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Thema der Woche

Schreiben, malen, drehen

Auch wenn die Schülerinnen und Schüler sich derzeit im Lockdown befinden, bleibt das Thema „Kulturelle Bildung“ auf der Tagesordnung. Aktuell läuft die dritte Auflage des von der Stiftung Herzogtum Lauenburg initiierten Schreibwettbewerbs „Wanted: Junge Autor*inn*en“. Mittendrin als Juryvorsitzender und Vorstandsmitglied der Stiftung ist auch Jörg-Rüdiger Geschke – vom Beruf Fachberater für kulturelle Bildung im Kreis Herzogtum Lauenburg.

„Wanted: Junge Autor*inn*en“ ist eine von mehreren Aktionen, mit denen jungen Menschen die Gelegenheit gegeben werden soll, sich auf kreative Art und Weise mit gesellschaftlichen, ökologischen und sozialen Themen auseinanderzusetzen. Eine weitere, Natur und Kultur verbindende Aktion läuft unter dem Motto „Kinderblütenreich“. Dafür suchen Geschke und seine Kollegin Elisabeth von Meltzer, Kreisfachberaterin für Natur- und Umweltbildung, Menschen, die Blühflächen zur Verfügung stellen oder Blütenpatenschaften eingehen. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler wäre es dann das Grün und die bunten Blüten, künstlerisch ins Bild zu setzen. Diese kreative Arbeit soll klassenweise erfolgen.

Darüber hinaus hat die Diplom-Designerin Sandra Hansen das schon laufende Projekt „Out of my Box“ angeschoben. Es ermöglicht Schülerinnen und Schüler ab der 9. Klasse, sich ästhetisch mit der Auswirkung der Pandemie auf ihre Lebenswelt auseinanderzusetzen. Als Ausdrucksmittel kommen Bild, Text, Audio- und Videodatei in Frage. Wer will, kann für seine Darstellung auch Medien miteinander kombinieren. Die digitalen Werke sollen auf eine digitale Pinwand hochgeladen werden. Die Teilnahme für Schulen ist kostenfrei. Anmeldungen nimmt Sandra Hansen persönlich entgegen. „Out of my Box“ ist Teil der von Kreisfachberater Geschke und seinen Kollegen initiierten „Kulturkiste“. Dahinter verbergen sich digitale Projektangebote, die den Schulen Unterrichtsmöglichkeiten für kulturelle Bildung in Zeiten des Lockdowns an die Hand geben sollen.

Kontakt:  

„Out of my Box“: Tel. 0176-55233425 und hansen@design-la-vie.de.

„Blütenreich“, Tel. 04156-256460 sowie e.vonmeltzer@posteo.de sowie joerg-geschke-rz@kfkb-sh.de.

„Wanted: Junge Autor*inn*en“: Fragen und Texte an info@stiftung-herzogtum.de. Anzugeben sind Namen, Anschrift, Geburtsdatum und Telefonnummer. Die Stiftung Herzogtum Lauenburg hat ihren Sitz in der Hauptstraße 150, 23879 Mölln. Weitere Infos zum Wettbewerb unter www.stiftung-herzogtum.de.

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Thema der Woche

„Die ganz neuen Leiden der jungen W.“

Jeder junge Mensch leidet auf seine ganz eigene Art und Weise. So auch Emma, die es fortzieht nach Berlin, um all ihre schlechten Erinnerungen hinter sich zu lassen. So wie sie sich sieht, ist sie eine bessere, erfolgreichere Emma. Das will sie beweisen – in einem Altenheim.

Altenheim statt DDR-Baubrigade, junge Frau statt junger Mann – der Kurs für Darstellendes Spiel der Gemeinschaftsschule Mölln hat unter der Leitung von Jörg-Rüdiger Geschke „Die neuen Leiden des jungen W.“ von Ulrich Plenzdorf in die Gegenwart transportiert und der jugendlichen Selbstfindung auch noch eine Pandemie mit auf den Weg gegeben. Ein gelungenes Manöver, wie sich bei der Welturaufführung zeigt. Das coronabedingt reduzierte Publikum, das aus zwei Klassenkohorten besteht, fühlt und leidet mit dieser Emma.

In dem Altenheim, in dem Emma arbeitet, stehen alle unter Anspannung. Die Seuche hat den Alltag auch in dieser Einrichtung aufgemischt. Alle tragen Maske, alle sind auf Abstand. Die Stimmung ist gereizt. Wie soll da Nähe entstehen? Wie können da Gefühle herunterkochen? Wo findet sich Trost in der Distanz? Und die Liebe? Ist nicht in Sicht in dieser vor allem von Frauen bestimmten Welt. Immerhin: Charlotte ist da, zu der Emma sich hingezogen fühlt.

Emmas Schicksal wird Stück für Stück über Rückblenden zu Tage befördert. Dafür bringt die Regie ihren Vater – im Leben nur eine Randerscheinung – ins Spiel. Emmas Vater begibt sich auf Spurensuche. Er spricht mit den Kolleginnen der Tochter, versucht herauszufinden, was seiner Tochter widerfahren ist. Wie Plenzdorfs Edgar in der Urfassung stirbt Emma an einem elektrischen Schlag. Bei Plenzdorf ist es eine selbstgebaute Maschine, die den Unfall auslöst, bei der Adaption ist es ein Föhn.

„Der Föhn ist ihre letzte Chance, zurückzukommen und zu zeigen, dass sie etwas kann“, sagt Geschke. Der Pädagoge und Kreisfachberater für kulturelle Bildung hat die Neufassung geschrieben. Diese Arbeit ist auch eine Reminiszenz an die eigene Vergangenheit. „Plenzdorfs Roman ist Teil meiner Jugend“, sagt er. Verblüfft habe ihn bei den Proben mit den Schülerinnen und Schülern dessen Aktualität. Für „Die ganz neuen Leiden der jungen W.“ habe er problemlos die Kulissen wechseln können. Es brauche keine 70er Jahre DDR, keine Brigade – der Kern des Stücks funktioniere, ganz gleich wo.

Offensichtlich ist die Sehnsucht der Jugend nach Anerkennung universell, allein Emmas Leid ist individuell. Geschke hofft, dass sich davon im neuen Jahr ein noch größeres Publikum überzeugen kann. Bislang haben sich die Inszenierung der Zehntklässlerinnen und Zehntklässler lediglich ein sehr kleines Premierenpublikum und vier Klassenkohorten am Vormmittag danach ansehen können.

https://www.youtube.com/watch?v=kILVQofie-8&feature=youtu.be
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Südlich der A24

Kurz notiert – unterwegs im Südkreis

Waldbetrachtungen: Dieter Sauer aus Wentorf hat sich als Schriftsteller betätigt. Soeben ist sein Buch „Bildliche Sachsenwald Erzählungen für die schönsten Zeiten des Jahres“ erschienen. Sauers Werk führt Leserinnen und Leser in die Natur und von dort durch das Kalenderjahr. Das Buch ist in der Buchhandlung Bücherwurm erhältlich. Private Bestellungen nimmt Sauer unter der Telefonnummer 040-7205257 entgegen.

Gesangsdienstende: Nach sieben Jahrzehnten im St.-Barbara-Chor der Katholischen Kirchengemeinde Geesthacht hat Paul Albert Kurtz 2020 aus Altersgründen den Gesangsdienst quittiert. Der 85-Jährige wurde von Chorleiter Prof. Wolfgang Hochstein kürzlich mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Die Übergabe war ursprünglich schon Weihnachten geplant gewesen, war aber wegen der Pandemie verschoben worden.

VHS-Kurse: Die Volkshochschule Schwarzenbek (VHS) bietet für das erste Semester 2021 neben neuen Online-Seminaren auch viele Präsenzkurse an. Für Menschen, die sich in der digitalen Welt nicht zu Hause fühlen, gibt es Anleitungen unter dem Motto „Hilfe, mein Kurs findet in der VHS-Cloud statt“. Sie finden am 2. und 9. März jeweils von 10 bis 11 Uhr sowie am 4. und 11. März jeweils von 16 bis 17 Uhr in den Räumlichkeiten an der Berliner Straße statt. Anmeldungen nimmt die VHS Schwarzenbek montags, dienstags und freitags in der Zeit von 9 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 14.30 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 04151-5388 entgegen. Weitere Infos – unter anderem zum Programm – gibt es unter www.vhs-schwarzenbek.de.

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Nördlich der A24

Neubeginn in leeren Dörfern

Mit einem mehrteiligen Filmprojekt erinnert das Grenzhus Schlagsdorf an das vor 75 Jahren zwischen Briten und Sowjets ausgehandelte Barber-Ljaschtschenko-Abkommen. Beitrag Nummer 5 befasst sich unter dem Titel „Neubeginn in leeren Dörfern“ mit Orten wie Dechow, die von einem Tag auf den anderen unter sowjetische Herrschaft fielen.

Im ersten Teil hatten Grenzhus-Leiter Andreas Wagner und Kreisarchivarin Dr. Anke Mührenberg über das Abkommen an sich gesprochen. Der zweite Filmbeitrag beschäftigte sich mit der Entstehung des „Grünen Bandes“. Beitrag Nummer drei und vier widmeten sich der historischen Spurensuche sowie dem Schicksal Albrecht von Bernstorffs.

Worum geht es beim Barber-Ljaschtschenko-Abkommen? Am 13. November 1945 unterzeichneten die beiden Generalmajore Colin Muir Barber und Nikolai G. Ljaschtschenko in Gadebusch die Vereinbarung über einen Gebietsaustausch zwischen der britischen und der sowjetischen Besatzungszone. Die Gebiete A und B mit den Gemeinden Dechow, Thurow und Lassahn wechselten von der britischen zur sowjetischen Besatzungszone und umgekehrt kam das Gebiet X mit den Gemeinden Ziethen, Mechow, Bäk und Römnitz von der sowjetischen Besatzungszone in die britische. Dieser Gebietsaustausch hatte langfristige Folgen für die Menschen, die teilweise bis nach der deutschen Einheit andauerten.

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Thema der Woche

„Wer kann, sollte jeden Tag eine Stunde rausgehen“

Beate Schicker ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutin. Die Möllnerin arbeitet seit 33 Jahren in diesem Beruf, seit 27 Jahren führt sie ihre eigene Praxis. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit der erfahrenen Therapeutin über ihre Arbeit während des Lockdowns und die Möglichkeiten, mit dem veränderten Alltag klarzukommen.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Schicker, wie erleben Sie als Privatmensch den Lockdown?

Beate Schicker: Ich kann das gar nicht unabhängig von meinem Beruf sehen, weil der Beruf ein Punkt ist, der mir den Lockdown eigentlich erleichtert. Der Beruf ist das, was mein Leben zum großen Teil strukturiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen gehe ich meiner beruflichen Tätigkeit unverändert nach. Ich habe Kontakt. Meine Patienten kommen ja zu mir. Das ist nicht anders als vor der Zeit des Lockdowns.

KP: Der Beruf steht also nach wie vor im Mittelpunkt?

Schicker: Ja, und es ist ein psychisch stabilisierender Faktor. Obwohl ich einen helfenden Beruf habe, stabilisiert der Beruf mich selber auch. Ich werde weiterhin gebraucht und ich habe einen Rhythmus.

KP: Gibt es außerhalb dieser beruflichen Welt irgendetwas, was Sie im Zuge des Lockdowns begonnen beziehungsweise geändert haben?

Schicker: Ich bin ein Mensch, der die Natur und die Musik liebt. Wenn ich eine große Palette an Emotionen erleben will, gehe ich in die Oper. Wobei das zurzeit ja nicht möglich ist. Aber ich habe die Natur, ich habe meinen Hund, mit dem ich spazieren gehe. Das ist etwas, was weiterläuft. Aber ich habe etwas intensiviert. Ich hatte mir vor zwei Jahren nach sehr langer Pause wieder ein Tasteninstrument zugelegt – ein E-Piano. Im Herbst habe ich angefangen, mich mehr damit zu beschäftigen. Ich mache an dem Instrument jetzt neue Sachen. Ich suche mir ab und zu einen Kirchenchoral oder ein Kirchenlied und harmonisiere das selber. Ich nehme auch kleine Musik-Videos auf und stelle sie ins Internet. Da wähle ich dann aus meinem großen Fundus an Naturfotografien passende Bilder aus. Das ist eine Form der Kreativität, die ich jetzt neu im Lockdown begonnen habe und die mir viel Freude macht.

KP: Wie wichtig ist es gerade jetzt, dass man Dinge hat, auf die man sich freuen kann?

Schicker: Das ist ganz, ganz wichtig.

KP: Und wenn man sie nicht hat – muss man sie sich suchen – oder?

Richtig. Da muss man die Augen offenhalten. Mit den Chorälen habe ich angefangen, weil wir sie normalerweise gesungen hätten. Ich singe ja im Nicolaichor. Deshalb hatte ich einige Noten von Chorälen aus dem Weihnachtsoratorium von Bach zu Hause liegen und da habe ich mich dann einfach mal hingesetzt. Ich habe mittlerweile auch ein  Musikaufnahme-Programm und habe diese Choräle mit verschiedenen Stimmen aufgenommen. Irgendwann ist es dann passiert, dass ich meine eigenen Akkorde hinzugefügt habe und jetzt ist es leicht verjazzt. Das macht einfach Freude. Das führt einen sofort in eine andere Welt. Inzwischen ist es fast so ein bisschen wie Verliebtsein. Es gibt so einen inneren Impuls, die Nähe des Klaviers zu suchen.

KP: In dieser anderen Welt gibt es dann auch keinen Lockdown…

Schicker: Das ist der sogenannte Flow. Das ist dieser Zustand, wo das Bewusstsein und die Sinne konzentriert sind und alles andere ausgeschaltet ist. Gerade jetzt in der Pandemie, wo schlechte Nachrichten auf uns einprasseln, ist es gut, dass wir trotzdem in einen Flow kommen, der uns in eine schöne, angenehme und harmonische Welt versetzt.

KP: Der Lockdown betrifft uns ja nun alle. Werden Sie auch von Bekannten, Verwandten und Freunden um Rat gefragt?

Schicker: Nicht mehr als sonst. Ich lebe eher zurückgezogen. Und ich kann mich auch wirklich sehr gut abgrenzen. Das wissen die Menschen in meinem persönlichen Umfeld auch. Ich bin nicht so die Ratgeberin in allen Lebenslagen. Das bin ich beruflich – im Privatleben aber nicht.

KP: Wahrscheinlich braucht man als Psychotherapeut auch mal Abstand von der Arbeit…

Schicker: Ich bin halt so ein Mensch. Ich bin keine, die Stunden lang am Telefon hängt und spätabends noch quasselt. Dann würde wohl die Gefahr bestehen, dass man mich zur Ratgeberin macht.

KP: Aber wenn Sie jetzt ein Freund oder Freundin anspräche, würden sie schon reagieren – oder?

Schicker: Natürlich. Nur: Wenn einem eine sehr nahestehende Person anspricht, besteht dann wieder das Problem, das man keine neutrale Person ist. Um wirklich einen professionellen Rat geben zu können, muss ich eine neutrale Person sein. Also wenn ich jetzt mit jemandem in meiner Freizeit Sport mache, dann wäre ich für denjenigen keine gute Therapeutin.

KP: Ich hätte darauf gewettet, dass die Menschen in Ihrem privaten Umfeld das Virus und den Lockdown zum Thema machen. Schließlich sind die Nerven momentan bei vielen sehr angespannt.

Schicker: Wenn wir jetzt Chorproben hätten, wäre ich einmal in der Woche unter vielen Leuten. Da hätte man auch Zeit, vorher und auch hinterher zu reden, und dann kämen wohl auch solche Gespräche zustande. Aber momentan gibt es nun mal keine Chorproben. Und die Spaziergänge mit dem Hund mache ich alleine.

KP: Wie sieht es denn bei Ihnen in der Praxis aus? Suchen da mehr Menschen als sonst Ihre Hilfe?

Schicker: Ich habe noch nie erlebt, dass wenig Bedarf an Psychotherapie besteht. Gerade zum Jahresanfang habe ich viele Anmeldungen, weil die Menschen – das ist völlig unabhängig von politischen und sonstigen Gegebenheiten – sich zum Jahresanfang vornehmen, etwas für sich zu tun. Viele sagen sich: Jetzt fange ich endlich mal eine Therapie an.

KP: Es gibt da trotz Pandemie und Lockdown tatsächlich keine Unterschiede im Vergleich zu den vergangenen Jahren?

Schicker: Es ist es genauso wie in den Jahren davor.

KP: Das hätte ich nicht gedacht.

Schicker: Es melden sich auch so vielmehr, als ich bewältigen kann. Ich könnte ein Vielfaches an Stunden arbeiten.

KP: Wie ist es mit denen, die bei Ihnen aktuell in Therapie sind. Wie gehen diese Menschen mit der Situation um?

Schicker: Die Reaktionen sind unterschiedlich. Es gibt tatsächlich Personen, die sagen, der Lockdown tut ihnen gut, weil er Stress aus ihrem Leben rausnimmt. Ich habe zum Beispiel viele Patienten, die nach Hamburg oder sonst wohin pendeln. Wenn diese Menschen jetzt Homeoffice oder Kurzarbeit machen, haben die natürlich sehr viel weniger Stress. Das ist ja klar. Auch Mütter, deren Kinder viele Hobbys haben, sagen mir, dass sie weniger Stress haben, weil sie nicht ständig zum Schwimm- oder Musikunterricht fahren müssen. Einige meiner Patienten sagen, der Lockdown tue ihnen gut. Das sind Menschen, die gerne zurückgezogen leben.

KP: Es gibt doch aber bestimmt auch Menschen, die unter der Situation leiden?

Schicker: Natürlich gibt es auch die anderen, die darunter leiden. Das sind dann diejenigen, die aus therapeutischen Gründen Rehasport machen oder Physiotherapien und Selbsthilfegruppen besuchen. In Mölln gibt es das Haus „Lebenswelten“, ein Treffpunkt, wo Menschen mit Psychiatrieerfahrung Mittag essen, spielen und sich unterhalten. Das fällt jetzt natürlich alles weg.

KP: Was raten Sie diesen Menschen? Das muss bei einer psychisch kranken Person doch für einen immensen Leidensdruck sorgen…

Schicker: Normalerweise würde ich einigen Patienten empfehlen, regelmäßig Schwimmen zu gehen, weil das für Körper, Geist und Seele eine tolle Bewegungsart ist. Auch Fitnessstudios können ein therapeutischer Faktor sein, fallen aber derzeit ebenfalls weg.

KP: Gibt aktuell es überhaupt Alternativen?

Schicker: Jeder Mensch, der die Möglichkeit dazu hat, sollte auf jeden Fall eine halbe Stunde am Tag raus- und spazierengehen. Oder besser eine Stunde. Man kann zu Hause auch Gymnastik machen. Bei Youtube gibt es ja alles Mögliche – Atmungsübungen, Dehnungsübungen, Gleichgewichtsübungen.

KP: Nun gibt es Menschen, die Probleme haben, sich selbst aufzuraffen.

Schicker: Das ist richtig. Ich empfehle immer, sich nicht zu viel vorzunehmen. Es gibt Menschen, die Wochen lang nichts gemacht haben und sich dann völlig überfordern. Wenn ich drei Stunden losmarschiere und mit hängender Zunge zu Hause ankomme, ist das nicht sehr motivierend. Da reicht beim ersten Mal ein Gang um den Block.  

KP: Frau Schicker, ich danke Ihnen für das spannende Gespräch.

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Südlich der A24

„Schleswig-Holstein & Herzogtum Lauenburg: Zwei Geschichten oder eine?“

Die historischen Verbindungen zwischen Schleswig-Holstein und dem Herzogtum Lauenburg nimmt am Donnerstag, 4. Februar, Prof. Dr. Oliver Auge (Universität Kiel) in den Blick. Sein von der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg veranstalteter Vortrag ist ab 19.30 Uhr online über die Webseite https://www.bismarck-stiftung.de/ zu sehen.

Weder Schleswig noch Holstein: Das Herzogtum Lauenburg schrieb mehrere Jahrhunderte lang seine eigene Geschichte und war mit wechselnden Königshäusern in Personalunion verbunden. Prof. Auge skizziert die wechselvollen Beziehungen der drei Herzogtümer nördlich der Elbe und zeigt die historische Entwicklung auf, die in ihrer Zusammenführung zu einer preußischen Provinz mündete. Der Titel seines Vortrags lautet „Schleswig-Holstein & Herzogtum Lauenburg: Zwei Geschichten oder eine?“.

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Vorfahrt für die Jugend

Hoffen auf einen gelungenen Spätstart

Wie alle anderen gesellschaftlichen Veranstalter und Vereine ist auch der Kreisjugendring (KJR) aktuell auf Abstand und mehr oder minder zur Tatenlosigkeit verdammt. Die hohen Ansteckungszahlen erlauben keine Ausnahme. Ungeachtet dessen haben die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben gemacht und die Arbeit für 2021 geplant. Wie – das haben der Vorsitzende Jens Pechel, Geschäftsführer Arne Strickrodt sowie Bildungsreferentin Stefanie Möhring und Julian Schlicht kürzlich auf einer digitalen Pressekonferenz vorgestellt.

Das KJR startet auf jeden Fall später mit seinem Programm und hofft so, Absagen vermeiden zu können. Ab Ostern soll es mit den insgesamt 43 Angeboten losgehen, darunter 20 Seminare. Statt auf Veranstaltungen mit bis zu 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern will die Einrichtung maximal 15 Kinder und Jugendliche pro Programmpunkt zulassen. Darüber hinaus startet das Projekt „ich für mich + wir fürs Herzogtum“, bei dem in Sterley bis zu 100 Jungen und Mädchen in verschiedenen Themenbereichen Erfahrungen sammeln können. Die Umsetzung erfolgt in kleinen Gruppen. Übernachtet werden soll pandemiegerecht in diversen Klassenräumen der Schule Salem. Vom Tisch ist dagegen das Stadtspiel. Statt Tillhausen 2021 heißt es wegen Covid-19 nun Tillhausen 2022.

Weitere Infos unter Tel. 04542-843784. Das Jahresprogramm gibt es auf www.kjr-herzogtum-lauenburg.de.

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Thema der Woche

Was macht eigentlich Antje Ladiges-Specht?

Der Lockdown ändert vieles, aber nicht alles bei Antje Ladiges-Specht. Nach wie vor geht sie jeden Morgen vor dem Frühstück in den Garten, um bei Wind und Wetter zu meditieren. Und natürlich arbeitet sie an neuen Kunstwerken, die sie im kommenden KulturSommer am Kanal zeigen wird. Zudem gibt es viele andere Dinge, die erledigt sein wollen.

„Ich habe sonst ein Programm, das ich mir vornehme“, sagt die Künstlerin, die ihr Atelier in der Alten Schule in Klein Zecher hat. Aber im Moment falle es ihr schwer, die gesteckten Ziele zu erreichen. „Manchmal frage ich mich, wie hast du das vor der Pandemie alles geschafft?“ sagt sie. „Die Zeit rast irgendwie dahin. Es ist erschreckend.“

Am Anfang der Pandemie sei sie wie gelähmt gewesen. Dann habe sie einen Energieschub bekommen und jetzt habe sie das Gefühl, von einer „innerlichen Lethargie“ erfasst worden zu sein. Zu schaffen machen ihr auch die fehlenden sozialen Kontakte. Zwar telefoniere sie regelmäßig und ausführlich mit Freunden, doch sie vermisse dieses „gelöste Miteinander“. Sie komme sich psychisch ausgebremst vor. Gleichzeitig fühle sich das alles irgendwie surreal an. „Wie in einem Film“, meint Ladiges-Specht.

„Ich weiß“, sagt sie, „dass ich auf hohem Niveau jammere.“ Schließlich wohne und lebe sie in einem schönen Umfeld. Sie wisse, dass es den Menschen in anderen Teilen der Welt wesentlich schlechter mit der Pandemie ergehe. Sorge mache ihr zudem die andauernde Zerstörung der Umwelt, die sie seit Jahren beobachte, und auch die drohende globale Auswirkung der Pandemie beunruhige sie – insbesondere für die Menschen in den ärmeren Regionen.

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Kennenlernen im Online-Modus

Julia Dombrowski hat sich keine leichte Zeit für ihren Start „ausgesucht“. Die frischgebackene Stadt- und Kulturmanagerin Geesthachts übernahm im Dezember – in der Zeit des „Lockdown light“ – ihren neuen Job, um kurz darauf im harten Lockdown zu landen. Live-Musik, Ausstellungs- und Theaterbesuche, die ohnehin schon untersagt waren, rückten in noch weitere Ferne.

Totenstille und tote Hose statt Bühnenaction. Wie soll eine Stadt- und Kulturmanagerin da in die örtliche Kunstszene eintauchen und jenen Menschen begegnen, die letztendlich der Grund ihrer Anwesenheit sind? Wenn jemand da ins Grübeln und Hadern käme, könnte man das verstehen. Aber der Typ Mensch scheint Dombrowski nicht zu sein. Sie sieht sehr wohl Möglichkeiten, mit den Kulturschaffenden ins Gespräch zu kommen. „Mit der guten alten E-Mail oder dem Telefon lassen sich durchaus erste Kontakte knüpfen“, so Dombrowski. Zudem gebe es Optionen wie Jitsi, die Videokonferenzen auch mit mehreren Menschen ermöglichen. Sie habe begonnen, persönliche Termine für die kommenden Monate auszumachen. Umgekehrt freue sie sich über jede Person, die mit ihr Kontakt aufnehme.

Dombrowski sieht in der Pandemie auch eine Chance für den Kulturbetrieb. „Sie ist ein Ideenkatalysator und zwingt Kulturschaffende, aber auch Stadtverwaltungen, Stiftungen und all die, die im weiten Feld der Kultur agieren, neue Wege zu beschreiten.“ Sie sei immer wieder erstaunt, wie die Beteiligten sich in den letzten Monaten bewegt haben. „Zahlreiche Akteurinnen und Akteure haben sehr flexibel und kreativ auf die Situation reagiert“, meint Dombrowski. Es seien neue Formate, Netzwerke und Möglichkeiten entstanden.

Die Geesthachter Kulturmanagerin denkt da vor allem an die digitalen Möglichkeiten, die Kulturschaffende in der Krise für sich entdeckt haben. Sie selbst bezeichnet sich als „sehr digitalaffin“ und hofft, „dass sich kulturelle Angebote auch nach Corona vermehrt digitale Räume erschließen und damit auch neue Zugänglichkeiten ermöglicht werden“. Dombrowskis Auffassung nach ist die strikte konzeptionelle Trennung von einem digitalen oder einem „analogen“ Raum überholt. „Beide Bereiche sind untrennbar miteinander verbunden und ich wünsche mir sehr, dass Kulturangebote diese Schnittstellen in Zukunft vermehrt mitdenken“, betont sie.

Und was bedeutet das nun alles für den Kulturaufbruch Geesthacht? Hat sie sich darüber schon Gedanken gemacht? Dombrowski möchte zunächst einmal ein „innovatives, kommunikatives Umfeld und Netzwerk“ aufbauen. Ein Kulturkonzept könne grundsätzlich nur in Kontakt mit den Kulturschaffenden entwickelt werden. Zugleich seien solche Konzepte für sie aber nie in Stein gemeißelt. „Es gilt, sie immer wieder zu überprüfen und anzupassen – wie beispielsweise in Zeiten von Corona“, betont sie.

Erst einmal heißt es für Dombrowski aber, sich einzuarbeiten und die Stadt kennen zu lernen. Ausgangspunkt dafür ist das Büro, das sie im Krügerischen Haus bezogen hat. Das ist insofern praktisch, als neben dem Kulturmanagement die zeitgenössische Museumsarbeit ein weiterer Schwerpunkt ihres Jobs ist. In diesem Bereich hat sie eine große Portion Erfahrung mit nach Geesthacht gebracht. Neun Jahre lang arbeitete Dombrowski am „Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt“ (MARKK). Mitgenommen hat sie von dort die Maxime, dass sich Vermittlungsarbeit an alle Altersgruppen richten sollte.

Bürgermeister Olaf Schulze hat sie mit diesem Ansinnen schon mal überzeugt. Er freue sich auf die Impulse, die von Julia Dombrowski ausgehen werden, so Schulze bei ihrer Vorstellung. Dies gilt im Übrigen auch für Christoph Raneberg, der im Krügerischen Haus kürzlich sein Amt als Stadtarchivar übernommen hat.

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Nördlich der A24

Winterzeit? Winterzeit!

Rudi Carrell sang einst „Wann wird´s mal wieder richtig Sommer“. Würde der Showmaster noch leben, würde er wohl ein ähnliches Lied über den Winter anstimmen. Dass Eis und Schnee das Land fest im Griff haben, wird mit jedem Jahr unwahrscheinlicher. Zu groß ist der durchschnittliche Temperaturanstieg mittlerweile.

Da ist es doch erfreulich, wenn zumindest medial an den Winter erinnert wird. Kulturzeit aus Ratzeburg sendet am Sonntag, 24. Januar, um 17 Uhr Musikalisches und Literarisches zur kalten Jahreszeit. Im Mittelpunkt steht „Der Schneesturm“, eine Erzählung von Alexander Puschkin. Eine Wiederholung der Sendung ist für Sonntag, 31. Januar, ebenfalls um 17 Uhr sowie dienstags am 26. Januar und 2. Februar um 9 Uhr geplant.

Zu empfangen ist Kulturzeit auf der Frequenz 98,8 MHz (106,5 Kabel) und als Direktsendung im Internet unter www.okluebeck.de.