„Lieder zu Flucht, Vertreibung und Auswanderung“ erklingen am Dienstag, 22. Oktober, im Amtsrichterhaus Schwarzenbek, wenn der Folksänger und Gitarrist Jörg-Rüdiger Geschke die Bühne betritt. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Jörg-Rüdiger
Geschke spannt einen weiten musikalischen Bogen, der vom traditionellen Liedgut
aus Fluchtländern bis hin zu Rocksongs und Werken renommierter Liedermacher
reicht. Zu hören sind beispielsweise Songs des amerikanischen Folkmusikers
Woody Guthrie und des Deutschrockers Udo Lindenberg.
Die Geschichte
ist immer wieder eine Geschichte von Auswanderung und Flucht oder Vertreibung.
Dies spiegelt sich natürlich auch in vielerlei Liedern wider. Lieder, in denen
Auswanderer – zum Beispiel von Europa nach Amerika – ihr Schicksal besingen,
Lieder vom Verlust der Heimat, Lieder über die Brutalität im Umgang mit
Flüchtenden und Vertriebenen.
„Lieder zu
Flucht, Vertreibung und Auswanderung“, 22. Oktober, Amtsrichterhaus, Körnerplatz,
Schwarzenbek, 19.30 Uhr
Mit Eröffnungsveranstaltung „Platt twüschen Punk un Poetry“ am Sonnabend, 19. Oktober, im Roten Salon in der Pumpe in Kiel geht der plattdeutsche Songcontest Plattbeats bereits in seine dritte Runde. Den Beginn der diesjährigen Ausgabe dieser Erfolgsgeschichte feiern die Veranstalter vom Zentrum für Niederdeutsch in Holstein mit künstlerischen Gästen verschiedener Genres: Neben dem – nicht mehr nur – in der plattdeutschen Welt bekannten Pop-Duo „Die Tüdelband“ und dem Kieler Hip-Hopper und Plattbeats-Veteranen LPP 143, Joachim Südekum, wird u.a. auch der Poetry-Slammer Nikos Saul einen Auftritt haben. Damit will sich der Wettbewerb auch anderen Kunstformen gegenüber öffnen und ein noch breiteres Publikum ansprechen.
Anlässlich des 200. Geburtstags des großen niederdeutschen Dichters Klaus Groth haben sich einige der mitwirkenden Künstler mit dessen Werk beschäftigt und präsentieren nun die Ergebnisse. So hat LPP 143 aus Groths „Slacht bi Hemmingstedt“ einen Rap gemacht.
Auch bei dieser Ausgabe des Wettbewerbs sind Amateurmusiker zwischen 15 und 30 Jahren aus dem Norden mit dem Schwerpunkt auf Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern wieder aufgerufen, sich zu bewerben. Gute Plattdeutschkenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Platt-Profis aus den Regionen und das Team von Plattbeats leisten Hilfestellung mit dem niederdeutschen Text. Bewerben kann man sich noch bis zum 25. März 2020 unter Plattbeats.de. Das Finale findet dann am 25. April nächsten Jahres im Hamburger Club „Logo“ statt. Zu gewinnen gibt es Instrumentengutscheine im Gesamtwert von 1.200 Euro.
Starke und kompetente Kooperationspartner unterstützen das Projekt auch in den anderen Bundesländern. Neben dem Projektträger, dem Zentrum für Niederdeutsch in Holstein, sind dies das Hamburger Ohnsorg-Theater und die Universität Greifswald für Mecklenburg-Vorpommern.
Plattbeats hat sich in seiner immer noch jungen Geschichte bereits als festes Aushängeschild der plattdeutschen Musikkultur in Norddeutschland etabliert. Die ersten beiden Ausgaben des Wettbewerbs wurden von Künstlern und Künstlerinnen aus den unterschiedlichsten Genres bestritten, die sich zu großen Teilen das allererste Mal mit der niederdeutschen Sprache auseinandergesetzt hatten. Die Teilnahme am Wettbewerb eröffnete dabei für Viele die Inspiration, sich auch künftig mit dem Thema Plattdeutsch auseinanderzusetzen.
„Platt twüschen Punk un Poetry“, Plattbeat-Eröffnungsevent, 19. Oktober, Roter Salon, Pumpe, Haßstraße 22, Kiel, 19 Uhr Eintritt frei.
Kunst- und stilvoll geht es am Sonnabend, 19. Oktober, und Sonntag, 20. Oktober, im Viehhaus des ehemaligen Gutshofes Segrahn in die dunkle Jahreszeit. Ilsabe von Bülow lädt dort zur 7. Auflage des Herbstmarktes ein. Jeweils von 10 bis 17 Uhr haben Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, zu bummeln und sich die Arbeiten regionaler und überregionaler Kunsthandwerker und Produzenten anzusehen.
Neben Mode, Schmuck
und handbemaltem Porzellan dürfen sich die Gäste auf ein kulinarisches
Verwöhnprogramm freuen. Auf den Tisch kommen Wildspezialitäten aus den von
Bülow´schen Forsten sowie Gebäck und Marmeladen. Außerdem gibt es frischen
Kuchen aus der Gutsküche.
Herbstmarkt, 19. &. 20. Oktober,Viehhaus Gutshof Segrahn, Gut Segrahn, Gudow, OT Segrahn, Hofweg 10, 10 bis 17 Uhr
Mit einem Ballon wollte Jan Hübler Ende der 80er Jahre den Eisernen Vorhang überwinden. Über seinen Fluchtversuch aus der ehemaligen DDR berichtet er am Donnerstag, 17. Oktober, im Augustinum Mölln. Veranstaltungsbeginn ist um 19.30 Uhr.
Hübler und
seine Ehefrau waren die letzten, die sich an solch einen Fluchtversuch wagten.
Als sie sich an die Arbeit machten, ahnten sie nicht, dass der SED-Staat bald Geschichte
sein würde.
Was bedeutete
es für ein junges Ehepaar, kurz vor der politischen Wende 1989 in zwei Jahren
in einer kleinen Wohnung in Dresden 480 Bettlaken zu einem Heißluftballon
zusammenzunähen, um in den Westen zu fliehen?
Den
dramatischen Verlauf der Bauphase mit allen Ängsten und Gefahren, Problemen und
Emotionen schildert Reisejournalist Hübler in einem packenden autobiografischen
Bericht. In seinen Vortrag lässt Hübler alte Fotos und Zitate von Zeitgenossen
einfließen. Hinzukommt die Einspielung von DDR-Rockmusik.
Vortrag
Jan Hübler, 17. Oktober, Augustinum, Sterleyer Straße 44, Mölln, 19.30 Uhr
Wachtürme und kilometerlange, mit Stacheldraht versehene Zäune, an denen Soldaten entlang patrouillieren – so sah er aus, der eiserne Vorhang, der die Bundesrepublik einst von einem Staat Namens DDR trennte. Im Hier und Jetzt kann man sich das kaum noch vorstellen. Auch Lothar Obst nicht. 30 Jahre nach dem Mauerfall sind die finsteren Utensilien des DDR-Grenzregimes verschwunden. „Die Grenze“, sagt Obst, „existiert für mich nicht mehr.“ Heute heißt der einstige Todesstreifen „Grünes Band“ und ist Lebensraum für zahllose Tiere und Pflanzen.
Dass über
die Grenze mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes Gras gewachsen ist, damit
kann Obst gut leben. Dass dies nicht mit der politischen Erinnerung geschieht,
daran arbeitet er. Zum 30. Jahrestag der Grenzöffnung hat er mit der Stiftung
Herzogtum Lauenburg am Sonnabend, 26. Oktober, eine Busfahrt zu Fluchtorten an
der ehemaligen Grenze organisiert. „Wir treffen uns vor allem mit Betroffenen
und Zeitzeugen aus dem Osten“, erklärt Obst. „Deren Sichtweise wollen wir
zeigen.“
Ein Halt
liegt an der B 208 in Mustin. Dort gelang am 28. Januar 1982 Hans Brandt –
schwerverletzt – die Flucht. Der 37-Jährige hatte sich mit Hilfe eines
Straßenschildes unter dem Grenzsignalzaun durchgezwängt und dann beim
Überwinden eines weiteren die Selbstschussanlagen ausgelöst. Er überlebte, weil
ihn ein Bundesgrenzschutz-Suchtrupp fand und ins DRK Krankenhaus Ratzeburg
brachte. Was dann weiter geschah, verrät auf der Exkursion unter anderem der ehemalige
Verwaltungschef des Krankenhauses.
An einen
weiteren Fluchtversuch im Kreis nach 1982 kann sich Obst, der seit 1981 in der
Region zu Hause ist, nicht erinnern. Die Grenze war aber auch so stets präsent.
„Als Bürger der BRD hat sie uns ausgesperrt.“ Gleichwohl waren Reisen in die
DDR möglich. Obst selbst erinnert sich an eine Tour nach Wismar und
Ludwigslust, die er damals mit dem Heimat- und Geschichtsverein unternahm. Der bürokratische
Aufwand dafür sei ziemlich groß gewesen. Man habe vorab die Personalien angeben
und noch vor der Einreise Zählkarten ausfüllen müssen. Vor Ort habe man sich
dann nicht frei bewegen können. „Wir hatten immer einen Reisebegleiter dabei.“
Auch sozioökomisch
hatte die Grenze folgen: Abgeschnitten vom ehemaligen Osten eines deutschen
Gesamtstaates war der Kreis Herzogtum Lauenburg Zonenrandgebiet und wurde
finanziell gesondert gefördert. Eine Maßnahme, die bei der Ansiedlung von
Unternehmen, beim Sportplatzbau und bei der Gestaltung des kulturellen Lebens
helfen sollte. Aber um westdeutsche Belange soll es bei der Bustour entlang der
Grenze nicht gehen. Vielmehr ist es mit Blick auf den 30. Jahrestag zum
Mauerfall sein Ansinnen die Menschen zu würdigen, die das DDR-Regime zum
Einsturz gebracht haben. „Ich möchte keine Jubelfeier aus westdeutscher Sicht“,
so Obst.
Exkursion „Fluchtorte an der Grenze zum Kreis Herzogtum Lauenburg“, 26. Oktober, Abfahrt in Mölln vom Quellenhof (8 Uhr) und vom ZOB (8.15 Uhr), Abfahrt in Ratzeburg vom Marktplatz (8.45 Uhr). Anmeldungen unter Tel. 04542/87000 oder info@stiftung-herzogtum.de. Begleitet wird die Tour von der Wissenschaftlerin Dr. Sandra Pingel-Schliemann (Beckendorf). Getränke und Imbiss gibt es am Bus. Die Rückkehr ist gegen 17 Uhr in Mölln, anschließend in Ratzeburg geplant.
Auf einer Strecke von 86 km trennte zwischen 1949 und 1989 die innerdeutsche Demarkationslinie den Kreis Herzogtum Lauenburg vom benachbarten Mecklenburg. Wie viele Ostdeutsche wagten in diesem Abschnitt die Flucht? Wie war diese Grenze gesichert? Diesen und weiteren Fragen geht die Politikwissenschaftlerin Dr. Sandra Pingel-Schliemann am Freitag, 25. Oktober, im Kreismuseum Ratzeburg nach. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Vortrag ist eine gute Vorbereitung auf die am 26. Oktober folgende Bus-Exkursion zu Fluchtorten in der Region.
Für
Sicherung des hochgerüsteten Todesstreifens waren die Grenzregimenter 6 in Schönberg
und 8 in Grabow zuständig. Trotz Wachtürmen, Minen, Streckmetallzaun und
Selbstschussanlagen kam es immer wieder zu Fluchtversuchen; teils erfolgreich,
teils mit tödlichem Ausgang.
Viele
Fälle blieben im Dunkeln, vom Bundesgrenzschutz (BGS) im Westen nicht bemerkt
und im Osten von der Staatssicherheit streng geheim gehalten. Erst die
Auswertung der Akten der früheren Stasi-Bezirksverwaltung Schwerin brachte Licht
in dieses dunkle Kapitel. Die Referentin hat dazu 2014 die erste wissenschaftliche
Abhandlung zu Fluchten und Opfern an der Grenze zwischen Ostsee und Elbe
vorgelegt. Die Busfahrt am folgenden Tag ist als Ergänzung gedacht.
Der
Vortrag gehört zur von der Stiftung Herzogtum Lauenburg veranstalteten Reihe „30
Jahre Grenzöffnung“.
„Fluchten und Opfer an der Grenze zum Kreis“, Vortrag, Reihe „30 Jahre Grenzöffnung“, 25. Oktober, Rokokosaal, Kreismuseum, Domhof 12, Ratzeburg, 19.30 Uhr, freier Eintritt
Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Nach Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, Maya Fausts „Herbstzauber“ und Zoe Schreblowskis „Helenas Reise nach Atenia“ folgt nun der Prosatext „Das Eis“ von Thies Paap, mit dem er den Wettbewerb der Zwölf- bis 16-Jährigen für sich entschied.
Das Eis
Ich starre aus dem Fenster. Davor tobt ein Sturm, so stark das die Bäume brechen. Der Schnee in seinen Böen peitscht jeden aus, der dort draußen steht. Äste bersten unter seiner Last. Wieder ist die Scheibe von meinem Atem total beschlagen. Binnen Sekunden ist mein Hauch zu einer feinen und fragilen Eisschicht gefroren. Und mit jedem Hauch legt sich auch eine Schicht Eis auf meine Augen. Mit jeder Schicht verschwimmt die meine Sicht auf die Welt. Der Sturm vor meiner Scheibe wiegt sich in seinem eigenem Tackt und schwingt sich zu immer neuer Stärke und Wildheit auf. Seine Böen sind voll von Schnee und Eis, sie türmen sich immer weiter zu riesigen Wellen auf. Wie Projektile schlagen sie gegen die Scheibe. Sie bilden eine weitere Schicht du Eis, nur das ich sie nie brechen können werde. Die Scheibe ist nun so trüb vom Eis, dass ich davor nichts mehr erkennen kann. Auch über meine Augen legt sich schleichend eine Schicht Eis, von den Rändern kommt sie gekrochen bis sie alles bedeckt. Und plötzlich, von jetzt auf gleich, bin ich komplett blind, allein und kalt. Diese Kälte beginnt mich zu umschließen, und dann bin ich in ihr gefangen. Ich kämpfe dagegen an, Sekunde für Sekunde, Stunde um Stunde, Tag für Tag, von Woche zu Woche, Monat für Monat. Und dabei weiß ich das alles nichts nützt und ich spüre mit jeder Sekunde wie mein Geist immer weiter erlahmt. Nach einigen Monaten des Kampfes ist meine Kraft restlos aufgebraucht, und ich spiele schon mit dem Gedanken dem langsamen Tod der Kälte von mir ausgehend ein Ende zu machen. Aber dann stößt ganz plötzlich eine Nadel aus Eis in Mein Herz und ich werde Teil des Sturms. Als Eiskristall wirble ich nun hin und her und der Sturm wird immer stärker, wächst solange bis nur noch weiß zu sehen ist, löscht alle Lichter des Lebens.
Die Stiftung Herzogtum Lauenburg hat den Verein Duvenseer Moor mit dem Blunck-Umweltpreis 2019 ausgezeichnet. Deren mehr als 300 Mitglieder kümmern sich seit September 2017 um die Renaturierung des Duvenseer Moores. Ratzeburgs Ex-Bürgermeister Rainer Voß, der die Laudatio hielt, zeigte sich beeindruckt von der „Tatkraft“ des Vereins. Dessen Engagement sei „vorbildlich“, so Voß. Der Verein übernehme Verantwortung für den Naturschutz, leiste Überzeugungsarbeit vor Ort und sorge damit in der Bevölkerung für eine nachhaltige Akzeptanz der Schutzmaßnahmen.
„Das Geld fließt in die Finanzierung der von uns
bereits angelegten Wanderwege und der installierten Aussichtsplattform“, freute
sich der Vereinsvorsitzende Gerd Vogler, der den Scheck über 3.000 Euro samt
Eule und Urkunde im Viehhaus Segrahn in Empfang nahm. Vogler sieht in dem Preis
auch die Bestätigung dafür, dass Naturschutz direkt und unmittelbar vor Ort funktionieren
kann.
Ursprünglich hatte das Land Schleswig-Holstein das
Duvenseer Moor als Naturschutzgebiet ausweisen wollen. Doch der ehemalige
Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hatte das Ausweisungsverfahren nach
Diskussionen für ein Jahr ruhen und damit den Menschen vor Ort die Initiative
überlassen. In der Folge des „Duvenseer Kompromisses“ entstand der Verein
Duvenseer Moor, der sich um eine Fläche von rund 250 Hektar kümmert. Hinzu
kommen mittlerweile 17 Hektar Blühstreifen.
Im Zuge der Blunck-Umweltpreisverleihung vergab die
Stiftung Herzogtum Lauenburg zum dritten Mal den Jugendumweltpreis.
Ausgezeichnet wurde die Grundschule Nusse für ihr Projekt „Jugendwaldspiele in
Kinderhand“ (700 Euro). Die Schüler der vierten Klassen übernehmen dort die
Gestaltung und Umsetzung der alljährlichen Jugendwaldspiele. Auszeichnungen
erhielten zudem die Grundschule Breitenfelde mit ihrem Schulteichprojekt (300
Euro) und das Gymnasium Schwarzenbek mit dem Engagement „Gegen schlechte Luft“
im Klassenzimmer (300 Euro).
Den Blunck-Umweltpreis gibt es seit 1985. Erste
Preisträger waren die Umweltfreunde Witzeeze. Seitdem haben diverse
Einzelpersonen, aber auch Institutionen, Gruppen und Vereine wie der NABU Mölln
(2017), Natur Plus e. V. (Panten), die Umweltfreunde Gülzow, sechs Landwirte
aus Bälau sowie die Gemeinden Lankau und Kollow die Auszeichnung erhalten.
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury,
der Thomas Neumann vom WWF als Vorsitzender, Klaus Schlie, Präsident der
Stiftung Herzogtum Lauenburg, Wolfgang Engelmann, Vizepräsident der Stiftung
Herzogtum Lauenburg, und Barbara Denker von der Arbeitsgemeinschaft Geo-Botanik
angehören.
„Menschen & Rechte sind unteilbar“ – unter dieser Überschrift steht der bundesweite Tag des Flüchtlings am Freitag, 27. September. Daran beteiligt ist auch die Evangelisch-Lutherische Kirche. In der Ratzeburger St. Petri-Kirche steht beispielsweise am Freitag um 18 Uhr eine Andacht auf dem Programm. Um 19 Uhr startet dann im Lydia-Café, Am Markt 7, eine Gesprächsrund. Zudem ist in St. Petri eine von Pro Asyl gestaltete Plakatausstellung zu sehen.
Das Motto „Menschen &
Rechte sind unteilbar“ verleihe dem Tenor der interkulturellen Wochen ‚Zusammen
leben-zusammenwachsen!‘ „pointiert Nachdruck“, sagt Elisabeth Hartmann-Runge,
Flüchtlingsbeauftragte im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Das Motto stellt zudem
einen Bezug zum Grundgesetz her, das in diesem Jahr 70. Jahre alt wird.
Beteiligt an den
Veranstaltungen sind Teamer aus der Evangelischen Jugend in St. Petri (Ratzeburg),
Jugenddiakon Mark Heming sowie das Team des Veranstaltungscafés Lydia unter der
Leitung von Christine Nolze. Die Leitung hat die Flüchtlingsbeauftragte des Evangelisch-Lutherischen
Kirchenkreises Lübeck Lauenburg, Pastorin Elisabeth Hartmann-Runge.
Wer Klaus Irmscher mal beim Musizieren erlebt hat, weiß: Der Mann lässt sich nicht so leicht in ein Genre fassen. Der Liedermacher ist ein Mann mit Humor, ein musikalischer Tausendsassa, der stets bereit ist, Neuland zu betreten. Und er brennt für das, was er da macht, wie sich im Interview mit Kulturportal-Herzogum.de zeigt. Vermutlich kann er gar nicht anders. Mehrfach während des Gesprächs springt er auf, um zur Gitarre zu greifen und die Statements über sein Schaffen musikalisch zu untermauern.
Kulturportal-Herzogtum.de: Wie
musikalisch war der kleine Klaus Irmscher?
Klaus Irmscher: Der
kleine Klaus bekam von der Tochter unserer Vermieterin Schlager beigebracht.
Sie war elf, ich zwei. Ich soll die Lieder auswendig gekonnt haben und habe
gern vor mich hingesungen. Meine Mutter wohnte mit mir damals zur Untermiete bei
einer Familie in Hamburg-Bahrenfeld. Mutter war
schon während des Krieges von Sachsen nach Hamburg gekommen und hatte dort eine
Lehre als Krankenschwester gemacht.
KP: Die Irmschers sind also keine
Möllner Familie?
Irmscher:Nein.
Mein Großvater hatte in Sachsen eine Nähmaschinenfabrik. Nachdem er in der DDR
enteignet worden war, gingen er und meine Großmutter in den Westen – nach
Hamburg, wo ja meine Mutter schon war. Mit einem Meister aus seinem sächischen
Betrieb baute er in Mölln eine Neuauflage seiner Fabrik auf. Ich kam im Juli 52
mit knapp drei Jahren hierher.
KP: Den späteren Liedermacher
lese ich da noch nicht raus…
Irmscher: Ich hätte den Betrieb
übernehmen sollen, aber das ist es nicht geworden. Mein Großvater konnte mir
kein unternehmerisches Denken vermitteln. Durch ihn hatte ich aber mit Sprachen
zu tun. Schon früh hat er versucht mir Spanisch beizubringen. Als Dreikäsehoch
soll ich besser auf Spanisch als auf Deutsch von 1 bis 20 gezählt haben.
Großvater sprach Französisch, Englisch und Spanisch.
KP: Der Weg von den Sprachen, die
man spricht, zum Texten und zum Spiel mit Wörtern ist aber noch mal etwas ganz
anderes…
Irmscher: Den Drang zum Dichten
hatte ich schon immer. Schon in der Realschule habe ich mir irgendwelchen
Blödsinn ausgedacht.
KP: Und die Musik – Sie schreiben
ja nicht nur die Texte, sie komponieren ja auch die Musik. Wie sind Sie dazu
gekommen?
Irmscher: Das ging mit 13 los.
Ich habe bei den Pfadfindern Gitarre gelernt. In der Pfadfinderbeatband war ich
Rhythmus-Gitarrist.
KP: Besaßen Sie ein eigenes
Instrument? So eine Gitarre ist ja nicht ganz billig…
Irmscher: Zuerst habe ich mir
eine Gruppengitarre geliehen. Als meine Mutter sah, dass das ernsthaft war, hat
sie mir 40 Mark gegeben. 20 Mark habe ich mit Ferienarbeit verdient. Mit dem
Geld habe ich mir die Gitarre vom großen Bruder eines Klassenkameraden gekauft.
KP: Sie wurden also zu Hause
unterstützt?
Irmscher: Ja. Meine Mutter hat
mir signalisiert, dass sie das gut findet. Sie war Fan von Georg Kreisler*,
mochte Kabarett und hörte sich gerne satirische Sendungen im NDR an. Die
Beatles fand sie gut – aber das hat sie mir erst später gesagt.
KP: Viele Sprachen, Freude am
Dichten und eine humorvolle Mutter – ein bisschen was wurde dem Liedermacher
denn doch in die Wiege gelegt…
Irmscher: In unserer Familie
hatten wir den Hang zur Komik. Es wurde gerne gelacht. Aber aktiv Musik gemacht
hat keiner.
KP: Wie ging es weiter mit der
musikalischen Karriere?
Irmscher: Als der Bandleader der
Pfadfinderband zum Bund musste, war das das Ende der Band. Von ´65 bis ´68 habe
ich dann Sologitarre in einer Ratzeburger Band gespielt.
KP: Erinnern Sie sich noch an die
Musik?
Irmscher: Das war so die Rock-
und Popmusik, die damals „in“ war –Beatles, Rolling Stones, Searchers. Eigene
Stücke konnte ich kaum einbringen. Wir spielten zum Tanz auf, und das Publikum
wollte die angesagten Hits hören. Meine eigenen Songs waren musikalisch im
damaligen Stil. Das erste Lied, das ich schrieb, klang ein bisschen nach „Let’s
Dance“ von Chris Montez. Textlich waren das Fingerübungen, teilweise mit
Tagebuch-Charakter – überwiegend auf Englisch. Auf Deutsch schrieb ich erst in
München.
KP: Sie gingen nach München?
Irmscher: 1970 war ich dort – um
Wirtschaftsingenieur zu studieren. Die Fabrik meines Großvaters hing da immer
noch in der Luft. In München gab es Kleinkunstbühnen wie die „KEKK“, auf denen
man sich als Solist mit was Eigenem stellen konnte.
KP: Sie haben gerade gesagt, dass
ihre ersten Texte „eher Tagebuchcharakter hatten“? Wie wichtig ist Ihnen der
Text? Ist er wichtiger als die Musik?
Irmscher: Beides ist mir
wichtig. Text und Musik sind zwei Seiten derselben Sache. Wenn mir bei einem
Lied die Melodie noch nicht gefällt, habe ich das Gefühl, ich habe das Thema
emotional noch nicht verdaut. Oder ich habe eine achteckige Emotion, dass ich
nur einen Rap schreiben kann.
KP: Stichwort Rap – wie sind Sie
zu dieser eher jungen Kunstform gekommen?
Irmscher: Die Raps kommen
einfach zu mir. Es ist ein Ausdrucksmittel für mich. Mit der Szene habe ich
überhaupt nichts zu tun. 1983, als ich meinen ersten Rap schrieb, sagte ein
Freund zu mir: Das ist ein Rap. Ich habe damals fünf Mal nachfragen müssen, bis
ich mir das Wort merken konnte.
KP: Wenn man sich ihr Werk
anschaut, sticht vor allem die Vielfältigkeit ins Auge. Wo sehen Sie die
Grundlagen Ihres Schaffens?
Irmscher: Ich erzähle gerne
Geschichten. Die Musik suche ich mir passend zum Thema. Dafür kämme ich schon
mal meine Plattensammlung durch. Aufs Erzählen bin ich in Irland gekommen. Dort
habe ich mich mit irischen Songs vollgesogen. Außerdem habe ich einen Liedermacher aus der dominikanischen Republik für
mich entdeckt: Juan Luis Guerra – vom erotischen Liebeslied über Politsongs bis
zum Gebetslied singt der alles. Seine Musik gefiel mir so gut, dass ich mir 2000
ein spanischsprachiges Programm erarbeitete.
KP: Wie würden Sie Ihren Stil
beschreiben?
Irmscher: Wenn ich etwas freiweg
mache, ist das schon sehr vom Folk beeinflusst. Manchmal ist es auch rockig.
Ich versuche immer ein wenig lautmalerisch zu komponieren.
KP: Wie kommen Sie zu Ihren
Geschichten? Gibt es da eine Agenda, die Sie verfolgen?
Irmscher: Ich singe über Dinge, die mich so beschäftigen,
dass ich darüber einen Kommentar abgeben muss – und das
ist schon von meinen Einstellungen beeinflusst. Auch fange ich an zu
dichten, wenn ich von etwas sehr ergriffen bin – wenn mir das Herz aufgeht.
KP: Herr Irmscher, ich danke für das Gespräch.
*Georg Franz Kreisler (1922-2011), in Wien geborener Komponist, Sänger und Dichter.
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