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Aus der Stiftung

KI – ein weites Feld

Künstliche Intelligenz (KI) – was ist das überhaupt? Gute Frage. Menschen, die sich für das Thema interessieren, aber nicht vom Fach sind, geraten hier schnell an ihre Grenzen. Eine einfache Antwort lautet: KI basiert auf Algorithmen, das sind mathematische Rechenformeln, die in genau festgelegten Schritten eine Aufgabe erfüllen. Sie sagen dem Prozessor im Rechner, wie er den einlaufenden Datenstrom verarbeiten soll. Beispiel Spracherkennung: Apples Sprachassistent „Siri“ versteht nicht im Sinne des menschlichen Bewusstseins, was wir ihm sagen, aber er zerlegt das gesprochene Wort in Einzelteile und gleicht es mit schon mal erkannten Wörtern ab, entschlüsselt sie und gibt sie wieder. Der Algorithmus „lernt“. Je mehr Daten er entschlüsselt, desto besser wird er.

Diese Form der KI dominiert derzeit die technische Weiterentwicklung von Computern. Ein Schattendasein fristet dagegen die von Forschern angestrebte Schaffung eines maschinellen Bewusstseins. Immerhin gibt es bereits Ingenieure, denen es gelungen ist, Rechner mit Nervenzellen zu bestücken. Diese erzeugen elektrische Erregungen und lösen Signale aus, die zu Denkprozessen führen. Reine Zukunftsmusik ist bislang das, was Henry Markram vorhat. Der Forscher versucht sich in der Königsdisziplin der KI. Er will eine Maschine bauen, die funktioniert wie der Mensch. Dafür arbeitet er an einem Nachbau des Gehirns am Computer – Nervenzelle für Nervenzelle, Synapse für Synapse.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das menschliche Gehirn besteht aus 100 Milliarden Nervenzellen und 100 Billionen Synapsen. Der erste große Erfolg von Markrams Arbeit ist die Nachbildung einer „kortikalen Säule“, ein Grundbaustein der Hirnrinde. Sie setzt sich aus 10.000 nachgebauten Nervenzellen zusammen, die alle miteinander verbunden sind. Ein 3D-Puzzle aus Schaltkreisen. Mit einem Gehirn hat das noch wenig zu tun. Das menschliche Denkorgan besteht aus einem Großhirn für das Sehen, Denken und Sprechen, einem Zwischenhirn für die Koordination des Körpers, einem Kleinhirn für das Nervensystem und einem Stammhirn für wichtige Reflexe wie die Atmung oder den Herzschlag.

Infos und Veranstaltungen der Reihe Künstliche Intelligenz:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/11/daten-bilder-diskussionen/
https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/11/wer-spricht-denn-da-ki-talk-im-stadthauptmannshof/
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Nördlich der A24

„NDR Bigband feat. Fiete Felsch“

[vc_row][vc_column][vc_column_text]„NDR Bigband feat. Fiete Felsch“ heißt es am Sonnabend, 23. März, im Burgtheater Ratzeburg. Ab 20 Uhr betritt Felsch dort mit Jim White, dem Saxonphonquartett „Q4“ und der NDR Bigband die Bühne. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Seit 23 Jahren besetzt Fiete Felsch die Stelle des Ersten Altsaxofonisten in der NDR Bigband, zuverlässig virtuos und druckvoll, einfühlsam und wandlungsfähig in den unterschiedlichsten Projekten. Ein Musiker, der keine Probleme damit hat, sein Können ganz in den Dienst der so verschiedenartigen Arrangeure und Bandleader zu stellen, mit denen er zusammenarbeitet.

Was manchmal vielleicht in den Hintergrund gerät, ist seine eigene Vision. Mit „Fiete‘s Favorites“ schließt Fiete Felsch diese Lücke. Zunächst tritt er mit einem Saxofonquartett mit seinem britischen Altsaxofonkollegen Nigel Hitchcock, der Baritonsaxofonistin Tini Thomsen und dem Tenorsaxofonisten Björn Berger in die Fußstapfen der legendären Itchy Fingers.

Anschließend spielte er einige der Quartett-Kompositionen von Thomsen und Hitchcock in Arrangements für die NDR Bigband, bevor er schließlich mit eigenen Kompositionen in Arrangements von Geir Lysne und von befreundeten Arrangeuren das Zepter übernimmt.

Besondere Aufmerksamkeit wollte Felsch dabei auf die poetische Zartheit seines Flötenspiels lenken, das mit den Jahren als ein kreativer Ausgleich zum Hochdruck vieler Jazzproduktionen zu einem „Favorite“ geworden ist.

Tickets für das Konzert sind an der Kinokasse, erreichbar täglich ab 14 Uhr unter Tel. 04541-803080 oder über www.burgtheater-ratzeburg.de, erhältlich. Etwaige Restkarten gibt es an der Abendkasse.

„NDR Bigband feat. Fiete Felsch“, Konzert, 23. März. Burgtheater, Theaterplatz 1, Ratzeburg, 20 Uhr

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Nördlich der A24

Sabine Stecker über „Abstrakte Kunst“

Mit Sabine Stecker haben Hans und Heidrun Kuretzky am Dienstag, 19. März, eine Malerin zum zweiten Kunstgespräch des Jahres eingeladen. Die Stintenburgerin spricht in Borstorf, Möllner Straße 23, über abstrakte Kunst. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Sabine Stecker arbeitet mit Spachtel und Ölfarbe an großformatigen Leinwänden, Holz oder auch Papier. Dabei setzt die Malerin auf satte Farben, bewegte Formen und Linien, bei denen man noch die grobe, angetrocknete Farbe auf der Malgrundlage erkennen kann. In ihren Werken beschäftigt sich die Künstlerin u.a. mit gedruckten Detailvergrößerungen ihrer Gemälde. Sie sagt über ihre Herangehensweise: „Der Prozess des Malens ist für mich eine ununterbrochene Veränderung des Bildes, und durch das Einbeziehen von digitaler Technik entstehen ganz neue Ausdrucksmöglichkeiten.“ Sie arbeitete als Lehrerin an verschiedenen Hamburger Gymnasien, bis sie ihren Beruf für ein Kunststudium und eine Tätigkeit beim Landesmedienzentrum unterbrach. 2013 verließ Stecker vorzeitig den Schulbetrieb und widmet sich seitdem ganz der Malerei.

Anmeldungen nehmen die Kuretzkys, erreichbar unter Tel. 04543-396 oder per Mail unter info@kuretzkykeramik.de, sowie die Stiftung Herzogtum Lauenburg, erreichbar unter Tel. 04542-87000 und per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de, entgegen.

Veranstalter der Kunstgespräche ist die Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Foto: Stecker

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Vorfahrt für die Jugend

Stiftung sucht junge Naturschützer


Neben dem „Blunck-Umweltpreis“ verleiht die Stiftung Herzogtum Lauenburg 2019 den Jugendpreis für „Schutz von Natur und Umwelt“. Für diese Auszeichnung fahndet die Jury noch nach Kandidaten. In Frage kommen sowohl junge Naturschützer, die sich für ein Projekt zusammengetan haben, als auch einzelne Personen, die sich für den Erhalt von Flora und Fauna einsetzen. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert. Vorschläge und Bewerbungen nimmt die Stiftung Herzogtum Lauenburg, Hauptstraße 150, in 23879 Mölln unter dem Stichwort „Jugendpreis Schutz von Natur und Umwelt“ entgegen. Möglich ist auch der elektronische Postweg unter info@stiftung-herzogtum.de.

Der Jugendumweltpreis wird zum insgesamt dritten Mal verliehen. Teilnahmeberechtigt sind Kinder und Jugendliche aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg bis zum 21. Lebensjahr. Vorgeschlagen werden können Einzelpersonen, aber auch Gruppen – beispielsweise Schulklassen oder Kita-Gruppen.

Die Zielsetzung der Projekte sollte sich an folgenden Punkten orientieren: der Pflege der lauenburgischen Landschaft und Tierwelt, der Erkundung naturbedingter Erscheinungen, deren Ursachen, Entwicklungen und Folgen für den Rest der Umwelt. Themen können der
Naturschutz oder der Klimaschutz sein. Erwünscht sind möglichst praxisbezogene Projekte und Maßnahmen. Von besonderer Bedeutung ist der jeweilige Nachhaltigkeitseffekt.

Die Bewerbung sollte schriftlich erfolgen. Fotos, Filme oder Dokumentationen des jeweiligen Projektes sind ebenso willkommen wie gegebenenfalls Hinweise auf Maßnahmen in der Natur.

Die Jury besteht aus den vier Blunck-Beiratsmitgliedern Barbara Denker, den Kreisnaturschutzbeauftragten Thomas Neumann, Wolfgang Engelmann und Klaus Schlie sowie Elisabeth von Meltzer, Fachberaterin für Natur- und Umwelterziehung/Bildung für nachhaltige Entwicklung des Kreises Herzogtum Lauenburg.

Bewerbungsschluss ist der 28. Juni 2019.


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Nördlich der A24

So weit weg von Zuhause

Was ist weiter weg: Sakollnow oder Syrien? – Für meine siebenjährige Mutter (*1939) war der Weg ein knappes halbes Jahr nach dem Ende des 2. Weltkriegs jedenfalls sehr weit. Mit meiner Oma und ihrem jüngeren Bruder (*1944) machte sie sich von Sakollnow (Landkreis Flatow: 1818-1945 Preußen; 1938-1945 Provinz Pommern) auf nach Schleswig-Holstein: Ohne Wagen, Pferd, Fahrrad oder sonst ein Transportmittel zogen sie zusammen mit vielen anderen Kindern, Frauen und einigen wenigen kriegsverletzten Männern, aus der Heimat vertrieben – der Vater schon 1944 in Rumänien gefallen – zu Fuß nach Westen. Unterwegs fürchterliche Massaker. Meine Oma hat alles aufgeschrieben, grausame Schilderungen: wahllose Erschießungen, Vergewaltigungen der Frauen und Mädchen und Plünderungen. Meine Mutter und ihr kleiner Bruder konnten sich immer gerade noch rechtzeitig in irgendeinem dunklen Schuppen oder hinter einem Gebüsch verstecken, nur so haben sie überlebt. Am Ende wäre sie in einem Lager bei Stettin fast an einer durch Hunger-Typhus verursachten Lungenentzündung gestorben, doch ein Transport brachte sie in ein Lager nach Segeberg und dann begann die harte Nachkriegszeit als Flüchtling in Schleswig-Holstein.

Am Ende einer Flucht, die zwischen einigen Tagen bis zu einigen Jahren dauern kann, besitzen viele so gut wie nichts mehr. Vielleicht eine kleine Tasche, einen Rucksack,  ein kleines Bündel. Geflüchtete sind nackt. Alles geht von vorne los – ein neues Leben, gebaut auf einer Grundlage von Erschöpfung und Schrecken, Verzweiflung und Fassungslosigkeit und manchmal einem kleinen Funken Hoffnung. Hinter sich gelassen haben Geflüchtete verschollene oder getötete Angehörige, Kinder ihre Väter, Eltern ihre Kinder und eine Heimat, die es so nicht mehr gibt. Was bleibt sind Bilder im Kopf, die ganze Räume füllen und Geschichten, die erzählt werden wollen. Damals wie heute. In welcher Form auch immer.

1946 verzeichnete Schleswig-Holstein durch die Neubürger*innen aus den Ostgebieten einen Bevölkerungszuwachs von 67 Prozent, in den letzten zehn Jahren von nur etwas mehr als zwei Prozent. Heute höre ich hier die Geschichte von Imany* aus Eritrea, 20 Jahre alt, die von ihrem Mann vor zwei Jahren hochschwanger zurückgelassen wurde. Er musste über Nacht vor dem Militär fliehen, sonst wäre er verhaftet und getötet worden. Sie konnten sich nicht einmal richtig verabschieden. Bis nach Italien schaffte er es zunächst, dann ging es für ihn nicht mehr weiter. Also machte auch sie sich auf den Weg, um ihn wiederzusehen. Nach über einem Jahr haben sie und ihre Tochter es über verschiedene Etappen zu uns in den Kreis geschafft. Über das, was ihr während der Flucht passiert ist, mag Imany nicht reden. Und ich höre die Geschichte von Bassam*, gerade mal 16, der sich mit seinem jüngeren Bruder allein auf den Weg machen musste. Von seiner Heimat bei Aleppo ist nichts mehr übrig. Nach dem Tod der Eltern und der kleinen Schwester gibt es nichts mehr, was die Brüder im Kriegsgebiet hält. Es gibt nur noch sie beide. Ein Freund hat es bis nach Mölln geschafft, da wollten sie dann auch hin, weil es hier keinen Krieg gibt. Und jetzt sind beide hier, in unserer Nähe und erzählen eine ähnliche Geschichte, wie meine Mutter oder meine Oma. Damals.

Krieg ist immer Krieg, eine Flucht ist immer weit. Die Entfernung lässt sich nicht in Kilometern messen. Sie hängt ab von der Ausgangssituation zu Beginn und am Ende der Flucht, wenn sie denn überhaupt ein Ende hat. Und es gibt immer etwas, das man vermisst, wenn man seine Heimat verlässt: Einen bestimmten Ort, geliebte Menschen, Musik, ein besonderes Essen. Ich vermisse heute manchmal die karge „Kriegsküche“ meiner Oma: Brennnessel- und Brotsuppe, Prasun und Löwenzahn- und Sauerampfersalat – das ist für mich bis heute der Geschmack der Flucht, mitten in Schleswig-Holstein, genauso wie Mhalayeh (Syrischer Milchpudding) oder Injera (eritreisches Fladenbrot) heute auch zu diesem Geschmack gehören.

Und alles gleichzeitig bedeutende Erinnerungen daran, dass Flucht – egal von woher, egal wohin – für die Flüchtenden immer ein unvorstellbar weiter, kaum zu bewältigender Weg ist. Meine Aufgabe ist es heute, diesen Weg hier ein Stück weit zu begleiten und dadurch etwas erträglicher zu machen.

Uta Röpcke

* Die Namen der Personen sind frei gewählt. Die Fluchtgeschichten der beiden einigen, die mir im Rahmen meiner hauptamtlichen Tätigkeit mit Geflüchteten begegnet sind, nachempfunden.

Der Essay ist ein Beitrag zum Projekt „Fliehen – einst geflohen“. Weitere Texte, Veranstaltungen und Ausstellungen finden Sie hier:



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Nördlich der A24

„1939: Damals war es die St. Louis“

Ein Schiff mit Flüchtlingen, das nicht anlanden darf – diese Geschichte gibt es nicht erst seit heute. Ende der 30er Jahre dampfte die St. Louis vergeblich über die Weltmeere, um ihre Passagiere auf Kuba von Bord gehen zu lassen. Die Passagiere – das waren Juden, die Nazi-Deutschland den Rücken kehren wollten. Die Kubaner verweigerten ihnen jedoch die Einreise. Die Geschichte dieser Menschen bringen

die Schüler der Gemeinschaftsschule Mölln am Donnerstag, 14. März, im Möllner Stadthauptmannshof unter dem Titel „1939: Damals war es die St. Louis“ auf die Bühne. Los geht es um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der 16-Jährige Peter Fröhlich, der mit seinen Eltern die Heimat verlässt. In Hamburg gehen sie an Bord der St. Louis, um nach Havanna zu kommen. Als sie erfahren, dass kein anderes Land sie aufnehmen möchte, macht sich Verzweiflung breit. Die Menschen wollen unter keinen Umständen zurück nach Deutschland. Doch die Gefahr dafür besteht.

Das Theaterstück basiert auf Tagebuchaufzeichnungen und thematisiert neben dem Thema Flucht die Frage nach Heimat und Identität. Die Schüler präsentieren die Geschichte der Menschen auf der St. Louis in kurzen Szenen, die sie selbst erarbeitet haben. Es wirken mit Kim Luckmann, Alexa Behling, Lea Dähn, Marie Laubert, Leonie Lüneburg, Julja Eggers, Melina Martens, Lena Limberg, Mariella Hinz, Meltem Ceylan, Lea Dähn. Die Gesamtleitung hat Jörg-R. Geschke.

Weitere Infos, Veranstaltungen und Ausstellungen zum Thema „Fliehen – einst geflohen“:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/25/der-weg-ins-ungewisse/
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Nördlich der A24

„Judas“

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Der Schauspieler Hartmut Lange ist am Freitag, 8. März, mit dem Theaterstück „Judas“ in der Ratzeburger St. Petri-Kirche zu Gast. Das Ein-Mann-Stück bietet Stoff zum Nachdenken in der Passionszeit. Die Aufführung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Worum geht es? Judas erscheint in unserer Gegenwart, um seine Geschichte zu erzählen – nicht bloß, um seinen Namen reinzuwaschen, denn er steht ohnehin unauslöschbar für Verrat. Ist es der Versuch eines Schuldbekenntnisses, oder eher der Rechtfertigung? Was waren die Gründe, die hinter seinem Tun standen? Wie wäre die folgenreichste Geschichte
des christlichen Abendlandes weitergegangen, wenn er Jesus nicht verraten und falsches Zeugnis abgelegt hätte?  In den Dramen der flämischen Autorin Lot Vekemanns geht es immer um existenzielle Themen. Sie gibt Figuren das Wort, die in der Historie immer zu kurz gekommen sind und zeigt sie jenseits der üblichen Bewertung von Gut und Böse.

Hartmut Lange lebt in der Lübecker Altstadt und ist ein renommierter Schauspieler, der seit vielen Jahren freischaffend für Bühne, Film und Fernsehen tätig ist. Fernsehzuschauer haben ihn in Folgen von „Derrick“, „Tatort“, „SoKo Wismar“ und „Küstenwache“ erleben
können.

Nach dem Stück gibt es Gelegenheit, sich bei einem Glas Wein oder Wasser mit dem Künstler auszutauschen.

 

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Nördlich der A24 Südlich der A24

„Heimat ist etwas sehr Intimes“

Nach „Museum auf Reisen“ und „Das starke Stück“ hat die gebürtige Hamburgerin Marianne Lentz mit „Fliehen – einst geflohen“ das nächste große Veranstaltungsprojekt initiiert. Dabei spielen die Museen der Region einmal mehr eine bedeutende Rolle. Kein Wunder – die studierte Ethnologin und ausgebildete Lehrerin ist mit Leib und Seele als Museumpädagogin aktiv. „Fliehen – einst geflohen“ ist allerdings weit mehr als ein Museumsprojekt, das von den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn sowie von der Stiftung Herzogtum Lauenburg maßgeblich unterstützt wird. Zum Programm gehören außerdem Ausstellungen, Konzerte, Vorträge sowie Theater- und Filmvorführungen. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit der Initiatorin über Fremdheit, Identität und das Programm von „Fliehen – einst geflohen“.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Lentz, was fasziniert Sie an dem Thema Flucht und Vertreibung, dass Sie ihm einen regelrechten Ausstellungs- und Veranstaltungszyklus widmen? Sind Sie persönlich betroffen?

Marianne Lentz: Nein. Mein Anliegen ist es, zu Fremden Brücken zu schlagen.

KP: Dann ist ihr Impuls also eher die Begegnung nach der Flucht als die Flucht selbst. Woher rührt Ihr Interesse für das Fremde?

Lentz: Ich bin Ethnologin und weiß, dass das Fremde zwei Qualitäten hat. Auf Reisen oder im Museum finden wir es faszinierend. Aber sobald es uns nahekommt, löst es Ablehnung und Angst aus. – Ich will für das allgegenwärtig Fremde, das beispielsweise in einer Stadt wie Hamburg ist, Zugänge schaffen.

KP: Das klingt leichter gesagt als getan.

Lentz: Im Altonaer Museum läuft dazu gerade das Projekt „Herkunft, Heimat, Identität“. Dafür muss jeder, der zu uns kommt, einen Gegenstand mitbringen, der für ihn Heimat bedeutet.

KP: Und funktioniert das?

Lentz: Auf jeden Fall. Wenn so eine Gruppe ins Museum kommt, erreiche ich die auch. Es ist unglaublich, welch eine konzentrierte Atmosphäre entsteht, wenn die Besucher über ihre Gegenstände sprechen, und sie sich damit ja auch vor den anderen Teilnehmern innerlich öffnen. Heimat ist ja etwas sehr Intimes.

KP: Ich weiß nicht, ob mir das gefallen würde. Schließlich macht so etwas angreifbar.

Lentz: Die Teilnehmer lassen das immer erstmal so stehen. Man kann ja durch den Blick auf den Anderen das Eigene vergleichend modifizieren – oder im anderen Fall – sich in seiner Situation bestärkt fühlen. In jedem Fall kommt etwas in Bewegung.

KP: Sind denn die Unterschiede zwischen unserer und anderen Kulturen so groß?

Lentz: Ja, in unserer westlichen Kultur gibt es eine große Vielfalt an Existenzen, sehr individuell geprägt. Beim Islam dagegen steht traditionell das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe im Mittelpunkt. Daraus bezieht man seine Identität. Bei uns macht es das Individuum durch die eigene Leistung.

KP: Bedeutet die Vielfalt an Existenzen im Umkehrschluss, dass wir einander nicht mehr verstehen?

Lentz: Wenn man miteinander redet, versteht man schon, was der andere meint. Wenn ich beispielsweise mit jemandem telefoniere, der keine Lust hat mit mir zu sprechen, spüre ich das. Auch unsere Körpersprache verstehen wir, während die anderer Kulturen bei uns Irritationen auslösen.

KP: Das Potential, sich fremd unter Landsleuten zu fühlen, ist aber vorhanden…

Lentz: Klar. Meine Mutter, die von der Mosel stammt, hat mit meiner Tante immer Trittenheimer Platt gesprochen. Ich habe da nie ein Wort verstanden.

KP: Kommen wir auf „Fliehen – einst geflohen“ zu sprechen. Wie ist es zu diesem umfassenden Programm gekommen?

Lentz: Ursprünglich war es als ein reines Museumsprojekt gedacht, bei dem möglichst viele Facetten zu diesem Thema gezeigt werden.

KP: Ist das Thema für die Häuser denn so leicht umzusetzen?

Lentz: Ich musste mich natürlich schon nach den Sammlungen richten. Ich habe in den Museen angefragt:  Wollt ihr mitmachen? Die größte Überraschung erlebte ich im Eisenbahnmuseum Aumühle

KP: Wo man ja eher an alte Dampfloks denkt…

Lentz: …Dort gibt es Eisenbahnwaggons, mit denen Ende des Zweiten Weltkrieges Flüchtlinge hierhergebracht wurden. Das war eine ziemlich dramatische Reise. Der Zug musste unterwegs halten, weil eine Bombe auf den Gleisen lag, die die Eisenbahner unter Einsatz des eigenen Lebens beiseite schafften.

KP: Wenn man Erzählungen lauscht oder sich alte Spielfilme ansieht, wurden diese Leute nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen. Auch damals reagierten viele Menschen mit Ablehnung gegenüber dem Fremden. Hinzu kam, dass Deutschland durch den Krieg zerstört und wirtschaftlich am Boden lagen.

Lentz: Letztendlich haben sich die Flüchtlinge positiv auf Schleswig- Holstein ausgewirkt. Die Deutschen aus dem Osten brachten oft neue Ideen mit, sie fanden in den allenthalben herrschenden Mangelsituationen kreative Lösungen und beförderten mit ihrem Überlebenswillen den Fortschritt.

KP: Frau Lentz, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Weitere Infos, Veranstaltungen und Ausstellungen zum Thema „Fliehen – einst geflohen“:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/04/so-weit-weg-von-zuhause/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/25/vom-rentierjaeger-bis-zur-weltberuehmten-anne-franck/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/25/der-weg-ins-ungewisse/

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/03/04/1939-damals-war-es-die-st-louis/

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Aus der Stiftung

Vom Rentierjäger bis zum Kriegsflüchtling

Allenthalben stoßen wir auf das Thema „Flucht und Vertreibung“, sei es auf der Straße, bei Nachbarn, in den Medien, in der Politik oder – gar nicht so selten – in der eigenen Familiengeschichte. Nun haben sich viele Kulturschaffende sowie Künstlerinnen und Künstler aus den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn unter der Projektleitung von Marianne Lentz (Museumsnetzwerk Kulturknotenpunkt Mölln) zusammengefunden, um ein breites Programm zu diesem Thema zusammenzustellen. Die Veranstaltungsreihe unter dem Dach der Stiftung Herzogtum Lauenburg bietet in der Zeit vom 3. März bis zum 30. September Gemeinschafts- und Einzelausstellungen, Ausstellungen in Museen, Vorträge, Schauspiel, Konzerte, Filme, Literatur sowie Schulprojekte.

Den Auftakt bildet die Gemeinschaftsausstellung „Weg ins Ungewisse“ im Möllner Stadthauptmannshof (Hauptstr. 150). Die Vernissage am Sonntag, 3. März, um 11.30 Uhr ist zugleich die Eröffnung der gesamten Reihe. In dieser Schau zeigen 19 Künstler aus dem Herzogtum Lauenburg und Stormarn verschiedene Facetten von Flucht. Menschliche Schicksale, die von Kriegen, Hungersnöten und staatlicher Unterdrückung geprägt sind, werden sichtbar. Andererseits zeugt die Ausstellung vom Überleben und von der fortwährenden Entwicklung und der Veränderung der Gesellschaft.

Die Ausstellung „Weg ins Ungewisse“ – initiiert von Marianne Lentz und kuratiert von Friderike Bielfeld – ist bis zum 24. März im Möllner Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, zu sehen sowie vom 5. bis 30. Mai im Kulturzentrum Marstall, Lübecker Straße 8, in Ahrensburg.

Im Rahmen von „Fliehen – einst geflohen“ präsentieren insgesamt zehn Museen im Herzogtum Lauenburg und in Stormarn Sonderausstellungen zum Themenfeld „Flucht und Vertreibung“. Mit dabei sind unter anderem das Museum „Vergessene Arbeit“ in Steinhorst („Flucht nach 1945 – angekommen in Schleswig-Holstein“), das Zugpferdemuseum Lütau („Mit Pferden auf der Flucht – Die Geschichte der geretteten Trakehnerpferde“), das Heimatmuseum Reinfeld („Ostdeutsche Heimatstube“) oder das Stormarnsche Dorfmuseum Hoisdorf („Holländerei – Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden revolutionieren die bäuerliche Milchwirtschaft“).

Darüber hinaus gibt es Musik, Theater, Filme, Vorträge und ein Literaturcafé. Für ein Konzert öffnet am 29. Juni die Wassermühle Trittau ihre Pforten. Martina Doehring (Sopran) und Aivars Kalejs (Klavier) tragen einen Liederzyklus nach Texten aus dem Tagebuch der Anne Frank vor.

Musikalisch geht es auch am 23. August im Amtsrichterhaus Schwarzenbek zu. Dort präsentieren Meike Siebert (Gesang), Jutta Hardkop (Klavier) und Angela Bertram (Rezitation) unter dem Titel „In die weiten Länder“ Lieder und Texte zu Flucht und Vertreibung.

Mit einem Schauspiel geht es am 5. Mai im Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg weiter. Angela W. Röders spielt das Solostück „Rose“.  Es handelt sich um die Lebensgeschichte einer in der Ukraine geborenen Jüdin im ausgehenden 20. Jahrhundert, verfasst von Martin Sherman. Im Zentrum stehen der Untergang der jiddischen Kultur, die Entfremdung zwischen Israelis und Juden aus der Diaspora und die Sehnsucht nach Heimat. „Rose“ ist zudem am 17. Mai im Stadthauptmannshof Mölln zu sehen.

Dem Thema Flucht auf wissenschaftliche Art und Weise nähert sich Stadtarchivar Christian Lopau. Er spricht am 29. April im Möllner Stadthauptmannshof über Flüchtlinge und Vertriebene in Mölln am Ende des Zweiten Weltkriegs. Weiter zurückgeht Pröpstin i.R.Uta Grohs am 21. August. Sie berichtet im Stadthauptmannshof über Erfahrungen von Flucht und Vertreibung in der Bibel. Eiszeitliche Migranten – die Rentierjäger aus dem Tunneltal – sind am 26. September das Thema von Wolfgang Knaack (Dorfmuseum Hoisdorf) in der Stadtbücherei Ahrensburg.

Auch die Schulen bringen sich an dem Veranstaltungsprojekt ein. Der 12. Jahrgang der Hahnheideschule Trittau (Geschichts- und Kunstunterricht) zeigt im Dorfmuseum Hoisdorf eine Ausstellung mit dem Titel „Flucht und Vertreibung unter der Perspektive der Menschenrechte“. Die Schau kann vom 9. bis 23. März besichtigt werden. Zudem führen Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen der Gemeinschaftsschule Mölln am 14. März im Stadthauptmannshof Mölln das selbst erarbeitete Stück „1939: Damals war es die St. Louis“ auf. Dem titelgebenden Schiff mit mehr als 900 deutschen Juden an Bord wurde 1939 sowohl in Kuba als auch in Amerika die Einreise verwehrt.

Für Filmfreunde bietet das Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg vier thematisch passende Spielfilme an: „Lauf, Junge, lauf“ am 15. Mai, „Comedian Harmonists“ am 12. Juni, „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ am 21. August sowie am 26. September „Long walk home“. Den Dokumentarfilm „Eldorado“ von 2018 mit anschließender Diskussion zeigt der Filmclub Ratzeburg am 2. Juli im Burgtheater Ratzeburg.

Bücher zum Thema „Flucht“ werden am 25. Mai in der Drahtmühle Grönwohld zum Stöbern bereitgehalten. Bei einer Tasse Kaffee kann man den Ausführungen eines Zeitzeugen aus Breslau zuhören und sich darüber austauschen.

Darüber hinaus wartet Martina Doehring vom 24. bis 27. Juni mit einem interkulturellen Fotoprojekt plus Musik in der Wassermühle Trittau auf. Die Vernissage ist bereits am 22. Juni. In der Tymmo-Kirche in Lütjensee zeigt der Künstler Günter Pietsch in der Zeit vom 1. bis 22. Juni.

Als Sponsoren und Kooperationspartner sind der Kreis Stormarn, Kreis Herzogtum Lauenburg, die Gemeinde Trittau, die Stiftung der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, das Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg, die VHS Trittau sowie die Druckerei Max Siemen an dem Projekt beteiligt.

Das Foto zeigt Stormarns Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (v. l.), die Künstlerin Janis Walzel, Wolfgang Engelmann, Vizepräsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die Projektleiterin Marianne Lentz, ihren Ehemann Andreas Lentz und Meinhard Füllner, Präsident des Kreises Herzogtum Lauenburg.

Weitere Infos, Veranstaltungen und Ausstellungen zum Thema „Fliehen – einst geflohen“:

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/02/25/der-weg-ins-ungewisse/
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Nördlich der A24

„Als wir die Zukunft waren“

Eine Innenansicht über die erste DDR-Nachkriegsgeneration liefert der Dokumentarfilm „Als wir die Zukunft waren“, der am Donnerstag, 21. Februar, im Grenzhus Schlagsdorf zu sehen ist. Die Vorführung beginnt um 19 Uhr.

Die Regisseurin Gabriele Denecke und die sechs Regisseure Lars Barthel, Peter Kahane, Thomas Knauf, Ralf Marschalleck, Hannes Schönemann und Andreas Voigt erzählen aus ihrer Kindheit und Jugend in der DDR der 1950er und 1960er Jahre. Es sind sieben Geschichten aus einem verschwundenen Land. Die Zeitzeugen bearbeiten Vergangenes. Sie widmen sich ihrem kindlichen Alltag, berichten von ersten Erfahrungen mit Ängsten und Verlust. Sie erzählen von Rebellion und von Anpassung, von Geborgenheit und vom Verlassensein, vom Zweifel und vom Glauben, von abwesenden Vätern, von Westpaketen und Grenzen.

Die Dokumentation aus dem Jahr 2015 ist der Auftakt einer Reihe, die das Grenzhus zusammen mit der Politischen Memoriale und dem Filmbüro Mecklenburg-Vorpommern (MV) veranstaltet.

 „Als wir die Zukunft waren“, Dokumentarfilm, Grenzhus, Neubauernweg 1, Schlagsdorf, 19 Uhr.