eine andere Welt. Wer wissen will, warum das so ist, sollte am 18. September, einen Abstecher ins Lydia Veranstaltungs-Café (Ratzeburg) machen. Dort hält die junge Frau im Rahmen der Interkulturellen Wochen einen Vortrag. Los geht es um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
„Ich werde über die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Tansania sprechen“, kündigt Gloria Ituwe an. Völlig anders sei beispielsweise das Zeitkonzept in ihrer Heimat. So gebe es dort in der Regel nicht den Druck, Dinge an einem bestimmten Tag zu erledigen. Und: „We appreciate the day and hope for a better tomorrow.“ Mit anderen Worten: Die Tansanier schätzen und genießen den Moment – das Hier und das Jetzt.
Für ihren Vortrag, der den Titel „Bezauberndes Tansania“ trägt,
hat Gloria Ituwe eine Power-Point-Präsentation vorbereitet. Weitere Themen, die
mit Bildern unterlegt werden, sind die Kleidung, die die Menschen in ihrer
Heimat tragen, die berühmte Serengeti, der Kilimandscharo sowie die ökonomische
und politische Lage des Landes.
Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 04541-889337
oder per Mail unter lydia-cafe@kirche-II.de
entgegengenommen.
Die Willkommenskulturen im Kreis Herzogtum Lauenburg sowie diverse kirchliche Dienste haben für die kommenden Wochen wieder einiges organisiert, um Einheimische und Migranten zusammenzubringen. Im Rahmen der „Interkulturellen Wochen“ stehen diverse Aktionen, Feste, Spiele- und Länderabende und Aufstellungen auf dem Programm. Der jährliche Veranstaltungsreigen geht auf die Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie der Griechisch-Orthodoxen Kirche zurück. 2019 lautet das offizielle Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“.
Offiziell starten die Veranstaltungen erst am 4. September.
Die Möllner Willkommenskultur ist mit ihrem „Afghanischen Ländertag“, der am
Sonnabend, 31. August, in der Begegnungsstätte (Lohgerberei, Bahide-Arslan-Gang)
steigt, ein bisschen früher dran.
Über den Magen laufen die Begegnungen am Mittwoch, 4. September: Um 10 Uhr gibt es in der Möllner Begegnungsstätte ein Internationales Frauenfrühstück. Die Teilnahme ist kostenlos. Über Beiträge zum Buffet freuen sich die Organisatoren. In Gudow startet in der dortigen Gemeindschaftsunterkunft (Kaiserberg 23) um 14 Uhr ein interkulturelles Grillfest. Auch hier freuen sich die Organisatoren über Kulinarisches für das Buffet.
Weiter geht es am Sonnabend, 7. September, mit einem interkulturellen Markt-Soccer-Turnier auf dem Ratzeburger Marktplatz. Einzige Bedingung, die Fußballerinnen und Fußballer müssen mindestens sechs Jahre sein. Ansonsten gibt es keinerlei Teilnahmebedingungen. Die Veranstalter hoffen, dass möglichst viele „bunt gemischte Mannschaften“ dabei sind. Pro Team braucht es mindesten fünf Spieler. Anmeldungen werden vor Ort entgegengenommen. Das Turnier beginnt um 10 Uhr. Das Ende ist für 17 Uhr vorgesehen.
In der Kreisverwaltung Ratzeburg (Barlachstraße 2) wird am
Montag, 9. September, die Ausstellung „Angekommen! Ich arbeite“ eröffnet. Die Schau
zeigt Migranten mit großformatigen Porträts in ihrer Arbeitswelt. Die Eröffnung
beginnt um 16 Uhr.
Zu einem „Ländersalon Armenien“ lädt am Freitag, 13. September, die Evangelische Familienbildungsstätte (Ratzeburg, Marienstraße 7) ein. Ab 19 Uhr bekommen die Besucher dort Hör- und Kostproben aus diesem kaukasischem Land geboten. Anmeldungen werden unter 04541-5262 oder via Internet unter www.fbs-rz.de entgegengenommen.
Nach Afrika – genauer gesagt ins „Atemberaubende Tansania“ geht es dann am Mittwoch, 18. September, im Lydia Veranstaltungs-Café (Am Markt 7, Ratzeburg). Ab 19 Uhr berichtet Gloria Ituwe über die Menschen und die Kultur des ostafrikanischen Landes. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen unter 04541-889337 oder per Mail unter lydia-cafe@kirche-LL.de.
Ein interkultureller Gottesdienst steht am Sonntag, 22.
September, in der Kirche St. Georg auf dem Berge (Ratzeburg, Wedenberg 8) auf
dem Programm. Los geht es um 10 Uhr. Im Anschluss gibt es im Gemeindehaus
Kaffee und Kuchen sowie die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Die Arbeiterwohlfahrt Geesthacht (Awo Integrationscenter,
Markt 26) zeigt ab Montag, 23. September, unter dem Motto „Kultur im Flur“
Kunst von Flüchtlingen. Die Ausstellung wird um 13.30 Uhr offiziell mit einer
Vernissage eröffnet.
Ebenfalls im Awo Integrationscenter steigt am Donnerstag,
26. September, ein „Internationaler Spieleabend“. Ob Schach, Mahjong, Narde –
Brettspieler kommen bei dieser Veranstaltung garantiert auf ihre Kosten. Los
geht es um 17 Uhr.
In Sandesneben begegnen sich die Menschen auf kulinarischem
Gebiet: Unter dem Motto „Schlemmen international“ wird dort am Freitag, 27.
September, ab 16 Uhr zur bunten Tafel geladen, die die Paten der Flüchtlinge
des Amtsbereiches Sandesneben-Nusse sowie die Flüchtlinge selbst im
Gemeindehaus (Altes Dorf 5) vorbereitet haben.
Politisch und andächtig geht es am 27. September im Lydia Veranstaltungs-Café (Am Markt 7, Ratzeburg) zu: In einer Gesprächsrunde werden dort Fragen diskutiert – etwa was es bedeutet „Fluchtursachen zu bekämpfen“. Zudem gibt es eine Andacht. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Ansprechpartnerin ist Pastorin Elisabeth Hartmann-Runge, erreichbar unter Tel. 0176-19790204.
Im Rahmen der Reihe „Fliehen – einst geflohen“ greift Jörg-Rüdiger Geschke am Dienstag, 3. September, im Möllner Stadthauptmannshof zur Gitarre und präsentiert Lieder zu Flucht und Vertreibung. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Jörg-Rüdiger
Geschke spannt einen weiten musikalischen Bogen, der vom traditionellen Liedgut
aus Fluchtländern bis hin zu Rocksongs und Werken renommierter Liedermacher
reicht.
Die Geschichte ist
immer wieder eine Geschichte von Auswanderung und Flucht oder Vertreibung. Dies
spiegelt sich natürlich auch in vielerlei Liedern wider. Lieder, in denen
Auswanderer – zum Beispiel von Europa nach Amerika – ihr Schicksal besingen,
Lieder vom Verlust der Heimat, Lieder über die Brutalität im Umgang mit
Flüchtenden und Vertriebenen.
Zum ersten Mal veranstaltet
die Stiftung Herzogtum Lauenburg ein Konzert in der besonderen
Wohnzimmeratmosphäre der Kulturremise. Aufgrund begrenzter Platzzahl ist eine
Anmeldung via Telefon unter der Rufnummer 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de
notwendig.
Lieder
zu Flucht und Vertreibung, 3. September, Kulturremise, Stadthauptmannshof,
Hauptstraße 150, Mölln, 19.30 Uhr, freier Eintritt
Eigentlich ist es ein logischer Schritt. Seit 2017 engagieren sich die Geesthachter Kulturvisionen für Kulturschaffende und Kulturträger der Stadt. Warum immer nur um Strukturen und Entwicklungsmöglichkeiten im Allgemeinen kreisen? Warum nicht selbst ein Event aus der Taufe heben?
Gedacht – getan. Am Sonntag, 1. September, servieren die
Visionisten den Geesthachtern im SmuX einen „StadtSonntagsBraten“. Für das
Rezept braucht es allerdings weder Rind noch Schwein. Der Titel sei ein
„Brainstorming-Produkt“, sagt Horst Schulz. Über „statt Sonntagsbraten“ sei man
zum „StadtSonntagsBraten“ gekommen. Dahinter verbirgt sich ein Kunstfest, bei
dem unter anderem er selbst Karikaturen malen wird.
Mit dem Maler am Tisch sitzen bei der Programmvorstellung
im SmuX Susanne Voges, Leiterin des Haues, und Renate Lefeldt, auf die die
Gründung der Geesthachter Kulturvisionen zurückgehen. Beide beteiligen sich wie
Schulz aktiv am Programm.
„Ich lese Gedichte von Tucholsky und die Geschichte ‚Ein
Ehepaar erzählt einen Witz‘“, so Lefeldt. Außerdem hat sie ihr Grammophon und
etwa 50 Schellack-Platten dabei. Zwischendurch werde sie Schlager wie „Wiener
Blut“ und „Capri“ spielen. Die Werke des scharfsinnigen Tucholsky, dem Lefeldts
Plattensammlung womöglich gefallen hätte, treffen ab 16 Uhr aber nicht nur auf
Musik seiner Zeit, sondern auch auf Texte des charmanten und humorvollen Erich
Kästner, die Kai Nerger vorträgt.
Voges wiederum widmet sich am 1. September einem Kunsthandwerk.
„Ich kaufe Glas in Stangen“, sagt sie. „Venezianisches und auch
amerikanisches.“ Das Glas erhitze sie auf 1.200 Grad Celsius, um es zu
verflüssigen und daraus Perlen herzustellen.
Schulz, Lefeldt und Voges sind aber nicht die einzigen, die
auf der Menü-Karte des „StadtSonntagsBraten“ zu finden sind. Zum Start – um 12
Uhr – sorgt die Schulband der Bertha-von-Suttner-Schule für die „AufTakte“. Ab
13 Uhr trifft dann die Farbpalette der Malerin Gundel Wilhelm auf die Flöte von
Nerger. Um 14 Uhr öffnet ein Literarisches Café, bei dem die Schreibwerkstatt
der Bertha-von-Suttner-Schule zu Gast ist. Um 17 Uhr – also nach der
Lefeldt-Nerger-Lesung – spielen Renate Hüge, Udo Huster und Torsten Ause von
der Bühne Gülzow Szenen aus „Winterrose“. Den Programmschlusspunkt setzen dann
um 18 Uhr Jörg Kuschnereit und Jens Gutzmann, die unter dem Motto „Klavier
trifft Klarinette“ für musikalischen Schwung sorgen.
Als Häppchen zwischendurch können die Besucher
Köstlichkeiten und Folklore aus der Türkei genießen sowie sich der
Mitmach-Malwerktstatt von Christiane Leptien und Sandra Pflaum zuwenden. Zudem
wird kostenlos Kaffee und Tee serviert.
„StadtSonntagsBraten“, 1. September, SmuX, Lichterfelder Straße 5, Geesthacht, ab 12 Uhr, freier Eintritt
Der Kultur mehr Raum geben und das Image der Stadt
Geesthacht verbessern – das war und ist das Ziel der Geesthachter
Kulturvisionen. Seit 2017 arbeiten Renate Lefeldt, auf die die Gründung der
Gruppe zurückgeht, und ihre Mitstreiter daran.
Doch die Verwirklichung dieser Ziele erweist sich als
schwierig und vor allem als langwierig. Dreh- und Angelpunkt war lange Zeit die
mögliche Nutzung von Teilen der Alten Teppichfabrik für kulturelle Zwecke. Mittlerweile
ist das Areal an den Investor Kurt Gaedeke verkauft.
Ob das für die Kultur Geesthachts gut oder schlecht ist –
da gehen die Meinungen innerhalb der Gruppe auseinander. „Ich hätte mir
gewünscht, dass die Stadt das Areal kauft“, sagt Susanne Voges, Mitglied der
Geesthachter Kulturvisionen, die als Inhaberin des SmuX aktiv mit Konzerten
oder Ausstellungen zum kulturellen Leben Geesthachts beiträgt.
„Die Stadt hätte sich das nicht leisten können“, hält
Lefeldt dagegen, die nicht nur für die Visionen, sondern auch für die Grünen in
der Lokalpolitik aktiv ist.
„Der Stadt fehlte das Selbstbewusstsein“, findet Voges.
Ihrer Meinung nach wäre der Kauf über Crowdfunding zu realisieren gewesen.
Dass sich die beiden Frauen in diesem Punkt widersprechen,
ist für beide kein Problem. „Wir sind kein Häkelverein“, sagt Voges. Man habe
durchaus unterschiedliche Meinungen, was gut sei, weil dadurch auch immer etwas
entstehe.
Lefeldt findet, dass Gaedeke einen tollen Plan vorgelegt hat und hofft, dass er diesen nun auch umsetzt. Dieser beinhaltet unter anderem eine Konzerthalle, die beispielsweise Gastspiele des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) ermöglichen soll.
Unabhängig davon ist es bis zum von der Gruppe und auch von der Politik gewünschten kulturellen Aufbruch offensichtlich noch ein weiter Weg. Es hapert an der Kommunikation und an der Umsetzung. „Wir haben uns als ehrenamtliche Kulturberater angeboten“, sagt Voges. Allerdings fehle es an einem direkten Kontakt. Ein möglicher Ansprechpartner wäre City-Manager Frank Kaldenbach. Die Kulturvisionisten monieren jedoch, dass dieser bei seinen Veranstaltungen das Hauptgewicht auf das Marketing legen würde. Die Kultur spiele zumeist eine eher eine untergeordnete Rolle.
Auch in Sachen Imageverbesserung sehen die Geesthachter
Kulturvisionen nach wie vor Handlungsbedarf. Allerdings würden die
Vorstellungen da in der Politik und auch in der Gruppe auseinandergehen.
Angedacht war ursprünglich eine Plakatkampagne mit Slogans.
Eine Idee, die Visionist Horst Schulz nach wie vor gut findet. „Ich habe einige Slogans entwickelt, die ich bringen möchte“, sagt er. „Ohne Geesthacht kein Nobelpreis“ nennt er ein Beispiel und kündigt an: „Ich ziehe das durch!“
Geesthachts Kulturschaffende und Kulturträger sehnen sich nach mehr Räumen für Konzerte, Theater, Ausstellungen und Museen. Die Hoffnungen lagen und liegen auf der Sanierung der Alten Teppichfabrik, die in den Händen des Investors Kurt-Peter Gaedeke liegt. Ob hier am Ende Anspruch und Wirklichkeit einigermaßen zusammenkommen, steht jedoch in den Sternen. Zumindest plant Gaedeke, neuen Veranstaltungsraum zu schaffen.
Ungeachtet dessen geht die Suche nach potentiellen Sälen weiter. Als Möglichkeiten zählt Renate Lefeldt von den Geesthachter Kulturvisionen die Petrikirche („Sie wird umgewidmet. Noch ist offen, ob sie für etwas anderes genutzt werden soll.“) und die alte Jugendherberge („Das Deutsche Jugendherbergswerk soll eine neue Jugendherberge bauen.“) auf. Beide Standorte geisterten bislang als „Ideen“ durch die Politik, sagt Lefeldt, die nicht nur bei den Visionisten aktiv ist, sondern sich auch noch als Vertreterin der Grünen in diversen Ausschüssen der Geesthachter Ratsversammlung engagiert.
Afghanistan? Richtig, dass ist das Land, das sich seit Jahrzehnten im Bürgerkrieg befindet. Das Land, in dem seit 2001 deutsche Truppen stationiert sind, um die Zivilgesellschaft und den Aufbau der Demokratie zu unterstützen und die Macht der Taliban zu durchbrechen.
Niemals würden Muhammad Munadoghli, Nadera Nazari und
Hassan Mohammadi etwas anderes behaupten. Doch es wurmt sie, dass ihr
Heimatland in der Öffentlichkeit darauf reduziert wird. Den Afghanischen
Ländertag der Möllner Willkommenskultur, der am Sonnabend, 31. August, in der
Alten Lohgerberei auf dem Programm steht, will das Trio nutzen, um das Bild um
ein paar schöne Facetten zu ergänzen. Mit Hilfe von Fotos beispielsweise, die sie
aktuell noch sammeln.
Klar ist schon jetzt, dass Nadera Nazari ein Gericht mit
Fleisch, Reis, Rosinen und Mandeln kochen wird. Hungern dürfte am 31. August
also niemand. Muhammad Munadoghli wird über einen Steckbrief von sich und
seiner Geschichte erzählen. Schautafeln sind geplant. Außerdem sollen die 34 Provinzen
und Volksstämme des Landes vorgestellt werden.
„Es geht voran“, sieht Cornelia Thorhauer von der Möllner
Willkommenskultur die Community auf einen guten Weg. „Das wird wie unser
syrischer Ländertag im vergangenen Jahr wieder ein bunter Nachmittag“. Zusammen
mit ihrem Kollegen Günther Kramm unterstützt sie die Afghanen bei der
Organisation.
Ein ganz anderes Kaliber ist für sie die Unterbringung der
Menschen auf dem Arbeitsmarkt. „Jetzt heißt es in die Berufe zu kommen“, meint Cornelia
Thorhauer. Das Problem sei, dass die meisten Flüchtlinge in Helfertätigkeiten vermittelt
werden. Dabei müsse es das Ziel sein, ergänzt Günther Kramm, „die Leute in
vernünftige Jobs zu kriegen, damit sie auf eigenen Füßen stehen können“.
Im Falle von Muhammad Munadoghli gestaltet sich eine
Vermittlung aber auch von Haus aus schwierig. Er war Analphabet, als er aus
Afghanistan nach Deutschland kam. Der 30-Jährige spricht kaum Deutsch. Da
rücken andere Eigenschaften wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Aufgeschlossenheit in
den Hintergrund. Günther Kramm hofft, dass er vielleicht eine verlängerte
Ausbildung zum Tischler machen kann. Manchmal gebe Unternehmer, die einer
doppelten – also sechsjährigen – Ausbildungszeit zustimmen würden.
Auch Nadera Nazari hat noch mit der deutschen Sprache zu
kämpfen. Um einen wichtigen Schritt in Richtung berufliche Zukunft zu machen,
besucht sie aktuell einen Deutschkurs. Wesentlich weiter ist dagegen Hassan
Mohammadi: Er fängt im Oktober eine dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger an.
In der Reihe „Fliehen – einst geflohen“ machen mit Angela Bertram (Text), Meike Siebert (Gesang) und Anna Bertram (Klavier) am Freitag, 23. August, drei Frauen im Amtsrichterhaus Schwarzenbek Station. Sie laden dort unter dem Motto „In die weiten Länder“ zu einem Lieder- und Rezitationsabend. Los geht es um 19.30 Uhr.
Das
Trio stellt die Frage, was es bedeutet, die Heimat verlassen zu müssen. Auf der
Suche nach Antworten unternehmen sie einen Streifzug durch verschiedene Epochen
und Genres. Damit wollen die Frauen sich dem Gefühl annähern, das Menschen auf
der Flucht haben. Menschen, die nicht wissen, wo sie unterkommen oder ob sie
überleben werden. Menschen, die trotz Verzweiflung und Einsamkeit auch den
Willen zum Weiterleben haben und alle Ängste und Gefahren auf sich nehmen, um
an einen besseren Ort zu gelangen.
Gelesen werden unter
anderem Texte von Günther Weisenborn, Rajko Djuric, Ilija Juvanovic und Mascha
Kaléko oder Gedichte aus Konzentrationslagern von Unbekannten. Die Musik, die
gespielt wird, stammt aus dem Warschauer Ghetto sowie aus der Feder renommierter
Komponisten wie Dvořák, Schönberg, Bernstein und Szpilman.
Für die Veranstaltung kooperiert die Stiftung Herzogtum Lauenburg mit der
Louisenhof gGmbH.
Die Begegnungsstätte lädt zusammen mit der afghanischen Community zum Ländertag. Wie wäre es, da einfach mal hinzugehen und direkt mit den Menschen, die aus dem fernen Osten zu uns gekommen sind, in Kontakt zu treten? Es tut nicht weh. Ganz sicher nicht.
Das Gegenteil wird der Fall sein. Es dürfte sich
herausstellen, dass die Afghanen extrem nette und höfliche Leute sind und dass sie
sich letztendlich nicht so großartig von uns Einheimischen unterscheiden – wenn
man mal von der jeweiligen Muttersprache absieht.
Also versuchen Sie es – kommen Sie vorbei. Und sollte der
Termin so gar nicht in ihren Terminkalender passen oder Mölln für Sie zu weit weg
sein, nutzen Sie eine der vielen anderen Veranstaltungen, die unter dem Label „Interkulturelle
Begegnungen“ im Kreis Herzogtum Lauenburg oder auch bundesweit im Rahmen der
Interkulturellen Wochen auf die Beine gestellt werden. Treten Sie in Kontakt!
Der Lauenburgische Kunstverein (LKV) begeht in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag. Kulturportal-Herzogtum.de nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um mit Regine Bonke und dem Vorsitzenden William Boehart allgemein über Kunst zu plaudern und über die Arbeit des LKV zu sprechen. Bonke ist Bildende Künstlerin und hat sich dem Konstruktivismus verschrieben. Boehart ist Historiker und Autor.
Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Bonke, Herr Boehart – wie sehr hat sich die Kunst in den vergangenen 35 Jahren verändert?
Regine Bonke: Schwer zu sagen. Der Lauenburgische Kunstverein hat
seine geistige Heimat in den traditionellen Künsten und ist da eher in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesiedelt. Wobei neuere Techniken
durchaus in die künstlerische Arbeit eindringen.
KP: Herr Boehart?
William Boehart: Ich habe für das Künstlerhaus Lauenburg einige Male
in der Jury gesessen. Da stellt man fest, dass unter den Bewerbungen viele
Aktionen und Performances sind. Das Angebot
im Kreis ist umfangreicher und vielfältiger geworden. Im Jubiläumsjahr zeigen
wir zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Filmklub ‚Ultrakurzfilme‘ im Kinovorspann.
KP: Unter den Stipendiaten des Künstlerhauses gibt es immer wieder junge
Künstler, die sich die Digitalisierung zu Nutze machen. Wie sehen Sie das, Frau
Bonke?
Bonke: Ich bin da woanders verortet. Mit meiner Biografie wäre es seltsam, wenn
ich auf diesen Zug aufspringen würde. Vor zehn Jahren habe ich mal mit Hilfe
der Fachhochschule Lübeck ein interaktives, virtuelles Quadrat „gebaut“, das
eine intensive Beschäftigung mit optischen Phänomenen nach sich gezogen hat.
Ansonsten ist meine Kunst ja eher auf die Wahrnehmung von ganz konkreten
Objekten im Raum mit einer bestimmten Materialästhetik ausgerichtet.
KP: Herr Boehart, wie sehen Sie das von außen, als jemand der selbst kein
Bildender Künstler ist? Wie beurteilen Sie die Digitalisierung und den Einsatz
von Künstlicher Intelligenz in der Kunst?
Boehart: Ich sehe keinen Grund, diese Dinge auszuschließen und Kunst zu definieren.
Die Leute sollen sich damit auseinandersetzen. Der Mensch hat diese Maschinen
gemacht. Sie können wie Pinsel Werkzeuge sein, um künstlerische Fantasie zu
realisieren.
Bonke: Als Kunstverein haben wir die Aufgabe, dem Bürger die Kunst nahezubringen
und ein Kunstverständnis zu entwickeln. Wir wollen zeigen, was es gibt. Allerdings
ist die Künstliche Intelligenz, die ja etwas anderes ist als bloße
Digitalisierung, in unserem Bereich ziemlich weit weg. Im Gegenteil – in der
Bildenden Kunst werden ja häufig alte, manuelle Handwerkstechniken angewandt,
die sonst längst in Vergessenheit geraten wären, wie zum Beispiel das Ätzen von
Metallplatten, das Papierschöpfen oder das Formen von Ton.
KP: Erfüllen Sie Ihre Maxime? Wie nehmen die Bürger Ihr Angebot an?
Bonke: Es gibt diejenigen, die sehr interessiert sind und mehr wollen und
diejenigen, die fotografieren und wieder gehen. Das ist etwas, was uns betrübt.
In der Artothek ist das Entleihen leider auch zurückgegangen, weil sich
mittlerweile jeder bei irgendeinem Drogeriemarkt ein
Foto für seine Wand ausdrucken lassen kann…
Boehart: …In den 60er Jahren wurde ‚Kultur für alle‘ propagiert. Der LKV ist auch
ein Ergebnis dieser Bewegung.
Bonke: Wenn man schreibt ‚Kunst für alle‘ muss man auch Qualitätskriterien deutlich
machen. Wenn nicht, entsteht ein belangloses Dauertrommelfeuer optischer
Erscheinungen. Heute hat sogar der Baumarkt von nebenan eine Ausstellung. Aber
was ist das dann noch?
Boehart: Ich kann einem Baumarkt aber nicht sagen, ihr dürft keine Kunst mehr zeigen.
Bonke: Da wird Kunst instrumentalisiert und der Eventisierung Tür und Tor
geöffnet.
Boehart: Natürlich müssen wir die Fahne für die Kunst hochhalten. Das versuchen wir
auch. Wir arbeiten daran und bieten Kunst von hoher Qualität an. Das ist unsere
Nische.
KP: Wie hält man die Fahne der Kunst hoch?
Boehart: Indem wir für unsere Ausstellungen immer Qualitätsmerkmale ansetzen.
Bonke: Der Lauenburgische Kunstverein ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft
Deutscher Kunstvereine*, die gibt gewisse Qualitätsmerkmale vor. Da liegt also
eine deutliche Messlatte für die Vereine.
Boehart: Wir sollten das aber nicht zu ernst nehmen. Kunst soll auch Spaß machen.
Bonke: Aber wenn die Leute auf meinen Objekten herumbalancieren, hört der Spaß
auf!
KP: Wer entscheidet bei Ihnen, welche Künstler diese Merkmale erfüllen und wer
letztendlich gezeigt wird?
Bonke: Ausstellungen sind bei uns, sobald sie öffentlich ausgeschrieben werden,
juriert. Davon ausgenommen sind lediglich einige Mitgliederausstellungen.
KP: Und wo kommen die Kunstwerke her, die sie zeigen? Setzen Sie sich da Grenzen?
Boehart: Nein.Aber jemanden zum Beispiel aus Ungarn zu holen, ist
mit finanziellen Mitteln verbunden, die wir nicht haben.
Bonke: Bei unserer Reihe ‚Keramik-Malerei‘ hatten wir berühmte Keramiker aus ganz
Deutschland bei uns. Bei ‚Kunst im Rathaus‘ in Ratzeburg, die ich 25 Jahre lang
betreut habe, waren es überwiegend Künstler aus Schleswig-Holstein und Hamburg,
deren qualitätvolles Werk ich persönlich kannte und dem Vorstand vorgeschlagen
habe.
Bonke: Zusammenfassend kann man sagen, dass wir auch
nach 35 Jahren nicht müde werden zu betonen,
dass Kunst in unserem Leben eine Sinnrecource sein kann. Und dass wir trotz
aller Widerstände immer wieder versuchen, diese zur Verfügung zu stellen.
Boehart: Wir verfahren nach dem
Motto: ‚Wir haben keine Chance, aber
wir nutzen sie‘.
KP: Frau Bonke, Herr Boehart – ich danke für das
Gespräch.
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