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Aus der Stiftung

Besuch vom Maueröffner

Harald Jäger ist der Mann, der die Mauer öffnete. Foto: Andreas Schoelzel

Viele Deutsche, die den 9. November 1989 erlebt haben, wissen heute noch, wo sie an diesem Tag waren und was sie damals taten. Einer, der es auf jeden Fall weiß und es niemals vergessen wird, ist Harald Jäger. Der ehemalige Grenzbeamte der untergegangenen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) tat an diesem Tag Dienst am Grenzübergang Bornholmer Straße. Zum Tag der Deutschen Einheit – am 3. Oktober um 15 Uhr – spricht er im Möllner Stadthauptmannshof über seine Erlebnisse.

Der Grenzübergang Bornholmer Straße befindet sich an der ehemaligen Berliner Zonengrenze. Jäger war dort am 9. November 1989 Diensthabender Chef. Als er seinen Dienst antrat, wusste er noch nicht, dass ein gewisser Herr Schabowski einen Beschluss der SED-Spitze fehlinterpretierte und dafür sorgte, dass in weniger als einer Stunde sich tausende auf den Weg machten, um die Grenze nach Westen zu überqueren.

Jäger wurde zum Maueröffner und veränderte so den Lauf der deutschen Geschichte für immer. Über seinen Grenzübergang gelangten in nicht einmal einer Stunde geschätzt an die 20.000 Menschen in die Bundesrepublik. Er gehört zu den wenigen noch lebenden Akteuren des 9. November, die auf das Geschehen aktiv Einfluss nahmen.

Bevor Jäger zu Wort kommt zeichnet Lothar Obst (Mölln) zur Einführung das damalige Geschehen mit Hilfe von Zeitdokumenten nach. An die atemberaubende Biographie eines Schicksalstages der deutschen Geschichte schließt sich dann ein Interview mit Jäger und eine Diskussion an.

Die Veranstaltung gehört in die von der Lauenburgischen Akademie organisierten Reihe „Zeitzeugen der deutschen Geschichte“.

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Ein starkes Stück!

Fünf für „Das beste Stück“: Die Organisatoren um Andrea Funk (rechts), Geschäftsführerin der Stiftung Herzogtum Lauenburg, freuen sich auf die Entdeckungstour durch die Museumswelt der Kreise Herzog Lauenburg und Stormarn. Foto: kulturportal-herzogtum.de

Das ist ein starkes Stück – der Kulturknotenpunkt Mölln, die Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein, der Kreis Stormarn und die Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH laden am Sonntag, 15. Oktober, zur Entdeckungstour durch die Museumswelt Stormarns und des Kreises Herzogtum Lauenburg ein. Dafür machen sich vier Busse auf den Weg. Jeder folgt einer eigenen Route und steuert jeweils vier Museen an. Die 16 Häuser präsentieren dabei alle ein Highlight aus ihrer Sammlung: „Das starke Stück“.

Tour 1 startet in Ratzeburg, Demolierung. Erstes Ziel ist das Grenzhus Schlagsdorf. Weiter führt der Weg über das Museum Vergessene Arbeit in Steinhorst und den Ausstellungsort „Von Hus un Hoff“ in Linau nach Grönwohld in die Drahtmühle.

Tour 2 macht sich vom Mühlenplatz in Mölln auf den Weg. Erste Station ist die Naturparkscheune Hollenbek. Von dort geht es zum Amtsrichterhaus in Schwarzenbek. Station Nummer 3 ist das Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg. Zum Abschluss hält der Bus am Museum Geesthacht, wo sich der Förderkreis Industriemuseum vorstellt.

Tour 3 beginnt in Geesthacht. Die Teilnehmer treffen sich in der Bergedorfer Straße 28 am GeesthachtMuseum. Im Anschluss steuert der Bus den Lokschuppen Aumühle an. Weiter geht es zur Glinder Kupfermühle, ehe der Bus zum Schluss am Zugpferdemuseum in Lütau Station macht.

Tour 4 startet in der Hamburger Straße 3 im Museum Bargteheide. Weitere Ziele sind das Museum Rade am Schloss Reinbek, das Bismarck-Museum in Friedrichsruh und das Stormarnsche Dorfmuseum in Hoisdorf.

Die Touren dauern rund sieben Stunden. Die vier Busse fahren alle um 10 Uhr ab. An „Bord“ gibt es kostenlose Getränke und Snacks. Gegen 12 Uhr ist eine Mittagspause vorgesehen. Die Teilnehmer können dann auf eigene Kosten in einem Restaurant essen.

Anmeldungen nimmt der Kulturknotenpunkt Mölln, c/o Stiftung Herzogtum Lauenburg, bis zum 8. Oktober unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de entgegen. Weitere Informationen gibt es unter www.16museen.de.

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Ausstellungen

Die Motive sind frei

Das Wetter war ziemlicher Mist. Tobias Duwe sagt es nicht so, aber – wer zwischen den Zeilen lesen kann, weiß Bescheid. Im Frühsommer war der Künstler mit seinen Kollegen – den Norddeutschen Realisten – im Kreis unterwegs, um zu malen.

Das ist ihr Ding: Rausgehen, dem Gegenstand, der Natur, der Stadt – was auch immer – ins Auge schauen. Wenn´s plattert, kann das ganz schön hart sein. Doch Pardon wird nicht gegeben. „Wir wollen uns mit den Dingen, denen wir begegnen, auseinandersetzen. Wir wollen sie erleben und wollen bei unserer Kunst ein hohes Maß an Authentizität erreichen“, sagt Duwe.

Dabei sind die Motive frei für die Norddeutschen Realisten. „Es gibt keine gedankliche Schere“, stellt Duwe klar. „Das Empfinden entzündet sich an einer bestimmten Stelle.“ Und dann gibt es kein Vorbeikommen mehr. Wie im Falle des Silos im Möllner Hafen, den er und auch die Kollegen Till Warwas und Meike Lipp in den Fokus genommen haben. „Ich bin wegen der starken geometrischen Formen und der starken Grafik daran hängengeblieben“, sagt Duwe.

Er hat sich dem großen, hellen Gebäude von hinten angenähert. Der Blick ist nicht frei. Karge Bäume und Zweige drängen sich ins Bild. Vor dem aufschießenden Turm trotzen noch andere Industriegebäude dem Wind. Backsteinhäuser und große zylinderförmige Speicherbehälter. „Für mich hat das Szenario etwas Industrielles, aber auch etwas Romantisches“, meint der Maler.

Natürlich haben die Künstler noch mehr Dinge mit Händen, Fingern und Pinsel in Angriff genommen. Das alte Mölln zum Beispiel. Ratzeburg. Klar. „Das kannte kaum einer von den Kollegen – das war ein echtes Highlight.“ Und selbstverständlich haben sich die Maler der Lauenburgischen Landschaft gewidmet. Eine herrliche Landschaft sei das, schwärmt Duwe, die je weiter man in den Osten komme, noch imposanter werde.

Dass die norddeutschen Realisten trotz des „durchwachsenen Wetters“ – so die höfliche Umschreibung des Malers für das „Schietwetter“ – zum Teil einen Tag länger blieben als geplant, hatte auch mit der Gastfreundschaft der Lauenburger zu tun. So hatten die Maler etwa Zutritt zum Möllner Freibad, obwohl die Saison dort noch gar nicht eröffnet war. Ein besonderes Lob geht in diesem Punkt an Augustin Noffke: „Der hat sich für uns ordentlich ins Zeug gelegt. Zum Beispiel hat er dafür gesorgt, dass wir ins Naturschutzgebiet vorgelassen wurden.“

Die Bilder der Norddeutschen Realisten sind noch bis zum 3. September im Möllner Museum und in der Galerie AC Noffke zu sehen. Die Galerie am Domhof 41 in Ratzeburg hat sonnabends und sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet, das Möllner Museum montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 17 Uhr. Mehr Infos unter kulturportal-herzogtum.de/2017/07/07/hartgesottene-realisten.

Am Silo im Möllner Hafen entzündete sich Tobias Duwes Blick. Foto: Kulturportal
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Theater im Domhof

Die berühmten Bretter, die die Welt bedeuten – sie liegen ab dem 15. August auf dem Ratzeburger Domhof aus: Das Ensemble „Theater im Stall“ bittet unter freiem Himmel zur Premiere von „Wie im Himmel“. Es ist der Startschuss für die 4. Auflage des Ratzeburger Open Air-Theaters.

Das Stück erzählt die Geschichte des erfolgreichen Dirigenten Daniel Daréus. Gleichzeitig bietet es Einblicke in die Lebenswelten einer kleinen Dorfgemeinde, in die der Musiker nach Jahren in der Fremde zurückkehrt. Um die Story auf die Bühne zu bringen, musste es Regisseurin Maren Lubenow komplett umschreiben. Als Grundlage nutzte sie das Filmscript. Neben den Regieanweisungen für die Theateraufführung stammt auch der Großteil der Dialoge aus ihrer Feder. „Dafür habe ich die Nächte in den Osterferien durchgearbeitet“, sagt die Regisseurin, die für die Theater im Stall-Aufführung „Ganz oder gar nicht“ schon einmal ein Filmscript bühnentauglich gemacht hat.

Ihre Fassung von „Wie im Himmel“ setzt im Vergleich zum Kinohit inhaltlich einen weiteren Akzent: Die einzelnen Dorfbewohner haben bei ihr mehr Gewicht, das Beziehungsgeflecht innerhalb des Ortes wird stärker in den Mittelpunkt gerückt. Um die Geschichte umzusetzen, braucht es 21 Schauspieler und jede Menge harter Arbeit: „Wir haben in den letzten Wochen rund 17 Stunden im Schnitt geprobt“, sagt Lubenow.

Am Dienstag, 15. August, um 20.30 Uhr geht es nun los. Mit auf der Bühne steht dann Angela Bertram, die für Theater im Stall auch schon Regie geführt hat. Sie freut sich auf die Premiere und die folgenden Aufführungen des Stücks – wegen der „besonderen Atmosphäre“ auf dem Ratzeburger Domhof.

Besonders ist auch das Schauspiel unter freiem Himmel: „Man muss anders agieren“, sagt Bertram. „Größer spielen, um die Zuschauer weiter weg zu erreichen.“ Zudem müssen die Schauspieler eine gewisse Wetterfestigkeit an den Tag legen. „Wir spielen auch bei Nieselregen“, erzählt sie – wie etwa beim ersten Open Air, als das Ensemble „Hexenjagd“ von Arthur Miller aufführte. Trotz des schlechten Wetters damals könne sie sich nicht daran erinnern, dass hinterher jemand krank geworden sei.

Gleichwohl hofft sie wie alle anderen Beteiligten auf gutes Wetter. Nach der Premiere sind bis zum 27. August noch zehn weiter Aufführungen geplant. Die Vorstellungen am 18., 19. und 26. August sind bereits ausverkauft. Tickets gibt es noch für den 16., 17., 20., 23., 24, 25. und 27. August. Karten können unter http://www.theater-im-stall.de/index.php/karten.html vorbestellt oder direkt an der Abendkasse erworben werden. Die vorbestellten Tickets liegen am Tag der Aufführung ab 19.30 Uhr an der Abendkasse bereit.

Dirigent Daniel Daréus bittet zur Chorprobe.       Foto: Theater im Stall

 

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Der Traum vom HochWasserHaus

In Geesthacht soll ein „HochWasserHaus“ entstehen. Das plant Wolf-Rüdiger Busch. Es soll sich mit dem Klimawandel und seinen Folgen auseinandersetzen. Einen ersten Workshop hat es bereits gegeben.

Der Begriff „Klimawandel“ hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich. Als Fachterminus der Wissenschaft gestartet hat er längst die Stammtische erobert. Nur: Was sich wirklich hinter diesem Wort verbirgt und welche Konsequenzen es für den Einzelnen mit sich bringt, dürfte noch längst nicht überall angekommen sein. Hier setzt Wolf-Rüdiger Buschs Konzeptidee vom „HochWasserHaus“ an.

Hochwässer, Überschwemmungen, Stürme und Hagel, aber auch Hitze und Dürre werden in den nächsten Jahren gefährlich zu nehmen. Darin stimmen große Teile der Wissenschaft längst überein. Schon jetzt nehmen die Wetterextreme nachweislich zu. „Gleichzeitig“, sagt Wolf-Rüdiger Busch, der im Hauptberuf das Geesthacht-Museum leitet, „fehlt es an Einrichtungen, die das Thema Klimawandel auf unterschiedlichen Ebenen und über verschiedene Zugänge für alle gesellschaftlichen Kräfte bewusstmachen, dokumentieren und zum Handeln anregen.

Das „HochWasserHaus“, das ihm vorschwebt, ist eine Art Erlebnis- und Informationszentrum. Es soll als Bildungsprojekt Fakten, Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, um Handlungs- und Problemlösungen aufzuzeigen. Ziel ist die praxisorientierte Hilfe und Unterstützung für Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft.

Mit dem ersten Workshop, der Anfang der Woche im Rathaus Geesthacht über die Bühne ging, sieht Wolf-Rüdiger Busch den Stein des Anstoßes gegeben. Er hofft, dass sich ab jetzt verstärkt andere Akteure um die Umsetzung seiner Idee bemühen.

Was spricht dafür, das „HochWasserHaus“ in Geesthacht zu errichten? Landtagspräsident Klaus Schlie und Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze, beide Teilnehmer des ersten Workshops, nennen als Gründe die Lage der Stadt an der Elbe. „Wir haben es hier mit Binnenhochwasser bis zur Schleuse und auf der anderen Seite mit dem Küstenschutz an der Elbe zu tun“, so Olaf Schulze. Außerdem sei da noch die Nähe zu den Nachbarländern, ergänzt Klaus Schlie. Ein weiteres Argument für Geesthacht sei das vor Ort mit seinem „Climate Service Center“ ansässige Helmholtz-Zentrum als strategischer Partner.

Wie stellt sich Wolf-Rüdiger Busch sein Haus vor? Die Ausmaße sollten zwischen 600 und 800 Quadratmetern liegen. Es kann ein feststehendes, aber auch ein schwimmendes Gebäude sein. Eine Modullösung hält er ebenfalls für denkbar. Eine erste Hürde hat das Projekt bereits genommen. Nach einem weiteren Workshop wird eine Machbarkeitsstudie erstellt. Kostenpunkt 40.000 Euro.

Apropos Geld. Klaus Schlie, der Schirmherr des Projektes ist, hofft auf finanzielle Unterstützung vom Land, Bund und sogar von der Europäischen Union. „Ich halte so ein Zentrum auch für eine staatliche Aufgabe. Das Thema muss uns einfach beschäftigen“, meint Klaus Schlie. Vorausgesetzt die Ratsversammlung Geesthacht gibt grünes Licht für eine finanzielle Beteiligung – wovon Bürgermeister Olaf Schulze überzeugt ist.

Es gibt also Hoffnung für Wolf-Rüdiger Busch, dass sein Traum vom „HochWasserHaus“ Wirklichkeit wird. Argumente dafür liegen auf der Hand: Der Klimawandel kommt und Schleswig-Holstein wird ihn zu spüren bekommen. Der Meeresspiegel soll laut den Prognosen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zwischen 0,4 bis 1,4 Meter steigen. Das Land zwischen den Meeren muss seine Küstenlinie von 1.105 Kilometern vor den anstürmenden Wassermassen beschützen – und die rund 3.938 Quadratkilometer Küstenniederungen, in denen 354.000 Menschen zu Hause sind.

Ein erster Workshop zum „HochWasserHaus“ stand am vergangenen Mittwoch im Rathaus Geesthacht auf dem Programm. Fotos: Kulturportal
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Mit „Piep“ zur „Art“

Die „Altstadt Art“ in Lauenburg wirft ihre Schatten voraus: Unter dem Motto „Kunst und Genuss am Fluss“ öffnen entlang der Elbstraße am 15. Und 16. Juli zehn historische Häuser ihre Türen. Zudem sind diverse Aussteller, Werkstätten, Geschäfte, Cafés und Gaststätten mit von der Partie.

Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Lösch- und Ladeplatz und im Bereich der Hitzlerwerft. Wer auf das Auto verzichten möchte, kann beispielsweise aufs Fahrrad umsteigen oder am Sonntag, 16. Juli, mit der Stadtbarkasse „Piep“ vom Sportboothafen in Geesthacht aus in See stechen. Das Schiff hat an Bord Platz für 23 Personen. Kapitän Dieter Lucht lichtet um 11 Uhr den Anker. Platzreservierungen auf der „Piep“ werden unter Tel. 04152-71 434 oder per Mail unter Schiffbaupeter@t-online.de entgegengenommen.

Die „Altstadt Art“ ist eine Veranstaltung im Rahmen des KulturSommers am Kanal. Sie öffnet am Sonnabend, 15. Juli, von 14 bis 19 Uhr sowie am Sonntag, 16. Juli, von 11 bis 18 Uhr. Unter den Künstlern beziehungsweise Kunsthandwerkern sind Frauke Noldt (Papierdesign), Kiki Sting (Kunstschmiedin), Martina Mruck (Leinwandlyrik), Olli Gevert (Plastiken), Andrea Bielicki-Helms (Nackte Keramik), Anja Müller-Dominik (Seele im Stein), Hermann Ritterswürden (Glaskunst), Claudia Craemer (Rakuobjekte), Erdmann und Ahrens (Restaurierungen), Katharin Bertzbach (Porzellan) sowie Karin Schneidewind (Menschenbilder auf Stoff) vertreten.

Kapitän Dieter Lucht steuert am 16. Juli die „Piep“ von Geesthacht aus zur „Altstadt-Art“ nach Lauenburg. Foto: Privat
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Südlich der A24

Moritz liest

Valentin Moritz ist derzeit Stipendiat im Künstlerhaus Lauenburg. Foto: Marie Krutmann

Schriftsteller Valentin Moritz stellt am Sonntag, 16. Juli, im Künstlerhaus Lauenburg sein Roman-Projekt „Siedlung“ vor. Der 30-Jährige erzählt von einem Ort auf dem Land, dem die Menschen abhandenkommen. Die Lesung beginnt um 17 Uhr.

Moritz, der seinen Lebensmittelpunkt eigentlich in Berlin hat, ist derzeit Stipendiat im Künstlerhaus Lauenburg. Auslöser seiner Roman-Idee ist ein kleiner Ort abseits der Bundeshauptstadt, in dem er sich eine „Datscha“ gekauft hat. Dort ist er auf traurige Bewohner gestoßen. „Die Leute, auf die ich da treffe“, sagt Moritz, „sind deprimiert. Sie haben das Gefühl, nicht mehr vom Fleck zu kommen.“ Es sind vor allem ältere Leute, zum Teil haben sie den Ort noch mit aufgebaut. Jüngere Leute? „Begegnen mir fast gar nicht. Es heißt immer, dass Leute aus der Großstadt in die Provinz ziehen.“

Moritz möchte in seinem Roman kein Weltuntergangsszenario entwickeln. Die Geschichte soll grotesk sein – „witzig“ und „ernsthaft“ zugleich. Seine Helden heißen Dora, die bald 80-jährige Kioskbetreiberin, die als Kind über die gefrorene Ostsee flüchtete, Erwin und Siggi, denen der Niedergang der Petrochemie und des Tagebaus in den Knochen steckt. Und dann ist da noch Hendrik, der mit Laura zusammen ist und sich mit dem Schlachthofarbeiter Alexei anfreundet. Über all diesen Personen schwebt die Frage, wie Gemeinschaft im Dorf wiederhergestellt werden kann – während sich, so plant es der Autor, eine Katastrophe anbahnt.

Moritz will sich Zeit nehmen für den Roman. Er will experimentieren. Er hofft, in zwei Jahren damit fertig zu sein. Erste Kostproben gibt es am Sonntag im Literaturhaus Lauenburg zu hören. Der Eintritt ist frei.

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Trauer um Mario Schäfer

Verstorben: Mario Schäfer.
Foto: Gerkens-Harmann

Seit 1994 verkörperte er die traditionelle Möllner Symbolfigur Till Eulenspiegel. Völlig unerwartet starb der Wahl-Möllner Mario Schäfer mit 52 Jahren.

Mölln – Freundlich, selbstbewusst und in seiner stets zugewandten Art, hatte Mario Schäfer über 20 Jahre die Figur des Narren in Mölln verkörpert. Im traditionellen Kostüm, mit Glocken-Kappe und Stock war er in der Stadt bei den unzähligen offiziellen Veranstaltungen unterwegs. Doch auch als ernsthafter Schauspieler bei der Amateurtheater-Gruppe „Eulenspiegelaien“ hatte er seine großen Rollen und agierte außerdem sehr erfolgreich bei  Aufführungen der „Eulenspiegel-Festspiele“, zuletzt 2015, mit. Er war einfach der überall sehr beliebte Schalk Till Eulenspiegel seit fast einem Vierteljahrhundert und weit über die Grenzen des Heimatkreises bekannt. Mario Schäfer, der aus Thüringen in den Norden zog, als er die offizielle Anstellung zum „Eulenspiegel“ erhielt, war seither bei der Kurverwaltung der Stadt Mölln beschäftigt.

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Aus der Stiftung

Kulturknotenpunkt unterstützt Museen

Basisorientiert und unkompliziert, so soll das Netzwerktreffen für Museen in der Region sein. Referentin Dagmar Rösner stellte das Programm jetzt vor.

Von Brigitte Gerkens-Harmann
Mölln – Um die kleineren und mittleren Museen zu unterstützen, gründet das Projekt „Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein“ gemeinsam mit den fünf Kulturknotenpunkten im Land regionale Museumsnetzwerke. Den Auftakt macht der Kulturknotenpunkt Herzogtum Lauenburg / Stormarn mit einem Netzwerktreffen am 26. September im Stadthauptmannshof in Mölln.
„Wir freuen über den Start dieses Projektes bei uns im Stadthauptmannshof“, sagte Geschäftsführerin Andrea Funk von der gastgebenden Stiftung Herzogtum Lauenburg bei der umfassenden Programmvorstellung. „Wir werden bei unserem ersten Treffen das Thema „Vermittlung“ umfassend beleuchten“, informierte Referentin und Projektleiterin Dagmar Rösner. Sie arbeitet in der Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein. Neben der klassischen Museumspädagogik, die sich an Kinder und Jugendliche wendet, steht der Begriff Vermittlung auch für ein neues Feld: Menschen, die an Demenz leiden, können sich gerade in Museen mit einer heimatkundlichen oder landwirtschaftlichen Ausrichtung gut an Vergangenes erinnern. „Gerade für diese Zielgruppe, entwickeln wir für die Museen Hilfsmittel“, so die Kunsthistorikern, die zuvor in Eckernförde im Museum auch als Kuratorin tätig war.
Merle Lungfiel, Geschäftsführerin des für die Kulturknotenpunkte landesweit koordinierend tätigen Landeskulturverbands Schleswig-Holstein e.V. betonte in Mölln: „Wir begrüßen die Kooperation zwischen dem Projekt „Museumsberatung und -zertifizierung“ und den Kulturknotenpunkten sehr – so wird ihre Position als kulturelle Kompetenzzentren in den einzelnen Regionen weiter gestärkt.“

Dagmar Rösner schilderte die Situation im Lande so: “In Schleswig-Holstein gibt es 232 Museen, 110 von ihnen zählen zu den Volkskunde- und Heimatmuseen. Diese Museen bilden das kulturelle Gedächtnis der Regionen, sind im ländlichen Raum wichtige Veranstaltungsorte für Volkshochschulen, Künstler, Schriftsteller und Musiker und für viele Grundschüler sind sie das erste Museumserlebnis ihres Lebens. Umso wichtiger ist es, dass diese Museen zukunftsfähig aufgestellt sind. Eine ansprechende Ausstellungsgestaltung und eine qualitätsvolle Vermittlungsarbeit sind unerlässlich, um die Besucher von heute und morgen für die Museen zu begeistern. Oft mangelt es diesen Häusern jedoch an personellen und finanziellen Ressourcen – 51 % der schleswig-holsteinischen Museen werden rein ehrenamtlich geführt, viele Stadtmuseen sind lediglich mit einer Museumsleitung mit einer halben bis ganzen Stelle besetzt.“
In den 2015 vom Kulturministerium initiierten Kulturknotenpunkten sieht Dagmar Rösner, eine vollkommen neue Chance, diese Museen zu unterstützen: „In unserem Flächenland leisten die Kulturknotenpunkte genau das, was der Kultur im ländlichen Raum immer gefehlt hat: Mit ihnen wurde endlich eine kulturelle Infrastruktur geschaffen, die auch Kultureinrichtungen in den entlegensten Gebieten Schleswig-Holsteins erreicht. In den regionalen Museumsnetzwerken werden wir die Museen zwei Mal im Jahr in die Kulturknotenpunkte einladen, um in einem unkomplizierten Veranstaltungsformat ganz konkrete Kontakte untereinander und zu freien Mitarbeitern herzustellen.“
Beim ersten Treffen im Kulturknotenpunkt Herzogtum Lauenburg / Stormarn geht es zunächst um eine Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse, im zweiten Schritt sollen dann ganz konkrete Kontakte zwischen freien Museumspädagogen und den Museen hergestellt werden. Rösner: „Wir freuen uns, wenn sich auch freie Museumspädagogen oder an einer Vermittlungsarbeit im Museum Interessierte zum Netzwerktreffen am 26. September anmelden“.

In den regionalen Museumsnetzwerken können sich von nun an die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter einer Region regelmäßig austauschen und Synergieeffekte nutzen. Jedes Treffen wird sich einem speziellen, museumsrelevanten Thema widmen: Neben der „Vermittlung“ wird es u.a. um „Barrierefreiheit“, „Gesellschaftliche Teilhabe im Museum“, „Kulturtourismus“, „Servicequalität“, „Kultursponsoring“ und „Präventive Konservierung“ gehen. Das Projekt „Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein“ ist in der Trägerschaft des Museumsverbands Schleswig-Holstein und Hamburg e.V., des Nordkollegs Rendsburg und des Landesverbands der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins e.V. Das Projekt wird zu 80 % vom Kulturministerium finanziert und durch die Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein gefördert. „Es ist uns wichtig“, so Dagmar Rösner, „dass wir nicht nur die Museen unterstützen, die sich einer Zertifizierung stellen. So bieten wir jedes Jahr ein Fortbildungsprogramm zu den von ICOM (International council of museums) definierten Standards für Museen an, an dem alle Museen in ganz Schleswig-Holstein teilnehmen können; unabhängig von einer Zertifizierung.“

Regionales Netzwerktreffen im Kulturknotenpunkt Herzogtum Lauenburg / Stormarn ist am Montag, 26. September 2016, 15:00 – ca. 17:00 Uhr Im Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, 23879 Mölln
Anmeldung noch bis zum 21.9.2016 unter: info@stiftung-herzogtum.de oder 04542 – 87000.

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Nördlich der A24

Fest der Kulturen – einfach klasse!

Gemeinschaft, Lebensfreude und Teilnahme, Kunst, Musik und Tanz aus vielerlei Ländern der Erde führte beim „Fest der Kulturen“ im Möllner Stadthauptmannshof rund 200 Menschen aus weitem Umkreis zusammen.

Mölln – Die Kulturbeiräte der gastgebenden Stiftung Herzogtum Lauenburg hatten auf gute Resonanz bei ihrem Begegnungsnachmittag mit Flüchtlingen und Migranten gehofft, die Zahl der Besucher toppte jedoch alle Erwartungen – zeitweise fanden gar nicht alle Platz im großen Saal. Das künstlerische Rahmenprogramm mit Bildern, Objekten und Videos, musikalischen und literarischen Darbietungen gab den heimischen wie den aus der Fremde gekommenen Menschen Gelegenheit, ein Stück ihrer Kultur zu zeigen, die der anderen zu erleben und gemeinsam aktiv zu werden. Daneben blieb ausreichend Raum für persönliche Begegnungen. Viel Herz(blut) war im Spiel bei diesem Fest. Stiftungspräsident Klaus Schlie dankte dafür sowohl den Beiräten als Ideengebern als auch allen Aktiven und unterstützenden Mitwirkenden im Hintergrund.
Sehen öffnet Geist und Herz
Das facettenreiche Programm nahm die Besucher auf und mit. Von Flüchtlingen geschaffene Bilder zierten die großen Wände des Hauses. Khaled Abdulkader (Eritrea), der in Büchen lebt, zeigte im Foyer eine Auswahl seines malerischen und zeichnerischen Schaffens. Aus Ratzeburg kam Ziad Daaboul (Syrien), der dem Auge im Seminarraum großformatige Fotos zum Thema „Hoffnung“ bot. Im Treppenhaus präsentierte die Malerin Bruni Jürss mit Kids aus ihrer Möllner Malwerkstatt bunte selbstgemalte Bilder, die im Rahmen eines Kunstprojekts des Kinderschutzbundes gemeinsam mit Kindern in Kapstadt entstanden sind.
Blickfang im Festsaal war eine beeindruckende Installation, die Schüler des Berufsbildungszentrums (BBZ) Mölln im Rahmen des Projekts DAZ (Deutsch als Zweitsprache) geschaffen hatten. Der in Mölln lebenden Maler Ebrahim Shargi (Iran) steuerte ein Gemälde bei. Videokunst im Glaspalast zeigte, dass Botschaften auch ohne Sprachkenntnisse verstanden werden. Die Musikclips von Hosny Ibrahim, Sami Soufan und Sami Chnikr verbanden erschütternde Bilder aus Syrien mit arabischem Hiphop – das ging selbst ohne Textverstehen unter die Haut.
Kommunikation in vielen Sprachen
Ein gefragter Anlaufpunkt für die Kinder war im Foyer die kleine Stockpresse von Stefan Kruse vom Kunst-Beirat, bei dem die Kids bunte Druckgrafiken selbst herstellen und mitnehmen durften. Nebenan lud Thorsten Börnsen, neuer Leiter des Zentrums für Niederdeutsch, mit einem Glücksrad und Büchern zur ersten Bekanntschaft mit Plattdeutsch ein. Weit fortgeschrittene Kenntnisse in dieser Sprache bewies die junge Türkin Fatma Nur Topaloglu aus Lauenburg, die in Begleitung ihrer Lehrerin Ingrid Bindzus (Niederdeutsch-Beirat) mit einer kleinen Plattdeutsch-Lesung zahlreiche Zuhörer in Erstaunen versetzte.
Überhaupt waren viele Sprachen zu hören an diesem Nachmittag. Bei der Verständigung ging Probieren über Studieren – manchmal half Englisch, gelegentlich halfen respektvolle Gesten – oder die Kinder, die sich Deutsch schon besser ausdrücken konnten. Im und um das Herrenhaus im sonnenbestrahlten Stadthauptmannshof tummelten sich Menschen allen Alterns und vielerlei Herkunft. Gern und gut genutzt war auch das „Café“ in der erstmals geöffneten ehemaligen Hausmeisterwohnung, wo die Besucher sich ausruhen und stärken konnten. Die dort gereichten Kuchen und orientalische Gerichte zum Probieren waren ein kulinarischer Beitrag zum Fest der Kulturen.
Die Musik verbindet immer
Als bester Dolmetscher überhaupt erwies sich die Musik – ganz im Sinne von Moderator Jörg Geschke (Stiftungsvorstand). „Das Wertvollste einer Kultur sind immer die Dinge, die wir mit anderen teilen können“, sagte er – und zu teilen gab es unendlich viel, wie die herzliche Annahme aller Darbietungen durch das Publikum belegte. Das begann schon bei der „Willkommensband“ um Michael Jessen (Gitarre) und Matthias Lage (Harfe), die erst seit einigen Monaten in lockerer Besetzung gemeinsam musiziert und beim Fest der Kulturen ihre öffentliche Premiere feierte. Lianna Khatchatryan und Sami Chnikr sangen in Armenisch, Englisch und Deutsch. Tara betörte mit iranischem Gesang und Tanz, ihr Landsmann Mahmoud Mohammadinik brillierte auf der Setar, begleitet von Gitarre (Conny) und Bass.
Hamit Cebeci von der Möllner Moscheegemeinde zog die Zuhörer mit Gesang und Saz weiter hinein in die orientalische Musik, vereinte beim Duett mit Mahmoud türkische und iranische Freude am Klang. Mit Mozart und Schubert legte der Möllner Pianist, Klavierlehrer und Chorbegleiter Uwe Rasmussen am Flügel für die Besucher klassisch-abendländische Musik zur Verkostung aus. Avag und Naira Khachatryan aus Lauenburg stellten Kompositionen und Volksmusik aus ihrer armenischen Heimat vor – ein wundervoll melodischer, zugleich fremd und vertraut klingender Dialog zwischen der oboenähnlichen Duduk und dem Klavier.
Miteinander geht alles
Der große gemeinschaftliche Drum Circle mit Helga Riehl und Peter Kaiser (Lübeck) brachte das ganze Haus zum Vibrieren. Bei vorgegebenem Grundtakt ließen alle ihren Gefühlen auf Trommeln und Schlagwerken freien Lauf, nur mit Gesten wurden Tempo und Dynamik angeregt – ein tolles Erlebnis, das starke Emotionen kanalisierte und dem sich weder die ganz Kleinen noch die Älteren entziehen mochten.
Zum gegensätzlichen Highlight geriet der musikalisch-poetisch-tänzerische Teil des DAZ-Projekts aus dem Berufsbildungszentrum. Eingestimmt von persischem Gesang und Tanz (Tara und Mahmoud) hüllten die Musiker um Stephan Wollweber die Menschen im Saal ein in fast sakrale orientalische Klänge von Setar, Gitarre, Bass und Kotamo – ein Saiteninstrument, das die Instrumente Koto (japanische Zither), Tambura (indische Laute) und Monochord vereint. Mit nur leichter Drift ins Abendländische eröffneten sie den Raum für Francois Villons Ballade „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ – umwerfend rezitiert und angesungen durch Jörn Bansemer vom Theater im Stall, während Tara ihn umtanzte. Das so zusammenzuführen, war ein Geniestreich! Schöner und deutlicher hätte man kaum offenbar machen können, was wirklich zählt: dass es für Kultur und Kunst keinerlei Grenzen gibt, dass sie vermeintliche Gegensätze aufheben und den Weg zueinander immer finden.