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Nördlich der A24

Bilder und Gedichte ums Rot

Es war der Hut. Der fröhliche rote Hut von Ulrike Bauschs Freundin, mit dem diese vor einem Jahr im Evangelischen Gemeindezentrum erschien, um sich die „Dörfer zeigen Kunst“-Ausstellung „nebulös!“ anzusehen. Eine Schau zur Farbe Rot, ging es Bausch durch den Kopf, das wär´s.

„Rot“, sagt sie, „ist die erste Farbe, die Babys sehen können“. Rot stehe für die Liebe, die Revolution, das Blut. Die Vieldeutigkeit der Farbe ist seit dem 20. Juli in Groß Grönau zu bewundern. Die Künstlerkolleginnen und -kollegen der Gemeinde, elf an der Zahl, haben Bauschs Idee für gut befunden und zeigen unter dem Motto „Rot sehen“ mindestens ein Kunstwerk, in dem diese Farbe eine entscheidende Rolle spielt.

 „Rot steht ja auch für die Wut“, meint Bausch. Die Endfassung des Mottos gehe auf ihren Mann zurück, der Feuer und Flamme für ihren Vorschlag gewesen sei. Siegfried Bausch ist mit dem Bild „Five paßt Three“ (Titelfoto) sowie mehreren Objekten in der Schau vertreten. In Kristin Wickerts abstrakten Bildern dominiert die rote Farbe. Jürgen Blenk hat sich rote Tulpen als Motiv gesucht.

„Einige schwelgen in Rot“, sagt Bausch, „andere gehen sparsam mit der Farbe um“. Sie selbst zeigt in der Ausstellung einen Sonnenuntergang, eine Rose sowie abstrakte Bilder, die sich Themen wie „Getroffen“ und „Herzenslust“ widmen.

Zudem legt sie verbal noch kräftig nach: Am Sonnabend, 27. Juli, trägt Bausch inmitten der Ausstellung „Gedichte ums Rot“ vor. Hinter dem Titel verbirgt sich eine kleine Reise durch die Literaturgeschichte: Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Storm, Friedrich Hebbel, Rainer Maria Rilke, Ricarda Huch, Gottfried Benn, Günter Grass, Bertolt Brecht, Sarah Kirsch – sie alle kommen durch die Künstlerin zu Wort.

Die Idee, diese Lesung zu halten, war für sie naheliegend. Bausch mag Gedichte, setzt sie bisweilen sogar in Kunst um, und sie besitzt ein kleines Reclam-Heftchen mit dem Titel „Rote Gedichte“. Auf die stütze sie sich. Welche sie ausgewählt hat, erfährt das Publikum am 27. Juli. Die Lesung beginnt um 17 Uhr.

„Gedichte ums Rot“, Lesung, 27. Juli, Evangelisches Gemeindezentrum, Berliner Straße, Groß Grönau, 17 Uhr

Ausstellung „Rot sehen“: Wie alle anderen „Dörfer zeigen Kunst“-Schauen ist sie sonnabends und sonntags (bis zum 11. August) von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Mit Gisela Andres (Malerei), Jürgen Blenk (Fotografie), Ursula Blenk (Schmuck), Ingelies Gaertner-Hagelstein (Meditationsgewebe), Marianne Haltermann (Malerei), Dr. Thorsten Philipps (Videoinstallation und Fotografie), Klaus Schwinge (Malerei), Uwe Werth (Skulpturen), Kristine Wickert (Malerei), Peter Wickert (Skulpturen, Bildhauerei), Siegfried Bausch (Malerei, Objekte) und Ulrike Bausch (Malerei) sind im Ev. Gemeindezentrum zwölf Künstler vertreten.

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Eine große Schau

Die Eröffnung von „Dörfer zeigen Kunst“ – am Freitag, 19. April, in Horst – unter anderem mit einem Auftritt der Gruppe „Saitenbalg“ – ist natürlich nur ein erster Appetitanreger. Ab Sonnabend, 20. Juli, und Sonntag, 21. Juli, präsentieren dann 17 weitere Orte ihre Kunstausstellungen in Gemeindezentren, Scheunen und Feuerwehrhäusern. An beiden Tagen jeweils von 13 bis 18 Uhr laden Albsfelde, Bäk, Behlendorf, Buchholz, Dargow, Dechow, Demern, Groß Grönau, Kittlitz, Kneese, Salem, Seedorf, Sterley, Thandorf, Utecht, Zarrentin und Ziethen zur Foto-, Bilder- und Skulpturenschau ein.

Zudem stehen diverse Events und Aktionen auf dem Programm. So präsentiert der Contra-Bassist Jo Petzold am 20. Juli ab 13 Uhr in der Gläsernen Molkerei (Dechow) sein Programm „Steine – Verse – Bruch“.

Zu einer „FilzMitMachWerkstatt“ unter der Anleitung von Astrid Fiedler lädt die Gemeinde Kneese ab 14 Uhr ein. Bäk wiederum zelebriert ab 15 Uhr die Vernissage seiner Ausstellung.

Ein „Musikalisches Willkommen“ erwartet die Besucherinnen und Besucher ab 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Utecht. Zeitgleich bitten die Groß Grönauer im dortigen Ev. Gemeindezentrum zur Vernissage ihrer Ausstellung. Die Ausstellungseröffnung feierlich begangen wird überdies ab 18 Uhr in Demern. Dort werden die Künstler vorgestellt. Außerdem gibt es einen Sektempfang und musikalische Begleitung.

Am Sonntag, 21. Juli, folgen weitere Aktionen im Rahmen von „Dörfer zeigen Kunst“. Thomas Biller beispielsweise fertigt in Bäk (Dorfgemeinschaftshaus) ab 16 Uhr „Sofortbild-Portraits“, die zum Selbstkostenpreis mitgenommen werden können.

Zur Vorstellung der Künstler laden jeweils um 15 Uhr die Ausstellungsmacher in Salem (Gemeindesaal) und Sterley (Kulturzentrum „Alte Schule“) ein.

Wer macht mit bei Dörfer zeigen Kunst? Wo wird ausgestellt?

Alberfelde, Spritzenhaus, An Soot 13

Bäk, Am Dorfgemeinschaftshaus, Dorfgemeinschaftshaus

Behlendorf, „Brinkhuus“, Am Brink 1

Buchholz, Knabjohann´s Scheune, Dorfstraße 30 (Nur 20.,21., 27. und 28. Juli)

Dargow, Feuerwehrhaus, Schaalseeweg 2

Dechow, Gläserne Molkerei, Meiereiweg 1

Demern, Petrikirche, Kirchsteig 2

Groß Grönau, Ev. Gemeindezentrum, Berliner Straße

Groß Sarau, Dorfgemeinschaftshaus (Erst ab 27. Juli)

Horst, Ortsteil Neu-Horst, Alter Gutshof, Alter Gutshof 6

Kittlitz, Dorfgemeinschaftshaus, Niendorfer Straße 2b

Kneese, Dorfgemeinschaftshaus, Hauptstraße 8A

Salem, Gemeindezentrum und Kulturscheune, beide Seestraße 44. Die Kulturscheune ist nur am 27. und 28. Juli geöffnet.

Seedorf, Sporthalle Seedorf, Dorfstraße

Sterley, Kulturzentrum „Alte Schule“, Alte Dorfstraße 35

Thandorf, Dorfgemeinschaftshaus, Dorfstraße, & Schaeperscheune, Alte Dorfstraße 13

Utecht, Dorfgemeinschaftshaus, Seeweg

Zarrentin am Schaalsee, Kloster Zarrentin, Kirchplatz 8

Ziethen, Pfarrscheune, Kirchstraße 21

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/07/15/doerfer-zeigen-kunst-ist-eine-marke/


 
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Ausstellungen

PreExotica – ein Hoch auf den Sumpf!

Ein Hoch auf das Leben, ein Hoch auf den Sumpf mit seinen wilden Pflanzen: Mit ihrer Ausstellung „PreExotica“ im Rahmen des KulturSommers (KuSo) haben Gunda Förster-Jorczyk, Fred Jorczyk und Marion Greff den breitblättrigen Rohrkolben, den Gift-Hahnenfuß und viele andere Sumpfgewächse ganz oben angesiedelt.

Die Fotos von der Inszenierung und die Bilder im Kopf immerhin bleiben – wenn denn dieses präsentierte Leben eines Tages Geschichte ist. Die gläsernen Vitrinen, die zur Eröffnung des KuSo im Berkenthiner Sumpfpark zu bewundern waren, erheben die Pflanzen, machen sie zu etwas Besonderem – Exotischem.

Doch die drei Künstler wollen mit ihrer Ausstellung über den Moment und die nahe Zukunft hinausdeuten: Sie sehen dunkle Wolken am Horizont, grundsätzliche Gefahren, denen die „heimische“ Exotik ausgeliefert ist. Der breitblättrige Rohrkolben und der Gift-Hahnenfuß, an denen der Mensch so sorglos vorbeispaziert, könnten eines Tages dem Klimawandel zum Opfer fallen. Oder aus irgendeinem anderen menschengemachten Grund verschwinden.

Drei Buchstaben, eine Silbe, machen das klar: „Pre“ – meint die Zeit davor. Die Zeit, in der die Pflanzen des Sumpfes noch etwas Selbstverständliches sind – und keineswegs etwas Exotisches.

Fotos: Strutz/Heyde

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„Blauer Montag“ ohne blaue Lippen

Vielleicht ist es besser, dies für all jene, die nicht dabei waren, erstmal vorwegzuschicken: Nein, es ist niemand erfroren. Es gibt also keinen Grund, sich Sorgen um seine Angehörigen zu machen. Aber kalt war es zum Abschluss des KulturSommers am Kanal. Lausig kalt. Und ja: Mit dem „Blauen Montag“ fand das Festival ein kurzweiliges und gelungenes Ende. Mit anderen Worten: Wer den Weg in den Stadthauptmannshof angetreten hatte, musste sich warm anziehen – und brauchte sein Kommen nicht bereuen.

Weit mehr als 100 Besucherinnen und Besucher hatten sich im Garten der Kulturremise versammelt. Die Jacken bis zum Hals zugeknöpft lauschten sie den Darbietungen. Das von KulturSommer-Intendant Frank Düwel und seinem Team auf die Beine gestellte Programm erwies sich als ein perfektes musikalisches Ablenkungsmanöver. Mochten den Gitarristen auch die Finger klamm werden und den Sängern die Stimme heiser – das Publikum hing ihnen an den Lippen und spendete warmen Applaus.

Intendant Düwel offerierte an diesem Abend zunächst eine Art „Best of“ Lauenburgs Folk und „Beat’n’Dance“. Günter Klose und Lorenz Stellmacher zauberten mit Nyckelharpa und Schifferklavier unbekannte schwedische Melodien aus dem Hut. Liedermacher Klaus Irmscher zeigte sich mit einem satirischen Rap über kollektive Körperertüchtigung im Zeitalter des Smartphones auf Augenhöhe mit der Gegenwart, während Jörg-Rüdiger Geschke mit Bertolt Brechts „Lied von der Moldau“ die Vergänglichkeit ins Visier nahm. Dimitry Ivanov wiederum sang die russische Sehnsuchtshymne „Pozovi Menja“.

Dieses Lied bildete den Abschluss des ersten Programmteils und einen guten Anlass, blauen Lippen am „Blauen Montag“ vorzubeugen und ins Herrenhaus umzuziehen. Dort ging es nach einer kurzen Pause weiter – unter anderem mit „Beat’n’Dance“-Sänger und (Song-)Schreiber Helmut Hoffmann, der sein Gedicht „Die Relativität des Seins“ vortrug, und Auszügen der von Daniela Viktoria Kiesewetter inszenierten Operette auf dem Lande. Wie schon bei der Premiere in Segrahn begeisterten Ana Carolina Coutinho (Sopran), Dustin Droszdiok (Tenor), Darsteller Ingmar Grapenbrade und Pianist Andrey Denisenko mit Liedern wie Franz Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ und Paul Abrahams „My golden Baby“.

Ein würdiges Finale für den „Blauen Montag“ und den KulturSommer. Wie 2018 sei die Marke von 20.000 Besuchern geknackt worden, freute sich Intendant Düwel. Ein besonderes Dankeschön richtete er an die Künstler, die ihre Ateliers geöffnet hatten, und an die Gemeinde Berkenthin für die gelungene Eröffnungsfeier an der Schleuse.

Schon jetzt steht fest, dass der KulturSommer am Kanal im kommenden Jahr in Büchen eröffnet und der Intendant Düwel heißen wird. „Hätten wir nicht so einen Menschen gefunden, wäre das Festival nur die Hälfte wert oder würde womöglich schon gar nicht mehr stattfinden“, hatte Wolfgang Engelmann, Vizepräsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Düwels Bedeutung für die Veranstaltung bereits zu Beginn des „Blauen Montags“ deutlich gemacht und offiziell die Verlängerung der Zusammenarbeit mit ihm um zwei weitere Jahre verkündet.

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Läuft in Horst

Läuft bei uns – macht Bürgermeister Jürgen Langhof klar. Nix anderes gibt Organisatorin Ursula Braun zu verstehen. Die Gemeinde Horst, die am Freitag, 19. Juli, offiziell „Dörfer zeigen Kunst“ eröffnet, hat alles im Griff.

Das Statement der Horster auf der offiziellen Pressekonferenz im Amt Lauenburgische Seen kommt nicht überraschend. „Dörfer zeigen Kunst“ geht bereits in die 16. Runde. In den Gemeinden, die mitmachen – in diesem Jahr sind es 19 – haben sich die Menschen längst gefunden. Als Künstler und Kunstaffiner im Ort kennt man sich mittlerweile untereinander, weshalb bei den Vorbereitungen immer auch ein Stück weit auf Routine zurückgegriffen werden kann.

Ein wichtiger Faktor ist zudem, dass sich auch auf übergeordneter Ebene längst sichere Arbeitsabläufe herausgebildet haben. Dafür verantwortlich ist Susanne Raben-Johns im Amt Lauenburgische Seen. Bei ihr laufen die Fäden zusammen, sie holt die Zusagen der Gemeinden ein, die bei „Dörfer zeigen Kunst“ dabei sein wollen. 2019 sind es Albsfelde, Bäk, Behlendorf, Buchholz, Dargow, Dechow, Demern, Groß Grönau, Groß Sarau, Kittlitz, Kneese, Salem, Seedorf, Sterley, Thandorf, Utecht, Zarrentin, Ziethen und – Horst als Gastgeber der Eröffnung.

Sehr angenehm sei die Zusammenarbeit mit Horst gewesen, lobt Raben-Johns und ist wie die Organisatoren davon überzeugt, dass die Auftaktveranstaltung – wie alles Weitere bei „Dörfer zeigen Kunst“ – ein Erfolg wird.

Gleichwohl ist die Organisation einer Eröffnungsveranstaltung immer noch mal etwas anderes als die Präsentation einer Ausstellung. Doch Bürgermeister Langhof und Organisatorin Braun lassen da – wie gesagt – während der Pressekonferenz nicht den leisesten Zweifel, dass an alles gedacht ist.

„Wir haben die Horster Feuerwehr und die Spiel- und Sportgemeinschaft Horst-Brunsmark mit im Boot“, entgegnet Langhof auf die Frage, ob es genügend helfende Hände gibt. Auch für Stellplätze sei gesorgt. Die Leute könnten die Parkplätze vom Theater im Stall nutzen. Bei schlechtem Wetter könne die Veranstaltung auch in der Scheune stattfinden. Um das leibliche Wohl würden sich die Gudower Landfrauen kümmern.

Übrigens: Die Eröffnungsfeier startet um 19 Uhr. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich dann nicht nur auf jede Menge Kunstwerke im Alten Gutshof freuen, sondern auch auf ein interessantes Rahmenprogramm. So sind die Drehorgelspieler Harald und Carola Kripgans zu Gast. Darüber hinaus gibt es ein Konzert mit dem Trio „Saitenbalg“.  Weitere Infos unter www.doerfer-zeigen-kunst.de.

„Dörfer zeigen Kunst“, Eröffnungsveranstaltung, 19. Juli, Alter Gutshof, Alter Gutshof 6, Ortsteil Neu-Horst, Horst, ab 19 Uhr

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/07/15/doerfer-zeigen-kunst-startet-mit-aktionen-vernissagen/
https://kulturportal-herzogtum.de/2019/07/15/doerfer-zeigen-kunst-ist-eine-marke/
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Der KulturSommer bekennt Farbe

Zum Abschluss bekennt der KulturSommer am Kanal noch mal richtig Farbe: Intendant Frank Düwel bittet am 15. Juli zum „Blauen Montag“.   Im Möllner Stadthauptmannshof erwartet die Besucherinnen und Besucher dann ein Potpourri des Festivals. Der Eintritt ist frei. 

Ab 20 Uhr – bei gutem Wetter unter freiem Himmel – legen die Künstlerinnen und Künstler los. Ausschnitte aus ganz unterschiedlichen Programmbeiträgen schaffen überraschende künstlerische Begegnungen und Momente. Die Gäste können sich zudem gemeinsam an Erlebnisse während des mehr als vierwöchigen Festivals erinnern oder Bekanntschaft mit Akteuren machen, deren Auftritte sie verpasst haben. Künstlerinnen und Künstler wiederum haben die Gelegenheit, ihren Horizont zu erweitern und Programme und Projekte von Kollegen kennen zu lernen.

Neben all den vielfältigen und kurzweiligen Aufführungen dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf einen gemütlichen Plausch bei einem Glas Wein oder Bier freuen.

„Der Blaue Montag“, Abschluss des KulturSommers am Kanal, 15. Juli, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, 20 Uhr, freier Eintritt

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Vorfahrt für die Jugend

Die alte Schreibmaschine

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie in den kommenden Wochen auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Den Anfang macht Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, für die die zehnjährige Ratzeburgerin in ihrer Altersgruppe den ersten Preis erhielt.

Die alte Schreibmaschine

Mimi saß mit ihren Freundinnen in ihrem Lager. Sie redeten über Bücher von berühmten Autoren. Plötzlich hatte Klara eine Idee. „Wir könnten doch selbst Bücher schreiben!“ Alle waren begeistert bis auf Mimi.

„Uns fehlt es an praktischer Erfahrung im Schreiben“, meinte sie.

„Dann zieh dich doch zurück, damit du Erfahrung sammeln kannst, du Schreibchampion!“ scherzte Marie.

„Gute Idee, ich miete mir gleich ein Haus auf dem Land.“

Sobald sie zu Hause war, telefonierte sie: „Hallo, hier ist Mimi Strauß. Wer ist denn da?“

„Vermietung Landei, schönen guten Tag. Ich vermiete ein Haus an sie“, flötete es aus dem Telefon. Da klingelte es an der Tür. Mimi machte auf, doch niemand war da, nur ein schmaler Umschlag und ein Schlüssel. Verwundert überlegte Mimi: „Hm, wahrscheinlich für das Haus. Aber ich hätte mich gern noch bedankt. Ach, was soll`s, umso schneller bin ich da.“

Schnell packte sie ihre Sachen und radelte los. Nach ungefähr fünf Kilometern erreichte sie ihr Ziel. „Puh, war das anstrengend.“ Vor dem Haus befand sich eine rostige Schaukel und ein Schaukelstuhl. „Die Einrichtung ist schön. Gut so.“

Auf einem alten Tisch stand ein grauer Computer. Mimi machte sich einen Kakao und fing an zu schreiben. ‚Es war eine düstere und stürmische Nacht‘ … Äh, nein. Das ist ein reichlich abgedroschener Anfang. Vielleicht so: ‚Die schweren Schritte der finsteren Gestalten hallten durch die Nacht.‘ Ach nee, das ist auch nicht gerade neu. ‚Blitze zuckten und hüllten den Tatort in gespenstisches Licht…‘ Schön und gut! Aber wie geht es dann weiter?

Zwei Stunden später saß Mimi immer noch mit leerem Bildschirm am Tisch. „Also gut, dann schaue ich mir eben das Haus. Was ist das denn?“

Sie ging auf einen großen geheimnisvollen Schrank zu. An seinen Türen gab es viele Muster, die aussahen wie geflochtene Ranken. Mimi öffnete ihn und rief überrascht: „Oh, eine schöne alte Schreibmaschine!“ Stöhnend hob sie die schwere, staubige Schreibmaschine auf den Tisch. „Ob die noch funktioniert?“

Plötzlich erschienen Wörter auf dem Blatt die sie gar nicht geschrieben hatte.
„NATÜRLICH FUNKTIONIERE ICH NOCH!“ 

Da sagte Mimi: „Huch, was war das? Oje, jetzt schreibt sie schon weiter.“ Sie beobachtete verwundert, wie auf dem Papier wie von Geisterhand Buchstaben geschrieben wurden. Die Tasten bewegten sich, als würde jemand darauf drücken. Doch niemand war zu sehen. Schnell stellte Mimi die Maschine auf den Tisch.
„ICH KANN DIR WEITERHELFEN. WAS HÄLTST DU DAVON? Klara und Marie saßen auf einer Brücke, als diese plötzlich zu wanken begann…“

Das ist doch Quatsch, oder doch nicht? Ich rufe sie mal an. Mist, sie sind nicht zu erreichen. Dann fahre ich halt zu ihnen“, sagte sie.

Mimi fuhr zur einzigen baufälligen Brücke der Stadt. Davor saßen Klara und Marie und machten ein Picknick. Auf einem Schild stand: Betreten verboten, baufällig. „Seid ihr auf die Brücke gegangen?“, keuchte Mimi.

„Nein, wir können ja das Schild lesen.“

Zurück im Haus rief Mimi: „Du hast mir einen Streich gespielt!“ 
„HIHI, TUT MIR LEID. ABER JETZT: Klara verfuhr sich im Wald. Dort stand ein Schild, auf dem stand: Villa Grabstein.

Mimi lachte: „Das Märchen der alten Witwe kenne ich doch längst.“ 

In diesem Moment klingelte das Telefon. „Wer mag das sein?“ wunderte sich Mimi. „Hier ist Mimi Strauß.“

„Hallo, hier ist Klara. Ich habe mich verfahren. Könntest du mir helfen? Hier ist nur ein Schild, da steht Villa Grabstein.“

„Um Himmels Willen, rühr dich nicht vom Fleck. Ich komme sofort.“

Schnell lief sie zum Fahrrad und stieg auf. Da Mimi wusste, wo das Schild der Villa stand, war Lara schnell gefunden. Das alte Eisentor war mit Figuren verziert, die geheimnisvoll aussahen. Bei diesem Anblick lief Mimi und Klara ein kalter Schauer über den Rücken. Ängstlich und trotzdem neugierig gingen sie auf die Villa zu.

„Hier ist es ganz schön gruselig“, sagte Mimi.

Klara sagte: „Komm, wir wir gehen lieber schnell weg.“ 

Als Mimi zum Haus fuhr, dachte sie über die Ereignisse der letzten Stunden nach. Angekommen, rief sie zur Schreibmaschine: „Du hast mir schon wieder einen Streich gespielt!“

„HAT ES DIR ETWA KEINEN SPAß GEMACHT?“

„Nein, hat es nicht. Ich hatte Angst. Ich fahre lieber nach Hause, ich brauche keine verrückte Schreibmaschine die alleine schreiben kann.“

Verärgert verließ sie das Haus. Später erzählte sie alles ihren Freundinnen Klara und Marie. Klara meinte: „Darüber könnten wir eine gute Geschichte schreiben.“

Nach langer Arbeit und viel Spaß schickten die drei ihre Geschichte an einen Schreibwettbewerb. Nach ein paar Tagen bekamen sie die Nachricht, dass sie gewonnen hatten.

„Siehst du, deine Erfahrungen mit der verrückten Schreibmaschine haben sich wirklich gelohnt.“

Magdalena Franz

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Südlich der A24

Es ist wieder Bummelzeit am Kanal

Am letzten Wochenende des KulturSommers am Kanal steht mit der 14. Auflage des Kunsthandwerkmarktes in Siebeneichen noch mal ein echter Höhepunkt auf dem Programm. Diverse Aussteller präsentieren dort am Sonnabend, 13. Juli, sowie am Sonntag, 14. Juli ihre Arbeiten.

Die Besucherinnen und Besucher können die malerische Dorfstraße entlang bis zum Kanal wandern und sich dabei den vielen Kunstgegenständen wie Holzfiguren, geschliffene Steine und Keramikarbeiten widmen. Außerdem gibt es gedrechselte Dosen, Schalen und Lampen, von Hundertwasser inspirierte Raku-Kugeln, nie welkende, bunte Keramikblüten oder mit farbigen Fliesenscherben gestaltete Mosaike.

Überdies werden maßgeschneiderte Damenmode, farbige Kappen und Hüte, Strick- und Häkelarbeiten sowie Jacken und Röcke aus erlesenen Stoffen angeboten.

Nachhaltigkeit und Virtuosität im Umgang mit dem Werkstoff Glas zeigen zart schimmernde Glasschalen aus Recyclingglas. Alte Flaschen sind zu Windlichtern umgestaltet. Von warmem Rost überzogene Eisenobjekte geben den Pflanzen Halt. Bildhauerarbeiten aus Sandstein, Skulpturen aus Holz und Fundstücken. Windspiele aus Kupfer und Edelstahl drehen sich im Wind. Am Feuer einer Feldschmiede schmiedet Jens Müller mit Kindern. Auf dem Rasen neben der Kirche können Sie sich im Bogenschießen versuchen.

Unten am Kanal legt die historische Seilfähre ab, um die Besucher mitsamt Auto und Fahrrädern an diesem Wochenende kostenfrei über das Wasser zum anderen Ufer zu bringen. Der Fährverein setzt sich für dieses Kulturdenkmal ein und nutzt die Einnahmen aus Spenden für den Betrieb dieser einzigartigen Verkehrsverbindung in Schleswig-Holstein.

Ein weiterer Höhepunkt ist der Auftritt von „Mr. Finnlay“, die in der St. Johanniskirche (13. Juli, 17 Uhr) das Publikum mit Western-Gitarre, Bass und mehrstimmigem Gesang begeistern wollen. „Mr. Finnlay“ spielen als Ersatz für die chilenische Band „Parresia“, die ihren Auftritt kurzfristig absagen musste.

Für den musikalischen Abschluss sorgt das Trio Concertini (14. Juli, 17 Uhr), das ebenfalls in der Johanniskirche zu Gast ist. Mit Oboe, Fagott und Querflöten spielen sie Kompositionen unter anderem von Telemann, Haydn, Mozart und Beethoven.

Kunsthandwerkermarkt am Kanal, 13. Juli, Kanalstraße, Kirche und Fähre, Siebeneichen, 12 bis 18 Uhr

Kunsthandwerkermarkt am Kanal, 14. Juli, Kanalstraße, Kirche und Fähre, Siebeneichen, 11 bis 18 Uhr

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/07/08/blauer-montag-kultursommer2019/
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Aus der Stiftung

Ohne ihn wär´ hier nicht viel los!

Wolfgang Lehmann ist keiner, der aus seinem Herzen eine Mördergrube macht. Geht ihn etwas gegen den Strich, holt er die Bürste raus. „Ich trage meine Schnauze einen halben Meter vor mir her“, sagt der 68-Jährige über sich selbst.

Vermutlich braucht man diese Direktheit, wenn man wie er eine Art heimlicher Mr. KulturSommer ist und sich die Arbeit während der Festivalzeit verdichtet. Lange, umständliche Diskussionen sind da fehl am Platz. Zu viele Dinge, die – am besten schnell – zu tun sind und Dinge, von denen man noch gar nicht weiß, dass sie im nächsten Moment zu tun sein werden. Plötzlich bimmelt es und „Frank ruft an“ oder „ich bekomme eine Whatsapp von Daniela“. Frank, damit ist der KulturSommer-Intendant Frank Düwel gemeint und mit Daniela dessen Assistentin, Daniela Kiesewetter.

Anruf oder Whatsapp heißt in der Regel: Lehmann setzt sich ins Auto – um Kostüme für eine Aufführung abzuholen und an Ort und Stelle zu bringen. Oder die Darsteller zu ihrer Vorstellung zu fahren. Manchmal sitzt in diesen Tagen auch Intendant Düwel in seinem Wagen, der von Veranstaltung zu Veranstaltung eilt, um sich einzubringen oder auch nur zu schauen, wie die Dinge so laufen.

Sozusagen im Schnelldurchlauf erlebt Lehmann all das beim Kanu-Wander-Theater. Da ist er ab 9 Uhr am Start. „Standby“, wie er sagt, um dafür zu sorgen, dass es bei dieser aufwändigen Produktion nicht „irgendwann hängt oder kneift“. Lehmann packt mit an – etwa beim Aufhängen des legendären roten Vorhangs. Oder er verteilt noch mal auf die Schnelle Requisiten oder fährt Darsteller und Regisseurin Kerstin Steeb durch die Landschaft. Die Aufführung ist ein Marathon – nicht nur für die Schauspieler, die das Stück bei Wind und Wetter mehrfach durchziehen – auch für Lehmann. 13 Stunden dauert sein Kanu-Wander-Theater-Tag.

Der KulturSommer geht indes weiter und endet erst am 15. Juli mit dem „Blauen Montag“. Bis dahin steckt Lehmann im Festival-Mehrkampf: Fahren, schleppen, kassieren, Kaffee kochen, Bier ausschenken – was so alles an Dienstleistungen anfällt.

Wenn der KulturSommer 2019 vorbei ist, hat Lehmann das Dutzend als Helfer voll. Was bringt ihn dazu, auch 2020 wieder mit dabei zu sein? Es seien vor allem die Künstler, sagt er, es mache einfach Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Auch freue er sich über kleine Gesten der Anerkennung. Etwa wenn er zum Dank für seine ehrenamtliche Arbeit am Ende eine Flasche Whisky bekomme („Dann kann man so schlecht nicht gewesen sein.“).

Mehr braucht es nicht, um ihn zufriedenzustellen. Er sei keiner, der in der ersten Reihe stehen müsse, sagt Lehmann. Er drücke lieber „von hinten, damit gute Ideen auch umgesetzt werden“. Wichtig sei, dass man als Team funktioniere und man sich aufeinander verlassen könne.

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Schlechte Zeit für Treueschwüre

Glotzt nicht so romantisch! Dem Publikum im Viehhaus Segrahn wird ganz schnell klargemacht, dass es hier und heute nicht zusammengekommen ist, um einem nostalgischen Ausritt ins frühe 20. Jahrhundert beizuwohnen. „LiebesEiferSucht“ – so der Titel der von Daniela Viktoria Kiesewetter konzipierten Operette – zeigt die männlichen Protagonisten schon nach wenigen Minuten in Frauenkleidern: Dustin Droszdiok (Tenor) in roter Robe, Ingmar Grapenbrade ganz in schwarz. Der Imperativ, der sich in diesem Anblick entfaltet, ist eindeutig: Die Moderne geht auch an der Operette nicht spurlos vorbei!

Dementsprechend werden auf der Bühne die Liebeshändel geschlechterunabhängig verhandelt. Anfangs steht auch Ana Carolina Coutinho (Sopran) im Kleid auf der Bühne. „Ich bin verliebt“, singt sie mit glockenklarer Stimme. Ja, ja, das ist romantisch und lädt zum Mitsummen und Mitfühlen ein, aber diese Liebe ist nur von kurzer Dauer. Ständig sind ihre Augen auf der Suche wie auch die der beiden anderen – Damen, Herren? Kein Liebesschwur mag das zu ändern. Wenn Droszdiok das große Geschütz auffährt und Franz Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ schmettert, liegt die bürgerliche Liebe längst in Trümmern.

Es braucht dafür – außer den Arien und Liedern und wenige von Ingmar Grapenbrade alias „Der Andere“ zitierte Verse – keine Dialoge. Der Kosmos der Liebe besteht aus Augenaufschlägen und (zerrupften) Rosen – kurzum aus Posen.

Dieser Minimalismus wird nach der Pause ein wenig aufgeweicht, die Botschaft aber bleibt. Es weitet sich lediglich der Fokus der Liebeshändel. Die Darsteller fordern das Publikum zum Tanz auf. Andrey Denisenko mit Sonnenbrille am weißen Klavier spielt einen Walzer. Paare drehen sich im Kreis. Männer tanzen mit Männern, Darsteller mit Zuschauern, Frauen mit Frauen, Männer mit Frauen. 

 Droszdiok, Grapenbrade und Coutinho – zwischendurch wie auch ihre männlichen Kollegen in Herrenkleidern – wandern zwischen den Tischen umher. Die herausfordernden Blicke springen die Damen und Herren im Publikum an. Anmachsprüche schwirren durch den Raum. „Ich bin vom ADAC. Darf ich sie abschleppen?“ „Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick oder soll ich nochmal vorbeikommen?“ „Ich hatte einen schlechten Tag, aber ein Lächeln von Ihnen könnte das ändern.“

Zum Finale setzen sich dann alle noch mal gegenseitig mit Hilfe Paul Abrahams „My golden Baby“ die Hörner auf: „My golden baby, my beautiful baby, my darling, my sweetheart, my song is for you, it’s just for you.“

Das Publikum ist begeistert, klatscht und singt mit. Die mittels zwölf Liedern verschiedener Operetten erzählte Geschichte von der liederlichen Liebe hat wieder mal gezeigt: Der Mensch neigt zum Vergessen. Ein guter Song plus überzeugende Darsteller im Zusammenspiel mit einem guten Pianisten fegen jeden Gedanken an Betrug und Herzschmerz einfach hinweg. Die Romantik ist unverwüstlich.

Text: Helge Berlinke, Fotos: Antje Berodt

„Die Operette ist sehr ehrlich und direkt“