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Erinnerung an das Barber-Ljaschtschenko-Abkommen

Vor 75 Jahren schlossen Briten und Sowjets das „Barber-Ljaschtschenko-Abkommen“. Aus diesem Anlass lädt das Grenzhus Schlagsdorf am Sonntag, 20. September, zu einer Jubiläumsradtour ein, in deren Rahmen Erinnerungsstelen in den betroffenen Gemeinden eingeweiht werden. Start- und Zielpunkt ist der Marktplatz in Ratzeburg. Gestartet wird um 9 Uhr.  

Nachdem der britischen Generalmajor Barber und der sowjetische Generalmajor Ljaschtschenko das Abkommen am 13. November 1945 unterzeichnet hatten, wechselten drei Gebiete zwischen den benachbarten Besatzungszonen – eine neue Grenzline entstand. Orte wie Lassahn, Dechow und Thurow fielen unter die sowjetische Einflusszone. Im Gegenzug gingen Römnitz, Bäk, Mechow und Ziethen an die Briten.

Im Verbund der Ämter Gadebusch, Rehna, Zarrentin und Lauenburgische Seen entstanden 75 Jahre nach diesem Ereignis Erinnerungsstelen in den betroffenen Gemeinden. Am Sonntag ab 11 Uhr werden die Stelen und der damit verbundene Radweg mit einem Festakt eingeweiht. Mit dabei sind unter anderem Wolfgang May und Dr. Andreas Wagner vom Grenzhus Schlagsdorf sowie

Anmeldungen sind notwendig und werden vom Grenzhus Schlagsdorf, erreichbar unter Tel. 038875-20326 oder per Mail unter info@grenzus.de entgegengenommen.

Radtour zum Jubiläum des „Barber-Ljaschtschenko-Abkommens“, 20. September, Am Markt, Ratzeburg, 9 Uhr

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Ratzeburg im Laternenschein

Zu einem Spaziergang im Laternenschein bittet am Freitag, 18. September, Ratzeburgs Nachtwächter Klaus Lankisch. Ab 18.30 Uhr führt er seine Gäste durch die Straßen und Gassen seiner Heimatstadt. Treffpunkt ist die Alte Wache auf dem Marktplatz.

Die Gäste können an diesem Abend die herrliche Atmosphäre der Ratzeburger Insel bei Dunkelheit genießen und dem Nachtwächter mit seinen vielen Geschichten aus der damaligen Zeit lauschen. 

Anmeldungen sind wünschenswert und werden bis Freitag, 18. August, um 16 Uhr bei der Tourist-Information Ratzeburg, erreichbar per Mail unter tourist-info@ratzeburg.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04541-8000886, entgegengenommen. Dafür sind die Kontaktdaten anzugeben. Zum Rundgang ist ein Mund-Nasen-Schutz mitzubringen.

Stadtrundgang mit Nachtwächter Klaus Lankisch, 18. September, Alte Wache, Marktplatz, Ratzeburg, 18.30 Uhr

Foto: Jens Butz

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Unter Buchen

Zu zwei Waldspaziergängen laden am Wochenende die Kreisforsten Herzogtum Lauenburg ein. Am Sonnabend, 19. September, geht es ab 9 Uhr in den Sirksfelder Wald. Am Sonntag, 20. September, startet dann um 9 Uhr eine weitere Gruppe bei Salem.

Nicht nur der Wald leidet unter der zunehmenden Trockenheit, die Klimakrise verändert auch das Salemer Moor. Warum streiten sich am benachbarten Garrensee Badegäste und Naturschützer? Wie wächst der Wald der Kreisforsten – und wie klimastabil ist er? Diesen Fragen widmen sich im Rahmen der Waldspaziergänge Förster der Kreisforsten. Anlass ist der vom Bund veranstaltete „Deutsche Waldtag“. Ein wichtiges Thema in diesem Jahr ist der „Wald im Klimastress“. Unter dem Motto „Gemeinsam! Für den Wald“ laden Forstleute, Waldbesitzer, Vereine und Organisationen gemeinsam mit weiteren lokalen Akteuren bundesweit zu zahlreichen Veranstaltungen in die Wälder ein.

Um den Treffpunkt im Sirksfelder Wald (19. September) zu erreichen, müssen die Teilnehmer der L200 Richtung Koberg folgen und hinter dem Ortsausgang Sirksfelde an der zweiten Abzweigung in den Wald einbiegen.

Der Treffpunkt für den Spaziergang am 20. September ist der Dorotheenhofer Parkplatz, anzufahren von Salem aus über die Dorotheenhofer Straße.

Anmeldungen für die Waldspaziergänge nimmt Annekatrin Kohn, erreichbar unter Tel. 04541-861545 oder per E-Mail unter kohn@kreis-rz.de, entgegen.

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KulturfestivalSH macht im Stadthauptmannshof Station

Das KulturfestivalSH macht am Freitag, 18. September, im Stadthauptmannshof Station. Mit der „Weidezaunband“, „Liederjan“ und Madeleine Lang stehen sanfter Rock, deutsche Folkmusik und Soul auf dem Programm. Die Moderation übernimmt die Sängerin Katharina Maria Kagel. Los geht es um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Für das nach Konzerten lechzende Publikum wie auch für die lange Zeit zur Live-Abstinenz verdammten Künstler ist der Abend in Mölln ein weiterer, kleiner Schritt zurück in das kulturelle Leben. Die Konzerte fallen in eine Zeit, wo die Kulturszene landauf, landab dabei ist, pandemietaugliche Veranstaltungsformate zu entwickeln.

Hilfe gibt es dabei auch von der öffentlichen Hand. Ein Beispiel ist das KulturfestivalSH, eine vom Land Schleswig-Holstein auf den Weg gebrachte Veranstaltungsreihe für das Jahr 2020. Geplant sind rund 90 Veranstaltungen. Noch bis Ende Oktober treten Kunst- und Kulturschaffende aus Bereichen wie Musik, Theater, Tanz, Bildende Kunst, Film, Literatur und Kleinkunst auf und präsentieren ihr Handwerk. Auch die Veranstaltungshäuser und die Veranstaltungsdienstleisterinnen und -dienstleister des Landes sind in das Festival eingebunden.   

Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste Schleswig-Holsteins sind eingeladen, die vielseitige Kultur im Land zwischen den Meeren zu erleben.  Alle Veranstaltungen sind kostenfrei, unterliegen auf Grund der Corona Beschränkungen jedoch einer vorherigen Anmeldepflicht für Besucherinnen und Besucher. Es gelten selbstverständlich die aktuellen Corona-Hygienevorschriften. Die Besucherinnen und Besucher sind angehalten, die Corona-Regeln einzuhalten.

Anmeldungen für den Konzertabend werden über die Webseite https://www.kulturfestival.sh/ entgegengenommen.

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Legendärer Liederjan

Mit „Liederjan“ betritt am Freitag, 18. September, eine legendäre Formation die Bühne im Stadthauptmannshof. Im Rahmen des KulturfestivalsSH sind die Folkmusiker einer von drei Live-Acts, die in Mölln „Lieder aus des Lebens Schatzkiste“ spielen. Der Eintritt ist frei.

Im aktuellen Programm greifen „Liederjan“ Probleme und Themen der Gegenwart auf.
Wie beispielsweise bringt man die Urne mit Onkel Torstens Asche nach Amsterdam? Oder: Was lehren philosophische Betrachtungen von Kalenderblättern? Für die musikalische Umsetzung bedient sich die Band aus einem (fast) unerschöpflichen Fundus von Instrumenten: von Tuba und Akkordeon über Waldzither, Ukulele und Harmonium bis zu Saxophon.

Die Gruppe „Liederjan“ gibt es seit 1975. Sie sang zunächst fast vergessene Lieder. Später textete und komponierten die Musiker eigene Lieder. Dabei verwendete das Trio teils sehr ungewöhnliche Zupf- und Streichinstrumente. 1985 wurden Liederjan mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und 1991 mit dem Publikumspreis Garchinger Kleinkunstmaske ausgezeichnet.

Foto: Hinrik Schmook

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Soul & Groove mit Madeleine Lang

Im Rahmen des KulturfestivalsSH gastiert am Freitag, 18. September, Madeleine Lang im Möllner Stadthauptmannshof. Die Sängerin war unter anderem mit Marius Müller-Westernhagen, den Scorpions oder Udo Jürgens auf der Bühne. Ihre markante Stimme umfasst vier Oktaven.

Madeleine Lang stellt im Stadthauptmannshof ihr eigenes Programm vor. Musikalisch begleitet wird sie von Top-Musikern der Hamburger Szene. Ihre eingängigen und anspruchsvollen Songs haben Ohrwurmcharakter. Sie schreibt Lieder über Dinge, die ihr Herz bewegen. Zudem hat sie sechs Stücke der deutschen Popgeschichte im Gepäck, denen sie mit Soul & Groove ihren eigenen Stempel aufdrückt. Dazu zählen Ulla Meinekes „Die Tänzerin“, Spliffs „Heut Nacht“ und Pe Werners „Kribbeln im Bauch“.

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Grenzgeschichte erfahren

Den Spuren der deutsch-deutschen Grenzgeschichte folgt am Sonnabend, 12. September, eine von der Tourist-Information Ratzeburg organisierte Fahrradtour. Gestartet wird um 13 Uhr. Treffpunkt ist das Rathaus Ratzeburg.

40 Jahre teilte Deutschland eine tödliche Grenze. Ein Abschnitt dieser Grenze verlief zwischen Ratzeburger See und Schaalsee. Erst mit der friedlichen Revolution 1989 wurde möglich, was damals vielen Menschen unvorstellbar schien: die Grenzöffnung und die deutsche Einheit. An die Stelle des Todesstreifens trat die Lebenslinie des Grünen Bandes.

Die Teilnehmer der Radtour fahren unter anderem über Bäk und Mechow zum Grenzhus nach Schlagsdorf. Dort sind eine Pause im Café Grenzstein und eine Führung des Außengeländes eingeplant. Über Wietingsbek – entlang des Lankower Sees – und Ziethen geht es zurück nach Ratzeburg. Während der rund 18 Kilometer langen Tour erhalten die Teilnehmer jede Menge Infos über historische Ereignisse und Schicksale.

Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt, Anmeldungen sowie Kontaktdaten nimmt die Tourist-Information Ratzeburg, erreichbar unter Tel. 04541-8000886 oder per Mail unter tourist-info@ratzeburg.de, entgegen. Mitzubringen ist ein Mund-Nasen-Schutz, da im Grenzhus Maskenpflicht besteht.

Fahrrad-Grenztour, 12. September, Rathaus, Unter den Linden 1, Ratzeburg, 13 Uhr

Foto: Gert Hüfner

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„Da ist immer auch Kampf“

Den Ruhestand wird Hans-Werner Könecke in diesem Leben wohl nicht mehr erreichen. Zu groß ist augenscheinlich die Leidenschaft des 80 Jahre alten Bildhauers für die Kunst. Immer noch arbeitet er Woche um Woche in seinem Reinbeker Atelier. Das Leben – für Könecke ist es und bleibt es vor allem die Suche nach einer perfekten Form. Immerhin: Für Kulturportal-Herzogtum.de erlaubt er sich eine kurze Auszeit. Im Interview spricht er über seine Kindheit und den langen Weg zu einem erfolgreichen und international anerkannten Bildhauer.

Kulturportal-Herzogtum.de: Ab wann waren Ihnen klar, dass die Kunst Ihre Sache ist?

Hans-Werner Könecke: Ich habe als Junge schon immer gerne etwas gebastelt und bin dann nach der Schulzeit in die Lehre gegangen. Gelernt habe ich bei den Bergedorfer Eisenwerken „Alvalawal“. Das ist eine deutsch-schwedische Firma, die seinerzeit die größten Webstühle der Welt und Molkereimaschinen hergestellt hat. In dieser Firma habe ich Modelltischler gelernt. Die Lehre setzte sich aus zwei Fachbereichen zusammen – Modellbau, also Arbeit mit Metall, und Modelltischler, Arbeit mit Holz. Während der Lehrzeit habe ich immer mal etwas gestaltet – zum Beispiel eine kleine Figur aus Holz oder aus Ton. Ich habe also schon ganz früh angefangen, künstlerisch zu arbeiten. Ich habe auch viel gemalt und gezeichnet in der Zeit bei meinen Großeltern.

KP: Sie waren als Kind bei Ihren Großeltern?

Könecke: Meine Eltern sind beide im Krieg umgekommen. Meine Schwestern und ich waren plötzlich Waisenkinder. Wir sind damals zunächst zu meinen Großeltern nach Mölln gekommen. In der Phase habe ich angefangen zu zeichnen und zu malen. An der Wassertorbrücke stand eines Tages ein etwas älterer Mann hinter mir und guckte mir zu, während ich malte. Ich wollte im Bild die Weide mit der Spiegelung im Wasser und die Stadt dahinter festhalten. Der Mann fragte mich freundlich, ob er mir behilflich sein dürfe? Er nahm mir den Pinsel aus der Hand zeigte mir mit wenigen Pinselstrichen, worauf es ankommt.

KP: Wer war der Mann?

Könecke: Das war der Maler Max Ahrens. Wir standen uns beide sofort menschlich sehr nahe. Er hat mich damals erstmal vollkommen kostenfrei unterrichtet. Von ihm habe ich vor allem gelernt, die Dinge richtig anzugucken und Momentaufnahmen festzuhalten. Das war eine gute Schule.

KP: Wissen Sie noch, wann das war?

Könecke: Das muss Mitte der 50er Jahr gewesen sein. Das war noch vor der Lehre – während der Schulzeit. Ich war da 13, 14 Jahre alt.

KP: Sind Sie während der Lehrzeit in Mölln geblieben?

Könecke: Nein, ich habe bei der Schwester meiner Mutter in Hamburg gewohnt – im Horner Weg. Von Horn aus habe ich dann täglich den Weg zu Fuß zum Hasselbrook-Bahnhof gemacht und bin mit der S-Bahn zwei Stationen zum Berliner Tor. Von dort fuhr damals noch ein Dampfzug nach Bergedorf. Die Lehre war für mich eine segensreiche Angelegenheit. Von unserem Lehrlingsingenieur Dr. Blum haben wir wahnsinnig viel gelernt.

KP: Was geschah nach der Lehrzeit? Sind Sie dann an die Uni gegangen, um Kunst zu studieren?

Könecke: Nein, eigentlich bin ich Autodidakt. Ich habe aber in Schweden einen Freund gehabt, der Bildhauer war. Bei dem bin ich eine ganze Zeit gewesen. Die Verbindung kam über die Bergedorfer Eisenwerke zustande, die mich gefördert haben. Dieser Bildhauer hat mich dann aber irgendwann weggeschickt. Hau ab – hat er gesagt – du kannst bei mir nichts mehr lernen!

KP: Wenn jemand offen sagt, dass er Künstler werden möchte, reagieren Nahestehende nicht selten mit Skepsis oder sogar mit Ablehnung. Wie war das bei Ihnen?

Könecke: Bei mir war das eigentlich auch so. Ich habe allerdings nie diesen Satz benutzt: Ich will Künstler werden. Ich habe eigentlich immer nur aus meinem Inneren heraus das Bedürfnis gehabt, mir etwas genau anzugucken und eventuell daraus etwas zu entwickeln oder wiederzugeben. Das ist so ein Faden, der läuft mein ganzes Leben durch.

KP: Das Ganze hat sich also sozusagen organisch entwickelt.

Könecke: Ja.

KP: Haben Sie plötzlich Aufträge bekommen?

Könecke: Nein. Ich habe zwischendurch gearbeitet. Ich hatte ja zwei Kinder. Da kommt man in einen Zwang hinein. Der Lebensunterhalt muss ja irgendwo herkommen. Und dann habe ich erstmal das getan, was ich am besten konnte. Ich habe kleine Bilder gemalt, die jemand, den ich gut kannte, für mich verkauft hat. Außerdem habe ich Reliefs gemacht, 1,4 mal 0,6 Meter – Stadtansichten von Hamburg, die wir dann gegossen haben. Und zwar, weil das nicht so teuer ist, in Aluminium. In der Phase lernte ich auch den Journalisten Herbert Godyla kennen, der in der Bergedorfer Zeitung von einem kleinen Atelier im Untergeschoss eines Wohnhauses schrieb, das ich gemietet hatte. Danach riefen mich dann Leute an. Ich hatte ja inzwischen Telefon.

KP: Ich habe irgendwo gelesen, dass Sie eigentlich Maler werden wollten, aber mehr Talent als Bildhauer besaßen…

Könecke: Das ist eine Legende. Ich habe von mir aus, weil ich ja aus der Gießerei kam, die plastischen Dinge gesehen, die da abgeformt und letztlich in Eisen oder auch in besseren Legierungen gegossen wurden. Das habe ich hautnah miterlebt. Wir haben ja auch für das, was wir da produziert haben, die Modelle gemacht, so dass die Dreidimensionalität immer schon dabei war. Das führte dazu, dass ich ein Modell, das ich bauen sollte, von mir aus verändert habe. Der Konstrukteur hatte mir eine Zeichnung gegeben, die ich nicht so formschön fand. Der Meister, der sehr aufgeschlossen war, sagte: Mach das mal, wir lassen den Konstrukteur denn mal kommen – und der Konstrukteur sagte dann, ja, das ist viel besser als meins.

KP: Das war während Ihrer Lehrzeit 1957/1958 – von da an haben Sie dann quasi die ganze Zeit selbständig gearbeitet?

Könecke: Naja – das ging mehr in die 60er Jahre rein. Ich habe teilweise noch für einen Verlag gearbeitet, für den ich Buch-Einbände entworfen habe, aber so ein bisschen war ich mit dem einen Bein immer im Künstlerischen. Im Laufe der Jahre habe ich dann gelernt, wie man am besten produziert und wie man am besten gestaltet, um eben auch Käufer zu finden. Da war natürlich auch immer Druck. Da muss man sich manchmal in die Richtung biegen, dass man etwas macht, was man selber nicht so gestaltet hätte. Aber inzwischen bin ich ganz eigenständig. Ich arbeite fast nie im Auftrag, außer bei größeren spektakulären Sachen wie einem Wettbewerb.

KP: Das ist der Segen der guten Tat, wenn man es dann schafft, seine Arbeiten zu verkaufen.  

Könecke: Andererseits ist da immer die Notwendigkeit, Geld zu verdienen.

KP: Wenn es denn gut geht, ist alles gut. Aber das Scheitern steht ja immer mit im Raum – wie groß waren Ihre Ängste, es nicht zu schaffen?

Könecke: Die waren nicht klein. Das kann man ruhig sagen. Deswegen habe ich zwischenzeitlich immer mal in einer Firma gearbeitet oder einen Job gehabt. Aber der rote Faden lief eigentlich seit der Lehrzeit immer durch und die letzten 40 Jahre habe ich nur noch von meinen Arbeiten als Bildhauer gelebt.

KP: Womit wir beim Thema wären. Ihre Werke wirken klar und eindeutig. Sie modellieren Tiere, Menschen, Historisches, Mythen. Haben Sie auch mal abstrakt gearbeitet?

Könecke: Ich hatte eine Phase, in der ich ganz spontan modellierte. Da habe ich einiges ausprobiert. Ich komme aber immer wieder auf die alten Griechen zurück. Mich fasziniert, was sie gemacht haben. Welch hohe Wirkung das heute immer noch hat. Bei einer Rom-Exkursion waren wir mal mit einer kleinen Gruppe angehender Künstler in der Villa Borghese. Dort habe ich den Dornauszieher gesehen – von einem unbekannten Griechen 200 Jahre vor Christus geschaffen. Die Figur habe ich gezeichnet und da habe ich gemerkt, wie viel Potential darin steckt. Man denkt ja erst: Da sitzt halt so ein Junge. Aber da ist jeder Muskel im Rücken und die ganze Bewegung zu sehen. Und dann trotzdem diese Schlichtheit – das ist ja keine griechische Figur, die sich in Pose stellt, sondern der Junge sitzt, weil er was im Fuß hat und versucht sich das rauszuholen. Daher auch „Dornauszieher“. An dieser Figur habe ich mich hochgehangelt. Die habe ich dann später anhand meiner Skizzen und aus meinem Gedächtnis heraus noch mal selbst modelliert.

KP: Das Eindeutige wirkt so selbstverständlich, so selbstgewiss, aber wie selbstgewiss ist man, wenn man sich an so eine Figur heranwagt?

Könecke: Da ist immer auch Kampf. Man hat ja alle Möglichkeiten den Ausdruck so, so oder so zu machen. Auch wenn das eine oder das andere sehr realistisch ist und der Natur sehr nahekommt. Ich glaube, das Schwierigste ist, den richtigen Moment festzustellen, wie soll die Figur letztendlich aussehen? Die entscheidende Phase ist, wenn ich anfange.

KP: Das heißt: Sie haben die Idee und legen los und dann merken Sie, dass das, was sie da gerade machen, so gar nicht Ihrer Vorstellung entspricht. Das muss einen doch manchmal wahnsinnig machen. Was machen Sie, wenn Sie nicht weiterkommen?

Könecke: In der Regel mache ich dann erstmal Pause – also erstmal gar nichts. Wenn ich Schwierigkeiten entdecke, versuche ich irgendwie um sie herumzugehen und irgendwo die Lücke zu finden, wo ich dann ansetzen kann. Das geht nicht mal eben so. Und dann gibt es wieder Figuren, da ist alles klar.

KP: Hat das damit zu tun, dass die Figuren so klar sind oder ist das eher Zufall?

Könecke: Es ist eine Mischung aus beidem. Das ist eben die Gestaltung, die ja immer noch möglich ist, wenn man eine Figur mit Ton aufmodelliert. Man kann dann ja mit der Hand reingreifen und das wieder wegwischen und noch mal von vorn beginnen. Das ist die Spontanität mit dem Material Ton. Früher habe ich auch mal aus einem Holzblock eine Figur rausgeschlagen – das mache ich jetzt nicht mehr. Heute modelliere ich und decke das dann über Nacht ab – Ton fängt ja an zu trocknen. Am nächsten Tag gucke ich mir das Modell dann nochmal an, um zu sehen, ob ich richtig gelegen habe. Dann mache ich mir eine Form. Dafür gieße ich über den Ton eine Gipsschale – wie ein Ei – und pelle das wieder auseinander. Die Schale gieße ich dann mit Gips aus. Das macht man natürlich so, dass man das auch wieder auseinanderkriegt. Ein Mensch, der da so sitzt mit den Armen, der muss ja in alle Richtungen auseinandernehmbar sein, damit man das nachher auch plastisch wieder zusammenfügen kann.

KP: Herr Könecke, zum Schluss möchte ich noch mal auf die Ausgestaltung Ihrer Tierfiguren zu sprechen kommen. Wenn man die vielen menschlichen Facetten in Ihrem Werk heranzieht, fällt auf: Die Tiere sind zu schön und zu klar, um wahr zu sein. Insbesondere wenn ich daran denke, wie unsere Gesellschaft mit Tieren umgeht. Was steckt dahinter?

Könecke: Ich möchte, dass damit die Zuneigung des Menschen zu den Kreaturen ein bisschen bekräftigt wird.

KP: Herr Könecke, ich danke Ihnen für diesen spannenden Einblick in Ihre Arbeit und Ihren künstlerischen Werdegang.

Eine Auswahl von Hans-Werner Köneckes Werken zeigt die Stiftung Herzogtum Lauenburg anlässlich des 80. Geburtstages des Künstlers. Die Ausstellung ist bis zum 27. September jeweils sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen.

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Ausstellungen Nördlich der A24

„Hans-Werner Könecke zum Achtzigsten“

Die „Träumerin“ ist keine Sphinx. Die „Mutter mit Kind“ ist es auch nicht. Genauso wenig wie der Schöpfer dieser Kunstwerke. Hans-Werner Könecke, Bildhauer, Jahrgang 40, ist ein Künstler durch und durch. Er schafft. Immer noch. Rastlos. Fünf Tage die Woche arbeitet er in seinem Reinbeker Atelier. Es braucht keine Tiefenpsychologie, um zu erkennen, dass das, was er macht, sein Leben ist. So klar und deutlich wie seine Hingabe zur Kunst sind auch seine Kunstwerke. Davon überzeugen können sich die Besucher der Ausstellung „Hans-Werner Könecke zum Achtzigsten“, die die Stiftung Herzogtum Lauenburg vom 6. bis 27. September im Herrenhaus des Stadthauptmannshofes (Mölln) zeigt.

Das Erkennen – Könecke macht es dem Betrachter leicht. Allerdings ist dieses Erkennen bei vielen seiner Figuren nur der Türöffner hinein in einen komplexeren menschlichen Seelenzustand, der sich in der Mimik und Körperhaltung manifestiert. Könecke hat die alten Griechen studiert. Deren Fähigkeit, den Menschen dreidimensional abzubilden, fasziniert ihn bis heute. In Wirklichkeit ist das, was so einfach und so klar aussieht, das Schwere. Könecke weiß ein Lied davon zu singen: Das Entwickeln einer Figur sei für ihn immer auch ein „Kampf“, wie er sagt. Es gebe so viele Möglichkeiten, einer Idee Gestalt zu geben. Den richtigen Ansatz zu entwickeln und dann auch zu erkennen, sei „das Schwierigste“.

Bei der „Träumerin“ – die wie die weiteren rund 20 Exponate im Herrenhaus zu sehen ist – ist ihm das gelungen. Auch andere Kämpfe hat der Künstler für sich entschieden: In Norderstedt steht beispielsweise seine „Regentrude“, in Hamburg-Harburg sein „Muttertier mit Lämmern“ und in Ratzeburg der „Fischotter“ (Ratzeburg). Könecke hat mit seinen Arbeiten Erfolg gehabt und er hat im öffentlichen Raum Spuren hinterlassen.   

„Ein international anerkannter Bildhauer wie Hans-Werner Könecke ist ein Geschenk für unsere Region“, unterstreicht Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die Bedeutung des Bildhauers. Die Stiftung freue sich zu seinem 80. Geburtstag eine Auswahl seiner schönsten Werke präsentieren zu können.

Die Vernissage am Sonntag, 6. September, beginnt um 11.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen zur Vernissage werden unter info@stiftung-herzogtum.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04542-87000 entgegengenommen. Die Ausstellung ist darüber hinaus bis zum 27. September jeweils sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr zugänglich.

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Das Haus des Künstlers

Die Reinbeker Henkerskate – das ist der Ort, an dem sich die Ideen des Hans-Werner Könecke materialisieren. Es ist ein Zuhause allein für die Kunst, das sich der 80-Jährige dort eingerichtet hat.

Die Kate war ihm bei einem seiner Fußwege durch die Stadt ins Auge gefallen. 50 Jahre liegt das mittlerweile zurück. Damals steckte Könecke noch bei den Bergedorfer Eisenwerken „Alvalawal“ in der Lehre. Das heruntergekommene Häuschen ging ihm fortan nicht mehr aus dem Kopf. Er knüpfte Kontakte zu den Eigentümern, einer Eppendorfer Familie, die ihm die Kate schließlich verkaufte.

Könecke renovierte das Gebäude. Er bewies sich als Handwerker, tauschte beispielsweise die alten Steine aus. Eine Arbeit, die sich lohnte. Der Bildhauer, der da nun mitten in der Stadt seiner Berufung nachging, fiel auf. Die Presse berichtete. Man interessierte sich für das, was er machte.

Das war gut für seinen Aufstieg zum erfolgreichen Bildhauer. Doch eigentlich steht Könecke öffentlicher Berichterstattung eher reserviert gegenüber. Wirbel um seine Person hat er nicht so gern. Lieber ist er mit sich in seinem Atelier – umgeben von Figuren, die er erschaffen hat und die ihm womöglich Dinge zuflüstern, auf die ein Normalsterblicher niemals kommt.

Eine Auswahl von Hans-Werner Köneckes Werken zeigt die Stiftung Herzogtum Lauenburg anlässlich des 80. Geburtstages des Künstlers. Die Ausstellung ist bis zum 27. September jeweils sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen.