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Institution mit Strahlkraft

Der Folkclub Mölln feiert am 5. Dezember dieses Jahres seinen 24. Geburtstag. Eine Zeitspanne, die der Verein augenscheinlich gut genutzt hat. Längst ist er zu einer Institution geworden und alles deutet darauf hin, dass sich daran nicht so schnell etwas ändern wird. Selbst die Pandemie konnte und kann die Mitglieder nicht stoppen. Die vier Konzerte im Rahmen der August-Bühne der Stiftung Herzogtum Lauenburg haben dies eindrucksvoll bewiesen.

Und wer nicht schon alles in Mölln war, um auf Einladung des Vereins zu spielen. Die Liste ist lang und enthält Musikerinnen und Musiker aus aller Herren und Frauen Länder. Der Folkclub Mölln – er steht für (musikalische) Vielfalt, für das Exotische wie für das Heimische, für das Komplexe wie für das Unkomplizierte. Alles geht und kann, nichts muss.

Mit dieser Offenheit hat der Verein seit seinem Bestehen das Publikum immer wieder begeistert, verblüfft und beglückt. Hier und da hat er Menschen wohl auch auf neues, bisweilen sogar spirituelles Terrain geführt und zweifellos manch eine(n) motiviert, selber zu einem Instrument zu greifen oder sich vors Mikro zu stellen und zu singen.

So viel Glück muss eine Stadt, ja, eine Region erst einmal haben. – Längst reicht die Strahlkraft des Vereins über Ortsgrenzen hinaus. Mitglieder und Publikum reisen zum Teil aus allen Himmelsrichtungen des Kreises an, um aktiv oder passiv dabei zu sein, wenn erstklassige Bands im Stadthauptmannshof oder in der Lohgerberei die Bühne betreten.

Mittlerweile liegt dieses Glück in den Händen von Susan Sojak. Die Vorsitzende des Vereins hat ihr Amt vor rund einem Jahr angetreten und ist an der Stelle offensichtlich gut aufgehoben. Die 48-Jährige ist mit ihrer Art und Weise, auf Menschen zuzugehen, eine Botschafterin für die Vielfalt. Ein Mensch, der immer die Augenhöhe sucht – und was nicht unwichtig ist: die Folk-Musik liebt und lebt.

Die Folkfreunde der Region dürfen sich also freuen: Auch in den nächsten Jahren wird es in der Lohgerberei und im Stadthauptmannshof aufregende Konzerte geben – made by the Folkclub Mölln! 

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/10/12/interview-susan-sojak-folkclub-moelln/
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/10/12/marie-diot-the-longest-john-folkclub-moelln/
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Dem „Barber-Ljaschtschenko-Abkommen“ auf der Spur

Vor 75 Jahren schlossen Briten und Sowjets das „Barber-Ljaschtschenko-Abkommen“. Aus diesem Anlass lädt das Grenzhus Schlagsdorf am Sonntag, 11. Oktober, zu einer weiteren Jubiläumsradtour ein. Gestartet wird um 10 Uhr vom Markt in Gadebusch aus.

Im Gadebuscher Gasthaus zum Goldenen Löwen ist der Vertrag am 13. November 1945 unterschrieben worden. Dabei wurden die Gebiete A und B am Schaalsee gegen das Gebiet X nordöstlich von Ratzeburg zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungsmacht ausgetauscht. Die Folgen dieser Entscheidung waren bis in die 1990er Jahre zu spüren. Die Mehrheit der Einwohner aus den Dörfern am Schaalsee folgte den Briten nach Schleswig-Holstein. Für sie war es ein Abschied von ihrer Heimat. Als dann wenige Wochen später Flüchtlinge und Vertriebene in die leergezogenen Dörfer kamen, bedeutete es für viele von ihnen einen Neubeginn. Sudetendeutsche, Ostpreußen oder Deutsche aus Bessarabien fanden hier eine neue Heimat.

Auf der rund 55 Kilometer langen Tour durch Westmecklenburg lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Situation in den Dörfern am Schaalsee und in Groß Thurow während des Gebietstausches kennen. Dabei werden seltene Dokumente und Erinnerungen von Zeitzeugen vorgestellt. Die Radtour leiten Wolfgang May und Grenzhus-Leiter Dr. Andreas Wagner.

Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist aufgrund der Corona-Pandemie begrenzt. Anmeldungen sind unbedingt notwendig und werden unter 038875-20326 entgegengenommen.

Radtour zum Jubiläum des „Barber-Ljaschtschenko-Abkommens“, 11. Oktober, Am Markt, Gadebusch, 10 Uhr

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Kurz notiert – unterwegs im Nordkreis

Ausstellung: Noch bis zum 16. Oktober ist die Ausstellung „Du Jude!“ in der Stadtbücherei Ratzeburg zu sehen. Die Schau dokumentiert den alltäglichen Antisemitismus in Deutschland. Das Kooperationsprojekt „Zugängeschaffen“, hinter dem der Verein „Miteinander leben“, die Liberale jüdische Gemeinde und die Ratzeburger Volkshochschule stehen, haben die Ausstellung der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in den hohen Norden geholt.

Kulturzeit: Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit sendet Kulturzeit aus Ratzeburg am Sonntag, 11. Oktober, um 17 Uhr ein kulturhistorisches Portrait Mecklenburgs. Der Bericht wird voraussichtlich am 6. und 13. Oktober jeweils um 9 Uhr wiederholt. Zu empfangen ist Kulturzeit auf der Frequenz 98,8 MHz (106,5 Kabel) und als Direktsendung im Internet unter www.okluebeck.de beziehungsweise www.wirumvier.de.

Zeitspiel: Der für den 6. November geplant Auftritt von Alex Erskine im Dorfgemeinschaftshaus Schretstaken ist wegen der Pandemie verschoben worden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Erskine soll im Rahmen der von der Stiftung Herzogtum Lauenburg organisierten „Kultur auf Dorf-Tour“ in Schretstaken spielen.

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Im Dunkeln durch Ratzeburgs Gassen

Zum letzten Spaziergang im Laternenschein 2020 bittet am Freitag, 9. Oktober, Ratzeburgs Nachtwächter Klaus Lankisch. Ab 18 Uhr führt er seine Gäste durch die Straßen und Gassen seiner Heimatstadt. Treffpunkt ist die Alte Wache auf dem Marktplatz.

Die Gäste können an diesem Abend die herrliche Atmosphäre der Ratzeburger Insel bei Dunkelheit genießen und dem Nachtwächter mit seinen vielen Geschichten aus der damaligen Zeit lauschen. 

Anmeldungen sind wünschenswert und werden bis Freitag, 8. Oktober, um 16 Uhr bei der Tourist-Information Ratzeburg, erreichbar per Mail unter tourist-info@ratzeburg.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04541-8000886, entgegengenommen. Dafür sind die Kontaktdaten anzugeben. Zum Rundgang ist ein Mund-Nasen-Schutz mitzubringen.

Stadtrundgang mit Nachtwächter Klaus Lankisch, 9. Oktober, Alte Wache, Marktplatz, Ratzeburg, 18 Uhr

Foto: Jens Butz

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Joachim Gauck kommt nach Mölln

Mit Joachim Gauck kommt am Sonntag, 1. November, einer der symbolträchtigsten Zeitzeugen der Wiedervereinigung nach Mölln. Auf Einladung der Stiftung Herzogtum Lauenburg spricht der Bundespräsident a. D. ab 15 Uhr in der Stadtwerke-Arena auf dem Schulberg über 30 Jahre deutsche Einheit.

„Wir freuen uns natürlich sehr, dass der Bundespräsident a. D. unsere Einladung angenommen hat“, so Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg. „Durch ihn bekommen wird einen weiteren spannenden Mosaikstein zur Geschichte der deutschen Einheit geliefert, nachdem wir 2019 Rainer Eppelmanns persönlichen Rückblick auf den Mauerfall am 9. November 1989 lauschen durften.“

Gauck wird in seiner Rede den Fokus (auch) auf den 3. Oktober 1990 richten. Das ist der Tag, an dem die DDR der Bundesrepublik beitrat und damit die Vereinigung der beiden deutschen Staaten vollzogen wurde. Für ihn persönlich ist es eine Erzählung, in der sich private Geschichte und Weltgeschichte begegnen. Das Ende der deutsch-deutschen Geschichte markiert den Ausgangspunkt für den politischen Aufstieg eines ostdeutschen, regimekritischen Theologen zum gesamtdeutschen Staatsoberhaupt.

In Ost und West bekannt geworden ist Gauck als „Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes“. Dieses Amt übte er von 1990 bis 2000 aus. In der Öffentlichkeit firmierte diese Einrichtung schnell als Gauck-Behörde.

Die Amtsübernahme kam nicht überraschend für Gauck. Bereits als Mitglied der letzten Volkskammer der DDR hatte er sich für die Aufbewahrung und Sicherung der Stasi-Unterlagen eingesetzt. Der gebürtige Rostocker sah darin die Grundlage, geschädigte Bürger zu rehabilitieren.

Gauck stand schon als junger Mensch dem SED-Regime distanziert gegenüber. Seine Eltern hatten sowohl ihm als seinen beiden Geschwistern stets deutlich gemacht, dass das politische System keine Legitimation besaß. Hinzu kam, dass Gaucks Vater von 1951 bis 1955 in einem von Stalins berüchtigten Gulags saß.

Der Vortrag ist bereits ausgebucht. Sollten kurzfristig noch Restplätze vorhanden sein, wird dies über die Medien bekannt gegeben. Eine Aufzeichnung des Auftritts von Joachim Gauck veröffentlicht die Stiftung Herzogtum Lauenburg auf ihrem Youtube-Kanal.

Foto: J. Denzel/S. Kugler

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Das große Glück

In diesen Tagen laufen sie wieder vermehrt im TV – die Bilder von Kohl, Genscher und Gorbatschow, von Mitterand, Thatcher und Bush, von Krenz, Eppelmann und de Maizière. Anlässlich des 30. Geburtstages der deutschen Einheit bringen die Sender die Protagonisten zurück auf die Bühne. Im Zeitalter hochauflösender HD-Aufnahmen wirken diese Bilder, als wären sie nicht 30, sondern 100 Jahre alt.

Tatsächlich kommt einem das, was man da sieht, unendlich weit weg vor. Der Planet hat sich weiter gedreht und das Tempo, mit dem wir Deutschen wie auch der Rest der Menschheit sich von den politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen ökologischen Zustand des Jahres 1990 fortbewegt haben, lässt – verglichen mit früheren Zeiten – locker Raum für 100 Jahre.

Umso wichtiger ist es an die Einheit – dieses historische Glücksmoment – vom 3. Oktober 1990 zu erinnern. Seither leben die Deutschen im Westen und im Osten in einem demokratisch verfassten Staat, der obendrein über die EU und die Nato unseren Nachbarn politisch und freundschaftlich verbunden ist. Diese Errungenschaft gilt es zu feiern und hochzuhalten.

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg tut dies, indem sie über Seminare, Ausstellungen und Exkursionen immer wieder an die deutsch-deutsche Geschichte erinnert und wichtige Zeitzeugen einlädt. 2017 war Harald Jäger bei uns – jener Mann, der in der Nacht vom 9. November den Grenzübergang Bornholmer Straße öffnete. 2018 besuchte uns Horst Teltschik, Kanzleramtsminister unter Helmut Kohl und einer der Architekten der deutschen Einheit. 2019 kam Rainer Eppelmann zu uns – treibende Kraft der friedlichen Revolution und Mitglied im Demokratischen Aufbruch. 2020 steht nun der Besuch des Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck bevor, der zur Wendezeit Mitglied des Neuen Forums war, einer oppositionellen Gruppe in der ehemaligen DDR.

Die Rede, die Joachim Gauck am 1. November in der Möllner Stadtwerke-Arena hält, wird dem Publikum einen weiteren Mosaikstein der Wende-Geschichte liefern. Und sie wird wie schon die Reden von Harald Jäger, Horst Teltschik und Rainer Eppelmann zeigen, dass die Einheit keine Selbstverständlichkeit war. Es gab damals keine Zwangsläufigkeit, kein Drehbuch für eine Geschichte, auf die die Ereignisse seit den ersten Protesten in der DDR hinausliefen. Es war vielmehr ein Vorantasten im Ungewissen, das im großen Glück mündete.

Helge Berlinke

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„Wiedervereinigung glücklichster Vorgang der europäischen Nachkriegsgeschichte“

Nationaler Feiertag 3. Oktober 1990 – 30 Jahre nach der vertraglichen Besiegelung der Deutschen Einheit, ein Jahr nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989, und dann nach und nach die sich öffnende innerdeutsche Grenze auch hier bei uns im Kreis….

Für mich sehr emotionale Ereignisse, da ich mich bis dahin sehr aktiv für die Situation an der Grenze und den Gedanken der Deutschen Einheit engagiert hatte.

Der Granitstein mit der Inschrift „Einigkeit und Recht und Freiheit“, den ich am 9. November 1990 am 1. Jahrestag des Mauerfalls im Beisein des ersten Ministerpräsidenten Alfred Gomolka aus Mecklenburg-Vorpommern und unserem CDU-Landesvorsitzenden Ottfried Hennig an der B208 bei Mustin aufgestellt habe, ist dafür das bleibendes Denkmal.

Als Parlamentarischer Geschäftsführer im Kieler Landtag hatte ich auch die Gunst, in Schwerin an der Erarbeitung der Geschäftsordnung des Landtages oder in Greifswald an der Verfassung des neuen Bundeslandes beratend mitzuwirken.

Heute 30 Jahre danach feiern wir das Jubiläum der Deutschen Einheit. Auf allen Ebenen wird analysiert, was gut und was schlecht gelaufen ist. Zu der allgemeinen Betrachtung ist mein Urteil klar: Die Wiedervereinigung ist der glücklichste Vorgang der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Insgesamt eine erfreuliche Entwicklung, es gibt die blühenden Landschaften. Aber es bleibt auch unsere Aufgabe, nicht den Blick auf die unverdienten Verlierer zu vergessen. Und es bleibt die politisch-psychologische Befindlichkeit der Benachteiligung, die leider von bestimmten Interessenlagen gepflegt wird und damit Populisten und rechtsextremen Kräften den Boden bereitet. Das sollten wir ernster nehmen und uns auch abgewöhnen immer von Ost- und Westdeutschland zu reden. Wir sind doch nun eins. Es wird weiter der Satz gelten: Es wächst zusammen, was zusammengehört.

Vor Ort gibt es aber diese Medial geführte Debatten nicht.

Aber wie fällt die Analyse für unseren Kreis Herzogtum Lauenburg und der Nachbarregion in Mecklenburg aus?

Gleich nach der Wende gab es auf beiden Seiten der Grenze eine große Euphorie. Nun würden die alten Strukturen, die kulturellen und wirtschaftlichen Verflechtungen wiederhergestellt, ja sogar von einem regionalen Wirtschaftsaufschwung im ehemaligen Zonenrandgebiet war die Rede.

Zunächst schien es ja auch so. Der Einzelhandel, die Gaststätten und Hotels und das Handwerk in unserem Kreis verzeichneten höhere Umsätze und investierten in eine bessere Zukunft. Unsere WfL entwickelte, sozusagen als Wirtschaftshilfe, sehr erfolgreich das Gewerbegebiet in Valluhn an der A24.

Doch darüber hinaus wurde mit jedem Jahr mehr und mehr deutlich, die jahrzehntelange Teilung hat in den Grenzregionen verkehrliche, naturräumliche und siedlungsbedingte Strukturen verfestigt, die nur schwer oder gar nicht mehr verändert werden konnten. In Mecklenburg-Vorpommern entwickelte sich zudem mehr und mehr eine eigene Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftskraft, die zum Teil auch mit besseren Förderungsbedingungen ausgestattet war, eben eine normale Wettbewerbsstruktur.

Die wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen unseres Kreises sind in den Jahren nach der Errichtung des Stacheldrahtzaunes vorrangig mit Hilfe der damaligen Zonenrandförderung entwickelt worden.

Wenn man heute auf die letzten 30 Jahre zurückblickt, hat sich eigentlich nur wenig geändert.

Die Jahrzehnte ungestörte naturräumliche Entwicklung des Naturparkes und vieler Naturschutzgebiete und die abgelegene Verkehrsinfrastruktur haben Grenzen gesetzt. Die Gemeinden sind, wenn auch offen in alle Welt, irgendwie Grenzregion geblieben, aber dabei gar nicht unglücklich.

Es war ein richtiger Schritt, dass unser Kreis gemeinsam mit den Kreisen Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim und dem WWF Deutschland den Zweckverband- Schaalsee-Landschaft gegründet hat. Auf immerhin 335 Quadratkilometern wird hier grenzübergreifend dieser einmalige Naturraum nachhaltig entwickelt und gemanagt.

Auch über diese Flächen hinaus wäre ein grenzübergreifendes Naturraummanagement, das die ökologischen und ökonomischen miteinander in Einklang bringt, sinnvoll. Denn neben einer vorsichtigen gewerblichen Stärkung liegen unsere Chancen besonders in der touristischen Entwicklung, die die vielfältigen Potentiale unseres Naturraumes und der Kultur nutzt.

Die nunmehr Landesgrenze ist aber ein trennendes Moment geblieben, nicht zuletzt auch wegen des ehemaligen „Todesstreifens“, der nun als grünes Band zur naturbezogenen Entwicklung gehört. Neben den überregional bedeutsamen Verbindungsstraßen A20, B208, A24 und B5 gibt es auf Nebenstrecken und ortsverbindenden Straßen für die über 60 Kilometer Grenze nur noch sieben weitere Wege in unsere Nachbarkreise.

Für die Entwicklung unseres Kreises war aber auch eine andere Entwicklung wichtig. Nach der Wende wurden Standorte der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes aufgegeben und im Wege der Konversion in eine zivile Nutzung überführt. Das öffnete Raum für eine weitere Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung.

Durch die Umwandlung der beiden Kasernen in Wentorf in vorrangig Wohngebiete hat die Gemeinde mit heute über 13.500 Einwohnern sich verdoppeln können. In Schwarzenbek konnte die Aufgabe der BGS-Unterkunft Gewerbe- und Wohnraum schaffen. Die ehemalige Kaserne in Lanken ist heute ein wichtiges Gewerbegebiet.

Der Robert-Koch-Park in Mölln war einmal eine große Bundeswehrschule. Einzig die heutige Unterkunft der Bundespolizei in Ratzeburg hat nach langer Diskussion einen nachhaltigen Bestand.

Als ich kürzlich Gast einer Veranstaltung in der Gadebuscher Kirche war, bestätigten die Teilnehmer meine Wahrnehmung, dass die meisten der vielen anfangs sehr herzlichen Kontakte in den Jahren erlahmt sind. Da gäbe es noch viele Möglichkeiten, wie es zum Beispiel das Projekt „Dörfer zeigen Kunst“ vom Amt Lauenburgische Seen vormacht.

Eine kulturelle Klammer war über Jahrzehnte die Stiftung Mecklenburg. Es war ein Fehler, dass sie ihren Sitz von Ratzeburg nach Schwerin verlegt hat. Ebenso wäre es klug gewesen, wenn die Nordkirche ihren Sitz in Ratzeburg auf der Domhalbinsel erhalten hätte. Nämlich dort wo die Wurzeln des Bistums Ratzeburg waren.

Andererseits ist es positiv, dass sich unser Kreis, die Nordkirche und das Land darauf verständigt haben dem Kreis das Herrenhaus auf dem Domhof endgültig zu überlassen. Denn nun können wir es seiner Bedeutung entsprechend zeitgemäß als Museum und Veranstaltungsort weiterentwickeln.

Alles in allem hat sich unser Kreis in den letzten 30 Jahren wirtschaftlich, sozial, ökologisch und auch kulturell sehr positiv entwickelt. Dabei hat allerdings nach meiner Einschätzung die Grenzöffnung, wie ich ursprünglich einmal vermutet hatte, nicht die entscheidende Rolle gespielt. Motor war hauptsächlich unsere Lage in der Metropolregion und damit die Strahlkraft Hamburgs.

Das Verhältnis zu unseren mecklenburgischen Nachbarn hat seinen unaufgeregten Lauf. So hätten viele unserer Betriebe und öffentlichen Einrichtungen Probleme, wenn sie nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den mecklenburgischen Nachbarkreisen hätten. Viele unserer Landwirte haben die Chance genutzt und sich Flächen in Mecklenburg dazu gepachtet oder gekauft. Und zu den positiven Entwicklungen gehört auch, dass die Lebenshilfe schon sehr früh ihre Kompetenz für Menschen mit Behinderung nach Hagenow und Kneese ausgedehnt hat. Es gäbe noch viele Beispiele.

In unserem politischen Alltag ist die Wiedervereinigung kein Thema mehr.

Für uns alle bleibt aber die die Pflicht, diesen unsäglichen Teil deutscher Nachkriegsgeschichte weiter im Bewusstsein der Menschen zu bewahren.

Meinhard Füllner

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Kurz notiert – unterwegs im Nordkreis

Kulturzeit: Anlässlich des Tages der deutschen Einheit sendet Kulturzeit aus Ratzeburg am Sonntag, 4. Oktober, um 17 Uhr ein kulturhistorisches Portrait Mecklenburgs. Der Bericht wird 11. Oktober um 17 Uhr wiederholt. Darüber hinaus sind am 6. und 13. Oktober jeweils um 9 Uhr weitere Wiederholungen geplant. Zu empfangen ist Kulturzeit auf der Frequenz 98,8 MHz (106,5 Kabel) und als Direktsendung im Internet unter www.okluebeck.de beziehungsweise www.wirumvier.de.

Mini-Markt: Noch bis Sonntag, 4. Oktober, laden auf Ratzeburger Marktplatz ein paar Schausteller zum Bummel ein. Vor Ort gibt es frisch gebrannte Mandeln, Crêpes und Soft. Darüber hinaus dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf eine Wurf- und Spielbude mit integriertem Entenangeln, eine Pommes- und Wurstbude sowie ein Kinderkarussell freuen. Die Stände des Mini-Marktes sind täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Oldtimer-Treffen: Der Ratzeburger Automobil-Club lädt am Sonnabend, 3. Oktober, in der Zeit von 10 bis 16 Uhr Freunde und interessierte Gäste zu einem Oldtimertreffen auf den Ratzeburger Marktplatz ein.

Fahrradgrenztour: Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit am Sonnabend, 3. Oktober, veranstaltet der Landkreis Nordwestmecklenburg gemeinsam mit der Hansestadt Lübeck und dem Kreis Herzogtum Lauenburg eine Gedenkradtour entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Start der etwa 30 Kilometer langen Tour ist der Dorfplatz in Schattin, der Gemeinde Lüdersdorf. Die Route führt über Bäk, Mechow, Schlagsdorf Thandorf, Utecht und Rothenhusen wieder zum Ausgangspunkt zurück. Anmeldungen bis zum 1. Oktober bei Angabe des Namens, der Telefonnummer sowie der Anschrift unter kultur@nordwestmecklenburg.de. Willkommen sind aber auch spontane Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sofern sie vor Ort ihre Kontaktdaten hinterlassen.

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Jazz trifft Bach

Ein Genre übergreifendes Konzert steht am Sonnabend, 3. Oktober, im Ratzeburger Dom auf dem Programm. Am Tag der deutschen Einheit stellt Organist Christian Skobowsky zusammen mit einem Trio Jazz-Kompositionen Werke von Johann Sebastian Bach und Alexandre Guilmant gegenüber. Das Konzert beginnt um 18 Uhr.

Dem Trio gehören Eva Swiderski (Gesang), Robin Danaher (Alt-Saxophon), Jakob Reisener (Piano) an. Alle drei widmen sich derzeit einem Studium der Jazz-Musik. Das gemeinsame Konzert mit Domorganist Skobowsky wird ihnen auch zum Improvisieren und zur Vorstellung eigener Kompositionen geben. Das Publikum darf sich auf einen Sound freuen, der ein wenig Wärme in den kalten Herbst bringt.

Die Abendkasse ist ab 17.30 Uhr geöffnet. Veranstalter des Konzertes sind die Ratzeburger Dommusiken und der Verein „Jazz in Ratzeburg“.

Jazz trifft Bach, 3. Oktober, Dom, Domhof 35, Ratzeburg, 18 Uhr

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„Was gehört zusammen, was wächst noch heute?“

Gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung blickt das Grenzhus Schlagsdorf am Donnerstag, 1. Oktober, auf „30 Jahre Deutsche Einheit“. Ab 18.30 Uhr diskutieren Dr. Kerstin Brückweh (Universität Erfurt) und Sigrid Keler (Ex-Finanzministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern) im Dorfgemeinschaftshaus Schlagsdorf über die Fragen „Was gehört zusammen, was wächst noch heute?“. Bereits um 17 Uhr können Interessierte an einer Führung durch das Grenzhus teilnehmen

Dr. Kerstin Brückweh hat zusammen mit einem Forscherteam zuletzt das Buch „Die lange Geschichte der Wende“ publiziert. Darin geht es um

die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Wahrnehmungen der Menschen in Ostdeutschland in den zurückliegenden 30 Jahren. Wie haben die Menschen den gewaltigen Umbruch erfahren und verarbeitet? Das Forscherteam hat dazu nicht nur schriftliche Quellen und Zeitzeugen befragt, sondern ist mit seinen Forschungsergebnissen auch zu einer vieldiskutierten Dialogreise durch den Osten aufgebrochen.

Eine Anmeldung ist notwendig und wird bei der Friedrich-Ebert-Stiftung im Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern, erreichbar unter der Telefonnummer 0385-512596, entgegengenommen. Für die Veranstaltung gilt eine Maskenpflicht.