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Der nächste musikalische Gipfel

Mit dem „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms besteigt der Ratzeburger Domchor am Sonnabend, 17. November, einen weiteren Gipfel der Chormusik. Tatkräftig unterstützt werden sie dabei von dem Dresdner Clemens Heidrich, der die Solostimme für Bass übernimmt. Außerdem singen Heike Peetz (Sopran) und Marlen Herzog (Alt). Das Konzert im Ratzeburger Dom beginnt um 17 Uhr.

Die symphonische Begleitung übernimmt das Telemannische Collegium Michaelstein mit der Solistin Anne Schumann (Violine). Die Leitung hat Domkantor Christian Skobowsky.

Am Karfreitag 1868 wurde „Ein deutsches Requiem“ im Bremer Dom uraufgeführt. Brahms selbst war es, der damals dirigierte. In den Ablauf hatte er einen dreiteiligen Solovortrag des zeitgenössischen Geigers Joseph Joachim integriert, bestehend aus Werken Johann Sebastian Bachs, Guiseppe Tartinis und Robert Schumanns. Dem Charakter des Karfreitags Rechnung tragend erklangen die „Erbarme dich“-Arie aus der Bachschen Matthäuspassion und Auszüge aus Georg Friedrich Händels Messias.

Diese für das 19. Jahrhundert durchaus typische Programmgestaltung möchten die Mitwirkenden der Ratzeburger Aufführung ihren Hörern nahebringen. Brahms traf seine eigene Auswahl von Bibelstellen in deutscher Sprache. Damit setzte er sein Oratorium von der traditionellen Messform des lateinischen Requiems ab. Die Darstellung des vergehenden Lebens in den gesungenen Texten ist zugleich ein Bekenntnis der Kostbarkeit des Lebens. Die Einbeziehung eines Abendliedes seines verehrten Freundes Robert Schumann, er starb 1856, oder etwa der Händel-Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ unterstreicht dies. Brahms eigene Musik ist voller harmonischer und dynamischer Erfindungen und Entwicklungen und weist ihn als großartigen Symphoniker aus. Mit dem Requiem erlangte Johannes Brahms Weltruhm, noch bevor seine vier Sinfonien entstanden.

Karten gibt es in der Buchhandlung Weber, Herrenstraße 10, in Ratzeburg, erreichbar unter Tel. 04541-8026801, sowie ab 16.15 Uhr an der Abendkasse, sofern vorhanden.

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Der Tag, an dem die Mauer fiel

Wer mit Bundesrepublik und der DDR aufgewachsen ist, mag es kaum glauben. Der Fall der Berliner Mauer, Symbol der deutschen Teilung schlechthin, liegt mittlerweile 29 Jahre zurück –länger also als das Bauwerk existierte. Das Grenzhus Schlagsdorf wartet anlässlich des Jahrestages am 9. November* mit mehreren Veranstaltungen auf.

Am kommenden Freitag (9. November) stehen um 10 und 14 Uhr zunächst zwei öffentliche Führungen auf dem Programm. Am Abend hält dann der Jurist und Historiker Dr. Kaus Bästlein einen Vortrag mit dem Titel „Die politische Vorstellungswelt der DDR-Opposition zwischen mehr Sozialismus, Neutralismus und himmlischer Gerechtigkeit“. Los geht es um 18 Uhr.

Bästlein untersucht er die politischen Entwürfe und Zukunftsvorstellungen der DDR-Opposition. Darin versucht er auch eine Antwort auf den rasanten Bedeutungsverlust der Oppositionsbewegung im Prozess der deutschen Einheit zu finden. Bästlein war bei der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und den Landesjustizverwaltungen in Hamburg und Berlin tätig sowie 2008 bis 2018 beim Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.

Nach einer Pause mit Getränken und Snacks zeigt das Grenzhus den Dokumentarfilm „Komm in den Garten“ (D 1990) in Kooperation mit dem Filmbüro MV. Der Film erzählt die Geschichte dreier Freunde in Berlin-Prenzlauer Berg zur Wendezeit. Dieter, der Maler, verbrachte wegen „Arbeitsscheu“ zehn Jahre in Gefängnissen. Alfred, inzwischen zum stellvertretenden Chefredakteur avanciert, geriet durch die Zwickmühle von Aufbegehren und Alkoholismus in Gefängnisse und Psychiatrien. Michael, der in Moskau Außenwirtschaft studiert hatte, wurde aus der Akademie gefeuert und lebt heute vom Lampenbasteln. 40 Jahre DDR-Geschichte im Spiegel dreier Einzelschicksale. Der Film deckt ihre Lebensgeschichten auf und eröffnet dem Zuschauer, wie in der DDR aus etablierten Intellektuellen verarmte Lebenskünstler werden konnten. Ausgegrenzt im System zeigt das Portrait der drei Unangepassten auch das Scheitern des Sozialismus in der DDR.

*Stichwort 9. November: Vor 29 Jahren öffnete sich auch in Norddeutschland der Eiserne Vorhang. Mitten in der Friedlichen Revolution erzwangen die DDR-Bürger die Öffnung der innerdeutschen Grenze. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 setzte der nicht enden wollende Besucherstrom in die Bundesrepublik ein. Tausende Bundesbürger begrüßten die Ostdeutschen – ein euphorischer Moment in der deutschen Geschichte. Wenig später, am 12. November, wurde der erste neue Grenzübergang im Norden eingerichtet. An der B 208 zwischen Mustin und Roggendorf öffnete sich die Grenze um 13.00 Uhr. Der 9. November markiert einen Scheidepunkt im Leben vieler Menschen sowie in der deutschen und europäischen Geschichte – daran wollen wir mit unterschiedlichen Angeboten erinnern.

Foto: Fischer

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„In der Musik kann ich mich ausleben“

Im Kreis Herzogtum-Lauenburg dürfte es kaum einen Ort geben, an dem Lorenz Stellmacher nicht schon mal zu einem Instrument gegriffen hat. Der gebürtige Lübecker ist musikalisch äußerst vielseitig und beherrscht unter anderem Akkordeon, Nyckelharpa und Dudelsack. Bereits als Kind erhielt er Klavierunterricht. Für einen Schulmusiker hätten seine Fähigkeiten gereicht, beurteilt er seine Fingerfertigkeit am Flügel kritisch. Aber den Drang zu mehr – betont er im Interview mit Kulturportal-Herzogtum.de – habe er nicht verspürt. Musik sei für ihn nur Liebhaberei. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit Stellmacher über Folk, Schweden und einen schweren Schicksalsschlag.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Stellmacher, wo rührt Ihre Vorliebe für das Schwedische her?

Lorenz Stellmacher: Das hat eindeutig mit der Folkmusik zu tun. Als 2001 die Akkordeonspielerin von Danzfolk ganz plötzlich verstarb, fragte mich die Gruppe, ob ich mitmachen will. Die Band hatte damals eine Reihe von Verpflichtungen erfüllen. Das erwies sich für mich als eine Initialzündung. Vorher hatte ich höchstens mal einen schwedischen Tanz gespielt. Danzfolk hatte gleich eine ganze Reihe von schwedischen Nummern im Programm.

KP: Die Melodien fielen Ihnen sozusagen in den Schoß…

Stellmacher: Nicht ganz. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mit der Polska. Das ist ein Tanz im Dreiviertel-Takt, der völlig anders als ein Walzer funktioniert. Abgesehen von diesen Startschwierigkeiten hat mir die Zeit mit Danzfolk aber riesigen Spaß gemacht. Wir spielten beispielsweise beim Folkfestival in Rudolstadt, wo jedes Jahr mehr als 100 Bands auf 20 Bühnen auftreten. Da kommen Leute aus der ganzen Welt.

KP: Sind Sie auf diese Weise auch zu Ihrer Nyckelharpa gekommen?

Stellmacher: Nein, das kam später. Eine Nyckelharpa habe ich mir 2010 zugelegt. Nimmst dir ´ne Tastengeige habe ich mir gesagt, die richtige Geige lernst du nicht mehr. Sie müssen wissen, ich habe damals als Berufsschullehrer unheimlich viel gearbeitet. 2009 bin ich dann auf dem Weg zur Schule umgefallen. Plötzlicher Herztod! Ich wurde direkt vor Ort wiederbelebt.

KP: Puh – was für ein Glück!

Stellmacher: Seitdem muss ich aufpassen. Ich trage einen implantierten Defibrillator und bin schwerbehindert.

KP: Können Sie Ihren Beruf noch ausüben?

Stellmacher: Nein. Ich bin aus dem strengen Korsett des Lehrplanerfüllens heraus.

KP: Musik können Sie – wie man immer wieder hört – zum Glück noch machen.

Stellmacher: Ja, und ich werde von Jahr zu Jahr besser. Die Schere im Kopf der Folkpolizei verschwindet.

KP: Folkpolizei?

Stellmacher: In der Klassik gibt es den Begriff der „Werktreue“. Das heißt, man hat beispielsweise Bach auf eine ganz bestimmte Art zu spielen. So etwas gibt es in der Folkmusik nicht. Da muss jedes Stück nur zu mir passen. Vielleicht klinge ich für die Schweden nicht schwedisch. Aber deshalb spiele ich keine Folkmusik. Ich spiele Folkmusik, weil ich da meine Interpretation reinbringen kann. Warum? Als Lehrer musste ich immer ganz seriös sein. In der Musik muss ich das nicht. Da kann ich Experimente machen und mich ausleben.

KP: Bei aller Freiheit bleibt die Vorliebe für schwedische Folkmusik. Warum?

Stellmacher: Sie spricht mich innerlich an. Das ist mehr als Noten, mehr als Töne, die klingen. Das ist magische Musik, die ich mir zu eigen machen kann. Es ist Leben.

KP: Es gibt da aber schon etwas Klangliches, was sie anzieht…

Stellmacher: Die Kollegen sagen immer, du liebst alles, was Moll ist. Die Musik ist so schön melancholisch.

KP: Apropos Kollegen. Haben Sie eigentlich Kontakt zu schwedischen Folkmusikern?

Stellmacher: Schwedische Musiker treffe ich beispielsweise bei Tagungen auf dem Scheersberg. Das Verhältnis ist immer entspannt. Die Leute sind freundlich und man kann schnell Musik miteinander machen. Leider bin ich bis heute nicht auf einem Spielmannstreffen auf dem schwedischen Festland gewesen. In Gotland war ich mal dabei.

KP: Was nicht ist, kann ja noch werden. Schweden wird ja von uns Deutschen gerne romantisiert. Es gibt das böse Wort vom „Bullerbü-Syndrom“. Wie halten Sie es, als jemand, der die schwedische Musik, liebt, mit dem Land?

Stellmacher: Schweden ist schön. Keine Frage. Aber hier ist es auch schön und ich lebe gern hier.

KP: Herr Stellmacher, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Infos zu Stellmachers nächsten Auftritten und zu seinen Instrumenten:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/05/die-magie-des-folks-erspueren/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/05/unter-lauten/

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Unter Lauten

Für das Interview mit Kulturportal-Herzogtum.de hat Lorenz Stellmacher all seine Instrumente auf einen „Haufen“ gepackt. Der Folkmusiker erklärt, was er mit jedem Einzelnen verbindet.

Über das Hohner Akkordeon: Mit dem habe ich den Einstieg in die Folkmusik geschafft. Vor allem das Spiel mit der linken Hand habe ich durch die Hohner gelernt. Die Hohner hat 72 Bässe.

Über das Stagepiano: Das Stagepiano ist für mich das Instrument, auf dem ich mich musikalisch am besten ausdrücken kann. Ein digitaler Konzertflügel für zu Hause und unterwegs. Klanglich ein echter Steinway!

Über das Borsini-Akkordeon: Das ist der Mercedes unter den Akkordeons. Die Stimmplatten sind mit der Hand geschmiedet. Das Instrument hat 120 Bässe und einen fantastischen Klang. Dabei wiegt es nur 10 Kilogramm.

Über das Glockenspiel: Das Glockenspiel habe ich zuletzt für die Lauenburgische Weihnacht gebraucht. Ich weigere mich, „Kling Glöckchen, kling“ auf dem Akkordeon zu spielen.

Über die dreireihige Nyckelharpa: Sie kommt im Augenblick nicht zum Einsatz. Sie klingt aber toll. Auf dem Instrument habe ich gelernt. Vielleicht nehme ich sie nächstes Jahr zum Mittsommer mit.

Über die vierreihige Nyckelharpa: Mit ihr kann ich den Klang eine Quinte weiter nach unten spielen. Dadurch kann man besser begleiten.

Über den französischen Dudelsack: Den Dudelsack habe ich unter Anleitung eines Meisters selber gebaut. Das Instrument habe ich mir für das Lübecker Hansevolk angeschafft. „Mull of Kintyre“ geht nicht ohne das Ding.

Über das Dudey:  Ein leiser deutscher Dudelsack mit drei Bordunen. Das Instrument hat einen angenehmen tiefen Klang.

Über die Tenorflöte: Die Tenorflöte setze ich bei „Saitenbalg“ für die zweite Stimme ein. Sie hat einen schönen warmen Ton.

Über die Blockflöte: Die setze ich nur selten ein – und wenn nur als Gag. Dafür gibt es Leute, die dieses Instrument beherrschen.

Über die Tinwhistle: Die brauche ich für irische Tunes. Ihr Klang ist so schön rauchig. Gleichzeitig klingt sie immer ein wenig nach Blech. Ein schönes Nebengeräusch. Sonst haben Flöten immer einen klaren Klang.

Über die Knochenflöten: Die Knochenflöten verwende ich für experimentelle Musik. Diese Instrumentenart ist viele tausend Jahre alt.

Über die Melodica: Die Melodica, ein edles Instrument von Suzuki. Es klingt wie ein Jazz-Akkordeon und spielt schöne schräge Soli.

Weitere Infos zu Lorenz Stellmacher:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/05/in-der-musik-kann-ich-mich-ausleben/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/05/die-magie-des-folks-erspueren/

 

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Die Magie des Folks erspüren

Für Lorenz Stellmacher ist der Folk magisch. Wer die Magie, die er selbst immer wieder mit Nyckelharpa und Co. zum Vorschein bringt, einmal live erspüren möchte, hat im Dezember gleich vier Mal die Gelegenheit dazu.

Am Donnerstag, 6. Dezember, lädt er im Rahmen der Kultur auf-Dorftour zu einem Solokonzert ins Sprittenhus Wangelau, Dorfstraße 10a, zur Adventsmusik ein. Lorenz Stellmacher präsentiert alte und neue Instrumentalmusik. Darüber hinaus singt er diverse Lieder. Die Kompositionen reichen von Bach bis Einaudi. Selbstverständlich gibt es auch schwedische Folkmusik zu hören. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Veranstalter sind die Gemeinde Wangelau und die Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Am Freitag, 7. Dezember, spielt Lorenz Stellmacher auf der Adventsfeier der Landfrauen Sandesneben. Mit ihm zusammen auf der Bühne stehen Jörg Rüdiger Geschke (Gitarre u Gesang) und Uwe Thomsen (Geige und Gesang). Die Musiker bilden das Trio Saitenbalg. Konzertbeginn ist um 15 Uhr.

Ein weiteres Gastspiel steht in der Gemeinde Hohenhorn – ein Dorf, das in der Nähe Geesthachts liegt – an. Am Sonnabend, 8. Dezember, spielt er dort mit Saitenbalg und Freunden. Das Publikum darf sich auf internationale und deutsche Lieder sowie adventliche Melodien freuen. Mit von der Partie ist bei diesem Konzert Liedermacher Klaus Irmscher (Gitarre und Gesang).

Richtig weihnachtlich wird es am Sonnabend, 15. Dezember, auf der Domäne Fredeburg. Dort bittet Lorenz Stellmacher mit Saitenbalg zur 12. Auflage des „Weihnachts-Sing along“. Das Publikum bekommt dafür ein Textheft an die Hand und darf aus einer Vielzahl deutscher und internationaler Weihnachtslieder auswählen.

Darüber hinaus probt Lorenz Stellmacher regelmäßig jeden dritten Dienstag im Monat – außer in den Schulferien – mit der Möllner Folkband in der Internationalen Begegnungsstätte in Mölln. Los geht es immer um 20 Uhr. Zuhörer und neue Musiker sind jederzeit willkommen. Weitere Informationen gibt es unter Tel. 04508-1434.

Die Möllner Folkband spielt internationalen Folk unter anderem aus Schweden, Russland und Irland. Zu ihren Instrumenten gehören Akkordeons, Geigen, Flöten, Gitarren und Bass.

Für 2019 plant Lorenz Stellmacher zwei Auftritte im Rahmen des KulturSommers am Kanal. Einer davon soll zusammen mit dem Schweden-Experten Günter Klose sowie dem Liedermacher Klaus Irmscher von statten gehen. Dabei sollen schwedische Melodien mit Nyckelharpas, Geige und Akkordeon erklingen.

Außerdem bereitet er sich auf ein Solokonzert mit schwedischen Stücken vor. Schwerpunkt wird die New Classic sein.

Weitere Infos zu Lorenz Steinmacher und seinen Instrumenten:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/05/in-der-musik-kann-ich-mich-ausleben/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/11/05/unter-lauten/

 

 

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„Der eigentliche Nationalfeiertag der Deutschen“

Mit einem besonderen, ja durchaus schicksalshaften Kalendertag der deutschen Geschichte befasst sich der Historiker Dr. William Boehart im Rokokosaal des Kreismuseums (Ratzeburg). Am 9. November dreht sich bei ihm alles um jene Ereignisse, die an einem 9. November das kollektive Gedächtnis der Nation mitprägten. Boeharts Lichtbilder-Vortrag trägt denn auch den Titel „Der 9. November – der eigentliche Nationalfeiertag der Deutschen“.

Es gibt wenige Daten, die für die deutsche Geschichte so prägnant sind wie der 9. November. Am 9. November 1848 wurde der Revolutionär Robert Blüm hingerichtet. Am 9. November 1918 erfolgte die Ausrufung der Deutschen Republik 1918. Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler mit einem Putsch, die Weimarer Republik zu stürzen. Am 9. November 1938 zündeten die Nazis in der sogenannten Reichskristallnacht Synagogen an, brachten jüdische Mitbürger um oder verletzten sie. Am 9. November 1989 fiel die Mauer – die deutsch-deutsche Grenze -, was sich als Anfang vom Ende der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erwies.

Dr. William Boehart, geboren 1947, war von 1983 bis 2012 Archivar im Kreis Herzogutm Lauenburg. Er hat zahlreiche Schriften zu Themen der deutschen Aufklärung und Sozialgeschichte sowie zur Regionalgeschichte veröffentlicht.

Das Bild zeigt die Hinrichtung von Robert Blum am 9. November 1848 in Wien. Blum war einer der Führer der liberalen und nationalkirchlichen Bewegung im 19. Jahrhundert und setzte sich für einen demokratisch verfassten Nationalstaat ein.

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Erinnerung an den Maler A. Paul Weber

Am 1. November 2018 wäre der Maler und Graphiker A. Paul Weber 125 Jahre alt geworden. Die A. Paul Weber-Gesellschaft lädt anlässlich dieses Jahrestages am Sonntag, 4. November, zur großen Party ins Weber-Museum (Ratzeburg) ein. Die Feierlichkeiten beginnen um 12 Uhr.

Auf dem Programm steht zunächst ein Frühschoppen mit der Lübecker Oldtime-Jazzaband „Jazz Tigers“. Es folgt ein „Tierisches Weberquiz“ für Jung und Alt, dessen Gewinner gegen 15 Uhr bekanntgegeben werden. Des Weiteren dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf eine Lesung des Hamburger Schauspielers Rolf Becker freuen. Musikalisch begleitet wird er dabei von Christina Sophie Meier (Klavier) und Niels Rathje (Saxophon). Zum gemütlichen Ausklang gegen 18.30 Uhr locken dann Wein und Suppe.

A. Paul Weber, der von April 1936 bis zu seinem Tod am 9. November 1980 in Groß-Schretstaken im Kreis Herzogtum Lauenburg lebte, hat bis heute als kritischer, zeitgenössischer Graphiker bei Kunstinteressierten weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung und Anerkennung gefunden. Seine Werke werden heute weltweit in großen Museen ausgestellt, so im letzen Jahr in der „Neuen Galerie“- Museum for German and Austrian Art- in New York und zurzeit im Musée Jenisch Vevey in der Schweiz am Genfer See.

1973 wurde dem bescheidenen Künstler, der nie gern im Mittelpunkt stand und lieber in dörflicher Abgeschiedenheit lebte, mit der Einweihung des Weber-Museums auf der Domhalbinsel in Ratzeburg noch zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Im Jahre 1974 folgte dann die Gründung der A. Paul Weber-Gesellschaft, die zurzeit knapp 600 Mitglieder hat und sich über jedes weitere Mitglied freut (Mitgliedsbeitrag 15,00 Euro im Jahr). Ziel der Gesellschaft ist unter anderem die Förderung des A. Paul Weber-Museums und des Archivs sowie die Sammlung von Werken A. Paul Webers, Illustrationen, Zeitschriften und sonstigem biographisch und kunstbiographischem Schriftgut und Erinnerungsstücken.

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Detlef Romey ist Hans Moser und noch viel mehr

Detlef Romey ist im Laufe der Jahrzehnte zu einer Figur geworden, die selbst im Scheitern immer noch Größe zeigt, wo anderen jede Pointe recht ist. Über allem aber steht der Gesang – irgendwo zwischen Sinatra, Jürgens und Louis Armstrong.

Die Gemeinde Rondeshagen veranstaltet diesen Abend gemeinsam mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg im Rahmen der Reihe „Kultur auf Dorf-Tour“, die die Stiftung als ein Kulturknotenpunkt des Landes ins Leben gerufen hat.

Mit seinem Programm „Solo“ macht der Kabarettist und Sänger Detlef Romey am Sonnabend, 3. November, im Gemeindehaus Rondeshagen Station. Romey startet seinen Angriff auf die Lachmuskeln um 19.30 Uhr.

Seit fast 35 Jahren widmet sich der Möllner Entertainer Parodien von Heinz Erhardt, Hans Moser und anderen bekannten Persönlichkeiten. Gekonnt nimmt er sie auf die Schippe und hinterfragt dabei nicht nur sich selbst, sondern auch die Ernsthaftigkeit der Kultur. Er unterhält im besten Sinne des Wortes und als Publikum ist man mittendrin im Geschehen. Es geht nicht um Bühne und Requisiten. Es geht um Text, Stimme, Mimik und Gestik.

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Kunst- und stilvoll in die dunkle Jahreszeit

Kunst- und stilvoll in die dunkle Jahreszeit geht es am Sonnabend, 20. Oktober, und Sonntag, 21. Oktober, im Viehhaus des ehemaligen Gutshofs Segrahn (Gudow) zu. Ilsabe von Bülow lädt zur 7. Auflage des Herbstmarktes ein. Jeweils von 11 bis 17 Uhr haben Besucherinnen und Besucher Gelegenheit zu bummeln und sich die Arbeiten regionaler und überregionaler Kunsthandwerker und Produzenten anzusehen.

Neben Mode, Wein, Schmuck, Kränzen und Dekorativem für Haus und Garten dürfen sich die Gäste auf Musik und ein kulinarisches Verwöhnprogramm freuen. Auf den Tisch kommen Wildspezialitäten aus den von Bülow´schen Forsten sowie Gebäck und Marmeladen. Außerdem gibt es frischen Kuchen aus der Gutsküche. Für Kreative ist zudem eine Keramikmalecke eingerichtet.

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Auf der Achterbahnfahrt des Lebens

Belgien, die USA, Spanien, Ost- und Süddeutschland, Neuseeland – die gebürtige Möllnerin Floriana M. Ohldag ist in ihrem Leben ordentlich herumgekommen. 2015 kehrte sie nach Jahren in der Fremde mit ihrem heute dreijährigen Sohn in die Heimat zurück. Im Interview mit Kulturportal-Herzogtum.de spricht die 40-Jährige über ihren langen Weg zur Kunst, das Auf und Ab im Leben und die große Herausforderung, als Künstlerin Fuß zu fassen.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Ohldag, von dem Lyriker Georg Trakl stammt der Satz „Nur wer dem Glück entsagt, dem wird Erkenntnis“. Was halten Sie von dieser Aussage?

Floriana Meike Ohldag: Wenn ich das höre, ist mein erster Gedanke: Wie schrecklich muss es sein, die Hoffnung auf Glück aufzugeben. Der zweite Gedanke ist, dass ich den Satz so verstehe, dass man durch Erfahrungswelten Erkenntnisse sammelt- und wenn einem alles in den Schoß gelegt wurde, bleibt vieles versagt. Man verpasst die Achterbahnfahrt des Lebens, die einem Kraft und Stärke gibt.

KP: Als Künstlerin oder Künstler ist diese Achterbahnfahrt wahrscheinlich automatisch eingepreist.

Ohldag: Tatsächlich habe ich mir erst mit 35 Jahren zugestanden, freie Künstlerin zu sein.

KP: Das war vor knapp fünf Jahren. Warum hat das so lange gedauert?

Ohldag: Künstlerin war ich schon von Geburt an. Nur wurde es mir nicht zugestanden, Künstlerin zu sein. Die Familienstimmen, die ich in mir trug, sagten mir: Kunst ist brotlos. Ich musste Erfahrungsmomente sammeln und mich emanzipieren, um sagen zu können: Ich traue mich gegen all diese Stimmen zu agieren.

KP: In dem Wort ‚Erfahrungsmomente‘ klingt ihre persönliche Achterbahnfahrt an.

Ohldag: Als 19-Jährige hatte ich bei den Till Eulenspiegel-Festspielen ehrenamtlich die Regieassistenz gemacht. Das war 1997. Das Stück hieß „Der Stein des Anstoßes“ – und war für mich der Anstoß, in die Kreativbranche zu gehen. Aber hier ging es um das Handwerk hinter der Bühne – nicht eindeutig um Kunst.

KP: Was wollten Sie machen?

Ohldag: Ich wollte Regisseurin werden. Leider fehlte mir hierfür in Deutschland das Abitur. Ich hatte eine Studienplatz-Zusage in Amerika, und ich besitze einen vollwertigen American-Highschool-Abschluss – doch fehlte letztendlich das Geld.

KP: Das nennt man wohl eine fatale Lage. Was taten Sie?

Ohldag: Ich nahm mir die Gelben Seiten von Hamburg vor und begann, alle Filmproduktionen abzuklappern. Ich fing bei A an. Bei G bekam ich eine Filmproduktionsassistenz. Eigentlich wollte ich nur ein Praktikum machen. Über diesen Quereinstieg landete ich dann beim Filmschnitt. In dem Job arbeitete ich 80 Stunden, von denen ich nur 40 bezahlt bekam. Ich kündigte schließlich und wanderte nach Teneriffa aus.

KP: Was wollten Sie in Teneriffa?

Ohldag: Ich wollte Spanisch lernen, um später in Barcelona wieder in den Filmschnitt einzusteigen.

KP: Und waren Sie erfolgreich?

Ohldag: Im Spanischen ja, mit dem Barcelona-Plan nein. Denn meine Mutter kam mich besuchen und überredete mich, wieder nach Deutschland zu kommen. Zu Hause hieß es dann: Mach mal was Ordentliches. Also fing ich mit 24 in Baden-Württemberg eine Lehre als Tierarzthelferin an.

KP: Verglichen mit der Filmbranche war die Kunst da aber ganz schön weit weg…

Ohldag: Die Ausbildung brach ich ein Jahr später ab, als meine Mutter plötzlich verstarb. Ihr Tod bedeutete eine Zäsur in meinem Leben, wir waren uns sehr nahe. Zwei Wochen danach bestand ich die Aufnahmeprüfung fürs Hansa-Kolleg*. Um nicht in meiner Trauer unterzugehen, büffelte ich wie verrückt für das Abitur. Mein Vater drängte mich, Anwältin oder Ärztin zu werden. Ich wollte aber Möbeldesign studieren. Weil es das Fach nicht gab, studierte ich schließlich im Erzgebirge Angewandte Kunst, Fachbereich Holzgestaltung…

KP: Das hört sich ziemlich funktionell an…

Ohldag: Ja, es geht da um klassisches Design. Ich habe denn auch schnell gemerkt, dass ich bei den Dozenten nicht gut gelitten war. Ich war zu freigeistig und künstlerisch. Ich hätte eigentlich erkennen müssen, dass es besser gewesen wäre, Bildende Kunst zu studieren.

KP: Das Studium haben Sie doch aber beendet – oder?

Ohldag: Ja. Das Studium fing ich mit 28 an, fertig war ich mit 31.

KP: Wie ging es weiter?

Ohldag: Im ersten Jahr nach dem Studium habe ich mich auf das studierte Produktdesign konzentriert. Ich suchte nach einer Festanstellung, landete aber immer wieder bei Projekten. 80-Stunden-Wochen waren wieder die Regel. Parallel wurde ich vom Jobcenter gefördert. Ich lebte auf sehr kleinem Fuße. Es gelang mir aber in dieser Zeit Ausstell-Chancen auf Möbelmessen in Mailand, New York, Los Angeles und Frankfurt zu ergattern. Eines Tages rief dann eine Berliner Firma an und fragte, ob ich Interesse hätte, an einer Ausschreibung teilzunehmen. Es ging um die Trophäe für den wichtigsten Umweltpreis der EU. Man sollte dafür Materialideen und Konzeptüberlegungen einreichen. Ich habe stattdessen kleine Modelle gebaut, Konzepte und Fotostrecken geschickt.

KP: Und waren Sie erfolgreich?

Ohldag: Ja, ich gewann die Ausschreibung. Das war gut fürs Prestige und hat mir Folgeaufträge beschert. Wegen der EU-Umwelt-Trophäe war ich nun öfter in Brüssel. 2014 hatte ich dort bei der EU-Kommission meine erste Solo-Ausstellung. Eine weitere folgte im Ausschuss der Regionen. Da dachte ich schon, jetzt geht’s steil aufwärts. Doch dann wurde ich überraschend schwanger.

KP: Daraufhin entschlossen Sie sich, nach Mölln zurückzukehren.

Ohldag: Nicht sofort. Ich zog zunächst zum Vater meines Sohnes nach Belgien. Doch es funktionierte nicht mit uns. Die Idee, nach Mölln zurückzukehren, kam von einer Freundin. Sie sagte zu mir, gerade als Alleinerziehende gibt Dir Deine Heimat Wurzeln und Stärke. Die Wege sind Dir vertraut und dein Kind wächst hier in wunderbarer Natur auf.

KP: Bereuen Sie mittlerweile, dass Sie ihrem Rat gefolgt sind? Da gibt es doch diesen Postkartenspruch: Nichts macht dich so fertig, wie die Heimatstadt…

Ohldag: Auf keinen Fall. Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich habe mir ein komplett neues Netzwerk aufgebaut. Unabhängig von der Familie. Doch die Kombi aus alleinerziehend, ohne Familie und freiberuflich ist hardcore.

KP: Da bleibt wahrscheinlich nicht allzu viel Zeit für die Kunst…

Ohldag: Das Problem war die letzten drei Jahre eher der Schlafmangel. Ohne Schlaf bekommt man nichts auf die Reihe. Und doch hat sich einiges getan, seit ich in Mölln bin. In der Kulturwerkstatt der Lebenshilfe habe ich ein Atelier bezogen und mit der Leiterin Almut Grätsch arbeite ich gerade Workshop-Konzepte für Menschen mit und ohne Behinderungen aus. Mein Wunsch ist es, mir über diese sozialen kulturellen Tätigkeiten ein regionales Standbein zu erschaffen.

KP: Das ist aber noch nicht alles. In der Möllner Hauptstraße haben Sie im August eine Galerie eröffnet.

Ohldag: Die Maea Art Gallery – ein Pilotprojekt, eine Wandergalerie. Sie ist eine Art lebendes Schaufenster, um den Leerstand zu verschönern, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, um die Stadtkultur zu beleben. #kunstvollstattleerstand

KP: Frau Ohldag, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen viel Erfolg.

*Staatliche Schule in Hamburg, an der junge Menschen ihr Abitur oder die Fachhochschulreife nachholen können.

Infos zur Maea Art Gallery und zur Kunst Floriana Ohldags:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/pop-up-baby/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/positives-fuer-die-welt/

http://www.kunst.land

http://www.kofloriana.com