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Nördlich der A24

Detlef Romey ist Hans Moser und noch viel mehr

Detlef Romey ist im Laufe der Jahrzehnte zu einer Figur geworden, die selbst im Scheitern immer noch Größe zeigt, wo anderen jede Pointe recht ist. Über allem aber steht der Gesang – irgendwo zwischen Sinatra, Jürgens und Louis Armstrong.

Die Gemeinde Rondeshagen veranstaltet diesen Abend gemeinsam mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg im Rahmen der Reihe „Kultur auf Dorf-Tour“, die die Stiftung als ein Kulturknotenpunkt des Landes ins Leben gerufen hat.

Mit seinem Programm „Solo“ macht der Kabarettist und Sänger Detlef Romey am Sonnabend, 3. November, im Gemeindehaus Rondeshagen Station. Romey startet seinen Angriff auf die Lachmuskeln um 19.30 Uhr.

Seit fast 35 Jahren widmet sich der Möllner Entertainer Parodien von Heinz Erhardt, Hans Moser und anderen bekannten Persönlichkeiten. Gekonnt nimmt er sie auf die Schippe und hinterfragt dabei nicht nur sich selbst, sondern auch die Ernsthaftigkeit der Kultur. Er unterhält im besten Sinne des Wortes und als Publikum ist man mittendrin im Geschehen. Es geht nicht um Bühne und Requisiten. Es geht um Text, Stimme, Mimik und Gestik.

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Vorfahrt für die Jugend

Die Geschichte von „Claus auf hoher See“

Der folgende Text trägt den Titel „Claus auf hoher See“ und stammt aus der Feder von Jana Burmeister (Foto). Im Rahmen des Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“, initiiert von der Stiftung Herzogtum Lauenburg, erhielt er für seinen Beitrag in der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen eine Auszeichnung.

Claus saß auf der Fensterbank in seinem Zimmer und schaute hinaus in den Regen. Eigentlich wollte er sich mit seiner Robbenfreundin Mina treffen, doch bei dem Wetter war das unmöglich. Krabben wie Claus konnten nämlich kein Gewitter vertragen. Da klingelte es an der Tür, es war ein Postbote. Claus lief die Treppe runter. „Hier Clausi“, rief sein Vater Lars. Es war ein Brief. Claus nahm ihn entgegen und ging zurück in sein Zimmer. Er liebte es, wenn er Post bekam! Auf dem Umschlag stand:

An: Claus mit der Mütze, Strandweg 7, 26078 Krabbenhausen.

Von: Friedrich mit der Mütze.

Claus öffnete den Brief und las:

Ahoi, lieber Claus!

Ich bin wieder auf Seefahrt. Habe ein paar Wattwürmer kennengelernt.

Sehr schönes Wetter. Vielleicht entdecke ich eine Insel.

Viele Grüße aus dem weiten Meer!

Dein Opa

 „Wie gerne wäre ich Seefahrer und Abenteurer wie mein Opa“, dachte Claus. „Immer erlebt er spannende Abenteuer und entdeckt unbekannte Inseln!“ Eine hatte er schon entdeckt, und er nannte sie „Mützeninsel“. Sein Nachname war nämlich genauso wie der von Claus: „mit der Mütze“.

Claus legte den Brief auf seinen Schreibtisch. Da hörte es auf zu regnen. Claus rannte die Treppe runter. „Papi, ich gehe zu Mina“, rief Claus. „Mach‘ das, aber komm‘ nicht zu spät zum Abendessen!“ rief Lars noch hinterher, aber da war Claus schon draußen. Er lief zum Strand, wo Mina wohnte. „Hallo Claus! Ich bin hier!“, rief die Robbe. „Ich angle gerade, doch heute habe ich einfach kein Glück“, erzählte sie, als Claus bei ihr angekommen war.

„Lass‘ uns doch mit Papas Anglerboot ein bisschen weiter auf das Meer hinausfahren“, schlug Mina vor. Claus war einverstanden. Sie zogen das kleine Boot zum Wasser. Als sie ein bisschen vom Strand entfernt waren, warf Mina ihre Angel aus. „Willst du auch mal?“, fragte sie Claus. „Ich habe zwei Angeln, und es macht riesigen Spaß!“ Mina zeigte Claus, wie man angelte.

Doch während sie so redeten und Claus versuchte, seine Angel auch so auszuwerfen wie Mina, trieb das Boot immer weiter auf das offene Meer hinaus. „Wollen wir nicht so langsam mal umdrehen?“ fragte Claus plötzlich. Er nahm das Paddel in die Schere und drehte sich um. Claus erschrak. Als er zurückschaute, konnte er das Ufer nicht mehr sehen. „Mina, wo sind wir?“ rief er panisch.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Mina mit Tränen in den Augen.

„Ich hab‘ doch von Opa Friedrich einen Kompass zum Geburtstag bekommen. Blöd, dass ich ihn zuhause gelassen habe!“ Auch Claus kämpfte mit den Tränen.

„Bald wird es dämmrig, dann können wir nichts mehr sehen“, rief Claus. „Es sieht eh alles gleich aus“, entgegnete Mina trocken. Sie hatte sich wieder gefangen und meinte zu Claus: „Ein Glück, dass wir ein paar Fische hier haben, dann müssen wir nicht hungern. Hier, probier mal.“ Sie bot Claus einen kleinen Fisch an.

Obwohl Claus Fisch nicht so gerne mochte, aß er ihn, denn er hatte inzwischen richtig Hunger. Die beiden schaukelten in ihrem Boot auf den Wellen und wussten nicht, was sie tun sollten. Es wurde ein wenig dämmrig, bald würde es Abend sein. Claus setzte sich an den Bootsrand und träumte vor sich hin.

Da schreckte Claus hoch. Er glaubte, ein Licht gesehen zu haben. Nein, das hatte er sich wohl nur eingbildet. Doch! Da war es wieder! „Mina!“, schrie Claus. Eine Taschenlampe leuchtete in ihr Boot.

„Was macht ihr denn hier so spät in der Nacht?“, fragte eine vertraute Stimme. Zumindest war sie Claus vertraut. „Opa Friedrich!“, brüllte Claus. Claus und Mina erzählten Opa Friedrich die ganze Geschichte.

„Es war mutig von euch, sich auf das Meer zu wagen“, meinte Opa Friedrich, „aber macht das nie wieder, ja?“ Die beiden Freunde kletterten zu Opa Friedrich auf sein Schiff. „Stellt euch vor, ich wäre nicht jetzt zurückgekommen, dann hätte euch keiner gefunden.“ Opas Stimme klang plötzlich sehr ernst.

Sie schwiegen, während Opa das kleine Boot an seinem Schiff festmachte und es hinter sich her zog. Dann rief er Lars an mit seinem Krabbofon. Lars hatte sich schon so langsam Sorgen gemacht, aber nun war er beruhigt, dass es den beiden gut ging. Er versprach, auch Minas Eltern Bescheid zu sagen. „Und nun lasst uns alle ein wenig schlafen“, sagte Opa Friedrich.

„Morgen können wir in aller Frühe weiterfahren, wenn die Sonne aufgeht.“ Während Opa Friedrich in der Kajüte in seine Koje schlüpfte, machten Claus und Mina es sich in den Gästekojen gemütlich. Von dem beruhigenden Plätschern des Wassers war Claus bald eingeschlafen. Auch Mina blieb nicht mehr lange wach.

„Sag‘ mal, Opa“, fragte Claus irgendwann vorsichtig und reckte sich. „Ja, Clausi?“ antwortete Opa Friedrich und gähnte. „Hast du eine Insel entdeckt?“

„Nein, leider nicht. Ich kann euch später von meiner Fahrt erzählen“, antwortete der Seefahrer. Sie gingen alle drei wieder an Deck. Langsam kam die Sonne hervor. Es war bereits sehr früh am nächsten Morgen. Bald konnten sie wieder sehen, was um sie herum passierte.

Plötzlich entdeckte Claus ganz viele kleine Punkte im Meer. Er ging zur Reling und schaute genauer ins Wasser. „Nein! Dorsche!“ rief er. Knapp zwei Meter vor ihrem Schiff schwamm ein Schwarm Dorsche, schlimme Fressfeinde der Krabben! Sie kamen immer näher. Opa Friedrich steuerte von ihnen weg, doch die Dorsche waren schneller. Sie umzingelten Opas Schiff. Opa versuchte, sie platt zu fahren, aber das war so gut wie unmöglich. Sie flutschten immer wieder weg und versuchten sogar, auf das Schiff zu springen. Einer hatte es fast geschafft, da wendete Opa Friedrich so scharf, dass der Fisch zurück ins Wasser platschte.

„Ihr müsst kurz aufpassen“, rief Opa Friedrich Mina und Claus zu, „ich bin gleich zurück!“ Er verschwand in der Kajüte. Claus lenkte das Schiff im Kreis herum, damit die Fische wenigstens nicht an Deck springen konnten. Mina saß in der Ecke und überlegte. Robben fraßen Dorsche. Doch so eine einzelne Robbe würde einem ganzen Schwarm Dorsche nichts ausmachen. Was konnte sie nur tun? Da kam ihr ein Geistesblitz. „Halt‘ durch, Claus!“ brüllte sie zu der kleinen Krabbe, bevor sie im Inneren des Schiffes verschwand.

Claus blickte sich um. Lange würde er nicht mehr durchhalten.

Mina suchte und suchte. „Hoffentlich ist oben bei Claus an Deck alles okay“, dachte sie. Endlich fand sie, was sie brauchte. Sie robbte zurück an Deck. Opa Friedrich war auch wieder da. Mina drückte ihm ein Megafon in die Hand und erklärte den beiden Krabben kurz ihren Plan. Dann warf sie sich das große weiße extra-Segel über und sprang kopfüber ins kalte Wasser. Sie schwamm schnell auf die Dorsche zu, während Opa Friedrich und Claus schaurige Monstergeräusche ins Megafon brüllten.

Die Dorsche flohen. Claus jubelte. Mina sprang zurück an Bord und begutachtete glücklich ihr Werk. Der Weg war frei! Nun konnte nichts mehr schief gehen.

Endlich waren sie zuhause. Opa brachte Claus und Mina zu Lars. Claus machte sich auf Ärger gefasst, doch so schlimm wurde es gar nicht. Lars hatte sich nach Opa Friedrichs Anruf keine Sorgen mehr gemacht, und nun machte er den drei Seefahrern erstmal einen Kakao.

„Danke Opa, ohne dich wären wir nicht wieder nach Hause gekommen!“

Claus war glücklich. Es war ein schönes Gefühl, einen Seefahrer an seiner Seite zu haben, und er war sich sicher: sein Opa war der beste Opa der Welt!

 

 

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Warten auf die Baugenehmigung

Mit seinem Museum und dem stattlichen Haupthaus ist die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh eigentlich gut aufgestellt. Eigentlich. Denn alles gut ist damit noch lange nicht. Zwei Probleme brennen Geschäftsführer Ulrich Lappenküper unter den Nägeln, wobei eines davon weniger mit der Stiftung zusammenhängt. Früher hielten regelmäßig Züge vor der Tür. Heute ist dies nur noch am Wochenende der Fall. Wer werktags vorbeischauen möchte, muss mit dem Pkw anreisen oder vom Bahnhof Aumühle aus mit dem Bus weiterreisen. Komfortabel ist das nicht. Der Einfluss, daran in absehbarer Zeit etwas zu ändern, ist allerdings gering.

Anders sieht es mit Problem Nummer 2 aus: Die ständige Ausstellung ist in die Jahre gekommen. „Sie ist im Mai 2000 eröffnet worden“, sagt Lappenküper, „und bedarf unbedingt einer Überarbeitung.“ Geplant sei, sie komplett neu zu konzipieren. Eine „partielle Modifizierung“ sei schlicht nicht möglich. Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, braucht es allerdings eines neuen Veranstaltungsgebäudes. „Der Bund hat uns dafür 3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt“, sagt Lappenküper. Allerdings fehle bislang die Baugenehmigung. Vor diesem Hintergrund gebe es derzeit nicht mehr als ein „Grobkonzept“. Auf jeden Fall wolle man den geänderten Sehgewohnheiten Rechnung tragen. Zudem würden neue Themen wie der Kolonialismus sowie Bismarck in Friedrichsruh hinzukommen.

Mehr zur Otto-von-Bismarck-Stiftung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/29/obama-hat-sich-bei-obamacare-auf-bismarck-berufen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/29/oktober-reformen-waren-kein-bluff/

 

 

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Kunst- und stilvoll in die dunkle Jahreszeit

Kunst- und stilvoll in die dunkle Jahreszeit geht es am Sonnabend, 20. Oktober, und Sonntag, 21. Oktober, im Viehhaus des ehemaligen Gutshofs Segrahn (Gudow) zu. Ilsabe von Bülow lädt zur 7. Auflage des Herbstmarktes ein. Jeweils von 11 bis 17 Uhr haben Besucherinnen und Besucher Gelegenheit zu bummeln und sich die Arbeiten regionaler und überregionaler Kunsthandwerker und Produzenten anzusehen.

Neben Mode, Wein, Schmuck, Kränzen und Dekorativem für Haus und Garten dürfen sich die Gäste auf Musik und ein kulinarisches Verwöhnprogramm freuen. Auf den Tisch kommen Wildspezialitäten aus den von Bülow´schen Forsten sowie Gebäck und Marmeladen. Außerdem gibt es frischen Kuchen aus der Gutsküche. Für Kreative ist zudem eine Keramikmalecke eingerichtet.

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Ausstellungen

November 1918 – Geburtsstunde der Demokratie?

Zum 100. Geburtstag der Novemberrevolution zeigt die Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh) die Sonderausstellung „Geburtsstunde der deutschen Demokratie – Oktoberreformen und Novembersturz 1918“.

Die Schau verdeutlicht, dass es im Kaiserreich neben den überkommenen obrigkeitsstaatlichen Elementen bereits demokratische Entwicklungen gegeben hat. Sie widmet sich schwerpunktmäßig der vermeintlichen „Revolution von oben“ (Oktoberverfassung von 1918), die das Deutsche Reich in eine parlamentarische Monarchie umformte. Am Ende wirft sie einen Ausblick auf die unmittelbar nachfolgenden dramatischen Ereignisse im Winter 1918/19 bis zur Wahl der Nationalversammlung im Februar 1919 und ordnet diese in den historischen Kontext ein.

Die Sonderausstellung ist vom 16. Oktober bis zum 12. Mai im Bismarck-Museum, Am Museum 2, in Friedrichsruh zu sehen. Das Haus hat von Oktober bis März jeweils zwischen 10 und 16 Uhr und von April bis September jeweils zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.

Weitere Infos unter Tel. 04101-977110 oder per Mail unter info@bismarck-stiftung.de.

Weitere Links zum Thema:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/15/novemberrot/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/15/der-traum-von-freiheit-und-einheit/

 

 

 

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„Das Image Geesthachts zu verbessern, bleibt unser Ziel“

Renate Lefeldt ist Mitbegründerin und Sprecherin der Gruppe „Geesthachter Kulturvisionen“, deren Ziel der kulturelle Aufbruch Geesthachts ist. Im Januar sprach Kulturportal-Herzogtum.de (KP) erstmals mit ihr über die Ziele der Gruppe. Damals drehte sich vieles um die ungeklärte Zukunft der alten Teppichfabrik, die zum Verkauf stand. Ein Deal schien nicht in Sicht. Mittlerweile ist das Areal verkauft. KP sprach mit ihr darüber und über die aktuelle Lage des Kulturstandortes Geesthacht.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Lefeldt, das letzte Mal haben wir vor knapp einem Dreivierteljahr über den Kulturstandort Geesthacht und die Ziele Ihrer Gruppe gesprochen. Wie sieht es aus – hat sich seitdem etwas getan?

Renate Lefeldt: Ja, auf jeden Fall. Anfangs haben wir gesagt, dass wir gerne einen Kulturverantwortlichen für Geesthacht hätten. Mit Frank Kaldenbach haben wir das erreicht. Er kümmert sich und ist Ansprechpartner für uns. Bei der Organisation der „Ersten Geesthachter Kulturnacht“ hat Herr Kaldenbach mit der Gruppe fruchtbar zusammengearbeitet.

KP: Das klingt sehr erfreulich. Sind Sie noch an anderer Stelle Ihren Zielen nähergekommen?

Lefeldt: Wir wollten gerne, dass das Kulturbudget der Stadt aufgestockt wird. Auch das ist geschehen.

KP: Wo sehen Sie Nachholbedarf?

Lefeldt: Was bislang nicht in Arbeit ist, ist ein Kulturkonzept.

KP: Ein wichtiges Anliegen Ihrer Gruppe war auch, das brachliegende Gelände der alten Teppichfabrik für Kunst und Kultur zu nutzen. Mittlerweile hat der Möllner Unternehmer Kurt-Peter Gaedeke das Areal und die darauf befindlichen Gebäude gekauft. Wie bewerten Sie den Deal?

Lefeldt: Wenn er das, was er plant, realisiert, ist das ein Glücksfall für Geesthacht. Das sind Dimensionen, die die Stadt gar nicht hätte wuppen können.

KP: Befürchten Sie nicht, dass Kunst und Kultur zu kurz kommen könnten?

Lefeldt: Das muss man abwarten. Klar ist schon jetzt, dass ein Gebäude zum Veranstaltungsort umgebaut werden soll. Herr Gaedeke plant dort unter anderem für SHMF-Veranstaltungen*.

KP: Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie Museen und Künstler in dem Areal eine Heimat geben.

Lefeldt: Unsere Wünsche melden wir beim Bürgermeister an, damit er das weiterverhandelt. Mir schweben schon noch ein oder zwei kleinere Gebäude für die Kultur vor.

KP: Kommen wir zum Schluss noch mal auf die Geesthachter Kulturvisionen zu sprechen. Wie hat sich die Gruppe entwickelt?

Lefeldt: Leider nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hatte. Der Kreis der Mitstreiter, die kommen, wird kleiner. Ich hatte gehofft, dass sich mehr Vertreter aus den Schulen und Kirchen und auch die Geesthachter Künstler beteiligen. Da läuft aber nicht viel. Auch hatte ich mir gewünscht, dass ein paar Politiker Interesse zeigen. Schließlich wollen wir ja etwas für Geesthacht bewirken. Im Moment strebe ich an, unsere Gruppe im Bildungsausschuss vorzustellen.

KP: Wenn ich mich recht erinnere, plante Ihre Gruppe sogar eine Imagekampagne für die Stadt. Was ist daraus geworden?

Lefeldt: Die Imagekampagne liegt zur Zeit auf Eis, weil der Initiator sich ganz zurückgezogen gezogen hat und weil die Planung der Kulturnacht Priorität hatte. Aber das Image der Stadt Geesthacht zu verbessern, bleibt eines unserer Ziele.

KP: Frau Lefeldt, vielen Dank für das Gespräch!

*Schleswig-Holstein Musik Festival

Weitere Infos zur Teppichfabrik, den Geesthachter Kulturvisionen sowie über kommende Veranstaltungen in der Stadt:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/die-zukunft-nimmt-form-an/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/new-york-london-moskau-geesthacht/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/30/die-teppichfabrik-ist-vergangenheit-und-zukunft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/04/kulturaufbruch-fuer-die-wachsende-stadt/

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Die Zukunft nimmt Form an

Ende Januar hatte Kulturportal-Herzogtum.de noch mit „Kein Deal in Sicht“ getitelt. So schien es zumindest: Das Gelände, auf dem die Norddeutsche Teppichfabrik steht, schien ein Ladenhüter zu sein. Die Stadt Geesthacht hatte für das 22 Hektar große Grundstück samt der darauf befindlichen Gebäude 800.000 Euro geboten. Insolvenzverwalter Udo Müller (Hannover) lehnte ab und zauberte Ende April mit Kurt-Peter Gaedeke einen Investor aus dem Hut.

Der Möllner Unternehmer will 150 Millionen Euro in das Gelände stecken. 700 Wohnungen sollen entstehen, Platz für Betriebe geschaffen werden. Gaedeke verfolgt für das Areal einen „Drittel-Plan“: Ein Drittel Gewerbe, ein Drittel für den Wohnungsbau und ein Drittel Natur.

Der Investor hat der Stadt bereits ein Modell seiner Pläne vorgestellt und ist damit auf ein wohlwollendes Stadtoberhaupt gestoßen: Er sei ganz zufrieden mit dem, was Herr Gaedeke vorgestellt habe, so Bürgermeister Olaf Schulze. Kein Wunder – Schulze hatte vorab einen „Drittel-Plan“ angemahnt.

Bevor die Bagger anrücken, muss allerdings noch einiges an Hausaufgaben erledigt werden. Unter anderem fehlt es an einem Bebauungsplan. Derzeit ist die Fläche noch als Industriegebiet ausgewiesen. Unternehmer Gaedeke rechnet nicht vor Ende 2020 mit dem ersten Spatenstich.

Die Norddeutsche Teppichfabrik wurde 1951 von dem aus der DDR stammenden Teppichfabrikanten Hubertus Rösel gegründet und war zeitweilig Geesthachts größter Arbeitgeber. Die Produktion erfolgte in den Räumlichkeiten der ehemaligen Düneberger Pulverfabrik. Ob zumindest Teile der Fabrik unter Denkmalschutz stehen, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Weitere Infos über die Teppichfabrik und die Ziele der Geesthachter Kulturvisionen sowie eine Auswahl kultureller Veranstaltungen in Geesthacht:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/das-image-geesthachts-zu-verbessern-bleibt-unser-ziel/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/08/new-york-london-moskau-geesthacht/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/30/die-teppichfabrik-ist-vergangenheit-und-zukunft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/01/04/kulturaufbruch-fuer-die-wachsende-stadt/

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Auf der Achterbahnfahrt des Lebens

Belgien, die USA, Spanien, Ost- und Süddeutschland, Neuseeland – die gebürtige Möllnerin Floriana M. Ohldag ist in ihrem Leben ordentlich herumgekommen. 2015 kehrte sie nach Jahren in der Fremde mit ihrem heute dreijährigen Sohn in die Heimat zurück. Im Interview mit Kulturportal-Herzogtum.de spricht die 40-Jährige über ihren langen Weg zur Kunst, das Auf und Ab im Leben und die große Herausforderung, als Künstlerin Fuß zu fassen.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Ohldag, von dem Lyriker Georg Trakl stammt der Satz „Nur wer dem Glück entsagt, dem wird Erkenntnis“. Was halten Sie von dieser Aussage?

Floriana Meike Ohldag: Wenn ich das höre, ist mein erster Gedanke: Wie schrecklich muss es sein, die Hoffnung auf Glück aufzugeben. Der zweite Gedanke ist, dass ich den Satz so verstehe, dass man durch Erfahrungswelten Erkenntnisse sammelt- und wenn einem alles in den Schoß gelegt wurde, bleibt vieles versagt. Man verpasst die Achterbahnfahrt des Lebens, die einem Kraft und Stärke gibt.

KP: Als Künstlerin oder Künstler ist diese Achterbahnfahrt wahrscheinlich automatisch eingepreist.

Ohldag: Tatsächlich habe ich mir erst mit 35 Jahren zugestanden, freie Künstlerin zu sein.

KP: Das war vor knapp fünf Jahren. Warum hat das so lange gedauert?

Ohldag: Künstlerin war ich schon von Geburt an. Nur wurde es mir nicht zugestanden, Künstlerin zu sein. Die Familienstimmen, die ich in mir trug, sagten mir: Kunst ist brotlos. Ich musste Erfahrungsmomente sammeln und mich emanzipieren, um sagen zu können: Ich traue mich gegen all diese Stimmen zu agieren.

KP: In dem Wort ‚Erfahrungsmomente‘ klingt ihre persönliche Achterbahnfahrt an.

Ohldag: Als 19-Jährige hatte ich bei den Till Eulenspiegel-Festspielen ehrenamtlich die Regieassistenz gemacht. Das war 1997. Das Stück hieß „Der Stein des Anstoßes“ – und war für mich der Anstoß, in die Kreativbranche zu gehen. Aber hier ging es um das Handwerk hinter der Bühne – nicht eindeutig um Kunst.

KP: Was wollten Sie machen?

Ohldag: Ich wollte Regisseurin werden. Leider fehlte mir hierfür in Deutschland das Abitur. Ich hatte eine Studienplatz-Zusage in Amerika, und ich besitze einen vollwertigen American-Highschool-Abschluss – doch fehlte letztendlich das Geld.

KP: Das nennt man wohl eine fatale Lage. Was taten Sie?

Ohldag: Ich nahm mir die Gelben Seiten von Hamburg vor und begann, alle Filmproduktionen abzuklappern. Ich fing bei A an. Bei G bekam ich eine Filmproduktionsassistenz. Eigentlich wollte ich nur ein Praktikum machen. Über diesen Quereinstieg landete ich dann beim Filmschnitt. In dem Job arbeitete ich 80 Stunden, von denen ich nur 40 bezahlt bekam. Ich kündigte schließlich und wanderte nach Teneriffa aus.

KP: Was wollten Sie in Teneriffa?

Ohldag: Ich wollte Spanisch lernen, um später in Barcelona wieder in den Filmschnitt einzusteigen.

KP: Und waren Sie erfolgreich?

Ohldag: Im Spanischen ja, mit dem Barcelona-Plan nein. Denn meine Mutter kam mich besuchen und überredete mich, wieder nach Deutschland zu kommen. Zu Hause hieß es dann: Mach mal was Ordentliches. Also fing ich mit 24 in Baden-Württemberg eine Lehre als Tierarzthelferin an.

KP: Verglichen mit der Filmbranche war die Kunst da aber ganz schön weit weg…

Ohldag: Die Ausbildung brach ich ein Jahr später ab, als meine Mutter plötzlich verstarb. Ihr Tod bedeutete eine Zäsur in meinem Leben, wir waren uns sehr nahe. Zwei Wochen danach bestand ich die Aufnahmeprüfung fürs Hansa-Kolleg*. Um nicht in meiner Trauer unterzugehen, büffelte ich wie verrückt für das Abitur. Mein Vater drängte mich, Anwältin oder Ärztin zu werden. Ich wollte aber Möbeldesign studieren. Weil es das Fach nicht gab, studierte ich schließlich im Erzgebirge Angewandte Kunst, Fachbereich Holzgestaltung…

KP: Das hört sich ziemlich funktionell an…

Ohldag: Ja, es geht da um klassisches Design. Ich habe denn auch schnell gemerkt, dass ich bei den Dozenten nicht gut gelitten war. Ich war zu freigeistig und künstlerisch. Ich hätte eigentlich erkennen müssen, dass es besser gewesen wäre, Bildende Kunst zu studieren.

KP: Das Studium haben Sie doch aber beendet – oder?

Ohldag: Ja. Das Studium fing ich mit 28 an, fertig war ich mit 31.

KP: Wie ging es weiter?

Ohldag: Im ersten Jahr nach dem Studium habe ich mich auf das studierte Produktdesign konzentriert. Ich suchte nach einer Festanstellung, landete aber immer wieder bei Projekten. 80-Stunden-Wochen waren wieder die Regel. Parallel wurde ich vom Jobcenter gefördert. Ich lebte auf sehr kleinem Fuße. Es gelang mir aber in dieser Zeit Ausstell-Chancen auf Möbelmessen in Mailand, New York, Los Angeles und Frankfurt zu ergattern. Eines Tages rief dann eine Berliner Firma an und fragte, ob ich Interesse hätte, an einer Ausschreibung teilzunehmen. Es ging um die Trophäe für den wichtigsten Umweltpreis der EU. Man sollte dafür Materialideen und Konzeptüberlegungen einreichen. Ich habe stattdessen kleine Modelle gebaut, Konzepte und Fotostrecken geschickt.

KP: Und waren Sie erfolgreich?

Ohldag: Ja, ich gewann die Ausschreibung. Das war gut fürs Prestige und hat mir Folgeaufträge beschert. Wegen der EU-Umwelt-Trophäe war ich nun öfter in Brüssel. 2014 hatte ich dort bei der EU-Kommission meine erste Solo-Ausstellung. Eine weitere folgte im Ausschuss der Regionen. Da dachte ich schon, jetzt geht’s steil aufwärts. Doch dann wurde ich überraschend schwanger.

KP: Daraufhin entschlossen Sie sich, nach Mölln zurückzukehren.

Ohldag: Nicht sofort. Ich zog zunächst zum Vater meines Sohnes nach Belgien. Doch es funktionierte nicht mit uns. Die Idee, nach Mölln zurückzukehren, kam von einer Freundin. Sie sagte zu mir, gerade als Alleinerziehende gibt Dir Deine Heimat Wurzeln und Stärke. Die Wege sind Dir vertraut und dein Kind wächst hier in wunderbarer Natur auf.

KP: Bereuen Sie mittlerweile, dass Sie ihrem Rat gefolgt sind? Da gibt es doch diesen Postkartenspruch: Nichts macht dich so fertig, wie die Heimatstadt…

Ohldag: Auf keinen Fall. Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich habe mir ein komplett neues Netzwerk aufgebaut. Unabhängig von der Familie. Doch die Kombi aus alleinerziehend, ohne Familie und freiberuflich ist hardcore.

KP: Da bleibt wahrscheinlich nicht allzu viel Zeit für die Kunst…

Ohldag: Das Problem war die letzten drei Jahre eher der Schlafmangel. Ohne Schlaf bekommt man nichts auf die Reihe. Und doch hat sich einiges getan, seit ich in Mölln bin. In der Kulturwerkstatt der Lebenshilfe habe ich ein Atelier bezogen und mit der Leiterin Almut Grätsch arbeite ich gerade Workshop-Konzepte für Menschen mit und ohne Behinderungen aus. Mein Wunsch ist es, mir über diese sozialen kulturellen Tätigkeiten ein regionales Standbein zu erschaffen.

KP: Das ist aber noch nicht alles. In der Möllner Hauptstraße haben Sie im August eine Galerie eröffnet.

Ohldag: Die Maea Art Gallery – ein Pilotprojekt, eine Wandergalerie. Sie ist eine Art lebendes Schaufenster, um den Leerstand zu verschönern, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, um die Stadtkultur zu beleben. #kunstvollstattleerstand

KP: Frau Ohldag, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen viel Erfolg.

*Staatliche Schule in Hamburg, an der junge Menschen ihr Abitur oder die Fachhochschulreife nachholen können.

Infos zur Maea Art Gallery und zur Kunst Floriana Ohldags:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/pop-up-baby/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/positives-fuer-die-welt/

http://www.kunst.land

http://www.kofloriana.com

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Ausstellungen

Augen auf beim Bummel – Pop-Up, Baby!

Wehe, man versäumt es, beim Stadtbummel die Augen offen zu halten. Wie leicht kann man da mit jemandem zusammenrasseln oder ins Stolpern geraten oder einfach Dinge übersehen, die scheinbar aus dem Nichts erwachsen sind. So wie die Maea Art Gallery von Floriana M. Ohldag in der Möllner Hauptstraße 57*.

Seit dem 11. August ist die da, aber sie ist da nicht hingekommen, um zu bleiben. Die Maea Art Gallery ist eine Pop-Up-Gallery. Das heißt auf Deutsch: Ein Ort der Kunst, der urplötzlich auftaucht, wieder verschwindet, um an anderer Stelle erneut aufzutauchen.

„Ich möchte mit der Maea Art Gallery ein wenig urbanes Leben in die Kleinstadt bringen“, sagt Ohldag. Viel Zeit, dieses Ansinnen in die Tat umzusetzen, bleibt ihr in der Hauptstraße 57 nicht mehr. Die Uhr tickt. Natürlich. Ist halt Pop-Up, Baby! Ende Oktober muss sie wieder raus sein. Eigentlich schade: Ohldag hat den Raum frisch renoviert. Die Wände leuchten weiß. Es gibt eine Bank und einen Tisch und natürlich Kunst. Kunst an den Wänden, Kunst im Schaufenster. Es ist einladend hier.

Kein Wunder, dass sich die Künstlerin über mangelnden Besuch nicht beklagen muss. Die Leute seien sehr interessiert, meint Ohldag. Viele blieben stehen und suchten dann das Gespräch.

Wer das bislang nicht getan hat, hat jetzt noch bis zum 31. Oktober Gelegenheit dazu und kann zudem Kunst im Klein- und Großformat erwerben. Beispielsweise Fotogramme, Briefpapier und Bilder.

Die Maea Art Gallery hat donnerstags, freitags, sonnabends von 12 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Verabredung geöffnet.
Desweiteren lädt Floriana Ohldag am Freitag, 5. Oktober, und Freitag, 19. Oktober, jeweils von 19 bis 20 Uhr zu zwei Vernissagen ein. Weitere Infos gibt es unter Tel. 0151-70879770 oder per Mail unter pr@maea.gallery.

Sollte jemand den gesamten Oktober verhindert sein, so sei noch mal daran erinnert, dass Maea Art Gallery natürlich jederzeit an einem anderen Ort wieder auftauchen kann. Der Name ist da im übrigen Programm: Maea ist ein Wort der Maori – der Urbewohner Neuseelands – und bedeutet „auftauchen“ oder „in Sicht kommen“.

Weitere Infos über Floriana Ohldag und ihre Kunst:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/10805/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/10/01/positives-fuer-die-welt/

http://www.maea.gallery

www.facebook.com/maeagallery

*Zwischen Reformhaus Waldorf und Ernsting’s Family

Foto: Ohldag

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Aus der Stiftung

„Eine Zeit der Grundsatzentscheidungen“

Das Mittelalter scheint heute unendlich weit weg. So weit, dass der eine oder andere gar nicht mehr weiß, wann diese Zeit überhaupt gewesen sein soll. Es gibt aber auch Leute wie Lothar Obst, die das ganz genau wissen und die sich darüber unterhalten können, als seien Karl der Große oder Otto der Große Männer, die bis vor kurzem noch die Geschicke des Landes geführt hätten. Wer sich davon überzeugen will und sich obendrein für das Mittelalter interessiert, dem sei die Veranstaltungsreihe „1.100 Jahre Ottonen (919-2019): Als Norddeutschland zum Zentrum des Reiches wurde“ empfohlen, die am 27. September mit einem Vortrag im Möllner Stadthauptmannshof startet.

Lothar Obst wird dann über Otto den Großen sprechen. Was reizt ihn daran, sich mit dieser weit zurückliegenden Epoche der deutschen Geschichte zu befassen? „In dieser Zeit entstand das, was wir heute in Deutschland und Europa vorfinden“, erklärt Lothar Obst sein Interesse. Eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Reiches komme dabei den Ottonen zu. Mit ihren „staatspolitischen Grundsatzentscheidungen“ hätten sie zur Entstehung des deutschen Föderalismus beigetragen.

Wie sahen diese Grundsatzentscheidungen aus? Nachdem er den Widerstand gegen seine Herrschaft in den einzelnen Regionen– wie etwa in Sachsen – gebrochen hatte, habe Otto das Reich dauerhaft befrieden hatte, führt Lothar Obst aus. Dafür habe er versucht über Hochzeiten, „Herzogtümer mit Brüdern und Schwestern zu besetzen“. Man müsse sich vorstellen, so der Experte, dass es damals keinen Beamtenapparat und Staat, wie wir ihn heute kennen, gab. Doch Ottos Hochzeitspolitik scheiterte. Die Herzogtümer blieben stark. Um seine Macht zu sichern, habe der König deshalb das „ottonische Reichskirchensystem“ etabliert. Er benannte Bischöfe und übertrug ihnen weltliche Macht. Diese sei wegen des für die Geistlichen geltende Zölibats auf Zeit angelegt gewesen. Gleichzeitig habe Otto mit der Hofkapelle eine Kaderschmiede für Bischöfe begründet. Hier habe er aus den Reihen des Adels Nachwuchs für Besetzung oder Neubesetzung von Bischofsämtern gewonnen.

Doch es sei nicht nur die politische Grundlegung, die ihn am Mittelalter fasziniere, betont Lothar Obst. Ihn fasziniere auch die starke Verbindung von Politik und Religion in dieser Zeit. Im Mittelalter sei das politische Programm der Herrscher das Christentum gewesen, auch wenn es den Königen und Fürsten zweifelllos um „knallharte Machtpolitik“ gegangen sei. Gleichzeitig habe das Christentum der Politik Stabilität gegeben.

Kirchengeschichtlich habe die Verquickung von Christentum und Politik immer wieder dazu geführt, dass die Kirche sich „entgeistigte“. Die Folge sei die Entstehung des Zisterzienser-Ordens im 11. Jahrhundert oder im 13. Jahrhundert die Begründung der Franziskaner und der Dominikaner gewesen. Auch Luther und die Reformation würden sich so erklären lassen.