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„Wir sind eine Familie“

Das Viehhaus Segrahn ist am Sonnabend, 3. Juli, ein Ort der organisierten Kriminalität. Die Bariton-Sänger Timotheus Maas, Lukas Anton und Marcelo de Souza Felix, Pianistin Karolina Trojok und Regisseur Sebastian Richter präsentieren dort ihr Stück „Capones Vermächtnis“. Ein Jahr lang haben sie an dessen Konzept gefeilt, um dann vor knapp drei Monaten mit den Proben zu starten. Doch das war längst nicht alles. Sie haben per Crowdfunding Geld für die Aufführung gesammelt. Sie haben hinter der Kamera gestanden und das Publikum vorab mit Filmen und Filmschnipseln versorgt. Denn: „Capones Vermächtnis“ ist als eine Gangster-Saga angelegt. Das Bühnenevent soll da nur ein Teil einer großen Story sein. Kulturportal-Herzogtum.de hat vor ihrem Auftritt in Gudow mit der Gruppe über ihre Arbeit gesprochen. (Foto: Plan B)

Kulturportal-Herzogtum.de: Ihr arbeitet mit dem Slogan „So geht Klassik heute“. Da schwingt die Kritik an eurem Genre gleich mit – so nach dem Motto: So wie sich Oper aktuell präsentiert, ist sie nicht mehr zeitgemäß. Wie geht denn eurer Meinung nach Klassik heute?

Timotheus Maas: Gute Frage. Wir haben die Corona-Pause genutzt und uns gefragt: Was können wir mit unserem Genre machen? Wir sind dann auf Capone gekommen. Sebastian ist da spezialisiert. Er hat uns vorgeschlagen, zusätzlich mit Filmen zu arbeiten.

Sebastian Richter: Das alles ist sehr szenisch aufgezogen. Wir orientieren uns dabei an Popkonzerten – zum Beispiel an den „Tiger Lillies“.

Maas: Wir haben uns Gedanken gemacht: Warum ist diese Art von Setting beliebt? Was können wir machen, ohne unsere Musik zu stören?

Lukas Anton: Die Musik ist ja nicht weniger aktuell. Der jüngeren Generation fehlt einfach nur der Zugang. Es braucht die Möglichkeit der Partizipation – die Möglichkeit, Teil des Geschehens zu sein. Unsere Frage war und ist: Wie können wir das Publikum integrieren, ohne Ängste auszulösen? Wir haben uns entschieden, eine fortlaufende Geschichte zu erzählen und das Publikum kann mitentscheiden, wie es weitergeht.

Richter: Wir sind da noch in der Anfangsphase. Aktuell testen wir vieles aus. Wir gucken immer noch, was machbar ist.

Lukas: Unser Ziel ist es, den Kreis der Zuhörerschaft zu erweitern.

Maas: Wir haben uns eine Geschichte ausgedacht und erzählen sie so, dass es spannend wird. Hinter den Liedern steckt ja immer auch ein szenischer Gedanke. Wenn man die Stücke nur konzertant aufführt, geht immer etwas verloren. Wenn jemand „O sole mio“ singt, fragt man sich doch: Warum singt er das?

Lukas: Wir wollen etwas anderes, etwas Frisches in die Oper bringen und das Genre von Konventionen befreien.

Maas: Wir wünschen uns eine lockere Atmosphäre. Wenn uns das nicht gelingt, wird die Popularität der Oper zurückgehen.

Lukas: Wir beschränken uns dabei nicht nur auf die Bühne. Wir erzählen die Geschichte weiter: im Internet und in den sozialen Medien.

Richter: Die Figuren haben wir im Netz schon vorgestellt.

Lukas: Dennoch versteht man das Konzert auch so. Wir möchten aber auch in 20 Jahren noch mit unserer Musik auftreten können.

Richter: Deswegen auch Vermächtnis.

Kulturportal-Herzogtum.de: Kommen wir zu eurer Geschichte – zu „Capones Vermächtnis“. Warum habt ihr euch für diesen Stoff entschieden?

Lukas: Jemand wie Capone taucht ja immer mal wieder in der Popkultur auf. Außerdem haben verruchte Typen gerade Konjunktur.

Maas: Wir lieben es, Gangster zu spielen.

Lukas: Zuletzt haben wir auf einem Friedhof in Hamburg gedreht. So was macht einfach Spaß.

Maas: Als Bariton hat man ja ohnehin oft die böse Rolle.

Marcelo de Souza Felix: Das Böse hat auch vielmehr Tiefe. Es ist nicht so eindimensional.

Maas: Ich finde es prächtig, sich vorzustellen, so eine Macht zu haben.

de Souza Felix: Bei „Capones Vermächtnis“ spielt jeder von uns seine eigene böse Persönlichkeit.

Maas: Ich bin der Mann fürs Grobe. Ich sorge dafür, dass die Leichen verschwinden und bringe die Leute zum Reden. Außerdem habe ich eine Leidenschaft fürs Kochen. Musikalisch gibt es bei uns die schönsten Sachen aus der Oper. Die Oper hat ja mehr Terzette und Duette, als man denkt – wie „Sparafucile“ aus Verdis „Rigoletto“.

Lukas: Wir singen auch Evergreens und Welthits. Einige Stücke haben wir für uns extra arrangieren lassen.

Karolina Trojok: Musicallieder sind ebenfalls dabei.

Richter: Nur Popmusik haben wir nicht im Programm.

Maas: Karolina ist unsere Pianistin und die Hauptperson der Geschichte.

Richter: Sie ist die Erzählerin.

Trojok: Bei „Capones Vermächtnis“ brechen wir mit dem klassischen Bild des Pianisten.

Maas: So etwas kann man nicht mit jedem Pianisten machen. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes eine Gruppe.

Anton: Teamwork makes a dreamwork.  

de Souza Felix: Da muss man auch Sebastian loben. Wir durften und dürfen da immer mitbestimmen.

Richter: Ich finde diese Offenheit inspiriert uns alle sehr, das Stück zu entwickeln. Jeder kann mitdenken und sich einbringen.

Kulturportal-Herzogtum.de: Ihr seid also kein Ensemble, sondern eine Band?

Richter: Wir sind der Clan.

Lukas: Wir sind eine Familie.

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„Ich will leben!“

Noch so ein Leben, das so früh zu Ende gegangen ist. Viel zu früh. Weil andere es so wollten. Das Schicksal meinte es nicht gut mit Selma Meerbaum. Die Nazis steckten sie 1942 in das Zwangsarbeiterlager Michailowka. Dort starbt die 18-Jährige. Unterernährt, ausgezehrt – an Fleckfieber.

Dass Menschen sich an sie erinnern, hat mit ihrer Liebe zur Poesie zu tun. Selma schrieb Gedichte. Auf Zetteln, die sie zu einem Buch zusammenheftete. Kurz vor der Deportation gelang es ihr, diesen Band mit Gedichten einem Fremden in die Hand zu drücken.

Fast 80 Jahre danach hat dieses Stück Literatur nun auch André Erlen erreicht. In gedruckter, verlegter Form versteht sich. Erlen ist ein Theatermann und künstlerischer Leiter der Gruppe Futur3. Maren Simoneit habe die Gedichte bei einem kreativen Austausch plötzlich auf den Tisch gelegt, erinnert er sich. Simoneit ist Dramaturgin an der Neuen Bühne Senftenberg. Die Gedichte kamen auf den Tisch, weil die Möglichkeiten einer deutsch-ukrainischen Theaterproduktion ausgelotet wurden.

Selma ist in Shernowicz geboren. Damals Rumänien. Heute liegt der Ort auf ukrainischem Hoheitsgebiet. Das junge Mädchen wächst in einem kulturellen Schmelztigel auf, der letztendlich vom Krieg überrollt und zerstört wird. Ein Historiker, so Erlen, habe für die Bukowina – das ist die Region, in der Shernowicz liegt – den Begriff „Global Bukowina“ entwickelt. „In der Erinnerungskultur steht Selma Meerbaum zwischen allen Stühlen.“ Selma ist jüdisch – und sie spricht und schreibt Deutsch. In der Ukraine werde ihr Werk gerade erst entdeckt, so Erlen.

„Ich war sofort Feuer und Flamme für die Gedichte“, erinnert er sich. Das Resultat dieser Begeisterung kann das Publikum nun erstmals bewundern: Am Freitag, 2. Juli, und Sonnabend, 3. Juli ist im kleinen Theater Schillerstraße (kts, Geesthacht) das Stück „Ich will leben“ zu sehen. Das Konzept und das Bühnenskript dafür hat Futur3 entwickelt. Und: Für die Umsetzung hat das freie Kollektiv tatsächlich ein deutsches und ein ukrainisches Theater an Bord: die Freie Bühne Senftenberg und das Teatr Lesi aus Lviv (Lemberg).

Auf der Bühne wird dann auch Deutsch und Ukrainisch gesprochen. „Wir haben es aber so aufgezogen, dass man beide Seiten versteht.“ Inszeniert ist das Stück als eine Hommage an das Leben und die Jugend. Die Selma, die auf der Bühne zu sehen ist, lässt sich von der aufziehenden Katastrophe nicht die Laune verderben. Sie möchte auch feiern und fröhlich sein können. Um das darzustellen, bedient sich das Ensemble bei den Techniken des Poetry Slam. „Es ist ein Abend mit Musik, der sehr leicht ist – dann aber auch die Tragik, die dahinter liegt, nicht ausspart“, sagt Erlen, der Regie geführt hat.

André Erlen. Fotos: Privat/Steffen Rasche

Das Stück versucht mit Fantasie, das kurze Leben Selmas zu erzählen. Erlen spricht in diesem Zusammenhang von einem „großen Sich-Vorstellen-Müssen“, weil es nur wenig Aussagen über sie gibt. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über die Reise des Gedichtbandes ins kollektive Gedächtnis. Großen Anteil daran hat Selmas alter Lehrer, dem das Werk nach dem Krieg in Israel in die Hände fällt und der dann ein paar Exemplare davon in Eigenregie herausgibt.

Dass all diese Ereignisse nun auf der Theaterbühne ihren Widerhall finden, ist neben der Arbeit vieler kreativer Menschen auch ein Verdienst zweier Förderer: Für die Entwicklung des Projektes machte die Kulturstiftung des Bundes Mittel frei. Geld für die anstehenden Aufführungen kommt zudem vom Verein „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Kartenreservierung für „Ich will leben“ (2./3. Juli, 20 Uhr, kTS Geesthacht) unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de.

Foto: Steffen Rasche

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Liegekur auf Geesthachts Zauberberg

KulturSommer-Intendant Frank Düwel hat für den Auftritt der Journalisten schon mal einen Stuhl zum Probeliegen rausgeholt. Anderthalb Wochen sind es noch, dann steigt rund um das Theklahaus die von der jungen Theatermacherin Karina Häßlein inszenierte Aufführung „Der Zauberberg – eine Liegekur in drei Kapiteln“.

Zur offiziellen Pressekonferenz ist auch Albrecht Faasch angereist. Er ist Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und damit einer derjenigen, die Häßleins Lernfortschritte in den vergangenen Jahren vermessen haben. In Geesthacht macht die junge Frau mit dieser Regiearbeit nun ihre Abschlussprüfung.

Darin liegt auch der Grund für ihre Abwesenheit: Die Zeit ist knapp und es gibt für die Produktion noch reichlich zu tun. So reden hier und heute andere über diese spannende Inszenierung, die ausschließlich am Sonntag, 4. Juli, im Rahmen des KulturSommers am Kanal zu sehen sein wird.

„Es ist da ein ganz neues Stück entstanden“, zeigt sich Faasch beeindruckt. Häßlein mache aus diesem „archaischen Werk Thomas Manns“ neues Theater, für das eigens noch Musik komponiert worden sei.

Dass das Stück an Ort und Stelle überhaupt aufgeführt werden könne, sei der Hilfsbereitschaft der Sprinkenhof GmbH zu verdanken, macht Geesthachts Stadt- und Kulturmanagerin Julia Dombrowski deutlich. Die Immobilienfirma hat dafür grünes Licht gegeben und obendrein die Tür zu dem alten Gebäude geöffnet. Denn auch wenn das Stück an der frischen Luft gespielt wird, braucht es für Ensemble, Maske, Technik etc. abgeschlossene Räume.

„Das Stück ist in mehreren Durchgängen zu sehen, die zum Teil parallel laufen“, erklärt Düwel. „Und das nur am 4. Juli.“ Der Intendant des KulturSommers am Kanal wie auch Faasch („Von Zauberhand zum Zauberberg gekommen“) erleben die Kooperation als Win-Win-Situation: Das Festival der Stiftung Herzogtum Lauenburg kann eine einmalige Aufführung präsentieren und die Hochschule, die wegen der Pandemie in ihrem eigenen Theater nicht spielen durfte, verhilft einer jungen, talentierten Frau zu einem angemessenen Abschluss.

Und das alles findet auch noch vor der Kulisse einer ehemaligen Lungenheilanstalt statt. Treffender kann man Thomas Manns Ort der Handlung – ein Sanatorium im Schweizerischen Davos – kaum auswählen. Gelegen auf einer Anhöhe mitten im Wald sei das Theklahaus einfach „magisch“, findet Düwel.

Kartenreservierung für „Der Zauberberg – eine Liegekur in drei Kapiteln“ (4. Juli, Theklahaus Geesthacht) unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de.

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Der KulturSommer bekennt Farbe

Zum Abschluss bekennt der KulturSommer am Kanal noch mal richtig Farbe: Intendant Frank Düwel bittet am 5. Juli zum „Blauen Montag“. Im Möllner Stadthauptmannshof erwartet die Besucherinnen und Besucher dann ein Potpourri des Festivals. Der Eintritt ist frei. 

Ab 20 Uhr  legen die Künstlerinnen und Künstler los. Ausschnitte aus ganz unterschiedlichen Programmbeiträgen schaffen überraschende künstlerische Begegnungen und Momente. Die Gäste können sich zudem gemeinsam an Erlebnisse während des mehr als vierwöchigen Festivals erinnern oder Bekanntschaft mit Akteuren machen, deren Auftritte sie verpasst haben. Künstlerinnen und Künstler wiederum haben die Gelegenheit, ihren Horizont zu erweitern und Programme und Projekte von Kollegen kennen zu lernen.

Neben all den vielfältigen und kurzweiligen Aufführungen dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf einen gemütlichen Plausch bei einem Glas Wein oder Bier freuen.

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Die Jugend der Selma Meerbaum

Für Geesthacht heißt es am letzten Wochenende des KulturSommers am Kanal Vorhang auf und Bühne frei: Im Rahmen des Festivals präsentiert die Stiftung Herzogtum Lauenburg dort gleich zwei außergewöhnliche Theaterproduktionen. Den Auftakt machen „Futur3“. Das freie Kollektiv unter der künstlerischen Leitung von André Erlen zeigt am Freitag, 2. Juli, und Sonnabend, 3. Juli, im kleinen Theater Schillerstraße (kTS) die Inszenierung „Ich will leben!“. Das Stück erzählt vom Leben der jüdischen Lyrikerin Selma Meerbaum. Am 4. Juli präsentiert die Hochschule für Musik und Theater dann am Theklahaus die Produktion „Der Zauberberg – eine Liegekur in drei Kapiteln“.

„Das Gebäude passt als Kulisse natürlich wie die Faust aufs Auge zu dieser Geschichte Thomas Manns“, freut sich KulturSommer-Intendant Frank Düwel auf die Aufführung. Die künstlerische Leiterin Karina Häßlein verwandelt das Theklahaus, ehemals eine Lungenheilanstalt, in das Sanatorium in Davos, wo der Ingenieur Hans Castorp 1914 seinen Vetter besucht. Die Inszenierung ist als Rundgang um das Gelände der ehemaligen Klinik angelegt.

Literatur ist auch die Grundlage für die Produktion von „Ich will leben!“. „Futur3“ zeichnen anhand von Gedichten das kurze Leben der Selma Meerbaum nach, die 1942 im Zwangsarbeiterlager Michailowka (Rumänien) umkommt. Als Teenager hat sie mit der Poesie begonnen und heftet Blatt für Blatt ihre Texte zu einem Buch zusammen. Selmas innere Welt ist weit und verrückt und voller Zukunftsträume, während es um sie herum immer enger wird.

Doch Selma lässt sich vom grassierenden Antisemitismus nicht unterkriegen. Im Stück von „Futur3“ ist sie ein „Pop-Punk“ (André Erlen). Sie feiert das Jungsein, die Jugend. Um das zu zeigen, nimmt das freie Kollektiv Anleihen bei den Bühnentechniken des Poetry Slam.

Möglich ist „Futur 3“ diese Inszenierung überhaupt nur, weil Selmas Gedichte der Nachwelt wundersamerweise erhalten geblieben sind. Auch dieses Wunder ist Thema der Inszenierung. Es beginnt damit, dass es Selma gelingt, jemandem das Buch vor ihrer Gefangenahme in die Hand zu drücken. Im kTS erlebt man all das hautnah mit: Das zweisprachige Ensemble, das aus Darstellerinnen und Darstellern der neuen Bühne Senftenberg (Brandenburg) und des Theaters Lesi (Lemberg/Ukraine) besteht, hört Publikum über Kopfhörer.

Die Aufführung „Ich will leben!“ wird vom Verein „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ sowie von der Bundeskulturstiftung finanziell unterstützt. „Dass Futur3 nun mit der Inszenierung von ‚Ich will leben!‘ beim KulturSommer am Kanal dabei ist, ist eine großartige Sache“, so Intendant Düwel. „Solch aufwändige Produktionen sind im ländlichen Raum nur selten zu sehen. Unser Festival macht es möglich.“

Kartenreservierung für „Ich will leben“ (2./3. Juli, kTS Geesthacht) unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de.

Kartenreservierung für „Der Zauberberg – eine Liegekur in drei Kapiteln“ (4. Juli, Theklahaus Geesthacht) unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de.

Foto: Steffen Rasche

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Richtig Bock auf Mord- und Totschlag

Hamburger Mafiosi wollen am Sonnabend, 3. Juli, die Bühne des Viehhauses Segrahn stürmen. Michele, Raffaele und Leonardo treten dort ab 20 Uhr den Beweis an, dass sie neben Mord, Betrug und Intrige auch noch die große Oper beherrschen. Tür und Tor für das organisierte Verbrechen hat die Stiftung Herzogtum Lauenburg geöffnet, die das Trio im Rahmen des KulturSommers am Kanal nach Gudow eingeladen hat.

Michele, Raffaele und Leonardo heißen im wirklichen Leben Timotheus Maas, Lukas Anton und Marcelo de Souza Felix. Die drei Baritone eint die Liebe zur Oper und die Überzeugung, dass die Musik ein modernes Gesicht benötigt. Wie das aussehen kann, darüber haben sich die Männer mit dem Ausbruch der Pandemie Gedanken gemacht. Knapp 15 Monate später kann das Publikum das Ergebnis live in Augenschein nehmen – und nicht nur das.

Das Trio präsentiert in Segrahn erstmals live die Geschichte von „Capones Vermächtnis“. Doch schon jetzt kann man die Figuren in den sozialen Medien kennen lernen und erste Schnipsel der Story entdecken. Darüber hinaus drehen die Sänger Filme, die ebenfalls für die Veröffentlichung im Netz gedacht sind. Angedacht sind zudem weitere Bühnen-Produktionen. „Wir möchten das Publikum – auch das jüngere – mit in die Geschichte einbeziehen“, so Anton über das Projekt. Die Musik der Oper sei ja nach wie vor hörenswert und nicht weniger aktuell. Oft fehle es den Menschen nur am Zugang zum Genre.

Es dürfte nicht überraschen, dass das Trio angesichts dieser Herangehensweise ganz bewusst mit den Konventionen der Oper bricht. Beispielsweise mit dem großen Graben zwischen dem Ensemble auf der Bühne und dem Publikum. Auf die Handlung bezogen heißt das: Die Baritone möchten die Zuschauerinnen und Zuschauer ermuntern, sich einzubringen und Einfluss auf das Geschehen zu nehmen.

Ausgangspunkt der Story ist auf jeden Fall, dass Michele, Raffaele und Leonardo den Tod ihres Paten betrauern und auf der Suche nach dem Mörder beziehungsweise der Mörderin sind. Für die Rahmenhandlung gibt es mit Karolina Trojok eine Erzählerin, die die Sänger darüber hinaus am Klavier begleitet.

Musikalisch darf sich das Publikum auf jede Menge schöne Melodien freuen. Unter der Regie von Sebastian Richter haben die Sänger unter anderem populäre Opernstücke wie „Jetzt Alter jetzt hat es eile“ aus Beethovens „Fidelio“ und „Sparafucile“ aus Verdis „Rigoletto“ in die Szenen integriert. Hinzu kommen berühmte Stücke wie „I feel pretty“ aus der „Westside Story“, „O sole mio“ und das Pate-Titellied „Parla piu piano“.

„Wir lieben es, zu spielen – gerade auch Gangster“, freut sich Sänger Maas schon jetzt auf die Premiere in Segrahn. Und de Souza Felix ergänzt mit Blick auf die Rollen: „Das Böse ist nicht so eindimensional. Es hat vielmehr Tiefe.“ Ein Blick ins Netz oder hinter die Kulissen und man erkennt: Diese Typen meinen, was sie sagen. Das gesamte Team – Sänger, Pianistin und Regisseur – haben richtig „Bock“ auf Lug und Trug und Mord und Totschlag, „Bock“ auf „Capones Vermächtnis“.

Ticketreservierung für die Aufführung per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de oder unter der Telefonnummer 04542-87000.

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Foto: Plan B

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Pilgertour & Parkgeflüster

Der KulturSommer am Kanal 2021 rückt auf die Zielgerade ein. Das Festival der Stiftung Herzogtum Lauenburg wartet auch am vorletzten Wochenende mit einer Reihe von Höhepunkten auf. Am 26. und 27. Juni gibt es Musik am Straßenrand und in den ewigen Gärten, jede Menge offene Ateliers, Veranstaltungen für Kids, literarische und plattdeutsche Events sowie eine Pilgertour.

Ein literarisches Highlight des KulturSommers ist das Pegasus-Parkgeflüster in Ratzeburg, wo am Sonnabend, 26. Juni, der literarische Nachwuchs zu Wort kommt. Auf der sommerlichen Lesebühne zwischen den Museen treffen Texte junger Autorinnen und Autoren aus dem Lauenburgischen und die ausgefuchste Wortakrobatik erfahrener Poetry Slammer zur Freude des Publikums aufeinander. Die Kultur-Community der Stiftung und assemble Art (Kiel) gestalten den picknickfähigen Nachmittag.

Die Kleinen in den Fokus rückt am Sonnabend, 26. Juni, und Sonntag, 27. Juni, das Heubodentheater im Ritzerauer Forsthof. Am Sonnabend öffnen die Veranstalter zwischen 12 und 18 Uhr die Türen für einen Kindertag. Das Programm ist mit Walderkundung, Spielen, Ponyreiten, Dosenwerfen, Slackline-Testen und weiteren Angeboten bunt und kurzweilig. Hinzu kommt um 13 Uhr die Aufführung „Mopsmann strickt. Kato tanzt“ – ein lustiges Kindertanztheater mit Musik. Auf dem Heuboden zeigt das Theater Lakritz dann ab 16 Uhr „Dornröschen“ als Puppenspiel. Am Sonntag dürfen sich Kids und Erwachsene dann auf eine weitere märchenhafte Vorstellung freuen: Mit „Schneewittchen – Der Hammer“ steigt eine Open-Air-Theaterpremiere mit Livemusik und drei Bauarbeiterinnen.

In Kooperation mit der evangelisch-lutherischen Kirche lädt der KulturSommer am Kanal am Sonntag, 27. Juni, zum Kulturpilgertag. Unter dem Motto „Geh bis an deiner Sehnsucht Rand“ geht es ab Büchen auf einen 15 Kilometer langen Abschnitt des Jakobsweges. Ziel ist Schnakenbek. Darüber hinaus wird die Reihe „Klang im ewigen Garten“ mit Konzerten auf den Friedhöfen in Aumühle (26. Juni, 16-18 Uhr) und Hamwarde (26. Juni, 18 Uhr) und Schnakenbek (27. Juni, 15 Uhr) fortgesetzt.  

Ein weiterer Höhepunkt ist der plattdeutsche Autorentag am Sonnabend, 26. Juni, im Möllner Stadthauptmannshof. Ab 10 Uhr geben niederdeutsche Schriftsteller dort ihre Texte zum Besten. Plattdüütsch wird zudem am Sonntag, 27. Juni, im Rahmen dreier Gottesdienste gesprochen. In der Wegekapelle in Klein Grönau predigt ab 9 Uhr Henning Eggert, in der Kirche Nusse ab 9.30 Uhr Johannes Pfeifer und in der St. Petri-Kirche in Ratzeburg ab 10 Uhr Prädikantin Sabine Stürzer.

Für das Publikum des KulturSommers einiges zu bieten haben die offenen Ateliers und Gärten.  Auf Gut Wotersen 12 gibt es am 26. und 27. Juni von 10 bis 17 Uhr Roswitha Winde-Pauls „MaterialZauber aus Porzellan“ zu sehen. Unter dem Motto „Alles beim Alten“ öffnet Karikaturist Stefan Kruse ebenfalls an beiden Tagen – jeweils von 12 bis 18 Uhr – sein Atelier in Krummesse (Lübecker Straße 56). Antje Ladiges-Specht zeigt Sonnabend und Sonntag von 12 bis 18 Uhr Bilder, Kleidung und Schmuck in Klein Zecher (Am Müllerweg 1).


Am 27. Juni gewährt Kettensägenkünstler Alexis Haeselich von 11 bis 14 Uhr Zugang zu seinem Müssener Skulpturenpfad (Ausschilderung hinter dem Raiffeisenmarkt). „Alles muss raus“ heißt es am Sonntag von 12 bis 17 Uhr bei der Bildhauerwerkstatt auf Gut Wotersen. Ebenfalls am 27. Juni öffnet Marianne Schäfer die Tür zu ihrem Skulpturengarten in Koberg (Koppelkaten 5, 12 bis 18 Uhr).

Ihren Berkenthiner Garten in eine Galerie verwandelt hat Ilona Kelling zusammen mit Eva Maria Noack, Sven Offenbächer und Thomas Haake. Alle vier freuen sich am Drosselweg 29 zwischen 13 und 17 Uhr auf Besucherinnen und Besucher.

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Echte Dramen auf entgrenzter Bühne

„Die Generalprobe ist für uns Schauspieler so ein bisschen das Highlight des Projektes“, sagt Moritz Grabbe alias Orsino am Tag der Aufführung. „Weil da alle zusammenkommen und das Stück einmal von Anfang bis Ende sehen können.“ Grabbe hat zusammen mit Irene Benedict und Yuliya Zhyvitsa sein Quartier ein paar Meter abseits der Schmilauer Brücke aufgeschlagen. Sie wirken sehr entspannt, sitzen auf Campingstühlen und unterhalten sich. Es ist 14.37 Uhr. Um 15 Uhr sollen die ersten Boote auf dem Schaalseekanal starten.

Das Trio ist Station Nummer 1 bei der Aufführung von Michelle Affolters Inszenierung von Shakespeares „Was ihr wollt“. Ein Vorteil, wie Grabbe findet. „Als Station Nummer 1 weiß man genau, wann die Boote kommen“, sagt er. „Weiter hinten wartet man schon mal eine Stunde, bis man dran ist.“ Unabhängig davon ist er wie seine Mitspielerinnen begeistert von dem Spiel in der offenen Landschaft. „Das ist immer ein großer Spaß“, sagt er. Kollegin Benedict schwärmt vom Kanu-Wander-Theater als einen „besonderen Kosmos“. „Die Leute“, ergänzt sie, „gehen mit sehr viel Liebe an diese Aufführung.“

Die entgrenzte Bühne verleiht den Schauspielerinnen und Schauspielern offensichtlich Flügel und sie lässt Fiktion und Wirklichkeit aufeinanderprallen, wie schon die erste Szene von „Was ihr wollt“ zeigt. Grabbe begibt sich auf die Schmilauer Brücke. Er möge Autofahrern ein Zeichen geben, bei der Überfahrt das Tempo zu drosseln, bittet er Marius Pischke. Pischke gehört zum Helferteam des Kanu-Wander-Theaters. Kollegin Benedict spaziert derweil die rechte Uferseite entlang. Hinter ihr hat sich ein Pärchen mit Hund aufgebaut. Auf der anderen Seite der Brücke sitzt Zhyvitsa, ein Schifferklavier auf dem Schoß. Ein paar Meter von ihr entfernt steht ein Mann, der seinen Hund auf dem Arm trägt.

Irene Benedict (Viola) & Moritz Grabbe (Orsino) auf der Schmilauer Brücke.

Ganz langsam kommen die Boote in Sicht. Zug um Zug schieben sie sich heran. Benedict, die die Viola spielt, erwartet sie tänzelnd am Ufer. Sie beugt sich leicht nach vorn und rudert mit dem rechten Arm. „Sebastian?“ ruft sie. „Sebastian!“ Orsino lehnt sich über das Geländer. Den Blicken der Spaziergänger entzogen stoppt Helfer Pischke einen Trecker.

Grabbe und Benedict entfalten eine ungeheure Dynamik. Sie tun dies, indem sie den großen Raum mit Bewegung ausfüllen und auf die Kanus reagieren, als handele es sich um Teile eines Ganzen. Sie machen im wahrsten Sinne des Wortes Meter. Hier gibt es kein Publikum und keine Schauspieler – schleudern sie mit jedem Satz und jeder Geste den Ruderern entgegen. Hier draußen gibt es nur uns.

Es ist eine Überwältigungsstrategie, der sich vermutlich nur entziehen kann, wer sein Handy zum Filmen gezückt hat. Der Blick durch die Linse ermöglicht Distanz, die man als Zuschauer beziehungsweise Zuschauerin nicht hat.

Was, fragt man sich, wird hier gerade verhandelt? Die Antwort auf diese Frage fällt aus. Zunächst jedenfalls. Keine zweihundert Meter weiter legt diese „Was ihr wollt“-Inszenierung erst einmal weitere Fährten aus. „Ich bin keine Schauspielerin. Doch bin ich nicht, was ich spiele“, eröffnet Merle Rathje Kollegin Hanna Ramminger. Was keinesfalls der Wahrheit entspricht. Rathje nimmt als Viola Kontakt zu Olivia auf. Sie will ein gutes Wort für Orsino einlegen. Aber Olivia – in dieser Szene gespielt von Ramminger – hat dafür keine Ohren. Ein älterer Herr, ein Powerwalker, marschiert in diesem Moment zwischen den beiden Frauen hindurch. Die Darstellerinnen spielen unbeeindruckt weiter. „Was soll diese geschwollene Sprache? Bääh, lass das bitte!“ motzt Olivia. Sie kann mit den Liebesschwüren, die Orsino Viola mit auf den Weg gegeben hat, nichts anfangen.

Unbekannter Walker im Spiel – im Hintergrund Hanna Ramminger und Merle Rathje.

Unterdessen kämpft Daniel Brach am alten Wasserwerk mit der Langeweile. Die Warterei nervt. Die ersten Boote sind vor rund einer Stunde gestartet. Sie müssten längst da sein. Immer wieder geht sein Blick auf den Schaalseekanal hinaus. Der Besuch ist für ihn eine willkommene Abwechslung. Brach hat eine Schlüsselpassage für die Inszenierung übernommen. Der junge Schauspieler spricht von dem Sich-Hineinfühlen in eine Rolle, von der Intuition, die es in seinem Beruf braucht, und von der Bedeutung des Textes.

Das Warten gibt Brach nicht nur Raum für einen Smalltalk. Er bekommt obendrein von einer Spaziergängerin einen Kaffee angeboten. „Gerne“, sagt er. „Mit Milch?“ fragt die Frau. „Nein, schwarz.“ „Ich bringe ihn Ihnen gleich vorbei.“

Um 16.09 Uhr tauchen die ersten Boote vor Brach auf. Er ist sofort in der Rolle. Von einem Moment auf den anderen verwandelt er sich in Sebastian. Nur der Text scheint so, als spräche jemand im Hier und Jetzt, so ganz ohne den Schleier des Schauspiels.

„Mir fehlt die Kraft, unter Leute zu gehen“, ruft er den Leuten zu. „Ich meine, ich schaffe es nicht, einkaufen zu gehen, wie soll ich es schaffen, auf eine Party zu gehen?“ Plötzlich verschwindet Shakespeare hinter der Maske der Pandemie. Sebastian oder Brach oder wer auch immer adressiert Dinge, die die Gesellschaft und insbesondere die Kultur seit knapp anderthalb Jahren umtreiben. „Ich weiß doch nicht mal mehr, wer ich bin, und was ich will“, ruft er. „Das ist doch alles fake! Und das ist mein Problem. Mein Beruf ist fake. Ich bin Schauspieler, ich spiele mir doch nur selber was vor.“

Am Ende schickt er – Brach oder Sebastian – das Publikum weiter. Er selbst wartet. Auf die nächsten Boote und auf den Kaffee, der ihm kurze Zeit später in einem Mehrweg-to-Go-Becher gereicht wird. Der Kaffee ist echt und er ist heiß. Viel mehr kann man vom Leben nicht erwarten.

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Kunst in bunter Blüte

Zum Sommerferienstart bringt der KulturSommer am Kanal der Stiftung Herzogtum Lauenburg (KuSo) die Kunst im Kreis zu neuer und vielfältiger Blüte. „Die dritte Woche bringt in Bildern und Tönen Farbigkeit für Groß und Klein in viele Ecken der Region“, freut sich Intendant Frank Düwel. Rund 20 Locations bieten Erlebnisräume für Konzerte unterschiedlichster Couleur, ein buntes Angebot für Kids und ihre Eltern, literarische Akzente und ein volles Orchester an Ateliers; alle Beteiligten möchten die Woche leuchten lassen. Hier ein Blick ins geplante Programm vom 19. bis 25. Juni – wie immer mit der Empfehlung verbunden, das Geschehen mit den aktuellen Infos auf der Webseite www.kultursommer-am-kanal.de aufmerksam abzugleichen.

Vier Konzerttage bieten Erwachsenen Hörgenuss zwischen Klassik und Fusion – und das nicht nur am Wochenende. Eine zauberhafte Begegnung mit Melodien berühmter Komponisten, einer unterhaltsamen Geschichte, einer Querflöte und Johanna Rabe erwartet das Publikum am Samstag (19.6.) in Koberg. In Lauenburg dürfen sich die Zuhörer an diesem Tag auf dem Friedhof „Von tausend Blumen angeblickt“ fühlen. Andrea Krtschil, Katja Bauke und Pastor Stephan Krtschil gestalten den Sommertag mit Trompeten, Posaunen und einer Lesung. Ausflüge ins Experimentelle unternehmen die Künstler am Sonntag (20.6.): Das Künstlerhaus Lauenburg lädt zu einem audiovisuellen Stadtspaziergang ein. Der „Klang-Parcours“ im öffentlichen Raum, ein aktuelles Projekt mit Soundwalks, Klangcollagen und weiteren akustischen Erlebnissen, führt zu 15 Stationen. Raffinierte Strukturen und Klangfarben lässt auch der Auftritt des Quintetts „Makroskop“ in Ritzerau erwarten. Das Set der Musiker aus Berlin verbindet akustisch bis elektronisch und ebenso melancholisch wie kraftvoll die Welten von Jazz, Fusion, World und Acoustic.

Am Donnerstag (24.6.) bringt Lorenz Stellmacher mit seinem neuen Programm „Pianoklänge am Gartenteich – Halleluja!“ die Welt nach Fitzen. Dort stellt er in Rincks kleinem grünen Paradies sein neues Programm vor. Im ewigen Garten – auf dem Geesthachter Waldfriedhof – lassen am Freitag (25.6.) Gregor Bator und Anna Preyss-Bator bei ihrer Sommer-Serenade mit Melodien aus Klassik, Romantik und Filmen Piano- und Violinenklang in den Himmel steigen. Den experimentellen Sound von Cello und Gitarre, Schlagzeug und Percussion verbinden Peter Köhler und Benjamin Lütke in Klein Zecher. Ihr Konzert „Back to the Roots“ in der Alten Schule zieht mit akustischen Instrumenten eine neue Verbindung zur dortigen Ausstellung.

Auch für Kids und ihre Familien steht Musik auf dem Programm: Beim Gartenkonzert im Park des Schwarzenbeker Amtsrichterhauses (19.6.) ist spannende klassische Musik zu hören – kindgerecht und mit leichter Hand vorgestellt von Anna Olivia Amaya Farias und Pablo Villafuerte von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Sie möchten ihre Freude an Instrumenten und am Musizieren weitergeben. Das Projekt wird durch den Rotary E-Club Hamburg Connect ermöglicht. Action ist am Samstag und Sonntag (19./20.6.) bei Ausflügen ins Duvenseer Moor angesagt: Die Kunsttherapeutin Johanna Geschke streift mit den Kids durchs Grüne und lässt sie die gesammelten Zweige, Blätter, Steine u. v. m. zu kreativer „Natur-Kunst am Wegesrand“ verarbeiten. Etwas ruhiger, aber nicht weniger fantasievoll dürfte am Mittwoch (23.6.) Anna Maltens Märchenreise mit der Schiffsratte Konzilius in der Ratzeburger Stadtbücherei werden. „Das Taschenfloß“ heißt die Geschichte für kleine Neugierige ab vier Jahren.

Die Kultur- und Kunstschaffenden der Region erfrischen Auge und Ohr mit vielen weiteren bunten Blüten. 19 offene Künstlerateliers und -gärten laden am Wochenende zum Besuch und Gespräch ein – in Groß Grönau serviert die Malerin Ulrike Bausch zusätzlich lyrische Häppchen freiheitsliebender Frauen. Größeren literarischen Hunger vermag gewiss Gwendolin Fähser zu stillen, die am Sonntag (20.6.) in Ritzerau zum Waldspaziergang mit Lesung einlädt. Wer möchte, kann sich dazu ein Picknick mitbringen. Ein kleiner Schmaus zur Stärkung zwischendurch könnte auch am Samstag (19.6.) in Ratzeburg nicht schaden: Ein gemütliches Mittsommerfest mit Musik lädt auf der Wiese neben dem A.-Paul-Weber-Museum zum Tanz ein. Günter Klose und seine Freunde untermalen das Familienfest am Seeufer mit schwedischen Klängen. (ea)

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Thema der Woche

Vorspiel nach Wochen der Ungewissheit

Es sind viele. Sie stehen größtenteils in kleinen Grüppchen vorm Herrenhaus des Stadthauptmannshofes herum. Es wird geschwatzt und noch ein bisschen geübt. An der roten Backsteinmauer, die den Stadthauptmannshof von einem Wohnhaus abgrenzt, hat Birgit Waniorek ihre Utensilien aufgebaut. Eigentlich ist sie für die Maske zuständig. „Die größte Herausforderung ist aber die Einhaltung der Hygienevorschriften“, sagt sie.

Der 10. Juni ist ein lauer Sommerabend und das Kanu-Wander-Theater hat sich für die Generalprobe versammelt. Man muss sich kneifen und fragen: Kann das überhaupt sein? „Man muss jetzt abwarten“, hatte Regisseurin Michelle Affolter noch am 8. April in einem Telefonat erklärt. „Wir wissen ja nicht, was jetzt noch für Maßnahmen kommen. Wir hoffen, dass wir im Mai dann proben können.“ Man konnte die Skepsis bei diesem Telefonat heraushören. Es sprach da nicht nur Michelle Affolter, es sprach da auch die Erfahrung aus zu viel Lockdown, zu vielen Absagen von Berufs wegen. Wird das wirklich was werden mit der Aufführung? Wirklich? Oder sitze ich am Ende einer Fata Morgana auf?

Nun wird also tatsächlich gespielt: „Was ihr wollt“. Shakespeares rasante Komödie, die bereits 2020 auf dem Plan stand. Das Skript lag schon fix und fertig in Affolters Schublade, atmete jedoch die Lockerheit der Vor-Corona-Zeit. Die Regisseurin schrieb ein neues. Die einzelnen Szenen – es sind insgesamt 13 – haben sie im Mai geprobt. Jede Gruppe für sich. Heute soll nun das gesamte Stück einmal durchgespielt werden.

Mehr als 30 Darstellerinnen und Darsteller sind am Start. Es braucht ein paar Bleichenwangs, ein paar Malvolios, ein paar Orsinos – das sind Männer, die um die Gräfin Olivia, Zentrum der Komödie, kreisen. Außerdem sitzen da noch einige Marias, Tobys und Violas auf dem Rasen. Auch die begehrte Olivia ist selbstverständlich vertreten. Das Kostüm, ein schwarzes Kleid, macht der Rolle alle Ehre. Die Frau trauert laut Vorlage um ihren Bruder. Allein das Stück Stoff lässt hier keinen Zweifel zu: Die Darstellerin kommt wie eine uneinnehmbare Festung daher. Es braucht dafür keine besondere Gestik. Sie ist wie eine finstere Sonne, um die sich – ob sie will oder nicht – alles dreht.

Zunächst einmal nutzen die meisten Akteure die Schwerkraft und lassen sich auf dem Rasen vorm Schulseeufer nieder. Es kann losgehen mit der Generalprobe. Die Stimmung wirkt gelöst. Es ist, als hätte es die Zeit davor nie gegeben. Aber das ist natürlich nur eine Illusion. Das, was war, wirkt fort. So schnell lässt sich die Pandemie dann doch nicht abschütteln.

Doch hier und jetzt rücken die zurückliegenden Monate erst einmal in den Hintergrund. Nach den einzelnen Proben folgt nun der Durchlauf. Das Spiel beginnen Moritz Grabbe, Irene Benedict und Yuliya Zhyvitsa. Benedict ist Viola, die ihren Bruder Sebastian vermisst. Zhyvitsa will Grabbe mit dem Schifferklavier zum Tanzen animieren. Der spielt Orsino, einen Herzog, der unsterblich in Olivia verliebt ist.

Grabbe ist schon zum vierten Mal beim Kanu-Wander-Theater dabei. Er findet, dass die Proben im Grunde nicht anders abgelaufen sind als sonst. „Außer“, sagt er, „dass wir Masken getragen haben.“ Die Probe, die seine beiden Partnerinnen und er hinlegen, scheinen diese These zu stützen. Das Trio wirkt bestens präpariert.

Benedict alias Viola legt den Schalter sofort um. „Sebastian“, ruft sie. Ihr Blick geht über den Rasen und das versammelte Ensemble hinweg auf den Schulsee hinaus. Orsino liegt die Arme ausgebreitet rücklings auf einer Mauer. Zhyvitsa spielt. Orsino erhebt sich nach einer Weile und bewegt die Hände wie ein Dirigent zur Musik.

„Wolltest du nicht jagen, Orsino?“ fragt Zhyvitsa. „Was?“ fragt Grabbe. „Den Hirsch.“ Grabbe, Zhyvitsa und Benedict verdienen sich den Beifall des Ensembles. So weit, so klar. Was aber halten Regisseurin Affolter und ihre Assistentin Johanna Neutzling von dem Spiel. Das Duo steckt die Köpfe mit den drei Darstellerinnen und Darstellern zusammen. Es gibt keine Kritik vor versammelter Mannschaft. Was gesagt beziehungsweise geändert werden muss, ist eine intime Angelegenheit. Affolter lenkt das (Vor-)Spielen. Sie ist klar und bestimmt, aber sie verzichtet auf große Gesten, leistet sich keinen Egotrip auf Kosten des Ensembles. Die Orsinos, Violas und Malvolios danken es ihr mit einer Generalprobe, die dicht dran ist an ihren Vorstellungen. Auch Grabbe kommt gut weg mit seinem Spiel. Er hat – wie er sagt – ein bisschen zu lange auf dem Rücken gelegen. Aber das ist ein „Faux-Pas“, der sich – wie er bei der Premiere auf der Schmilauer Brücke demonstrieren wird – leicht beheben lässt.

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Foto: Antje Berodt