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Schlechte Zeit fürs Singen

Normalerweise ist das Musikjahr bei Domkantor Christian Skobowsky immer schon vorausgeplant. Sehr weit voraus sogar. Anders ließen sich große Konzerte – wie beispielsweise für die Weihnachtszeit – gar nicht auf die Beine stellen. Dementsprechend geben die Dommusiken immer ein Jahresprogrammheft heraus.

2022 sieht das leider anders aus. „Bis Sommer“, sagt Skobowksy, „haben wir den Ball ganz bewusst erst einmal flach gehalten. Man weiß ja aktuell nicht, worauf es hinausläuft. Deshalb haben wir auch keine ganz großen Werke geplant.“ Logisch, dass es da ebenso wenig Sinn macht, ein Jahresprogrammheft herauszugeben.

Sicher ist immerhin, dass im Ratzeburger Dom Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Paulus“ aufgeführt werden soll. Dies wird zu Ehren von Ulrike Burkhard-Sohns geschehen, die als Kirchenmusikerin der Gemeinde St. Georg 2021 in den Ruhestand gegangen ist. Für die Aufführung plant Skobowsky eine Zusammenarbeit des Domchores und des von Ulrike Burkhard-Sohns geleiteten Ensembles. Als Termin visiert der Domkantor den 5. November an.

Skobowsky ist aber optimistisch, dass schon es schon wesentlich früher mit Chorkonzerten weitergehen kann. Hintergrund ist, dass er mit dem Domchor seit kurzem wieder in zwei Gruppen proben darf. Dies sieht er als Chance, mit seinem Ensemble doppelchörige Werke einzustudieren. „Das ist etwas, was man normalerweise, gar nicht schafft in zwei Stunden. Und das kann ich jetzt separat proben. Die Umstände bringen da manchmal auch Möglichkeiten mit sich“, freut er sich auf die nächsten Wochen.

Stand jetzt plant er für den 2. April den ersten Auftritt. Mit der Instrumentalmusik geht es schon in den kommenden Tagen und Wochen weiter. Am Sonnabend, 19. Februar, steht um 18 Uhr ein Konzert für Violine und Orgel auf dem Programm. Dieses Konzertformat ist darüber hinaus am 19. März und 30. April geplant. Zudem sollen am 27. März und am 22. Mai Kantatengottesdienste stattfinden.

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Missingsch – wat is dat denn?

Heutzutage bekäme man dafür wohl einen Vogel gezeigt. Aber im 16. Jahrhundert erachteten es wohlhabende Bürger aus Norddeutschland als notwendig. Um mit der gesellschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten, schickten sie ihre Kinder nach Sachsen. Genauer gesagt nach Meißen. Dort sollten sie richtiges Hochdeutsch lernen. Was ihnen – wie sich heute noch nachvollziehen lässt – nur mit mäßigem Erfolg gelang. Statt Hochdeutsch sprachen die jungen Leute, als sie zurückkehrten, „Missingsch“. Ein Mischmasch, der die plattdeutsche Grammatik und Aussprache in das meißnerische Hochdeutsch einfließen lässt.

Dass das Vorhaben schief ging, fiel in der Heimat nicht weiter auf. Der Großteil der niederdeutschen Gemeinde reiste nicht. So etwas konnten sich damals nur wohlhabende Familien leisten. Also verbreiteten Söhne und Töchter aus gutem Haus das angeblich „gute meißnerische Deutsch“. Der Regiolekt „Missingsch“ war geboren.

„Wie das Niederdeutsche kennt ‚Missingsch‘ zum Beispiel keinen Dativ“, sagt Thorsten Börnsen, Leiter des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein (ZfN/Mölln). Statt „mir“ und „mich“ und „dir“ und „dich“ heißt es immer nur „mi“ und „di“. „Missingsch“, so Börnsen, begegne man auch heute noch. „In der Generation meiner Eltern und Tanten – das ist die Generation 80 plus – können viele kein richtiges Hochdeutsch“, meint er. Hartnäckig wird in dieser Gruppe der Dativ ignoriert, werden die Vokale gedehnt und gestreckt und sich standhaft geweigert, den erweiterten Infinitiv mit „zu“ zu verwenden. Heraus kommen Sätze wie: „Is schoon schweer kommen aus Schule und finden Beruf.“

Wie aber kam es überhaupt dazu, dass das Sächsische so stilbildend wurde und norddeutsche Familien ihren Nachwuchs nach Meißen schickten? Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler sehen hier die Ursache bei Luther und der Reformation. Luther lebte in Sachsen. Er lehrte in Wittenberg Theologie und legte 1534 die erste Bibel-Übersetzung in Deutsch – der Sprache des Volkes – vor. Zudem konnten Schriften und Bücher dank der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert nun in hoher Auflage verbreitet werden. Gute Voraussetzungen also für die Entstehung einer Standardsprache.

Niederdeutsch – das diesen Status als Handelssprache lange Zeit innegehabt hatte – befand sich dagegen im Niedergang. Auch weil sich der Raum für den Handel weitete und sich bis in die neue Welt ausdehnte.

Mehr als 500 Jahre nach diesem Wendepunkt ist es nun an Menschen wie Börnsen, sich dafür einzusetzen, dass die einst blühende Sprache wieder Fahrt aufnimmt. „Missingsch“ ist für ihn dabei nur ein Randaspekt und als Regiolekt ein auf die älteren Generationen beschränktes Phänomen. Und doch: Kleine Überreste von „Missingsch“ hat Börnsen auch in der Sprache der Jüngeren entdeckt. „In Hamburg sagen sie heute ‚moin‘, betont der ZfN-Leiter, „Das hat früher kaum jemand gemacht“, sagt Börnsen. „Einige sagen auch Hambu-i-rch. Damit auch der Letzte schnallt, dass man aus Hamburg kommt.“

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Plattbeats ist wieder da

Thorsten Börnsen plant das Comeback. 2022 soll es mit Plattbeats unbedingt weitergehen. 2021 war der plattdeutsche Songcontest für den musikalischen Nachwuchs der Pandemie zum Opfer gefallen, 2020 hatte der Leiter des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein (ZfN/Mölln) noch einen digitalen Entscheid durchgeführt.

2022 hofft Börnsen auf ein „analoges Finale“ im M.A.U. Club Rostock. Sofern keine Virusvariante dazwischenkommt. Der Startschuss für die Vorausscheidung soll im März erfolgen. Den genauen Zeitpunkt kann Börnsen aktuell noch nicht nennen. Auch der weitere zeitliche Ablauf steht bislang noch nicht fest. Klar ist dagegen, dass das ZfN mit dem Bundesrat für Niederdeutsch einen neuen Partner für „Plattbeats“ gewinnen konnte.

„Sobald ich das exakte Datum für den Start des Wettbewerbs habe, werde ich es auf den Webseiten www.plattbeats.de und auf www.niederdeutschzentrum.de sowie in den Medien bekannt machen“, so Börnsen. Fest steht schon jetzt, dass der Songcontest ein niedrigschwelliges Angebot für junge Musikerinnen und Musiker bleiben wird, mit der niederdeutschen Sprache in Berührung zu kommen.  „Wir bieten den Songschreibern bei der Übersetzung der Texte weiterhin unsere Unterstützung an – sofern sie das Plattdeutsche nicht ausreichend beherrschen“, erklärt Börnsen.

Trotz der Zwangspause hofft der ZfN-Leiter auf möglichst viele Einsendungen. Ein Song ist bei ihm bereits eingegangen. Sozusagen auf gut Glück. „Das ist eine Rocktruppe“, sagt Börnsen, „Die Jungs kommen aus Bad Segeberg.“

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„Wi künnt ok anners!“

Sicher. Etwas, was klein und unsichtbar ist, vermag viel, wie man landauf, landab seit geraumer Zeit feststellen kann. Aber – und das ist die gute Nachricht – es kann nicht alles. Die Sprache zum Beispiel bleibt, sofern dieses Unsichtbare nicht plötzlich alles menschliche Leben auf dem Planeten auszulöschen vermag. Und so lange es Sprache gibt, kann sich kulturelles Leben entfalten.

Thorsten Börnsen, Leiter des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein (ZfN), sieht das genauso. Oder besser: Erlebt es so. „Dat plattdüütsch Leven heel nich eenfach op“, betont er. Anlass für ihn, dieses Leben sichtbar(er) zu machen. Dafür hat er gleich mit mehreren Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern gesprochen, die eine Beziehung zur Niederdeutsch-Gemeinde haben. Zum Beispiel mit dem Comedian Jens Wagner und dem Rapper LPP 143. Oder mit Holger Junkers vom Stadtmuseum Wedel sowie Friederike Bauer, die im Rellinger Theaterverein aktiv ist. Daraus entstanden ist eine Broschüre, die das ZfN jüngst herausgegeben hat.

„Mit heel veel Swung, Leevde un Kreativität hett sik dat plattdüütsch Leven mit Macht wieder röögt“, fällt Börnsens Fazit überaus positiv aus. Das Ergebnis findet sich auf insgesamt 26 Seiten, die informativ, verständlich formuliert und abwechslungsreich sind. Neben mehreren Interviews enthält die Broschüre eine Reihe von Erfahrungsberichten.

Die Broschüre „Wi künnt ok anners! Platt ut Holsteen“ ist im Stadthauptmannshof, Sitz des ZfN, Hauptstraße 148a in 23879 Mölln erhältlich. Die Einrichtung ist unter der Telefonnummer 04542-9082985 sowie per Mail unter info@niederdeutschzentrum.de erreichbar. Weitere Informationen gibt es unter www.niederdeutschzentrum.de.

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Gekommen, um was zu bewegen

Knapp über ein Jahr ist es mittlerweile her, dass Dr. Anke Mührenberg die Leitung des Kreismuseums in Ratzeburg übernommen hat. Kein besonders günstiger Zeitpunkt: Covid-19 entpuppte sich seither als hartnäckiger Knüppel zwischen den Beinen.

Doch der lange Lockdown im Frühjahr 2021 konnte ihrem Tatendrang ebenso wenig anhaben wie die bis heute andauernden Einschränkungen. Mührenberg war gekommen, um etwas zu bewegen. Sie machte Pläne und machte sich daran, soweit es die Umstände zuließen, sie umzusetzen.

Wenn man mit ihr spricht, merkt man dann auch schnell: Diese Frau hat klare Vorstellungen davon, wohin die Reise des Kreismuseums gehen soll. Kurzfristig und auch langfristig. Eine ihrer ersten Maßnahmen war eine Inventarisierung. In diesem Zuge ließ sie zudem die populäre 50er Jahre-Ausstellung ausräumen und umbauen.

Und was geschieht im Hier und Heute angesichts rapide steigender Ansteckungen? „Aktuell arbeiten wir daran, dass wir 2022 und auch künftig ein Jahresprogramm anbieten können“, sagt Mührenberg. Dies sei momentan ein wenig schwieriger, weil man nicht wisse, was „Corona“ noch mit sich bringe. Zudem müsse bei den Planungen berücksichtigt werden, dass das Museum „barrierearm“ werden soll. „Bei uns wird gerade ein Aufzug eingebaut“, erklärt sie. „Da gucken wir natürlich immer: Wie steht es mit der Bauaktivität?“

Gleichwohl ist das Projekt „Jahresprogramm“ angelaufen. Am 30. Januar starteten die Museumsführungen „Auf in die Kreismuseen“, die künftig einmal im Monat angeboten werden. Am 3. März steht zudem der Auftakt der Vortragsreihe „Historischer Donnerstag“ an. Mührenberg selbst spricht an diesem Tag unter dem Titel „Tüchtiges ordentliches Mädchen gesucht“ über Frauengeschichten aus dem Lauenburgischen im 18. und 19. Jahrhundert. Bei beiden Veranstaltungen stehen Geschichten und die Geschichte des Kreises im Mittelpunkt.

„Wegen der Pandemie haben wir erstmal nur das erste Halbjahr durchterminiert“, sagt Mührenberg dazu. Neben diesen Tagesevents arbeitet Mührenberg daran, mehr Ausstellungen anzubieten. „Wir wünschen uns, dass der Übergang von einer Ausstellung zur anderen nahtloser wird.“ Zum Auftakt zeigt das Kreismuseum die Schau „Verfolgung und Widerstand im Dritten Reich. Ein Blick in die Archive des Kreises“ (bis 6. März). Weitere etwa über Frauenleben oder zum Thema Berufsfotografie sollen folgen.

„Ich möchte das Kreismuseum als Zentrum der Geschichte des Kreises weiterentwickeln“, formuliert die Leiterin ihr übergeordnetes Ziel. Die Inventarisierung, die Ausstellungen und die Veranstaltungsformate sind für sie nur die ersten Schritte eines langen Weges. Für die Zukunft, macht sie klar, habe sie sich eine Neukonzeption vorgenommen.

Das Kreismuseum hat seinen Sitz im Domhof 12 (Ratzeburg). Es ist aktuell täglich außer montags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen für die Führungen werden unter der Telefonnummer 04541-860712 oder per Mail unter bach@kreis-rz.de entgegengenommen. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kmrz.de/.

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„Die Jugendverfolgung war auch hier – bei uns!“

Anita Julia Zöllner starb am 14. Februar 1945. Sie nahm sich das Leben. Aenne Raaz folgte ihr vier Tage später. Die beiden jüdischen Frauen – die eine aus Aumühle, die andere aus Ratzeburg – wussten keinen Ausweg mehr. Zum Ende des Krieges sollten sie deportiert werden. Ein mutmaßliches Todesurteil, dem sie mit der Selbsttötung zuvorkamen.

Mit dem Tod der beiden Frauen erlosch auch der letzte Rest jüdischen Lebens im Lauenburgischen. Ihre Verfolgung war eines von vielen Vorzeichen einer gegen Kriegsende immer weiter voranschreitenden Radikalisierung des NS-Regimes. Im Angesicht des drohenden Untergangs schlugen die Nationalsozialisten um sich. Es regierte die Willkür, die ihren Ausdruck in Mord und Totschlag und Todesmärschen fand.

Anita Julia Zöllner und Aenne Raaz hätten – weil sie mit „arischen“ Männern verheiratet waren – laut den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 vor Verfolgung geschützt sein sollen. Alle anderen lauenburgischen Jüdinnen und Juden hatten diesen „Schutz“ nicht. „Die jüdischen Familien, die hier lebten, hatte man gegen Kriegsende schon vertrieben“, sagt Dr. Anke Mührenberg, Leiterin des Kreismuseums in Ratzeburg. Aktuell präsentiert ihr Haus eine Ausstellung über „Verfolgung und Widerstand im Dritten Reich. Ein Blick in die Archive des Kreises“.

Die Schau belegt auf vielfältige Art und Weise, dass sich die NS-Verbrechen vor der eigenen Haustür abspielten. Und sie zeigt: Die systematische Entrechtung der Juden war ebenso sichtbar wie die Drangsalierung und Verfolgung Andersdenkender.

„Mit der Ausstellung wollen wir Anreize setzen, dass die Menschen genau das erkennen: Das war auch hier – bei uns – vor Ort“, betont Mührenberg. Wenn sie „wir“ sagt, spricht sie gleichzeitig für die Archivarinnen und Archivare im Kreisgebiet. „Ich wollte ihnen Gelegenheit geben, sich zu diesem Thema im Kreismuseum zu präsentieren. Im Gegensatz zu den Archiven haben wir den Platz dafür.“

Hoffen auf möglichst viele Ausstellungsbesucherinnen und -besucher: Volontär Moritz Bach und Kreismuseumsleiterin Dr. Anke Mührenberg.

Die Idee kam an. Neben dem Kreisarchiv Herzogtum Lauenburg haben die Archivgemeinschaft Nordkreis Herzogtum Lauenburg mit den Stadtarchiven Mölln und Ratzeburg, die Archivgemeinschaft Schwarzenbek sowie das Stadtarchiv Geesthacht zur Ausstellung beigetragen. Am vergangenen Donnerstag, 27. Januar, wurde sie eröffnet: dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.

Das Enddatum – der 6. März – ist weit weniger symbolträchtig, aber ebenso bewusst gewählt: „Der 6. März ist der Tag der Archive“, so Mührenberg. Sie hofft, dass das noch mal möglichst viele Menschen in das Kreismuseum lockt. Grundsätzlich hofft sie auf das Interesse von Schulen: „Es ist wichtig, die Kinder an dieses Thema heranzuführen“, sagt sie. Wichtig sei es auch, dass dies nicht nur digital geschehe. Sie selbst habe das schon beobachtet. „Es ist etwas anderes, wenn die Kinder sehen: Das ist echt, das ist anders als auf dem Bildschirm.“

Das Kreismuseum hat seinen Sitz im Domhof 12 (Ratzeburg). Es ist aktuell täglich außer montags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen für die Führungen werden unter der Telefonnummer 04541-860712 oder per Mail unter bach@kreis-rz.de entgegengenommen. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kmrz.de/.

Fotos: Kreisarchiv/Kulturportal-Herzogtum.de

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Historischer Donnerstag

Sich regelmäßig auf die Spuren der lauenburgischen Geschichte und Kultur begeben können sich die Besucherinnen und Besucher der Kreismuseen in Ratzeburg. Ab sofort steht im Kreismuseum oder im A. Paul Weber-Museum unter dem Motto „Auf in die Kreismuseen“ monatlich eine Sonntagsführung auf dem Programm. Darüber hinaus geht das Haus ab dem 3. März mit der Vortragsreihe „Historischer Donnerstag“ an den Start. Ebenfalls einmal im Monat berichten dann Expertinnen und Experten über geschichtliche Ereignisse und Persönlichkeiten aus dem Kreis.

Die nächste Museumsführung ist für den 27. Februar geplant. Die Führung übernimmt Ute Fritzsche. Weitere Termine sind am 27. März, 24. April, 29. Mai und 19. Juni. Die Reihe „Historischer Donnerstag“ beginnt am 3. März mit dem Vortrag „Tüchtiges ordentliches Mädchen gesucht“. Referentin ist Museumsleiterin Dr. Anke Mührenberg. Die Museumsführungen beginnen jeweils um 15 Uhr, die Vorträge um 19 Uhr.

Das Kreismuseum hat seinen Sitz im Domhof 12 (Ratzeburg), das A. Paul Weber-Museum nebenan im Domhof 5. Die beiden Häuser sind aktuell täglich außer montags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen für die Führungen werden unter der Telefonnummer 04541-860712 oder per Mail unter bach@kreis-rz.de entgegengenommen. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kmrz.de/.

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„Jeder ist angehalten, gute Bilder zu liefern“

Die Fotofreunde Schwarzenbek feiern 2022 ihr 20-jähriges Bestehen. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit Stefan Stauch, erster Vorsitzender des Clubs und Gründungsmitglied, über das Fotografieren und die Vereinsphilosophie.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Stauch, was ist ein gutes Foto?

Stefan Stauch: Das liegt immer im Auge des Betrachters. Wenn dir jemand sagt, der Wein hat 30 Euro gekostet – der muss gut sein – und er schmeckt dir nicht, dann ist das für dich kein guter Wein. So ist es auch mit einem guten Foto. Natürlich gibt es gewisse Regeln, warum ein Bild gut wirkt. Die kann man aber auch gerne mal brechen. Es gibt die kreative Fotografie und es gibt die Fotografie in bestimmten Sparten wie Architektur, Sport und Natur. Hier ist einer, der die Dinge sehr realistisch darstellt, dort ist jemand, der sich künstlerisch ausdrückt. Es kommt immer drauf an, wer sich die Bilder anguckt.

KP: Sie sagten, es gebe gewisse Regeln, auf die es ankommt. Welche sind das?

Stauch: Da ist zunächst einmal die Idee. Was will uns der Fotograf mit dem Bild sagen? Dann geht es um die Bildgestaltung. Das heißt: Wie ist das Bild aufgebaut? Wie hast du dein Motiv platziert? Hast du irgendwelche bildgestalterischen Mittel eingesetzt wie den goldenen Schnitt oder bestimmte Linien und Fluchten verfolgt. Als Drittes kommt die Technik ins Spiel. Wie steht es um die Belichtung, die Schärfe und die Farbgestaltung? Habe ich mit HDR – also mit hohen Kontrasten – gearbeitet oder mit Composing? Das Aufnahmegerät ist dabei gar nicht entscheidend. Sie können auch mit dem Handy Fotos machen. Die letzte Regel betrifft den Eindruck des Bildes. Wie wirkt das Bild auf die Welt?

KP: Und diese Kriterien brechen Sie dann auf die verschiedenen – Sie sprachen gerade von Sparten – Themenbereiche herunter?

Stauch: Ja, natürlich. Aber irgendwie bleibt man dabei immer ein Stück weit subjektiv. Jeder hat da sein Spezialgebiet und wird vielleicht sagen: Porträt langweilt mich, Tiere habe ich auch keinen Bock drauf. Sport auch nicht. Vorlieben beeinflussen den Juroren wie den Betrachter. Ich persönlich mag Architektur. Aber nicht nur. Ich bin flexibel und habe schon fast alles ausprobiert. Man muss sich einfach nur drauf einlassen.

KP: Sie sprechen die verschiedene Themenauswahl an. Wenn man auf die Internetseite der Fotofreunde schaut, liegen die Geschmäcker bei den Mitgliedern sehr weit auseinander. 

Stauch: Das kann man da schon so rauslesen. Dennoch gestalten wir unsere Themen so, dass es uns erst einmal egal ist, ob eine Einzelperson keine Tiere oder keine Porträts fotografieren mag. Wir versuchen alle zu animieren, mitzumachen. Viele lassen sich auch drauf ein. Es gibt aber auch den einen oder anderen, der sagt, ich gehe nicht zum Fotografieren in den Zoo oder wohin auch immer. Gleichzeitig hat sich manch einer weiterentwickelt. Deswegen gestalten wir das Vereinsleben auch so abwechslungsreich wie möglich, damit für jeden was dabei ist und uns die Mitglieder nicht weglaufen.

KP: Sie sprechen gerade für die Gruppe. Würden Sie sagen, dass es eher ein Vorteil oder ein Nachteil ist, dass der Verein so unterschiedlich von den Themen her aufgestellt ist?

Stauch: Je mehr mit unterschiedlichen Interessen dabei sind, desto besser. Die Leute ziehen einen mit, können etwas zu anderen Themen sagen. Manchmal halten Fotofreunde Referate zu ihren Steckenpferden. Über Streetfotografie beispielsweise. Da werden uns dann ein paar Tricks verraten, wie man ordentliche Streetfotos machen kann, ohne dass man gleich von jedem eine Einverständniserklärung in der Tasche haben muss.

KP: Das klingt für mich, als würden sich die Mitglieder gegenseitig aus ihrer Komfortzone holen und dadurch fachliche und soziale Kompetenzen befördern.

Stauch: Das ist so. Man ist dann auch stolz, wenn man irgendwas hinbekommt oder etwas an andere vermittelt. Gleichzeitig stellt man sich mit seinen Bildern vor die Gruppe und setzt sich der Kritik aus. Der eine oder andere bekommt dann auch mal ein negatives Feedback. Aber daraus lernen wir ja – das befruchtet uns. Gerade junge Leute oder Mitglieder, die noch nicht so lange dabei sind, werden durch unsere Teamwettbewerbe und Team-Workshops mitgezogen. Da musst du dich dann schon mit dem jeweiligen Thema befassen, um was auf die Reihe zu bekommen.

KP: So herausgehoben vor der Gruppe in der Kritik zu stehen, stelle ich mir schwierig vor. Haben Sie da eine angemessene Tonalität für gefunden?

Stauch: Eigentlich ja. Klar gibt es auch mal jemanden, der einen schlechten Tag hat und mal irgendetwas raushaut. In erster Linie ist es aber so, dass man die Sachen mit Respekt betrachtet. Kritik soll konstruktiv und nicht vernichtend sein. Wir wollen eine ordentliche Stimmung und ein faires Miteinander haben. Sonst kannst du die Leute auch nicht halten. Letztendlich geht es um Fotos. Dementsprechend sachlich äußern wir uns.

KP: Für einen sensiblen Menschen ist das trotzdem gewöhnungsbedürftig.

Stauch: Man muss schon lernen, damit umzugehen. Das stimmt. Wenn sie da aber einen guten Modus gefunden haben, ist das auch ein Zeichen fürs Vertrauen – für die Gruppe, für Erfahrung miteinander.

KP: Sie nennen sich ja Fotofreunde Schwarzenbek und bezeichnen sich auf ihrer Homepage als Hobbyfotografen. Andererseits höre ich bei Ihren Aussagen eine gewisse Ambition raus, die über das bloße Hobbytum hinausgeht. Wie sehen Sie das? Wie sieht die Gruppe das?

Stauch: Wir sind ambitioniert. Wir schüren diesen Ehrgeiz auch, indem wir eine ganze Menge Wettbewerbe machen. Das Bild des Monats beispielsweise ist mittlerweile ein Klassiker, das am ersten Clubabend des Monats gekürt wird. Durch diese Wettbewerbe kriegen diejenigen, die nicht so erfolgreich sind, auch mit, woran das liegt. Sie stehen vor der Frage: Warum schaffe ich das nicht mal, so ein Bild des Monats zu machen? Auch bei den Ausstellungen gehen wir hart ran. Da ist jeder angehalten, gute Bilder zu liefern. Aber wenn dann nichts dabei ist, kann man auch nichts nehmen. Es geht nicht unbedingt darum, dass jeder zwei Bilder hinhängen darf.

KP: Da haben sie dann schon einen sehr hohen Anspruch.

Stauch: Bei ist uns niemand dabei, der nicht einen gewissen Ehrgeiz hat. Wer will denn Sachen machen, die am Ende keiner sehen will? Das ist doch deprimierend. Dann kann man es auch lassen. Uns war von Anfang an klar, dass wir keine Sachen machen wollen, die auf irgendwelchen Festplatten vergammeln. Wir wollen unsere Bilder auch zeigen. Dafür machen wir auch Ausstellungen – aktuell laufen sie digital.

KP: Stichwort „digital“. Haben Sie da als Verein eine klare Grenze gezogen, ab wann etwas keine Fotokunst mehr ist? Oder sind Sie da vollkommen offen?

Stauch: Wir sind da eigentlich völlig offen. Anfangs gab es bei uns Diskussionen wegen des Composings, weil das nicht alle konnten. Aber wir wollen und können uns nicht beschneiden, indem wir irgendwelche Sachen einfach weglassen oder ignorieren. Natürlich haben wir immer mal wieder Fotowettbewerbe, wo explizit gesagt wird, dass kein Composing erlaubt ist. Da sind wir dann auch sehr streng. Aber generell wollen wir der Kreativität nicht im Wege stehen.

KP: Herr Stauch, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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„Langzeitbelichtungen“

Nur zu gerne würden die Fotofreunde Schwarzenbek ihre Bilder „live“ und „in Farbe“ zeigen, doch Kunst- und Kulturevents mit Publikum sind in diesen Zeiten schwer zu organisieren. Als Alternative präsentiert der Verein nun die digitale Ausstellung „Langzeitbelichtungen“.

Über einen virtuellen Rundgang bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer diverse Bilder wie Andreas Hahnkows „Zeitreise“ (Foto) zu sehen, die mindestens eine Dreißigstel-Sekunde belichtet sind. Autos und Züge verharren verschwommen im Tempo. Menschen, die es eilig haben, kommen zum Stillstand. Eine Ahnung über drohendes Unwetter bleibt am Himmel hängen. Garniert werden die ausdrucksstarken Exponate mit Bonmots zur Zeit und zu Zeitphänomenen. Unterlegt sind sie mit meditativer Musik, die dazu einlädt, die Gedanken ins Fließen zu bringen.

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Geburtstagsfeier mit Planungsfallstricken

So viel ist gewiss: Das Jubiläumsjahr ist da. 2022 feiern die Fotofreunde Schwarzenbek ihr 20-jähriges Bestehen. Nicht gewiss ist, wie umfangreich und in welcher Form die Feierlichkeiten stattfinden werden. Feiert man nur intern oder auch extern?

„Vielleicht machen wir im Laufe des Jahres eine Ausstellung zu einem bestimmten Thema“, sagt dazu Stefan Stauch, Vorsitzender des Vereins. Er macht mit Blick auf etwaige Hindernisse aber auch klar: „Wenn wir etwas hinhängen, das keiner sieht, haben wir nichts davon.“ Immerhin: Der Optimismus, dass da was gehen könnte, ist da. „Wir beginnen demnächst mit den Planungen.“

Ein möglicher Fallstrick für eine Ausstellung, der nicht wegzudiskutieren ist, ist die Pandemie. Ein zweiter ist die Suche nach einem geeigneten Ausstellungsort. Dafür in Frage käme das Amtsrichterhaus Schwarzenbek. Für eine interne Clubfeier am 18. Juni haben es die Fotofreunde bereits reserviert. Was eine mögliche Ausstellung anbelangt, gibt es allerdings ein Problem: „Aktuell hat das Amtsrichterhaus keinen Betreiber. Die Stadt hat es übernommen. Wir müssten den Ausstellungsdienst selber machen und dafür sorgen, dass auf- und abgeschlossen wird“, so Stauch.

Wie auch immer die Feierlichkeiten letztendlich ausfallen, Stauch freut sich darauf, etwas mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern zu unternehmen.

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