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Nördlich der A24

Schmöker über das Landleben

Für die Recherchen seines Buches „Gute Qualität muss wachsen“ ist Rainer Wiedemann viel unterwegs gewesen. Er hat Höfe im Norden und Süden Schleswig-Holsteins besucht. Er hat sich Richtung Osten und Richtung Westen auf den Weg gemacht. Herausgekommen ist ein 256 Seiten umfassender Schmöker mit Bildern und Texten.

Geschichte und die Geschichten diverser Bauern finden sich darin. Bio-Landwirte sind ebenso vertreten wie auch herkömmliche Landwirte. Es tauchen Menschen wie der 1983 in Pforzheim geborene Philipp Hennig auf, die Landwirtschaft in einer Hofgemeinschaft betreiben oder der Ruheständler Martin Störtenbeker, der auf der Insel Fehmarn einen Hof führte. Ein Hof mit Tradition. Die Familie ist nachweislich bereits seit rund 200 Jahren auf der Insel vertreten. Martin Störtenbeker, Jahrgang 1939, hat den Zweiten Weltkrieg als Kleinkind miterlebt. Er erinnert sich, wie seine Mutter nach dem Tod ihres Mannes ab 1944 die Geschicke des Hofes übernahm und bis in die 60er Jahre hinein nicht mehr abgab.

Manche von seinen Interviewpartnern seien „froh“ über seinen Besuch gewesen, sagt Rainer Wiedemann rückblickend. Es habe sie gefreut, dass ihnen da plötzlich jemand gegenübersaß, der ihre Familiengeschichte aufschrieb. Umgekehrt habe es auch Leute gegeben, die froh gewesen seien, wenn er wieder weg war.

Wiedemanns oberste Maxime für die Interviews war, seine Gesprächspartner „nicht zu bedrängen“. Auf diese Weise hätten sie „alle freisprechen können“. Bei der Wiedergabe der Interviews habe er sich bemüht, alles „so sachlich wie möglich festzuhalten“. So hätten seine Gesprächspartner freisprechen und missliebige Bemerkungen aus dem Manuskript streichen können. Dies sei in der Regel aber kaum geschehen, so Wiedmann.

„Gute Qualität muss wachsen“ ist 2017 im Wachholtz-Verlag erschienen und hat die ISBN-Nummer 978-3-529-05190-6.

Im Möllner Stadthauptmannshof zeigt Rainer Wiedemann derzeit seine gleichnamige Ausstellung „Gute Qualität muss wachsen“, die noch bis einschließlich 7. Oktober jeweils sonnabends und sonntags in der Zeit von 11 bis 16 Uhr zugänglich ist. Der Eintritt ist frei. Zudem bietet Rainer Wiedemann am 7. Oktober um 14 Uhr eine Führung an.

Mehr Infos über Rainer Wiedemann und seine Ausstellung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/die-bauern-haben-mir-nicht-mal-milch-verkauft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/gute-qualitaet-muss-wachsen/

 

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Nördlich der A24

„Gute Qualität muss wachsen“

Die Debatten um Massentierhaltung, Glyphosat und Gentechnik zeigen: Landwirte und Verbraucher haben sich weit voneinander entfernt und sich außer gegenseitige Vorhaltungen nicht viel zu sagen. Ein untragbarer Zustand. Schließlich brauchen beide Seiten einander. Ein erster Schritt aus der Beziehungskrise wäre, wenn die Beteiligten aufeinander zugehen und das Gespräch suchen würden. Gelegenheit dazu gibt die Ausstellung „Gute Qualität muss wachsen – Landleben in Schleswig-Holstein damals und heute“, die noch bis Sonntag, 7. Oktober, im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen ist. Der ehemalige Kunsterzieher Rainer Wiedemann aus Lübeck-Kronsforde widmet sich darin der Entwicklung der Landwirtschaft sowie dem Arbeitsalltag der Bauern.

Seine Fotografien hat Wiedemann mit erklärenden Texten versehen. Themen sind neben der herkömmlichen Landwirtschaft auch der Ökolandbau und die Ökoviehhaltung. Zudem geht sein Blick zurück bis in die Kriegszeit. Wie wurden damals die Felder bestellt? Welche Hilfsmittel gab es? Wie stand es um die Tierhaltung? Außerdem zeichnet er die Arbeit der Bauern im Zyklus der Jahreszeiten nach. Ergänzt wird die Ausstellung von Leihgaben des Museums „Vergessene Arbeit“ in Steinhorst, das von der Bezirksgruppe Steinhorst-Sandesneben im Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg betrieben wird.

Die Ausstellung ist jeweils sonnabends und sonntags in der Zeit von 11 bis 16 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist frei. Zudem bietet Rainer Wiedemann am 7. Oktober eine Führung an. Gestartet wird um 14 Uhr.

Infos über Rainer Wiedemann und über seine Arbeit:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/die-bauern-haben-mir-nicht-mal-milch-verkauft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/schmoeker-ueber-das-landleben/

 

 

 

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Vorfahrt für die Jugend

Mit den Kids ran an die größten Hits

„Sing man to“ heißt es am Sonntag, 28. Oktober, in der Möllner St. Nicolai-Kirche. Kantor Thimo Neumann lädt zusammen mit dem Jugendchor zu einem offenen Singen ein. Ob Jung oder Alt, ob Groß oder Klein – wer Lust hat, seine Stimme erklingen zu lassen, ist herzlich willkommen. Los geht es um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Alle singen gemeinsam“, stellt Thimo Neumann klar. Bange machen gilt also nicht. Zumal das Liedrepertoire die Sache ziemlich einfach macht. Gesungen werden Songs aus den Hitparaden sowie Evergreens der Beatles.

Wer sich dennoch nicht durchringen kann, mitzusingen, ist auch als Zuhörer willkommen.

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Nördlich der A24

Ein Hauch von Blues im Lämmerhof

Alle Wege führen in den Lämmerhof (Mannhagen): In den kommenden Wochen machen sich diverse Vertreter der Singer-Songwriter-Szene dorthin auf. Die „Stalltournee“ startet am Freitag, 28. September, mit dem Auftritt des bluesorientierten Dänen Tim Lothar. Lothar heimste für seine Musik bereits mehrfach Preise ein. Ein weiterer Höhepunkt steht am 10. November an, wenn Mathew James White die Bühne betritt.

Eine Gitarre, eine starke Stimme und sehr persönliche Songs in einer Intensität, die atemlos macht – damit packt Tim Lothar sein Publikum.

Tim Lothar, aufgewachsen in Kanada, spielt in Clubs und auf Festivals in ganz Europa. Als Solokünstler präsentiert er fast ausschließlich eigene Songs. Eigene Erlebnisse und beobachtete Begebenheiten liefern ihm jede Menge Material.

Sein erstes Album erhielt weltweit beste Kritiken. Für das zweite Album bekam Tim Lothar zwei der wichtigsten dänischen Preise. Im Lämmerhof präsentiert er sein neuestes Album.

„Wir freuen uns riesig, dass wir so tolle Musiker wie Tim Lothar dafür gewinnen konnten, in den Lämmerhof zu kommen, fiebert Veranstalter Christian Brüggemann dem Auftakt der „Stalltournee“ entgegen.

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Aus der Stiftung

„Kulturbetrieb neue Impulse gegeben“

Die Stadt Husum hat Frank Düwel mit dem Storm-Preis 2018 ausgezeichnet. Laudator Christian Demandt, Geschäftsführer des Storm-Zentrums, würdigte die besondere Arbeitsweise des 55-Jährigen Regisseurs. Er verstehe es die verschiedensten Menschen – Laien und Profis – für Theaterprojekte wie den „Schimmelreiter“ zusammenzubringen und zu außergewöhnlichen Leistungen anzutreiben.

In seiner Rede berichtete Demandt auch von Düwels besonderem Verhältnis zu Theodor Storm. Der Preisträger, der in Meldorf aufwuchs, fand als Jugendlicher in der Welt um ihn herum „so ziemlich alles bescheuert“. Deshalb sei er häufig zum Deich hinausgelaufen, um seine Wut ins Meer hinauszuschreien. Erst durch die Lektüre von Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ habe er gemerkt: „Ich bin nicht allein.“

Lob für Düwel gab es auch von Lauenburgs Kreispräsidenten Meinhard Füllner: Die Auszeichnung mit dem Theodor-Storm-Preis sei „hochverdient“. Düwel habe – wie auch bei seiner Arbeit als Intendant des KulturSommers am Kanal – „dem Kulturbetrieb neue Impulse gegeben“. Er verstehe es, „verstaubte Literatur in neue Dimensionen zu führen und damit auch jüngeren Generationen Zugang zu verschaffen“.

Regisseur Düwel hatte 2017 anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers das Stück „Storm – das Meer – die Geister – Du“ mit zwei Laiendarstellergruppen in Hamburg und Husum aufgeführt. Weiter zurück liegt die dreiteilige Schimmelreiter-Inszenierung (2013-2015). In diesem Jahr hat er das Stück „John Riew“ inszeniert.

Bei der Preisverleihung im Alten Gymnasium (Husum) waren neben Laudator Demandt und Kreispräsident Füllner auch Husums Bürgermeister Uwe Schmitz, Bürgervorsteher Martin Kindl, Landtagspräsident Klaus Schlie sowie Wolfgang Engelmann, Vizepräsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, zugegen.

Foto: Stadt Husum

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Aus der Stiftung

Exkursionen in die Vergangenheit

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – 2019 jährt sich zum 1.100 Mal die Geburtsstunde der ottonischen Zeit. Anlässlich dieses Jubiläums laden die Stiftung Herzogtum Lauenburg und der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg zu Vorträgen und Exkursionen unter der Federführung des Experten Lothar Obst. Zum Auftakt der Reihe „1.100 Jahre Ottonen (919 – 2019): Als Norddeutschland zum Zentrum des Reiches wurde“ spricht der 61-Jährige am Donnerstag, 27. September, um 19.30 Uhr im Möllner Stadthauptmannshof über „Otto der Große und seine Bedeutung“. Weiter geht es am 29. November mit dem Vortrag „Theophanu, Ottos Kaiserin“, ebenfalls um 19.30 Uhr im Stadthauptmannshof.

Darüber hinaus sind drei Exkursionen geplant, in der das Wirken der Ottonen veranschaulicht werden soll. Eine mehrtägige Tour führt zur Wiege des Reiches nach Quedlingburg und Gernrode, wo Heinrich I. (919-936) zu Hause war. Darüber hinaus ist ein Besuch Magdeburgs geplant, wo Otto der Große (936-973), an der Erneuerung des römischen Imperiums arbeitete. Überdies geht es nach Hildesheim, zu den „Ottonischen Gottesburgen“. Bei diesem Ausflug stehen Otto II. und III. (973-1002) sowie die Bernwardinische Kunst im Fokus.

Zeugnisse dieser Kunst finden sich in Hildesheim, das heute das kulturelle Zentrum zwischen Harz und Heide, Weser und Elbe ist. Der Anfang der Stadtgeschichte ist untrennbar mit dem bischöflichen Krummstab verbunden. Erst der Bischofssitz ermöglicht das Entstehen einer Stadtgemeinde. In seiner Obhut siedeln Ritterschaft, Handwerker und Kaufleute. Am Schnittpunkt uralter Handelswege gründet 815 der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, das neue Bistum auf dem Domhügel.

Keine 200 Jahre später prägt Bernward, Spross eines sächsischen Grafen-geschlechtes, ein Mann von außergewöhnlicher Begabung, enger Freund und Berater Kaiser Ottos II. und dessen Ehefrau Theophanu und Erzieher von deren Sohn Kaiser Ottos III. als Hildesheimer Bischof von 993 bis 1022 eine kunstvolle Ära in Sachsen. Bernwardinische Kunst durchdringt die Schlussepoche der sächsischen Ottonen nach der Jahrtausendwende.

Die Architektur dieser Zeit bringt die sogenannten „ottonischen Gottesburgen“ hervor – das sind in Stein aufgerichtete Monumentalbauten mit wuchtigen Mitteltürmen über den klar ausgeschiedenen Vierungen, Treppentürmen an den Flanken der Querschiffe, zumeist doppelchörig als architektonischer Ausdruck der bipolaren Einheit von Kirche und Staat. „Bollwerke Gottes“ hat man diese geschlossenen Mauermassen des Steinbaus auch genannt, die architektonisch mehr einer Wehrburg denn einem Sakralbau gleichen. Drei mächtige deutsche Kaiser geben dieser Zeit ihren Namen, die als „Ottonik“ der Romanik in Deutschland unmittelbar vorangeht. St. Michael in Hildesheim ist das bedeutendste Bauwerk dieser Epoche, die vieles, was vordem aus der Antike übernommen worden war, von Grund auf und mannigfaltig bewegt und umgeformt hat.

Weitere Infos zur Ottonen-Reihe und zum Mittelalter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/10/zeit-der-grundsatzentscheidungen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/10/von-wegen-finster/

 

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Vorfahrt für die Jugend

„In Japan sind die Geschichten allgegenwärtig“

„Ich habe als Junge angefangen, Mangas zu lesen“, erinnert sich Lennart Schütt. „Die lagen bei uns in der Bücherei aus.“ Beim Lesen ist es nicht geblieben. Der 21-Jährige ist mittlerweile auch ein begeisterter Zeichner geworden, der sein Können und seine Leidenschaft anderen gerne vermittelt. Am 28. und 29. September lädt er deshalb zu einem Workshop in der Kulturwerkstatt des Robert-Koch-Parks.

Was ist es, was ihn so fasziniert an den Mangas? „Dass die Geschichten in Schwarz-Weiß erzählt werden“, meint der gebürtige Geesthachter. Zudem sei die Machart eine ganz andere als die von Comics. Mangas werden dynamischer erzählt, beanspruchen weniger Zeit, so Schütt. Der Unterschied liege „nicht so sehr im Zeichenstil“.

Dies spiegele sich letztendlich auch in der Art und Weise wider, wie die Geschichten dargeboten werden. In Japan gebe es Manga-Magazine wie die „Weekly Fhonen and Jump“, sagt Schütt. „Das sind reine Wegwerfprodukte, gedruckt auf billigstem Papier. Unterirdisch“. Unbeliebte Serien, die darin laufen, würden sehr schnell abgesägt.

Sind Mangas dann so eine Art „Fast Food“ für Comic-Freunde? Natürlich nicht, stellt Schütt klar. Serien, die gefallen, wie etwa „Dragon Ball“, mit der im Übrigen Schütts Leidenschaft begann, gibt es auch in Buchform. „Liebevoll gestaltet“, ergänzt er. Persönlich hat er zuletzt eine Vorliebe für Inio Ansanos „Coming of Age“-Geschichten entwickelt – also für Geschichten, bei denen es um das Erwachsenwerden geht. Ansanos Geschichten, in denen es um unglückliche Menschen gehe, seien „superrealistisch“.

Grundsätzlich gebe es Mangas für alle Altersgruppen, erklärt Schütt, dem in diesem Zusammenhang noch ein weiterer Grund einfällt, warum es ihm ausgerechnet diese japanische Erzählform so angetan hat. „Die Geschichten sind dort allgegenwärtig.“

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Vorfahrt für die Jugend

Gebrauchsanweisung für neunjährige Jungen

Der folgende Text trägt den Titel „Gebrauchsanweisung für neunjährige Jungen“ und stammt aus der Feder von Steffen Stieler (Foto). Im Rahmen des Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“, initiiert von der Stiftung Herzogtum Lauenburg, erhielt er für seinen Beitrag in der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen eine Auszeichnung.

Für alles gibt es Gebrauchsanweisungen, nur nicht für neunjährige Jungen. Aber zum Glück wurde das jetzt geändert. Mit dieser Gebrauchsanweisung erfahren Sie, wie Sie Ihre Neunjährigen gegen die gefährliche Krankheit „Langweilinitis“ schützen können, wie Sie für immer gute Stimmung sorgen und sich selbst nicht ärgern müssen.

  • Bei Neunjährigen dürfen Erwachsene nur dann schimpfen, wenn sie sich wirklich sicher sind, dass das Kind absichtlich etwas Schlechtes getan hat. Das ist ein höchst seltener Fall. Das kann die Erwachsenen freuen, denn sie können ihre Stimme schonen.
  • Erwachsene sollten Neunjährige nicht zu kritisch anblicken. Kritik sollte nie größer als das Kind sein. Da Neunjährige noch nicht ausgewachsen sind, darf auch die Kritik nicht ausgewachsen sein.
  • Neunjährige Kinder sollten genügend Spielzeug haben, da sonst die gar nicht seltene Krankheit „Langweilinitis“ ausbrechen könnte. Sie tarnt sich manchmal als Traurigkeit. Sollte es zu dieser unangenehmen Krankheit kommen, hilft es zum Beispiel, gemeinsam in ein Autohaus zu fahren.
  • Auch für Neunjährige ist Obst gesund, keine Frage. Aber ein Tag mit weniger als drei Schokobonbons o.ä. ist offiziell gefährlich! Warum? Na, Schokolade sorgt für genug Zucker, Zucker ist wichtig fürs Denken, und denken müssen Neunjährige sehr viel, z.B. wie der neue Legobausatz gebaut werden muss, wie der Papierflieger schneller fliegt und wie die Kuckucksuhr funktioniert.
  • Neunjährige sollten immer Musik machen dürfen, weil sie guten Klang ins Leben bringt. (Könnte sein, dass es für die Erwachsenen nicht immer gut klingt, dafür gibt es Ohrenstöpsel).
  • Wenn ein Neunjähriger eine Schwäche hat, darf man ihn auf keinen Fall mit anderen Kindern vergleichen, die diese Schwäche nicht haben. Man sollte sie niemals mit Kindern vergleichen, die immer ihr Schulbrot aufessen, immer die Hausaufgaben aufschreiben, und immer, immer, immer die Hausaufgaben in Turbogeschwindigkeit erledigen.
  • Noch schädlicher ist es, die Neunjährigen immer zu hetzen. Die arme Zeit der Neunjährigen mag das nicht. Sonst fängt der Hetzeratis an zu glühen. Ihr wisst nicht, was ein Hetzeratis ist? Da müsst ihr euch gedulden, in Hetze findet ihr das nie heraus.
  • Wenn Erwachsene ihren Neunjährigen nicht genügend zuhören, erfahren sie nie, dass der BMW i 8 sein Lenkrad einfahren kann, wo Geheimverstecke und die tiefsten Pfützen sind.
  • Neunjährige sollten so viel träumen dürfen, wie sie wollen. Es sollte nie heißen, dass das erste Auto kein BMW i 8 sein wird.
  • In der Schule sollte es Fächer geben, wo man sich die Themen selbst aussuchen kann: Roboter bauen, Schaltungen ausprobieren, … Und während dieser Stunden darf man hüpfen und ruckeln und muss nicht still sitzen.

Was für eine schöne Welt für Neunjährige wäre das denn!

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Vorfahrt für die Jugend

Wie zeichnet man Mangas?

Wie zeichnet und gestaltet man Mangas? Wie baut man Figuren und Geschichten auf? Worauf kommt es bei diesen Comics im japanischen Stil an? All das können Mangafans am Freitag, 28. September, und Sonnabend, 29. September, im Rahmen eines zweitägigen Workshops lernen.

Die Leitung des Workshops hat Lennart Schütt, der sich ausdrücklich an alle Interessierten wendet: „Für Mangas muss man kein perfekter Zeichner sein“, stellt der 21-Jährige klar. Die japanischen Comics seien an keine Stilformen geknüpft. Zudem können man seine Geschichte frei erzählen.

Schütt vermittelt im Rahmen des Workshops das „Handwerkszeug“. Mit viel Zeit zum Zeichnen bringt er Einsteiger ihren eigenen Figuren und Stories einen großen Schritt näher. Darüber hinaus können sich Fortgeschritten ihren Feinschliff abholen.

Veranstaltungsort ist die Kulturwerkstatt Robert-Koch-Park. In der Hindenburgstraße 15. Am 28. September beginnt der Workshop um 17 Uhr, das Ende ist für 20 Uhr vorgesehen. Am 29. September geht es dann von 14 bis 20 Uhr weiter.

Den Workshop für Jugendliche und Junggebliebene veranstalten die Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow gGmbH und die Stiftung Herzogtum Lauenburg gemeinsam.

Bild: Lennart Schütt

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Ausstellungen Nördlich der A24

„Ich war vom Sozialismus überzeugt“

Andreas Wagner, Jahrgang 1964, leitet seit 2013 das Grenzhus in Schlagsdorf. Er wuchs in der DDR auf, war Mitglied der SED und leistete drei Jahre Armeedienst. Von 1985 bis 1990 studierte er Geschichte und Marxismus-Leninismus. Als sich der Widerstand gegen das SED-Regime formierte und in Leipzig Ende der 80er Jahre die Montagsdemonstrationen stattfanden, blieb er zunächst auf Distanz. Wagner, Kind einer Arbeiterfamilie, glaubte noch an die DDR. Nach der Wende lernte und forschte er in Rostock und Hamburg.

Im Interview mit Kulturportal-Herzogtum.de spricht er darüber, wie der „alte“ Andreas Wagner den jungen heute sieht und welche Rolle seine Biografie für das Grenzhus spielt.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Wagner, was haben Sie am 9. November 1989 gemacht?

Andreas Wagner: Das weiß ich nicht mehr.

KP: Das wissen Sie nicht mehr?

Wagner: Die Reisefreiheit war eine schöne Sache, aber mir war es damals wichtiger, wie es mit der DDR weitergeht, wie man einen besseren Sozialismus entwickeln kann.

KP: Was haben Sie in der Zeit gemacht?

Wagner: Ich habe in Leipzig studiert…

KP: …wo im Herbst ´89 die Montagsdemonstrationen gegen die SED stattfanden.

Wagner: Genau. Montags habe ich damals immer in einem auswärtigen Archiv geforscht. Die Vorbereitungen für die Demonstrationen bekam ich auf den Weg zum Bahnhof mit. Am 7. Oktober 1989 musste ich mit ansehen, wie Menschen vor der Nikolaikirche von der Polizei auseinandergetrieben wurden. So eine Gewalt hatte ich bis dahin nicht erlebt. Entsprechend angespannt war die Atmosphäre in der Stadt vor dem Durchbruch am 9. Oktober. Bei der übernächsten Demonstration bin ich dann mitgegangen.

KP: Warum nicht vorher?

Wagner: Ich habe über viele Dinge damals anders gedacht als heute. Ich war von der Idee des Sozialismus überzeugt. Gleichzeitig war mir klar, dass sich etwas in der DDR verändern muss. Aber ich habe das bestehende System nicht in Frage gestellt. Ich hätte damals kritischer auftreten können, als ich es gemacht habe. Das beschämt mich heute.

KP: Worüber denken Sie heute anders?

Wagner: Über vieles. Aber im Rückblick ist mir bewusst, welche geringe Bedeutung damals Begriffe wie Individualität, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit für mein Denken hatten.

KP: Welche Vorstellung hatten Sie vom Sozialismus?

Wagner: Angestoßen durch die Perestroika-Politik von Gorbatschow wuchs meine Hoffnung auf einen dritten Weg, einen demokratischen Sozialismus, in dem Mitbestimmung, Offenheit und Meinungsstreit möglich sind. Doch in der DDR bewegte sich kaum etwas. Es war eine bleierne Zeit. Wirtschaftlich wuchsen die Schwierigkeiten. Die Gebäude zerfielen. Die Atmosphäre war wie verriegelt und zugemauert. Wir stritten um Begriffe, weil wir nicht mehr mit den alten Losungen auf die 1. Mai-Demonstration gehen wollten. Wir merkten gar nicht, wie die Zeit darüber hinwegging.

KP: Und dann kam die Wende und schließlich das Ende der DDR. Sie waren ausgebildeter Lehrer für Marxismus-Leninismus.

Wagner: Letztendlich war es ein Geschichtsstudium und mich lockte die Forschung. Trotz mancher Einschränkungen haben wir das Handwerkszeug eines Historikers gelernt. Davon zehre ich heute noch. Das Studium hat mir inhaltlich und fachlich viel gegeben. Wir hatten Lehrer, die auch international mitreden konnten.

KP: Trotzdem stelle ich es mir schwierig vor, sich unter diesen Vorzeichen in der sich mit einem Schlag ändernden Forschungslandschaft zu behaupten. Es gab doch bestimmt Vorbehalte.

Wagner: Vorbehalte spielten weniger eine Rolle. Für junge Leute boten sich viele neue Chancen, zum Beispiel durch Sprachkurse, Studienaufenthalte im Ausland und die neuen Forschungsfreiheiten. Schwieriger wurde es nur, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen und nach der Ausbildung einen bezahlten Job zu finden. Vorbehalte habe ich kaum gespürt, am Anfang gab es sogar ein großes Interesse an den DDR-Lebenserfahrungen. Für viele Bundesdeutsche war es ein fremdes Land. Ich habe überwiegend einen respektvollen Umgang kennengelernt. In Hamburg wollte mein betreuender Professor wissen, was ich an der Leipziger Uni gelernt hatte, das war wichtiger als meine DDR-Prägungen.

KP: Heute sind Sie promovierter Historiker und seit 2013 Projektleiter im Grenzhus. Welche Rolle spielen Ihre persönlichen DDR-Erfahrungen in der Arbeit?

Wagner: Die spielen eher eine untergeordnete Rolle. Die museale Arbeit orientiert sich an wissenschaftlichen Kriterien. Unsere Erkenntnisse müssen belegbar, überprüfbar und in historische Zusammenhänge eingebettet sein. Wir wollen zu einem (selbst-)kritischen Nachdenken über Geschichte und Gegenwart beitragen. Im Unterschied zur DDR-Erinnerungspolitik geht es uns nicht um Bekenntnisse zu politischen Vorgaben, sondern um Fragen an die Geschichte. Wir wollen zeigen, welche Konsequenzen das Handeln von Menschen hatte, damit wir zukünftig sensibel dafür sind.

KP: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Grenzhus?

Wagner: Ausgangspunkt unserer Erinnerungsarbeit sind die Opfer des DDR-Grenzregimes. Wir erzählen diese Schicksale, damit sich solche Menschenrechtsverletzungen nicht wiederholen. Gleichzeitig fragen wir nach den Funktionsmechanismen des Systems. Dabei geht es um Zwang und Angst, aber auch Identifikation und Mitmachen und um die vielen Zwischenstufen, die das Leben in einer Diktatur ausmachen. Und wir wollen dazu beitragen, Trennendes zu überwinden. Die ideologische Konfrontation im Kalten Krieg sowie der Umbau Ostdeutschlands haben Gräben hinterlassen. So wollen wir auch einen Beitrag zur Überwindung von Mauern in den Köpfen leisten, gerade an der ehemaligen Trennlinie zwischen Ost und West.

KP: Und erreichen Sie die Menschen? Gibt es Rückmeldungen

Wagner: Viele sagen uns, dass wir so weitermachen sollen. Einige melden sich im Nachhinein und sagen: „Das habe ich damals gar nicht so gesehen.“

KP: Herr Wagner, ich danke Ihnen für das spannende Gespräch.

Infos zur neuen Dauer- und einer weiteren Ausstellung im Grenzhus:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/20/multimediale-grenzgeschichten-fuer-die-naechste-generation/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/08/20/heimat-ich-bin-ein-mensch-2/