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Aus der Stiftung Ausstellungen

Vier Frauen – vier Meinungen

Anke Meixner…

…über die brach liegende Ausstellung: „Das ist natürlich enttäuschend, dass sie niemand sehen kann. Aber ich bin dankbar für die schöne Eröffnung – auch für den Zuspruch, den wir bekommen haben. Mit einer Freundin bin ich in der Woche danach noch mal durch die Ausstellung gegangen. Das sind so schöne Räume und die Räume und die Dinge – gerade auch die Arbeiten von Birke Kästner und mir – passen so gut zusammen.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Einerseits habe ich die Ruhe genutzt und mich in meiner Papierwerkstatt vergraben. Andererseits sind die Existenzängste da. Wenn man nichts zeigt, kauft auch niemand was.“

Ute Wilke…

…über die brach liegende Ausstellung: „Das ist schon schade. Es steckt ja viel Herzblut drin. Ich hatte unmittelbar vor der Vernissage noch drei Arbeiten fertiggemacht. Auf der anderen Seite habe ich vor diesem Virus aber auch Respekt. Ich gehöre ja auch mit zur älteren Generation. Ich denke, die Entscheidung seitens der Regierung ist richtig, dass man Versammlungen meidet. Ich sehe mich da als eine von vielen, die ein Opfer bringen muss.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Zum einen beobachte ich das Weltgeschehen, die Natur – die ganzen Zusammenhänge. Die Situation ist ja auch ein Spiegel dessen, wie wir mit der Natur umgehen, wie wir beispielsweise Tiere essen. Ansonsten bin ich im Moment nur im Garten. Wenn ich den so weit habe, gehe ich wieder ins Atelier.“

Birke Kästner…

…über die brach liegende Ausstellung: „Man ist total traurig, weil es so eine wunderschöne Ausstellung ist, weil so viel Mühe und Arbeit dahintersteckt. Die Situation ist wirklich schwer aushaltbar. Ich hatte gehofft, dass man sich die Ausstellung weiterhin ansehen kann. So viele Menschen würden ohnehin nicht auf einmal hineingehen.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Das fällt mir nicht so schwer. Es ist ja fast ein natürlicher Zustand als Künstler, dass man sich seinen Rückzugsraum schafft. Da ändert sich nicht viel, weil jetzt der Alltag fehlt. Der Stillstand macht auf jeden Fall etwas mit einem. Für die künstlerische Arbeit ist er eher befruchtend – ein Geschenk.“

Marianne Schäfer…

…über die brach liegende Ausstellung: „Ich bin schon etwas deprimiert. Das ist eine so gelungene Ausstellung – und eine sehr frauliche, wie ich finde. Man fragt sich jetzt, wie soll es weitergehen. Aber das gilt ja für viele Kulturschaffende, egal aus welcher Richtung.“

…über ihren Umgang mit der Kontaktsperre: „Momentan mache ich keine Kunst. Das blockiert mich total. Es ist ja nicht nur diese Ausstellung. Man weiß auch nicht, was mit dem Kultursommer ist. Da findet bei uns ja auch immer eine Ausstellung statt. Dafür habe ich schon eine Idee. Die Hälfte davon habe ich gefertigt, die andere Hälfte liegt brach. Mir fehlt da einfach der Mut.“

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Aus der Stiftung

Das Privileg des Schreibers

Dass man ein privilegierter Mensch ist, begreift man gemeinhin erst dann, wenn die Privilegien plötzlich verschwunden sind. Die schönen Seiten des Lebens verwandeln sich allzu schnell in Selbstverständlichkeiten und manchmal werden sie uns gar lästig. Essen gehen – Schon wieder? Das nächste Feuerwehrfest? Keine Lust. Ein Klassikkonzert – morgen? Nein, danke.

Zugegeben. Die Privilegien haben in einer Gesellschaft wie der unseren durchaus das Zeug, einen Menschen in den Overkill zu zwingen. Doch von 100 auf 0 zu kommen, wie es Covid-19 gerade auferlegt, ist auch kein Vergnügen.

Nun habe ich das Glück in diesen Tagen, wo uns die Gewissheiten und Selbstverständlichkeiten wie Sand durch die Finger gleiten, ein Privileg zu besitzen. Ich habe den Zugang zur Ausstellung „Vier Frauen – vier Perspektiven“. Der Schlüssel für das Herrenhaus der Stiftung Herzogtum Lauenburg half mir nicht nur bei der Arbeit am Thema der Woche, er gab mir auch die Chance für ein beständiges Stelldichein mit der Kunst.

So wandelte ich vergangene Woche unter Skulpturen, Bildern und Gefäßen. Ich filmte und fotografierte. Ich arbeitete. Sicher. Und doch fing die Kunst mich ein. Ute Wilkes Kolkrabe, der bunte Hahn, die vielen Vogelaugen, die Blicke, die einem nachsehen. Marianne Schäfers Wasservögel mit den langen Schnäbeln, wiedergegeben mit klaren Linien und Formen. Ein Fest der Harmonie aus porigem Holz. Ein paar Meter weiter dann ihre unruhigen Zwitterwesen. Halb Vogel, halb Mensch. All das wirkt in mir nach, ist mittlerweile so vertraut, dass die Objekte sich inzwischen anfühlen wie gute, alte Bekannte.

Nicht anders erging es mir mit den Werken von Birke Kästner und Anke Meixner, die im Foyer und im Seminarraum des Herrenhauses ihre Kunst ausgestellt haben. Meixners handgeschöpftes japanisches Papier, das zum symbolischen Grab für die Insektenwelt geworden ist, lässt sich nicht so ohne Weiteres beiseiteschieben. Einmal in meinem Sinn und Verstand ist es gekommen, um zu bleiben. Die Wesen, die nach uns sind, sagt die Künstlerin, sollen sich erinnern!

Ähnlich weit von der zeitlichen Dimension scheint auch Kästners Blick zu gehen. Ihre Keramikkunst gibt einem das Gefühl per Zeitmaschine in der Antike gelandet zu sein…

Ich weiß. Es ist nur ein Gefühl. Entstanden aus einem Privileg, während draußen Covid-19 sein Unwesen treibt.

Helge Berlinke

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Aus der Stiftung

Ostern Podcasts hören

Langsam und unaufhörlich frisst sich das Virus in die letzten Poren der Weltgesellschaft. Es tötet. Es zersetzt das wirtschaftliche und das kulturelle Leben. Ausnahmen? Gibt es nicht. Covid-19 kann nicht anders. Es folgt seiner Programmierung.

Für uns alle ist das schwer erträglich. Zumal es jenseits der eigenen vier Wände kaum noch Raum für Ablenkung gibt. Die Kontaktsperre setzt uns enge Grenzen. Kein Picknick im Freien. Kein Fahrradausflug ins benachbarte Bundesland. Mecklenburg-Vorpommern hat seine Grenzen dicht gemacht. Kein Grund zur Klage: Wir Schleswig-Holsteiner halten es genauso.

Und jetzt kommt noch Ostern. Vier freie Tage bei womöglich schönstem Wetter. Wie da Haltung wahren? Eine positive Grundstimmung gewinnen? Nicht leicht. Und es wird nicht leichter, je länger man drüber nachdenkt.

Vielleicht hilft es, wenn wir uns vergewissern, wie kostbar die Freiheiten sind, die unser Land in „normalen“ Zeiten auszeichnet. Vielleicht ist es tröstlich, dass diese Freiheiten wiederkehren werden. Vielleicht hellt es auch Ihre Stimmung auf, wenn Sie hören, wie Pastorin Hilke Lage – trotz Kontaktsperre – dem Osterfest frohen Mutes entgegenblickt. Kulturportal-Herzogtum.de hat mit der Seelsorgerin über ihre Arbeit in Zeiten von Corona gesprochen. Das Telefonat haben wir aufgezeichnet und veröffentlichen es als Podcast.

Das gilt auch für das Gespräch, das Kulturportal-Herzogtum.de mit Lothar Obst geführt hat. Der Geschichtsexperte, der sich als Tutor für die Akademie der Stiftung Herzogtum Lauenburg engagiert, erklärt im Interview die historischen Hintergründe, die zur Kreuzigung von Jesus Christus führten.

Mögen diese Podcasts Hoffnung, Ablenkung und Anlass zum Nachdenken sein.

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg wünscht Ihnen ein frohes Osterfest!

Helge Berlinke

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Aus der Stiftung Nördlich der A24

Künstler mit Zauberkraft

Die neue Ausgabe von „Unser Herzogtum“ ist raus. Das von „Klar & Deutlich Media“ herausgegebene Magazin enthält wieder jede Menge spannende Storys aus der Region, darunter eine Fortsetzungsgeschichte über Karlheinz Goedtke, die Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg und Vorsitzender des Freundeskreis Karlheinz Goedtke verfasst hat. Den ersten Teil veröffentlicht Kulturportal-Herzogtum.de mit freundlicher Genehmigung von „Klar & Deutlich Media“. Zur gesamten Ausgabe geht es hier.

Karlheinz Goedtke Bildhauer und Grafiker aus Mölln – Teil I

 „Als 1955 Schüler meiner zehnten Klasse für eine Gemeinschaftsarbeit Motive aus der Kunstlandschaft Schleswig-Holsteins suchten, da wählten sie für das Herzogtum Lauenburg neben dem Ratzeburger Dom den Eulenspiegel auf dem Möllner Marktplatz. Sie sahen in dieser lebensgroßen Figur den Geist Eulenspiegels, wie er ihnen aus der Literatur geläufig war, so vollendet eingefangen und einbezogen in die Umgebung, dass er ihnen Funktion oder Teil des historischen Marktes schien“. So beschrieb Hans Jürß in einer Laudatio 1977 das sicher bekannteste Werk des Möllner Bildhauers Karlheinz Goedtke. Bereits diese erste öffentlich aufgestellte Plastik auf dem Marktplatz in Mölln besitzt „symbolische Kraft“ für  die  Stadt  Mölln, in  der  Till  Eulenspiegel  bis  heute  „lebt“.   

„Zauber der Identifikation“ nennt es der Autor Karl Strube in einem Aufsatz über Goedtke. Dieser „Zauber der Identifikation“ wird bei uns im Kreis Herzogtum Lauenburg durch sehr viele Werke von Goedtke deutlich. Gleich, ob der „Junge Weidehengst“ in Ratzeburg als Symbol, das sich im Wappen des Kreises wieder findet oder die „Wölfe“ in Schwarzenbek, der „Lauenburger Rufer“ oder der „Taschenmann“ vor dem Kreissparkassengebäude in Ratzeburg – immer ist die Plastik Goedtkes ein Symbol für den Ort, wo sie aufgestellt ist.

Über 500 plastische Werke stehen als „Kunst im öffentlichen Raum“ auf Wegen oder Plätzen oder finden ihren Weg in die privaten Sammlungen. Unbekannter sind dagegen Goedtkes Skizzen und Zeichnungen, die in kleiner Auflage gedruckt wurden. Noch unbekannter sind eine ganze Reihe von Skizzenbüchern, die seit den frühen siebziger Jahren auf vielen Reisen durch Europa und dem afrikanischen Kontinent entstanden sind. Auf diesen Reisen fand Goedtke zahlreiche Anregungen für seine neuen Motive. 

Die Begegnungen mit den Menschen und den Tieren Afrikas, die Safaris in die Steppen, Savannen und Wüsten hat der Künstler in einer Vielzahl von Motiven verewigt. Diese „kleinen Arbeiten“ waren sicherlich auch die entscheidende Anregung zur weiteren Arbeit in seinem Atelier in Alt-Mölln. Die kompletten Darstellungen von Nashörnern, Elefanten oder die stolze Haltung einer Beduinengruppe haben ihren Ursprung in diesen Reisen, die den künstlerischen Horizont von Karlheinz Goedtke entscheidend erweitert haben. Bereits 1990 wurde in den Räumen der Stiftung Herzogtum Lauenburg als „besondere Auszeichnung des Künstlers Karlheinz Goedtke“ eine permanente Ausstellung seiner Werke im Stadthauptmannshof in Mölln eröffnet, die allerdings nicht lange Bestand hatte.“

Klaus Schlie

Teil II erscheint in Ausgabe 18 von „Unser Herzogtum“.

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Aus der Stiftung

Die Kreativität bleibt

Im Internet kursieren die Videos von den Menschen in Italien. Sie stehen auf den Balkonen – und singen. Um sich Mut zu machen. Um für einen Moment die bedrückende Realität in Zeiten von Corvid-19 zu vergessen.

Kultur trotz(t) Corona – das ist für mich die Botschaft, die dahintersteht. Kulturportal-Herzogtum.de möchte sich daran ein Beispiel nehmen und weiterhin über die Kultur im Kreis berichten. Schließlich hören die Musiker, Schauspieler, Filmemacher und Künstler – Virus hin oder her – nicht auf, kreativ zu sein. Fragen kann man ja zum Glück auch übers Telefon stellen und die Antworten – der Digitalisierung sei Dank – lassen sich per Mausklick in die Öffentlichkeit bringen.

Seit heute (16. März) ist die Literaturwerkstatt das Thema der Woche. Das Gespräch mit HannaH Rau liegt schon ein paar Wochen zurück. Zu diesem Zeitpunkt war Corona noch eine weitgehend chinesische Angelegenheit. So schnell ändern sich die Zeiten…

Auch die Leiterin der Literaturwerkstatt zeigt sich angesichts des Virus trotzig. In einem Newsletter schreibt sie: „Wir brauchen jetzt Geschichten. Wir sollten uns jetzt die Geschichten erzählen, die trösten und gut tun, lesen, Filme gucken, schreiben. Wir arbeiten bereits daran, einen Teil meines Seminarprogramms ins Internet zu verlegen, damit ich dort mit Euch bald in Gruppen oder allein schreiben kann.

Falls Ihr jetzt beim Aufräumen Euren Roman in der Schublade findet und überlegt, was Ihr damit machen könnt: Sprecht oder schreibt mich an. Schreibcoaching klappt auch per Telefon und Mail. Warum das jetzt gerade auch für mich als Künstlerin wichtig ist? Himmelshaken.“

Zum Trost und Trotz hat hat HannaH Rau ihrem Newsletter dieses Gedicht beigefügt:

Sie weiß den Sonnenstand
frei Hand
und sammelt Schrauben
zu drehn den Himmel
unters Dach
mit leisem Klicken

Die meiste Zeit der Kunst
ist Warten
Die größte davon
ist Warten
Die Zeit
ist die Kunst


Bleiben Sie gesund!

Helge Berlinke

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/03/16/kurzreportage-literaturwerkstatt-stiftung-herzogtum-lauenburg-moelln/
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Aus der Stiftung

„Verliebt in Shakespeare“

Der Mann ist ein – zeitloser – Superstar, ein Magier, ein Joker, ein Monument. Wie kaum ein zweiter hat William Shakespeare in menschliche Abgründe geschaut und sie in seinen Figuren verewigt. Wer´s nicht glaubt, hat beim Kanu-Wander-Theater Gelegenheit, sich davon zu überzeugen. Auf dem Spielplan steht 2020 Shakespeares „Was ihr wollt“.

Michelle Affolter hat sich für diese Komödie entschieden. Sie führt beim Kanu-Wander-Theater erstmals Regie. Die handfesten Gründe, die für die Shakespeare-Inszenierung sprechen, kann sie vermutlich im Schlaf runterbeten. Doch bei Affolter kommt noch etwas anderes hinzu: Aus ihr spricht die pure Begeisterung für den Dramatiker, die Freude, sich seines Stoffes anzunehmen und ihn in die heutige Zeit zu übersetzen. 

Die Begeisterung ist so authentisch, dass sie im Grunde sagen kann, was sie will. Etwa den Satz: „Ich bin wahnsinnig verliebt in Shakespeare.“ Bei manch anderem klingt so ein Satz einfach nur aufgesetzt. Bei Affolter denkt der Zuhörer: Verdammt – vielleicht sollte ich mal (wieder) einen Shakespeare zur Hand nehmen!

Das Stück „Was ihr wollt“ fasziniert die junge Regisseurin vor allem wegen der Erwartungshaltung, die sich durch das Stück zieht. Eine Art Wasserzeichen, das Affolter mit dem Imperativ „Es muss etwas passieren“ umschreibt. Unter diesem Blickwinkel erscheint es geradezu logisch, dass sie das Stück als Silvestersause inszeniert.

Für den Zuschauer bedeutet diese Spielauffassung vor allem eines: Spannung! Was wird sich da im Laufe der Handlung entladen? Wie gehen die Liebesgeschichten um Olivia, Orsino und Cesario aus? Wie löst die Regisseurin das Geflecht aus Intrigen und Verwechslungen auf. Gibt der Ausgang Anlass zur Hoffnung oder bleibt ein bitterer Nachgeschmack?

So ganz sicher ist sich Affolter da – noch – nicht. Shakespeare – der Superstar, Magier, Joker, das Monument – hat ihr mit seiner offenen Dramaturgie Spielraum für einen Dreh am Ende des Stücks eröffnet. Auf dem Ausgang wird sie noch eine Weile herumkauen.

„Was ihr wollt“, Kanu-Wander-Theater, KulturSommer am Kanal, 12. & 13. Juni, ab Schmilauer Brücke, Schaalseekanal, Freitag ab 15 Uhr, Sonnabend ab 11 Uhr

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/03/09/was-ihr-wollt-regieteam-kanuwandertheater-schaalseekanal/
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Aus der Stiftung

Silvestersause im Neobarock

Hanne Lenze-Lauch muss das Große und Ganze im Blick haben. Auf Details zu achten, sagt sie, bringe relativ wenig. Die junge Frau weiß, wovon sie spricht. 2019 war sie erstmals bei dieser sehr speziellen Produktion dabei. Sie kennt das Gelände am Schaalseekanal – die Bühne des Kanu-Wander-Theaters. Sie ist theoretisch wie praktisch in der Lage, die besonderen Umstände der Aufführungen in ihre Ideenwelten miteinzubeziehen.

Zwei Dinge nennt sie, auf die es für die Produktion ankommt: Die Kleider müssen für das Publikum, das sich mit dem Kanu von Szene zu Szene vorarbeitet, gut sichtbar sein. „Eine Signalwirkung haben“, wie die Kostümbildnerin es ausdrückt. Und: Für die Helden des Stücks, die an den verschiedenen Stationen von verschiedenen Darstellern gespielt werden, müsse man sich etwas einfallen lassen, dass einen „Wiedererkennungswert“ habe.

Die aktuelle Produktion – 2020 steht William Shakespeares „Was ihr wollt“ auf dem Spielplan – dürfte für die erfahrene Kostümbildnerin* in dieser Hinsicht ein Klacks sein. Viola, Orsino und Co. sollen mit ihrer Kluft im modetechnisch schillernden und schrägen Zeitalter von Boy George, Nena und Co. landen.

„Ich finde, dass in den 80er Jahren viel aus Shakespeares Zeiten drinsteckt“, begründet Lenze-Lauch den Schritt, sich dem Neobarock zuzuwenden. Vom Grundschnitt, stellt sie klar, hätte auch der große Dramatiker des 16. Jahrhunderts solche Kleider tragen können.

Die schrillen Textilien haben natürlich auch einen dramaturgischen Hintergrund: Regisseurin Michelle Affolter inszeniert das Stück als berauschende Silvestersause. Dementsprechend „überschäumend“ sollen die Kleider sein. Zudem unterstreichen sie das Melodramatische der Shakespearschen Verwechslungskomödie.

Affolter – 2019 noch Regieassistentin – führt nach dem Fortgang von Kerstin Steeb erstmals Regie. Affolters alte Rolle füllt nun Lisa Pottstock aus. Geblieben sind der Spaß und die gute Stimmung im Team, was Lenz-Lauch sehr wichtig ist. „Der Humor ist die Basis von allem“, stellt sie fest. Wichtig sei aber auch, dass man ähnliche ästhetische Vorstellungen habe.

Diese Vorstellungen müssen jetzt, da die heiße Vorbereitungsphase für die Produktion beginnt, nach und nach endgültig Gestalt annehmen. Die Frauen werden deshalb in den kommenden Wochen immer mal wieder die Köpfe zusammenstecken, um zu entscheiden, wie die Charaktere am Ende optimal angezogen sind. Dabei werden sie darauf achten, dass die Kostüme für die Darsteller auch praktikabel sind – und nicht zum Klotz am Bein mutieren. Das vorauszusehen, sei nicht immer einfach, sagt Lenze-Lauch. Abgesehen davon kann sie sich auf eine gewisse „Leidensfähigkeit“ der Darsteller verlassen. Beim letzten Mal, sagt die Kostümbildnerin hätten einige einen Wollpullover tragen müssen – mitten im Sommer!

*Hanne Lenze-Lauch entwirft seit 2007 Kostüme für Theateraufführungen. Grundlage ihrer Arbeit ist der äußerst praktisch orientierte Studiengang Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, den die geborene Aumühlerin in Hildesheim absolviert hat.

„Was ihr wollt“ , Kanu-Wander-Theater, KulturSommer am Kanal, 12. & 13. Juni, ab Schmilauer Brücke, Schaalseekanal, Freitag ab 15 Uhr, Sonnabend ab 11 Uhr

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Aus der Stiftung

„Europas Sterne funkeln über dem Kreis“

Der Horizont des KulturSommers am Kanal (KuSo) reicht 2020 weit über Waldsaum und Uferlinien der Region hinaus. Intendant Frank Düwel und Managerin Farina Klose sind dafür im Hafen des Kontinents vor Anker gegangen. Unter dem Motto „Europa – Bilder und Klänge“ laden sie vom 7. Juni bis 6. Juli zu interessanten und abwechslungsreichen Landgängen ein.

„Europas Sterne funkeln über dem Kreis Herzogtum Lauenburg“, verkündete Intendant Frank Düwel auf der Messe „oohh! 2020“ in den Hamburger Messehallen. Traditionell stellte er der Öffentlichkeit dort den KuSo-Flyer mit den Veranstaltungshöhepunkten vor. Das Papier listet neun Höhepunkte des Festivals auf. Darunter befinden sich bekannte Erfolgsformate wie Beat´n´Dance, das sich dem „Young Sound of Europe“ widmet, oder das Kanu-Wander-Theater, das 2020 Shakespeares „Was ihr wollt“ spielt. Die Auftaktfeierlichkeiten steigen in Büchen. Dort werde beispielsweise eine ganze Straße in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt, so Düwel.

Darüber hinaus steht in Geesthacht unter dem Motto „Mit Film durch die Nacht“ ein Kurzfilm-Spaziergang auf dem Programm. In der Stadt ist zudem der Opernliefer-Service „Operando“ zu Gast. Ein weiteres Highlight erwartet das Publikum überdies im Viehhaus Segrahn, wo Düwels Inszenierung von „6 Tanzstunden in 6 Wochen“ zu sehen ist.

Klaus Schlie – wie Landrat Christoph Mager und Kreispräsident Meinhard Füllner bei dieser Pressekonferenz vertreten – richtete den Fokus seiner Rede zunächst auf den Tourismus. Er lobte die Zusammenarbeit der Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn in diesem Bereich. Als Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die den KulturSommer am Kanal veranstaltet, schlug er schließlich den Bogen zur Arbeit Düwels. Wie beim Kultursommer Kulturelles mit der Natur verbunden werde, das habe einen ganz besonderen Reiz und sei weit und breit einmalig, konstatierte Schlie und ergänzte: Zum Tourismus gehöre auch „das Kulturelle“. Diese Herausforderung nehme Düwel zusammen mit den Künstlern an.

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/02/10/kultursommer-am-kanal-flyer-mit-neun-highlights-fuer-2020/
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Aus der Stiftung

Da ist das Ding!

Da ist das Ding – endlich! Wochenlang haben Managerin Farina Klose und Intendant Frank Düwel im Schatten der Öffentlichkeit nach Ideen gesucht, Pläne geschmiedet und Fäden gesponnen – nun legen die beiden das erste Ergebnis ihrer Arbeit für den KulturSommer am Kanal 2020 (KuSo) in Form des obligatorischen Flyers auf den Tisch.

Stiftungsgrün auf Weiß hält das Papier unter dem KuSo-Motto „Europa – Bilder und Klänge“ neun Highlights parat: Angefangen von der Eröffnungsfeier am Sonnabend, 7. Juni, in Büchen, wo ab 14 Uhr zunächst ein Fahrrad-Stationstheater auf dem Programm steht, ehe ab 17 Uhr die Besucherinnen und Besucher rund um die Priesterkate ein kurzweiliges Beisammensein mit Musik und Kunst erwartet.

Auf keinen Fall im Programm fehlen darf „Beat´n´Dance“ – die elfte Auflage dieses Erfolgsformates, bei dem der Nachwuchs seiner musikalischen Kreativität freien Lauf lässt, steigt am Sonnabend, 13. Juni, im Rathaus Schwarzenbek. 2020 haben sich die Sängerinnen und Sänger dem „Young Sound of Europe“ verschrieben.

„Europa erTanzen“ – ebenfalls am 13. Juni – können die KulturSommer-Besucher im Amtsrichterhaus Schwarzenbek. Zwei Tanzmeister machen sich auf, um mit ihren Gästen die Vielfalt des europäischen Tanzes zu beschreiben. Dabei unterstützt werden sie von drei Musikern.

Zur Grundausstattung der europäischen Kulturszene gehörte und gehört nach wie vor William Shakespeare. Eine vergleichbare Rolle hat längst das Kanu-Wander-Theater für den KulturSommer inne. Da passt es doch, dass Michelle Affolter, die erstmals Regie führt, Shakespeares „Was ihr wollt“ am Schaalseekanal inszeniert. Das Stück ist an zwei Tagen – am 12. und 13. Juni – zu sehen.

Keinem Märchen aus 1.000 und einer Nacht, sondern dem Gründungsmythos von Europa und Zeus widmet sich am 14. (Berkenthin) und 28. Juni (Wentorf) Anna Malten. Es ist eine Geschichte voller Gefahren und Leidenschaft, die die Märchenerzählerin aus Siebeneichen dem Publikum nahebringt.

Schon mal dick im Kalender anstreichen dürfen sich Freunde des bewegten Bildes den 19. Juni: An diesem Tag verwandelt sich Geesthacht unter dem Motto „Mit dem Film durch die Nacht“ in ein großes Open Air-Kino. An diversen Standorten gibt es nach dem Einbruch der Dämmerung Kurzfilme von Nachwuchsregisseuren zu sehen.

Der Nachwuchs steht auch im Mittelpunkt beim „Pegasus Parkgeflüster“ am Sonnabend, 20. Juni. Bei einem entspannten Picknick tragen junge Autoren und Poetry Slammer im Kurpark Mölln ihre Texte vor.

Etwas weniger gechillt dürfte es auf der Bühne des Viehhauses Gutshof Segrahn zugehen. Frank Düwel präsentiert sich dort mit einer Regiearbeit, in der er – ebenfalls am 20. Juni – unter dem Titel „6 Tanzstunden in 6 Wochen“ die Geschichte der Lily Harrison erzählt. Lily ist eine Rentnerin, die sich eine Abwechslung gönnen will und einen Tanzlehrer ins Haus bestellt. Was folgt, ist ein Feuerwerk an Dialogen und ein Schnellkurs für Swing,Tango & Co.

So wie Lily haben auch die Geesthachter im Rahmen des KulturSommers am Kanal die Chance, sich große Kunst servieren zu lassen. Am 27. und 28. Juni tourt mit Operando ein Lieferservice für die Oper durch die Stadt. Machen Sie es sich gemütlich und genießen Sie vom heimischen Sessel aus Ihre persönliche Vorstellung!

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/02/10/frank-duewel-stellt-in-hamburg-kultur-sommer-flyer-vor/
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Aus der Stiftung Nördlich der A24

„In die weiten Länder“

Mit ihrem Programm „In die weiten Länder“ widmen sich Sängerin Meike Siebert, Schauspielerin Angela Bertram und Pianistin Anna Bertram am Freitag, 7. Februar, in der Remise des Möllner Stadthauptmannshofes dem Thema Flucht und Vertreibung. Los geht es um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Menschen auf der Flucht wissen nicht, wo sie unterkommen oder ob sie überleben werden. Sie nehmen Ängste und Gefahren auf sich, um an einen besseren Ort zu gelangen.  Der Wille zum Weiterleben treibt sie trotz Verzweiflung und Einsamkeit voran.

Gelesen werden unter anderem Texte von Günther Weisenborn, Rajko Djuric, Ilija Juvanovic und Mascha Kaléko oder Gedichte aus Konzentrationslagern von Unbekannten. Die Musik, die gespielt wird, stammt aus dem Warschauer Ghetto sowie aus der Feder renommierter Komponisten wie Dvořák, Schönberg, Bernstein und Szpilman.

Bei diesem Abend bleibt auch Zeit zum Reden und für die Geschichten Betroffener.

Anmeldung unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de.

 „In die weiten Länder“, 7. Februar, Remise, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, 19.30 Uhr, freier Eintritt

Foto: Siebert (honorarfrei)