Lothar Obst ist nicht nur in der antiken Geschichte bewandert, er ist auch ein Kenner des Neuen Testaments. Zuletzt hat er sich aus der Perspektive des Historikers intensiv mit diversen Fragen rund um die Geburt Christi befasst. Im Folgenden widmet er sich Bethlehem und Nazareth und der Reisezeit zwischen den beiden Orten zur Geburt Christi. Kulturportal-Herzogtum.de veröffentlicht den Text in mehreren Abschnitten. Hier lesen Abschnitt III. Zu Abschnitt II geht es hier.
Das antike Straßennetz als Pilgerwege für die jüdischen Wallfahrtsfeste
Den Ausbau des antiken Straßennetzes von Galiläa durch Samarien nach Judäa müssen wir nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Fernhandels von Syrien nach Ägypten, sondern auch im Rahmen der alljährlichen jüdischen Wallfahrtsfeste sehen. Im 23. Kapitel des Buches Leviticus des Pentateuchs beschreibt Mose die Gesetze über den Sabbat und die jährlichen Feste, welche im Einzelnen sind:
PASSAH (3. Mose 23,5-8)
Fest der ungesäuerten Brote
14. bis 22. Nisan (ca. März/April)
Erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten
SCHAWUOT (3. Mose 23,16-22)
Wochenfest
6. bis 7. Siwan (ca. Mai)
Erinnert an den Wiederempfang der zehn Gebote
ROSCH HA-SCHANA (3. Mose 23,23-25)
Neujahrsfest (Jahrestag der Schöpfung)
1.bis 2. Tischri (September)
Erinnert an die Erschaffung der Welt
(nach dem jüdischen Kalender am 6. Oktober 3761 v. Chr.)
JOM KIPPUR (3. Mose 23,26-32 und 16,29)
Versöhnungsfest (höchster jüdischer Feiertag)
10. Tischri (September)
SUKKOT (3. Mose 23,33-43)
Laubhüttenfest
15. bis 23. Tischri (September/Oktober)
Erinnert an die 40-jährige Wanderschaft der Israeliten durch die Wüste
Nach dem Buch Deuteronomium sind das Passahfest (5. Mose 16,1-8), das Wochenfest (5. Mose 16,9-12) und das Laubhüttenfest (5. Mose 16,13-15) zugleich Wallfahrtsfeste zum Tempel nach Jerusalem („Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist in deiner Mitte, vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen, an der Stätte, die der Herr erwählen wird“, vgl. 5. Mose 16,16). König Salomo ließ den ersten Tempel in einem Ausmaß von 30 m Länge, 10 m Breite und 15 m Höhe auf dem Tempelberg erbauen, der im Jahr 586 v. Chr. durch die Babylonier unter Nebukadnezar II. zerstört wurde. Es kam zur Entführung und Verbannung der hebräischen Oberschicht nach Babylon (sog. Babylonische Gefangenschaft). Nach der Rückkehr der Hebräer wurde unter dem persischen Statthalter Serubbabei 515 v. Chr. der Tempel wieder aufgebaut (Zweiter Tempel), der nach dem jüdisch-römischen Schriftsteller Flavius Josephus schon 145 m lang und 45 m breit und damit deutlich größer als der Tempel Salomos war. In den Jahren 167 bis 164 v. Chr. schändeten die Griechen den jüdischen Tempel, entfernten die Leuchter und stellten einen Altar für ihren Göttervater Zeus auf. Nach dem erfolgreichen Aufstand der Makkabäer und der Befreiung von den Griechen wurde der alte Tempelkult wiederhergestellt, der Zeus-Altar entfernt und nur noch ein siebenarmiger Leuchter (Menora) aufgestellt. An diese Einweihung des zweiten Tempels 164 v. Chr. (= im jüdischen Jahr 3597) erinnert das auch heute noch gefeierte Lichterfest CHANUKKA vom 25. Kislew bis 2. Tevet (ca. Dezember). König Herodes schließlich ließ in den Jahren 21 bis 19 v. Chr. das Plateau des Tempelberges deutlich erweitern. Der Herodianische Tempel war trapezförmig und hatte mit einer Gesamtfläche von ca. 140.000 Quadratmetern riesige Ausmaße (über 400 m x rund 300 m); davon steht heute nur noch ein kleiner Teil der westlichen Umrandungsmauer (Klagemauer).
Die jahrhundertelangen Wallfahrten zum Tempel nach Jerusalem brachten alljährlich Tausende jüdische Männer auf die Straßen und führten zu einem Ausbau des Wegenetzes nach Jerusalem, im Wesentlichen über eine Westroute entlang des Mittelmeeres, eine Ostroute entlang des Jordantales und eine dritte quasi Transitstrecke durch Samarien nach Judäa. Maria und Joseph dürften im Jahr 7/6 v.u.Z. genau diese Transitstrecke genutzt haben wie viele Jahre und Jahrhunderte vor ihnen Pilger zum Tempel nach Jerusalem zu den drei jüdischen Wallfahrtsfesten.
Geschichten kann man ja ohnehin nie genug bekommen. Wenn sie dann noch auf dem Silbertablett serviert werden, umso besser. Kulturportal-Herzogtum.de freut sich, dass sich die Plattdeutschbeauftragte Inge Pusback vors Mikro gesetzt hat. Das Ergebnis sind drei Storys op Platt, die es nun in der Adventszeit zu hören gibt. Nachdem Inge Pusback „De plietsche Ganther“ von Inge Rohwer und „Een van de Hirten“ von Rudolf Kienau gelesen hat, ist von ihr nun die dritte und letzte niederdeutsche Geschichte zum Advent zu hören. Dafür hat die Möllnerin eine Erzählung von Karl Heinrich Waggerls ins Niederdeutsche übersetzt. Der Titel lautet „De buckige Äsel un de söte Distel“. Zur Geschichte geht es hier.
Es hätte so schön sein können. Heiligabend wollte die Kirchengemeinde Mölln gleich mehrere Gottesdienste im Stadthauptmannshof abhalten. Wegen der sich rasant ausbreitenden Covid-19-Pandemie sind diese Pläne nun Makulatur. Sowohl die Gemeinderäte der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Mölln als auch deren Kolleginnen und Kollegen in Breitenfelde beschlossen, ab sofort sämtlich Gottesdienste bis zum 10. Januar auszusetzen.
Ob auch sonst die Gotteshäuser und Plätze im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg verwaist bleiben, entscheiden die Verantwortlichen jeweils vor Ort. Gottesdienste sind grundsätzlich erlaubt. In Kirchen dürfen sich bis zu 50 Menschen versammeln, unter freiem Himmel bis zu 100. Darüber hinaus gelten eine Anmelde- und Maskenpflicht sowie die Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen. Nichtsdestotrotz werden wohl viele Kirchengemeinden dem Möllner und Breitenfelder Beispiel folgen.
Die Kirche ist darauf offensichtlich eingestellt: „Wir sind zu Weihnachten auf jeden Fall für die Menschen da“, stellt Pröpstin Frauke Eiben klar. Neben den alternativen geistlichen Angeboten sei es Aufgabe der Kirchengemeinden dafür zu sorgen, dass Menschen seelsorgerlich betreut werden – in Krankenhäusern und Heimen, aber auch mit offenen Ohren am Telefon oder als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner über Post und digitale Medien. Zudem macht die Telefonseelsorge wie gewohnt ihren Dienst. Sie ist unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 erreichbar.
Aber natürlich soll es an Weihnachten nicht nur um Seelsorge, sondern auch um die Freude am Weihnachtsfest gehen. Hier beweisen viele Kirchengemeinden große Kreativität – so auch die Möllner und die Breitenfelder.
Um den Menschen eine Freude zu bereiten, startet die Kirchengemeinde Mölln beispielsweise die Aktion „Weihnachten in der Tüte“, die am 24. Dezember ab 10 Uhr vor der St. Nicolai-Kirche und der Heilig-Geist-Kirche anläuft. Die Tüten enthalten allerlei Geschenke wie Bastelideen und Anregungen für die anstehenden Weihnachtsfeierlichkeiten.
Auf den Homepages der Kirchengemeinden Mölln und Breitenfelde (www.kirche-breitenfelde.de) finden sich zudem ein Weihnachtsfilm mit Grußbotschaft, den die Kirchengemeinden Mölln, Breitenfelde und Gudow gemeinsam erstellt haben. Er ist auch auf YouTube zu finden unter dem Kanal „Kirchengemeinde Breitenfelde“.
Weiterhin gibt es Links zu Online-Gottesdiensten, zum Beispiel zum liveline-Gottesdienst des Kirchenkreises. Pastor Lotichius gestaltet eine Sendung mit Musik und Texten zu Weihnachten um 14 Uhr auf dem „Offenen Kanal Lübeck“ (UKW 98.8, es gibt einen Live-Stream im Internet. Weitere Infos und mehr Gottesdienst im Offenen Kanal finden Sie hier.). Die Kirchengemeinde Breitenfelde verteilt noch vor Weihnachten einen kleinen Gemeindebrief mit Texten, Liedern und Hinweisen auf die Onlineangebote.
Wer wissen möchte, ob in seiner Heimatgemeinde nicht doch ein Gottesdienst stattfindet, sollte sich direkt vor Ort – beim Pastor oder im Kirchenbüro – erkundigen.
Kein anderes Fest auf der Welt ist heute so populär wie das Weihnachtsfest. Doch seit wann wird die Geburt Christi eigentlich gefeiert? Und wie kam es dazu? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um die kalendarischen Festlegungen für den Advent gibt Lothar Obst in einem rund 20-minütigen Vortrag. Zum Podcast geht es hier.
Was macht der Kantor einer evangelischen Gemeinde, wenn er ausgerechnet in der Weihnachtszeit zur Tatenlosigkeit verdammt ist? Wie gut kommt der Musiker mit der aus gesundheitspolitischen Gründen verordneten Stille klar? Diese und weitere Fragen hat Kulturportal-Herzogtum.de Thimo Neumann von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Mölln gestellt.
Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Neumann, sind Sie ein Mensch, der gut mit Stille klarkommt?
Thimo Neumann: Das kann ich nicht so einfach mit „ja“ oder „nein“ beantworten. Es gibt Phasen, wo ich Stille brauche. Und Phasen, wo genau das Gegenteil der Fall ist.
KP: Momentan sind Sie ja zur Stille verdammt…
Neumann: Für mich kann ich das akzeptieren. Mir tut es nur für die Sänger leid, dass man jetzt diese Stille hat. Weil es ja nicht nur um das Singen geht, sondern auch um den gesellschaftlichen Aspekt. Im übertragenden Sinne ist das auch eine soziale Stille. Das ist ein weitaus größeres Problem, als dass wir keine Konzerte gebe können. Was schade ist – aber ich bin Realist genug und weiß, dass das jetzt so sein muss.
KP: Stille und Philharmonie erscheinen in der Pandemie wie maximale Gegensätze. Welche Rolle spielt die Stille in musikalischen Werken?
Neumann: Die Stille ist Teil der Musik, Teil der Komposition. Es gibt Generalpausen. Das ist Stille – da geschieht nix. Der Spannungsverlauf steigert sich und die Idee der Musik geht in der Stille weiter. Das ist eine ganz spannende Sache. Der Komponist John Cage hat ein Stück geschrieben, das heißt ‚4:33‘ – das meint die Länge 4 Minuten 33. Das ist ein Stück für alle Besetzungen. Es wurde auch schon von großen Orchestern aufgeführt. Die Noten bestehen nur aus Pausen. Das heißt, die Musiker spielen keinen einzigen Ton. Drei Sätze hat das Stück, und diese Sätze sind permanente Stille. Nichts passiert. Der Komponist hat sich gefragt, was macht Stille mit einem? Gehört Stille zur Musik? Das ist total interessant, weil man trotzdem einen Spannungsverlauf merkt. Auch bei den Musikern. Der Dirigent steht vorne. Es gibt den Auftakt und dann geht es los. Die Musiker haben eine unglaubliche Grundspannungspräsenz, weil sie trotzdem Musik machen. Es ist ein Musikstück. Und das Spannende ist, wenn man als Zuhörer dort sitzt, hört man jedes kleinste Geräusch – jedes Husten.
KP: Gab es da gar keinen Aufschrei in der Musikwelt? Keine erbitterte Diskussion in den Feuilletons?
Neumann: Es gab auch negative Reaktionen. Natürlich. Die Frage, die dahinterstand, war: Ist das noch Musik, was der da macht? Oder verarscht er uns? Dahinter steckt ja auch die Frage: Was ist Musik? Wo beginnt sie? Wo hört sie auf? Ich glaube, genau das hat Cage auch gewollt.
KP: Das ist natürlich ein sehr krasses Beispiel. Unabhängig davon betonen Sie die Bedeutung der Stille. Würden Sie so weit gehen, zu sagen, dass der Umgang mit der Stille die Arbeit des Dirigenten oder Musikers auszeichnet?
Neumann: Auf jeden Fall. Es steht ja nicht alles in den Noten. Es kommt immer darauf an, was man da vor sich hat. In der Barockmusik beispielsweise finden sich nur wenige Anhaltspunkte, wie etwas zu interpretieren ist. Dafür braucht man den musikwissenschaftlichen Background.
KP: Gibt es im Barock überhaupt keine Tempovorgaben?
Neumann: Es gibt ungefähre Tempoangaben, die sind dann aber anders gemeint als beispielsweise in der Romantik. In der Romantik geht so eine Tempobezeichnung zumeist mit einer Charakterbezeichnung des Stückes einher. Das ist schon ein Unterschied. Man muss sich ein bisschen in den Epochen auskennen und sehen, dass Tempo nicht immer gleich Tempo ist. Was man sagen kann, ist: Je älter die Musik, desto weniger Angaben stecken in den Noten. Umso mehr muss man sich reinfuchsen, um zu verstehen, wie das eigentlich gemeint ist. Bei spätromantischer Musik – zum Beispiel bei Gustav Mahler – ist das anders. Er hat wirklich alles reingeschrieben, was man sich vorstellen kann. Wenn man es dann so macht, macht man es auch gut.
KP: Die Umstände dürften verglichen mit dem 19. Jahrhundert in der Barockzeit auch gänzlich andere gewesen sein – beispielsweise das Ausmaß der Schriftlichkeit, die Anlässe fürs öffentliche Musizieren…
Neumann: Selbst die Instrumente waren ganz anders gebaut. Das muss man alles bedenken. So etwas umzusetzen, ist immer auch eine Sache der Ressourcen und des eigenen Anspruchs. Ich bin da nicht perfekt und weiß auch nicht alles. Wenn man beispielsweise ein Orchester dirigiert, lernt man miteinander. Das ist spannend und sehr facettenreich. So ist es bei vielen Arbeiten aus der Barockzeit.
KP: Zumindest sind die Rollen klar verteilt. Hier das Ensemble und der Dirigent, da das Publikum…
Neumann: Exakt. Als Musiker – ob ich selbst spiele oder ob ich dirigiere – hat man die Aufgabe, die Emotion und die Idee eines Stückes zu übertragen, dass dann der berühmte Funke überspringt. Das ist das Ziel des Ganzen. Und insofern hofft man als Musiker, dass man das Publikum emotional mitnimmt.
KP: Die Zuhörer müssen sich also wie beim klassischen Theater voll einlassen. Wegen der Covid-19-Pandemie gibt es nun weder Live-Musik noch Publikum. Wie viele Striche wurden Ihnen da durch die Rechnung gemacht?
Neumann: Die Weihnachtszeit wäre Hochsaison gewesen. Normalerweise hätten wir mit allen Gruppen der Gemeinde große Konzerte gegeben. Diese Auftritte und auch einige Fremdkonzerte mussten wir absagen. Da muss man erstmal schlucken, weil es die freiberuflichen Musiker, die ich engagiere, gerade richtig schwer haben. Diese Musiker leben davon, dass sie Konzerte spielen und dafür Gage bekommen.
KP: Haben Sie die gesamte Zeit pausiert oder konnten sie unter den gesetzlichen Hygienebedingungen zumindest proben?
Neumann: Nach dem Komplettverbot im Frühjahr haben wir angefangen, draußen zu singen – vor der Kirche. Dass man sich sieht und wieder singt, war total wichtig für das Soziale. Bei zwei Meter Abstand ist es aber nicht so erquicklich. Im September durfte man dann auch in geschlossenen Räumen proben. Der Saal im Polleyn-Zentrum war groß genug dafür, dass da viele rein konnten. Das war dann OK, aber man hatte trotzdem kein Ziel. Ich fühlte mich außerdem ein bisschen unwohl, weil dieses Virus im Raum steht. Man weiß: Mit den Aerosolen ist die Ansteckungsgefahr einfach da.
KP: Neben den Proben haben sie bis Mitte Oktober alle 14 Tage halbstündige Orgelkonzerte gegeben.
Neumann: Das Konzept habe ich zusammen mit meiner Kollegin Andrea Battige ausgearbeitet. Wir wollten damit ein Zeichen setzen. Auch wenn der Besuch relativ mau war, war es eine gute Sache. Wir haben gezeigt, wir sind da. Wir bemühen uns. Wir gehen nicht unter. Wir sitzen in keiner Schockstarre mehr.
KP: Hatten Sie darüber hinaus auch einen Plan B für Weihnachten in der Schublade?
Neumann: Da war ich zum Glück vorsichtig und habe mich mit Kollegen im Kreis abgestimmt. Man hatte ja überhaupt keine Planungssicherheit. Konzerte, die wir hätten machen wollen, hätten immer auch die Chöre betroffen. Und mit den Chören kann man das aktuell einfach vergessen. Deswegen habe ich mir überlegt, eine CD zu erstellen – von der eigenen Gemeinde für die Gemeinde – mit allen Sängerinnen und Sängern. Die letzte Woche bestand nur aus Aufnahmesessions – Fünf-Minuten-Turns mit den einzelnen Sängern. Dies Stücke bearbeite ich gerade. Wenn man das nur zusammenlegen würde, würde das echt schlecht klingen. Den Sängern fehlt beim Singen ja der Chor. Da hat man kein Gefühl für Intonation und Timing.
KP: Das hört sich nicht nur aufwändig, sondern auch technisch anspruchsvoll an.
Neumann: Ich habe da eine Software, damit die CD nachher nicht nach Kraut und Rüben klingt. Sie soll dann an die Leute der Gemeinde in Mölln gehen, die allein sind. An die ältere Generation plus 80 beispielsweise, die im Altenheim lebt – auch als Zeichen von der Kirche und der Kirchengemeinde.
KP: Ich komme zum Schluss noch mal auf das Thema Stille zurück. So ganz still wird Weihnachten ja nun nicht, wenn Sie die CD produzieren. Aber ist nicht gerade die Nacht, in der Jesus geboren wurde, eine stille Nacht gewesen? Ist die Pandemie nicht eine gute Gelegenheit, zu diesem Ursprung zurückzukehren und die Stille wieder in den Mittelpunkt zu rücken?
Neumann: Ich weiß gar nicht, ob wir uns entfernt haben. Wie die ersten Weihnachtsfeste der Christenheit waren, können wir ja gar nicht beurteilen. Wahrscheinlich fanden sie eher in Verstecken und im Geheimen statt. Aber Weihnachten ist ja auch ein Fest der Freude und der Freiheit gewissermaßen. Für viele Menschen sind Konzerte im Advent im Übrigen ein Ruhepol. Auch die Weihnachtsgottesdienste sind so eine Tradition. Sie bringen ein bisschen runter. Genauso ist es mit den Konzerten. Ohne beides wäre mir das auch zu viel Stille.
KP: Herr Neumann, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Amtszeit: William Boehart feiert Jubiläum. Seit nunmehr 30 Jahren ist er Vorsitzender des Lauenburgischen Kunstvereins (LKV). Der LKV bedankt sich auf seiner Internetseite für die geleistete Arbeit und ehrt den Jubilar mit einem Gedicht.
Auszeit I: Die Tourist-Information im Ratzeburger Rathaus bleibt wegen des Lockdowns bis mindestens 10. Januar geschlossen. vom 23. bis zum 31. Dezember geschlossen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind allerdings bis zum 22. Dezember telefonisch und per Mail zu den Öffnungszeichen erreichbar. Kontakt unter 04541-8000-886 oder über tourist-info@ratzeburg.de.
Auszeit II: Schotten dicht heißt es für die Artothek und die Stadtbücherei Mölln. Wegen des Lockdowns müssen die beiden Einrichtungen mindestens bis zum 10. Januar geschlossen bleiben.
Kulturzeit: Festliche Musik zum Advent sendet am Sonntag, 20. Dezember, Kulturzeit aus Ratzeburg. Die Übertragung beginnt um 17 Uhr. Eine Wiederholung der Sendung ist am Dienstag, 22. September, um 9 Uhr geplant. Zu empfangen ist Kulturzeit auf der Frequenz 98,8 MHz (106,5 Kabel) und als Direktsendung im Internet unter www.okluebeck.de.
Lothar Obst ist nicht nur in der antiken Geschichte bewandert, er ist auch ein Kenner des Neuen Testaments. Zuletzt hat er sich aus der Perspektive des Historikers intensiv mit diversen Fragen rund um die Geburt Christi befasst. Im Folgenden widmet er sich Bethlehem und Nazareth und der Reisezeit zwischen den beiden Orten zur Geburt Christi. Kulturportal-Herzogtum.de veröffentlicht den Text in mehreren Abschnitten. Hier lesen Abschnitt II. Zu Abschnitt I geht es hier. Darüber hinaus erscheint am Montag (21. Dezember) ein Podcast mit Obst, in dem er sich der Frage widmet, seit wann Christen Weihnachten feiern.
Drei Wege führen nach Beth Lahm
Drei Reiserouten waren denkbar. Zunächst die Westroute über Afula und die uralte Festung Meggido hin zum fast ebenen Landstrich an der Mittelmeerküste. Gerade diese Teilstrecke an der Mittelmeerküste von Hadera im Norden vorbei an Netanya und östlich des heutigen Tel Avivs war eine bewährte Heerstraße der ägyptischen und mesopotamischen Armeen. Im flachen Land konnten die Armeen in entsprechender Stärke breit aufmarschieren und so bequem lange Tagesmärsche absolvieren. Verlässt man diesen Landstrich jedoch und will dann von Westen nach Jerusalem hinauf, wird es sehr bergig und streckenweise äußerst steil. Die Westroute ist mit mehr als 250 Kilometern auch die weiteste Strecke von Nazareth bis Bethlehem. Sie wurde von vielen Fremden begangen und ein weiteres kam hinzu: Hier wohnten die Samariter – und die waren in Israel verachtet. Wegen ihrer Länge kam die Strecke wohl eher nicht in Frage.
Die Ostroute wandte sich unterhalb von Nazareth über Bet Shean hin zum fruchtbaren Jordantal, das bei Jericho in Wüste übergeht, von wo sich aber auch der serpentinenartige Pfad nach Jerusalem hinaufwindet, bekannt als der Pilgerweg aus den Psalmen („Siehe, wir ziehen hinauf gen Jerusalem…“). Hier spielte sich das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter ab. Es war ein beliebter, gut gangbarer Weg. Aber in dieser Landschaft unter dem Meeresspiegel fehlte es an Wasser, Wohnungen und Rastplätzen. Die Reisenden blieben oft auf sich selbst gestellt und mussten daher in guter körperlicher Verfassung sein. Für eine Schwangere wie Maria war es eine eher nicht geeignete Wegstrecke.
Gut vorstellbar ist, dass Maria und Joseph den kürzesten, sichersten und bekanntesten Weg wählten. Schon Abraham und – wie wir gesehen haben – Jakob waren ihn mit ihren Herden gegangen. Zahlreiche Dörfer und kleine Städte begleiten den Pfad über Jenia, Sebaste, Nablus, Bethel und Ramallah, so dass Reisende immer auf genug Wasser und Ruheplätze stoßen. Braune und sandgelbe Felsberge säumen die Straße, führen über fruchtbare Hochtäler mit reichen Getreidefeldern, dann erklimmt sie wieder steile Pässe, von denen man weit hinausschauen kann. Jeder Reisetag führt den Wanderer beständig höher hinauf und der glänzenden Stadt Salomons näher, bis er schließlich das faszinierende Häusergewühl und den Tempel von Jerusalem vor sich liegen sieht.
Das heilige Paar wird von Nazareth bis hierher nach Jerusalem ca. 10-12 Tage gebraucht haben. Man wanderte in den Morgenstunden und am späten Nachmittag, schlief am heißen Mittag irgendwo unter Olivenbäumen bei einem Brunnen, hinter einer Mauer oder in einer Schenke, vielleicht auch nur im Schatten eines Esels, um dann für die eiskalten Nachtstunden unter einem festen Dach oder wenigstens am kleinen Feuer in einer Höhle Unterschlupf zu suchen. In Jerusalem angekommen, lag Bethlehem nur noch einen Reisetag entfernt.
Ebenfalls gut möglich ist, dass Maria und Joseph in Jerusalem eine Tagesrast eingelegt und den Tempel aufgesucht haben, was vor 2000 Jahren schon genauso üblich war, wie wenn wir heutzutage zum Beispiel nach Rom reisen und ganz selbstverständlich den Petersdom aufsuchen. Aber darüber schweigen sich die Berichte aus, wie überhaupt Lukas und Matthäus von alldem, was wir bis hierher entwickelt haben, nichts berichten. Berichtet wird nur, dass sich Joseph „aufmachte“ und wie er eines Tages am Ziel ankam. Was dazwischen geschah, macht das Reisen vor 2000 Jahren in Palästina zwar verständlicher, tut aber scheinbar nichts zur Sache. Für die Heilsgeschichte ist es ganz und gar unwichtig. Lukas und Matthäus berichten nichts davon. Dennoch wird derjenige, der dem historischen Reiseweg von Damaskus nach Kairo folgt, auch heute noch vielfach das damalige Bild erkennen können, denn außer den Wohnhäusern und einigen modernen Hotels, Tankstellen und Wegweisern hat sich wenig geändert.
So werden wir wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit den Weg von Maria und Joseph von Nazareth nach Bethlehem wie folgt rekonstruieren können:
1. Tag von Nazareth bis Avilal (Yizreel)
2. Tag bis Quabatiya (Kubätije)
3. Tag bis Silatedh Dhar (Dscheba) 52 km
4. Tag P A U S E
5. Tag Deir Sharaf (Sebaste)
6. Tag Huwara (Huwära)
7. Tag Sinjil (Sindschil) 58 km
8. Tag P A U S E
9. Tag Jifna (Dschifna)
10. Tag Ram (Rama)
11. Tag Jerusalem (Yerushalayim) 48 km
12. Tag P A U S E
13. Bethlehem (Beth Lahm) 8 km
Die beiden werden die kleine Stadt Davids durch das Nordtor betreten und zuallererst die Herberge gesucht haben. Denn die rund zweiwöchige Reise war anstrengend, besonders für Maria, hochschwanger – das Kind musste jeden Tag kommen.
Geschichten kann man ja ohnehin nie genug bekommen. Wenn sie dann noch auf dem Silbertablett serviert werden, umso besser. Kulturportal-Herzogtum.de freut sich, dass sich die Plattdeutschbeauftragte Inge Pusback vors Mikro gesetzt hat. Das Ergebnis sind drei Storys op Platt, die es nun in der Adventszeit zu hören gibt. Zum Start hat Inge Pusback „De plietsche Ganther“ von Inge Rohwer gelesen. Nun folgt „Een van de Hirten“ von Rudolf Kienau. Zu dieser Geschichte geht es hier.
In der Kulturremise gibt es Zoff. Ein Pinguin und ein Eisbär liegen sich in den Haaren. „Was ist hier los?“ will Armin Steinmann wissen. Tja, was ist hier los? Ist der Hausmeister der Stiftung Herzogtum Lauenburg verrückt geworden? Nein. Ist er nicht. Zum Glück. Genauso wenig wie seine Kollegin Stephanie Röpke, mit der er jetzt wegen des Eisbären telefoniert. Die Sache lässt sich schnell aufklären: Die kleine Jella aus Hamburg vermisst den Loors. Und der Bär sucht den Loors, der ist nämlich ausgebüxt. Alles klar?
Kurz vor dem Weihnachtsfest dreht die Stiftung Herzogtum Lauenburg einen Film für Kinder. Eine Low-Budget-Produktion. „Wo ist Loors“ entsteht mit wenigen, eigenen Bordmitteln. Das sind ein iPad, pfiffige Ideen und die Flexibilität des Mitarbeiter-Teams. Dafür werden Steinmann, Röpke & Co. mit einer Rolle belohnt.
Die Szenen müssen spätestens bei der vierten Einstellung sitzen. Die Zeit drängt. In knapp einer Woche soll der Film auf Youtube hochgeladen werden. Zudem hat die Stiftung wegen der Pandemie in der Adventszeit mit diversen Sonderaktionen zugunsten der Lauenburgischen Künstlerinnen und Künstlern zu tun. Die Arbeit dafür kann und darf natürlich nicht liegen bleiben.
Immerhin: Der Großteil der Szenen ist bereits im Kasten, und Spaß macht das Projekt den Protagonisten allemal. „Einen Film dreht man nicht alle Tage“, meint Stofftierflüsterer Armin Steinmann. „Ich hoffe, wir können den Kleinen damit eine Freude machen.“
„Ich finde, dass der Film auch etwas für Erwachsene ist“, ergänzt Stephanie Röpke. Stofftiere und Menschen – das sei schon ein bisschen „muppetshowmäßig“.
„Wo ist Loors“ ist rund 6 Minuten lang und ab am 21. Dezember auf Kulturportal-Herzogtum.de oder im Youtube-Kanal der Stiftung Herzogtum Lauenburg zu sehen. Oder: Einfach „Wo ist Loors“ in die Youtube-Suchmaske eingeben.
Lothar Obst ist nicht nur in der antiken Geschichte bewandert, er ist auch ein Kenner des Neuen Testaments. Zuletzt hat er sich aus der Perspektive des Historikers intensiv mit diversen Fragen rund um die Geburt Christi befasst. Im Folgenden widmet er sich Bethlehem und Nazareth und der Reisezeit zwischen den beiden Orten zur Geburt Christi. Kulturportal-Herzogtum.de veröffentlicht den Text in mehreren Abschnitten. Darüber hinaus erscheint am Montag (21. Dezember) ein Podcast mit Obst, in dem er sich der Frage widmet, seit wann Christen Weihnachten feiern.
„Und du, Bethlehem Ephratha, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist“ – so weissagt der Prophet Micha den Geburtsort Christi (Mi 5,1), den wir sodann bei Matthäus (Mt 2,1 und 2,5-6) und Lukas wiederfinden, indem letzterer über den Weg Josephs und Mariens von Nazareth nach Bethlehem schreibt: „Da machte sich auf auch Joseph aus Galiäa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger“, vgl. Lk 2,4-5.
Bethlehem oder „Beth Lahm“, wie der Ort im Hebräischen zur Zeit Christi Geburt hieß, liegt knapp 8 Kilometer südlich von Jerusalem und ist heute mit seinen rund 30.000 Einwohnern zu einem Vorort der Hauptstadt angewachsen. Vor 2000 Jahren umfasste der Ort vielleicht maximal gerade einmal 30 bis 40 Häuser, die zweigeschossig ausgeführt waren und im Erdgeschoss das Vieh beherbergten, während im Obergeschoss die Großfamilie über mehrere Generationen in einer Einraum-Wohnung lebte, nicht selten mehr als zehn Personen zusammen. Jedes der Häuser war mit einer Mauer umgeben, eine zusätzliche Mauer umgab noch mal den ganzen Ort, der nur über zwei Tore betreten bzw. verlassen werden konnte. Das Tor im Norden führte nach Jerusalem, das Südtor in das kleine, etwa drei Kilometer entfernte Dorf Beit Sahur (s.u. Geburtsort Davids). So wird Beth Lahm wohl rund 500 Einwohner gehabt haben und war damit in etwa genauso groß wie Nazareth. Der Name wird hebräisch mit „Haus des Brotes“ übersetzt, der Beiname „Ephratha“ dient zur Unterscheidung eines gleichnamigen Ortes in Galiläa. Es war eine fruchtbare Stadt, die Landwirtschaft war ertragreich und neben Feldfrüchten herrschten vor allem die Viehwirtschaft und der Weinbau vor.
Und es war vor allem eine sehr alte Stadt. Hier war in Beit Sahur 1000 Jahre vor Christus nach dem 1. Buch Samuel David, der erste wahre König Israels, geboren worden, den Gott aus dem Hirtenstand zum König Israels erwählte und zu einem der bedeutendsten Herrscher erhob, auf den sein noch berühmterer Sohn Salomon folgte (1 Sam 16,1). Aber die Stadt ist noch viel älter und taucht bereits im Buch Genesis auf. Jakob begrub nördlich von Bethlehem seine verstorbene Frau Rahel an der Straße nach Ephratha („Und als ich aus Mesopotamien kam, starb mir Rahel im Land Kanaan auf der Reise, als noch eine Strecke Weges war nach Ephratha, und ich begrub sie dort an dem Wege nach Ephratha, das nun Bethlehem heißt“, 1 Mose 48,7 und 35,19). Aus Bethlehem heraus eroberte David „Urusalaim“, das spätere Jerusalem, in dem der Tempel des Herrn unter König Salomon entstand und dessen Berg Zion die Königsburg trug. Mit dem Lukas-Bericht schließt sich dieser bedeutungsvolle historische Zusammenhang, in dem der Zimmermann Joseph, ein sesshafter Bürger der noch relativ jungen Stadt Nazareth, gemeinsam mit seiner Angetrauten Maria vom hügeligen Galiläa in die alte Königsstadt Bethlehem reist, „darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war“.
Nazareth und Bethlehem liegen ungefähr 160-170 Autokilometer voneinander entfernt. Das entspricht ungefähr der Strecke von Mölln nach Heide in Dithmarschen oder nach Schleswig, wenn man von hier nach Norden fährt, nach Celle im Süden, nach Ribnitz-Damgarten im Osten oder Bremen im Westen. Eine Strecke, die Maria und Joseph zu Fuß zurücklegten und dafür ungefähr 10 Tage, mit Ruhetagen vielleicht 13-14 Tage brauchten (s.u.).
Zwischen Galiläa und Judäa treffen wir auf eine reiche topografische Abwechselung: Im Westen die Küste des Mittelmeeres, im Osten die Jordan-Senke und südlich der Oase Jericho das Tote Meer mit dem tiefsten Punkt der Erde (400 m unter Meereshöhe), dazwischen ein gestaffeltes Gebirge mit bis zu 800 m Höhe. Während Galiläa im Norden mit seinen wilden sog. Haufenbergen sehr hügelig ist, gleitet dagegen die Landschaft im südlichen Judäa in eine ruhige Ebene aus.
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