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Gekommen, um was zu bewegen

Knapp über ein Jahr ist es mittlerweile her, dass Dr. Anke Mührenberg die Leitung des Kreismuseums in Ratzeburg übernommen hat. Kein besonders günstiger Zeitpunkt: Covid-19 entpuppte sich seither als hartnäckiger Knüppel zwischen den Beinen.

Doch der lange Lockdown im Frühjahr 2021 konnte ihrem Tatendrang ebenso wenig anhaben wie die bis heute andauernden Einschränkungen. Mührenberg war gekommen, um etwas zu bewegen. Sie machte Pläne und machte sich daran, soweit es die Umstände zuließen, sie umzusetzen.

Wenn man mit ihr spricht, merkt man dann auch schnell: Diese Frau hat klare Vorstellungen davon, wohin die Reise des Kreismuseums gehen soll. Kurzfristig und auch langfristig. Eine ihrer ersten Maßnahmen war eine Inventarisierung. In diesem Zuge ließ sie zudem die populäre 50er Jahre-Ausstellung ausräumen und umbauen.

Und was geschieht im Hier und Heute angesichts rapide steigender Ansteckungen? „Aktuell arbeiten wir daran, dass wir 2022 und auch künftig ein Jahresprogramm anbieten können“, sagt Mührenberg. Dies sei momentan ein wenig schwieriger, weil man nicht wisse, was „Corona“ noch mit sich bringe. Zudem müsse bei den Planungen berücksichtigt werden, dass das Museum „barrierearm“ werden soll. „Bei uns wird gerade ein Aufzug eingebaut“, erklärt sie. „Da gucken wir natürlich immer: Wie steht es mit der Bauaktivität?“

Gleichwohl ist das Projekt „Jahresprogramm“ angelaufen. Am 30. Januar starteten die Museumsführungen „Auf in die Kreismuseen“, die künftig einmal im Monat angeboten werden. Am 3. März steht zudem der Auftakt der Vortragsreihe „Historischer Donnerstag“ an. Mührenberg selbst spricht an diesem Tag unter dem Titel „Tüchtiges ordentliches Mädchen gesucht“ über Frauengeschichten aus dem Lauenburgischen im 18. und 19. Jahrhundert. Bei beiden Veranstaltungen stehen Geschichten und die Geschichte des Kreises im Mittelpunkt.

„Wegen der Pandemie haben wir erstmal nur das erste Halbjahr durchterminiert“, sagt Mührenberg dazu. Neben diesen Tagesevents arbeitet Mührenberg daran, mehr Ausstellungen anzubieten. „Wir wünschen uns, dass der Übergang von einer Ausstellung zur anderen nahtloser wird.“ Zum Auftakt zeigt das Kreismuseum die Schau „Verfolgung und Widerstand im Dritten Reich. Ein Blick in die Archive des Kreises“ (bis 6. März). Weitere etwa über Frauenleben oder zum Thema Berufsfotografie sollen folgen.

„Ich möchte das Kreismuseum als Zentrum der Geschichte des Kreises weiterentwickeln“, formuliert die Leiterin ihr übergeordnetes Ziel. Die Inventarisierung, die Ausstellungen und die Veranstaltungsformate sind für sie nur die ersten Schritte eines langen Weges. Für die Zukunft, macht sie klar, habe sie sich eine Neukonzeption vorgenommen.

Das Kreismuseum hat seinen Sitz im Domhof 12 (Ratzeburg). Es ist aktuell täglich außer montags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen für die Führungen werden unter der Telefonnummer 04541-860712 oder per Mail unter bach@kreis-rz.de entgegengenommen. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kmrz.de/.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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„Die Jugendverfolgung war auch hier – bei uns!“

Anita Julia Zöllner starb am 14. Februar 1945. Sie nahm sich das Leben. Aenne Raaz folgte ihr vier Tage später. Die beiden jüdischen Frauen – die eine aus Aumühle, die andere aus Ratzeburg – wussten keinen Ausweg mehr. Zum Ende des Krieges sollten sie deportiert werden. Ein mutmaßliches Todesurteil, dem sie mit der Selbsttötung zuvorkamen.

Mit dem Tod der beiden Frauen erlosch auch der letzte Rest jüdischen Lebens im Lauenburgischen. Ihre Verfolgung war eines von vielen Vorzeichen einer gegen Kriegsende immer weiter voranschreitenden Radikalisierung des NS-Regimes. Im Angesicht des drohenden Untergangs schlugen die Nationalsozialisten um sich. Es regierte die Willkür, die ihren Ausdruck in Mord und Totschlag und Todesmärschen fand.

Anita Julia Zöllner und Aenne Raaz hätten – weil sie mit „arischen“ Männern verheiratet waren – laut den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 vor Verfolgung geschützt sein sollen. Alle anderen lauenburgischen Jüdinnen und Juden hatten diesen „Schutz“ nicht. „Die jüdischen Familien, die hier lebten, hatte man gegen Kriegsende schon vertrieben“, sagt Dr. Anke Mührenberg, Leiterin des Kreismuseums in Ratzeburg. Aktuell präsentiert ihr Haus eine Ausstellung über „Verfolgung und Widerstand im Dritten Reich. Ein Blick in die Archive des Kreises“.

Die Schau belegt auf vielfältige Art und Weise, dass sich die NS-Verbrechen vor der eigenen Haustür abspielten. Und sie zeigt: Die systematische Entrechtung der Juden war ebenso sichtbar wie die Drangsalierung und Verfolgung Andersdenkender.

„Mit der Ausstellung wollen wir Anreize setzen, dass die Menschen genau das erkennen: Das war auch hier – bei uns – vor Ort“, betont Mührenberg. Wenn sie „wir“ sagt, spricht sie gleichzeitig für die Archivarinnen und Archivare im Kreisgebiet. „Ich wollte ihnen Gelegenheit geben, sich zu diesem Thema im Kreismuseum zu präsentieren. Im Gegensatz zu den Archiven haben wir den Platz dafür.“

Hoffen auf möglichst viele Ausstellungsbesucherinnen und -besucher: Volontär Moritz Bach und Kreismuseumsleiterin Dr. Anke Mührenberg.

Die Idee kam an. Neben dem Kreisarchiv Herzogtum Lauenburg haben die Archivgemeinschaft Nordkreis Herzogtum Lauenburg mit den Stadtarchiven Mölln und Ratzeburg, die Archivgemeinschaft Schwarzenbek sowie das Stadtarchiv Geesthacht zur Ausstellung beigetragen. Am vergangenen Donnerstag, 27. Januar, wurde sie eröffnet: dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.

Das Enddatum – der 6. März – ist weit weniger symbolträchtig, aber ebenso bewusst gewählt: „Der 6. März ist der Tag der Archive“, so Mührenberg. Sie hofft, dass das noch mal möglichst viele Menschen in das Kreismuseum lockt. Grundsätzlich hofft sie auf das Interesse von Schulen: „Es ist wichtig, die Kinder an dieses Thema heranzuführen“, sagt sie. Wichtig sei es auch, dass dies nicht nur digital geschehe. Sie selbst habe das schon beobachtet. „Es ist etwas anderes, wenn die Kinder sehen: Das ist echt, das ist anders als auf dem Bildschirm.“

Das Kreismuseum hat seinen Sitz im Domhof 12 (Ratzeburg). Es ist aktuell täglich außer montags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen für die Führungen werden unter der Telefonnummer 04541-860712 oder per Mail unter bach@kreis-rz.de entgegengenommen. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kmrz.de/.

Fotos: Kreisarchiv/Kulturportal-Herzogtum.de

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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Historischer Donnerstag

Sich regelmäßig auf die Spuren der lauenburgischen Geschichte und Kultur begeben können sich die Besucherinnen und Besucher der Kreismuseen in Ratzeburg. Ab sofort steht im Kreismuseum oder im A. Paul Weber-Museum unter dem Motto „Auf in die Kreismuseen“ monatlich eine Sonntagsführung auf dem Programm. Darüber hinaus geht das Haus ab dem 3. März mit der Vortragsreihe „Historischer Donnerstag“ an den Start. Ebenfalls einmal im Monat berichten dann Expertinnen und Experten über geschichtliche Ereignisse und Persönlichkeiten aus dem Kreis.

Die nächste Museumsführung ist für den 27. Februar geplant. Die Führung übernimmt Ute Fritzsche. Weitere Termine sind am 27. März, 24. April, 29. Mai und 19. Juni. Die Reihe „Historischer Donnerstag“ beginnt am 3. März mit dem Vortrag „Tüchtiges ordentliches Mädchen gesucht“. Referentin ist Museumsleiterin Dr. Anke Mührenberg. Die Museumsführungen beginnen jeweils um 15 Uhr, die Vorträge um 19 Uhr.

Das Kreismuseum hat seinen Sitz im Domhof 12 (Ratzeburg), das A. Paul Weber-Museum nebenan im Domhof 5. Die beiden Häuser sind aktuell täglich außer montags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen für die Führungen werden unter der Telefonnummer 04541-860712 oder per Mail unter bach@kreis-rz.de entgegengenommen. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kmrz.de/.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.